SCANNER – The Cosmic Race

Trackliste:

01. The Earth Song
02. Face the Fight
03. Warriors of the Light
04. Dance of the Dead
05. Scanner`s Law
06. A New Horizon
07. Farewell to the Sun
08. Space Battalion
09. The Last and First in Line

 

 

Spielzeit: 47:40 min – Genre: Power Metal – Label: ROAR! – VÖ: 12.01.2024 – Page: www.facebook.com/Scanner.Heavy.Metal.Band

 

Die deutschen Power Metaller von SCANNER lassen auch mal wieder von sich hören! 9 Jahre nach dem letzten Album „The Judgement“ sind die Jungs um Mastermind Axel Julius endlich wieder zurück und lassen ihren mit Prog Einflüssen gewürzten Power Metal auf die Fanschar los!
Konzeptionell und textlich wird die Scanner Geschichte auf dem neuen Album „The Cosmic Race“ wieder aufgenommen, der Scanner bringt einige Auserwählte auf einen neuen Planeten, um eine neue Gesellschaft zu gründen, die vor knapp 30 Jahren begonnen wurde. Das lässt Großes erwarten.
Man sollte aber kein Album im Stile der Anfangstage von „Hypertrace“ erwarten, sondern ein Album mit vielen interessanten Wendungen und neuen Einflüssen. So zumindestens der Promotext.

Das lies mich aufhorchen und auch wenn die Veröffentlichung schon etwas her ist, war mir klar das musste ich mir näher anhören!
Starten wir daher direkt mit dem Opener „The Earth Song“ der sehr kraftvoll los startet. Abwechslungsreiche Gitarrenriffs, mitreißender Rhythmus, ein Ohrwurmchorus erster Güte und zum Schluss noch ein paar deutsche Passagen. Das sind die Glanzpunkte dieses Appetithappens der absolut Lust auf mehr macht!
Die zweite Nummer „Face the Fight“ ist ein Headbanger der live vermutlich tierisch abgehen wird. Hier kann man ordentlich das Haupthaar schütteln und die Fäuste in die Luft recken.
„Warriors of the Light“ ist ein schneller Power Metalsong und entwickelt sich ziemlich schnell zu einer wahren Ohrbombe aufgrund des geilen Chorus und der tighten Rythmusfraktion die los ballert, als ob es kein Morgen mehr geben würde! Apropos der Bass und das Schlagzeug drücken bislang echt übel in den Songs, selten so geil vorne gehört!
„Dance of the Dead“ ist düster und schleppend mit einem Hitchorus unterwegs bevor mit „Scanner`s Law“ die Boxen sowie das Schlagzeug ordentlich zerlegt werden, Heiland ballert das Ding mit seinem satten Groove in der Magengegend!
Episch wird es dann bei „New Horizon“ wo es für den Hörer viel zu entdecken gibt und wo Sänger Efthimios Ioannidis richtig nach vorne kommt und sein bisheriges Können nur noch mehr untermauert. Bislang schwebte der Gute ziemlich unter dem Radar muss ich sagen, das muss sich ändern, was ein geiler Sänger!
Mit den folgenden „Farewell to the Sun“ und „Space Battalion“ haben wir ziemlich klassische Power Metal Songs, die jedem Fan dieser Spielart sofort in Fleisch und Blut übergehen sollten, klasse Songs die sich perfekt ins bisherige Songgeflecht einfügen.
Abgeschlossen wir das Album dann mit „The Last and First in Line“ welches unglaublich abwechslungsreich ist und für den Hörer einiges bietet. Rhythmuswechsel, orientalische Vipes und ruhige Zwischenspiele. Hier ist einiges am Start und es passiert ordentlich was.

Ich muss gestehen zuerst erschloss sich mir das neue Album von SCANNER nicht wirklich! Erst bei mehrmaligem Hören zündeten die Songs richtig durch und auf einmal machte das Ganze einen Sinn!
Was ein geiles Power Metalalbum welches wunderbar neumodisch und doch klassisch wirkt inklusive eines geilen Gesanges und Meister an ihren Instrumenten. Zusätzlich ist die Produktion eine Wucht und dürfte den Staub aus so manchen Boxen blasen!
Eines meiner ersten absoluten, frühen Powermetal Highlights des Jahres, einfach nur geil sorry!

Julian

 

METAL DE FACTO – Land Of The Rising Sun Pt. I

Trackliste:

01. Rise Amaterasu
02. Code Of The Samurai
03. Heavier Than A Mountain
04. Slave To The Power
05. Divine Wind
06. To Tame The Steel
07. Superstars
08. 47 Ronin

 

 

Spielzeit: 45:48 min – Genre: Power Metal – Label: Rockshots Records – VÖ: 09.02.2024 – Page: www.facebook.com/metaldefacto

 

Die finnischen Metaller von METAL DE FACTO beehren den Hörer mit ihrem zweiten Album. Die erste gravierende Veränderung besteht darin das der Sänger Mika Salo vom Debütalbum seit 2022 nicht mehr Teil der Band ist. Mika wurde durch Aitor Arrastia aus Spanien ersetzt, Aitor macht einen verdammt guten Job aber Mika ist mir noch bestens mit einer noch stärkeren Darbietung im Ohr. Immer noch zum Bandgefüge seit dem Debüt gehören die Gitarristen Esa Orjatsalo und Mika Salovaara, Bassist Sami Hinkka, Keyboarder Benji Klingt-Connelly und Schlagzeuger Atte Marttinen.

