MEGA COLOSSUS – Showdown

Trackliste:

01. Fortune And Glory
02. Outrun Infinity
03. Grab The Sun
04. Showdown
05. Warden Of The Wicked Road
06. Take To The Skies

 

 

 

Spielzeit: 37:47 min – Genre: Epic Metal – Label: Cruz Del Sur Music – VÖ: 26.01.2024 – Page: www.facebook.com/colossusmetal

 

Epic Metal, 37 Minuten Spieldauer, sechs Songs. Diese Kombination klingt erstmal schwer verdaulich. Aber hey, es geht um MEGA COLOSSUS, also ist exakt das Gegenteil der Fall. Die Amerikaner stehen mit ihrem vierten Album in ihrer 20jährigen Bandgeschichte parat und machen darauf die – nun – Pop-Variante von Epic Metal. Die, die zeitgemäß ausgewogen klar produziert ist (ja, das darf man in dem Genre) und sehr harmonieorientiert daherkommt, mit Einflüssen wir MAIDEN und RAINBOW. Der Gesamtsound ist angenehm undünn, aber auch alles andere als bombastisch. Überschneidungen zu Heavy und Power Metal und Hard Rock sind klar vorhanden, der Gesangsstil ist nicht übermäßig theatralisch und die Grundstimmung oftmals tatsächlich eher positiv.
Und schon wirkt die ganze Sache viel leichter verdaulich, und „Showdown“ tut alles, damit das auch der Fall ist.
Dafür liefert „Fortune And Glory“ den perfekten Einstieg. Ziemlich viel Dur, schön eingesetzte Mehrstimmigkeit in den sehr guten klaren Vocals von Sean Buchanan, eine coole Halbierung der Geschwindigkeit im Prechorus, ein feierlicherer langsamer Part gegen Ende und bei alldem angemessen oldschool – so geht ein gelungener Opener, der die Laune direkt auf ein Level setzt, das dem nahekommt, das sich einstellt, wenn man beispielsweise „Can I Play With Madness“ hört.
„Outrun Infinity“ gewinnt den Preis für Charakterstärke (klingt absolut plausibel, ist aber absolut nicht standard) und dazu noch den für den besten Wiedereinstieg nach dem Mittelteil. Und „Grab The Sun“ funktioniert als der „böse“ Song des Albums mit dem höchsten Dissonanzen-Anteil ebenfalls hervorragend, profitiert allerdings auch von seinem Umbruch gen Feierlichkeit am Ende.
„Showdown“ und „Take To The Skies“ machen ebenfalls Spaß und werden nur deshalb hier kurz zusammen angesprochen, weil sie noch die schwächsten von sechs geilen Songs sind; ihre Existenzberechtigung haben sie jedoch allemal.
Und „Warden Of The Wicked Road“ ist der 11/10-Feelgoodsong auf „Showdown“, den man wohl ausnahmslos jedem Rock-Garage-Leser auf die Playlist mogeln könnte, ohne dafür ein Wort der Kritik zu ernten.
Die einzigen Worte der Kritik, die man an „Showdown“ richten könnte, sind die über die beiden Songs, bei denen das Niveau nicht ganz gehalten wird. Aber die Spielfreude der Band, das kompositorische und virtuose Austoben auf den Songs bei absoluter Kontrolle über sie macht das locker wieder wett, und an sich liefert „Showdown“ keinen einzigen expliziten Störfaktor (beispielsweise in Form eines nervigen Refrains oder so).

Fazit:
Klassisch traditionell auf der einen, frisch und motiviert auf der anderen, kurzweilig und nicht selten ziemlich eingängig auf der dritten Seite, ohne handwerkliche Mängel und mit viel Liebe zur Musik. Das sind MEGA COLOSSUS auch noch nach 20 Jahren Bandgeschichte und das hört man in jeder Sekunde von „Showdown“.

Anspieltipps:
„Warden Of The Wicked Road“, „Fortune And Glory“, „Grab The Sun“ und „Outrun Infinity“

Jannis

DOMINUM – Hey Living People

Trackliste:

01. Immortalis Dominum
02. Danger Danger
03. Hey Living People
04. Cannibal Corpses
05. Patient Zero
06. We All Taste The Same
07. Frankenstein
08. You Spin Me Round (Like A Record) (Dead Or Alive Cover)
09. Better Shoot Yourself
10. Half Alive
11. The Chosen Ones
12. Bad Guy (Billie Eilish Cover – Bonus Track)
13. Beds Are Burning (Midnight Oil Cover – Bonus Track)

Spielzeit: ??? min – Genre: Power Metal, Heavy Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 29.12.2023 – Page: www.facebook.com/realdominum

 

Ein recht ungewöhnliches Release-Datum haben sich die Neulinge von DOMINUM herausgesucht (oder war es doch das Label?). Zwischen den Jahren und kurz nach dem Weihnachtsgeschäft erscheint der Erstling „Hey Living People“ – hoffentlich geht er im Dickicht von Best-Of, Boxsets und sonstigem Gedöns nicht unter. Aufsehen hat das neue Projekt von Bandleader und Hauptsongschreiber Felix Heldt (u.a. FEUERSCHWANZ) bereits mit ihren vier im Vorfeld veröffentlichten Singles und den dazugehörigen Videoclips erregt. Diese kleinen Filmchen repräsentieren „Hey Living People“ im Grunde perfekt, da sie die ganze Bandbreite des Albums beispielhaft anschneiden.

