BAD BARON – Ace Of Hearts

Trackliste:

01. Edge Of Your Dreams
02. Can You Love Someone
03. Breakdown In Communication
04. Hungry
05. Rebel Heartache
06. Lights Go Out
07. Interlude
08. Our Story Isn´t Over
09. Going Down In Flames
10. Rock In The City
11. One Minute To Midnight
12. Long Road Home
13. Anthem Of Rock´n Roll

Spielzeit: 48:46 min – Genre: AOR, Melodic Rock, Hardrock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 26.08.2022 – Page: www.facebook.com/badbaron

 

Während Finnland´s Ministerpräsidentin momentan dafür gescholten wird, für einen Abend ein verhältnismäßig normales Leben geführt und gefeiert zu haben, schickt sich eine weitere, relativ neue Kapelle aus dem Land der Tausend Seen an, ihr Longplay-Debüt in die Regale zu stellen. Die gefühlte pro-Kopf Anzahl an Bands steigt damit zwar auf über 17 (nur Spaß), aber nach zwei starken Singles im letzten Jahr („Sky High“ und „Sweet Talker“) konnte man schon gespannt sein auf das, was Lauri Huovinen (vocals, bass), Tommy Widdow (guitars), Alex Kron (keyboards) und Sammy South (drums) auf ihrer ersten Langspielplatte für ihre Fans bereithalten würden.

Im Promo-Info werden BAD BARON als Band für Fans von CRASHDIET, SANTA CRUZ oder RECKLESS LOVE beworben. Auch mit MÖTLEY CRÜE werden sie in Verbindung gebracht. Das finde ich persönlich absolut deplatziert, denn die Finnen nennen ihr Steckenpferd AOR bzw. Melodic Rock tiefster Achtziger-Prägung, die irgendwo zwischen GRAND DESIGN, MIDNITE CITY, sehr präsenten Achtziger-Keyboards und vielleicht einer kleinen Prise RECKLESS LOVE. Aber sei´s drum, Schubladendenken oder Vergleiche sind ja immer Ansichtssache.

Schon das Cover-Artwork von „Ace Of Hearts“ – so der Titel der Platte – zeigt die deutliche Achtziger-Schlagseite, welche auch schon die beiden oben genannten Songs hatten. Kurios ist allerdings, dass es beide nicht auf das Debüt geschafft haben, sondern zusammen mit einer weiteren Nummer („Lost In The Night“) sowie einer Piano-Version von „Sweet Talker“ zu einer separaten EP zusammengefasst wurden. Dennoch befinden sich auf „Ace Of Hearts“ ganze dreizehn neue Stücke, von denen „Edge Of Your Dreams“ den Anfang macht.

Der Opener ist cooler Melodic Rock mit schönen Melodien. Auch das einfach gestrickte „Can You Love Someone“ gefällt, wäre da nicht das schräge Gitarrensolo, das absolut nicht in mein Ohr will. Das stampfende „Hungry“ oder das rifflastige „Lights Go Out“ bringen Abwechslung. „Rock In The City“ kombiniert DEF LEPPARD mit JOURNEY-Keyboards und kommt auch so ziemlich cool aus den Boxen. Und mit „One Minute To Midnight“ haben die Finnen einen weiteren sehr guten Song weit hinten versteckt. Nach der (Fast-)Akustikballade „Long Road Home“ folgt mit „Anthem Of Rock´n Roll“ eine hochmelodische Hymne. Diese wirkt zwar etwas sehr konstruiert, das ist aber nach ein paar Bier ziemlich egal.

Mit „Ace Of Hearts“ ist BAD BARON ein hübsches Debütalbum gelungen, das Achtziger-Fans im Bereich AOR, Melodic- bzw. Hardrock einfach mal antesten sollten. Tiefgründige Musik muss man wo anders suchen, das wollen die Finnen aber sicher auch nicht erreichen. Der Unterhaltungwert von „Ace Of Hearts“ ist auf jeden Fall gegeben.

Stefan

NEW FRONTIER – New Frontier (RG Zeitmaschine)

Trackliste:

01. Under Fire
02. American Dream
03. Love Is Stronger Than The Heart
04. Change For The Better
05. Standing In My Tears
06. Lonesome Blues
07. I Think About You
08. Motel Rain
09. Burning The Page
10. Riverboat Man

 

Spielzeit: 43:48 min – Genre: AOR – Label: Mika / Polydor Records – VÖ: 1988 – Page:

Ohne Wertung

Ein Blick zurück ins Jahr 1988 in eine Zeit als die Rockmusik noch Groß und in aller Munde war, nicht aus dem Radio verbannt wurde, von den Labels alles gesigned wurde was eine lange Matte auf dem Kopf hatte und Rockdiscos zum Guten Ton gehörten. Nach dem BILLY SATELLITE in die Ewigen Jagdgründe des Rockhimmels einging machte die Stimme und Gitarrist Monty Byrom 1988 unter dem Namen NEW FRONTIER weiter. In den frühen 1990ern wirkte Byrom noch unter anderem bei EDDIE MONEY und LANCE als Gitarrist und an den Keyboards mit, danach entzieht sich meine Kenntnis zu Monty Byrom.

Noch bei NEW FRONTIER mitgewirkt haben David Neuhauser an den Keyboards, Glenn Letsch am Bass und Marc Nelson am Schlagzeug. Zusätzlich dabei waren noch Arthur Barrow und Kim Bullard an den Keyboards und Tommy Funderburk an den Backing Vocals. Produziert hat das Album kein geringerer als Richie Zito auch an Gitarren und Keys, unter anderem auch Produktion bei POISON, CHEAP TRICK, BAD ENGLISH, HEART usw. und als Gitarrist bei der 80er AOR Institution PRISM, sowie Songwriter für Bekannte und Namhafte Künstler und Bands.

NEW FRONTIER machten AOR der Extraklasse und stellten somit die Weiterführung von BILLY SATELLITE dar nur eben unter neuer Flagge. Der AOR besticht durch catchy Hooks, zuckersüßen Melodien und der coolen Stimme Montys. In bester BILLY SATELLITE, EDDIE MONEY, STAN BUSH, THE HOOTERS, PRISM, JOHN WAITE und NELSON Manier wird locker aus der Hüfte gerockt. Die Songs leben von ihrer Leichtigkeit des Seins, der Stimme von Monty, und einer perfekten Instrumentierung. Das Album atmet die 80er ohne wenn und aber und überzeugt mit jedem Song. Leider ist dieser Klassiker ein Geheimtipp und sehr Teuer in der Anschaffung geworden, und fand nicht die Beachtung wie auch schon BILLY SATELLITE zuvor in der breiten Masse die beide eigentlich verdient hätten.

