RAGE – Resurrection Day

Band: Rage
Album: Resurrection Day
Spielzeit: 50:11 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.facebook.com/RageOfficialBand

RAGE – in Sachen englischer R-Aussprache das absolute Gegenteil von GRAVE DIGGER, Institution im deutschen Heavy und Power Metal und mit der Peavy-Konstante durchgängig auf starkem Niveau unterwegs. Wandlungsfähig, mal sehr orchestral-schön, mal thrashig unbarmherzig und aus unnachvollziehbaren Gründen keine der Bands, die normal an ersten Stellen erwähnt werden, wenn es um die deutsche Metal-Speerspitze geht, obwohl es absolut verdient wäre.
Wie gewohnt sind keine zwei Jahre vergangen seit dem letzten Album “Wings Of Rage”, aber verändert hat sich einiges, nämlich das halbe Lineup. Mit Stefan Weber und Jean Bormann hat man nun wieder zwei Gitarristen, die, so viel sei bereits gesagt, dem RAGE-Sound echt gut tun. Das dürfen sie auf “Resurrection Day“ unter Beweis stellen, dessen Coverartwork Metal as Fuck ist und damit Peavys Optik im Video zu “Virginity” repräsentiert.
Aber genug der Äußerlichkeiten. Sound, Spiel, Gesang: top, nix zu bemängeln. Widmen wir uns also gleich der Musik an sich. Los geht es mit dem Intro “Memento Vitae”, oder, wie elaborierte Musiker mit Orchesterbeiwerk sagen: “Overture”. Können RAGE guten Gewissens tun, schließlich beherrschen die Jungs auch orchestrale Arrangements außerordentlich gut und wissen den Klang symphonischer Instrumente in Metal zu integrieren, wie kaum eine andere Band, dabei den individuellen Merkmalen der einzelnen Orchesterinstrumente aber auch wirklich ihre Geltung zukommen zu lassen. Wo war ich? Richtig. Intro vorbei, “Resurrection Day” beginnt und… greift erstmal das Intro wieder auf. Geil! Ein kleines musikalisches Gesamtkonzept. Könnten sich andere Bands mal eine Scheibe von abschneiden. Dann bricht die Band los, es wird sehr sehr Metal, nicht stumpf, gut heavy, smart ausgearbeitet und im Chorus wieder dezent mit Orchester gearbeitet, ohne den Gesamtsound damit zu enteiern.
Und Freunde, seien wir ehrlich, das Ganze funktioniert so gut wie lange nicht mehr. Die Refrains gehen verstärkt Richtung Power-Metal-Melodien in 100% unkitschig, Orchestersounds sind wirklich genau dann eingesetzt, wenn sie sinnvoll sind und was dabei ebenfalls in voller Breite dabei ist, ist metallische aggressive Härte. Ich kann nur für mich sprechen, aber die harten, gemeinen Parts kommen genau dann, wenn ich sie brauche, die schönen powerigen ebenfalls, die ruhigen gleichermaßen – und alle zünden. Der einzige Störfaktor ist, dass sich “Virginity” nur dann auf “Fear” reimt (und “Fear” ist wichtig, bestätigen neun von zehn RAGE-Fans), wenn man es als “Virginitier” ausspricht. Und dann klingt’s halt ein bisschen dumm. Doch abgesehen davon hat “Resurrection Day” einfach keinen Moment der Schwäche, das Songwriting-Niveau ist frisch wie lange nicht mehr, der Groove verdient stellenweise eine Nackenbelastungs-Vorwarnung und stellenweise überrascht die Platte einfach dadurch, dass man trotz der 70.000 starken Alben der Band nicht mit so einem Niveau gerechnet hätte.

Fazit:
Da ist wohl jemand ein zweites Mal der Cradle entsprungen. Und bei dem Niveau von “Resurrection Day” ist der Weg ins Grave noch ein verdammt weiter. 10/10 gebe ich nicht häufig, aber mit dem Ding haben RAGE die Höchstwertung ohne jeden Zweifel verdient.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Memento Vitae (Overture)
02. Resurrection Day
03. Virginity
04. A New Land
05. Arrogance And Ignorance
06. Man In Chains
07. The Age Of Reason
08. Monetary Gods
09. Mind Control
10. Traveling Through Time
11. Black Room
12. Extinction Overkill

Jannis

APOSTOLICA – Haeretica Ecclesia

Band: Apostolica
Album: Haeretica Ecclesia
Spielzeit: 49:27 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.facebook.com/Apostolicaband