Zweite Änderung gegenüber dem Debüt, drehte sich das Debüt um das römische Imperium, so geht es auf Album #2 sehr weit nach Osten ins Land der aufgehenden Sonne nach Japan in die Zeit der Samurai. Im Vergleich zum Debüt wurde das Tempo leicht gedrosselt, die Gitarren machen aber immer noch die Front unsicher. Die Keysboardabteilung bildet mit den Riffakrobaten ein solides und starkes Fundament, welches vom Bass der sich nicht wirklich im Hintergrund halten kann kompletiert. Die Drummachine beackert die Felle mit seinen Sticks das es kein Wunder wäre wenn diese durch Ermüdungserscheinungen und der schier rohen Gewalt mit der sie behandelt werden reißen würden.

Die Produktion wirkt für mich steril und mir kommt es in manchen Momenten so vor als wenn es der Mann an den Reglern mit dem Hall ein klein wenig zu gut meinte, und dass es sich nur um acht Songs handelt sind meine einzigen Kritikpunkte wenn ich penibel bin und objektiv bewerte. Trotz der nur acht Songs kommt das Album auf eine stattliche Spielzeit von über 45 Minuten und kann so die fehlenden Titel ein wenig kompensieren.

Wie schon erwähnt sind die Jungs minimal mit dem Fuß vom Gas gegangen, der Power Metal hat dadurch nichts von seiner Intensität und Faszination verloren, vielmehr kommen die dadurch generierten epischen Momente für mich besser an als noch auf dem Debütalbum. Die Melodien die ich vom Debüt noch im Gehör habe finden sich auch auf dem zweiten Rundling wieder, und ziehen sich mit den erzählten Storys wie ein roter Faden durch die acht Songs. Wenn man übersieht, ihn aber immer noch im Ohr hat, könnte man fast Mika vergessen, aber nur fast. Seine Leistung auf dem Debüt und THY ROW ist zu stark und hat sich bei mir in den Gehörgängen eingefräst. Aitor hat für mich seinen Job geil und fehlerlos abgeliefert, aber der Stempel von Mika ist eine Hausnummer die erstmal erreicht werden muss.

Als Fazit ein verdammt, fast schon geniales Album das die mit dem Debüt sehr hoch angesetzte Latte auf jeden Fall erreichen kann, wenn auch die Vocals ungewohnt erscheinen. Vergleichen kann man einfach mit dem bockstarken Debütalbum mit minimal gedrosseltem Gasfuß. Hier bewahrheitet sich das Skandinavien eine nie endende Song-, Band- und/oder Künstlerschmiede bereit hält die es verstehen fesselnde Musik im Rock bis Metal Sektor zu kreieren. Diese schafft es mühelos und auf Anhieb ohne Umwege in den Windungen des Gehirns für Alarm zu sorgen und man die Melodien für eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr vergessen kann.

„Rise Amaterasu“ ein fulminanter Einstieg in das Album, flott, intensiv mit viel Melodie, „Code Of The Samurai“ geht noch besser ins Ohr wie der Vorgänger und kann als kleiner Hit bezeichnet werden, da er eingängiger und verdaulicher ist. „Heavier Than A Mountain“ ein echter Kracher der sofort zündet und nicht mehr aus dem Gedächtnis zu vertreiben ist mit geilen epischen Momenten die überzeugen, „Slave To The Power“ hier haut einem der Bass den Draht aus der Mütze sehr flott mit genialen Bassläufen. „Divine Wind“ haut einem wie der Vorgänger sämtliche Grauen auf links, „To Tame The Steel“ der nächste Hit der das Zeug hätte etwas zu reißen. „Superstars“ so sollte anständiger Power Metal mit Melodie und Epic klingen, hier haben die Finnen einen echten geilen Ohrwurm aus der Zauberkiste gesimsalabimmelt, „47 Ronin“ gibt zum Abschluss nochmal alles was geht, mit Highspeed geht es auf das nahende Finale zu.

Balle

MEGA COLOSSUS – Showdown

Trackliste:

01. Fortune And Glory
02. Outrun Infinity
03. Grab The Sun
04. Showdown
05. Warden Of The Wicked Road
06. Take To The Skies

 

 

 

Spielzeit: 37:47 min – Genre: Epic Metal – Label: Cruz Del Sur Music – VÖ: 26.01.2024 – Page: www.facebook.com/colossusmetal

 