Schon in früheren Bands und Projekten war Heldt´s Affinität zu Untoten und Horrorthemen präsent – mit DOMINUM schafft er dazu noch eine eigene Geschichte. Denn mit „Patient Zero“ – der Titel lässt es unschwer erraten – ist der Anfang der Storyline gesetzt, Frankenstein wäre stolz auf ihn. Musikalisch orientieren sich DOMINUM indes an Bands wie LORDI, die natürlich auch Imagetechnisch ähnlich gestrickt sind, aber auch an GHOST, GAMMA RAY oder IRON SAVIOR und damit weitaus klassischer. Somit ist „Hey Living People“ ein fast reinrassiges Power Metal Album.

Aber eben nur fast, denn die einprägsamen Ohrwurmmelodien wären teilweise zu zuckersüß, wäre da nicht die powermetallische Untermalung und die zeitweilige Dramatik, die im Chorus auch mal an POWERWOLF erinnert. So ist dieses Debüt ein sehr kurzweiliges Album, das neben den vier ausgekoppelten Singles, die allesamt Anspieltipps sind („Patient Zero“, „Danger Danger“, Immortalis Dominum“ und „Cannibal Corpses), zum Releaseday den Titeltrack samt Video vor die Meute wirft. Was soll ich sagen, wieder ein kleiner Hit. Bleiben noch Songs wie „We All Taste The Same“, „Frankenstein“, „Better Shoot Yourself“, die ebenfalls gutklassig sind. „Half Alive“ könnte auch auf einem FREEDOM CALL Album stehen während „The Chosen Ones“ den Reigen der Eigenkompositionen gekonnt abschließt. Dazwischen mogeln sich gleich drei Coverversionen. Zum Einen hätten wir DEAD OR ALIVE´s „You Spin Me Around (Like A Record), BILLIE EILISH´s „Bad Guy“ und mit „Beds Are Burning“ von MIDNIGHT OIL einen weiteren Welthit. Über Sinn oder Unsinn von solch geballtem Fremdmaterial mag man ob der zehn Eigenkompositionen diskutieren. Fakt ist aber, sie sind da und geben manchem Fan einen Mehrwert, also ist daran eigentlich nichts auszusetzen, weil zwei der drei Covers an das Ende der Platte gesetzt wurden.

DOMINUM kommen mit einem Debüt um die Ecke, das wirklich mehr als gelungen ist. Selten gab es eine solche Ansammlung an potentiellen Hits auf einem Erstling, coole Sache! Das Heavy-Metal-Jahr 2023 ist somit gut geschlossen bzw. das neue Jahr gut eröffnet – wie Ihr es gerne haben wollt!

Stefan

SONS OF ETERNITY – End Of Silence

Trackliste:

01. In Silence
02. Dark Orbit
03. Stand Your Ground
04. Media Zombies
05. Before The Day Will End
06. Travellers In Time
07. Eye Of The Storm
08. The End
09. Ruins
10. Horizon
11. Dawn Of A… (Bonus Track)
12. Revolution (Bonus Track)

Spielzeit: 48:37 min – Genre: Heavy Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 08.12.2023 – Page: www.facebook.com/SonsOfEternityBand

 

 

Debütalbum-Zeit! Immer spannend. Heute widmen wir uns dem ersten Lebenszeichen der SONS OF ETERNITY, die einiges richtig gemacht haben müssen, um zum ersten Album namens „End Of Silence“ direkt einen Vertrag mit Massacre Records und einen Mix von Sascha Paeth vorweisen zu können.
Melodischer Heavy Metal steht auf dem Programm, der klangtechnisch professionell roh daherkommt, mit Härte und Klarheit und vielleicht ein klein wenig Mastering-Zeit. Passt aber allemal, zum Stil der Band und qualitätstechnisch. Was die Leistung der Bandmitglieder angeht, kommt beim Hören der Platte verstärkt der Verdacht auf, dass hier keine Amateure am Start sind. Ein Blick in die Encyclopaedia Metallum bestätigt dies. Jeder der Jungs war/ist in einer anderen Band oder mehreren, am bekanntesten wohl BEYOND THE BLACK, bei denen Gitarrist Jonas Rossner mal war, nach denen die SONS aber nicht klingen. Dafür gibt es von der Gitarrenfraktion das ein oder andere biestige Riff in sonst eher melodiösen Gefilden und allgemein echt geile nuancierte Arbeit. Daumen hoch, ebenso für den Rest der Band.
Musikalisch hat „End Of Silence“ viel von dem unverbrauchten Charme, den gute Debütalben haben. Kreative Arbeit mit verschiedenen Tempi innerhalb einzelner Songs ist massenhaft vorhanden, allermeistens treibend oder Mitnick/Headbang-animierend. Mal kommt ein modernerer Chorus wie bei „Dark Orbit“, mal der klassisch wirkende Power-Metal-Refrain wie bei „Before The Day Will End“, den man eigentlich auf jedem zweiten Power-Metal-Album erwarten, ihn dort aber nicht finden würde. Mit „Ruins“ gibt es eine mittelalterlich beginnende Halbballade, die ohne Kenntnis über BLIND GUARDIAN so wohl nicht existieren würde, mit „The End“ den etwas melancholischen und – in Anführungszeichen: radiokompatiblen – Track, und mit „Revolution“ schön metallischen Heavy Metal mit hohen Screams (die bestens sitzen) und allem, was dazugehört.
Nicht jeder Song ist ein Hit, vor allem „Media Zombies“ und „Travellers In Time“ verlaufen dann doch etwas höhepunktarm; wirken dabei einerseits, als habe ihre Message im Vergleich zur Musik etwas zu sehr im Vordergrund gestanden, während die Texte aber auch nicht unbedingt subtil und auf sprachliche Schönheit geschrieben sind. Ja, die Botschaft kommt an, aber manchmal ist sie holzhammerig.

