WARWOLF – The Apocalyptic Waltz

Trackliste:

01. Apocalyptic Waltz
02. Silver Bullets
03. Spawn Of Hell
04. Flying Dutchman
05. Die In Dignity
06. Jealous Clown
07. Rivers Of Blood
08. Kingdom Of Fools
09. Legacy Of Salem
10. Bloodlines
11. Resistance
12. Van Helsing’s Dream

Spielzeit: 65:37 min – Genre: Heavy Metal – Label: Metalapolis Records – VÖ: 29.09.2023 – Page: www.facebook.com/WARWOLFofficial

 

Man muss ja den regionalen Untergrund supporten, und was könnte für mich regionaler sein als WARWOLF, die seit gefühlten Ewigkeiten jeden zweiten Samstag den Support in meinem Stammclub, dem Kubana in Siegburg, geben und kürzlich noch keine zehn Minuten von meinem Zuhause entfernt Open Air aufgetreten sind?
Vor 2022 noch als WOLFEN unterwegs macht das Quintett traditionellen Heavy Metal mit ordentlich NWOBHM-Einflüssen. Die Art, die Leute in Kutten anzieht und für die Ü50er wie U20er dieser Spezies aus dem Köln/Bonner Raum einen verlässlichen gemeinsamen Nenner darstellt.
Andreas „Lippi“ von Lipinski traut man mit seinen trocken-lustigen Ansagen mit ordentlich Kölsche-Jung-Vibes dabei äußerlich erstmal gar nicht so eine Vocal-Leistung zu. Da geht ein echt schönes leichtes Bruce-Dickinson-Vibrato ebenso wie softe Vocals, aber natürlich auch die kraftvolle Prototyp-Metal-Stimme. Und während das Vocal-Potenzial gerade zu Beginn des ersten Songs noch nicht voll durchscheint, lohnt sich hier ein Dranbleiben. Das Ding ist eh über acht Minuten lang und entfaltet sich in bester MAIDEN-Manier, mit denen die Truppe nicht von ungefähr immer wieder mal verglichen wird.
Über eine Stunde und zwölf Songs gibt es auf der neuen Platte „The Apocalyptic Walz“ schön oldschooligen Metal im Spirit der großen Briten, inklusive der angenehmen ruhigen Parts mit cleanen Gitarren und so einigen Wendungen, die man von ihnen kennt. Das wird kombiniert mit einigem groovenden Midtempo und vermehrtem Einsatz dickerer Backing Vocals, was dem Album erheblich zugute kommt. Hier kratzen WARWOLF auch immer mal wieder an GRAVE-DIGGER-Feeling, was angesichts der Tatsache, dass „The Apocalyptic Waltz“ von DIGGER-Sänger Chris Boltendahl aufgenommen und produziert wurde, wenig verwundert.
Die Produktion ist tatsächlich einer der kleinen Anlässe zu Kritik. Klingt alles sehr ordentlich, ist aber ein wenig obere-Mitten-lastig. Hier wäre etwas finale Frequenzarbeit begrüßenswert gewesen. Und Tradition in allen Ehren, aber ein bisschen mehr Mut zur Innovation wäre schön gewesen. WARWOLF verlassen sich sehr auf ihren klassischen Grundstil, den sie mit Elementen anderer, nicht minder klassischer Sub-Stile wie Teutonic Metal anreichern, weil es ja auch geil ist. Aber die Überraschungen auf „The Apocalyptic Waltz“ beschränken sich damit zumeist auf die Tatsache, wie schön authentisch man das umgesetzt bekommen hat, und weniger auf Unvorhersehbarkeit in der Komposition.

Fazit:
Live sind WARWOLF ein ziemlicher Knaller, und auch auf Aufnahme müssen sie sich hinter anderen Classic-Heavy-Metal-Bands nicht verstecken. Und seien wir ehrlich: Wenn jemand das Rad neu erfindet, gute Sache. Aber wenn schon jemand ein hervorragend funktionierendes erfunden hat, dann ist jemand, der es in hoher Qualität nachbauen und dann noch schön anmalen kann, immer wertvoll.

