DREAM CHILD – Until Death Do We Meet Again

Band: Dream Child
Album: Until Death Do We Meet Again
Spielzeit: 70:56 min.
Stilrichtung: Hard Rock/Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 14.09.2018
Homepage: www.facebook.com/DreamChildRock

Manch einer, der in DREAM CHILDs Debutalbum “Until Death Do We Meet Again” reinhört, dürfte sich an einen der großen Künstler der Rockgeschichte erinnert fühlen. Korrekt, es ist MIKE OLDFIELD. Schon das Intro des ersten Songs ist klar und deutlich eine Abwandlung seines legendären “Tubular Bells”-Motivs und… Ach lassen wir das. Der Bandname ist eine Referenz auf DIOs “Dream Evil”-Album, außer dem Sänger und dem Keyboarder waren alle Bandmitglieder bereits an DIOs Seite tätig und die Stimme von Sänger Diego Valdez (SKILLTRON u.a.) klingt Ronnies nicht nur explizit ähnlich, er weiß sie auch so einzusetzen wie sein großes Vorbild.
Neben der stimmlichen Leistung von Valdez entführt auch die organische Produktion, die natürlich zeitgemäß ein bisschen hochgepusht wurde, den Hörer von UDDWMA in die Zeit von 1975 bis 1995. Garniert wird die ganze Angelegenheit von fein eingesetzten Keys. Von der 70er-Hammondorgel über warm-weiche 80er-Pads bis zu asozialen 90er-Saw-Synths ist die komplette Bandbreite an rock-relevanten Tasteninstrumenten im richtigen Maß vertreten und leistet gute Dienste.
Die Songs klingen durchweg wie – Ihr habt da vielleicht schon so eine Ahnung – Dio. Dabei wird nicht an Dissonanzen gespart, viele der Songs sind erstaunlich wenig eingängig. Wer nach Material im Stil der DIOschen Gassenhauer der Marke “Holy Diver” oder “Rock’n’Roll Children” sucht, wird vor allem bei “In A World So Cold” und “One Step Beyond The Grave” fündig. Wer hingegen Freude an seinen komplexeren und weniger fröhlichen Werken verspürt, der ist unter anderem mit dem verschachtelten Titeltrack oder dem größtenteils instrumental gehaltenen “Washed Upon The Shore” gut beraten. Freunden starker Mittelteile sei generell so gut wie jeder Song ans Herz gelegt, das gleiche gilt für Fans des uninspirierten Ausfadens am Ende eines Tracks.
Negative Kritik? Nun, zuerst einmal ist UDDWMA mit seinen 70 Minuten Laufzeit tatsächlich etwas zu lang, gerade auch innerhalb der einzelnen Songs. Die meisten von ihnen hätte man über vier bis fünf Minuten wesentlich kurzweiliger halten können, wie sich unter anderem bei “You Can’t Take Me Down”, einem der +7-Minüter zeigt. Des weiteren ist das Album, auch aber nicht nur aufgrund des Gesangsstils, am ehesten als Stilkopie zu werten. Es hat den Anschein, als habe man versucht, ein DIO-Album ohne Dio zu produzieren, aber eben auch nicht wirklich mehr. Klar, ein wenig URIAH HEEP ist drin, ein bisschen OZZY und ein bisschen EMERSON LAKE & PALMER auch, aber das Gefühl bleibt, dass hier letztendlich eine (in ihrer Sache sehr gute) DIO-soundalike-Band am Start ist. Das wäre angesichts der großartigen vertretenen Musiker gar nicht nötig gewesen, einen soliden DIO/RAINBOW-Grundspirit hätte man mit mehr eigener Innovation kombinieren können. So hingegen ist UDDWMA ein gutes Album mit etwas zu langen Songs, etwas zu wenig Eingängigkeit, etwas zu viele Fadeouts und leider auch zu wenig Eigenständigkeit – auf hohem Niveau. Wer so etwas mag, der denke sich gerne ein bis zwei Sterne mehr zur Bewertung hinzu. Der Rest kriegt immerhin einen anständigen 70es/80es-Hard-Rock/Heavy-Metal-Flashback verpasst.

Anspieltipps:
“Light Of The Dark”, “Until Death Do We Meet Again”, “In A World So Cold”, “One Step Beyond The Grave” und “Washed Upon The Shore”

Fazit:
Gut gemachter DIO-Sound ohne Dio mit einigen Abstrichen. Fans des guten Mannes (und wer ist das nicht?) sollten aber auf jeden Fall mal reinhören. Denn mehr Liebe als in einem tourenden Hologramm steckt in DREAM CHILDs erster Platte doch auf jeden Fall.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Under The Wire
02. You Can’t Take Me Down
03. Games Of Shadows
04. It Is What It Is
05. Playin‘ With Fire
06. Light Of The Dark
07. Midnight Song
08. Until Death Do We Meet Again
09. Washed Upon The Shore
10. In A World So Cold
11. Weird World
12. One Step Beyond The Grave

Jannis

MAXXWELL – Metalized

Band: Maxxwell
Album: Metalized
Spielzeit: 61:23 min.
Stilrichtung: Heavy Rock
Plattenfirma: Rock’N’Growl Promotion
Veröffentlichung: 21.09.2018
Homepage: www.maxxwell.ch

