NEWMAN – Into The Monsters Playground

Band: Newman
Album: Into The Monsters Playground
Spielzeit: 58:10 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 10.09.2021
Homepage: www.facebook.com/newmanofficialuk/

 

Im Jahr 1997 formierte der britische Sänger und Songwriter Steve Newman die Band NEWMAN und veröffentlichte seit 1998 zwölf gute bis sehr gute Studioalben und zwei Best Of Zusammenstellungen, Album #13 steht am 10. September an. Für das Album arbeiteten im Studio Steve Newman an Mikro, Gitarren, Keys und Rob McEwen an den Drums. Live sorgen neben Steve noch Shaun Bessant an Gitarren und Backvocals, Paul Boyle an Keys und Backvocals, Dave Bartlett an Bass und Backvocals und Harry Younger am Schlagzeug für Stimmung. Produziert wurde von Steve zwischen August 2020 und April 2021.

Als erstes zum Sound es hat sich nichts an der Auslegung geändert, wo der Bandname NEWMAN draufsteht steckt auch ohne wenn und aber NEWMAN drin. Sehr gute Songs mit der richtigen Portion härte, viel Melodie, geile Arrangments und den gewohnt starken Vocals von Steve. Der Name NEWMAN spricht für Qualität Made In Britain und weiß bei all dem zu gefallen. Die Gitarren sind reichlich vorhanden, die Keys tragen mit ihren Teppichen zum positiven Gesamtbild bei, der Bass wummert aus dem Hintergrund deutlich hörbar und die Drums könnten ein wenig mehr Dynamik vertragen die hören sich irgendwie künstlich an. Die Produktion geht in Ordnung und hat genug Dampf um ordentlich für Lärm zu sorgen. Die Stimme von Steve ist wie bei allen Alben an denen er mitgewirkt hat ohne Patzer ausgeführt, Steve shoutet sich mit viel Leidenschaft durch die zwölf Songs.

Der Stil ist irgenwo einfach NEWMAN, ein wenig HEARTLAND, CHANG OF HEART, STRANGEWAYS und eine kleine Schippe DARE. Wie ich oben schon bemerkte steht der Name NEWMAN für Qualität und Kontinuität und bringt den hörer im Verlauf der knappen Stunde Spielzeit in eine andere Welt die aus feinen Songs besteht und laune macht.

Den Anfang macht “Start The Fire” ein straighter Abgehrocker und einen Ausblick auf das kommende, “Timebomb” geht es ein wenig langsamer und softer an. “Hurricane Sky” ein sehr guter Rocker mit genialem Refrain, “I’ll Be The One” haut ein Riff raus das einem die Augen wässrig werden ein Highlight, in den Strophen gefühlvoll am Anfang und im Refrain bissig. “Icon” irgendwie zwischen AOR und Melodic Rock, “Don’t Come Runnin’” lässt der Gitarre wieder mehr Spielraum. Mit “Lightning Tree” folgt ein Song in drei Abschnitten, als Ballade startend in der zweiten Hälfte ab ca. Minute 2 wird aufs Gaspedal gedrückt und es wird ein ausgewachsener Rocker daraus, während ab Minute 2:40 ein gefühlvolles Solo ausgepackt wird und der Song nach dem Solo als Ballade mit viel Gefühl ausklingt. “Give Me Tonight” ist ein High Octane Song der voll aufs Tempo drückt, “The Monsters Playground” fängt an wie aus einem 80er Actionstreifen und leckt nach den ersten Strophen voll los ein fettes Highlight.

Fazit:

Steve NEWMAN legt ein weiters Highlight nach, auch auf Album #13 zeigt der Brite was er drauf hat, von mir gibt es eine Bewertung von 8 Sternen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Start This Fire
02. Timebomb
03. Hurricane Sky
04. I’ll Be The One
05. Icon
06. Don’t Come Runnin‘
07. Lightning Tree
08. Give Me Tonight
09. The Monsters Playground
10. Spirit Cries
11. Shadows Of Love
12. This Life Alone

Balle

NIGHT RANGER – ATBPO

Band: Night Ranger
Album: ATBPO
Spielzeit: 53:43 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 06.08.2021
Homepage: www.facebook.com/nightranger