Anspieltipps:
„Jealous Clown“, River Of Blood“ und „Legacy Of Salem“

Jannis

PRIME CREATION – Tell Freedom I Said Hello

Trackliste:

01. Tell Freedom I Said Hello
02. Promised Land
03. Erased
04. State Dominion
05. Fallen
06. Journey Through the Wasteland
07. Receiver of Memory
08. My Last Farewell
09. Into my World
10. Dystopia

 

Spielzeit: 42:32 min – Genre: Heavy Metal – Label: ROAR! – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.primcreationband.com

 

PRIME CREATION sind eine der aufstrebenden neuen Metalbands aus Schweden der letzten Jahre! 2017 das erste Mal auf der Bildfläche mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum erschienen kehren sie nun mit ihrem dritten Album „Tell Freedom I Said Hello“ zurück.
Garniert mit etwas Düsternis und Melancholie, ala EVERGREY schafft man es sich ein Alleinstellungsmerkmal zu erschaffen und sich so vom Rest abzuheben.
Das neue Album ist kein Konzeptalbum, jeder Song steht für sich und hat seine eigene Geschicte.
Personell gibt es auch keine Wechsel zu vermelden, somit können wir uns direkt dem neuen Material widmen!

Mit dem Titelstück „Tell Freedom I Said Hello” steigt man in den neuen Diskus ein. Hmm okay der Titelsong ist nur ein überlanges, stimmungsvolles Intro. Na, als Einleitung okay, aber als Titelsong? Nun man wird schon seine Gründe dafür gehabt haben!
Der erste richtige Song „Promised Land“ geht auf jeden Fall direkt ordentlich nach vorne und die tief gestimmten Gitarren liefern direkt wieder diese EVERGREY Feeling, was sich dann noch mit dem Einsetzen des Gesangs von Fronter Esa verstärkt. Ein ordentlicher, melodischer Chorus und ordentliche Schmackes das sind die Glanzpunkte dieses ersten Hits!
In eigentlich genau dieselbe Kerbe, inklusive eines geilen Chorus, schlägt dann das folgende „Erased“.
Das dem Mittelteil einleitenden „State Dominion“ kommt aber irgendwie nur schwer in Fahrt und kann auch nicht komplett zu den bisher gehörten aufschließen.
Mit dem melancholischen „Fallen“ macht man diesen kleinen Ausrutscher etwas wett, richtig ins erste Regal greift man dann aber wieder beim abwechslungsreichen und schön eingängigen „Journey through the Wasteland“.
Die Powerballade „My Last Farewell“ eröffnet dann das letzte Drittel wo man mit dem melodischen Groover „Into my World“ und dem etwas längeren, epischen „Dystopia“ noch zwei sehr ordentliche Tracks in der Hinterhand hat.

PRIME CREATION bleiben sich auf ihrem neuen Album auf jeden Fall treu und das ist absolut gut so! EVERGREY Fans, die auch mal über den Tellerrand hinausschauen wollen finden hier auf jeden Fall ordentliche und solide Kost!
Die absoluten Überhits wie auf den Vorgängeralben fehlen hier vielleicht, insgesamt ist das Album aber auf einem recht ordentlichen Niveau.
Knapp also noch die Kaufempfehlung für die geneigte und interessierte Hörerschaft.

Julian

 

ICON OF SIN – Legends

Trackliste:

01. Cimmerian
02. Night Force
03. The Scarlet Gospels
04. In the Mouth of Madness
05. Heart of the Wolf
06. Bare Knuckle
07. Wheels of Vengeance
08. Clouds over Gotham Pt.2 – The Arkham Night
09. Terror Games
10. Black Sails and Dark Waters

 

Spielzeit: 56:07 min – Genre: Heavy Metal – Label: Frontiers Music – VÖ: 04.08.2023 – Page: https://www.facebook.com/IconOfSinMusic/

 

Vor 2 Jahren widmete sich noch unser geschätzter Kollege Balle dem neuen Bandprojekt ICON OF SIN aus dem Hause Frontiers. Da Balle aktuell krankheitsbedingt pausiert musste ich mir doch auch mal anhören, wie das Ganze so tönt und widmete mich mit Freuden dem zweiten Album „Legends“.
Herzstück der Truppe ist nach wie vor der brasilianische Sänger Raphael Mendes der mit Youtube Coversongs bekannt wurde und einem gewissen Bruce Dickinson stimmlich doch recht ähnelt.
Musikalisch bleibt eigentlich alles beim Alten und man bewegt sich zwischen, Heavy, True sowie NOWBHM und bezieht sich lyrisch auf unterschiedliche Fantasy oder historischen Themen.