Fazit:
Aber insgesamt ist „End Of Silence“ ein vielseitiges, kompetent gemachtes und frisch wirkendes melodisches Heavy-Metal-Album ohne Anfängerfehler und ohne die Routinen, die so viele Nicht-Erstwerke vorhersehbarer und weniger aufregend gestalten. Ist, nicht nur für ein Debütalbum, ein ziemlich geiles Ding!

Anspieltipps:
„Dark Orbit“, „Before The Day Will End“, „The End“ und „Horizon“

Jannis

HITTEN – While Passion Lasts

Trackliste:

01. Prelude To Passion
02. While Passion Lasts
03. Blood From A Stone
04. Mr. Know It All
05. Unholy Games
06. Dark Stalker
07. Truthful Lies
08. Hold Up The Night
09. Where It All Begins
10. Crimetime


Spielzeit:
38:34 min – Genre: Heavy Metal – Label: High Roller Records – VÖ: 24.11.2023 – Page: www.facebook.com/hittenofficial

 

Mit ihrem 2021er Album „Triumph And Tragedy“ konnten die spanischen Metaller HITTEN ordentlich punkten. Fans und Presse waren verzückt, was der Fünfer aus Murcia aus dem Süden des Landes so ausbaldowert hat. Dabei waren die Zeiten – wie bei allen anderen – nicht gerade leicht. Lockdown, keine Konzerte, die Welt stand nahezu still. Und doch konnte die vierte Langrille der Spanier einiges reißen. Besser als zuvor gelang es HITTEN, Hardrock und Heavy Metal zu verweben und dem Ganzen dabei einen leichten Achtziger-Überzug zu spendieren. Diese Rezeptur behalten Alexx Panza (vocals), Dani Meseguer (guitars), Johnny Lorca (guitars), Satan (bass) und Neuzugang Willy Medina (drums) auch auf „While Passion Lasts“ bei. Das spiegelt schon das Cover-Artwork wider. Die Produktion ist noch besser ausgefallen als je zuvor im Lager der Spanier. Das alles lässt eine Großtat erhoffen. Auch die Vorab-Singles waren äußerst vielversprechend.

Nach dem Intro „Prelude To Passion“ legt das Quintett mit dem Titeltrack so melodisch los wie noch nie. Vieles erinnert an Bands wie DOKKEN, die Heavy Metal Anteile wurden weit nach hinten gestellt. Das ist (zum Glück) bei „Blood From A Stone“ etwas anders. Mit mehr Biss und der gewohnten Härte zocken sich die Jungs durch den Song, der mit einem mitreißenden Refrain gekrönt wird. „Mr. Know It All“ handelt von der Plattenindustrie und ihren geldgierigen Bossen. Ein richtig starkes Album bisher. Das schleppende „Unholy Games“ kann da erstmals nicht mithalten und auch „Dark Stalker“ und „Truthful Lies“ klingen etwas nach Füllmaterial. Mit „Hold Up The Night“ zeigt die Formkurve wieder etwas nach oben. Mit „Where It All Begins“ hat man sogar eine Schmusenummer aufgenommen. Das macht das abschließende „Crimetime“ härtetechnisch locker wieder wett.

Puh, nach nur 38 Minuten und 9 richtigen Songs haben wir schon das Ende von „While Passion Lasts“ erreicht. Kurzweilig irgendwie, aber nach den ersten 3 wirklich starken Stücken zeigen sich ein paar Abnutzungserscheinungen. Das konnte „Triumph And Agony“ besser. Dennoch ist auch Album Nummero 5 ein guter Grund, sich mit weiterhin mit HITTEN zu beschäftigen, wer die Band neu für sich entdeckt, darf wie erwähnt gerne noch die beiden Vorgänger anchecken. „While Passion Lasts“ reiht sich in die Top 3 der Bandbio ein, es ist ein gutes Album, aber einen weiteren Sprung an die Spitze hat man hier leider etwas verschlafen.