Es ist offensichtlich möglich, im dritten Stock in einer Wohnung in Bonn und gleichzeitig unter einem Stein zu wohnen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich von einer Band, die über 17 Millionen Alben verkauft hat und locker zehn #1-Video-Singles und Verwendung ihrer Musik in diversen Serien, Spielen und sogar größeren Hollywoodfilmen vorweisen kann, noch nie in meinem Leben gehört habe und sie nach dem ersten Hördurchgang als professionell klingende kleinere Band eingeordnet hätte (was für größere Acts durchaus als Kompliment zu verstehen ist).
Ja jut. Dann gibt es nun also einen unvoreingenommenen Blick auf das neuste Album von NIGHT RANGER, “ATBPO”, was für “And The Band Played On” steht.
Bei einer Band mit oben beschriebener Bekanntheit ist es Normalität, dass es an den Spielfertigkeiten und Gesangsskills der Beteiligten nichts auszusetzen gibt, so auch auf “ATBPO”. Alles sitzt wie angegossen, die einzelnen Instrumente werden professionell und auf der Sache dienlicher Weise kreativ bedient und Vocals wie Backing Vocals fügen sich wunderbar in den Hard-Rock-Sound des Quintetts ein, der sich stark am Sound des dicken, stadionigen 80er Hard Rocks bedient und die ein oder andere modernere Wendung sowie einige verstärkt AORige Elemente einbaut.
Keybords sind vorhanden, werden aber vergleichsweise sparsam eingesetzt, und immer im Sinne der Musik.
Auch in Sachen Produktion weiß “ATBPO” zu gefallen. Dicht, organisch und ausgewogen, einzig bei den gelegentlichen Clapsounds meine ich ein leichtes Krisseln wahrzunehmen. Ist aber selten, will ich nicht wegen rumheulen.
Kompositorisch ist die Platte in gesundem Maße Dur-lastig, erklärt dies aber nicht, wie viele andere dadurch in Schmalz versinkende Truppen, zu ihrer musikalischen Identität. Nee, das Dur-Level ist sehr angenehm gehalten, wird einem nicht mit dem Harmoniehammer ins Gesicht gedroschen, sondern sorgt schlicht für einen begrüßenswerten Feelgoodfaktor. Dies mag neben dem Songwriting an sich auch der Tatsache geschuldet sein, dass “ATBPO” doch recht heavy produziert ist. Wo andere Bands ihre Gitarren hinter gigantischen Synth-Wänden verstecken, wissen NIGHT RANGER sehr gut um die Wichtigkeit einer druckvollen unkastrierten Gitarrenfraktion. In Sachen Kreativität ist man auf gutem Niveau unterwegs, bedient natürlich viele Stilmittel des Genres, gönnt sich aber doch auch kleine Wendungen und Melodien, die man so nicht auf jedem zweiten Hard-Rock-Album hört. Das wird dann noch um nette Features wie ein Klavier im klassischen “Hard To Make It Easy” und erwähnte Keyboards (beispielsweise lobenswert bei “Breakout” hervorzuheben) ergänzt und rhythmisch immer wieder attraktiv eingeordnet – abermals unter anderem in “Breakout” mit seinem souverän groovenden Chorus.

Fazit:
Und so ist “ATBPO” ein höchst professionelles Album, dass sich neben einem etwas schmerzhaften Klaviersound bei “Cold As December” und etwas zu harter Schlager-Balladigkeit bei “Can’t Afford A Hero” praktisch keine Patzer leistet, vielleicht nicht den Innovationspreis gewinnt, aber für die Hard-Rock-Fraktion unter unseren Lesern zweifelsohne eine feine Sache sein sollte!

Anspieltipps:
“Breakout”, “Bance”, “Monkey” und “Hard To Make It Easy”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Coming For You
02. Bring It All Home To Me
03. Breakout
04. Hard To Make It Easy
05. Can’t Afford A Hero
06. Cold As December
07. Dance
08. The Hardest Road
09. Monkey
10. A Lucky Man
11. Tomorrow

Jannis

ALIEN – Alien (RG Zeitmaschine)

Band: Alien
Album: Alien
Spielzeit: 49:51 min
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Virgin Scandinavia
Veröffentlichung: 1988
Homepage: www.facebook.com/Alien.Sweden

 

Man schrieb das Jahr 1988 und Skandinavien festigte seinen Platz im Rockolymp, denn ALIEN veröffentlichten ihr Debüt welches zu den besten Debütalben in der Rockgeschichte gehört. Zu den Mitgliedern gehörten damals Jim Jidhed und Pete Sandberg am Mikrofon, Tony Borg an den Gitarren, Ken Sandin am Bass, Jimmy Wandroph an Keys und Toby Tarrach am Schlagzeug. Drei von damals sind immerhin heute noch dabei, es handelt sich um Jim Jidhed, Tony Borg und Toby Tarrach.

Es folgten noch sehr gute Alben aber mit diesem Debüt haben sich die Schweden ein Denkmal gesetzt welches bis heute unerreicht ist. Schlecht sind die Nachfolger auf keinen Fall aber eben nicht mehr ganz so gut wie auf diesem Rundling.

Hier regieren ausnahmslos starke Melodien mit viel Gespühr für harmonie, den sanften Vocallines von Jim um Pete die fast zu brav für Rockmusik sind aber dennoch ihren Teil für das Denkmal beigetragen haben. Die Gitarren von Tony hauen ein Riff nach dem Anderen in die Recordspuren und zeugen von der genialität skandinavischer Musiker Hochkaräter zu schreiben und diese auch genauso stark wie sie komponiert wurden einzuspielen. Die Keys legen Teppich für Teppich hin und sorgen für die richtige Grundstimmung. Toby bearbeitet die Felle mit seinen Sticks das es eine wahre Freude ist und ergibt mit den anderen Komponenten ein starkes harmonisches Gesamtbild.