Gestartet wird das neue Album von „Cimmerian“ mit kraftvollen Riffs und Drums. Es entwickelt sich ein flotter Midtemposong über dem der erstklassige Gesang von Fronter Raphael thront. Ein sehr ordentlicher Einstieg!
Das anschließende „Night Force“ ist dann nicht ganz so druckvoll wie der Opener, besticht aber mit seiner Eingängigkeit und seiner Melodic vor allem im Refrain sehr stark.
„The Scarlet Gospels“ ist ein erdiger Groover bei dem Nacken, Arme und Füßen wunderbar mitgehen können und der einen schönen epischen Touch sowie ebenfalls wieder einen sehr starken Refrain besitzt.
Hier erinnert man ganz klar an die, wahrscheinlich, großen Vorbilder IRON MAIDEN!
Über den Midtemporocker „In the Mouth of Madness” geht es dann in den Mittelteil der Scheibe, wo man ein klein wenig durchhängt und nicht mehr ganz das Niveau des ersten Drittels hinbekommt.
Klarer Glanzpunkt ist hier das klassische „Wheels of Vengeance“.
Im letzten Drittel kann man sich aber wieder steigern und man bewegt sich qualitativ wieder im oberen Regal.
Egal ob es das epische „Clouds over Gotham Pt.2 – The Arkham Night”, inklusive Möderchorus, der hymnische Midtempokracher „Terror Games“ oder der überlange epische Abschlusskracher „Black Sails and Dark Waters“ ist.
Alles hier sind absolute Hits und zünden sofort!

Ich bin ja kein Freund der Veröffentlichungsflut und der Bandprojekte aus dem Hause Frontiers. Aber hier haben wir es auf jeden Fall mit einem besseren dieser Gattung zu tun!
ICON OF SIN halten auch auf ihren zweiten Album die Fahne des NWOBHM hoch, fahren dieses Mal aber auch häufig eher im klassischen Heavy Metal Gewässer.
Im Mittelteil lässt man zwar etwas Federn, aber die restlichen Songs sind sehr ordentlich geraten und jeder Fan von IRON MAIDEN und Co sollte hier viel Freude dran haben.
Klare Kaufempfehlung also!

Julian

 

 

 

U.D.O. – Touchdown

Trackliste:

01. Isolation Man
02. The Flood
03. The Double Dealer’s Club
04. Fight For The Right
05. Forever Free
06. Punchline
07. Sad Man’s Show
08. The Betrayer
09. Heroes Of Freedom
10. Better Start To Run
11. The Battle Understood
12. Living Hell
13. Touchdown

Spielzeit: 53:59 min – Genre: Heavy Metal – Label: Atomic Fire Records – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.facebook.com/udoonline

 

Man muss sich wirklich fragen, ob man in der Zeit, in der man die Rezension zu einem neuen U.D.O.-Album liest, nicht mit der Lektüre von irgendwas anderem zu mehr Erkenntnisgewinn gelangen kann. Und ja, da ist schon was dran. Umso mehr Dank an dieser Stelle allen Lesern, die dranbleiben! Das 19. Studioalbum des deutschen Metal-Botschafters mit der legendär-kreischigen Stimme (ACCEPT-Alben natürlich nicht eingerechnet) nennt sich „Touchdown“, kommt erneut mit Udos Sohn Sven an den Drums und anderen erfahrenen Musikern daher und hat einen erwartungsgemäß saftig-knackigen Sound, bei dem man, wie schon beim Vorgänger, die Vocals an einigen Stellen ein klein wenig lauter hätte drehen dürfen.
Die Platte ist eine Viertelstunde kürzer als das 2021er „Game Over“, was gut ist, denn nach 50 Minuten ist die Luft dann auch irgendwann raus.
Der geneigte U.D.O.-Fan kann an dieser Stelle schonmal aufatmen, Bedürfnisse werden befriedigt. Da ist mit „Forever Free“ der ganz melodische Song, mit „The Betrayer“ der ganz aggressive, und ansonsten ganz viel dazwischen – inklusive kleinem Klassik-Solo, dieses Mal in Form von MOZARTs Rondo Alla Turca, was natürlich eine absolut exquisite Wahl ist (ne, „Metal Heart“, looking at you!).
Das klassische abgespeckte Midtempo, das wir alle von U.D.O./ACCEPT so lieben, ist ebenfalls ordentlich vertreten, dazu aber auch eine gute Menge an schnelleren Songs/Parts, die gefühlt etwas generischer ausfallen und ihren U.D.O.-Bezug primär durch die charakteristischen Vocals behalten.
Ansonsten macht „Touchdown“ im Vergleich zu seinen Vorgängern in Sachen Riff-Qualität und Coolness-Faktor leichte Abstriche. Nicht falsch verstehen, Andrey und Fabian machen an der Gitarre einen hervorragend souverän-intuitiv wirkenden Job und beispielsweise der Chorus von „Punchline“ lässt jeden nicken, der sich über den Besitz von Nackenwirbeln freuen kann. Aber ganz erreicht man dann eben doch nicht die Menge an Spirit der letzten Releases.