Epic Metal, 37 Minuten Spieldauer, sechs Songs. Diese Kombination klingt erstmal schwer verdaulich. Aber hey, es geht um MEGA COLOSSUS, also ist exakt das Gegenteil der Fall. Die Amerikaner stehen mit ihrem vierten Album in ihrer 20jährigen Bandgeschichte parat und machen darauf die – nun – Pop-Variante von Epic Metal. Die, die zeitgemäß ausgewogen klar produziert ist (ja, das darf man in dem Genre) und sehr harmonieorientiert daherkommt, mit Einflüssen wir MAIDEN und RAINBOW. Der Gesamtsound ist angenehm undünn, aber auch alles andere als bombastisch. Überschneidungen zu Heavy und Power Metal und Hard Rock sind klar vorhanden, der Gesangsstil ist nicht übermäßig theatralisch und die Grundstimmung oftmals tatsächlich eher positiv.
Und schon wirkt die ganze Sache viel leichter verdaulich, und „Showdown“ tut alles, damit das auch der Fall ist.
Dafür liefert „Fortune And Glory“ den perfekten Einstieg. Ziemlich viel Dur, schön eingesetzte Mehrstimmigkeit in den sehr guten klaren Vocals von Sean Buchanan, eine coole Halbierung der Geschwindigkeit im Prechorus, ein feierlicherer langsamer Part gegen Ende und bei alldem angemessen oldschool – so geht ein gelungener Opener, der die Laune direkt auf ein Level setzt, das dem nahekommt, das sich einstellt, wenn man beispielsweise „Can I Play With Madness“ hört.
„Outrun Infinity“ gewinnt den Preis für Charakterstärke (klingt absolut plausibel, ist aber absolut nicht standard) und dazu noch den für den besten Wiedereinstieg nach dem Mittelteil. Und „Grab The Sun“ funktioniert als der „böse“ Song des Albums mit dem höchsten Dissonanzen-Anteil ebenfalls hervorragend, profitiert allerdings auch von seinem Umbruch gen Feierlichkeit am Ende.
„Showdown“ und „Take To The Skies“ machen ebenfalls Spaß und werden nur deshalb hier kurz zusammen angesprochen, weil sie noch die schwächsten von sechs geilen Songs sind; ihre Existenzberechtigung haben sie jedoch allemal.
Und „Warden Of The Wicked Road“ ist der 11/10-Feelgoodsong auf „Showdown“, den man wohl ausnahmslos jedem Rock-Garage-Leser auf die Playlist mogeln könnte, ohne dafür ein Wort der Kritik zu ernten.
Die einzigen Worte der Kritik, die man an „Showdown“ richten könnte, sind die über die beiden Songs, bei denen das Niveau nicht ganz gehalten wird. Aber die Spielfreude der Band, das kompositorische und virtuose Austoben auf den Songs bei absoluter Kontrolle über sie macht das locker wieder wett, und an sich liefert „Showdown“ keinen einzigen expliziten Störfaktor (beispielsweise in Form eines nervigen Refrains oder so).

Fazit:
Klassisch traditionell auf der einen, frisch und motiviert auf der anderen, kurzweilig und nicht selten ziemlich eingängig auf der dritten Seite, ohne handwerkliche Mängel und mit viel Liebe zur Musik. Das sind MEGA COLOSSUS auch noch nach 20 Jahren Bandgeschichte und das hört man in jeder Sekunde von „Showdown“.

Anspieltipps:
„Warden Of The Wicked Road“, „Fortune And Glory“, „Grab The Sun“ und „Outrun Infinity“

Jannis

DOMINUM – Hey Living People

Trackliste:

01. Immortalis Dominum
02. Danger Danger
03. Hey Living People
04. Cannibal Corpses
05. Patient Zero
06. We All Taste The Same
07. Frankenstein
08. You Spin Me Round (Like A Record) (Dead Or Alive Cover)
09. Better Shoot Yourself
10. Half Alive
11. The Chosen Ones
12. Bad Guy (Billie Eilish Cover – Bonus Track)
13. Beds Are Burning (Midnight Oil Cover – Bonus Track)

Spielzeit: ??? min – Genre: Power Metal, Heavy Metal – Label: Napalm Records – VÖ: 29.12.2023 – Page: www.facebook.com/realdominum

 

Ein recht ungewöhnliches Release-Datum haben sich die Neulinge von DOMINUM herausgesucht (oder war es doch das Label?). Zwischen den Jahren und kurz nach dem Weihnachtsgeschäft erscheint der Erstling „Hey Living People“ – hoffentlich geht er im Dickicht von Best-Of, Boxsets und sonstigem Gedöns nicht unter. Aufsehen hat das neue Projekt von Bandleader und Hauptsongschreiber Felix Heldt (u.a. FEUERSCHWANZ) bereits mit ihren vier im Vorfeld veröffentlichten Singles und den dazugehörigen Videoclips erregt. Diese kleinen Filmchen repräsentieren „Hey Living People“ im Grunde perfekt, da sie die ganze Bandbreite des Albums beispielhaft anschneiden.

Schon in früheren Bands und Projekten war Heldt´s Affinität zu Untoten und Horrorthemen präsent – mit DOMINUM schafft er dazu noch eine eigene Geschichte. Denn mit „Patient Zero“ – der Titel lässt es unschwer erraten – ist der Anfang der Storyline gesetzt, Frankenstein wäre stolz auf ihn. Musikalisch orientieren sich DOMINUM indes an Bands wie LORDI, die natürlich auch Imagetechnisch ähnlich gestrickt sind, aber auch an GHOST, GAMMA RAY oder IRON SAVIOR und damit weitaus klassischer. Somit ist „Hey Living People“ ein fast reinrassiges Power Metal Album.