Eine neue mysteriöse Band betritt die Metalbühne! APOSTOLICA. Sie sind maskiert, unbekannt, man weiß nicht wo sie herkommen und zelebrieren ihre Auftritte mit einer cineastischen Gestaltung.
Das dieses Konzept funktioniert haben schon die WARKINGS oder bezüglich der Atmosphäre auch POWERWOLF gezeigt.
Und genau in diesem Fahrwasser wildert die Band auch! Zusätzlich seien vielleicht noch SABATON oder BLOODBOUND als Einflüsse genannt.
Alle Fans dieser Bands können nun getrost weiterlesen und zusammen mit mir herausfinden wie das Debütalbum „Haeretica Ecclesia“ denn so klingt.
Mit lateinischen Versen beginnt der Opener und schon nach kurzem setzen die orchestralen Keys und die kraftvollen Riffs ein und zeigen das die schon genannten Vergleichsband hier absolut ihre Berechtigung haben!
Beim Sänger hört man einen ordentlichen Akzent raus, einordnen kann ich ihnen aber nach wie vor nicht, bzw. erkennen.
Das folgende „The Sword of Sorrow“ ist dann mal ein sehr ordentliches Stück Power Metal geworden was vor Eingängigkeit nur so strotzt und direkt an POWERWOLF aber auch ein bisschen an RHAPSODY denken lässt!
Noch eine Spur knackiger und eingängiger ist dann „Come with Us“ geraten der ebenfalls direkt den Hits auf der Scheibe zuzuordnen ist.
Bei „Thanatos“ ist dann der SABATON Einschlag sehr mächtig spürbar was die Qualität des Songs natürlich nicht wirklich schmälert, sondern eher steigert.
Das erste Viertel ist also mal mehr als gelungen und hier verstecken sich jede Menge Hits für den geneigten Power Metal Fan. Mal schauen ob das auch so weiter geht?
Der Mittelteil ist auf jeden Fall mal mit „Pollution is my Name“ und der Videosingle „No More Place in Hell“ sehr ordentlich geworden und weiß direkt zu begeistern.
Etwas epischer beginnt dann „The Doom“ welches sich dann wieder in einen eingängigen Power Metalhit transformiert.
Im letzten Drittel haben wir dann noch weitere Hits parat in Form von „Fanime“ und dem abschließenden „Redemption“.
Somit kann man nach dem Verklingen des letzten Tons festhalten das man sich vom ersten „Mainstream“ Eindruck nicht täuschen lassen sollte!

Anspieltipps:

„Sanctus Spiritus“, „The Sword of Sorrow“, „Come with Us“, „Thanatos“ und „The Doom“

Fazit :

Zum Anfang war ich gar nicht wirklich von dem Debütalbum von APOSTOLICA begeistert. Zu offensichtlich sind hier die Einflüsse und man mag direkt losschreien „Plagiat“ oder „zu stark abgekupfert“!
Aber auf dem zweiten Blick entwickelt die Band ihren ganz eigenen Charme und ja das Kalkül geht auf und man schwimmt auf jeden Fall auf der Erfolgswelle der bekannten Vorbilder mit.
Summa Sumarum ist das Ganze aber ein absolut empfehlenswertes Album für die geneigte Hörerschaft!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sanctus Spiritus
02. The Sword of Sorrow
03. Come with Us
04. Thanatos
05. Pollution is my Name
06. No More Place in Hell
07. The Doom
08. Famine
09. The Dusk is Coming
10. Redemption

Video zu “No more Place in Hell”:

Julian

QUEEN OF DISTORTION – Checkmate!

Band: Queen Of Distortion
Album: Checkmate!
Spielzeit: 59:12 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: Green Bronto Records
Veröffentlichung: 02.07.2021
Homepage: www.facebook.com/QueenofDistortion2018

Wenn sich deutsche Erwachsene (also aus Sicht eines 28jährigen Erwachsenen), ggf. mit Vorerfahrung aus anderen kleineren Bands oder zumindest mit musikalischem Können, irgendwann hinsetzen und sich überlegen “Lass mal ’ne Metalband gründen”, kommt es in einigen Fällen zu einem ziemlich überzeugenden und sympathischen Ergebnis. Keine Ahnung, woran das spezifisch liegt, aber es macht ein wenig den Eindruck, man habe sich nicht auf ein klar definiertes Genre festgelegt, wie viele etabliertere Bands, die ihren Stil “gefunden” haben, oder jüngere, die glauben, ihn zuerst festlegen und dann direkt etablieren und damit revolutionär sein zu müssen. Bands wie QUEEN OF DISTORTION oder BASEMENT PROPHECY machen im Obergenre des Metal eben das, was ihnen in ihren vergangenen Jahrzehnten als Metalfans ans Herz gewachsen ist, und dann kommt eben mal ein Song Heavy Metal, einer in Richtung Power Metal und dann noch etwas Symphonisches und ein Hard-Rock-Track. Alle davon sind vielleicht nicht perfekt im Rahmen des Genres, aber mit viel angestauter Liebe gemacht, was kleinere Mankos locker ausgleicht. QUEEN OF DISTORTION aus Braunschweig machen ziemlich genau das, haben zum Teil schon in kleineren Bands mitgewirkt, sich dann 2018 zusammengeschlossen und nun ihr erstes richtiges Debutalbum veröffentlicht.
Der Sound ist organisch und voll produziert, wirkt handgemacht aber absolut nicht nach Home Studio. Gerade der Basssound verdient in seiner angenehmen Präsenz, die dem mehr als nur als Fundament dienenden Spiel von Carsten Bätge absolut gerecht wird, Lob.
Und musikalisch ist “Checkmate!” klassischer Heavy Metal (hört mal in “Throne Of Destruction” rein, klassischer wird’s nicht), der jedoch weniger Stil-Tribute ist, als man anhand der PRIESTigkeit dieses Openers erwarten würde. Track zwei bis vier beweisen ein wohldosiertes und unerwartetes Maß an musikalischem Humor (Das Riff von “Bloody Rain” ist großartig, das von “New Order” ebenso und das kleine wiederkehrende Bass-FillIn von “Electrified” nicht minder), “Torn From Life” ist eine Ballade mit Bandbeteiligung, die viel 08/15er und kitschiger hätte ausfallen können, wenn sie in ihrer Art nicht so schön auskomponiert wäre, und bei “Into The Void” wird dann der Reiz von mehrstimmigen Vocals entdeckt und diese Mehrstimmigkeit sehr gut umgesetzt, passend zur im Vergleich zum Großteil der Songs noch ausgeprägteren Melodiösität.
Hab ich schon was zu Chris gesagt? Nein? Nun, Chris ist die Sängerin von QUEEN OF DISTORTION und beherrscht ihr Handwerk (Mundwerk?) hervorragend. Ob straighte Metal-Vocals, hohe Screams oder der massiv gelungene Symphonic-Part bei “Into The Void” – die Vocals sitzen, auch wenn sie bei “Electrified” gewöhnungsbedürftig, aber in ihrem Sinne auch recht geil ausfallen (erinnert etwas an HELL, deren Vocals ja ähnlich beurteilbar sind).
Klar, nicht jeder Song zündet komplett, einiges an gut gemachtem Standard-Heavy-Metal-Material für das Festivalcamp ist schon dabei, ebenso ein paar wenige eher seltsame Stellen. Aber “Checkmate!” überrascht seine Hörer doch immer wieder, liefert praktisch durchgehend qualitativen Underground-Metal, überzeugt in Darbietung und Produktion…