Fazit:
Kann halt auch nicht jedes neue Album das beste der Band sein. Aber Jesus, Udo kann kein schlechtes Album rausbringen. Das ist eine von wenigen universellen Wahrheiten und sie hat sich auf „Touchdown“ ein weiteres Mal bestätigt! Jetzt erstmal Mozart hören. Und dann nochmal „The Battle Understood“!

Anspieltipps:
„Fight For The Right“, „The Battle Understood“, „Punchline“ und „The Betrayer“

Jannis

BREFORTH – Metal in my Heart

Trackliste:

01. Reset my Sanity
02. Digging in the Dirt
03. Dynamite
04. Rest in Peace
05. Wheel of Fortune
06. Danger
07. Metal in my Heart
08. Social Suicide
09. Nighttrain to Paris
10. Need More Rock N Roll

 

Spielzeit: 40:36 min – Genre: Heavy Metal – Label: Metalapolis Records – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.facebook.com/Breforthband

 

Jürgen Breforth ist seit mehr als 40 Jahren ein Bestandteil der deutschen und internationalen Metalszene! Vielleicht ist er nicht jedem direkt geläufig, aber der Mann hat als Gründer mit der Band MAD MAX Metal/Rock Geschichte geschrieben.
Diese ist bis heute aktiv, widmet sich mittlerweile aber eher rockigeren Tönen und da der gute Jürgen nach wie vor ein Faible für NWOBHM oder Teutonic Metal hat war es nur eine Frage der Zeit, bis er auch diese Leidenschaft mehr ausleben möchte.
Dies kann er nun mit seinem zweiten Standbein BREFORTH. Diese Band füllt genau diese Lücke und Genre aus!
Zusammen mit seinem Mitstreitern Sänger Peter Lenzschau, Schlagzeuger Arne Fleischhut, Gitarrist Erik Blumenthal und Bassist Jens Lükermann lässt er nun das Debütalbum „Metal in my Heart“ auf die dürstende Fangemeinde los.

Eröffnet wird das gute Stück mit dem Opener und Videosingle „Reset my Sanity“. Schön groovig und druckvoll bahnt sich die Nummer ihren Weg durch die Boxen direkt in die Gehörgänge. Ein perfekter Start würde ich sagen, wo man direkt mit den Händen und den Füßen mitgehen kann!
Sänger Peter ist direkt eine Bank, passt perfekt zur Teutonic und Oldschool Metal Mucke und bewegt sich stimmlich irgendwo zwischen Rob Halford und Tim Ripper Owens. Und das will schon was heißen!
„Diggin in the Dirt“ geht wieder direkt voll auf die Zwölf und ist ebenfalls ein Groover vor dem Herrn. Natürlich, wie auch schon der Vorgänger, mit dem passenden Ohrwurm Refrain.
Bei „Dynamite“ haben wir im Hintergrund ein paar Keys, die die Nummer schön auflockern und eher in Richtung Rock tendieren lässt. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern etwas schwächer, aber nach wie vor ein sehr ordentlicher Song.
„Rest in Peace“ ist dann wieder Teutonic Metal pur, das Tempo wird gut gewechselt und auch ansonsten kann man hier wieder voll überzeugen.
Die obligatorische Albumballade haben wir dann mit „Wheel of Fortune“. Diese ist richtig gut gemacht und zeigt das Sänger Peter auch die ruhigere Art perfekt draufhat. Ein geiler Refrain rundet das Teil bombig ab!
Bei „Danger“ ist man etwas zackiger und wieder voll im Metal unterwegs.
Diese Marschrichtung halten dann auch die nächsten Songs, unter anderem der geile Titeltrack „Metal in my Heart“ der Live ziemlich gut rüberkommen dürfte, bis man bei den beiden letzten Tracks „Nightrain to Paris“ und „Need More Rock N Roll“ etwas mehr in die Rock und MAD MAX Richtung ausbricht, was jetzt aber absolut nicht schlimm ist sondern die Scheibe gut auflockert und abrundet.

Man merkt auf dem DEBÜTALBUM von BREFORTH auf jeden Fall zu jeder Sekunde hier sind Profis am Werk!
Das Album und die zweite Band macht für Mastermind Jürgen absolut Sinn, so kann er seine zwei musikalischen Lieben voll ausleben.
Das Songwriting ist stark, die Mannschaft auch, und die Songs sind größtenteils auch im oberen Level angesiedelt.
So bleibt zum Schluss und insgesamt die glasklare Empfehlung für die angesprochenen Zielgruppen und ein Platz auf unseren obersten Punkteplätzen! Gratulation zu diesem starken Debüt!