Aber eben nur fast, denn die einprägsamen Ohrwurmmelodien wären teilweise zu zuckersüß, wäre da nicht die powermetallische Untermalung und die zeitweilige Dramatik, die im Chorus auch mal an POWERWOLF erinnert. So ist dieses Debüt ein sehr kurzweiliges Album, das neben den vier ausgekoppelten Singles, die allesamt Anspieltipps sind („Patient Zero“, „Danger Danger“, Immortalis Dominum“ und „Cannibal Corpses), zum Releaseday den Titeltrack samt Video vor die Meute wirft. Was soll ich sagen, wieder ein kleiner Hit. Bleiben noch Songs wie „We All Taste The Same“, „Frankenstein“, „Better Shoot Yourself“, die ebenfalls gutklassig sind. „Half Alive“ könnte auch auf einem FREEDOM CALL Album stehen während „The Chosen Ones“ den Reigen der Eigenkompositionen gekonnt abschließt. Dazwischen mogeln sich gleich drei Coverversionen. Zum Einen hätten wir DEAD OR ALIVE´s „You Spin Me Around (Like A Record), BILLIE EILISH´s „Bad Guy“ und mit „Beds Are Burning“ von MIDNIGHT OIL einen weiteren Welthit. Über Sinn oder Unsinn von solch geballtem Fremdmaterial mag man ob der zehn Eigenkompositionen diskutieren. Fakt ist aber, sie sind da und geben manchem Fan einen Mehrwert, also ist daran eigentlich nichts auszusetzen, weil zwei der drei Covers an das Ende der Platte gesetzt wurden.

DOMINUM kommen mit einem Debüt um die Ecke, das wirklich mehr als gelungen ist. Selten gab es eine solche Ansammlung an potentiellen Hits auf einem Erstling, coole Sache! Das Heavy-Metal-Jahr 2023 ist somit gut geschlossen bzw. das neue Jahr gut eröffnet – wie Ihr es gerne haben wollt!

Stefan

SONS OF ETERNITY – End Of Silence

Trackliste:

01. In Silence
02. Dark Orbit
03. Stand Your Ground
04. Media Zombies
05. Before The Day Will End
06. Travellers In Time
07. Eye Of The Storm
08. The End
09. Ruins
10. Horizon
11. Dawn Of A… (Bonus Track)
12. Revolution (Bonus Track)

Spielzeit: 48:37 min – Genre: Heavy Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 08.12.2023 – Page: www.facebook.com/SonsOfEternityBand

 

 

Debütalbum-Zeit! Immer spannend. Heute widmen wir uns dem ersten Lebenszeichen der SONS OF ETERNITY, die einiges richtig gemacht haben müssen, um zum ersten Album namens „End Of Silence“ direkt einen Vertrag mit Massacre Records und einen Mix von Sascha Paeth vorweisen zu können.
Melodischer Heavy Metal steht auf dem Programm, der klangtechnisch professionell roh daherkommt, mit Härte und Klarheit und vielleicht ein klein wenig Mastering-Zeit. Passt aber allemal, zum Stil der Band und qualitätstechnisch. Was die Leistung der Bandmitglieder angeht, kommt beim Hören der Platte verstärkt der Verdacht auf, dass hier keine Amateure am Start sind. Ein Blick in die Encyclopaedia Metallum bestätigt dies. Jeder der Jungs war/ist in einer anderen Band oder mehreren, am bekanntesten wohl BEYOND THE BLACK, bei denen Gitarrist Jonas Rossner mal war, nach denen die SONS aber nicht klingen. Dafür gibt es von der Gitarrenfraktion das ein oder andere biestige Riff in sonst eher melodiösen Gefilden und allgemein echt geile nuancierte Arbeit. Daumen hoch, ebenso für den Rest der Band.
Musikalisch hat „End Of Silence“ viel von dem unverbrauchten Charme, den gute Debütalben haben. Kreative Arbeit mit verschiedenen Tempi innerhalb einzelner Songs ist massenhaft vorhanden, allermeistens treibend oder Mitnick/Headbang-animierend. Mal kommt ein modernerer Chorus wie bei „Dark Orbit“, mal der klassisch wirkende Power-Metal-Refrain wie bei „Before The Day Will End“, den man eigentlich auf jedem zweiten Power-Metal-Album erwarten, ihn dort aber nicht finden würde. Mit „Ruins“ gibt es eine mittelalterlich beginnende Halbballade, die ohne Kenntnis über BLIND GUARDIAN so wohl nicht existieren würde, mit „The End“ den etwas melancholischen und – in Anführungszeichen: radiokompatiblen – Track, und mit „Revolution“ schön metallischen Heavy Metal mit hohen Screams (die bestens sitzen) und allem, was dazugehört.
Nicht jeder Song ist ein Hit, vor allem „Media Zombies“ und „Travellers In Time“ verlaufen dann doch etwas höhepunktarm; wirken dabei einerseits, als habe ihre Message im Vergleich zur Musik etwas zu sehr im Vordergrund gestanden, während die Texte aber auch nicht unbedingt subtil und auf sprachliche Schönheit geschrieben sind. Ja, die Botschaft kommt an, aber manchmal ist sie holzhammerig.

Fazit:
Aber insgesamt ist „End Of Silence“ ein vielseitiges, kompetent gemachtes und frisch wirkendes melodisches Heavy-Metal-Album ohne Anfängerfehler und ohne die Routinen, die so viele Nicht-Erstwerke vorhersehbarer und weniger aufregend gestalten. Ist, nicht nur für ein Debütalbum, ein ziemlich geiles Ding!

