GIANT – Shifting Time

Trackliste:

01.Shifting Time
02.Let Our Love Win
03.Never Die Young
04.Don´t Say A Word
05.My Breath Away
06.Highway Of Love
07.It´s Not Over
08.The Price Of Love
09.Standing Tall
10.Anna Lee
11.Don´t Wanna Lose You
12.I Walk Alone

Spielzeit: 48:07 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 21.01.2022 – Page: www.facebook.com/GiantRockBand

 

Das Jahr 1987 markierte den Start einer grandiosen Band aus den USA, die zwischen 1989 und 1992 zwei hervorragende Alben zustande brachte und sich damit in die Herzen von Millionen Hardrockfans auf dem gesamten Planeten spielte. Seitdem melden sich GIANT auf Drängen ihrer aktuellen Plattenfirma cirka alle zehn Jahre mal, um mit den beiden verbliebenen Originalmitgliedern Mike Brignardello (bass) und David Huff (drums) neues Material vorzustellen. 2022 ist es wieder einmal so weit – mit „Shifting Time“ steht Album Nummer fünf in den Startlöchern.

Ihre Klassiker „Last Of The Runaways“ und „Time To Burn“ zu toppen, wird schier unmöglich sein – zu perfekt war die Symbiose der Huff-Brüder mit Mike Bridnardello und Alan Pasqua (keyboards) seinerzeit. Entstand das nach der Reunion im Jahr 2001 veröffentlichte „III“ noch mit Originalsänger- und Gitarrist Dann Huff, müssen GIANT seitdem ohne ihr Aushängeschild auskommen. Zu eng getaktet ist der Terminkalender des Songschreibers und Produzenten, der sich nicht nur in Nashville einen großen Namen gemacht hat.

Die Lücke, die Dann Huff bei GIANT hinterlassen hat, versuchte Terry Brock (STRANGEWAYS) auf „Promise Land“ (2010) zu schließen, für den vakanten Posten des Gitarristen wurde John Roth auserkoren. Der WINGER Gitarrero ist ein wirklich erstklassiger Ersatz für Huff, auf „Promise Land“ wirkte er allerdings noch etwas blass.

Das ist auf „Shifting Time“ wie weggeblasen. Roth hat das Spiel von Dann Huff dermaßen verinnerlicht, dass man fast meinen könnte, der Meister saß selbst im Studio. Was die Leistung Roth´s allerdings nicht schmälern soll – für Fans der ersten Stunde allerdings ist das ein großer Zugewinn. Auch der neue Mann am Mikrofon ist ein Glücksgriff, denn Kent Hilli entpuppt sich als mehr als adäquater Ersatz für Huff, der in seiner Doppelrolle riesige Fußstapfen hinterließ.

Aber schon das instrumental Intro „Shifting Time“ weckt Erinnerungen an das Debüt, der folgende Opener „Let Our Love Win“ ist traditionellste GIANT-Kost. Ebenfalls erwähnenswert ist das bockstarke „Never Die Young“. Der Albumtitel ist also nicht nur großspuriges Geplappere. Näher an den beiden ersten Platten haben sich GIANT nie bewegt. Ebenso kann „Highway Of Love“ Nostalgiepunkte einheimsen, dazwischen gesellen sich mit „Don´t Say A Word“ oder „My Breath Away“ tolle Hardrocksongs. In der zweiten Hälfte fällt „Shifting Time“ etwas ab und hat „nur“ noch gute, aber relativ austauschbare Songs zu bieten.

Dass John Roth eine Bereicherung für die alten Recken ist, muss spätestens mit diesem Album konstatiert werden und auch Kent Hilli (der über eine Coverversion von GIANT´s „Stay“ mit seiner Stammcombo PERFECT PLAN die Aufmerksamkeit von Label und Band weckte) passt stimmlich perfekt ins Gesamtbild. Der Name „Shifting Time“ ist natürlich nicht ohne Grund gewählt – zumindest die erste Hälfte der Platte hält auch, was der Titel verspricht und hält eine tolle Zeitreise bereit.