Ein melodischer AOR Song folgt auf den Anderen, die Gitarren sind geil und präsent, die Keyboards bilden mit den Gitarren den idealen Nährboden für die Songs. Der Bass spielt seine Roller genial perfekt und die Drums kommen mit aller Gewalt durch.

Im Grunde erfüllt dieses Album genau wie das von BILLY SATELLITE aller Voraussetzungen um ein Hit Album zu werden. Es reiht sich Hit an Hit aber leider gingen beide irgendwie unter und werden auf Ewig ein Geheimtipp bleiben. Obwohl sich der eine oder andere Hit auf den gängigen Anfang der 90er Semioffiziellen Samplern die sich damals Munich City Nights, Bavaria‘s Best, Not For Sale, Rock Express oder auch Forever Young nannten befand kamen solche Hochkaräter wie NEW FRONTIER oder BILLY SATELLITE leider nie über einen Insider oder Geheimtipp Status hinaus. Normalerweise hätten diese Hits ziemlich weit oben in den Top 10s dieser Welt stehen sollen aber dem ist unglücklicherweise nicht so. Also in der RG Zeitmaschine dieses Hit Album einmal der breiten Masse ans Herz legen.

Als Fazit kann man dieses Album als perfekten Soundtrack fürs Lagerfeuer, Grillparty, Retroparty mit 80er Motto oder Klassiker Stunde im Radio sehen, kurz und knapp gesagt das Perfekte AOR Album.

„Under Fire“ gibt gleich zu Anfang ein Highlight und perfekten Opener, „American Dream“ ist keinen Deut schlechter. „Love Is Stronger Than The Heart“ ein geiler Rocker erinnert an THE HOOTERS, „Change For The Better“ ein weiteres lockeres gute Laune Highlight. „Standing In My Tears“ eine verträumte Ballade, „Lonesome Blues“ mit geilem Gitarrenlauf und Keys die sich wie Bläser anhören. „I Think About You“ und gleich noch so ein typischer Hit, „Motel Rain“ kommt schwer und melancholisch aus den Boxen. Dann folgt der nächste Superhit in From von „Burning The Page“ ein Rocker wie er sein soll, „Riverboat Man“ eine Akustikballade mit Southern Rock Flair.

Balle

INTELLIGENT MUSIC PROJECT – Unconditioned

Trackliste:

01. Topic
02. Intention
03. Sunshine Boulevard
04. How
05. Blue Morning
06. Soulmate
07. The Long Ride
08. Madness
09. And Stars Never Fall
10. Spirit
11. Wait For Th Night
12. New Hero
13. Finale Grande
14. Intention (ESC 2022)
15. Intention (Singback)

Spielzeit: 50:08 min – Genre: AOR / Melodic Rock – Label: Intelligent Music Ltd. – VÖ: 27.07.2022 – Page: www.facebook.com/IntelligentMusicProject

 

Das aus Bulgarien stammende INTELLIGENT MUSIC PROJECT kommt nach der Teilnahme beim diesjährigen ESC mit dem mittlerweile siebten Album aus der Balkanregion Richtung Norden. Das Projekt zeigt das aus dem Südosten Europas, sprich Balkan auch der Hammer oder besser gesagt die Stromaxt hängen kann.

Seit dem ersten Album aus dem Jahr 2012 beehrt uns das Projekt regelmäßig mit guter Rockmusik, dabei bewegen sich die Musiker irgendwo im AOR ab und zu wird am Hard Rock gekratzt, oder mal mit Prog Elementen aufgewertet. Das Bedeutet in etwa zwischen härteren ASIA, TOTO, KANSAS, SURVIVOR, CWF, JEFF CANNATA und ARC ANGEL oder einfach nur mal wie SMOKIE oder URIAH HEEP im modernen Gewand. Bei den Gesangslinien meint man in manchen Momentan das die BEATLES ein neues Album eingespielt haben. Das liest sich zwar komisch ist aber stimmig und hat seinen Reiz der sich hören lassen kann. Die Rockmusik oder der AOR wird hier nicht neu erfunden, ist trotz aller Ähnlichkeit attraktiv und stark in Szene gesetzt.

Hier ist alles vorhanden, egal ob Gitarren, Bass, Keyboards, Pianos oder Drums jedes Instrument bekommt seine Bühne und kann sich genug Luft verschaffen um zu Überzeugen. Mit von der Partie waren Ronnie Romero und Carl Sentance am Mikrofon, Bisser Ivanov an den Gitarren, Ivo Stefanov an den Keyboards, Samuel Elfimov am Piano. Dimitar Sirakov am Bass, Simon Phillips an den Drums und an den Backing Vocals Slavin Slavchev, Lina Nicole und Borislav Mudolov-Kosatkata.

Bei der Produktion gibt es keinen Anlass zum mosern, die hat genug Dynamik, Transparenz und kommt mit Hochdruck aus den Boxen.

Als Fazit bleibt nur zu bemerken ein sehr gutes Album, wenn anstelle der ruhigen Songs noch zwei flottere mit mehr Biss vorhanden wären würde es eine höhere Bewertung geben.

„Topic“ ein stimmiges Instrumental mit geilen Gitarrenläufen, gefolgt von „Intention“ dem Song vom ESC, geht fast als Hard Rock Song mit viel Melodie durch. „Sunshi-ne Boulevard“ eine sehr gute und verträumte Ballade die vom Keyboard getragen wird, bei „How“ wird es ein wenig nachdenklicher und softer mit Prog Touch. „Blue Morning“ geht wieder flotter und härter ins Ohr, „Soulmate“ ist in den Strophen soft und langsam im Refrain wird Vollgas gegeben. „The Long Ride“ macht Dampf und drückt wie Sau. „Madness“ in den Strophen melancholisch im Refrain Shanty Rock, „And Stars Never Fall“ ein AOR Highlight. „Spirit“ erinnert sehr stark an ASIA, „Wait For Th Night“ geht wieder gewaltig ab ein weiteres Highlight. „New Hero“ kommt mit BEATLES Like Gesangslinien,
„Finale Grande“ ein mit Breaks kombinierter Rocker. Dann folgen noch zwei Versio-nen des ESC Songs „Intention (ESC 2022)“ und „Intention (Singback)“ mit Carl Sen-tance.