Lange Heimfahrt mit der Bahn, inklusive mehrerer Umstiege. Wie das so ist: Erstmal Umstieg in den falschen Zug, zurück Richtung Ausgangsort. Zwei Stunden plus, geil. Alles nicht so schlimm, schließlich war der Plan, während der Fahrt die neue Scheibe von MAXXWELL zu rezensieren, und dafür ist nun auf alle Fälle genug Zeit. Nicht nur die Fahrt fällt härter aus als erwartet, auch “Metalized” tut dies, schließlich hat man sich seit dem letzten Release doch deutlich… nun, metallisiert. Und dies demonstrieren die fünf Schweizer äußerst befriedigend anhand von (inklusive Bonustracks) 15 Songs und über einer Stunde Spieldauer.
Die Produktion ist gelungen und funktioniert mit dem Stil der Band bestens, ebenso wie Sänger Gilberto Meléndez, der als erstklassige Rockröhre sowohl mit rauem als auch mit klarerem Gesang vollends überzeugt. Die Stimme passt hervorragend zum Stil der Schweizer: Moderner, ziemlich amerikanisch anmutender Hard Rock mit deutlichen Metaleinflüssen. Relativ einfach gehalten, muss man hinzufügen, schließlich besteht der allergrößte Teil des Albums aus bodenständigen fünf, mit Backing Vocals ab und an sechs, hörbaren Spuren, was MAXXWELL jedoch komplett ausreicht, um eindrucksvoll fett zu klingen.
Dazu kommt ein Gespür für Ohrwurmmelodien. Schon die ersten beiden Tracks erweisen sich in dieser Hinsicht als ordentliche Granaten, die feine Riffs, lässige Hard-Rock-Beats und eingängige Melodien gerade im Chorus souverän miteinander vereinen. “P.U.T.V.” (Pump Up The Volume) zieht erbarmungsloser nach vorne und hebt den Härtegrad etwas an, während “She’s Mine” und “Scars” leicht melancholischer kommen (Gerade “She’s Mine” hätte ich gerne mal ergänzt um Glöckchensynths und eine Oktave tiefere Vocals von den 69 EYES gehört), allerdings nach wie vor problemlos auch live feierbar sind.
“Metalized” fällt wie “The Temple” vergleichsweise unspektakulär aus, das gleicht “Burn” mit seinen coolen Gitarren im Refrain und seinem leicht asozialen Charme jedoch problemlos aus. Bei “Raise Your Fist”, einem schon angesichts seines Titels augenscheinlich als Livesong konzipierten Ding, geht das Tempo nochmal hoch, die “Oooooooh”-Mitgrölchöre werden ausgepackt und es wird, für die Investitionsfreudigeren unter Euch, der Bonusbereich eingeleitet, der mit drei weiteren Songs aufwartet und dessen Niveau den Hauptteil des Albums zumindest ansatzweise erreicht.
Schwäche wie Stärke von “Metalized” ist tatsächlich seine Länge. Über ca. vierzig Minuten machen der Stil von MAXXWELL und die Songs, die sie in diesem stark komponiert anbringen, wirklich Spaß. Über die letzten 20 Minuten zieht sich die Sache dann doch ein bisschen. Dann wiederum wird eh jeder Hörer seine Lieblingssongs nach ein, zwei Hördurchgängen herausgearbeitet haben und das Album auf vierzig echt geile Heavy-Rock-Minuten herunterbrechen können. Und auch, wenn einige der Melodien ein bisschen zu sehr Ami-gelutscht radiotauglich wirken mögen: Wer den Stil mag, wird über weite Teile von “Metalized” sehr gut bedient, von einer Truppe, die ihren Sound bis ins letzte Detail versteht und zu verwenden weiß.

Anspieltipps: “Hurricane”, “Back Again”, “Scars”, “Burn” und “Give It All”

Fazit:
Modern klingender Heavy Rock mit Amirock-Einflüssen, einem Qualitäts-Sänger und einer feinen Mischung aus souveränen Rhythmen, geilen Riffs und eingängigen Melodien. Gut gespielt, gut produziert. Noch Wünsche?

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Hurricane
02. Back Again
03. P.U.T.V.
04. She’s Mine
05. Scars
06. Metalized
07. Monsterball
08. Burn
09. Done With You
10. Give It All
11. The Temple
12. Raise Your Fist
13. Independent (Bonus Track
14. Queen Of The Night
15. Schizophrenia

Jannis

THE UNITY – Rise

Band: The Unity
Album: Rise
Spielzeit: 57:31 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 14.09.2018
Homepage: www.unity-rocks.com

Man muss immer kritisch abwägen, ob man ein Album einer Band kaufen sollte, das gerade einmal anderthalb Jahre nach ihrem letzten Release veröffentlicht wurde. Doch ein paar vorsichtige und misstrauische Hördurchläufe von THE UNITYs neuer Platte “Rise” (Daumen hoch für den kreativen Albumtitel) bestätigen: Man kann in einer so kurzen Zeit nicht nur gute Alben produzieren, sondern tatsächlich herausragende.
Kurz das obligatorische Drumherum: Der Sound sitzt bestens und bietet keinen Grund zur Kritik. Das Albumcover sieht großartig aus. Die Musiker haben ihr Talent bereits auf dem Debutalbum unter Beweis stellen können: Gianbattista Manenti hat eine vielseitige und zum Stil der Band hervorragend passende Stimme, die er dementsprechend einzusetzen weiß, und die Instrumentalfraktion um die Gründungs- und GAMMA-RAY-Mitglieder Michael und Henjo agiert ebenfalls auf amtlich hohem Niveau.
Viel Power Metal und eine ordentliche Prise Hard Rock dominieren “Rise”. Nach dem kurzen Intro folgt, wie sich das gehört, mit “Last Betrayal” eine starke Uptemponummer, deren Eingängigkeit von der des folgenden “You Got Me Wrong” noch einmal übertroffen wird. Mit “The Storm” dann direkt der nächste Hit, poppiger Hard Rock mit ganz dezenten Stadiongesängen im Refrain (oder irre ich mich?), bevor bei “Welcome Home” die totalen Feelgood-Vibes ausgepackt werden. Gut, der Text ist ziemlich platt, aber das Riff und die Melodien entschuldigen das. “All That Is Real” sympathisiert mit “Mad World”-Harmonien und fährt zudem eine sehr schöne E-Orgel und den nächsten Hammer-Chorus auf. Mit “No Hero” gibt es anschließend besten eingängigen fixeren Power Metal, ebenso mit “Children Of The Light”. Die Ballade “The Willow Tree” ist feierlich episch und erinnert in Teilen leicht an “Hotel California”, ist dabei allerdings keine Quotenballade sondern ein sehr schön geschriebenes Teil. Und obgleich der letzte Track “L.I.F.E.” auch nicht von schlechten Eltern ist, hätte man als finalen Song doch vielleicht “Better Day” genommen, ein weiteres Highlight auf “Rise” mit sehr positiver Grundstimmung und einem tollen Refrain. Irgendwie hätte ich gerne mal ein DEVIN-TOWNSEND-Cover davon.
“Rise” ist minimal zu spät dran, um als Sommeralbum gelten zu dürfen. Es wäre wohl empfehlenswert, es einfach schonmal als Sommeralbum für den Sommer 2019 vorzumerken, denn seien wir ehrlich: Jeder Song des Albums hat einen sehr eigenen Charakter, sehr individuelle Melodien und Stimmungen – und ausnahmslos jeder der Songs agiert auf verdammt hohem Niveau, generell sehr eingängig und, wie man das von einer Band erwartet, die zum Teil aus GAMMA-RAY-Mitgliedern besteht, zumeist eher fröhlich, optimistisch, gute Laune verbreitend. Kurz: „Rise“ ist eines der Alben, die man bei 34 Grad und schönstem Sonnenschein im Cabrio hören sollte.
Was soll man an der Scheibe kritisieren, meine Freunde? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.