Stefan

THAT ROCK GUY – Nothin´ To Lose

Band: That Rock Guy
Album: Nothin´ To Lose
Spielzeit: 43:30 min.
Stilrichtung: Hardrock, Melodic Rock
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 30.06.2017
Homepage: www.thatrockguy.com

2017 ist ein tolles Jahr – zumindest einmal wieder, was die neuen Releases im Hardrocksektor angeht. Zahlreiche Hochkaräter waren bisher am Start, viele Unknowns haben tolle Platten eingespielt. Und wiederholt dieses Jahr das, was auch schon die vergangenen waren: ein Fest für alle Rock- und Metalfans. Lang erwartet auch das erste Album des Australiers THAT ROCK GUY. Mit dem Testballon „Through The Night“ hat Adam Barclay, wie er im richtigen Leben heißt, einen extrem starken Song vorab ins Rennen geschickt. So bärenstark und repräsentativ, dass angeblich alleine diese Nummer zum Plattenvertrag mit AOR Heaven gereicht hat. Dass THAT ROCK GUY zu den wohl am härtesten arbeitenden Musiker rund um den Globus gehört, davon zeugen über 1000 Live-Shows, die er überall auf der Welt gespielt hat – alleine in den letzten drei Jahren. Das gerade fertig gewordene Album „Nothin´ To Lose“ ist ein klarer Fall für alle Fans von Bands wie DEF LEPPARD, FIREHOUSE oder ROXUS. Kein Wunder, denn mit Andy Shanahan saß bei der Produktion des Erstlings von Barcley´s Band XL just der selbe Produzent im Stuhl wie seinerzeit beim glorreichen „Nightstreet“ von 1992, dem leider einzigen Album von ROXUS. Für THAT ROCK GUY ging man für den Mix zusammen mit Erik Wiss in die bekannten holländischen Wisseloord Studios. Aber sowohl die Musik von ROXUS als auch die Enflüsse ihres Produzenten haben Spuren bei „Nothin´To Lose“ hinterlassen. 

Soundtechnisch ziemlich an diverse Frontiers-Releases der jüngeren Zeit wie ONE DESIRE oder TOKYO MOTOR FIST angelehnt, startet der Dreier, der von Felix Engel (drums) und Marcin Palider (bass) komplettiert wird gleich mit dem markanten „Superstar“. Irgendwo zwischen DANGER DANGER, FIREHOUSE, DEF LEPPARD, BON JOVI und eben ROXUS macht THAT ROCK GUY ein ordentliches Fass auf. Zwar rockt „Your Dreams Are Keeping Us Together“ weitaus flotter, den markanteren Chorus aber hat der Opener. Darauf folgt der eben schon angesprochene Hit „Through The Night“. Früher wäre alleine dieser Track Grund genug, sich die Platte sofort zuzulegen. Die Nummer wäre mit 100%iger Sicherheit ein Diskothekenhit geworden. 

Aber das luftige „One Shot In A Million“ oder das ziemlich an BRYAN ADAMS (zu „Waking Up The Neighbours“-Zeiten) erinnernde „Bring On The Night“ sind weitere Trümpfe in der Hand des Australiers. Und nicht nur das – eigentlich findet sich kein schwacher Song auf dem Album. Egal, ob das knackige „Can´t Get Enough Of You“, der AOR-lastige Titeltrack, das abschließende „Land Of The Rising Sun“ sowie die beiden Balladen „Never Gonna Say Good-Bye“ und „Without You“ – hier ist höchste Qualität angesagt. 

Ja, „Nothin´ To Lose“ gehört ohne Abstriche und Umschweife zu den Highlights des Jahres 2017 in Sachen Hard- bzw. Melodic Rock, wenn nicht sogar der letzten fünf Jahre. Und das sollte wohl Lob genug sein, haben uns die letzten Jahrgänge doch arg verwöhnt. Das Debüt von THAT ROCK GUY gehört in Eure Sammlung – ohne Wenn und Aber!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Superstar
2.    Your Dreams Are Keeping Us Together
3.    Through The Night
4.    One Shot In A Million
5.    Never Gonna Say Good-Bye
6.    Bring On The Night
7.    Can´t Get Enough Of You
8.    Nothin´ To Lose
9.    Without You
10.    Land Of The Rising Sun

Stefan

JULIAN ANGEL – The Death Of Cool

Band: Julian Angel
Album: The Death Of Cool
Spielzeit: 47:34 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Platinum Blonde Records
Veröffentlichung: 26.05.2017
Homepage: www.angel-rock.com 

Lange war es ziemlich ruhig im Lager von JULIAN ANGEL. Das letzte Soloalbum liegt gar ein ganzes Jahrzehnt zurück, aber irgendwie war BEAUTIFUL BEAST ja auch eine Ein-Mann-Show. Auch hier zogen lange drei Jahre ins Land seit „Kick Down The Barricades“. Aber egal welchen Namen das Kind hatte, das Mr. ANGEL auf den Weg brachte, derart authentischen Sleaze- bzw. Hair Metal aus deutschen Landen hat man äußerst selten zu Gehör bekommen. Von daher trifft die neue Scheiblette des Riffmeisters from Sunny Würzburg genau richtig zum angehenden Sommer ein. Dass die Konkurrenz speziell international nicht gerade kleiner geworden ist ob der riesigen Anzahl von Releases, die jede Woche um die Gunst des Fans buhlen, ist bei Leibe kein Geheimnis. Und da ist es fast egal, ob ein neues Signing eines großen Genrelabels oder ein weiteres Independent-Produkt einer weiteren vielversprechenden neuen Kapelle aus Skandinavien ansteht. Die riesige Welle erschlägt selbst jeden Schreiberling. Umso wichtiger ist ein regelmäßiger Blick in den Untergrund. 