Den Sound würde ich mit einer Mischung aus softere EUROPE, TREAT, EVENRUDE, 220 VOLT, GLORY, BAD HABIT, BAM BAM BOYS, SHA-BOOM, BOYCOTT, ZERO NINE, FATE, HEARTLAND, HONEYMONN SUITE, SURVIVOR, FOREIGNER, JOURNEY, SHADOW KING umschreiben. Die aufgezählten Vergleiche dienen nur der Umschreibung des Sounds von ALIEN, den dieser ist einzigartig und tief in den 80ern und Skandinavien verwurzelt. Dazu noch mit der Raffinesse von ABBA und ROXETTE eingängige Songs zu komponieren.

Es existieren mehrere Auflagen von dem Album, Releases aus Europa mit Versionen aus Schweden, Deutschland, Niederlande dann noch eine US und Japan Version. Die Tracklisten unterscheiden sich in 10 oder 12 Track varianten, ich besitze einen Release aus den Niederlanden von 1989 mit 12 Tracks und den Rerelease von AOR Heaven mit der schwedischen und der amerikanischen Version als Doppel CD mit 10 und 12 Tracks.

Anspieltipps will ich hier nicht nennen, da alle Songs ohne Ausnahme stark sind. Das Album war schon ziemlich rar, wurde vor kurzem von AOR Heaven wieder aufgelegt allerdings limitiert. Also ist eile geboten um sich nicht eines der aller Besten Albem aus Schweden durch die Lappen gehen zulassen.

Fazit:

Ein Traum der mit den Großen Bands aus Schweden mit halten kann und sich damit selber ein Denkmal gesetzt hat und in den Olymp gehoben haben, und deshalb für mich zu den ganz Großen gehören kommen auf volle Punkte, es gibt eine 10.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Brave New Love
02. Tears Don’t Put Out The Fire
03. Go Easy
04. I’ve Been Waiting
05. Jaime Remember
06. Feel My Love
07. Only One Woman
08. Wings Of Fire
09. Dying By The Golden Rule
10. Touch My Fire
11. Dreamer
12. Mirror

Balle

NITRATE – Renegade

Band: Nitrate
Album: Renegade
Spielzeit: 48:36 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 30.07.2021
Homepage: www.facebook.com/Nitrate-100323740377514/

Das dritte NITRATE Album steht in den Startlöchern, nachdem Album #1 und #2 nicht nur bei mir für ordentlich Eindruck sorgten, das Debüt war reinrassiger Melodic Rock genau wie Album #2 welches ein wenig in Richtung MIDNITE CITY ging aber trotzdem Saustark war, und beide Vorgänger jeweils unterschiedliche Versionen des Smash Hits „Waiting On You“ in der Trackliste hatten, folgt nun der dritte Streich von Nick Hogg und seinem Baby NITRATE. Mit neuer Mannschaft geht Hauptsongschreiber und Bassist Nick Hogg nun mit Alexander Strandell am Mikro, Dario Nikzad und Tom Martin an Gitarren, James Martin an Keyboards und Mikey Wilson an Drums und zusätzlich noch Gitarren und Keys ins Rennen. Alexander Strandell bekannt von ART NATION, CREYE und DIAMOND DAWN, Tom und James Martin sind auch keine Unbekannten, auf deren Vita steht VEGA, ISSA, CHARMING GRACE, MIDNITE CITY und PHENOMENA um nur einige zu nennen.

Die Vocals erinnern durch Alexander an ART NATION, aber auch an die typischen NITRATE Trademarks von den Vorgängern, ein wenig VEGA hier, ein Tupfer MIDNITE CITY da und dann noch ein gewaltiger Schuss britisch/schwedischen Melodic Rock der eingängig und zuckersüß in die Gehörgänge eindringt und sich dort lange breit macht und fest krallt. Nick Hogg versteht es sehr gute Songs zu schreiben und diese auch auf Kunststoff zu bringen, beweist nebenbei eine gute Hand in der Wahl der Musiker die bei NITRATE mitwirken. Auf dem Rundling überzeugt alles angefangen bei den Instrumenten und hört bei den Vocallines auf, das Promomaterial welches ich zur Verfügung habe ist ziemlich komprimiert, ich gehe also davon aus das das Endprodukt auf CD um eine ganze Welt besser klingt.

„Danger Zone“ legt gleich mächtig los ein flotter Rocker eingängig mit geilem Basslauf ein Highlight, „Renegade“ geht in die selbe Richtung. „You Think You’ve Got It“ erinnert von der Art ein wenig an FOREIGNER toller Song, „Big City Lights“ macht auch alles richtig und überzeugt das nächste Highlight. Mit „Why Can’t You Feel My Love“ kommt eine nette Ballade auf den Teller, „Children Of The Lost Brigade“ kommt wieder flotter rüber. „Addicted“ fängt in etwa der Art wie QUEENS „We Will Rock You“ an um beim Refrain in einen reinrassigen Melodic Rocker um zu schwenken um dann in den Strophen wieder QUEENisch akzente zu setzen. „Alibi“ wieder ein Melodic Rock Traum geht auch Richtung Highlight, „Lay Down Your Arms“ erinnert an eine Mischung aus LEPPARD zu „Hysteria“ Zeiten und FOREIGNER gemischt mit FM auch wieder ein fettes Highlight. „Edge Of Surrender“ der Smash Hit des Albums, geiler geht nicht, „Take Me Back“ auch ein starker Rocker zum Abschluss des Albums.