Anspieltipps:
„Dark Orbit“, „Before The Day Will End“, „The End“ und „Horizon“

Jannis

IMMORTAL GUARDIAN – Unite And Conquer

Trackliste:

01. Ozona
02. Echoes
03. Roots Run Deep
04. Perfect Person
05. Divided We Fall
06. Lost In The Darkness
07. Southern Rain
08. Unite And Conquer
09. Un Dia A La Vez
10. Rise Of The Phoenix

 

Spielzeit: 48:26 min – Genre: Modern Progressive Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 01.12.2023 – Page: www.facebook.cin/igmetal (mit einem l)

 

Erzählungen mit „Ich weiß noch, wie“ zu beginnen ist unoriginell daher an dieser Stelle einfach mal so: Ich weiß nicht mehr, wie ich die letzte IMMORTAL GUARDIAN rezensiert habe. Ich hab mich vor ein paar Tagen vom Chef dazu verleiten lassen, das dritte Album der Band zu reviewen und beim Abspeichern des Dokuments erst bemerkt, dass ich ihre Musik schonmal auf den Ohren hatte. Muss ein handwerklich starkes Album mit etwas fehlender individueller Handschrift gewesen sein. Okay. Gibt’s halt auch einige von.
„Unite And Conquer“ ist keines davon. „Unite And Conquer“ ist das dritte Album der Amis, und fehlende individuelle Handschrift kann man ihm nun wirklich nicht unterstellen. Die Platte ist insgesamt Progressive Metal, der Elemente aus Power, Heavy und Modern Metal nimmt, ordentlich Geshredde integriert, alles in einen großen Sack füllt, zehnmal draufhaut und dann noch kräftig schüttelt. Die englische Wendung „all over the place“ (schlecht übersetzt „eskalativ durcheinander chaotisch“) beschreibt das Ding wohl am besten – im positiven Sinne wohlgemerkt. „Unite And Conquer“ ist nicht progressiv, weil IMMORTAL GUARDIAN wissen, wie man einen 13/47-Takt spielt und das ständig raushängen lassen müssen, sondern weil sie in der Struktur ihrer Songs und in der Komposition der einzelnen Parts auf Konventionen müde lächelnd herunterblicken, wenn gerade was Unkonventionelles eigentlich viel geiler wäre. Nicht auf eine Weise, die im Stil von beispielsweise IGORRR einfach Avantgarde-bescheuert wäre, sondern auf eine Weise, in der man jede Minute der Platte als seriösen Metal ernstnehmen, vielen von ihnen aber schon einen kreativen Umgang mit den einzelnen Elementen von Metal unterstellen kann. Wenn es Power-Metal-Zeit ist, beispielsweise bei „Rise Of The Phoenix“ oder „Unite And Conquer“, dann ist der Song das auch aus vollem Herzen, mit starken Melodien, viel Druck – aber eben auch der ein oder anderen überraschenden wie spaßigen Entscheidung. Entweder, da hat sich seit dem letzten Album echt was getan, oder ich hab den Vorgänger einfach falsch gehört.
Wichtig natürlich auch, dass all das von guten Musikern umgesetzt wird. Was es auch wird, sogar noch mit Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) und VICKY PSARAKIS (The Agonist) in Featureparts. Klangtechnisch ist „Unite And Conquer“ auch stabil, das Cover sieht nice aus. Ich hab so das Gefühl, ich werde zum Release von IMMORTAL-GUARDIAN-Album #4 nicht vergessen haben, dass ich die Band schonmal besprochen habe,

Fazit:
Was soll man sagen: Normal ist das alles nicht, aber wer will schon normal? Gerade im Progressive Metal will ich von einer Albumkomposition in irgendeiner Hinsicht unterhalten und zum Staunen gebracht werden. Und das hat „Unite And Conquer souverän geschafft, mit weit mehr als nur einem guten „Geil, das machen sie doch jetzt nicht echt“-Lacher. Erschreckend frei an kritisierenswerten Macken. Böse, Gänsehaut, Spaß. Keyboardsolo!

Anspieltipps:
„Ozona“, „Roots Run Deep“, „Lost In The Darkness“, „Unite And Conquer“ und „Rise Of The Phoenix“

Jannis

AXENSTAR – Chapter VIII

Trackliste:

01. Heavenly Symphony
02. Through the Fire and Brimstone
03. The Great Deceiver
04. Enchanted Lands
05. The Flame of Victory
06. No Surrender
07. Holy Land
08. Eye for an Eye
09. The War Within
10. Life Eternal

 

Spielzeit: 45:20 min – Genre: Power Metal – Label: Inner Wound Recordings – VÖ: 01.12.2023 – Page: www.axenstar.com

 

Ah, die schwedischen Power Metaller von AXENSTAR lassen auch mal wieder was von sich hören!
Ähnlich wie auch ihr Stammlabel Inner Wound Recordings pausierte man ja eine gewisse Zeit und seit dem letzten Album „End of All Hope“, welches allerdings beim nicht mehr existenten Ram it Down Records Label rauskam, sind nun auch schon wieder 4 Jahre ins Land gezogen.
Zeit für was Neues, nämlich mit dem 8. Album „Chapter VIII“ welches nach wie vor knietief im skandinavischen Power Metal unterwegs ist und besonders für Anhänger von Bands wie HAMMERFALL, STRATOVARIUS oder SONATA ARCTICA etwas sein könnte!