Fazit:
… und offenbart jederzeit, wie viel Hingabe zum Genre und Arbeit darin steckt. Genau sowas will ich hören, wenn ich das nächste Mal für 15 Euro Eintritt in einen kleineren Club gehe, um Spaß mit gutem Metal von sympathischen Leuten und guten Freunden zu haben!

Anspieltipps:
Track 1-4 und “Into The Void”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Throne Of Destruction
02. Bloody Rain
03. New Order
04. Electrified
05. Threatening Stalemate
06. Four Horsemen
07. Save Yourself
08. Torn From Life
09. Rest In Pieces
10. Into The Void
11. Checkmate!
12. People Without Tears
13. Nightmares

Jannis

BRAINSTORM – Wall Of Skulls

Band: Brainstorm
Album: Wall Of Skulls
Spielzeit: 49:50 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 17.09.2021
Homepage: www.facebook.com/officialbrainstorm

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an “Pimp My Ride”, wo Xzibit Amerikanern ihr Auto abnimmt, auseinanderbaut und dann mit 95% neuen Teilen ein anderes Auto zusammenbaut, mit einem kleinen Swimming Pool, einer Waschmaschine und einem Audiosystem, mit dem man das Saarland beschallen könnte – um es den Besitzern dann als “Ihr “ verbessertes Auto zurückzugeben. So spaßig das auch anzusehen ist, wäre es doch toll, es wären mehr Originalteile bei gleichem Level an Aufwertung vorhanden. Schön, dass BRAINSTORM so arbeiten. Es gibt das Basic-BRAINSTORM-Gerüst, das jeder kennt, der mal in ein paar Alben der deutschen Power-Metaller reingehört hat, mit ihren charakteristischen Wendungen, einzelnen Faktoren in der Instrumentalarbeit, ihren Trademark-Melodien und natürlich Andys majestätischen Vocals. Dieses Gerüst kann poliert, geschmückt und angemalt werden, bleibt jedoch stets klar erkennbar.
Die Politur erfolgte, als man mit Seeb von ORDEN OGAN einen Produzenten fand, der das absolute Maximum an klanglicher Geilheit in BRAINSTORMs Alben zu mixen vermag und der diese Arbeit auch bei “Wall Of Skulls” wieder vortrefflich geleistet hat. Ansonsten zeigt sich die Pimpung der BRAINSTORM-Grundstrukturen nicht an einer plötzlichen Verwendung von Dudelsäcken oder 2021-EDM-Synths (wie gesagt, wir arbeiten mit Originalteilen), sondern schlicht an der kreativen Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile, Erweiterung des Melodiewendungs-Kanons – eben an kleinen Sachen mit großem Effekt, der aus “Wall Of Skulls”‘ Vorgänger “Midnight Ghost” das nicht unwahrscheinlicherweise bis dato beste BRAINSTORM-Album überhaupt gemacht hat. Und bei einem solchen Knaller ist eben auch eine minimale Ernüchterung beim Nachfolger wahrscheinlich, wenn er dieses Hitmassaker-Niveau nicht ganz halten kann.
Diese Ernüchterung tritt bei “Wall Of Skulls” ein, aber glücklicherweise tatsächlich nur ziemlich minimal. “Where Ravens Fly” ist als Opener straight und geradeaus, aber eben doch ein wenig mehr basic als nach dem Einstieg von “Midnight Ghost” erwartet, und hat damit wie so mancher andere Track auf der Platte etwas weniger vom gewissen Etwas, das so viele Tracks des Vorgängers herausragen ließ. Das ist keineswegs bei jedem Track auf “Wall Of Skulls” so. “Solitude” ist ein perfektes Beispiel für einen Extended-BRAINSTORM-Song, “Glory Disappears” ist etwas emotional feierlicher, die erste Strophe von “End Of My Innocence” ist edel unkonventionell ruhig, “Holding On” bricht mit seinen modereneren Synths ein Stück weit mit dem klassischen BRAINSTORM-Sound (ist in kleinen Dosen sehr geil, aber bitte nicht ein ganzes Album in dem Stil machen) und “The Deceiver” ist unerwartet trocken, klangtechnisch hervorstechend abgespeckt. Der Kollege, der das Album beim Rezensieren mitgehört hat, hat am Ende einen akuten Ohrwurm des “Cold Embrace”-Refrains und “Turn Of The Lights” kommt mit seinem runtergebrochenen “Titel ist Text”-Chorus schön asozial. Dazu muss die Arbeit der Rhythmusfraktion lobend erwähnt werden, die bei wirklich vielen Songs einen guten Mehrwert bietet – stets nachvollziehbar aber mit hohem Anspruch an sich selbst und bestens in die Songs integriert.