Balle

FATAL VISION – Once

Trackliste:

01. In The Beginning/Heartbreaker
02. Burning For You
03. Open Your Eyes
04. Into The Twilight
05. Little Rebel
06. Against he Wall
07. Do You Remember Me?
08. Wings Of The Night
09. Haven’t We Been Here Before?
10. Time Keeps Slipping Away
11. Once

Spielzeit: 58:56 min – Genre: AOR – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 22.07.2022 – Page: www.facebook.com/fatalvisionband

MP3 Version

 

Wave Version

 

Elf Songs und fast eine Stunde Spielzeit das ist eine Ansage, mal schauen ob diese knappe Stunde überzeugen kann. Die Band FATAL VISION ein neuer Name im Rockbiz, stammt aus Kanada und hat sich, laut Promoinfo dem Sound von Bands wie JOURNEY, ASIA, SURVIVOR, EUROPE und VAN HALEN verschrieben.

Zur Band gehören Simon Marwood am Mikro, Juan Miguel Gomez Montant an Gitarren, Scottie Irving an Keyboards, Andrew Burns an Bass und Alex Wickham an den Drums.

Simon hat ein verdammt starkes Organ und passt sehr gut zum Rock von FATAL VISION, in manchen Momenten erinnert mich die Stimme an Mark Denkley von SANDNESS. Die Gitarren bekommen genug Spielraum und bilden mit den 80s Like Keys eine Einheit. Der Bass ist sehr weit im Hintergrund und die Drums hören sich ein wenig blechern an.

Nun komme ich zum Kritikpunkt, beim Sound wäre mehr drin gewesen. Denn der hört sich irgendwie an als wenn man Demosongs hört. Ich habe gerade auch die Rezi zu HIGHWAY SENTINELS geschrieben und das Projekt hört sich vom Sound um Welten besser an. Ich glaube nicht das dies nur am stark komprimierten MP3 Material liegt das mir zur Verfügung steht. Jungs ihr habt es drauf geile Songs zu schreiben warum dann so ein schwacher Sound der den Hörgenuss doch sehr stark trübt, mit besserem Sound wäre in der Bewertung auch mehr drin gewesen so muss ich mit Abzügen bewerten.

Die Boys spielen AOR der besseren Sorte mit Schmackes geboten, irgendwo zwischen MARK BAKER, BEAU GESTE, BEAU COUP, MONRO, BIG MOUTH, PRISM, BLUE TEARS, BOULEVARD, BOYSTOWN und RENEGADE. Die Songs können überzeugen und würden mit besserem Sound sicherlich mehr Spaß machen so bleibt ein komischer Beigeschmack.

Edit vom 02.08.2022.  Ich bekam von der Band, Aufgrund meiner Kritik über den Sound einen Link mit einer Wave Version des Albums und da hört sich das ganze amtlich und mit Bums an, besser als die MP3 Files die mir zum Zeitpunkt des verfassens der Rezi zur Verfügung standen. Sorry für das Jungs, ich schrieb nur das was ich gehört habe. Die Bewertung wurde daraufhin von mir verbessert.

„In The Beginning/Heartbreaker“ ein flotter Einstieg, „Burning For You“ ein geiler Song mit Groove. „Open Your Eyes“ ein starker AOR Song mit viel Melodie und starken Gesangsharmonien, „Into The Twilight“ fängt als Ballade an, und geht in Richtung ASIA und ebenfalls aus Kanada stammenden RENEGADE mit BEATTLES like Vokalharmonien. „Little Rebel“ ein flottes Highlight mit coolen Keys, „Against The Wall“ kommt mit geilen Riffeinlagen ein weiteres Highlight. „Do You Remember Me?“ ein sehr gut gemachter Song, „Wings Of The Night“ gibt wieder ein wenig mehr Gas. „Haven’t We Been Here Before?“ der Song kommt auch gut, „Time Keeps Slipping Away“ glänzt mit Akustikklampfe und Pianoeinlage, „Once“ eine sehr gute Ballade.

Balle

JOURNEY – Freedom

Trackliste:

01. Together We Run
02. Don´t Give Up On Us
03. Still Believe In Love
04. You Got The Best Of Me
05. Live To Love Again
06. The Way We Used To Be
07. Come Away With Me
08. After Glow
09. Let It Rain
10. Holdin´ On
11. All Day And All Night
12. Don´t Go
13. United We Stand
14. Life Rolls On
15. Beautiful As You Are

Spielzeit: 73:04 min – Genre: AOR, Melodic Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 08.07.2022 – Page: www.journeymusic.com

 

„Ich wollte ganz bewusst ein neues Kapitel der JOURNEY-Geschichte schreiben und Dinge ausprobieren, die wir bislang noch nicht gemacht haben.“ Diese Aussage, die Neal Schon unlängst in einem großen deutschen Rockmagazin tätigte, macht einerseits neugierig auf das neue Werk der AOR-Helden – andererseits lässt es auch eine gewisse Angst entstehen, die Granden des US-Stadionrocks würden noch einmal alles umkrempeln und damit vielleicht viele Fans vor den Kopf stoßen. Nun war ja nicht alles unumstritten, was JOURNEY nach dem Weggang respektive Rausschmiss ihres stimmgewaltigen Aushängeschilds Steve Perry nach dem 1986er Albums „Raised On Radio“ so fabriziert haben. Zehn Jahre Pause und so einige Sängerwechsel musste das AOR-Mutterschiff im Laufe der vielen Jahre bis heute verkraften. Erst mit dem Engagement des philippinischen Steve Perry-Soundalikes Arnel Pineda (dessen Geschichte sich nach dieser Verpflichtung ja wie aus einem Hollywood-Drehbuch liest) sitzen JOURNEY musikalisch wieder fest im Sattel und sind selbstbewusster denn je. Das können sie auch sein. Denn auf der einen Seite stehen eine Unmenge an Megahits auf Ihrer Habenseite, und außerdem ist die wiedererstarkte Einheit zusammen mit Pineda am Mikrofon ein nahezu unerschütterliches Bündnis. Zwar gab es vor einiger Zeit noch einige Rechtsstreitigkeiten mit den langjährigen Mitstreitern Steve Smith (drums) und Ross Valory (bass), aber auch diese Krise haben JOURNEY offensichtlich abgeschüttelt. Neben den alten Recken – Gitarrist Neal Schon, Jonathan Caine an den Keyboards und dem zurückgekehrten Randy Jackson am Bass – komplettieren der bereits seit 2007 zur Band gestoßene Arnel Pineda (vocals) sowie Neuzugang Narada Michael Walden, der zurückgekehrte Deen Castronovo (ebenfalls drums) und Jason Derlatka (keyboards) die live zu siebt performende Combo.