Julian

 

 

 

SPIRIT ADRIFT – Ghost At The Gallows

Trackliste:

01. Give Her To The River
02. Barn Burner
03. Hanged Man’s Revenge
04. These Two Hands
05. Death Won’t Stop Me
06. I Shall Return
07. Siren Of The South
08. Ghost At The Shallows

 

 

Spielzeit: 46:00 min – Genre: Heavy Metal – Label: Century Media Records – VÖ: 18.08.2023 – Page: www.facebook.com/SpiritAdrift

 

Manche Bands klingen, als wären sie seit ungefähr 30 Jahren aktiv, sind aber eigentlich erst vor acht Jahren entstanden. Eine davon ist SPIRIT ADRIFT, deren fünftes Album die Tage erscheint und den Namen „Ghost At The Gallows“ trägt.
Könnte Heavy Metal oder Doom Metal sein, dem Namen nach, hm? Und tatsächlich ist die Platte der Texaner letztendlich Heavy Metal, garniert mit einem Schuss Doom und einer Prise Stoner. Gut produziert serviert.
Die Melodien sind größtenteils heavy, tendenziell powerige Momente wie in den harmonischeren Passagen des Openers eher selten. Dabei scheut man sich jedoch nicht, die Vocals mehrstimmig und harmonisch schön zu layern, vielleicht etwas häufiger als erwartet. Dennoch – im Herzen ist „Ghost At The Gallows“ ernster Heavy Metal, der auch dank der intuitiv wirkenden, starken Riffarbeit nicht zu „soft“ rüberkommt und immer ein paar Ecken und Kanten bereithält, wenn nötig.
Insbesondere in „Hanged Man’s Revenge“ und „I Shall Return“ wird es auch mal ein bisschen teutonisch, in ersterem eher GRAVE-DIGGERig, in letzterem 80er-ACCEPT-artig.
Löblicherweise vergessen SPIRIT ADRIFT mit ihrem Doom-Background auch nicht die Wichtigkeit ruhiger Parts. In vielen der Songs auf der Platte gibt es die ein oder andere cleane Gitarre in Anfängen, Enden oder Mittelteilen, in denen der Wert mehr auf Schönheit gelegt wird, was natürlich immer für eine angenehme Kontrastwirkung sorgt. Nicht hart zum Selbstzweck also, wie auch in einzelnen Stil-Entscheidungen deutlich wird. So ist der Einsatz einer geschlossenen Hihat heutzutage schleichend immer seltener geworden, obwohl er in Sachen Tightness zweifelsohne seine Berechtigung hat – auch das wissen SPIRIT ADRIFT.
Midtempo und langsameres Uptempo geben den Takt an auf dem Album, wenngleich auch die ein oder andere fixe Stelle nicht fehlt. Wirklich balladig wird es eigentlich nur bei „These Two Hands“, das sich einen gefühlvollen Einstieg und locker über drei Minuten bis zum ersten Bandeinsatz gönnt.
All das wirkt trotz der verhältnismäßig kurzen Karriere der Band bis heute absolut professionell und ernstzunehmend. Allerdings mutet das Album ab und an auch mal so an, als habe hier eine Band seit 30 Jahren ihren Stil entwickelt und ruhe sich nun ein wenig darauf aus (obwohl das selbstverständlich nicht der Fall ist). Die großen Überraschungshits bleiben auf „Ghost At The Gallows“ aus. Äußerst gut gemachter, seriöser Heavy Metal ist das Ding nichtsdestotrotz.

Fazit:
Tendenziell unmodern, mit einem genau richtigen Maß an Härte, der Bereitschaft zum Zeigen von Emotionen und stabilem Handwerk durch die Bank – für die neue SPIRIT ADRIFT sollte sich in der Rock Garage eine ordentliche Zielgruppe für „Ghost At The Gallows“ finden lassen – und das absolut zurecht!

Anspieltipps:
„Give Her To The River“, „Hanged Man’s Revenge“, „These Two Hands“ und „Ghost At The Shallows“

Jannis

LANCER – Tempest

Trackliste:

01. Purest Power
02. Fan The Flames
03. Entity
04. Out Of The Sun
05. Tempest
06. Coruption
07. Blind Faith
08. We Furiously Reign
09. Eye For An Eye
10. The Grand Masquerade

 

Spielzeit: 51:05 min – Genre: Heavy/Power Metal – Label: Fireflash Records – VÖ: 12.08.2023 – Page: www.facebook.com/lancermetal

 