Fazit:
Ein schwächeres BRAINSTORM-Album ist immer noch ein starkes Album und “Wall Of Skulls” ist kein schwächeres BRAINSTORM-Album. Im Gegenteil, die Platte klingt Seeb-bedingt wieder übertrieben, kommt ohne einen einzigen “Was soll das?”-Moment aus, und selbst der schwächste Song ist immer noch ein starker Power-Metal-Song. Von “Midnight Ghost” wissen wir, dass die Jungs in Sachen melodischer Kreativität noch einen Ticken mehr draufhaben, als es sich beim aktuellen Album zeigt. Absolut hörenswert bleibt das Ding trotzdem, denn, wie nicht vergessen werden darf, wird hier an BRAINSTORMs vielleicht bestem Album gemessen und nicht am allgemeinen Power-Metal-Qualitäts-Schnitt.

Anspieltipps:
“Solitude”, “Holding On”, “Turn Off The Light” und “Cold Embrace”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Chamber Thirteen
02. Where Ravens Fly
03. Solitude
04. Escape The Silence (feat. Peavy)
05. Turn Off The Light (feat. Seeb)
06. Glory Disappears
07. My Dystopia
08. End Of My Innocence
09. Stigmatized
10. Holding On
11. I, The Deceiver
12. Cold Embrace

Jannis

MENTALIST – A Journey into the Unknown

Band: Mentalist
Album: A Journey into the Unknown
Spielzeit: 60:17 min
Stilrichtung: Melodic Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 20.08.2021
Homepage: www.facebook.com/mentalistband

Die Melodic Metaller Newcomer von MENTALIST sind sehr fleißig und haben 1 Jahr nach ihrem Debüt „Freedom of Speech“ mit „A Journey into the Unknown“ schon den Nachfolger im Kasten!
Auf dem neuen Album regiert nach wie vor der Melodic Metal der nach wie vor Einflüsse von IRON MAIDEN, HELLOWEEN oder BLIND GUARDIAN (kein Wunder wenn Thomen Stauch hier hinter der Kesseln sitzt) aufweist, aber die Truppe hat mittlerweile ihren ganz eigenen Stil gefunden.
Angeführt von Ausnahmesänger Rob Lundgren und mit einem Mix von Jacob Hansen ausgestattet wollen die Jungs nun ihren zweiten Schritt auf der Karriereleiter machen.
Als Opener steht „Horizon“ bereit der aber nur ein instrumentales Intro ist.
Mit „A Journey into the Unknown” erwartet uns dann der erste richtige Track und die erste Videosingle.
Die Nummer ist schön abwechslungsreich gestaltet und ein Nährboden für den Gesang von Fronter Rob der hier absolut glänzen kann.
Aber auch ansonsten ist dieser erste Appetithappen mehr als gelungen und wandert daher direkt auf unsere Hitliste.
Anschließend geht es bei „Modern Philosophy“ erst recht ruhig zu bevor dann die kraftvollen Töne das Kommando übernehmen und im Refrain wird dann wieder etwas der Fuß vom Gas genommen und man ist wieder sehr melodisch und hitsicher unterwegs.
Über das ebenfalls sehr ordentliche „Evil Eye“ geht es dann in den Mittelteil der Scheibe wo wir mit dem eher epischen und gefühlvollen „An Ocean so Deep“ und dem, mit ordentlich HELLOWEEN Einflüssen ausgestatteten „Dentalist“ zwei weitere absolut überzeugende Songs haben.
„Soldier without a War“ ist dann wieder eine etwas ruhigere, gefühlvollere Nummer und bei „Torture King“ haben wir dann den schon typischen MENTALIST Bandsound der schön abwechslungsreich und eingängig daherkommt.
Anschließend haben wir dann mit „Battle Dressed“ und „Live Forever“, hier gibt auch Henning Basse seine Gastgesang zum Besten, noch zwei echte Schwergewichte, die teilweise recht progressive aus den Boxen tönen, ordentlich Abwechslung bieten und mit 7 bzw. 8 Minuten Spielzeit aufwarten können.
Zum Abschluss gibt es dann ein ordentliches Metalcover des Songs „Manchild“ von NENEH CHERRY.

Anspieltipps:

„A Journey into the Unknown”, “Modern Philosophy”, “An Ocean so Deep”, “Torture King” und “Battle Dressed”

Fazit :

Schon auf dem Debütalbum war hörbar zu was MENTALIST fähig sind! Hier auf ihrem zweiten Album bauen sie ihre Leistung und Qualität nochmal aus und haben an den richtigen Stellschrauben gedreht!
Es gibt eigentlich so gut wie keinen Ausfallsong zu vermelden und jeder Track für sich überzeugt mit seinem ganz eigenen Charme und es wird viel Abwechslung insgesamt geboten.
Daher geht es hier auch einen ganzen Punkt im Vergleich zum Debüt nach oben!
Well done Guys!! Definitiv Kaufempfehlung für die Zielgruppe!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Horizon
02. A Journey into the Unknown
03. Modern Philosophy
04. Evil Eye
05. An Ocean so Deep
06. Dentalist
07. Soldier without a War
08. Torture King
09. Battle Dressed
10. Live Forever
11. Manchild (Cover & Bonustrack)

Video zu “Modern Philosophy”:

Julian

BLAZON STONE – Damnation

Band: Blazon Stone
Album: Damnation
Spielzeit: 43:05 min
Stilrichtung: Pirate Metal
Plattenfirma: Stormspell Records
Veröffentlichung: 15.09.2021
Homepage: www.facebook.com/BlazonStoneOfficial