Elf lange Jahre mussten die Fans auf dieses neue Album warten. Mit „Freedom“ ist es auch mehr als treffend betitelt. Denn die fünfzehn (!!!) neuen Songs sind eine Mischung aus altbewährtem Material, das sich sehr an die größte Erfolgsphase der Amerikaner anlehnt und wirklich komplett neuen Höreindrücken, die nicht nur musikalisch in andere Gefilde abdriften sondern Sänger Arnel Pineda endlich die Freiheit geben, er selbst zu sein. Und genau diese Versatilität ist für den Hörer anfangs sicher ziemlich fordernd.

„Together We Run“ beginnt, wie ein JOURNEY-Song beginnen sollte. Mit Piano, federleichten Melodien und spannungsgeladenem Aufbau. Der Anfang von „Don´t Give Up On Us“ erinnert sehr an ihren Hit „Separate Ways“ und ist so etwas wie eine selbstzelibrierte Hommage. Mit „Still Believe In Love“ driften die Amerikaner für meinen Geschmack zu sehr in die Belanglosigkeit ab, was die aktuelle Single „You Got The Best Of Me“ aber wieder erstklassig auffangen kann. Mit der zweiten Ballade „Live To Love Again“ machen JOURNEY einiges besser als zwei Songs zuvor. Der Midtempo-Stampfer „The Way We Used To Be“ wurde bereits vor einem Jahr als erste Single vorgestellt und gibt einen ersten Vorgeschmack von dem, was Neal Schon mit seinem eingangs zitierten Statement meint. Ebenso das funkige „Come Away With Me“, das gut und gerne auch von LENNY KRAVITZ stammen könnte. Das von Deen Castronovo intonierte „After Glow“ ist ein gefühlvoller Song, der wieder etwas besser in die Ursuppe von JOURNEY passt.

Der große Rest der Platte ist in weiten Teilen die volle Breitseite, was wohl die wenigsten von „Freedom“ erwartet hätten. Angefangen vom an U2 erinnernden „All Day And All Night“ über das schleppende „Let It Rain“ bis hin zu „United We Stand“ bieten JOURNEY allerlei „Neues“, zumindest aber ungehörtes aus diesem Bandlager. Einzig „Don´t Go“ und „Life Goes On“ wildern in ihrem eigenen Revier. Und der über 7-minütige, wunderbar epische Rausschmeißer „Beautiful As You Are“ sollte mehr als ein versöhnlicher Abschluss für alle sein!

Für JOURNEY-Puristen ist „Freedom“ sicher ein mittelschwerer Schlag. Das gilt nicht nur für die wilde Mischung an verschiedensten Sounds und Songs sondern auch für den verwässerten Sound. Hier hätte doch sicher mehr drin sein können. Andererseits bieten die Amerikaner auf diesen gut 70 Minuten allerlei Abwechslung, wenn man das Album positiv beleuchtet. Eines haben die Stücke indes nicht: Hitpotential. Aber Hits haben die alten Helden ja auch schon genug. Leider kopieren die Amerikaner zu oft sich selbst und präsentieren auf „Freedom“ sowohl „Don´t Stop Believin´2.0“ als auch „Separate Ways 2.0“, was einen etwas faden Beigeschmack hat. Für die Band ist es ein Versuch, aus den alten Mustern auszubrechen, ohne die Fans allzu sehr zu verprellen. Aber JOURNEY sind einfach eine zu gute Band, um eine schlechte Platte zu machen.

Stefan

ALTARIA – Wisdom

Trackliste:

01. Wisdom
02. Diablo Rojo
03. Without Warning
04. Kissed By The Flames
05. Power To Heal
06. Sometimes
07. Victory Of Winter
08. History Of Times To Come (2022)
09. Lost In Time
10. Crimson Rain
11. Kingdom Of The Night (Bonus, 2022)

Spielzeit: 51:15 min – Genre: Melodic Hard Rock – Label: Reaper Entertainment – VÖ: 08.07.2022 – Page: www.facebook.com/altariaofficial

 

Von ALTARIA durfte ich bereits vor einiger Zeit den Re-Release ihres 2004er Albums „Divinity“ rezensieren und hatte damals eine ziemlich positive Meinung zu der Angelegenheit – die sich bis heute hält, auch wenn ich bei erneutem Hören der Platte zwei Jahre später vielleicht 0,5 oder einen Punkt weniger gegeben hätte. Dennoch gut, weshalb ich auch die Rezension für „Wisdom“, das sechste Album der Finnen, übernahm.
Als Melodic Metal wird der Stil der Truppe im Promotext verortet. Dem hätte ich bei „Divinity“ noch Recht gegeben, inzwischen muss man hier wohl aber eher von Melodic Hard Rock mit AOR-Einflüssen reden, denn mit Metal hat die Sache nicht mehr wirklich was zu tun. Lediglich „Power To Heal“ und bei freundlicher Einschätzung „History Of Times To Come“ (und das ist ursprünglich vom 2003er „Invitation“-Album) kann man irgendwo über Midtempo verorten, der Rest ist klassisches Midtempo, dessen Geschwindigkeit um nicht mehr als 10 BPM variiert. Was spätestens zu Beginn von Track 4 Ermüdungserscheinungen hervorruft, denn es wirkt schlicht, als käme das Album nicht in die Gänge. Und auch die beiden besagten Songs können nicht darüber hinweghelfen, dass diese Ermüdung auf Albumlänge bleibt.
Melodisch sind die einzelnen Songs allesamt klassischer Synth-unterstützter Hard Rock mit den gängigen Melodiewendungen, die auch praktisch alle für sich funktionieren, in der Menge vergleichbarer Songs auf dem Album jedoch ihre Individualität nicht halten können. Dabei ist auch nicht von Vorteil, dass die Menge an Details und vor allem unterschiedlichen Stimmungen im Vergleich zu „Divinity“ stark nachgelassen hat. Mal ein Song, der außergewöhnlich fröhlich oder im Sinne des Genres klar düster ausfällt, existiert auf „Wisdom“ einfach nicht, was eine emotionale Einfühlung in die Platte verhindert. Müsste ich seine Wirkung auf mich mit einer Phrase beschreiben, wäre es „angenehm für nebenbei“ – und das ist es auf professioneller Basis – aber spannend, unvorhersehbar, fordernd, überraschend ist es kaum. Dafür verlässt man sich zu sehr auf das Lehrbuch, arbeitet zu routiniert und liefert im Endeffekt ein Album ab, bei dem man Mitnicken kann, das eine gute Gesangs- und Instrumentalleistung sowie vertraute Harmonien und klassische Songstrukturen bietet, aber eben auch nur wenig mehr.