Kann man am Cover eines Heavy-Metal-Albums erkennen, ob man irgendwo während des Hörens einen Epic-metallischen Halleffekt auf den Vocals finden wird? Ich sage ja, ein weiteres Mal in meiner Theorie bestätigt. Von LANCER dieses Mal, und ihrer neuen Platte „Tempest“. Die Band, deren A im Namen man unbedingt als Ä aussprechen sollte, wenn man beim Reden darüber nicht komisch angeschaut werden will, kommt aus Schweden, hat zuvor seit 2012 schon drei Alben veröffentlicht und ist auf ihrem neusten auch mit einem neuen Drummer (Pontus Andrén) und einem neuen Sänger (Jack L. Stroem, RG-Lesern vielleicht von VANDOR bekannt) unterwegs.
Und wenn man die Band mit VANDOR in Verbindung bringen kann, dann mag man auch schon ahnen, was einen so erwartet: klassischer Heavy Metal mit korrektem, unpoliertem Sound, oldschool, melodisch und um unüberhörbare Power-Metal-Elemente angereichert.
Jap, genau das erwartet einen. Neun Songs und ein kleines Intermezzo, gefüllt mit traditionellem Heavy/Power Metal, der sich ab und an auch mal ein bisschen Prog traut, in den Refrains verstärkt Power-melodisch wird und in seiner Machart dieses gewisse Underground-Gefühl einer Band vermittelt, die genau weiß, welchem Stil sie zurecht huldigen möchte, wohl wissend, dass man damit wohl keinen Albumcharts-Thron erklimmt.
Besonders positiv hervorzuheben ist auf „Tempest“ der bei anderen Bands dieser Art oftmals fehlende Respekt vor dem Bass. Bassist Emil Öberg darf immer wieder mal gut hörbar und im Zentrum des Geschehens seine Fingerchen flitzen lassen und hilft LANCER damit, ein Fünftel einer klassischen Band auszureizen, das sonst gerne vergessen wird. Das macht er auch äußerst gut, wobei man keinem Mitglied der Truppe hier schwache Leistungen vorwerfen könnte. Gut, das ganz große Maß an Virtuosität lässt man nicht raushängen und die ein oder andere Unebenheit wurde zugunsten der Authentizität dringelassen, obwohl man sie guten Gewissens hätte bereinigen können, aber ist in dem Genre ja auch kein Drama.
Musikalisch am schwächsten sind mehrheitlich die ersten zwei Drittel der Mittelteile. Da ist „Tempest“ gefühlt am wenigsten inspiriert, fängt sich bei den schwächeren Mittelteilen gewöhnlich aber gegen Ende noch. Ansonsten ist die Platte im mindesten durchgängig oberer Durchschnitt, der manchmal einen Part haben mag, der nicht so richtig funktionieren will, dafür dann aber auch immer wieder Moves liefert, die frisch und smart komponiert sind. Sei es der Einsatz der cleanen Gitarre beim Endtrack, der coole Chorus beim Opener oder der größere Aufbau beim Titeltrack, der vom der ruhigsten Form einer Ballade bis zum feierlichen Oberes-Midtempo-Track einiges durchmacht.

Fazit:
Kleinere Mankos und Leerlaufstellen werden auf „Tempest“ durch Glanzmomente entschuldigt, die Freunden eines handgemachten Sounds und Stils abseits aktueller Trends mit Sicherheit die ein oder andere Impulsiv-Pommesgabel entlocken werden. Ziemlich leicht zugänglich mit gutem Power-Anteil, hinter dem die rohen Heavy-Metal-Facetten des Albums aber nicht untergehen, und eine authentisch-traditionelle Gesangsleistung auf ihrer neusten Platte sorgen hoffentlich – und wahrscheinlich – dafür, dass die kleine Erfolgsgeschichte der Schweden nach einer Tour mit HAMMERFALL und einem SABATON-Open-Air-Auftritt mit neuen Höhepunkten weitergeschrieben wird!

Anspieltipps:
„Purest Power“, „Tempest“, „We Furiously Reign“ und „Blind Faith“

Jannis

MORTICIAN – 40 Years of Metal

Trackliste:

01. 40 Years of Metal
02. Leather and Wheels
03. King of the Ring
04. No War Symphony
05. Old Lady
06. The Earth Fights Back
07. Angels on Earth
08. Death Penalty

 

 

Spielzeit: 34:26 min – Genre: Heavy Metal – Label: Pure Steel Records – VÖ: 07.07.2023 – Page: www.morticians.at

 

Die Undergroundmetaller von MORTICIAN habe ich irgendwie auch in mein Herz geschlossen! Sie sind mit Pure Steel Records beim passenden Label, veröffentlichen in regelmäßigen Abständen Alben und haben nun ihr 40 jähriges! Bestehen was sie mit dem neuen Album „40 Years of Metal“ gebührend feiern!
Seit dem letzten Album „Titans“ ist das Line Up erfreulicherweise stabil und wir hören hier erneut Sänger Twain Cooper und auch ansonsten bleibt man musikalisch so wie man es gewohnt ist von der Band.
Die Spielzeit bewegt sich zwischen 30 und 40 Minuten und alles atmet hier den typischen Old School Heavy Metal.
Da weiß man einfach, was man bekommt!