Cederick Forsberg ist eine der Personen, die den Metal-Underground am laufen halten. Ehrlich, der Mann hat MINDESTENS fünf laufende Projekte, ROCKA ROLLAS, MORTYR, RUNELORD, BREITENHOLD und BLAZON STONE, ist nebenbei Bassist bei PALANTIR, Drummer bei CRYSTAL VIPER, macht bei seinen Hauptprojekten einen Großteil aller neben der Musik anfallenden Arbeit im Alleingang, mixt und mastert hin und wieder noch jemandem Sachen (aktuell SKYBLAZERs EP, auf der er auch ein Gastsolo zum besten gibt), zieht um, geht auf Tour, wirkt bei Covern mit (u.a. BACK TO BACK), baut seine eigenen Gitarren, macht YouTube-Tutorials, covert MEGADETH auf einem Kazoo und diverse andere Sachen semi-professionell, re-recordet alte Songs auf einem 4-Track-Kasettenrekorder und, und, und. Was geht ab?
Kurz gesagt, Cederick ist 25/7 metallisch aktiv und kommt jetzt zur Abwechslung mal wieder mit einem BLAZON-STONE-Album um die Ecke. Wie gut kann dieses Vorhaben laufen, wenn man neben der RUNNING-WILDigen Piratigkeit noch 96 andere Sachen macht?
Die Antwort ist ein etwas zurückhaltendes “okay”. “Damnation” hat die Bestandteile, die man von BLAZON STONE erwartet. Eine Auswahl an eingängigen und guten Refrains, mal härteres, mal fröhlicheres Piratisieren, das aber auch zu seinen fröhlichsten Momenten nicht in Party-Pirate-Metal abdriftet, mit Matias Palm einen starken Sänger, viel Up- und weniger Midtempo.
Doch ist zuerst einmal der Sound tatsächlich schwächer als der der Vorgängeralben von BLAZON STONE. Druck und Tiefen sind hörbar weniger, die Gitarren recht laut, die Basedrum sehr höhenlastig. Und die Songs sind in vielen Fällen eben das, was man mindestens machen muss, um ein Album zu liefern, das als Pirate-Metal-Album auf einem besseren Niveau ist. Klar, die Melodien bedienen das Genre auf jeden Fall souverän, sind jedoch oft um einiges weniger individuell als die der zurückliegenden Veröffentlichungen. Alles wirkt ein bisschen basic, verzichtet auf großartiges Detailreichtum, arbeitet strikt nach Schema.
Um BLAZON-STONE-Fans an dieser Stelle nicht fehlzuleiten: Songs wie “Raiders Of Jolly Roger” holen die Qualitäten des Projekts zweifelsohne aus der Schatzkiste, auch “Black Sails On The Horizon” geht wunderbar ins Ohr und so mancher Chorus zeigt, dass Cederick auf jeden Fall weiß, was die Selling Points seines Projekts sind.

Fazit:
Nur wirkt “Damnation” insgesamt doch leider oft, als sei das Ding mit wesentlich weniger Zeit angefertigt worden, die bei all den anderen Tätigkeiten Cedericks schlicht nicht blieb. Es bleibt zu hoffen, dass beim nächsten Album wieder die Möglichkeit gegeben ist, den Aufwand zu investieren, der beispielsweise in “Down In The Dark” geflossen ist. “Damnation” ist ein nettes Pirate-Metal-Album, das das, was es macht, richtig macht, allerdings auch noch ein Stück mehr hätte machen können.

Anspieltipps:
“Raiders Of Jolly Roger”, “Black Sails On The Horizon” und “Wandering Souls”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Damnation (Intro)
02. Endless Fire Of Hate
03. Raiders Of Jolly Roger
04. Chainless Spirit
05. Black Sails On The Horizon
06. Wandering Souls
07. Hell On Earth
08. Bohemian Renegade
09. 1671
10. Highland Outlaw

Jannis

GAMMA RAY – 30 Years – Live Anniversary

Band: Gamma Ray
Album: 30 Years – Live Anniversary (DVD)
Spielzeit: 100:00 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: earMUSIC
Veröffentlichung: 10.09.2021
Homepage: www.facebook.com/gammarayofficial