Fazit:

Nick Hogg überzeugt einmal mehr mit seinem Baby NITRATE und kann mächtig Staub aufwirbeln, ich vergebe eine 9 als Bewertung.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Danger Zone
02. Renegade
03. You Think You’ve Got It
04. Big City Lights
05. Why Can’t You Feel My Love
06. Children Of The Lost Brigade
07. Addicted
08. Alibi
09. Lay Down Your Arms
10. Edge Of Surrender
11. Take Me Back

Balle

DENNIS DEYOUNG – 26 East Vol 2

Band: Dennis DeYoung
Album: 26 East Vol 2
Spielzeit: 52:17 min
Stilrichtung: AOR/Classic Progressive Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 11.06.2021
Homepage: http://www.dennisdeyoung.com/

Wäre Dennis DeYoung auf Eurer Hausparty eingeladen, wäre er der Typ, der kurz nach Mitternacht verkündet, er mache sich jetzt auf dem Heimweg, um anschließend noch zwei Stunden ordentlich die Sau rauszulassen. Schließlich sollte bereits „26 East“, im Frühling 2020 erschienen, den Abschied von weiteren Neuveröffentlichungen darstellen, aber was soll’s, ein Album bleibt man dann halt schon noch da. Eine letzte Chartplatzierung in den Schweizer Albumcharts für den Ex-Sänger und Tastenmann von STYX, eine finale Verabschiedung – klingt nicht danach, als würde Dennis hier noch einmal große Innovationen auspacken, aber das will man bei so einer Platte halt auch nicht und das passiert auch nicht.
Nein, stattdessen feiert man knapp über 50 Minuten klassischen, etwas angeprogten AOR der alten Schule, die Dennis zweifelsohne bestens beherrscht. Der Sound ist im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten nicht ganz optimal, funktioniert aber wunderbar mit der dargebotenen Musik, die klassische Rockband wird erwartungsgemäß durch Schmankerl wie Klavier, Orgel, Keyboards, diverse orchestrale Töne und Chorelemente erweitert und in einem mal gut gelaunten, mal emotionaleren Album zu etwas kombiniert, das trotz all der aktuell aktiven AOR-Bands auszusterben droht, wenn sich nicht eine weitere Retro-Bewegung gründet: Adult Oriented Rock mit Kenntnis von Musiktheorie, um es mal überspitzt auszudrücken, und mit Einflüssen abseits anderer Bands des Genres. Die Art der Komposition, die “26 East Vol 2” definiert, ist nicht weniger auf Feelgood-Harmonien, große Emotionen und Eingängigkeit fokussiert, als jüngere Vertreter des Genres, erreicht dies aber durch ein Melodieverständnis, das eher dem populärer Klassik und Musicals entspricht und die auf Melodieebene zum Vorschein kommende Progressivität in den Vordergrund stellt.
Nun gibt es auch bei dieser Art von Songwriting bessere und schlechtere Alben und DeYoungs Abschlusswerk zählt wohl nicht zu den Ausnahmewerken – aber egal, “26 East Vol 2” ist insgesamt einfach verdammt sympathisch und erzeugt exakt die Stimmung, die es erzeugen will. Dazu trägt die BEATLES-Würdigung “Hello Goodbye” ebenso bei wie die Abrechnung mit der heutigen Musikindustrie “The Last Guitar Hero” oder “There’s No Turning Back Time”, das halb Ballade und halb keine Ballade ist und ein paar dramatischere Nuancen mitbringt. Auch “Little Did We Know” ist ein witziges Ding geworden, mit netten kleinen Startschwierigkeiten und Spaß machendem Synthbreak und nach dem uuuultra-soft-warm-weich-angenehmen “Always Time” kommt mit “The Isle Of The Misanthrope” noch ein sehr gelungenes 6,5-Minuten-Opus, das alle Geschütze auffährt.

Fazit:
Ja, man kann “26 East Vol 2” einen etwas zu hohen Anteil an ruhigen Tracks unterstellen und ggf. einen etwas zu hohen Mangel an wirklich herausragenden Songs, aber dafür ist die Platte auf einem hohen Grundniveau angesiedelt und transportiert genau die Stimmung, die man von einer letzten DeYoung-Meldung erwartet. Komposition, klangliche Umsetzung und Instrumentierung machen einfach durchgänglich nostalgische Freude. Steuert dem Mann etwas zu seiner wohlverdienten Rente bei, das Album kann in keiner Plattensammlung schaden!