Mit dem Titeltrack „40 Years of Metal“ wird die Scheibe eröffnet. Knochentrockene Riffs ballern uns direkt zu Beginn um die Ohren bevor Fronter Twain Cooper ordentlich einstimmt.
Die quasi Jubiläumshymne und Titeltrack passt auf jeden Fall wie die Faust aufs Auge und ist somit direkt der erste Hörtipp!
Auch „Leather and Wheels“ kommt klassisch daher und kann ebenfalls ziemlich schnell als sehr ordentlich abgehakt werden.
Bei nur 8 Tracks sind wir ja schon fast im Mittelteil der Scheibe der mit „King of the Ring“ ordentlich eingeleitet wird.
Eine willkommen Abwechslung ist hier „Old Lady“ welches schön erdig, fast schon rockig aus den Boxen kommt und somit zeigt das die Jungs nicht nur dem knallharten und schnellen Old School Heavy Metal frönen!
Ein typischer Vertreter für das genannte Genre ist dann wieder „The Earth Fights Back” welches schön eingängig daher kommt und daher eine perfekte neue Livegranate darstellt.
Das folgende “Angels on Earth” ist dann auch wieder etwas ruhiger gehalten und bietet so einen guten Gegenpol zu der abschließenden Abrissbirne “Death Penalty”.

Wie schon geschrieben, bei den Jungs von MORTICIAN weiß man einfach was man bekommt! Klassichen Old School Metal.
Bemängelte ich auf der letzten Scheibe “Titans” noch den ein oder anderen Standardtrack zu viel, ist man dieses Mal relativ zielsicher auf gleichbleibenden Niveau unterwegs!
Dazu noch der perfekt passende Gesang von Twain Cooper der hoffentlich der Band lange erhalten bleibt.
Eine klare Steigerung zur letzten Scheibe, auch wenn die Spielzeit echt immer noch mehr als dürftig ist!

Julian

 

TOMB OF GIANTS – Legacy of the Sword

Trackliste:

01. Legacy of the Sword
02. Ad Victoriam
03. Time for Metal
04. Railgunner
05. Soulstealer
06. Beserk
07. Dosenbier (CD Bonus/Hidden Track)

 

 

 

Spielzeit: 30:54 min – Genre: Heavy Metal – Label: Eigenproduktion – VÖ: 19.05.2023 – Page: www.tombofgiants.de

 

Wir sind heute mal wieder tief im Metal Underground unterwegs. Die Band TOMB of GIANTS gründeten sich 2013 in der Nähe von Osnarbrück und brachten im Mai diesen Jahres ihre zweite EP „Legacy oft he Sword“ ans Tageslicht. Es ist ja nie zu spät für eine Rezension, daher kommt diese bei uns jetzt etwas verspätet!
Die Jungs haben schon einiges an Liveerfahrung vorzuweisen und teilten die Bühne schon mit so Größen wie BULLET, NIGHT DEMON oder SACRED REICH.
Geboten wird uns auf dem neuen Diskus, der übigens in Eigenregie produziert wurde, klassischer 80iger Heavy Metal der immer mal wieder auch einen Ausflug ins NWBOBHM Genre macht.
Kurz noch zu den Personalien, Gründer Oliver Nienhüser (Gitarre), Daniel Melchior (Bass) sowie Mirco Nienhüser (Schlagzeug) verstärkten sich 2016 mit Sänger Sergio Cisternino und 2019 mit Yannik Moszynski (Gitarre).

Los geht die rasante Albumfahrt mit dem Opener und Titeltrack „Legacy of the Sword“. Man merkt natürlich direkt die Old School Vipes die einen sofort entgegen tönen. Die Nummer entwickelt sich von einem klassischen Heavy Metalsong zu einem epischen Stück welches direkt zu überzeugen und begeistern weiß.
Wir bleiben in der eher epischen Ausrichtung mit der nächsten Nummer „Ad Victoriam“. Dürfte auch eine ziemliche Livegranate sein das Teil, man kann sich die Zuschauermenge direkt vorstellen wie sie die Hände in die Höhe recken beim Refrain!
Ziemlich klassisch und groovig geht es dann beim anschließenden „Time for Metal“ zur Sache bevor wir dann schönen Hochgeschwindigkeitsmetal mit „Raigunner“ und „Soulstealer“ haben. Hier zeigt sich auch wunderbar die Vielseitigkeit von Fronter Sergio der auch die extrem hohen Ebenen erreicht.
Alles klingt hier schön roh und so perfekt zum Underground den die Band mit jeder Faser verkörpert!
Beim abschließenden „Berserk“ sind wir dann wieder eher etwas epischer unterwegs.
Aber halt, da hätten wir noch den versteckten Hidden Track „Dosenbier“ eine Thrashvollgranate im Stile von TANKARD der für die nächste Saufparty bestens geeignet ist, wer den Text noch fehlerfrei hin bekommt ist auf jeden Fall noch zu nüchtern ; )