„The Death Of Cool“ nennt sich das neue Werk des Songwriters, Sängers, Multiinstrumentalisten und Berufs-Nostalgikers (und das ist durchweg positiv gemeint) mit der blonden Mähne. In letzter Zeit fiel JULIAN ANGEL auch durch sein Engagement in einigen Hollywood-Streifen auf, zu denen er einige Titel beisteuern konnte. Darunter Filme mit Bruce Willis, Dolph Lundgren und Mickey Rourke. Jetzt will er sich aber wieder seiner großen Liebe, dem Hair Metal widmen. Elf neue Songs haben sich auf der neuen Langrille versammelt. Mit einem mitreißenden Drum-Beat startet „Shoot Me Down“ mit herrlichem Riffing und betont Achtziger-lastigem Text (es geht natürlich um die Ladies). Der darauf folgende Titeltrack ist eine absolute Granate und stellt den ohnehin schon bärenstarken Opener locker in den Schatten. Mit riesigen Ohrwurmmelodien im dick angestrichenen Refrain und treibenden Rhythmus ist JULIAN ANGEL hier sein Meisterstück gelungen. Dass er aber wieder mehr als blendend aufgelegt war bzw. ist, davon zeugen das autobiographische „Phonograph Needle“, knackige Rocker wie „She´s On Fire“ (BONFIRE lassen grüßen), „Rock Like A Woman“ oder das moderner angehauchte „Clock Strikes“. Für kuschelige Momente sorgt „Reach“ und „Summerbreak“ wird zwar ALICE COOPER´s „School´s Out“ den Rang nicht streitig machen, ist aber dennoch eine erstklassige Gute-Laune-Sommernummer. Der Bonustrack „Friday Nite Wild“ verspricht ebenfalls Party pur. 

„The Death Of Cool“ ist für mich der Sommersoundtrack 2017 und wird mir viele Meilen auf dem (bayrischen) Highway versüßen. Außerdem ist diese Platte wieder mal der Beweis dafür, dass sich ein Blick in den Untergrund abseits der üblichen Genrelabels sehr lohnen kann. Außerdem hat JULIAN ANGEL das, was vielen Künstlern fehlt: er vereint die Liebe zu seinen Vorbildern mit seinem eigenen Stil. Also Folks – checkt dieses großartige Sommerscheibchen ab! Authentischer kann Hair Metal aus Deutschland nicht klingen. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Shoot Me Down
2.    The Death Of Cool
3.    Clock Strikes
4.    She´s On Fire
5.    Reach
6.    Phonograph Needle
7.    Rock Like A Woman
8.    Hideaway
9.    Monsterous
10.    Summerbreak
11.    Friday Nite Wild (Bonus Track)

Stefan

WARRANT – Louder Harder Faster

Band: Warrant
Album: Louder Harder Faster 
Spielzeit: ? min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 12.05.2017
Homepage: www.warrantrocks.com 

Wie weit Fluch und Segen eines Hits für die Ewigkeit zusammenliegen, mussten schon viele Bands erfahren. Im Falle der US-Hardrocker WARRANT sprechen Gedächtnis und reelle Zahlen jedoch eine unterschiedliche Sprache. Hat irgendwie jeder „nur“ noch die Single „Cherry Pie“ im Gedächtnis, hatten die ersten Jahre in der Karriere des Fünfers aus Los Angeles doch so viel mehr zu bieten. Mit „Dirty Rotten Filthy Stinking Rich“ (1988) und dem kompletten Album „Cherry Pie“ (1990) hatte die Kapelle um den 2011 verstorbenen Frontmann Jani Lane gleich zwei Platinalben vorzuweisen mit jeder Menge cooler Songs darauf. Und auch das 1992 veröffentlichte „Dog Eat Dog“ war großartig. Natürlich war „Cherry Pie“ (Platz 10 in den USA) neben der Ballade „Heaven“ vom Debüt (Platz 2) die erfolgreichste Single, die Band darauf zu reduzieren, ist dennoch ungerecht. 