Anspieltipps:
“You Got Me Wrong”, The Storm”, “All That Is Real”, “Better Day” und “Welcome Home”

Fazit:
Ich wage zu behaupten, dass der allergrößte Teil des Rock-Garage-Zielpublikums auch zur Zielgruppe von THE UNITYs neustem Streich gehört. Sauber produziert, liebevoll komponiert, Ohrwurmpotenzial ohne Ende und fast jeder Song ein potenzieller Hit, gespielt von einer Truppe, die sich trotz ihrer kurzen Bandhistory komplett mit Recht als Unity bezeichnen kann – Viel besser war und wird es dieses Jahr wohl nicht!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Revenge
02. Last Betrayal
03. You Got Me Wrong
04. The Storm
05. Road To Nowhere
06. Welcome Home
07. All That Is Real
08. No Hero
09. The Willow Tree
10. Above Everything
11. Children Of The Light
12. Better Day
13. L.I.F.E.

Jannis

Y&T – Earthshaker / Black Tiger / Mean Streak (Re-Releases)

Band: Y&T
Album: Earthshaker / Black Tiger / Mean Streak (Re-Releases)
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hard Rock, Melodic Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 06.07.2018
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Die anfangs als YESTERDAY AND TODAY gestarteten Hardrocker aus der Bay Area (San Francisco) gelten auch heute noch als Garant für erstklassigen, handgemachten Hardrock mit Ecken und Kanten sowie einer gehörigen Portion Schmutz und Blues in den Adern. Was die Truppe um Ausnahmegitarrist/Sänger Dave Meniketti aber von der Konkurrenz ein gutes Stück absetzte war ihr untrügliches Gespür für packende Melodien, die immer kitschfrei und in hart zupackenden und dabei nie kitschigen Rocksongs verpackt waren. Nach 2 eher unspektakulären Alben, auf denen die Band noch (unter altem Namen) Ihren Stil suchte, ging es dann auf dem von Bob Shulman and David Sieff produzierten Album „Earthshaker“ aus dem Jahr 1981 relativ grade ab durch die Decke …

Earthshaker (1981)

Den alten Namen hatte die Band mittlerweile abgelegt und gegen da kürzere/griffigere Y&T eingetauscht. Und auch der Rest wurde auf höchstmögliche Effizienz getrimmt. Und wer sich Hardrocker schimpft und noch nie die Überhymnen „Rescue me“ und „I Believe In You“ gehört hat, bei dem ist irgendetwas in der Erziehung falsch gelaufen. Zwischen diesen beiden Bandklassikern, die auch heute noch in keiner Setlist der Truppe fehlen dürfen, tummelten sich weitere Hochkaräter wie der Opener „Hungry For Rock“ oder „Let Me Go“. „Earthshaker“ war der einschneidende Wendepunkt in der Karriere von Y&T – ein Album gespickt mit starken Songs, eingespielt von einer jungen, hungrigen Gruppe, dass die Herzen der Fans weltweit im Sturm eroberte. Aber auch ein Meilenstein, an dem sich die folgenden Alben der Jungs messen lassen mussten. Wer nur Geld und/oder Platz für ein einziges Y&T Album in seiner Sammlung hat, der muss sich dieses quasi-Debüt besorgen. Besser wurde es eigentlich nie wieder …

Black Tiger (1982)

Für das nächste Album holte man sich dann mit Max Norman einen ausgesprochenen Fachmann in Sachen kraftvolle Metalsounds ans Mischpult. Der Herr hatte bereits die beiden ersten Ozzy Osbourne Soloscheiben betreut und schaffte es, der Band ein noch kernigeres Soundgewand zu verpassen. „Black Tiger“ kann auch heute noch mit seinem wuchtigen, fetten Sound überzeugen und hat, ähnlich wie sein Vorgänger, dem Zahn der Zeit widerstanden. So richtig konnten Y&T aber das hohe Niveau des Überfliegers aus dem Jahr 1981 nicht halten. Auch wenn „Black Tiger“ mit „Open Fire“, „Winds of Change“ oder dem schmissigen, hitverdächtgen „Don’t Wanna Lose“ wieder einige hochkarätige Kracher im Programm hatte, war die Scheibe einfach nicht so kompakt und durchschlagend wie „Earthshaker“ – vielleicht fehlte auch einfach der Überraschungsmoment der die vorherige Scheibe so urplötzlich in die Landschaft gehieft hatte. Denn die für die Band so enorm wichtigen Zutaten (allen voran Menikettis fantastisches Gespühr für grandiose Gitarrensoli und packende Melodielinien) waren natürlich immer noch in hohem Maße vorhanden. Auch hier gilt also: wer diese Scheibe nicht kennt, hat definitiv etwas verpasst. Geht quasi als „Earthshaker 2.0“ durch …