Stefan

IMMORTAL GUARDIAN – Unite And Conquer

Trackliste:

01. Ozona
02. Echoes
03. Roots Run Deep
04. Perfect Person
05. Divided We Fall
06. Lost In The Darkness
07. Southern Rain
08. Unite And Conquer
09. Un Dia A La Vez
10. Rise Of The Phoenix

 

Spielzeit: 48:26 min – Genre: Modern Progressive Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 01.12.2023 – Page: www.facebook.cin/igmetal (mit einem l)

 

Erzählungen mit „Ich weiß noch, wie“ zu beginnen ist unoriginell daher an dieser Stelle einfach mal so: Ich weiß nicht mehr, wie ich die letzte IMMORTAL GUARDIAN rezensiert habe. Ich hab mich vor ein paar Tagen vom Chef dazu verleiten lassen, das dritte Album der Band zu reviewen und beim Abspeichern des Dokuments erst bemerkt, dass ich ihre Musik schonmal auf den Ohren hatte. Muss ein handwerklich starkes Album mit etwas fehlender individueller Handschrift gewesen sein. Okay. Gibt’s halt auch einige von.
„Unite And Conquer“ ist keines davon. „Unite And Conquer“ ist das dritte Album der Amis, und fehlende individuelle Handschrift kann man ihm nun wirklich nicht unterstellen. Die Platte ist insgesamt Progressive Metal, der Elemente aus Power, Heavy und Modern Metal nimmt, ordentlich Geshredde integriert, alles in einen großen Sack füllt, zehnmal draufhaut und dann noch kräftig schüttelt. Die englische Wendung „all over the place“ (schlecht übersetzt „eskalativ durcheinander chaotisch“) beschreibt das Ding wohl am besten – im positiven Sinne wohlgemerkt. „Unite And Conquer“ ist nicht progressiv, weil IMMORTAL GUARDIAN wissen, wie man einen 13/47-Takt spielt und das ständig raushängen lassen müssen, sondern weil sie in der Struktur ihrer Songs und in der Komposition der einzelnen Parts auf Konventionen müde lächelnd herunterblicken, wenn gerade was Unkonventionelles eigentlich viel geiler wäre. Nicht auf eine Weise, die im Stil von beispielsweise IGORRR einfach Avantgarde-bescheuert wäre, sondern auf eine Weise, in der man jede Minute der Platte als seriösen Metal ernstnehmen, vielen von ihnen aber schon einen kreativen Umgang mit den einzelnen Elementen von Metal unterstellen kann. Wenn es Power-Metal-Zeit ist, beispielsweise bei „Rise Of The Phoenix“ oder „Unite And Conquer“, dann ist der Song das auch aus vollem Herzen, mit starken Melodien, viel Druck – aber eben auch der ein oder anderen überraschenden wie spaßigen Entscheidung. Entweder, da hat sich seit dem letzten Album echt was getan, oder ich hab den Vorgänger einfach falsch gehört.
Wichtig natürlich auch, dass all das von guten Musikern umgesetzt wird. Was es auch wird, sogar noch mit Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) und VICKY PSARAKIS (The Agonist) in Featureparts. Klangtechnisch ist „Unite And Conquer“ auch stabil, das Cover sieht nice aus. Ich hab so das Gefühl, ich werde zum Release von IMMORTAL-GUARDIAN-Album #4 nicht vergessen haben, dass ich die Band schonmal besprochen habe,

Fazit:
Was soll man sagen: Normal ist das alles nicht, aber wer will schon normal? Gerade im Progressive Metal will ich von einer Albumkomposition in irgendeiner Hinsicht unterhalten und zum Staunen gebracht werden. Und das hat „Unite And Conquer souverän geschafft, mit weit mehr als nur einem guten „Geil, das machen sie doch jetzt nicht echt“-Lacher. Erschreckend frei an kritisierenswerten Macken. Böse, Gänsehaut, Spaß. Keyboardsolo!

Anspieltipps:
„Ozona“, „Roots Run Deep“, „Lost In The Darkness“, „Unite And Conquer“ und „Rise Of The Phoenix“

Jannis

DOGMA – Dogma

Trackliste:

01. Forbidden Zone
02. Feel The Zeal
03. My First Peak
04. Made Her Mine
05. Carnal Liberation
06. Free Yourself
07. Bare To The Bones
08. Make Us Proud
09. Pleasure From Pain
10. Father I Have Sinned
11. The Dark Messiah

Spielzeit: 45:43 min – Genre: Heavy Rock – Label: MNRK Heavy – VÖ: 17.11.2023 – Page: www.facebook.com/theofficialdogma

 