Viel Zeit ist seitdem vergangen, WARRANT mussten sowohl musikalisch als auch persönlich viele Schicksalsschläge einstecken und schwimmen seit dem Release des 2011 erschienen Albums „Rockaholic“ wieder weiter oben mit. Daran soll „Louder Harder Faster“ natürlich anknüpfen. Seit 2008 steht Robert Mason (BIG COCK, Ex-LYNCH MOB) am Mikrofon – und er macht seine Sache richtig gut. Bis auf Mason sind WARRANT auch dieses Mal in Originalbesetzung angetreten.  

Ziemlich plakativ starten die Amis mit dem Titeltrack. Party ist angesagt. Aber WARRANT haben natürlich mehr zu bieten. „Devil Dancer“ kommt weitaus melodischer ums Eck und „Only Broken Heart“ hat sogar dieses THIN LIZZY-Feeling. Dazwischen streuen Mason und Co. mit „Perfect“, „Faded“ oder dem Stampfer „Music Man“ weitere Kostproben ihres Könnens. 

Über acht Millionen verkaufte Tonträger stehen auf der Habenseite von WARRANT. Hoffentlich kommen mit „Louder Harder Faster“ noch einige dazu. Die Zeiten der unbekümmerten Partykapelle sind lange vorbei, WARRANT stehen aber immer noch für großartigen Hardrock. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Louder Harder Faster
2.    Devil Dancer
3.    Perfect
4.    Only Broken Heart
5.    U In My Life
6.    Music Man
7.    Faded
8.    New Rebellion
9.    Big Sandy
10.    Choose Your Fate
11.    Let It Go

Stefan

CRAZY LIXX – Ruff Justice

Band: Crazy Lixx
Album: Ruff Justice
Spielzeit: 45:11 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 21.04.2017
Homepage: www.crazylixx.com 

Fünfzehn Jahre sind seit der Gründung von CRAZY LIXX schon vergangen. 2002 formte Sänger Danny Rexon zusammen mit Vic Zino (guitars, mittlerweile bei HARDCORE SUPERSTAR) und Joel Cirera (drums) die Band. Fünf Jahre dauerte es allerdings bis zum Debütalbum „Loud Minority“, das unter anderem den Hit „Heroes Are Forever“ enthielt. Rexon und Cirera sind die einzig verbliebenen Gründungsmitglieder und das mittlerweile fünfte Studiowerk „Ruff Justice“, das dieser Tage in die Läden kam, trumpft mit dem neuen Gitarrenduo Chrisse Olsson und Jens Lundgren auf. Musikalisch hat sich aber seit den Anfangstagen nicht allzu viel verändert. CRAZY LIXX stehen für Hardrock der alten Achtzigerschule mit großen Hooks und dicken Chören. 

Für „Ruff Justice“, dem bereits vierten Studiodreher für Frontiers Records, nahm neben Danny Rexon auch ein Altbekannter auf dem Produzentenstuhl platz: Chris Laney. Über mangelnde Beschäftigung kann sich der Musiker und Soundtüftler absolut nicht beschweren. Anfang des Jahres kamen bereits zwei neue Stücke zu ganz besonderen Ehren, denn sie wurden für die Videogame-Adaption der Horrorfilmreihe „Freitag der 13.“ auserkoren. Die Rede ist von „Live Before I Die“ und das schlicht „XIII“ betitelte Stück, das auf „Ruff Justice“ den zweiten Platz der Songabfolge eingenommen hat. 

Bevor dieses allerdings erklingt, hauen die Schweden mit dem Opener „Wild Child“ gehörig auf den Putz. Der ebenfalls an ein Horrormovie angelehnte Videoclip erzählt herrlich oldschool die Geschichte des Songs (alleine der kultige Sony-Walkman in grellem gelb weckt Erinnerungen). Neu ist das alles nicht, ziemlich abgedroschen sogar, aber der Song funktioniert prächtig. Mit „XIII“ ist sogar noch eine Steigerung drin, obwohl hier um einiges poppiger gewerkelt wird. Bald wird die Nummer nicht mehr aus der Best-Of-Playlist von CRAZY LIXX wegzudenken sein und in einem Atemzug mit „Heroes Are Forever“, „21 Til I Die“ oder auch „All Looks, No Hooks“ zu nennen sein. 

Noch einen Zacken poppiger tönt „Walk The Wire“. Nach eigenen Aussagen ist die Band so nah am perfekten Album wie noch nie – das würde ich zwar nicht 100%ig unterschreiben, aber mit den beiden Übernummern zum Einstieg und durchaus tollen Songs der Marke „“Hunter Of The Heart“ (irgendwo her kommt mir das Riff bekannt vor) oder „Kiss Of Judas“ bewegen sich die Schweden erneut in bekanntem Fahrwasser, auch was die Qualität ihrer Releases angeht. Dazwischen gibt es leider erneute Wiederholungen alten Liedguts – alleine „Live Before I Die“ erinnert doch ziemlich an „21 Til I Die“. 