Mean Streak (1983)

Nun durfte auch mal die damals sehr angesagte Koryphäe Chris Tsangarides (u.a. Judas Priest, Thin Lizzy, Yngwie Malmsteen) als Produzent ran, der den Jungs abermals einen leicht anderen Klang zurechtzimmerte. Sowohl in den Songs, als auch im Klang hielt nun langsam aber sicher eine (noch sehr dezente) Politur Einzug ins Y&T-Universum. Die Tracks wurden nun hörbar aufs Radio zugeschnitten („Down And Dirty“) und die Ecken und Kanten abgeschliffen. „Mean Streak“ bildet zusammen mit „Earthshaker“ und „Black Tiger“ zwar so etwas wie die heilige Trinität in der Y&T Diskographie, hinkt im Vergleich zu den beiden anderen Platten aber dann schon etwas deutlicher hinterher. Während die Band weiterhin spieltechnisch alles gab, musste man wohl dem heftigen Arbeitspensum und den Erwartungen der Labelbosse Tribut zollen. Schlecht ist die Platte beileibe nicht, und für Songs wie den Titelsong „Mean Streak“ oder das geniale „Midnight In Tokyo“ hätten andere Bands ihr letztes Hemd gegeben. Aber es zeichnete sich bereits ab, was in den Folgejahren mit Scheiben wie „Down for the Count“ auf die Spitze getrieben wurde: der Tausch vom erdigen, kernigen blues-beeinflussten Heavy Rock zugunsten Keyboardlastiger AOR Massenware. „Mean Streak“ geht aber dennoch als echter Klassiker der Band durch und hat auch heute noch eine Menge richtig guter Rockmusik zu bieten.

Nach diesen 3 wirklich formidablen Platten, die jeder Hardrocker der etwas auf seine Plattensammlung zählt im Regal stehen haben sollte, veröffentlichte die Truppe zwar weiterhin in regelmässigen Abständen Alben, das Niveau bekam aber eine merkliche Delle. Den Drive und Biss, sowie die Hitdichte, bekamen die Jungs einfach nicht mehr auf Albumlänge eingetütet. Und auch das Comeback Album „Facmelter“ (2010) auf dem Frontiers Label konnte nicht, wie bei den Kollegen Pretty Maids, für einen zweiten Frühling sorgen. Empfehlenswert ist aber auf jeden Fall das vom Stefan besprochene Live-Album „Live at the Mystic“ (2012), das die Stärken der Band nochmal perfekt einfängt. Kurz und bündig: wer die hier vorgestellten Scheiben noch nicht hat, hat echt was verpasst. Also keine Ausreden mehr, vor allem weil die vorliegenden Rock Candy Re-Releases wie immer neben einem guten Remastering, den ein oder anderen Bonustrack (leider nicht auf „Earthshaker“) sowie sehr interessante Linernotes zu bieten haben.

WERTUNG:

Earthshaker

 

 

Black Tiger

 

 

Mean Streak

 

 

Trackliste:

Earthshaker (1981)

01. Hungry For Rock
02. Dirty Girl
03. Shake It Loose
04. Squeeze
05. Rescue Me
06. Young And Tough
07. Hurricane
08. Let Me Go
09. Knock You Out
10. I Believe In You

Black Tiger (1982)

01. From The Moon
02. Open Fire
03. Don’t Wanna Lose
04. Hell Or High Water
05. Forever
06. Black Tiger
07. Barroom Boogie
08. My Way Or The Highway
09. Winds of Change
10. Somebody For Me (Bonus Track)

Mean Streak (1983)

01. Mean Streak
02. Straight Thru The Heart
03. Lonely Side of Town
04. Midnight In Tokyo
05. Breaking Away
06. Hang ‘E, High
07. Take You To The Limit
08. Sentimental Fool
09. Down And Dirty
10. I’m Not Sorry (Bonus Track)

Mario

WONDERWORLD – III

Band: Wonderworld
Album: III
Spielzeit: 49:58 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Sliptrick Records
Veröffentlichung: 19.06.2018
Homepage: www.wonderworld.no

Mit „III“ legt uns das Trio WONDERWORLD ihr, na, genau 3tes Album vor. Gut, so kreativarm bei der Namengebung Ihrer Alben sind auch andere. Konzentrieren wir uns lieber darauf, was musikalisch auf dem dritten Langspieler der Truppe um den Labyrinth-Bassisten Roberto Tiranti sowie seine beiden Sidekicks Ken Ingwersen an der Gitarre (Street Legal) und Drummer Tom Fossheim (Live Fire) passiert. Da sich besetzungstechnisch nichts seit der letzten Scheibe („II„, 2016) getan hat, sind keine allzu großen Veränderungen im Bandsound zu erwarten, vor allem, da wir es hier grundlegend mit schnörkellosem, klassischen Hardrock zu tun haben. Dementsprechend knüpft „III“ auch relativ nahtlos den Vorgänger an.

Auf einzelnen Songs einzugehen ist hier ein wenig müßig – wie bei den vorangegangenen Veröffentlichungen haben die Jungs ein paar gut geschriebene und kompetent eingespielte Tracks auf die Platte gepackt. Aber auch weiterhin fehlt das gewisse Quäntchen, dass aus einer guten eine herausragende Scheibe macht. Im Vergleich zum Vorgänger fehlen mir auf dem aktuellen Album vor allem 2 Dinge: die Energie, die auf dem von mir noch hochgelobten und immer wieder gerne gehörten „II“ aus quasi jeder virtuellen Rille tropfte, sowie der absolut geile Gitarrensound, den 6-Saiter Ingwersen aufgefahren hatte. Auf „III“ geht es insgesamt eine Spur gemächlicher zu, es wird nicht mehr so geradeheraus gerockt sondern das Songmaterial ist mehr im bluesigen Midtempo angelegt und soundtechnisch ist mir die Chose ebenfalls einen Ticken zu trocken ausgefallen. Auf der Haben-Seite sind weiterhin die gnadenlos geilen Gitarrensoli zu verbuchen, irgendwo zwischen Nuno Bettencourt und Vito Bratta. Songs wie der flotte Rocker „Background Noises“, das schwer groovende „A Mountain Left To Climb“ oder das an Glenn Hughes erinnernde „Brand New Man“ können Freude bereiten und das Zusammenspiel der Truppe ist auf ebenfalls hohem Niveau. Dennoch kann mich „III“ nicht auf die gesamte Spielzeit so packen bzw. überzeugen wie der Vorgänger.