Irgendwas liegt in der Luft, irgendwas stimmt hier nicht. Der November ist gerade einmal zu zwei Dritteln vorbei, und ich schreibe meine zweite 10/10-Punkte-Rezension des Monats, die gleichzeitig auch meine zweite des Jahres ist. Aber alles andere wäre einfach nicht richtig.
Worum geht es? Es geht um die Band DOGMA und ihr gleichnamiges Debütalbum. DOGMA sind vier sexy Nonnen (also wahrscheinlich nicht wirklich) mit Corpsepaint namens Lilith, Lamia, Nixe und Abrahel (wie auch sonst?), deren Texte absolut zum Künstlerimage passen. Fünf (trotz YouTubes Richtlinien glücklicherweise noch als jugendfrei gewertete) Musikvideos gibt es schon, die allesamt genauso professionell sind wie die gewählte Bandidentität, die in ihrer Schlüssigkeit und Theatralik an Bands wie POWERWOLF, GHOST oder LORDI erinnert.
Nicht von ungefähr. Einflüsse aller drei Bands finden sich auf „Dogma“ wieder, insbesondere von GHOST (Seien wir ehrlich, „Father I Have Sinned“ ist eigentlich die Melodie von „Squarehammer“, aber es ist einfach nur egal), als deren Support Act man DOGMA mit 100%iger Wahrscheinlichkeit demnächst mal sehen wird. Aber auch klassische ACCEPT-Einflüsse finden sich auf der Platte wieder, zum Beispiel beim knackigen Midtempotrack „Pleasure From Pain“ mit seinem simplen Dreiwort-Chorus.
Aber was machen DOGMA denn jetzt genau? Nun, Grundlage ist Hard/Heavy Rock, der ganz bewusst auf nur eine Gitarristin setzt und auch nur selten mit der Dosen-Gitarre schummelt. Der bekommt schwarz-golden glänzende Heavy- und Power-Metal-Ornamente und in den Melodien einen oft unüberhörbar poppigen Touch – plus minimale Gothic-Düfte. Und dann geht’s los. Dann kommen die unterschiedlichen Chöre, die Streicher, das Klavier, die Glocken, das Xylophon, die Synthesizer, das Cembalo, der Swingpart, die Claps (im Orgelpart, Ihr Verrückten), die fetten Filmtrailer-Drums, die frechen Brass-Elemente, die Blastbeats, die Drops und kleinen modernen Sounddesign-Elemente (inklusive etwas zu vielen Reverse Cymbals). Und. So. Weiter.
Das ganze Spektakel ist hervorragend sortiert, sodass die Platte nie die Kontrolle verliert und strukturiert fett bleibt. Und das beste: Es passiert auf eingängigen wie individuellen Hitmelodien, die jedem Freund der oben genannten Bands (sowie BATTLE BEAST, ARION, SABATON etc.) Freudentränen in die Augen treiben werden und dabei kein bisschen abgekupfert wirken (ja, bis auf „Father I Have Sinned“). So viele biestige Ohrwürmer, kaum ein Song, den man mit einem der anderen verwechseln würde und:
All das wird gesungen von einer absoluten Ausnahmesängerin, die sich in Rock, Metal, Pop, Soul absolut zuhause fühlt, mit gut gemachten Backing Vocals. All das wird gespielt von einer 1A-Instrumentalfraktion, die auch im Mittelteil nie ihre Freude an der Kreativität verliert (und die Gitarrensoli sind durch die Bank einfach geschmackvoll). All das wird mit wesentlich mehr Engagement gemacht, als nötig, mit neuen Parts am Ende eines Songs, mit neuen, intensiveren Vocalaufnahmen für den letzten Chorus etc.
Jesus, und stark produziert ist es auch noch. Ist das denn die Möglichkeit.

Fazit:
Kurz: Da hat doch der Teufel seine virtuosen Fingerchen im Spiel gehabt. Es wäre absolut lächerlich, wenn DOGMA mit diesem Spaßpaket in Albumform und ihrem ultra-professionellen Eintritt ins Business nicht in wenigen Jahren auf den Hauptbühnen der Metal-Festivals dieser Welt stehen. Im schlimmsten Fall werden sie dann auf sicher fahren und Alben rausbringen, auf denen sie dieses eine, noch so unverbrauchte, aufgeregte, hochmotivierte, frische Werk aus der Anfangsphase ihrer Karriere routiniert kopieren, wie es so viele andere tun. Und dieses, „Dogma“, wäre dann eben dieses Album. Stars in the making, und hier habt Ihr davon erfahren, bevor sie bekannt wurden!

Anspieltipps:
„My First Peak“, „Feel The Zeal“, „Free Yourself“, „Make Us Proud“ und „Father I Have Commited Copyright Infringement“

Jannis

DORO – Conqueress – Forever Strong And Proud

Trackliste:

01. Children Of The Dawn
02. Fire In The Sky
03. Living After Midnight
04. All For You
05. Lean Mean Rock Machine
06. I Will Prevail
07. Bond Unending
08. Time For Justice
09. Fels in der Brandung
10. Love Breaks The Chains
11. Drive Me Wild
12. Rise
13. Best In Me
14. Heavenly Creatures
15. Total Eclipse Of The Heart
16. Warlocks And Witches (Bonus Track)
17. Horns Up High (Bonus Track)
18. True Meta Maniacs (Bonus Track)
19. Heart In Pain (Bonus Track)
20. The Four Horsemen (Bonus Track)

Spielzeit: 77:06 min – Genre: Heavy Metal – Label: Nuclear Blast Records – VÖ: 27.10.2023 – Page: www.facebook.com/DoroPeschOfficial

 

Das gefühlt 100ste Album der deutschen Heavy Metal Queen DORO steht an, mit dabei sind Bas Maas an Gitarre; Johnny Dee an den Drums; Adreas Bruhn an Gitarre, Bass, Keys und Programming; Rudy Kronenberger an Gitarren, Bass und Drums; Carsten Steffens an Keys, Bass und Drums und noch ein paar Gästen.