CRAZY LIXX bewegen sich nicht einen Zentimeter weg von dem Weg, den sie vor zehn Jahren mit dem Erstling „Loud Minority“ eingeschlagen haben. Das wird viele Fans sicherlich freuen, aber hier und da gibt es auch auf „Ruff Justice“ einige Songs, die es in ähnlicher Version auf älteren Alben gegeben hat. Wen das nicht stört, der wird „Ruff Justice“ als komplettestes Werk von CRAZY LIXX bezeichnen. Für mich zählen die Song Highlights über die Jahre, und derer gibt es einige. Auch auf der neuen Platte.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Wild Child
2.    XIII
3.    Walk The Wire
4.    Shot With A Needle Of Love
5.    Killer
6.    Hunter Of The Heart
7.    Snakes In Paradise
8.    If It´s Love
9.    Kiss Of Judas
10.    Live Before I Die 

Stefan

TRANCE – The Loser Strikes Back

Band: Trance
Album: The Loser Strikes Back
Spielzeit: 56:23 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Rockport Records
Veröffentlichung: 31.03.2017
Homepage: www.trance-live-and-heavy.de 

Die deutschen Hardrocker TRANCE zählen zum Urgestein der Szene. Und doch sind sie schon lange in Vergessenheit geraten. Ob es an den vielen internen Querelen liegt, die schon früh in ihrer Karriere Einzug hielten oder doch eher daran, dass die Band irgendwann nicht mehr die Qualität liefern konnte wie in den ersten Jahren ihres Bestehens, weiß niemand. Wahrscheinlich ist eine Kombination aus allem. Dabei begann die Geschichte von TRANCE Anfang der Achtziger mit einem Knall. Nach einigen Besetzungswechseln und der Umbenennung von TRIBUT in TRANCE startete man im Dezember 1981 mit den Aufnahmen zum ersten Longplayer „Break Out“, nachdem ein Vertrag bei Rockport Records unterzeichnet wurde. 1982 veröffentlicht, enthielt das Debüt mit „Loser“ gleich einen formidablen Hit. Mit seiner doch majestätischen Länge von knapp acht Minuten zwar eher sperrig und schlecht zu promoten, aber die Klasse des Stücks sprach für sich. Aber auch die Single „Baby Child“ konnte punkten. 

Für das zweite Album „Power Infusion“ schickten TRANCE „Heavy Metal Queen“ als Single ins Rennen. Einen Nummer 1 Hit konnten sie aber erst 1985 mit „Break The Chains“ vom dritten Album „Victory“ feiern. Der Song sprang in Frankreich und den BeNeLux-Ländern auf die Spitzenposition. Aber da steckte der Karren schon richtig im Dreck fest. Eine rasante Achterbahnfahrt folgte mit Streit um Namensrechte, Line-Up Wechseln und teilweise halbgaren Platten. Das alles wollen TRANCE mit dem neuen Rundling „The Loser Strikes Back“ endgültig vergessen machen. Zwar zocken anno 2017 lediglich zwei verbliebene Originalmitglieder (Gitarrist Markus Berger und Bassist Thomas Klein) in der Band, man konnte aber durchaus namhafte Mitstreiter gewinnen: neben Andreas „Neudi“ Neuderth an den Drums und Eddie St. James an der Gitarre bekleidet Joe Strubel den Posten des Frontmannes und tritt damit stimmlich recht identisch zum ursprünglichen Sänger Lothar Antoni in Erscheinung. 

Der neue Langspieler erscheint wieder bei Rockport Records – TRANCE sind also auf Retro-Tour. Und auch das Material auf „The Loser Strikes Back“ ist in bester TRANCE-Manier gehalten. Metallisch, rau und ungeschliffen – so präsentiert sich schon der erste Song „Thunderbird Rising“. Nach dem melodiöseren „I Want To Live“ gibt es mit „Star Invaders“ ein neues Epos auf die Ohren. Wirklich stark. Gegenwart und Vergangenheit stoßen bei der Neueinspielung ihres Hits „Loser“ aufeinander. Auch in dieser Version grandios. Nach dem etwas schwächeren „Live And Heavy“ gibt es mit dem Titeltrack und speziell mit dem über 11-minütigen „Trust And Glory“ äußerst starkes Liedgut zu entdecken. 