WONDERWORLD machen weiterhin ihr eigenes Ding und schaffen es dabei eigenständig zu klingen und dem ausgelutschten Genre des bluesigen Hardrocks eine eigene Facette hinzuzumischen. Im direkten Vergleich zum starken Vorgänger kann die neue Platte aber nicht ganz mithalten. Das mag für Fans des Genres meckern auf hohem Niveau sein. Ich wünsche mir für die nächste Scheibe der Jungs aber wieder ein wenig mehr Feuer unterm Popo sowie eine schmackhaftere Produktion.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Background Noises
02. Stormy Night
03. Big Word
04. Crying Out For Freedom
05. A Mountain Left To Climb
06. Brand New Man
07. Rebellion
08. The Last Frontier
09. Stay Away From Me
10. There Must Be More

Mario

TNT – XIII

Band: TNT
Album: XIII
Spielzeit: 46:10 min
Stilrichtung: Hard Rock, Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 08.06.2018
Homepage: www.tnttheband.com

Die Norweger TNT haben in den 80ern mit „Knights of the New Thunder“ (1984) und „Tell No Tales“ (1987) starke Alben vorgelegt und mit „10,000 Lovers (In One)“ einen kleinen Genre-Hit für die Ewigkeit geschrieben. Die Jungs haben sich schon immer von der Konkurrenz durch ein eigenwilliges Songwriting sowie die kreative Gitarrenarbeit von Ronni Le Tekro abgesetzt. Umso gespannter war ich als das neue Album der Truppe über Frontiers Records angekündigt wurde – ein Label, das eigentlich für gleichförmige Massenware bekannt ist und weniger für Bands die aus der Reihe fallen. Das von Tommy Hansen abgemischte „XIII“ ist, wer hätte das gedacht, das 13. Album der Band und zeigt mal wieder wie wichtig TNT für die Szene sind.

Das Doppel aus „We’re Gonna Make It“ und „Not Feeling Anything“ eröffnet das Album mit unorthodoxen Arrangements, fetten Chören, einer kreativen Produktion und geilen Hooklines. Man weiss sofort, dass man es mit TNT zu tun hat und nicht mit der x-ten Aufwärmung des üblichen Hardrock Breis den man sonst immer vorgelegt bekommt. Neuentdeckung Baol Bardot Bulsara aus Spanien am Mikrofon (der den kürzlich ausgeschiedenen Tony Harnell ersetzt) macht seine Sache hervorragend, beherrscht sowohl die hohen Töne (ohne jemals nervig zu werden) als auch die tieferen Register und packt eine gute Melodie nach der anderen raus (Anspieltipp „People, Come Together“). Bei „It’s Electric“ wird dann das Experimentieren mit Queen-beeinflussten Chören und beschwingten Rhythmen auf die Spitze getrieben. Dieses Verspielte bringt der Platte eine Menge Abwechslung ein, kann aber auch mal in die Hose gehen wie z.B. bei dem langweiligen Rocker „Fair Warning“. Die gute-Laune „Hits“ („Get Ready For Some Hard Rock“) überwiegen aber in der Summe und machen aus „XIII“ zwar nicht das beste Album in der Karriere der Norweger, aber immerhin ein Album, dass der Hardrock Fan auf dem Zettel (bzw. im Regal) stehen haben sollte.

Fett und zeitgemäss produziert, eine Menge guter Songs, tolle (ungewohnte) Arrangements, eine frische/hungrige Stimme und die nach wie vor einzigartige Gitarrenspuren von Bandgründer von Ronni Le Tekro machen aus „XIII“ ein gutes Stück zeitlosen Hardrocks. Zwar kein Überfliger, aber Genrefans zum Antesten empfohlen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. We’re Gonna Make It
02. Not Feeling Anything
03. Fair Warning
04. It’s Electric
05. Where You Belong
06. Can’t Breathe Anymore
07. Get Ready For Some Hard Rock
08. People, Come Together
09. Tears In My Eyes
10. 17th Of May
11. Catch A Wave
12. Sunshine

Mario

LORDI – Sexorcism

Band: Lordi
Album: Sexorcism
Spielzeit: 62:45 min.
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 25.05.2018
Homepage: www.lordi.fi

Rimskin Assassin: Subst., m.: Jemand, der unter Verwendung seines Phallus/eines phallusartigen Gegenstandes ein Attentat auf eines Anderen Arschloch verübt