Ich muss an Songs wie „True As Steel“, „Mr. Gold“, den damaligen Discorenner der 80er „All We Are“, „Metal Tango“ oder das erste Album unter der Flagge DORO „Force Majeure“ denken die von mir immer wieder gerne gehört werden. Und auch niemals in Vergessenheit geraten. Also mal hören was DORO auf ihrem aktuellen Silberling noch drauf hat.

Unsere Queen des Metal macht mal wieder klar warum sie solange im Geschäft ist, die Stimme hört sich fast noch immer wie zu WARLOCK Zeiten an, entweder man mag sie oder eben nicht. Der Erfolg sollte den zahlreichen Fans recht geben die über den ganzen Erdball verteilt sind und jedem neuen Output mit Spannung entgegenfiebern. Rob Halford schaute auch für zwei Gastspiele bei Coverversionen von PRIEST und BONNIE TAYLOR vorbei. Die Frage ob DORO Cover nötig hat soll jeder für sich selber entscheiden, ich enthalte mich diesbezüglich einer ernsthaften Beurteilung.

Die Gitarren hauen die Riffs nur so raus und geben gekonnt mit brachialer Griffbrettbearbeitung den Ton an, die so klar wie DORO’s Stimme für eben DORO stehen. Der Bass haut einem auch die Noten voll gegen die Nuschel, die Keys spielen meistens eine kleine Nebenrolle ohne groß aufzufallen. Die Drums hauen einem dafür wieder die Hucke voll und treiben alles vor sich her.

Die Songs klingen typisch nach DORO und WARLOCK, so wie man DORO kennt, kein bisschen Leise, nein sondern so laut wie Eh und Jeh. Hier auf diesem Album ist DORO Loud und kann Proud auf das gebotene sein. Sollte sich DORO in den Ruhestand begeben, ja aber das hat noch einige Jahre Zeit, besonders wenn so ein Album wie dieses produziert wurde und DOROs Stimme noch nicht schlapp macht. DORO hat meine Erwartungen übertroffen, ich dachte das mich Durschnittsware erwartet, doch weit gefehlt hier kommt mit ein paar wenigen Ausnahmen sehr guter Metal Made by DORO auf den vorweihnachtlichen Gabentisch, so kann es weiter gehen.

„Children Of The Dawn“ ein melodischer Ohrwurm mit epischen Momenten der bestes Discofutter darstellt, „Fire In The Sky“ ein Nackenbrecher im typischen DORO/WARLOCK Stil. „Living After Midnight“ mit Rob Halford not bad aber für mich bitte das Original von PRIEST, „All For You“ der nächste Nackenbrecher. „Lean Mean Rock Machine“ DORO wie man sie kennt eingängig wie Sau, „I Will Prevail“ ein Metal Song mit leichtem Modern Touch. „Bond Unending“ kommt mit Pop und SISTERS OF MERCY Vibes würde sich gut im Radio oder Disco machen, „Time For Justice“ geht mit PRIEST Feeling gut ins Ohr. „Fels in der Brandung“ die Ballade mit ganz oder teilweise deutschen Texten die nicht fehlen darf, „Love Breaks The Chains“ kommt mit coolem Riffing ums Eck gerauscht und findet seinen Höhepunkt im Refrain. „Drive Me Wild“ hier grüßen PRIEST erneut ansonsten ein geiler Rocker, „Rise“ kommt wieder mit coolen Riffs und genialem Refrain. „Best In Me“ geht leider an mir vorbei, hier ist für mich die Luft raus. „Heavenly Creatures“ entschädigt mich für den lahmen Vorgänger, „Total Eclipse Of The Heart“ nicht wirklich mein Geschmack nicht mal das Original kann bei mir punkten. „Warlocks And Witches (Bonus Track)“ ein kurzes Intro mit gesprochenen und gesungenen Strophen, „Horns Up High (Bonus Track)“ hier denke muss ich spontan an die Metal Freibeuter von RUNNING WILD, „True Meta Maniacs (Bonus Track)“ hört sich wie ein Rough Mix an der mit amtlichen Sound mehr Punkte einfahren würde, „Heart In Pain (Bonus Track)“ geht auch als sehr gut durch allerdings nicht die Soundqualität der Albumtitel, „The Four Horsemen (Bonus Track)“ ein durchschnittlicher Song mit „Sweet Home Alabama“ ähnlicher Riffeinlage in der Mitte.

Balle

SAVAGE BLOOD – Wheel Of Time

Trackliste:

01. Battle Cry
02. Warriors Of The Fortress
03. Oblivion
04. Believer
05. Raven Crown
06. Lord Of The Dark
07. Lost Memories
08. Wheel Of Time

 

 

Spielzeit: 44:23 min – Genre: Power Metal – Label: MDD Records – VÖ: 16.11.2023 – Page: www.facebook.com/savageblood.metal

 