Mit der Vorabsingle „Heavenly Symphony“ beginnt der neue Diskus recht zackig Ein flotter Midtempotrack der sofort klar macht das wir hier im klassischen skandinavischen Power Metal unterwegs sind.
Mit einem ordentlichen Chorus ausgestattet bahnt sich die Nummer ihren Weg in die Gehörgänge und bleibt gut haften. Ein sehr ordentlicher Beginn!
Wesentlich mehr Groove gibt es dann beim folgenden „Through the Fire and Brimstone“ zu hören. Läuft gut rein und ist gut hörbar, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Über das atmosphärische Zwischenstück „Enchanted Lands“ geht es dann in den Mittelteil der Scheibe, wo unsere skandinavischen Freunde ordentlich auffahren und mit dem episch angehauchten Doppelpack „The Flame of Victory“ und „Holy Land“ weitere Highlights im Gepäck haben.
Aber, man muss schon ein Faible für Keyboards haben, den dieses ist massig vorhanden, auch das wird hier schnell deutlich!
Und auch im letzten Drittel hat man noch ein Highlight versteckt, das knackige, abwechslungsreiche und abschließende „Life Eternal“ überstrahlt hier irgendwie alles und lässt die anderen Tracks doch etwas alt aussehen.

Schön, dass die Jungs von AXENSTAR wieder zurück sind! Im Gepäck haben sie sehr ordentlichen skandinavischen Power Metal wo sich die Fans direkt zu Hause fühlen werden!
Man reiht sich gut in den bisherigen Backkatalog ein und dementsprechend gibt es auch die gleiche ordentliche Note wie beim letzten Diskus inklusive der obligatorischen Kaufempfehlung für die angesprochene Zielgruppe!

Julian

 

 

DON`T DROP THE SWORD – Age of Heroes

Trackliste:

01. Demon Drive
02. Of Love and Lose
03. Where the Old Gods Dwell
04. Twelve Steps (To Hell)
05. A Murder of Ravens (Feat. Liv Kristine)
06. King of Thieves
07. Echoes of the Past
08. Sharpe`s Song
09. Wewurt Skihit

 

 

Spielzeit: 61:53 min – Genre: Power Metal – Label: Eigenproduktion – VÖ: 24.11.2023 – Page: www.dontdropthesword.de

 

Im schönen Erding ist nicht nur gutes Bier und die größte Therme der Welt ansässig, nein auch ein Geheimtipp der Power Metalszene mit Namen DON`T DROP THE SWORD ist hier seit 2015 am Start.
Die Jungs waren schon häufiger hier in der Rock Garage zu Gast und gehören für mich sich zu einer der aufstrebenden Bands aus Deutschland im Genre die ohne große Labelunterstützung immer sehr feine Scheiben unters Volk bringen!
Zuletzt tat man dies 2019 mit der EP „The Wild Hunt“, dieser Tage erscheint aber endlich ihr neues komplettes Album „Age of Heroes“.
Personell und auch stilistisch hat sich zum Glück nach wie vor nichts bei den Bayern geändert und nach wie vor ist man im Power, Epic und Speed Metal daheim und frönt so Bands wie (frühen) BLIND GUARDIAN, HAMMERFALL oder MANOWAR.
Stammleser von euch wissen das dies auch meine Faves sind, von daher war es für mich natürlich Ehrensache auch wieder das neue Album zu besprechen!

Die Reise beginnt mit der ersten Videosingle „Demon Drive“. Mit sanften Gitarrenklängen beginnt das Ganze, bevor die tief gestimmten Gitarren einsetzen und die Nummer dann nach gut 1:30 in einen schnellen Midtempotrack transformiert.
Hätte ich nach dem sanften Beginn nicht vermutet.
Klingt im Refrain ein bisschen nach EDGUY muss ich sagen.
„Of Love and Loss“ geht dann direkt richtig nach vorne und im Refrain haben wir dann direkt wieder dieses tolle BLIND GUARDIAN Feeling was jeden Altfan, wozu ich mich ebenfalls zähle, direkt zum Schwärmen bringt. Die Nummer ist etwas erdiger und stampfiger als der Opener.
Mit „Where the Old Gods Dwell“ haben wir dann die nächste Videosingle die waschechter moderner Power Metal ist der ab und an SABATON Feelings beinhaltet.
Viel mehr Erdigkeit und ordentlich Groove haben wir dann wieder beim 8 Minuten Brecher „Twelve Steps (To Hell) bevor wir mit „A Murder of Ravens“ das erste absolute Sahnestück, nicht das die anderen Songs wirklich schlecht waren, der Scheibe haben!
Auf über 10 Minuten verpacken die Jungs einige Stile, von zart bis hart quasi inklusive Growls und Black Metalvipes, und haben mit Liv Kristine noch eine fantastische Gastsängerin im Gepäck.
Hut ab meine Herren, ein geiler Track der nur noch einen etwas packenderen Refrain bräuchte!
Mit „King of Thieves“ haben wir dann vielleicht den handzahmsten Song der Platte, aber auch er hat absolut seine Momente und überzeugt vor allem durch eine tolle Gitarrenarbeit.
Coole Mischung übrigens von den Lyrics bisher, historisches und fantastisches geben sich hier die Klinke in die Hand.
Eine absolute Ohrbombe ist dann das epische „Echoes of the Past“ im Anschluss welches sich schon nach kurzem metertief in den Gehörgängen festsetzt.
„Sharpe`s Song“ geht dann etwas mehr in Richtung Teutonen Metal bevor wir mit dem abschließenden „Wewurt Skihit” erneut einen fast 9-minütigen Brecher haben, der episch und kraftvoll sich seinen Weg in die Gehörgänge bahnt.