(Rezension bezieht sich auf die DVD-Version) Livestreams – die schwache Alternative zu einem richtigen Konzert und größtmöglicher, während in sich leider doch kleiner, Segen in dieser verfluchten Zeit. Nun, ein GAMMA-RAY-Mitschnitt ohne Publikum ist weniger sehenswert als einer mit Publikum, aber sehenswerter als keiner, dachte ich mir, als “30 Years – Live Anniversary” zur Verfügung gestellt wurde, übernahm das gute Stück für ein Review, und bin nun überfordert.
Zuerst kurz zum Drumrum: Die Bühne sieht ziemlich edel aus, der Backdrop-Screen wechselt zwischen unterschiedlichen Artworks, die Bildqualität ist edel. Kameratechnisch ist die Sache professionell und gut in Szene gesetzt, wirkliche Close-Ups sind zwar quasi nicht vorhanden (mal nur ein Kopf z.B.) und vielleicht wäre ein bisschen mehr Action in der Kameraführung drin gewesen, aber das Resultat ist nichtsdestotrotz ein höchst ansehnliches Stück Bildkunst. Der Sound ist für einen Livestream echt gut, ebenso die Leistung aller Musiker, die sauberst spielen und singen. Durch Frank Beck als inzwischen nicht mehr ganz neuer Erst/Zweit-Sänger erfahren einige Songs vor der Beck-Ära ein paar zusätzliche und passende Melodielines und immer wieder hat man die Songs durch minimale Ergänzungen im Sound konstruktiv von der Studioversion abgehoben, was ja wichtig ist, wenn man nicht nur das Album-Erlebnis in Live-Sound bieten möchte.
Die Songauswahl ist immer Geschmackssache, ein paar Alben bleiben zwangsläufig außen vor, doch sollte dieses 13-Song-Klassiker-Massaker eigentlich jeden Fan zufriedenstellen.
Bis dahin ist “30 Years – Live Anniversary” schonmal ein sehr sehenswerter Mitschnitt. Was die DVD/Blu-ray jedoch noch einmal eindrücklicher macht, ist letztendlich – und leider – das Fehlen von Publikum in Kombination mit dieser Band, ihrer Spielfreude und Bühnenchemie. Ob die Kamera einmal rausfährt und den Blick auf den leeren Publikumsbereich zulässt, ob einer der Sänger das nicht vorhandene Publikum erfolglos zum “Hey Hey”-Rufen animiert oder ob “Land Of The Free” beginnt und keiner jubelt: Diese leidenschaftlich-positiv-fröhliche Musik, gespielt von einer Band, der man wirklich anmerkt, wie sehr sie die Rückkehr auf die Bühne genießt, in Kombination mit eingespieltem Applaus, den Fans vorher aufnehmen und einschicken durften; diese Geburtstgspartystimmung, und kein Gast durfte kommen und nun macht man trotzdem das allerbeste daraus – es ist verdammt schön und verdammt traurig zugleich. So sitzt man also vor dem Fernseher und fühlt sich, als würde man ein Kind beobachten, dem man all seine Spielzeuge weggenommen und Monate später einen verranzten Teddy gegeben hat, wie es sich übertrieben über den Teddy freut, mit einer fast unmerkbaren Menge an Schwermut.
Es ist schwer zu beschreiben, aber neben seinem absoluten Entertainmentlevel und der grandiosen Darbietung dieser nicht minder grandiosen Songs schafft “30 Years” es in seiner Gesamtheit, seinen Betrachtern noch einmal eindrücklich vor Augen zu halten, von welcher emotionaler Relevanz ein richtiges Konzert mit Publikum für Fans wie auch für Musiker ist, und wird in 10 Jahren ein Zeitzeugnis der vielleicht dunkelsten Phase der Live-Kultur sein, die man hoffentlich glücklicherweise bis dahin überwunden hat.

Fazit:
Schwerste Kaufempfehlung, auf jeden Fall in einer Version mit Video. Kurz vor dem nächsten GAMMA-RAY-Konzert anschauen, dann zum Konzert gehen, all den Spaß haben, den man die letzten Jahre nicht haben konnte und der Band die Liebe und Wertschätzung geben, die ihr beim ihrem Livestream nur durch Chat-Nachrichten und voraufgenommenen Applaus zuteil werden konnte. Wie könnte man diese Pathosrezension nun noch richtig cheesy beenden, wenn nicht mit einem “The Silence”-Zitat: “Carry on and make our dreams come true. And for a little while we stay together.” Hoffentlich bald wieder, Freunde. Hoffentlich bald wieder.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dethrone Tyranny
02. New World Order
03. Empathy
04. Avalon
05. Master Of Confusion
06. Rebellion In Dreamland
07. Land Of The Free
08. Lust For Life
09. One With The World
10. The Silence
11. Heading For Tomorrow
12. Armageddon
13. Send Me A Sign

Jannis

WINGS OF DESTINY – Memento Mori

Band: Wings Of Destiny
Album: Memento Mori
Spielzeit: 46:24 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: WormHoleDeath
Veröffentlichung: 23.07.2021
Homepage: www.facebook.com/wingsofdestinyband

Klassischer Ablauf beim Auswählen der zu reviewenden Alben: Auswahlliste durchgehen, von jedem Album die erste Single anspielen, Auswahl treffen, Album erhalten, komplett vergessen, was man da jetzt eigentlich ausgewählt hat, Wochen später Ordner mit dem Album öffnen, Cover anschauen, erkennen, dass es blau-orange ist und dann angesichts seiner Wahl erst einmal eine halbe Stunde zusammengekauert in der Dusche sitzen, weil man weiß, dass man sich nun unweigerlich eine Stunde mit… naja, Blau-orange-Power-Metal auseinandersetzen wird, der erfahrungsgemäß sehr symphonic, bombastisch, ordentlich kitschig und substanzlos ist.
Doch sind solche Vorverurteilungen nicht immer angemessen, wie WINGS OF DESTINYs “Memento Mori” eindrucksvoll beweist. Seit 2013 gibt es die Truppe aus Costa Rica und seit 2015 bringt sie entspannt ein Album im Jahr raus, was sich normalerweise auf die Qualität der Musik auswirken müsste. Was sich beim preiswert klingenden und etwas uninspirierten Orchester-Intro zeigt und sich mit Einsatz der Band – komplett ändert!
Sound: stabil, nix groß dran zu meckern. Keyboard: vorhanden, präsent, meist als Orchester aber immer wieder auch mal als cool eingesetztes Lead/Arpeggio-Synth. Instrumentalskills: mehr als vorhanden, WINGS OF DESTINY verstehen ihr Handwerk absolut. Vocals: beeindruckend; ich bin absolut von mindestens zwei Sängern ausgegangen, von denen einer eher bis ziemlich unklar singt und zwischendurch auch mal gelungene Growls auspackt und einer für den Klargesang verantwortlich ist. Aber nein, das ist alles Anton Darusso, der eine bewundernswerte Bandbreite an Gesangsstilen beherrscht, die sich gerne mal fließend abwechseln und, zum Beispiel bei “Holy Grail”, musicalhaft im Sinne mehrerer sich ergänzender Sänger eingesetzt werden.
Und entgegen aller Erwartungen ist der Kitschfaktor kaum vorhanden, dafür aber viel Mut zu weniger konsonanten Passagen, teils für das Genre echt guter Härte, viel Virtuosität und heftigst unterhaltsamem Abwechslungsreichtum. “Memento Mori” rast durch unterschiedliche Parts, wirft den Hörer vom harmonischen Midtempo in erfreulich aggressives Gerase, streut zwischendurch neoklassische Elemente ein und ist insgesamt schlicht ein Album, das progressiv ist, ohne einem damit auf die Nerven zu gehen. Auch die immer wieder auftauchenden Synth-Sounds verDRAGONFORCEen die Platte nicht und jeder eintönigere Part wird durch kleine Details aufgewertet. Nein, das ist nicht der typische “Kadenz, Streicherteppich, Retortengänsehaut”-Metal, den man bei einem solchen Cover erwarten mag. Im Gegenteil, das ist praktisch durchgängig interessant komponierter und top arrangierter unkitschiger orchestraler Power Metal mit einer angenehmen Dosis an Aggressivität und Düsterkeit, der dennoch astrein als Power Metal durchgeht.