Anspieltipps:
“The Isle Of The Misanthrope”, “Little Did We Know”, “There’s No Turning Back Time” und “Hello Goodbye”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Hello Goodbye
02. Land Of The Living
03. The Last Guitar Hero
04. Your Saving Grace
05. Proof Of Heaven
06. Made For Each Other
07. There’s No Turning Back Time
08. St. Quarantine
09. Little Did We Know
10. Always Time
11. The Isle Of The Misanthrope
12. Grand Finale

Jannis

RIAN – Twenty-Three

Band: Rian
Album: Twenty-Three
Spielzeit: 53:26 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 16.07.2021
Homepage: www.facebook.com/rianisalive/

Das neueste Signing von Frontiers RIAN, die einen mehrere Alben umfassenden Vertrag unterschrieben haben, veröffentlichen ihr zweites Album. Zur Band gehören Richard Andermyr an Mikro und Gitarre, Tobias Jakobsson an Lead Gitarre, Jonas Melin an Bass und Jan Johansson am Schlagzeug. Produziert wurde von Daniel Flores (FIND ME, THE MURDER OF MY SWEET), dass Album trägt ein wenig die Handschrift von Flores, erinnert an manchen Stellen ein wenig an FIND ME. Das Debüt wurde 2017 über das australische Label Melodic Rock Records veröffentlicht und kam sehr gut bei Hörern und Fachpresse an.

Auf diesem Rundling wird mit mehr feinschliff zu werke gegangen, man kann den Sound als Melodic Rock 2.0 bezeichnen, eine Mischung aus SURVIVOR, FOREIGNER und FIND ME mit modernem und härterem Anstrich. Dieser Anstrich besitzt aber trotzdem noch genug End 80s Spirit und gefällt sehr gut. Die Songs wurden im Zeitraum von 2018 bis 2020 von Sänger/Gitarrist Richard Andermyr geschrieben. Die Anfänglichen Ideen von Richard wurden von ihm und Drummer Jan Johansson, etwas später dann von der gesamten Band zusammen arrangiert und umgesetzt. RIAN hat ein starkes Stück Musik geschaffen, was anscheinend für schwedische oder generell skandinavische Bands ein leichtes zu sein scheint, starke Songs zu schreiben und diese mit diesem besonderen Feeling ein zu tüten.

Richard Andermyr hat in manchen Lagen eine Ähnlichkeit mit Robbie LaBlanc, in anderen Lagen wieder Eigenständigkeit, und kann in allen Lagen überzeugen trotz der Ähnlichkeit. Die Gitarren kommen sehr gut zu Geltung und sind auf den Punkt gebracht, die Keyboards unterstützen Richard und die Gitarren, die Drums passen sehr gut zum Sound.

Den Anfang macht „Stop“ kommt gleich mit einem Basslauf um dann mit den Gitarren ein wahres Feuerwerk zu zünden, „In The Dark“ ein flotter Rocker. „Where Do We Run“ kann überzeugen, „Twenty-Three“ macht Laune auf mehr. „For Your Heart“ ein Ballade mit geilem Riffing, „We Belong“ legt mächtig los und überzeugt. Mit „My Ocean“ kommt mein Favorit ein fettes Highlight, die Riffs, die Stimme von Richard und die Akustik Klampfe dazu ein Traum, irgendwo zwischen Powerballade und Rocker. „Body And Soul“ macht wieder mächtig Druck, mit „The Passanger“ folgt das nächste Highlight. „Stranger To Me“ noch ein Highlight, „Your Beauty“ ein lässig cooler Rocker.

Fazit:

Schweden kommt gewaltig, die Wikinger drücken mit einer Gewalt nach Süden die Spaß macht und überzeut. Mit diesem Album das in der zweiten Hälfte noch eine Schippe drauf legen kann vergebe ich eine Bewertung von 9 Sternen. Abschliesend bleibt zu schreiben das mit RIAN ein wenig Abwechslung bei Frontiers ins Spiel kommt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Stop
02. In The Dark
03. Where Do We Run
04. Twenty-Three
05. For Your Heart
06. We Belong
07. My Ocean
08. Body And Soul
09. The Passenger
10. Stranger To Me
11. Your Beauty

Balle

TOBY HITCHCOCK – Changes

Band: Toby Hitchcock
Album: Changes
Spielzeit: 46:11 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 09.07.2021
Homepage: www.facebook.com/tobykhitchcock

Das amerikanische Stimmwunder TOBY HITCHCOCK meldet sich mit neuem Album im Gepäck zurück, also sehen wir uns dieses Album mal genauer an. Außer Toby am Mikro dabei sind Martin Jepsen Andersen an Gitarren, Alessandro Del Vecchio an Bass, Keyboards und Backing Vocals und Nicholas Papapiccio am Schlagzeug. Was gibt es zu Toby noch zu schreiben, zwei Solo Alben, und mit der Formation und Jim Peterik als Partner bei PRIDE OF LIONS. Del Veccicho hat hier auch die Produktion übernommen, und vermutlich auch das Songwriting, genaue angaben fehlen in der Promoinfo.