Einige Bands hört man am besten spät nachts auf der Hauptbühne eines Festivals. Andere wiederum auf CD, unterwegs im Auto oder beim Grillen mit Freunden. Und dann gibt es noch diese spezielle Art von Heavy/Power-Metal-Bands, die man in einem kleinen Metalschuppen als Haupt- oder in einem etwas größeren als Vorband antrifft, mit einem Publikum, das aus den irgendwie bekannten Szenenasen besteht und Bock auf unmodern-stählerne Mucke hat. SAVAGE BLOOD sind eine der letzteren Bands. Das Quintett aus Niedersachsen hat 2016 erstmals mit einer EP auf sich aufmerksam gemacht, dann ein Album veröffentlicht und nun das zweite, „Wheel Of Time“, im Ärmel. Echt gut produziert, muss man schonmal sagen, organisch und heavy mit schönen Backing Vocals und Klarheit im Sound.
Peter Diersmanns Stimme ist rau, ohne das das die Melodien verwaschen würde, und die Band hat zweifelsohne Talent an ihren jeweiligen Instrumenten.
Als Power Metal wird der Stil von SAVAGE BLOOD im Promosheet bezeichnet, was schon hinhaut. Tendenziell aber die sehr heavy-orientierte Art, die nie um das ein oder andere gemeine Riff verlegen ist und mit Kitschmelodien und Orchester- oder Synthsounds weniger am Hut hat.
Und dass das Konzept aufgeht, lässt sich nicht anzweifeln. Man kann bei „Wheel Of Time“ bemängeln, dass so ein paar Refrains/Parts doch wirklich sehr redundant sind. Am Ende von „Warriors Of The Fortress“ oder „Oblivion“ hat man die Titel der Songs so oft gehört, dass man danach ein wenig Abstand zu diesen Wörtern braucht. Und während durchaus der ein oder andere Ohrwurmkandidat auf der Platte vorhanden ist (Auch hier sei nochmal „Warriors Of The Fortress“ erwähnt), ist „Wheel Of Time“ weniger das Album, das man wegen seiner außergewöhnlichen Melodien und Texte konzentriert mit Booklet in der Hand hören würde. Die Stärke der Band ist ihre prototyp heavy-power-metallige Energie und die absolut intuitiv wirkende Umsetzung.
Das Album ist einfach eins von denen, die man jemandem vorspielen würde, der in seinem Leben noch nie auch nur einen Metal-Song gehört hat.

Fazit:
Und so mag „Wheel Of Time“ nicht der nächste große Klassiker sein, aber es ist ein vorbildlich gelungenes Stück Heavy Metal. Die Art, die Leute in ihrem kleinen Stammclub zusammenbringt und dazu – gerade live – verdammt viel Spaß macht!

Anspieltipps:
„Warriors Of The Fortress“, „Lord Of The Dark“ und „Wheel Of Time“

Jannis

GRAVEN SIN – Veil Of The Gods

Trackliste:

01. The Morrigan
02. From The Shadows
03. Bloodbones
04. She Who Rules Niflheim
05. I Am Samael
06. Cult Of Nergal
07. The Scarlet Night
08. Beyond Mesopotamia
09. The Jackal God
10. Wand Of Orcus
11. As The Erinyes Emerge

Spielzeit: 57:51 min – Genre: Heavy/Doom Metal – Label: Svart Records – VÖ: 03.11.2023 – Page: www.facebook.com/GravenSinLodge

 

Es spricht schonmal für ein Album, wenn man als Rock-Garage-Mechaniker nach zehn Sekunden reinhören in einen Song für sich entscheidet, dass man dazu gerne eine Rezension schreiben kann – noch bevor man weiß, dass die Vocals von Nicholas Leptos übernommen werden.
Zur Einordnung: Nicholas ist auch der Sänger von ARRAYAN PATH, die eine außergewöhnlich krasse Power-Metal-Band aus Zypern sind, und deren Sänger diese Krassheit noch einmal entscheidend verstärkt.
So auch auf „Veil Of The Gods“, dem Debutalbum von GRAVEN SIN, dessen restliche zwei Drittel aus Ville Pystynen (laut der Encyclopaedia Metallum bekannt von AYTNACHR, BLACK STENCH, DEATHMOON COVENANCE, DOEDSVANGR, FINNENTUM, HOATH, HORNA, LUOTTEET, METAL PHALLUS, MORTUALIA, MY TORMENTS, NECROSLUT, SARGEIST, STRIGES, UHRAUS und VRITRA, außerdem als Ex-Mitglied von BATTLE, BEHEXEN, BLUTSCHREI, CASKET LAIR, FOUDRE NOIRE, GANDR, MARRASTULI ’38; MIRKHALL, OCCULT SUFFERING, RAVENING, REPROBATUS, RUTGER-H, SEER OF CURSES, SHADOWED, SINISTERITE, SKULLCRUSHER, TYRANNIUM, VEARMRAEV und VORDR) und Ville Markkanen aus Finnland bestehen.
„Veil Of The Gods“ ist sehr Doom-lastiger Heavy Metal, den der Promotext als zeitlos beschreibt, was sehr zutreffend ist. Der Sound sitzt, die Leistung der Musiker ebenso. Der Ton, der auf der Platte angegeben wird, ist ernst, schwer, würdevoll, doomig-dramatisch, intensiv, wofür Nicholas als Sänger die perfekte Wahl ist (im Ernst, der Mann ist einer der besten Metal-Sänger, die wir zur Zeit haben).
Gerne nimmt man einen Chor hinzu, ab und an eine E-Orgel, bleibt eher in langsamem bis Midtempo, scheut aber auch nicht die ein oder andere Uptempo-Passage, in der der Drummer auch mal den linken Fuß trainieren darf. Melodien sind GRAVEN SIN durchaus wichtig, wichtiger ist aber, dass sie die gewünschte Stimmung transportieren. Und das tun sie auf „Veil Of The Gods“ mehr, als Ohrwürmer zu sein. Womit das Album keine Heavy-Doom-Metal-Songs beinhaltet, die Ihr demnächst gut gelaunt auf dem Weg zur Arbeit pfeifen könnt, das müsst Ihr verkraften.
Kurz: Das Ding macht ordentlich Doom-Stimmung und die auf intensiv geschriebenen Melodien sind genau das. Große Fehler hat „Veil Of The Gods“ gar nicht, und wer ARRAYAN PATH schon kennt und mag, der wird auch in der Art der Melodieführung ein wenig daran erinnert werden. Nur eben in mehr Doom als Power. Wer ARRAYAN PATH noch nicht kennt, hat jetzt direkt zwei Reinhörempfehlungen.