LORDI-Fan zu sein ist schon anstrengend. Vor jedem Album muss man fürchten, dass es doch wieder irgendwie das selbe bietet, das man eben von den Monstern kennt. Manchmal trifft das zu, manchmal kommt auch eine “Demonarchy”-Albumhälfte und wälzt erbarmungslos alles nieder. So oder so muss man allerdings wohl davon ausgehen, dass das angekündigte Album die Qualität der ersten beiden (vielleicht der ersten vier) Alben nicht erreichen wird, kann aber immerhin damit rechnen, dass man melodischen Hard Rock mit gut ACCEPT-Anleihen und jeder Menge eingängiger Cheesigkeit geboten bekommt. Nun steht “Sexorcism” in den Startlöchern, laut Promotext das wohl kontroverseste Album der Band bislang. Aus der Promosprache in normales Deutsch übersetzt: Die Texte sind stark unter der Gürtellinie, aber natürlich wird sich keiner wirklich drüber aufregen. Kennt man ja so auch schon von “Hug You Hardcore”.
Doch wie ist “Sexorcism” denn nun konkret geworden? Nun, seit “Scare Force One” ist auf jeden Fall eine schwammige Produktion im Stil von “To Beast Or Not To Beast” kein Thema mehr. “Sexorcism” ist soundtechnisch monströs orgasmisch, Ende aus. Klar, ballernd, wie man sich das wünscht. Die Musik an sich lässt sich beschreiben als eine Mischung der Härte der zweiten Albumhälfte des Vorgängers mit den typisch LORDIesken Songstrukturen und Melodieführungen. Und ein bisschen mehr, scheinen die Finnen seit ein paar Jahren doch einen neuen Kreativitätsschub bekommen zu haben.
Das offenbart sich bereits beim Opener und Titeltrack, der sich in Sachen Melodie von anderen Lordisongs deutlich abhebt und akut ins Ohr geht (Schöne “SCG1”-Referenz übrigens im Intro!). Auch textlich macht “Sexorcism” unmissverständlich klar, wo Frankensteins Hammer hängt. LORDI können nach wie vor Storytelling, haben ihren einzigartigen Humor behalten und hauen eine spaßige Geschmacklosigkeit nach der anderen raus. 80er-Schmuddel-Exploitation-Horror mit ordentlich Titten und Blut – umgesetzt als Hard-Rock-Album. Da darf man dann guten Gewissens auch den von Mr. Lordi so gerne zurate gezogene Monsterwortspielsarg aufmachen und das Publikum mit Tracks wie “The Beast Is Yet To Cum” (Och Leute bitte) und “Rimskin Assassin” gleichermaßen für amüsierte Facepalms, Headbangen und fröhliches Mitfeiern mobilisieren.
Tatsächlich wissen die Songs, nachdem die Vorgängeralben doch teils eher uninspiriert ausfielen, auf “Sexorcism” oft wieder zu begeistern. Mit hörbarer Freude lässt man sich von vergangenen Alben inspirieren, huldigt mit “Polterchrist” (Was ein Name) dem guten alten Dr. Sin oder mit “Slashion Model Girls” den “Forsaken Fashion Dolls” – durchgängig auf einem Level, das nicht auf Ideenlosigkeit und das Aufwärmen alter Songs zurückzuführen ist, sondern eher als liebevolle Referenz betrachtet werden muss. Dazu die typischen LORDI-Keyboards, Melodien zwischen Altbewährtheit und gut dosierter Experimentierfreude und ein Mr. Lordi, der sich auf die Gesangsaufnahmen augenscheinlich verantwortungsbewusst mit Whiskey, Zigaretten und Steaks vorbereitet hat. “Sexorcism” ist nicht das beste Album von LORDI, aber es ist nach “Demonarchy” ein weiterer großer Schritt aus der Stagnation der Vorgängeralben – und außerhalb des Kontextes der Band-Discographie ein auf höchstem Niveau unterhaltsames Hard-Rock-Album!

Anspieltipps:
“Sexorcism”, “Slashion Model Girls”, “Polterchrist”, “Hot & Satanned” und “Haunting Season”

Fazit:
Wer LORDI kennt und verfolgt, dem dürften einige Wendungen und Melodien nicht gänzlich unbekannt sein. Trotzdem lohnt sich ein Kauf, denn die Monster klingen so frisch und motiviert wie lange nicht mehr. Für jeden, der LORDI nicht so richtig auf dem Schirm hat: Wer sich über eine Stunde catchy Hard-Rock-Hymnen mit elendig viel Gute-Laune-Potenzial und einer saftigen Portion großartig individuellem Humor entgehen lässt, muss sich nicht wundern, wenn demnächst seine Rimskin assassiniert wird. Seid gewarnt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sexorcism
02. Your Tongue’s Got The Cat
03. Romeo Ate Juliet
04. Naked In My Cellar
05. The Beast Is Yet To Cum
06. Polterchrist
07. SCG9: The Documented Phenomenon
08. Slashion Model Girls
09. Rimskin Assassin
10. Hell Has Room
11. Hot & Satanned
12. Sodomesticated Animal
13. Haunting Season

Jannis

MICHAEL SCHINKEL’S ETERNAL FLAME – Smoke On The Mountain

Band: Michael Schinkel’s Eternal Flame
Album: Smoke On The Mountain
Spielzeit: 53:14 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 18.05.2018
Homepage: www.eternal-flame.de