Dieses dritte Album ist zwischen den beiden Vorgängern, PRIDE OF LIONS, flottere TOTO ohne Westcoast Anteil, SURVIVOR und FOREIGNER ein zu ordnen. Spaß machen die Songs auf jeden Fall, können aber mit den Labelkollegen von RIAN, CROWNE, KENT HILLI und PERFECT PLAN im direktem Vergleich nicht mithalten. Schlecht ist dieses Album auf keinen Fall aber es gibt stärkere Veröffentlichungen aus dem Haus Frontiers. Die Produktion hat genügend Bums um die Wände zum wackeln zu bringen und den Staub aus den Regalen zu blasen. An den Instrumenten haben die anderen Protagonisten alles richtig gemacht und geben keinen Anlass zum unken.

„Forward“ ein melodischer Rocker kann man als Highlight bezeichnen, „Before I Met You“ kommt durch Tobys Stimme Hymnenhaft rüber. „Changes“ ein guter Rocker, „Tonight Again“ ein melancholischer Schmachtfetzen. „Garden Of Eden“ flott und kräftig, „Don’t Say Goodbye“ eine traurige Ballade. „Say No More“ macht Dampf, „Run Away Again (From Love)“ ein melancholischer Rocker. „Two Hearts On The Run“ ein gute Laune Song, „On The Edge Of Falling“ ein stimmungsvoller Rocker, „Losing You“ eine Herz-Schmerz Ballade zum Schluß.

Fazit:

Ein Solides Album von Toby, mit ein Paar kleinen Highlights, einer starken Stimme kommen bei mir auf eine Bewertung von 7,5 Sternen, hätte ich nicht vorher die Kollegen von RIAN mit ihrem Saustarken Album reviewt hätte es eine höhere Wertung gegeben, doch im direkten Vergleich sind RIAN mit großem Abstand um eine Welt besser.

 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Forward
02. Before I Met You
03. Changes
04. Tonight Again
05. Garden Of Eden
06. Don’t Say Goodbye
07. Say No More
08. Run Away Again (From Love)
09. Two Hearts On The Run
10. On The Edge Of Falling
11. Losing You

Balle

TOTO – With A Little Help From My Friends

Band: Toto
Album: With A Little Help From My Friends
Spielzeit: 75:01 min
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: THE PLAYERS CLUB/MASCOT LABEL GROUP
Veröffentlichung: 26.06.2021
Homepage: www.totoofficial.com

Als Fan hat man TOTO im Laufe des 45-jährigen Bestehens der Band bereits in unzähligen Konstellationen live erleben dürfen – allen gemein war bisher immer das absolut unfassbare musikalische Niveau auf dem die Band nebst den angeheuerten Tourmusikern die zahlreichen Bandklassiker darboten. Nachdem Steve Lukather TOTO nach der letzten Welttournee zum wiederholten Male für beendet erklärt und sich im Abschluss einen hässlichen (und sehr teuren) Streit mit der verbliebenen Porcaro Familie um den Bandnamen geliefert hatte, sind sie nun wieder, mit runderneuerter Mannschaft, zurück. „With A Little Help From My Friends“ wurde 2020 ohne Publikum als Live-Stream in die heimschen 4 Wände transportiert und erfährt nun glücklicherweise auch eine reguläre Veröffentlichung als Vinyl, CD/DVD oder CD/BluRay Package (mit hervorragender Bild- sowie Tonqualität). Als musikalischer Direktor hält David Paich die Stricke nunmehr abseits der Bühne in der Hand und im Rampenlicht werden Lukather und Sänger Joseph Williams von einer wirklich fantastisch aufspielenden Mannschaft begleitet: John Pierce (Bass), Robert „Sput“ Searight (Schlagzeug), Dominique „Xavier“ Taplin (Keyboards), Steve Maggiora (Keyboards) und Warren Ham (u. a. Saxophon).

Was soll ich sagen – ich habe die Band mehrmals live erlebt, besitze jedes (offizielle) live Dokument und bin von der Darbietung auf „With A Little Help From My Friends“ schlichtweg geplättet. Lukather und Williams scheinen von der Qualität Ihrer Begleitband dermaßen motiviert zu sein, dass sie ihre beste Leistung seit vielen Jahren abliefern. Und was die Band hier vor allem gesanglich auf die Ohren gibt ist ganz großes Kino und veredelt Diamanten wie „Home Of The Brave“, „You Are The Flower“ oder das mitreißende „With A Little Help From My Friend“ vollends. Da die Setlist auf manchen eigentlich gesetzten Hit verzichtet und die gespielten Songs allesamt mit größtem Respekt, einem feinen Gespür für Details gezockt werden und jeder Musiker dennoch die Freiheiten hat seinen eigenen Stempel aufzudrücken ist die Veröffentlichung definitiv berechtigt. Die Frage, ob das hier wirklich noch TOTO ist oder eine Söldnertruppe wird durch das Mitwirken von Lukather, Paich und Williams eigentlich nebensächlich, denn wenn ein solch packendes „Live“ Dokument geboten wird, zählt für mich erst mal der Inhalt und der haut mich hier tatsächlich aus dem Latschen.