Fazit:
Ernste Musik von talentierten Leuten mit Chor. Kopfnicken in der Kathedrale. Tragik, jetzt noch nicer. Starkes Debüt, bitte mehr davon!

Anspieltipps:
„Bloodbones“, „Cult Of Nergal“ und „The Jackal God“

Jannis

GENERATION STEEL – Lionheart

Trackliste:

01. Baptized In Sorrow
02. Bloodrage
03. Lionheart
04. Executor
05. Wastelands
06. The Lost And The Damned
07. Forevermore
08. The Ripper
09. Left Alone
10. United

 

Spielzeit: 44:44 min – Genre: Heavy Metal – Label: El Puerto Records / Edel – KNM – VÖ: 27.10.2023 – Page: www.facebook.com/GenerationSteelOfficial

 

Wenn eine Band zur Rezension aussteht, die nach eigenen Angaben Heavy Metal macht, kann das vieles bedeuten. Bei GENERATION STEEL ist die Sache schnell geklärt. Das ist Musik für Leute, die Kutten tragen, sorgfältig ausgearbeiteten Frisuren gegenüber skeptisch sind und an Keyboards maximal ein Streicher- oder Chorpad im Hintergrund benötigen, das klingt, als habe man es mit einem 20 Jahre alten Casio-Keyboard eingespielt. Die Art von Heavy Metal, die zutiefst 80er ist, ein paar hörbare Überschneidungen mit Thrash, Teutonic und Speed Metal hat und Melodien so unausgeprägt wie möglich hält, auch dank expressiven Vocals, die eher ausdrucksstark als 100%ig den Ton treffend sein müssen.
Genau das ist GENERATION STEEL, genauer gesagt ihr neues und zweites Album „Lionheart“, das erfreulicherweise wieder von Uwe Lulis (ACCEPT) produziert wurde. Der kennt sich mit dieser Art von Metal selbstredend aus, und so ist es kein Wunder, dass die Platte sehr anständig klingt und maximal in den Drums noch etwas mehr Druck hätte vertragen können.
Gespielt sind die zehn Songs absolut souverän, mit durchweg guter Riffqualität, anständig Raum für den Bass und viel Spaß in den Mittelteilen und Soloparts. Die Vocals sind vielseitig, wobei subjektiv der eine Gesangsstil mehr zündet als der andere.
Und das Songwriting? Nun, ist auf jeden Fall voll im Modus des oben näher beschriebenen Genres, und darin sehr stabil unterwegs. Melodisch, aber nicht ausgefeilter als nötig, riffig, heavy und schnörkellos. Up- wie Midtempo werden fachmännisch umgesetzt, beim Endtrack darf die Melodie-Line auch mal was länger werden, bei anderen Tracks reicht es vollkommen aus, wenn ein Chorus aus zwei (manchmal doch etwas oft) wiederholten Wörtern besteht.
Was bei ein paar Songs auffällt, ist Ausbaufähigkeit, was die Verknüpfung einzelner Songelemente betrifft, beispielsweise beim Opener „Baptized In Sorrow“. Nicht nur eröffnet der Track „Lionheart“, wie man es eigentlich nicht tun sollte (ohne Vorwarnung von 0 auf 50), sondern wirkt zudem, als hätte man Strophe, Bridge und Chorus eher unabhängig voneinander geschrieben und dann einfach aneinandergehängt. Wirkt als kompletter Song nicht richtig schlüssig und kommt doch bei ein paar Tracks auf der Platte vor.

Fazit:
Truer No-Bullshit Heavy Metal der alten Schule, nicht vegan und aus echtem Leder. Das ist „Lionheart“ von GENERATION STEEL. Und wer das ganz attraktiv findet und dazu ein dringendes Bedürfnis nach wenig Keyboards und keinen Opern-Vocals hat, der findet hier das, was er braucht – mit etwas Luft nach oben, aber wo Luft nach oben ist, ist Platz für Pommesgabeln!

Anspieltipps:
„Executor“, „The Ripper“ und „United“

Jannis