„The Loser Strikes Back“ – diese Ansage kann ernst genommen werden. Denn mit dem neuen Album haben TRANCE ihr Feuer neu entfacht und sprühen nur so vor Spielfreude. Es ist also doch noch nicht alles gesagt im Falle TRANCE – auch wenn das lange Zeit danach ausgesehen hat. Starkes Comeback!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Thunderbird Rising
2.    I Want To Live
3.    Star Invaders
4.    Loser
5.    Live And Heavy
6.    The Loser Strikes Back
7.    Open Skies
8.    Trust And Glory
9.    Finding You

Stefan

LIONCAGE – The Second Strike

Band: Lioncage
Album: The Second Strike
Spielzeit: 44:30 min.
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 24.03.2017
Homepage: www.lioncage.de  

Normalerweise stammen derartige AOR/Westcoastprojekte aus dem hohen Norden. Die Skandinavier sind Meister darin, bei ein paar Bier in der Sauna (oder wo auch immer) immer neue Bands oder lockere Kollaborationen aus dem Boden zu stampfen. Dass das aber auch in Deutschland möglich ist, zeigen LIONCAGE. Neben den drei „Löwen“ Thorsten Bertermann (Gesang), Torsten Landsberger (Schlagzeug) und Lars König (Gitarre) wirken noch eine große Anzahl von Freunden mit. Große Namen sucht man hier zwar vergebens, aber Namedropping ist oft auch eher eine Last. Einzig Tim Pierce, der schon mit dem Boss Bruce Springsteen, Joe Cocker oder dem King Of Pop Michael Jackson zusammengearbeitet hat), ist vielleicht dem ein oder anderen ein Begriff. 

Wie der Name „The Second Strike“ schon verrät, handelt es sich hier bereits um das zweite Werk des 2013 gegründeten Trios. Dabei steht lockerer AOR mit massig Westcoast-Anleihen auf dem Programm. Auch das ist wohl eher selten in deutschen Landen und auch eher von einer Schwedencombo zu erwarten. Und doch zählen LIONCAGE Standards wie TOTO, FOREIGNER, JOURNEY oder auch CHICAGO, YES oder GENESIS zu ihren Einflüssen. Das hört man dann auch vom ersten Ton an. „The Second Strike“ atmet den herrlich altmodischen Sound der Achtziger, ohne altbacken zu wirken. Und doch bleibt schon nach relativ kurzer Zeit ein ziemlich fader Beigeschmack hängen. Was ist passiert?

Hat der Öffner „Mysterious Angel“ noch eine angenehme Frische zu bieten, fällt der Spannungsbogen mit größerer Laufzeit immer mehr in sich zusammen. Schlecht sind die Songs allesamt nicht (vielleicht bis auf Langweiler wie „Save The Day“ oder „Colors“), große Begeisterungsstürme entlockt der Großteil des Materials aber höchstens richtig eingefleischten Westcoast-Maniacs. Zu viele gleichklingende Combos gibt es schon – speziell wie eingangs erwähnt – aus Skandinavien. Handwerklich stehen LIONCAGE in keinster Weise in deren Schatten, für einprägende Songs muss das Trio aber noch weiter in sich gehen. Ein Anfang ist gemacht, er ist solide und manchmal durchaus stark, aber das wird wohl nicht reichen, sich gegen die große Konkurrenz durchzusetzen. Noch nicht…

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Mysterious Angel
2.    Lights
3.    Sunrise
4.    The Other Side Of The Moon
5.    When Dragons Fall
6.    Journeyman
7.    Let It In
8.    Secrets
9.    The Inner Circle
10.    Colors
11.    Save The Day

Stefan

CONFESS – Haunters

Band: Confess
Album: Haunters
Spielzeit: 58:15 min.
Stilrichtung: Hair Metal, Hardrock, Heavy Metal
Plattenfirma: –
Veröffentlichung: 01.03.2017
Homepage: www.confess.se 

Ziemlich genau drei Jahre ist es her, seitdem das Debüt von CONFESS in die Hairmetal Szene ziemlich tief eingeschlagen hat. Mit grandiosen Hymnen wie „Relationshit“ oder „Setting Sails“ knüpfte die Band aus Stockholm nahtlos an frühe CRASHDIET an. Für die neue Platte „Haunters“ zeichnen sich neben den bekannten Mitgliedern John Elliot (vocals), Blomman (guitars) und Samuel (drums) zwei neue Männer verantwortlich: Bassist Van Noice und Gitarrist Richie ersetzen Lucky und Daniel. 