Ja, ich betrachte das Ganze aus der rosaroten Fan-Brille. Nun und? Da die Promo ohne Bildmaterial und nur als mp3 vorlag habe ich mir das Set natürlich gekauft um mir ein vernünftiges Bild der Sache machen zu können. Und ich bereue keinen Cent. Wer in Zeiten von Auto-Tune, billigen Homerecordings und lieblos am Computer zusammengeschusterten Amateur-Produktionen noch hier und da einen handwerklich über jeden Zweifel erhabenen Beweis geliefert bekommt, dass es auch noch „echte“ Musik da draußen gibt, der sollte sich nicht beschweren. Der Tag an dem die Jungs ihre Instrumente tatsächlich in den Schrank hängen, wird ein ganz schwarzer sein … Für Fans der Band ein absolutes Muss.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Till The End
02. Hold The Line
03. Pamela
04. Kingdom Of Desire
05. White Sister
06. You Are The Flower
07. I Won’t Hold You Back
08. Stop Loving You
09. Band Introductions
10. Home Of The Brave
11. Rosanna
12. With A Little Help From My Friend

Mario

DEVILS IN HEAVEN – Rise

Band: Devils In Heaven
Album: Rise
Spielzeit: 58:45 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 25.06.2021
Homepage: www.facebook.com/tassiesdevilsinheaven/

 

Endlich kommt dieses Debütalbum in den Handel, meine erste Begegnung mit den DEVILS IN HEAVEN hatte ich vor etwa 15 Jahren als ich die EP aus dem Jahr 1993 probe hören konnte die zwei Hits “Liberation” und “Ships In The Night” enthielt. Damals fand ich irgendwo in den Weiten des WWW die EP als Download. Ich suchte eine lange Zeit vergeblich danach, weder die erste Single von 1992 oder die 3-Track EP waren zum Erwerb auf zu treiben. Dann vor einigen Jahren auf einem Streifzug durch das Endlose WWW nach Raritäten fand ich eine CD (vermutlich ein Bootleg) von Dave Whitney der Stimme von den DEVILS IN HEAVEN mit identischer Tracklist, vom Sound her ist kein Unterschied zu hören. Ich gehe mal davon aus das es sich hier um Originalaufnahmen der frühen 1990er handelt die ein wenig aufgehübscht wurden. Was Dave Whitney mit seinen Mannen auf diesem Album veröffentlichen wäre zu Schade für ein Regal in einem dunklen Kellerverlies.

Die aus Tasmanien stammenden DEVILS IN HEAVEN wurden etwa um 1986 als DINNER TIME gegründet, irgendwann in der Zeit von 1986 bis 1991 wurde der Bandname in DEVILS IN HEAVEN geändert. Zum Lineup gehörten Dave Whitney an Mikro und Gitarre, Matt Shield am Bass, Nelson Tabe an Keys und Phil Crothers an Drums. 1991 konnte die Band in ihrer Heimat für Wirbel sorgen, sie gewannen eine TV Talent Show. Leider wurde es nach der EP wieder sehr still.

Das geboten bewegt sich meist im AOR, zwei Songs sind ein wenig härter ausgefallen, der Sound geht in Richtung STARSHIP, COLD CHISEL, JOHN WAITE, JOURNEY und kann überzeugen. Die Stimme von Whitney ist angenehm und setzt Akzente, die Gitarren kommen richtig eingesetzt rüber, die Keys sind wohldosiert und die Drums komplettieren das positive Gesamtbild. Leider gibt es ein Haar in der Suppe, die Soundqualität trübt den Genuß ein wenig, die bewegt sich im besseren Demobereich.

Mit “Liberation” kommt ein Kracher gleich am Anfang einer der beiden härteren Songs, ein fettes Highlight. “The Night Is Over” ein flotter AOR Kracher, “Take Me” AOR der besten Sorte. “Ain’t It A Wonder” eine gefühlvolle Ballade. “Ships In The Night” das zweite fette Highlight auch im gegensatz zu den anderen Songs härter ausgefallen, “Say A Prayer” ein weiteres AOR Highlight. “Age (Simple Man)” eine gute Ballade, “All Night” bester AOR. “Listen To My Heart” angepoppter AOR erinnert an BYSTANDERs “Welcome To The Real World” oder RICK SPRINGFIELD, “Dreams” guter verträumter AOR. “Your Beating Heart” flotter Pop AOR, “Heart, Mind & Soul” fängt als Ballade an und entpuppt sich ab Minute 1:25 zum Softrocker. Song 13 und 14 sind in 1990er Versionen als Bonus Tracks vorhanden.