Fazit:
Sauber im handwerklichen Sinne, unproblematisch im kompositorischen, aber ansonsten doch die Basic-Variante eines Hard-Rock-Albums: „Wisdom“ beim netten Abend mit ein paar Freunden im Hintergrund auf Spotify anzuschmeißen ist mit Sicherheit nicht falsch. Wer mehr musikalischen Tiefgang, etwas mehr Metal und mehr Inspiration und Leidenschaft möchte, dem sei an dieser Stelle allerdings (da ich nur die beiden Alben der Band kenne) empfohlen, stattdessen auf „Divinity“ zurückzugreifen.

Jannis

HIT THE GROUND RUNNIN‘ – Lost In Translation

Trackliste:

01. Hallway Of Doors
02. Overnight Sensation
03. Bad Reputation
04. Simply Because
05. Second Chance
06. Wake You Up
07. Baby You
08. Win Or Lose
09. Rocking Again
10. Long And Lonely Time
11. Cry For The Children

Spielzeit: 44:07 min – Genre: AOR – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 17.06.2022 – Page: www.facebook.com/HGRROCKS

 

HIT THE GROUND RUNNIN‘ wurden 1985, ursprünglich unter dem Namen FREE DELIVERY, in Delaware County Pensylvania gegründet. Die Band veröffentlichte mit „Sudden Impact (1989), „Control Yourself (2001) und „HGR“ (2007) drei vollständige Alben die in der Fachpresse für Aufsehen sorgen konnten.

Das Momentane Lineup besteht aus Blair Rumsey am Mikrofon, Alan Augunas an Gitarren und Backing Voclas, Paul Piccari an Bass und Backing Vocals, Rob Kay an Keyboards und Backing Vocals sowie Jimmy Katone an den Drums und Backing Vocals.

Die Stimme von Blair ist mit Sicherheit Geschmackssache und könnte für Diskussionsstoff sorgen, die Gitarren kommen gut durch, die Keys sind 80s AOR typisch sehr weit nach vorne gemischt und kommen teils Fanfarenhaft aus den Boxen. Der Bass ist kräftig vorhanden und die Drum könnten mehr Bumms vertragen.

Der Sound hört sich nach angezogener Handbremse an, ich weiß allerdings nicht ob dies am stark komprimierten MP3 Promomaterial. Für mein hörempfinden hört sich alles an als ob es sich um besseres Demomaterial handeln würde. Das Problem Produktion war auch schon auf „Sudden Impact“ und „Control Yourself“ zu hören.

Der Sound ist einzigartig HIT The GROUND RUNNIN‘ und so kein zweites Mal zu hören. Vergleichen kann man mit den Vorgängeralben und bedingt mit STARSHIP, YES, SURVIVOR, JOURNEY und REO SPEEDWAGON. Einzig die kraftlose und irgendwie zurückhaltende Produktion trübt den Hörgenuss.

Gelungener AOR mit einer sehr markanten Stimme, die Produktion könnte besser sein, durch diese gibt es einen Punkt Abzug in der Bewertung.

„Hallway Of Doors“ ein Intro das an „Empty Rooms“ von GARY MOORE erinnert, mit „Overnight Sensation“ rocken die Jungs richtig los. „Bad Reputation“ ein flotter Ro-cker, „Simply Because“ eine nette Ballade. „Second Chance“ en cooles Highlight, „Wake You Up“ mit leichtem Reggae Touch versehen. „Baby You“ erinnert an REO SPEEDWAGON, „Win Or Lose“ ein starker Rocker. „Rocking Again“ fängt mit einem Monsterriff an bis die Keys einsetzen ein cooler Song, „Long And Lonely Time“ ein softer Rocker, „Cry For The Children“ kommt mit Akustik Gitarre und Piano Klängen.

Balle

B-JOE – Ready To Ride (RG Zeitmaschine)

Trackliste:

01. Rock N Roll Junkie
02. Ready To Ride
03. Dirty Sheets
04. Don’t Wanna Lose You
05. Forty Days
06. Lies
07. Brand New Start
08. Alright Now
09. All The Nights

 

 

Spielzeit: 35:52 min – Genre: AOR / Melodic Rock – Label: GSE Records – VÖ: 1992 – Page: www.facebook.com/BJoeMusic/

Bei B-JOE handelt es sich um eine AOR / Melodic Rock Band aus Dänemark. Damals dabei waren B Joe an Mikro und Gitarren, Nick Kroyer an Bass, Thomas Johansen an Keys und Jesper Im an den Drums. 1991 wurde das gleichnamige Debüt, dieses zweite Album 1992, „White White Roses“ 1995 veröffentlicht. 2004 folgte das mit dänischen Texten eingespielte „Danselabyrinten“, 2008 „Good Time For Lovers und 2009 „Rattlesnake Heartache“.

Ich wurde irgendwann so 1994 bis 1996 auf die Dänen aufmerksam, damals hörte ich in einer meiner Stammdiscos zwischen München und Passau den Song „Rock N Roll Junkie“. Ich dachte mir damals das Ding rockt ganz schön, ich kannte zu der Zeit nur den Song ohne Titel oder Band zu wissen.