Für ihr neues Coverartwork haben CONFESS eine recht klassische Zeichnung gewählt, die perfekt zum Sound passt und auch die Zeit nicht verleugnet, in der die Jungs leben: die glorreichen Achtziger. Und ganz nebenbei greift es mit „Rats“ einen Song des neuen Albums auf. Dieser steht aber erst an vierter Stelle – und bis er erklingt, haben CONFESS nach dem Intro „Irony“ bereits zwei Hochkaräter abgefeuert. Schon „Strange Kind Of Affection“ ist ein Knüller. Etwas metallischer angelegt als das restliche Material, zeigt er gleich neue Facetten im Sound der Schweden. Die Nummer hat alles, was ein Hit braucht und wurde nicht umsonst zur ersten Single auserkoren. „Stand Our Ground“ ist etwas klassischer gehalten und ein richtiger Midtempostampfer – abermals großartig. Das eben schon erwähnte „Rats“ macht das Lächeln im Gesicht dann abermals breit. Wer denkt, CONFESS gehen nach diesem nahezu perfekten Einstieg die Ideen aus, der hat das Debüt nicht gehört. Denn schon auf „Jail“ tummeln sich enorm viele geile Songs. Auch auf „Haunters“ ist das so: neben den bereits erwähnten solltet Ihr Euch unbedingt das schleppende „Haunting You“, das herrlich altmodische „Talia“ oder Songs wie „Animal Attraction“ oder das in Landessprache gesungene „Vittring“ reinziehen.

Variabler und ausgefeilter, aber auch einen Tick mehr „cheesy“ legen CONFESS mit ihrem zweiten Longplayer „Haunters“ ein ordentliches Brikett nach. Zwar ist der Überraschungseffekt von „Jail“ lange verblasst, das schmälert die Klasse der Songs aber nicht im geringsten. Lassen wir uns überraschen, wie sich die neuen Songs auch live umsetzen lassen. „Haunters“ ist abermals ein Highlight und sollte den Weg in Euren Plattenschrank finden. Apropos: natürlich gibt es das Zweitwerk der Schweden auf Vinyl. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Irony (Intro)
2.    Strange Kind Of Affection
3.    Stand Our Ground
4.    Rats
5.    Haunting You
6.    Talia
7.    How Could I Let You Go
8.    Animal Attraction
9.    I Won´t Die 
10.    Lady Of The Night
11.    Tonight
12.    Let The Show Go On
13.    Eye To Eye
14.    Vittring

Stefan

SHAMELESS – The Filthy 7

Band: Shameless
Album: The Filthy 7
Spielzeit: 38:32 min.
Stilrichtung: Hardrock, Hair Metal
Plattenfirma: RSR Music
Veröffentlichung: 04.2017
Homepage: www.shamelessrock.com

In lockerer Reihenfolge trudeln immer wieder neue Tonträger eines Bandprojektes in den Plattenläden der Republik ein, das so wohl niemand für möglich gehalten hätte. Ein Bassist aus der bayrischen Landeshauptstadt schart die Größen der US-amerikanischen Glamszene der Achtziger um sich und legt mit SHAMELESS eine flotte Sohle aufs Parkett. Bereits seit 1989 existiert dieses lockere Tet-á-tet, ihre Frühwerke „Backstreet Anthems“ (1989) und vor allem das nach einem langen Break veröffentlichte „Queen 4 A Day“ (2000) konnten begeistern. Aber auch die restlichen vier Platten boten kurzweiligen Sleaze- bzw. Hardrock mit Szenegrößen wie Steve Summers (PRETTY BOY FLOYD), Stevie Rachelle (TUFF), Eric Singer (KISS), Chris Holmes (W.A.S.P.), um nur einige zu nennen. 

Für die neue Scheibe „The Filthy 7“, die siebte in der Diskographie, wie sich unschwer erkennen lässt, hat Mr. Alexx Michael wieder viele seiner Freunde angerufen, um ihn zu unterstützen. Das wären neben Stammgitarrist B.C. auch Tracii Guns (L.A. GUNS), Steve Summers (PRETTY BOY FLOYD), Frankie Muriel (KING OF THE HILL) und Stevie Rachelle (TUFF). Ein illustrer Haufen also, der sich durch elf neue Songs rockt. OK, „Get Out Of My Dreams, Get Into My Car“ ist ne Coverversion. 

An erster Stelle aber steht die lässige KISS-Nummer „How The Story Goes“. Alexx Michael lebt nicht nur seine Musik, er ist auch einer der größten KISS-Maniacs auf diesem Planeten. Das zeigt sich natürlich auch in seiner Musik. Aber es wäre unfair, den Opener als Kopie abzutun, denn zumindest der Chorus ist um Längen sleaziger als es KISS je sein könnten. Somit spannen SHAMELESS schon zu Beginn der Scheibe den Bogen gekonnt mit allen Hauptzutaten auf „The Filthy 7“. 