Fazit:
Unaufdringlich technisch intelligent, komplex, vielseitig, melodisch, opulent und sauber umgesetzt: Für WINGS OF DESTINY ist Power Metal nicht ein Regelwerk, das erfüllt werden muss, sondern ein Abenteuerspielplatz, der bei Kreativität der Spielenden unzählige Möglichkeiten bietet. Vielleicht brennt das ein oder andere Klettergerüst und das Karussell beschleunigt eigenständig auf 140, aber genau so macht die Sache halt auch Spaß!

Anspieltipps:
“Shadowland”, “Of Dwarves And Men”, “Memento Mori” und als poppigerer Ausgleich “Death Wish”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Playing With Fire
02. Death Wish
03. Holy Grail
04. Shadowland
05. Reborn Immortal
06. My Freedom
07. Of Dwarves And Men
08. Memento Mori
09. City On Fire
10. Theater Of Tragedy

Jannis

LEGIONS OF THE NIGHT – Sorrow Is The Cure

Band: Legions Of The Night
Album: Sorrow Is The Cure
Spielzeit: 56:29 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 20.08.2021
Homepage: www.facebook.com/Legions-of-the-Night-102006271677428

In vielen Fällen hat Corona dafür gesorgt, dass Menschen verstärkt kreativ werden. Das hat uns leider irgendwelche TikTok-Trends und -Hits beschert, aber eben auch LEGION OF THE NIGHT, bestehend aus Jens Faber und Philipp Bock (DAWN OF DESTINY) sowie Henning Basse (METALIUM, Ex-FIREWIND) am Mic.
Das erste Album ließ nicht lange auf sich warten, nennt sich “Sorrow Is The Cure” und wurde von Dennis Köhne gemischt, der die Platte sowohl in Sachen Härte als auch in Ausgewogenheit und Kraft sauberst in Szene gesetzt hat.
Ansonsten muss man zum Handwerk keine Worte verlieren, das sitzt bei den Jungs natürlich und Henning gibt erfolgreich alles, sodass auch die Gesangsleistung abseits von zwei kurzen Stellen, die aus irgendwie unkomfortablen AAAAH- bzw. WOO-AAAAH-Schreien bestehen.
Musikalisch ist “Sorrow Is The Cure” eine Mischung aus Heavy Metal und düstererem Power Metal, gerne mal angereichert mit Klavier oder Orchestersounds und in seiner Art insbesondere mit SAVATAGE vergleichbar, ohne abkupfernd zu wirken (außer erwartungsgemäß vielleicht beim “Sirens”-Cover am Ende des Albums). Lässt man die beiden etwas zu schmalzigen Balladen “Rescue Me” und “Someday Somewhere” außer acht, von denen letzterer eh der durchschnittlichste Song der Platte ist, ist “Sorrow Is The Cure” angenehm unkitschig, verlässt sich auf eine gesunde Grundhärte (Gitarren- und Drumarbeit und -sound leisten hier ganze Arbeit) und eine düstere Stimmung ohne viel Dur, ohne die üblichen Power-Metal-Feelgoodwendungen und ohne cheesy Synthesizer. Stattdessen gibt es auch mal die ein oder andere apokalyptische Hörnerfraktion, sehr variierenden Gesang, zwischen metallisch kreischend und zahm, kräftige Backing Vocals und Chöre und allgemein eine Atmosphäre, die vom gelungenen Cover angemessen widergespiegelt wird.
Und der größte Teil ist echt geil. Gut, ab und zu findet sich ein kleines Manko – Ich habe nach wie vor auf musikalischer Ebene den SABATON-Twist im Chorus zu “Walls Of Sorrow” nicht verstanden – aber meistens agieren LEGIONS OF THE NIGHT auf echt hohem Level. Und wenn es dann kompositorisch doch einmal etwas mehr 08/15 wird, wie im Chorus zu “Shoot And Save”, wird dies immer noch locker durch die Arrangements und die Produktion kompensiert. Oft ist das aber eben eh nicht nötig. “Train To Nowhere” ist die zur Pommesgabel geformte Hand im Nietenhandschuh, die bei der Geburt von LEGIONS OF THE NIGHT als erstes rauskommt und eventuelle Zweifel beseitigt, “Lie” hat einen kurzen Reggaeton-Beat-Part (kein Witz) und stampft in bedrohlicher Aufmachung, “Pay The Price” ist halb trocken und ein bisschen böse, halb Fettheitseskalation. Bei “Sorrow Is The Cure”, das in der ersten Hälfte mehr Sorrow und in der zweiten mehr Cure ist, lassen sich leichte Post-Rock-Vibes und eine mitreißend tragische Atmosphäre finden, und all das wird genau so geliefert, wie es in der Werbung aussieht.