Als Hang Loose Records noch gedruckte Kataloge verschickten viel mir zu diesem vorliegenden Album der Zusatz in Textform „Really great Melodic Rock from Denmark“ auf, also wurde das Dingens bei einer Bestellung mit geordert. Angekommen machte mein CD-Player hungrig seinen Schacht auf und das Ding reingeschoben. Auf Play gedrückt und es kam der Song den ich von der Disco kannte „Rock N Roll Junkie“ und der Lautstärkeregler wanderte zum Leidwesen meiner Nachbarn in Richtung rechten Anschlag und meine Quadral konnten mal wieder mit aller Gewalt ausatmen.

Was kommt auf den Hörer zu wenn er sich auf B-JOE mit dem Album „Ready To Ride“ einlässt, ein Stilmix aus AOR und Melodic Rock mal mit Country oder ein anderes Mal mit Bluesnote. B Joe’s Stimme ist eine Macht erinnert mich an eine Mischung aus RETURN und FREE SPIRIT. Die Gitarren, auch gerne mal die Akustische feiern mit den Keys ihre Vermählung und harmonieren perfekt mit Joe’s Stimme. Der Bass ist sehr dezent ausgeführt und die Drums sind klar vernehmbar aber dabei nicht so auf Krawall gebürstet wie bei manch anderen Künstler.

Der Sound geht in Richtung Skandirock ala FREE SPIRIT, RETURN, ECLIPSE, BROTHER FIRETRIBE, ZERO NINE und TRILOGY mit viel Liebe zur Melodie und geilen Vocals eingespielter AOR / Melodic Rock.

„Rock N Roll Junkie“ gleich zu Anfang ein Top Ten Hitanwärter und fettes Highlight, „Ready To Ride“ ein Schmachtfetzen der von einer starken Melodieführung lebt. „Dirty Sheets“ kommt im AOR Gewand mit Country Rock Flair um die Ecke, „Don’t Wanna Lose You“ eine starke Ballade mit Piano. „Forty Days“ ein geiler Bluesrotzer mit Hammondsounds, „Lies“ gehört zu den potentiellen Unknown Top Ten #1 Hits die es zu tausenden gibt. „Brand New Start“ eine Powerballade, „Alright Now“ der nächste #1 Hit, „All The Nights“ macht würdig das Licht aus.

Balle

LORDI – Lordiversity

Band: Lordi
Album: Lordiversity
Spielzeit: 284:32 min (wirklich)
Stilrichtung: Gute Frage.
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 26.11.2021
Homepage: www.facebook.com/lordiofficial

Okay, gut.

Okay.

Packen wir’s an.

Warum ist die Rezension so lang?
Weil das Album auch so lang ist. Wenn LORDI das dürfen, darf ich das auch.

Was ist der Stand der Dinge?
LORDI haben sich am ersten April mit der Ansage gemeldet, dass sie übrigens vier Alben auf einmal rausbringen. Dann alle so “Das ist doch kein guter Aprilscherz, Leute, dann enttäuscht Ihr uns ja am zweiten April”, und dann verkünden LORDI einen Tag später, dass das tatsächlich Blödsinn war, weil sie eigentlich sieben Alben auf einmal rausbringen. Was geht.

Warum sieben Alben?
Weil LORDI als letztes “Killection” rausgebracht haben, das ein Best-Of-Album mit Hits der “frühen” LORDI darstellen sollte. Allerdings war es ein normales Album, das einzelne Songs in unterschiedlichen Stilen beinhaltete, die Lordi im „Killection“-Narrativ vor ihrer eigentlichen Zeit angeblich herausgebracht haben; also einen aus ihrer Industrial-Ära, einen aus ihrer Disco-Ära etc. Schönes Konzept, besonders, wenn man dann noch bei den Aufnahmen und dem erzeugten Sound recht authentisch arbeitet und die Klangfacetten der Songs jeweiligen Klanglichkeiten von Songs aus der entsprechenden Zeit angleicht. War cheesy, halb authentisch und halb witzig. Die sieben Alben von “Lordiversity” stellen nun jene Alben der Band vor ihrer realen Discografie dar, die in „Killection“ zusammengefasst werden. Laut Mr Lordi sollten es zehn werden, das Label handelte ihn auf sieben runter.

Worin unterscheiden sich die Alben?
Grob gesagt, im Grundstil. “Sceletric Dinosaur” ist mehr oder weniger 70s Hard Rock, “Superflytrap” ist Disco, “The Masterbeast From The Moon” ist Progressive Rock, “Abusement Park” ist 80s Heavy Metal, “Humanimals” irgendwo zwischen 80s Hard Rock und AOR, “Abracadaver” ist 80s/90s Heavy/Thrash Metal und “Spooky Sextravaganza Spectacular” ist Industrial Metal. Wie die Songs auf „Killection“ unterscheiden sich auch die Alben deutlich in ihrer Produktion, in der Instrumentierung und den Kompositionen.

Was sagt man erstmal dazu?
Ganz klar: großen Respekt für diesen Aufwand! Sieben Artworks, sieben liebevolle, ganz unterschiedliche Intros, 70 Songtexte, 70 Songwritings, so viel Produktionsaufwand und viel Hingabe, um sich in die unterschiedlichen Stile derartig reinfühlen zu können. Klar, Corona sorgt dafür, dass so manche Musiker plötzlich mehr Zeit für Alben haben, aber sieben (noch einmal: SIEBEN, in Zahlen: 7) derartig konzipierte Alben auf einmal nach einem zwei Jahre zuvor veröffentlichten Vorgängeralbum sind brutal. Und ganz davon abgesehen: Die Idee ist grandios und zeugt davon, dass LORDI, wie schon länger immer wieder sichtbar, neue Ebenen von kreativer Arbeit mit in ihre Alben integrieren – nicht unbedingt hinsichtlich der einzelnen Songs, sondern eben der Albumkonzepte.