Der Himmel ist bedeckt von massiven, rötlich ausgeleuchteten Wolken, aufgewühlt vom tosenden Wind. Keine Sekunde, zu der er nicht von Blitzen überzogen ist. Auf der Spitze eines gigantischen Berges inmitten des apokalyptischen Naturschauspiels steht MICHAEL SCHINKEL. Seine Haare können nicht wirklich im Wind wehen, aber das ändert nichts an seiner beeindruckenden Gesamterscheinung. Dann: Drei übertrieben gigantische Adler durchbrechen die Wolkendecke und kreisen über Michael. Der erste trägt eine Gitarre, die er zielstrebig über der Bergspitze fallen lässt. Michael fängt sie, ebenso wie das Micro, das der zweite Adler bringt. Der dritte schließlich wirft eine Sonnenbrille ab, die Michael beiläufig aus der Luft fängt und aufsetzt. Die Show beginnt, es ist Zeit für “Smoke On The Mountain”, das dritte Album von MICHAEL SCHINKEL’S ETERNAL FLAME – und es ist in seiner Gesamtheit ähnlich cool, wie die oben geschilderte Szene, die, so sagen verlässliche Quellen, die Vorbereitungen für die Aufnahme des Albums akurat beschreibt.
Kurz die äußeren Umstände abhaken: Die Musiker, die Schinkel für seinen ersten Release seit über 15 (!) Jahren um sich geschart hat, lassen keinerlei Kritik zu, ebenso wie der gute Mann selbst, der sowohl an der Gitarre als auch am Mic einen hervorragenden Job macht. Lediglich dem Sound hätte man noch eine winzige letzte Druckkur verpassen können. Und Göran Edman, der auf “Got A Rock & Roll Fever” die Vocals kompetent übernimmt, klirrt ein wenig. Aber sei’s drum. Die Scheibe klingt klar, definiert, die Keys sind alles andere als preiswert.
Musikalisch ist “Smoke On The Mountain” nicht nur vielseitig, sondern einfach grandios konzipiert. Wie eine metallische Überraschungstüte liefert das Album jedem, der im melodischen Hard Rock und Metal der 80er und 90er zuhause ist (insbesondere bei MALMSTEEN und RAINBOW), viele kleine bunte Wunder. Dabei ist der fixe Titeltrack mit seinen netten neoklassischen Einlagen noch einer der schwächeren Songs. Vom ruhigen 80er-Hard-Rock-Track “This Is My Life” mit kitschigem Einstieg, RAMMSTEIN-Engel-Synthmelodie und fantastischem Chorus geht’s über den kraftvollen Rocker “Queen Of The Hill” mit E-Orgel weiter zur schmalzigen, obgleich gekonnt geschriebenen Halbballade “You Can Save Me”, die emotionales Feuerzeuggeschwenke erfordert. Danach mit “Whatcha Gonna Do” ein kräftig knallender Hard-Rock-Track mit coolen Keyboards und feiner Rock’n’Roll-Attitüde, bevor es mit “Out In The Dark” radiokompatibel, aber nicht minder feierbar wird.
Ich glaube, der Spirit kommt rüber: Dieses Album ist vielseitig im besten Sinne und setzt dazu noch jede seiner verschiedenen stilistischen Facetten wunderbar liebevoll um. Klar, Klischees werden nicht ausgelassen. Wer Ausschlag von Arpeggio-Synthesizern bekommt oder generell nicht zwischendurch mal neben Leder und Nieten den Ansatz von Spandex in seiner Musik verkraftet, der hat aber immer noch die Option “Smoke On The Mountain” etwas weniger ernst zu nehmen, als es gemeint ist. Der kann dann bei “You Can Save Me” dezent den nächsten Song anmachen und die Ansprache am Anfang von “This Is My Life” als ironisch übertrieben werten. Aber eine Chance sollte er Michael und seiner Crew mal geben – Denn die Platte ist weit, weit mehr, als ein Berg, Rauch und ein paar Adler.

Anspieltipps:
“This Is My Life”, “Whatcha Gonna Do”, “Out In The Dark”, “Queen Of The Hill” und “Take Me There For A Night”

Fazit:
Ich fühle mich inzwischen echt schlecht, weil ich in letzter Zeit gefühlt zu 90 Prozent nur lobende Rezensionen verteile. Schieben wir es einfach darauf, dass 2018 das Jahr der geilen Metal-Releases ist. Und ETERNAL FLAME sind zweifelsohne ganz oben mit dabei!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Ignition
02. Smoke On The Mountain
03. This Is My Life
04. Queen Of The Hill
05. You Can Save Me
06. Whatcha Gonna Do
07. I Believe In This Miracle
08. Got A Rock & Roll Fever
09. Out In The Dark
10. Dreaming
11. Take Me There For A Night
12. Tease My Love
13. Close To The End

Jannis

PRAYING MANTIS – Gravity

Band: Praying Mantis
Album: Gravity
Spielzeit: 57:40 min
Stilrichtung: Hard Rock/Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 11.05.2018
Homepage: www.prayingmantis.rocks

Eins steht von vornherein fest: Das ist die mit Abstand größte Gottesanbeterin, die PRAYING MANTIS jemals auf ihrem Coverartwork am Start hatten. Mit dieser Erkenntnis entfaltet das Cover des elften Studioalbums der Briten schon einmal die gewünschte Wirkung. Grandios übernommen wurde der Stil der älteren Plattencover von Rodney Matthews, der sich bei “Gravity” das erste Mal höchst erfolgreich an einem MANTIS-Artwork versucht und unter anderem durch ELOY- und THIN-LIZZY-Cover bekannt wurde.
Ob nicht nur die Gottesanbeterin, sondern auch das Album dahinter das bislang größte der NWoBHM-Fraktion ist, muss wohl jeder Hörer für sich entscheiden. Außer Frage steht jedoch, dass “Gravity” ein fantastisches Stück Hard Rock ist, das mit seinen Wurzeln die letzten vierzig Jahre durchgräbt.
Die Produktion ist klar, relativ warm und bietet keinen Grund zur Kritik. Ebenso Sänger John Cuikpers, dessen Stimme ausdrucksstark und geradezu gemacht für diese Band anmutet, obgleich er erst seit 2013 am Mic steht. Auch der Rest der Band, der trotz der Jahre, die PRAYING MANTIS inzwischen auf dem Buckel hat, mit Chris und Tino Troy immer noch respektable zwei Gründungsmitglieder beinhaltet, überzeugt vollends.
Die Songs an sich überzeugen nicht weniger. Langsameres bis schnelleres Midtempo dominiert die Scheibe, ein hohes Maß an Melodiösität, ein recht heruntergefahrener Härtegrad, eine ernst-erwachsen-nachdenkliche Grundstimmung – und eine beachtliche Menge an schlicht hervorragenden Ideen. Dass auch bei einem sehr starken Album nicht jeder Song ein Volltreffer ist, ist verständlich. Doch auch die schwächeren Songs auf “Gravity”, beispielsweise “Shadow Of Love”, ein etwas zu klassischer Hard-Rock-Track durch und durch, oder “Time Can Heal”, das mit deutschem Text problemlos auf SWR4 Anklang finden könnte, machen Laune – von den restlichen Tracks ganz zu schweigen.
PRAYING MANTIS sind, kurz gesagt, einfach asozial gute Songschreiber, die entweder monatelang ununterbrochen fieberhaft an neuen Riffs, Keyboardlines und Melodien arbeiten oder, wenn nicht ihre Seele, dann doch zumindest ein zwei Nieren an den Teufel verkauft haben. Allein die “Mantis Anthem” mit ihrem fanfaresk-cheesigen Intro und dem saustarken Chorus ist ein Kaufgrund für “Gravity”, ebenso wie “Ghosts Of The Past”, eine kraftvolle Glanzleistung von Cuilpers vor ruhigem Hintergrund, garniert mit top-produzierten Streicher-Synths.
Dann sind da noch das verhältnismäßig rockige “39 Years” (Für die Langsameren: So lange gibt’s die Band schon) mit FOREIGNER-Say-You-Will-Chorus, das melancholische “Foreign Affair” und das vergleichsweise schnelle und unkonventionelle “Final Destination”, das einige der bisher eingehaltenen Konventionen ein wenig über Bord wirft und offensichtlich Spaß am Kontrast zwischen fröhlichem Gesynthe und tiefer Gitarren/Bass-Arbeit hat. Lückenfüller: Fehlanzeige.