Mein lieber Scholli die Jungs von DON`T DROP THE SWORD” fahren mit ihrem neuen Album aber mal einen richtigen Brecher auf, auf dem sie sehr vielseitig und wechselhaft unterwegs sind.
Man bedient sich allerlei Stile und ist von zart bis hart mal überall unterwegs mit einem teilweisen recht brachialen Stilmix. Nichts zum mal eben nebenbei hören!
Erstklassiges Songwriting kommt da noch obendrauf, somit haben wir schlussendlich das bisher beste Album der Band und das ohne Wenn und Aber!

Kaufen Leute, eine Schande das hier noch kein Label ein ordentliches Angebot an die Band gemacht hat, die hätten es mal absolut verdient!

Julian

 

FINAL STRIKE – Finding Pieces

Trackliste:

01. Archers
02. Finding Pieces
03. Fly
04. Freedom
05. Heaven`s Falling Down
06. Oblivion
07. Restless Mind
08. Spark from the Dark
09. To the North
10. Turn of the Tide

 

Spielzeit: 41:44 min – Genre: Power Metal – Label: Reaper Entertainment – VÖ: 15.09.2023 – Page: www.facebook.com/finalstrikeband

 

Power Metal Sangeskünstler Christian Eriksson ist den meistens von uns seit seinem Engagement bei TWILIGHT FORCE oder auch NORTHTALE bestens bekannt!
Nach dem Ausstieg bei letztgenannter Kombo stand er an einem Lebenscheidensweg. Nochmal einen musikalischen Anlauf nehmen oder doch etwas ganz anderes machen?
Er entschied sich, Gott sei Dank, für ersteres und gründete kurzerhand die neue Band FINAL STRIKE.
Und passend zum Bandnamen soll es wohl tatsächlich der letzte Versuch sein und man hat alle Erfahrungen der Bandmitglieder zusammengenommen und ein zeitloses Power Metal Werk Names „Finding Pieces“ ist dabei herausgekommen!
Apropos, die anderen Bandmitglieder sind Christian`s alte Kollegen Patrick Johansson, Jimmy Pitts sowie Jan Ekberg und das neue Gesicht Martin Floberg.

Ob wir hier nun eines der späten Power Metal Highlights des Jahres haben, finden wir nun zusammen heraus und hören direkt mal in den Opener „Archers“ rein. Dieser ist direkt mit ordentlich Keyboardunterstützung, die so viel sei auch schon mal verraten, auf dem ganzen Album präsent sein wird, und legt sofort massiv los.
Mehrstimmiger Chorus, satte Riffs und über allen thront die Stimme von Christian. Passt, sitzt, wackelt und hat Luft würde ich sagen!
Der Titelsong „Finding Pieces“ folgt als Nächstes und was soll ich sagen, eine absolute Ohrbombe ist das gute Stück geworden. Der Refrain gräbt sich metertief in die Gehörgänge und bleibt dort lange hängen. Ansonsten ist das Teil einfach ein klassischer Midtempotrack der erneut mit Keys sinnvoll ergänzt wird.
Ebenfalls mega eingängig ist dann das folgende „Fly“. Knackig kommt man hier auf den Punkt, vertändelt nicht viel Zeit, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche.
Für den einen ist das Ganze vielleicht etwas handzahm, aber man sollte sich die Nummer bis zum Schluss anhören, wartet man hier noch mit der ein oder anderen instrumentalen Spielerei auf was es dann doch recht interessant macht.
Das flotte „Freedom“ bildet dann den Überleiter zum Mittelteil der mit dem epischen Doppelpack „Heaven`s Falling Down“ sowie „Oblivion“ bestens besetzt ist. Hier sieht man schön unterschiedliche Ausprägungen der Epic, mal schnell, mal langsam, erstklassiges Songwriting würde ich sagen!
„Restless Mind“ fällt dazu im Vergleich etwas ab, hier nudelt man auch den Refrain und den Songtitel einfach tot. Schnell weiter zum nächsten Stück mit Namen „Spark from the Dark“ was dann wieder wesentlich mehr zu bieten hat und geschickt zwischen Epic und Power Metal hin und her wechselt.
Die beiden letzten Songs „To the North“ und „Turn of the Tide“ können dann nicht mehr ganz an die bisherigen Hits anschließen, sind aber immer noch meilenweit entfernt von kompletten Ausfällen.

Christian Eriksson soll auf jeden Fall weitermachen, was er tut, denn das macht er richtig gut! Mit seiner neuen Band FINAL STRIKE setzt er eine erste sehr ordentliche Duftmarke, die vor allem in der ersten Hälfte absolut erstklassig ist.
Im zweiten Abschnitt geht gerade bei den letzten Stücken ein klein wenig die Puste aus und es fehlt etwas die Konstanz, aber das ist dann schon etwas Meckern auf hohem Niveau!
Power Metalfans der alten Schule mit einem Hang zu Keyboards machen hier auf jeden Fall nicht viel falsch, klare Kaufempfehlung.