Aber wie ist denn sowas möglich in so kurzer Zeit?
Aaaaaha, und hier kommen wir nun zur Kritik. “Lordiversity”s Konzept ist Fluch und Segen gleichermaßen. Segen, weil die Idee, eine zuvor etablierte fiktive Reihe von Alben tatsächlich real werden zu lassen, halt einfach saugeil ist. Fluch, weil sie eine derartige Masse an Arbeit mit sich zieht, dass man entweder einige Jahre mehr braucht, um sie wirklich so liebevoll wie normale Alben auszuarbeiten, oder dass bei einer Arbeitsdauer von unter zwei Jahren die fehlende Liebe in den einzelnen Songs hörbar wird.
Seien wir ehrlich: Alleine ein 45-Minuten-Prog-Rock-Album benötigt, wenn es Tiefgang haben und tatsächlich in gutem Maße durchdacht sein soll, mindestens seine zwei bis drei Jahre, auf “Lordiversity” ist es eins von sieben und bekam vermutlich maximal vier Monate. Und so bewegt man sich oftmals an der Oberfläche der Stile, legt den Fokus darauf, dass das jetzt eben klingt wie Disco oder thrashigherer Heavy Metal, ohne die Facetten der einzelnen Stile so zu nutzen, so umzusetzen und mit Details anzureichern, wie man es von einem Einzelalbum einer Band des entsprechenden Genres erwarten würde. Und dann legt man beim finalen Chorus eben nicht noch eine zusätzliche Stimme drauf oder ändert die Vocalline noch ein bisschen ab, einfach, weil man noch 77 andere Tracks aufnehmen muss und „das schon so passt“.

Bedeutet?
Viele der Songs klingen nach “Kann man so lassen”-Stadium, haben stiltypische Melodieführungen, sind damit aber eben eher basic und lange nicht das, was LORDI mit mehr Zeit aus ihnen hätte machen können. Negativ fällt das am allermeisten beim Disco-Album auf, bei dem man sich offensichtlich auf die Reproduktion von absoluten Genrekonventionen verließ, da eben eine wirkliche Einarbeitung in die Möglichkeiten eines Genres zur selbstständigen Reproduktion mehr Zeit benötigt, als vorhanden war.

Was hätte man also besser machen können?
Weniger am Prinzip “Wir müssen jetzt wirklich vollständige Alben machen” festhalten. Klar ist das verlockend, ein (mindestens nahezu) einzigartiges Konzept und eine Herausforderung. Aber hätte man zum Beispiel Promo damit gemacht, dass man zwei Jahre lang alle auffindbaren Songs der verschollenen frühen Alben der Band zusammengesucht hätte, und pro Stil nur fünf Songs releast hätte, die dafür aber mit doppelt so viel Liebe gemacht, wäre niemandem ein Zacken aus der Krone gebrochen und das Ding wäre kurzweiliger, kompakter und smarter geworden. Ernsthaft, der Discotrack auf “Killection” war ein Witz und funktionierte bestens. Aber ein Witz wird nicht besser, wenn man ihn über eine halbe Stunde durchgängig immer wieder erzählt. Und das musste in LORDIs Augen nun scheinbar passieren – aus Prinzip eben. Sollen ja sieben Alben werden.

Also ist “Lordiversity” nun nicht gut?
Nee, so will man das auch nicht sagen. Wie erwähnt: Das Ding ist ein Stunt, ein Experiment, das in seinem Konzept und seiner Umsetzung insgesamt echt einmalig, interessant und stark ist – und man kann davon ausgehen, dass LORDI in Zukunft nicht darauf bauen, alle zwei Jahre immer mehr Alben gleichzeitig zu veröffentlichen, sondern beim nächsten Release wieder auf Ein-bis-zwei-CD(s)-Länge gehen, weil sie um die Probleme der Sieben-Alben-Herangehensweise wissen. Aber alleine als das, was es ist, hat das Ding Respekt verdient und ist, muss man halt auch wirklich anerkennen, viel besser als das, was andere mit dem gleichen Konzept hinbekommen hätten.

Und außerdem…
…muss man sagen, dass doch so einiges auch musikalisch wirklich gelungen ist. “Abusement Park” und “Humanimals” arbeiten mit den Stilen, in denen LORDI am ehesten zuhause sind, und das merkt man ihnen an. “Humanimals” ist wirklich fett und ginge auch einzeln beinahe als vollwertiges Album durch, “Abusement Park” fühlt sich auch sehr wohl mit dem, was es tut. “The Superbeast From The Moon” zeigt an so einigen Stellen, wozu LORDI in Sachen Songwriting eigentlich im Stande sein könnten. Das Ding mit einer zweijährigen Ausarbeitungsphase und etwas mehr LORDIscher Härte wäre Der. Shit. Denn ehrlich, wenn Du nicht übertriebene Songwriting-Skills in Dir verbirgst, haust du so ein Teil nicht in so kurzer Zeit einfach mal raus, wissen doch auch LORDI, dass das das Album auf „Lordiversity“ ist, bei der durchdachteres Songwriting am unumgänglichsten ist.
Zurück zum Thema: Und vom Rest der Subalben kann man sich immerhin jeweils 50 beliebige Prozent der Songs geben, bevor sie sich abnutzen. Insgesamt hat man sich über die nämlich auch Gedanken gemacht, nur über die einzelnen Songs eben nicht wesentlich mehr, als nötig.

Fazit:
Welches Deiner Kinder feierst Du mehr? Das, das am Strand eine wunderbar detailreiche kleine Sandburg mit vielen Türmchen baut, oder das, das Dir eine zweistöckige, begehbare und ein bisschen schräge Sandburg mit weniger Türmchen baut? Genau, beide haben ein Eis verdient. Ich habe den schweren Verdacht, dass “Lordiversity” kein Album ist, das aus 70 Hits bestehen soll, die allesamt in die Live-Setlists der nächsten 20 Jahre einfließen. Nein, Hits auf dem Niveau finden sich auf diesen Platten praktisch gar nicht. “Lordiversity” ist ein “Komm, lass mal was richtig Unerwartetes machen”-Album, das aus Corona-Langeweile entstand und wahnsinnig viel Herzblut auf wahnsinnig viele Tracks verteilen musste. Keiner aus der Band wird sich gedacht haben “Wir können in zwei Jahren sieben Alben machen, die in ihrer Qualität mit Einzelalben anderer Bands der gewählten Genres mithalten können”. Das war nicht der Punkt und das sollte auch nicht der Anspruch der Hörer an “Lordiversity” sein.
Nehmt dieses Bollwerk, staunt über den monströsen Aufwand und das saucoole Konzept dahinter, schreibt Euch beim ersten Hören für jeden Song eine Eins-bis-Zehn-Bewertung auf und packt dann alles über sechs in eine Playlist. Und wenn Ihr es ganz hören wollt, traut Euch, auch mal zu skippen, bevor es nervig wird. Dann habt Ihr das, was “Lordiversity” mit etwas mehr Scheißen auf das Konzept hätte sein können – und als Fans von LORDI oder als Freunde von kreativen musikalischen Konzepten habt Ihr eine Menge Spaß mit einem Teil der Songs, ohne Euch von einer größeren Menge an Lückenfüllern langweilen zu lassen. Ich meine, Songmaterial ist ja genug da.