Fazit:

Starkes Material von den DEVILS IN HEAVEN, durch die doch nicht ganz so gelungene Soundqualität bleibt ein fader Nachgeschmack, da wäre mit amtlichem Sound mehr drin gewesen, so vergebe ich eine Bewertung von (sorry Boys) 7,5 Sternen. Die Highlights können den Sound nicht überspielen, mit mehr Dampf im Sound hättes es eine 9 geben können!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Liberation
02. The Night Is Over
03. Take Me
04. Ain’t It A Wonder
05. Ships In The Night
06. Say A Prayer
07. Age (Simple Man)
08. All Night
09. Listen To My Heart
10. Dreams
11. Your Beating Heart
12. Heart Mind Soul
13. Ships In The Night (1990 Version, Bonus Track)
14. Ain’t It A Wonder (1990 Version, Bonus Track)

Balle

CONSTANCIA – Brave New World

Band: Constancia
Album: Brave New World
Spielzeit: 48:25 min
Stilrichtung: Melodic Hard Rock
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 18.06.2021
Homepage: www.facebook.com/ConstanciaSweden

Ab und zu geht man durch den Supermarkt, sieht eins von diesen abgepackten Sandwiches und denkt sich “Och, warum nicht, so als Snack für zwischendurch ist das doch immer ganz geil mit seiner Salami, seinem Käse und den Gürkchen”. Und dann merkt man beider zweiten Hälfte, dass man das doch im Vorfeld ein bisschen zu sehr romantisiert hat und genau so geht es mir oft mit AORigem Hard Rock. Synthesizer, große Melodien, kraftvoller Rock, klingt doch geil. Und dann kriegt man im Endeffekt doch die immer gleichen drei verschiedenen Synth-Sounds und eine von vier Harmoniefolgen, was gut ist, aber auch recht schnell ausgereizt ist.
Was soll ich sagen, ich hab mir die neue CONSTANCIA unter den Nagel gerissen und wurde in den ersten drei Tracks erstmal gefertigsandwicht. Jap, das vierte Album des 2007 gegründeten Quintetts aus Schweden markiert zuerst mal sein Revier. Heißt: fette Produktion, ausgeprägte Melodiösität, präsente Poly-Lead-Synths und tatsächlich angenehme Gitarrenlastigkeit auch in den Strophen, auf die viele Artgenossen ja zugunsten einer krasseren Steigerung gerne mal verzichten. Dazu ein definierter Rhythmus mit ordentlich Wumms, die klassischen Melodielines in nett gemacht; das ist keineswegs schlecht, alleine schon aufgrund des Sounds und der Professionalität aller Beteiligten, aber auch nicht herausragend.
Doch gerade, wenn man sich zu fragen beginnt, ob denn da noch irgendwas anderes kommt, beginnt “Brave New World” (Ich bin mir, nebenbei, nicht sicher, ob CONSTANCIA Huxleys “Brave New World” wirklich gelesen haben), seinen Ton (durchaus auch zum größeren Teil in meinem Hörverständnis) subtil zu ändern und entwickelt sich verstärkt zu einer Art QUEENSRYCHE/PRAYING-MANTIS-Kombination mit etwas vordergründigeren Synthesizern, die gerne mal ganz kleine Hörspiel-Einwürfe mit reinbringt, trotz cheesiger Tastenarbeit in den Gesangsmelodien vergleichsweise ernst ausfällt, den ein oder anderen dramatischen Unterton mit reinbringt und sich von den in den ersten drei Tracks praktizierten Standard-AOMHR-Standards (Adult Oriented Melodic Hard Rock – gut, oder?) ein Stück weit ablösen kann.
Das tut der Platte auf jeden Fall gut, bringt anfangs nicht unbedingt erwarteten Charakter ins Spiel und hebt (zumindest bei mir) das Hörgenuss-Level doch deutlich an. Selbst das ziemlich poppige “Stronger” behält sich in Sachen Gesangsmelodie so seine Seriosität. Und auch sonst tut sich noch was im relativ Midtempo-dominierten Album, mit dem schnellen, Spaß machenden “Titanium” oder mit der runtergebrochenen Strophe von “Open Your Heart”.

Fazit:
Nee, so ganz innovativ und musikalisch spektakulär ist “Brave New World” nicht. Das macht es jedoch wett durch eine starke Produktion, gute Bandleistung, eine souveräne Umsetzung der an sich ja doch auch Freude bereitenden AOR/Melodic-Hard-Rock-Trademarks und eine zeitweise Abkehr vom Cheese in etwas ernstere Gefilde. Reinhörempfehlung? Das auf jeden Fall. Denn wer die fröhlichere und die ernstere Seite dieses Genres gleichermaßen mag, der wird vermutlich nochmal etwas mehr Spaß an “Brave New World” haben als ich – und irgendetwas sagt mir, das Ding könnte mit der Zeit noch einen halben Punkt wachsen.

Anspieltipps:
“Stand Your Ground”, “Open Your Heart”, “Titanium” und “The Key”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Brave New World
02. Forget Me Not
03. Blame It On Love
04. Synchronistic
05. My Desease
06. The Key
07. Titanium
08. Stand Your Ground
09. Stronger
10. We Are Unbreakable
11. Open Your Heart

Jannis