Fazit:
Hart und dick produzierter Power Metal ohne Einhörner und sonstigen fröhlichen Mist plus zwei Balladen, die Geschmackssache sind und ggf. nicht ganz so gut in den dominanten Stil von “Sorrow Is The Cure” passen, sollte im mindesten 40 Minuten in jeder Hinsicht starken Content ergeben, wenn man das Cover aufgrund seiner Coverartigkeit noch abzieht. Für Freunde der dunklen Seite des Power Metals absolute Reinhörempfehlung!

Anspieltipps:
“Train To Nowhere”, “Pay The Price”, “Sorrow Is The Cure” und “Lie”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Train To Nowhere
02. Lie
03. Walls Of Sorrow
04. Find The Truth
05. Someday Somewhere
06. We All Walk Alone
07. Shoot And Save
08. Sorrow Is The Cure
09. Pay The Price
10. Rescue Me
11. Sirens

Jannis

SAEKO – Holy We Are Alone

Band: SAEKO
Album: Holy Are We Alone
Spielzeit: 50:44 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 20.08.2021
Homepage: www.facebook.com/SaekoIronEmpress

Es gibt Bands, die sich gefühlt zusammensetzen und darüber nachdenken, wie sie das nächste Album vollkriegen können. Dann kommt eine zweite Ballade dabei raus, Narration vor jedem zweiten Song, fünf Minuten Outro und vier Lückenfüller. Aber es gibt auch SAEKO, bei der die Frage eher lautete, wie man all die gesammelten Ideen irgendwie sinnhaft in einem Album unterbringt. Kein Wunder, schließlich lag ihr Projekt 15 Jahre auf Eis und oh Junge, die Frau hatte kreativen Druck. Mit ihrer deutsch-italienischen Truppe aus Guido Benedetti (TRICK OR TREAT, Gitarre, Keyboard, Co-Songwriting), Alessandro Sala (RHAPSODY OF FIRE, Bass) und Michael Ehré (GAMMA RAY, THE UNITY etc., Drums) im Rücken und der astreinen Produktion unter TRYPTIKONs V. Santura hat sich ein Problem der ersten beiden Alben schonmal gegeben: Die Platte ist nicht nur von einem Team aus absoluten Vollprofis sauber und durchdacht eingespielt, sie klingt auch bestens.
Saekos Stimme tut an der Stelle ihr Übriges. Ob durchdringend kraftvoll metallisch, operesk oder poppig: Die Vocals sind wunderbar wandlungsfähig und in jedem Stil professionell klingend.
Textlich geht’s um die Reise einer wiedergeboren werdenden Seele über verschiedene Länder der Welt (was auch die Namensgebung der Songs erklärt), die Lyrics sind dementsprechend auch mal auf deutsch, hawaiianisch oder sanskrit (!) und die Reise spiegelt sich in der Musik wieder, die dem durchschnittlichen, musikalisch europäisch sozialisierten Metal-Europäer leicht zu hören fällt, dabei jedoch ein richtiges Maß an landestypischen unterschiedlichen Einflüssen und einen präsenten aber nicht “Folk-Metal”-relevanten Anteil an traditionellen Instrumenten mitbringt.
Kann man machen, um über mangelnde Tiefgründigkeit hinwegzutäuschen, auf “Holy Are We Alone” passiert jedoch das exakte Gegenteil.
Verdammt, ist dieses Album unterhaltsam. Track 1 und 10 streichen wir mal, das sind kurze Narration-Tracks, doch bereits “Japan” geht voll auf’s Ganze. Ja, das ist schon Power Metal, aber mit guten Melodien, einem gesunden Maß an mehr Komplexität auch in der Strophen- und Chorusarbeit und mit einem höchst spaßigen Mittelteil mit funkiger Bass- und fröhlicher Gitarrenline (plus mehr), der dem Zuhörer unmissverständlich klarmacht, dass ihn hier ein absolutes Entertainmentpaket erwartet. “UK” ist sympathisch fröhlich mit seinen Flötchen, schlagerig-eingängig, aber in keinster Weise nervig oder zu standard, und bei “Germany” wird es 8,5 Minuten ebenfalls hart vielseitig, mit bemerkenswert gut gesungenen “Königin der Nacht”-Parts (denn das muss man ohne Scheiß auch erstmal hinkriegen) und deutlichem Neoklassik-Anteil. “In “India” ist man intensiv-dicht unterwegs, “Brazil” ist klavier-supporteter astreiner Power Metal und “Hawaii” ist gut gemacht, aber für meinen Geschmack zu Disney.

Fazit:
Das ist eine der Rezensionen, bei denen ich ewig weiter schreiben könnte, über all das Detailreichtum und die starken Kompositionen, die Ausführung vonseiten aller Beteiligten und die Unkonventionalität bei gleichzeitiger Eingängigkeit. Würde aber ausarten, also lasst Euch überraschen, aber gebt dem Ding eine Chance. Power Metal, wie man ihn sich wünscht, wie man ihn aber nicht erwartet.

Anspieltipps:
“Japan: In My Dream”, “Germany: Rebellion Mission”, “India: Farewell To You I (From Father To Son)” und “Brazil: Splinters Of The Sun“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Circle Of Life
02. Japan: In My Dream
03. Syria: Music, My Love
04. UK: Never Say Never
05. Germany: Rebellion Mission
06. India: Farewell To You I (From Father To Son)
07. Brazil: Splinters Of The Sun
08. Hawaii (USA): Farewell To You II (From Mother To Daughter)
09. Russia: Heroes
10. Holy Are We Alone

Jannis