Julian

 

DOGMA – Dogma

Trackliste:

01. Forbidden Zone
02. Feel The Zeal
03. My First Peak
04. Made Her Mine
05. Carnal Liberation
06. Free Yourself
07. Bare To The Bones
08. Make Us Proud
09. Pleasure From Pain
10. Father I Have Sinned
11. The Dark Messiah

Spielzeit: 45:43 min – Genre: Heavy Rock – Label: MNRK Heavy – VÖ: 17.11.2023 – Page: www.facebook.com/theofficialdogma

 

Irgendwas liegt in der Luft, irgendwas stimmt hier nicht. Der November ist gerade einmal zu zwei Dritteln vorbei, und ich schreibe meine zweite 10/10-Punkte-Rezension des Monats, die gleichzeitig auch meine zweite des Jahres ist. Aber alles andere wäre einfach nicht richtig.
Worum geht es? Es geht um die Band DOGMA und ihr gleichnamiges Debütalbum. DOGMA sind vier sexy Nonnen (also wahrscheinlich nicht wirklich) mit Corpsepaint namens Lilith, Lamia, Nixe und Abrahel (wie auch sonst?), deren Texte absolut zum Künstlerimage passen. Fünf (trotz YouTubes Richtlinien glücklicherweise noch als jugendfrei gewertete) Musikvideos gibt es schon, die allesamt genauso professionell sind wie die gewählte Bandidentität, die in ihrer Schlüssigkeit und Theatralik an Bands wie POWERWOLF, GHOST oder LORDI erinnert.
Nicht von ungefähr. Einflüsse aller drei Bands finden sich auf „Dogma“ wieder, insbesondere von GHOST (Seien wir ehrlich, „Father I Have Sinned“ ist eigentlich die Melodie von „Squarehammer“, aber es ist einfach nur egal), als deren Support Act man DOGMA mit 100%iger Wahrscheinlichkeit demnächst mal sehen wird. Aber auch klassische ACCEPT-Einflüsse finden sich auf der Platte wieder, zum Beispiel beim knackigen Midtempotrack „Pleasure From Pain“ mit seinem simplen Dreiwort-Chorus.
Aber was machen DOGMA denn jetzt genau? Nun, Grundlage ist Hard/Heavy Rock, der ganz bewusst auf nur eine Gitarristin setzt und auch nur selten mit der Dosen-Gitarre schummelt. Der bekommt schwarz-golden glänzende Heavy- und Power-Metal-Ornamente und in den Melodien einen oft unüberhörbar poppigen Touch – plus minimale Gothic-Düfte. Und dann geht’s los. Dann kommen die unterschiedlichen Chöre, die Streicher, das Klavier, die Glocken, das Xylophon, die Synthesizer, das Cembalo, der Swingpart, die Claps (im Orgelpart, Ihr Verrückten), die fetten Filmtrailer-Drums, die frechen Brass-Elemente, die Blastbeats, die Drops und kleinen modernen Sounddesign-Elemente (inklusive etwas zu vielen Reverse Cymbals). Und. So. Weiter.
Das ganze Spektakel ist hervorragend sortiert, sodass die Platte nie die Kontrolle verliert und strukturiert fett bleibt. Und das beste: Es passiert auf eingängigen wie individuellen Hitmelodien, die jedem Freund der oben genannten Bands (sowie BATTLE BEAST, ARION, SABATON etc.) Freudentränen in die Augen treiben werden und dabei kein bisschen abgekupfert wirken (ja, bis auf „Father I Have Sinned“). So viele biestige Ohrwürmer, kaum ein Song, den man mit einem der anderen verwechseln würde und:
All das wird gesungen von einer absoluten Ausnahmesängerin, die sich in Rock, Metal, Pop, Soul absolut zuhause fühlt, mit gut gemachten Backing Vocals. All das wird gespielt von einer 1A-Instrumentalfraktion, die auch im Mittelteil nie ihre Freude an der Kreativität verliert (und die Gitarrensoli sind durch die Bank einfach geschmackvoll). All das wird mit wesentlich mehr Engagement gemacht, als nötig, mit neuen Parts am Ende eines Songs, mit neuen, intensiveren Vocalaufnahmen für den letzten Chorus etc.
Jesus, und stark produziert ist es auch noch. Ist das denn die Möglichkeit.

Fazit:
Kurz: Da hat doch der Teufel seine virtuosen Fingerchen im Spiel gehabt. Es wäre absolut lächerlich, wenn DOGMA mit diesem Spaßpaket in Albumform und ihrem ultra-professionellen Eintritt ins Business nicht in wenigen Jahren auf den Hauptbühnen der Metal-Festivals dieser Welt stehen. Im schlimmsten Fall werden sie dann auf sicher fahren und Alben rausbringen, auf denen sie dieses eine, noch so unverbrauchte, aufgeregte, hochmotivierte, frische Werk aus der Anfangsphase ihrer Karriere routiniert kopieren, wie es so viele andere tun. Und dieses, „Dogma“, wäre dann eben dieses Album. Stars in the making, und hier habt Ihr davon erfahren, bevor sie bekannt wurden!

Anspieltipps:
„My First Peak“, „Feel The Zeal“, „Free Yourself“, „Make Us Proud“ und „Father I Have Commited Copyright Infringement“

Jannis