Anspieltipps:
“Mantis Anthem”, “Gravity”, “Ghosts Of The Past” und “Keep It Alive”

Fazit:
PRAYING MANTIS sind zurück und sie haben noch immer neue Ideen. “Gravity” ist nicht der Xte Aufguss der immer gleichen Bandformel, es ist ein ebenso erwachsenes wie erfrischendes geiles Stück Hard Rock mit einem Schuss NwoBHM. Nach 40 Jahren Bandgeschichte so ein Album – das muss den Jungs erstmal einer nachmachen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Keep It Alive
02. Mantis Anthem
03. Time Can Heal
04. 39 Years
05. Gravity
06. Ghosts Of The Past
07. Destiny In Motion
08. The Last Summer
09. Foreign Affair
10. Shadow Of Love
11. Final Destination

Jannis

VOLSTER – Perfect Storm

Band: Volster
Album: Perfect Storm
Spielzeit: 52:20 min.
Stilrichtung: Melodic Hard Rock
Plattenfirma: ROAR Rock Of Angles
Veröffentlichung: 20.04.2018
Homepage: www.volsterband.com

Der Sommer steht vor der Tür, die Harley/Das Moped/Das Fahrrad in der Garage scharrt ungeduldig mit den runden Hufen, der Highway ruft. Der Soundtrack fehlt.
Stop. Der Soundtrack fehlt nicht mehr, denn VOLSTER haben ihr erstes Album “Perfect Storm” veröffentlicht, und das ist rock’n’rolliger Hard Rock in Reinform, dessen Wurzeln bestes Wasser aus dem stonigen Grund der Siebziger und Achtziger saugen.
Produziert wurde das Album von niemand Geringerem als Max Norman, der schon bei OZZYs “Bark At The Moon” seine Finger am Regler hatte. Dementsprechend klingt “Perfect Storm”, wie zu erwarten, recht tiefenlastig, gerade in den Gitarren, kompensiert dies jedoch durch den recht höhenlastigen Gesang. Der Sound ist somit für heutige Verhältnisse leicht gewöhnungsbedürftig, für das Konzept und in Anbetracht der Einflüsse von VOLSTER jedoch bestens geeignet – und leistet dem Album zweifelsohne einen guten Dienst.
Was die Schweden um den Ex-Gitarristen und Ex-Bassisten der Ex-MASQUERADE so machen, klingt erst einmal nach eingängigem Hard Rock mit Fokus auf eingängigen Melodien und hörbarer Rock’n’Roll-Ästhetik. “King Of The Hill” und “Heaven Or Hell”, die beiden ersten Tracks des Albums, ziehen gradlinig voran, sind nicht besonders komplex und halten ein paar feine Melodien parat, die, wie man es von derart erfahrenen Leuten im Biz erwarten darf, absolut angemessen umgesetzt wurden.
Dass VOLSTER auch anders können, zeigt sich im weiteren Verlauf der Platte, die in ihrem stilistischen Rahmen doch erfreulich vielseitig ist. “Easier Said Than Done”’s Drums arbeiten schön tom-orientiert und vervollständigen die Dur-durchzogene Gitarrenarbeit und die feine Melodieline zu einem stimmungsvollen Lagerfeuer’n’Leather-Song, Breathless kommt mit einem Killerrefrain, dessen Sahnehäubchen die Backing Vocals ausmachen, und der letzte Track, “Ends With Me” (schöne Idee), überzeugt mit amtlicher Härte, die dem melodischen Refrain seine Wirkung nicht nimmt.
Stark insbesondere auch “Drifting Away” und “Babylon”. Während erstgenannter Song mit loungiger E-Orgel, Rasseln und unkonventionellen Harmonien Freude bereitet, verteilt “Babylon” runde Sonnenbrillen und ein wenig Marihuana an seine Hörer. Der Track ist stark im Stoner Rock angesiedelt, ist sich Gott sei Dank auch nicht für ein Sitar-Solo zu schade und karrt extra für die letzten zehn Sekunden während des Ausfadens noch ein paar Bongos ran. So lobe ich mir das.
Sonst noch erwähnenswerte Songs? Ja, im Endeffekt hat jeder Song auf “Perfect Storm” seine Eigenart und Berechtigung, auch wenn einige subjektiv mehr als andere unterhalten. Aber ob “Games Of War”, das im Endeffekt eine Art “No More Tears” ist, oder “I Don’t Care” mit seinem krassen Kontrast zwischen dem wuchtigen Sound der Band und dem bewusst dünnen Riff – Spaß machen die Tracks alle. Insbesondere jedoch folgende…

Anspieltipps:
“Drifting Away”, “Easier Said Than Done”, “Babylon” und “Breathless”

Fazit:
Ich schäme mich schon etwas, in letzter Zeit immer nur so positive Rezensionen rauszuhauen. Aber was will man machen? VOLSTERs Debut ist ein geiles melodisches Hard-Rock-Album im Stil der Größen der Siebzieger/Achtziger geworden. Mein volster Respekt dafür.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. King Of The Hill
02. Heaven Or Hell
03. Perfect Storm
04. Breathless
05. Still In Love
06. Babylon
07. Hero
08. Games Of War
09. Easier Said Than Done
10. I Don’t Care
11. Drifting Away
12. Ends With Me

Jannis