Wer auf Old School Undergroundmetal steht ist bei den Jungs von TOMB OF GIANTS absolut richtig!
Alles klingt schön roh und man ist zielsicher im angegebenen Genre unterwegs. Die tolle Mischung aus klassischem Heavy Metal mit etwas Epic kommt gut aus den Boxen und somit kann man der Band nur zur zweiten Scheibe gratulieren, starke Leistung!

Julian

 

 

TAILGUNNER – Guns for Hire

Trackliste:

01. Shadows of War
02. Guns for Hire
03. White Death
04. Revolution Scream
05. Future Lost
06. New Horizons
07. Warhead
08. Crashdive
09. Blood for Blood
10. Rebirth

 

Spielzeit: 48:09 min – Genre: Heavy Metal – Label: Fireflash Records – VÖ: 14.07.2023 – Page: www.facebook.com/tailgunnerhq

 

Mein geschätzter Kollege Stefan hat sich vor knapp 1 Jahr der Debüt EP der Jungs von TAILGUNNER gewidmet und war doch sehr angetan.
Da er aktuell wenig Zeit hat, war es an mir nun die Arbeit fortzusetzen und mir das erste komplette Album mit dem Titel „Guns for Hire“ genauer anzuschauen!
Personell hat sich nicht viel im Vergleich zur EP verändert, nach wie vor wird die Band von Craig Cairns, der auch bei den Labelkollegen von INDUCTION singt, gefronted und das macht er auch hier sehr sehr gut!
Hier geht es aber eher klassischer zu Werke man ist eher im Dunstkreis von JUDAS PRIEST, MEGADETH oder IRON MAIDEN unterwegs.

Na, dann schauen wir mal, ob ich die Begeisterung von Stefan teilen kann und legen direkt mit dem Opener „Shadows of War“ los der uns aber auch schon von der EP bekannt ist, übrigens wie so einige Songs hier. Qualitativ also schon bekannt muss man diesen perfekten Opener denke ich nicht mehr großartig vorstellen und besprechen.
Erster grüner Hithaken.
Auch Song Nummer Zwo „Guns for Hire“ gleichzeitig der Titelsong, ist schon von der EP bekannt. Flott, klassisch und melodisch zockt man sich ziemlich routiniert durch die Nummer.
Nach Debüt klingt das irgendwie nicht wirklich!
„White Death“ ist dann ein neuer Song, der den bisherigen musikalischen Faden schön aufnimmt und weiterspinnt.
„Revolution Scream“ ist auch wieder von der EP bekannt, nicht ganz so schnell wie zuvor kann man sich trotzdem mit einigen schönen und abwechslungsreichen Kniffen ebenfalls wieder ziemlich schnell in den Köpfen der Hörer fest spielen.
Im Mittelabschnitt haben wir dann die beiden schnellen Ohrbomben „Future Lost“ und „New Horizons“ die sich ebenfalls ohne Probleme in den Gehörgängen der Hörerschaft festsetzen!
Also bislang ist das Ganze hier eine Topleistung von vorne bis hinten, wo man die Qualität der EP locker halten kann.
Der letzte bekannte EP Song ist dann die Livegranate „Crashdive“ über die man daher auch nicht mehr viele Worte verlieren muss.
Bei den letzten beiden Songs „Blood for Blood“ und „Rebirth“ zeigen die Jungs dann das sie es auch verstehen ordentlich Epic in ihre klassischen Heavy Metalsongs zu packen.
Vor allem beim 9 minütigen Abschlusssong sind die IRON MAIDEN Einflüsse mehr als offensichtlich.

Wow, wenn so die Zukunft unserer geliebten Mucke aussieht, dann mache ich mir keine Bange um den Fortbestand des Metals!
Die Jungs zocken sich hier ziemlich routiniert durch ihre Songs, man glaubt nicht dass man es hier mit Newcomern zu tun hat.
Ähnlich wie die Labelkollegen von INDUCTION hat man hier eine beeindruckende erste komplette Scheibe am Start die dementsprechend hoch bewertet wird und ganz klar als Anspieltipp und Empfehlung für die angesprochenen Fans durch die Ziellinie geht!

Julian