WERTUNG: Ich kann das nicht bewerten. Wie soll man das bewerten? Bitte scrollt weiter.

Trackliste:

-Skeletric Dinosaur-
01. SCG Minus 7: The Arrival
02. Day Off Of The Devil
03.Spitfire
04. Maximum-O-Lovin
05. The King On The Head Stakers Mountain
06. Carnivore
07. Phantom Lady
08. The Tragedy Of Annie Mae
09. Blow My Fuse
10. Beyond The Isle Was Mary
-Humanimals-
01. SCG Minus 3: Scarctic Circle Telethon
02. Borderline
03. Victims Of The Romance
04. Heart Of A Lion
05. The Bullet Bites Back
06. Be My Maniac
07. Rucking Up The Party
08. Girls In A Suitcase
09. Supernatural
10. Like A Bee To The Honey
11. Humanimal
-Superflytrap-
01. SCG Minus 6: Delightful Pop-Ins
02. Macho Freak
03. Believe Me
04. Spooky Jive
05. City Of The Broken Hearted
06. Bella From Hell
07. Cast Out From Heaven
08. Gonna Do It (Or Do It And Cry)
09. Zombimbo
10. Cinder Ghost Choir
-Abracadaver-
01. SCG Minus 2: Horricone
02. Devilium
03. Abracadaver
04. Rejected
05. Acid Bleeding Eyes
06. Raging At Tomorrow
07. Beast Of Both Worlds
08. I’m Sorry I’m Not Sorry
09. Bent Outta Shape
10. Evil
11. Vulture Of Fire
12. Beastwood
-The Masterbeast From The Moon-
01. SCG Minus 5
02. Moonbeast
03. Celestial Serpents
04. Hurricane Of The Slain
05. Spear Of The Romans
06. Bells Of The Netherworld
07. Transmission Reply
08. Church Of Succubus
09. Soliloquy
10. Robots Alive
11. Yoh-Haee-Von
12. Transmission On Repeat
-Spooky Sextravaganza Spectacular-
01. SCG Minus 1: The Ruiz Ranch Massacre
02. Demon Supreme
03. Re-animate
04. Lizzard Of Oz
05. Killusion
06. Skull And Bones (The Danger Zone)
07. Goliath
08. Drekavac
09. Terror Extra-Terrestical
10. Shake The Baby Silent
11. If It Ain’t Broken (Must Break It)
12. Anticlimax
-Abusement Park-
01. SCG Minus 4: The Carnival Barker
02. Abusement Park
03. Grrr!
04. Ghost Train
05. Carousel
06. House Of Mirrors
07. Pinball Machine
08. Nasty, Wild & Naughty
09. Rollercoaster
10. Up To No Good
11. Merry Blah Blah Blah

 

Jannis

ZELBO – In My Dreams

Band: Zelbo
Album: In My Dreams
Spielzeit: 48:22 min
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 10.12.2021
Homepage: www.facebook.com/ZELBOtheBAND

 

Mit ZELBO betritt eine neue Band/Projekt die Spielwiese, Mastermind ist der norwegische Keyboarder Dag Selbokar. Dag hat mit der Band DA VINCI Ende der 80er Jahre zwei Alben und ein Album 2017 veröffentlicht. Dag sicherte sich die Unterstützung seines langjährigen Freundes dem Gitarristen Ken Ingwersen, der schon mit OLE EVENRUDE und bei STREET LEGAL die Saiten zupfte. Komplett wird die Truppe durch die zwei talentierten und erfahrenen Musiker Frode Vassel am Mikrofon und Sturla Nostvik an den Drumsticks.

Das Debütalbum bietet skandinavischen AOR höchster Güte, in bester DA VINCI, WORK OF ART, DALTON, ALIEN, ART OF ILLUSION, ARTIC RAIN und MIKAEL ERLANDSSON Tradition. Typischer Skandirock mit jeder Menge Gitarren und Keyboardteppichen die teils wie Fanfaren ausgeführt wurden und einen sehr großen Tupfer 80er Jahre. Der Bass und die Schießbude machen Druck wie Sau, die Vocals sind sehr gut eingesungen. Die Stimme ist in einer sehr angenehmen Tonlage überzeugt und kann stundenlang gehört werden ohne zu nerven.

Skandinavien bringt einmal mehr den Beweis das die nördliche Region Europas zum Rockolymp gehört. Mit Bands und Projekten aus Skandinavien darf wie seit dem kometenhaften Aufstieg von ABBA im Popbereich immer gerechnet werden. Skandinavische Bands verstehen es eindrucksvoll, gekonnt und ohne Mühe eingängige Songs zu schreiben und diese mit einer Leichtigkeit einzuspielen.

Mit “In My Dreams” gelingt ein Einstieg nach Maß, “Fortune And Fame” kommt mit einem genialen Refrain aus den Boxen. Bei “Phoenix Rising” kommen leichte ASIA Vibes auf den Tisch ein Highlight, “Head’s Down” glänzt mit einer feinen Prognote bei der Art der Keys muss ich an ältere URIAH HEEP denken. Mit “Wild Young And Free” kommt eine gute Ballade, bei “Get Up And Get Over It” wird der E-Axt Auslauf gewährt ein fettes Highlight. “Beautiful Flyaway” kommt wieder mit einer feinen Prognote und MAGNUM like Keys, “Next Flight To Venus” erinnert an eine Mischung aus CATS IN SPACE und QUEEN. “Small Town Girl” eine nette Ballade mit genialem Refrain, “Waiting For The End” AOR in Perfektion, “Every Little Thing” ein ruhiger AOR Song zum Schluss.

Fazit:

Ein weiterer Skandihappen der es in sich hat. Noch nicht perfekt aber doch nahe dran, ich vergebe für dieses Debüt eine Bewertung von 8 Sternen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. In My Dreams
02. Fortune & Fame
03. Phoenix Rising
04. Head’s Down
05. Wild Young And Free
06. Get Up Get Over It
07. Beautiful Flyaway
08. Next Flight To Venus
09. Small Town Girl
10. Waiting For The End
11. Every Little Thing

Balle