Schon an zweiter, sehr prominenter Stelle steht der alte BILLY OCEAN Hit „Get Out Of My Dreams, Get Into My Car“, dem die Jungs einen ordentlichen Rockanstrich verpasst haben. Highlights von „The Filthy 7“ sind neben dem Öffner „How The Story Goes“ wunderbar klassische Rocker wie „Can´t Get Enough“, „Serial Cheater“ oder „Love Game“ sowie das punkige „WTF R U“. 

Die Leistungskurve zeigt leicht nach oben bei SHAMELESS. „The Filthy 7“ gehört schon aufgrund seiner Lockerheit zu den besten Releases der Band. Auf dieser Platte geht der Weg etwas weg vom eher klassischen Sleaze vergangener Tage und nimmt die Siebziger mit ins Boot. Eine willkommene Abwechslung. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    How The Story Goes
2.    Get Out Of My Dreams, Get Into My Car
3.    I Don´t Wanna Know
4.    Can´t Get Enough
5.    It Can´t Be That Bad
6.    Serial Cheater
7.    WTF R U
8.    Love Game
9.    Getaway
10.    Wild In The Night
11.    Change Your World

Stefan

CYANIDE – Lethal Dose

Band: Cyanide
Album: Lethal Dose
Spielzeit: 44:52 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.cyanideband.com

Früher rannte man mit feuchten Augen, wild fuchtelnd und ähem tanzend um den Weihnachtsbaum, wenn darunter eine neue (oder alte) Platte von Heroen wie AC/DC, IRON MAIDEN, KISS oder in meinem Falle MÖTLEY CRÜE lag. Diese wurde dann aber auch höchstens einmal auf der elterlichen Stereoanlage ausprobiert, da sonst der Frieden dahin gewesen wäre. Aber ein Funktionstest musste eben sein. Außerdem legten danach sämtliche Familienmitglieder zusammen, um einem zum nächsten Geburtstag einen eigenen Plattenspieler zu schenken, damit ein derartiges Szenario im nächsten Jahr zur besinnlichen Zeit unterbunden werden konnte. Täuscht es mich, oder waren wir als Kinder mit weniger zufrieden? Anyway – es war schon eine tolle Zeit in den Achtzigern. Das denken sich auch unzählige Bands auf dem gesamten Globus heute noch und machen kurzerhand Musik, wie sie damals angesagt war. CYANIDE aus den vereinigten Staaten, genauer aus der Zockermetropole Las Vegas, haben ebenfalls enormen Spaß daran, sich der Retrobewegung im eigenen Land anzuschließen. 

Dabei haben sie sich Kapellen wie MÖTLEY CRÜE, KISS, RATT oder W.A.S.P. auf die Fahne geschrieben. Das ist zwar nicht gerade ein Einzelfall, aber die Umsetzung lässt doch aufhorchen. Denn zum Einen ist Sänger Rob Hussey stimmlich sehr nah bei Vince Neil und zum Anderen sind die elf Songs auf ihrem Album „Lethal Dose“ durchaus mit Eigenleben versehen. Im Grunde machen CYANIDE eine Mischung aus Street Rock und Hair Metal. Dass „Lethal Dose“ schon über zwei Jahre auf dem Buckel hat und hier jetzt noch besprochen wird, ist also kein Zufall. 

Der räudige Öffner „Bitches To Blame“ ist wohl das beste Beispiel, wie man alten Bands huldigen kann, ohne sie zu kopieren. Aber auch Songs wie „What Comes Around Goes Around“ (nein, keine Coverversion von TUFF), das lässige „Drinkin´“ oder die Ballade „It´s A Long Road“ sind mehr als hörenswert und erinnern an bessere Zeiten, als die Haare noch lang und die Nächte noch länger waren. „Lethal Dose“ ist kein Meisterwerk, kein auf dem Reißbrett entworfenes Hochglanzprodukt, aber eine äußerst liebenswerte Platte von einer Band, die hörbar Spaß an dem hat, was sie macht. Auch wenn es das schon Jahrzehnte davor gegeben hat und heutzutage wohl weitaus weniger Fans mit dieser Musik gewonnen werden können. Daumen nach oben Jungs! So hat guter Rock´n Roll schon vor dreißig Jahren klingen müssen…

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Bitches To Blame
2.    Drinkin´
3.    Pump It To Me
4.    Flying Free
5.    Nikki Sixx In Disguise
6.    Devil Inside Me
7.    Groovin´
8.    Lookin´For A Good Time
9.    What Comes Around Goes Around
10.    It´s A Long Road
11.    Whole Lotta Trouble

Stefan