JONES STREET – Out Of The Gutter

Trackliste:

01. Dancin´ With The Devil
02. Tell Me Why
03. What Comes Around
04. Thieves Of Love
05. Take Your Love
06. Razor To My Wrist
07. When It All Comes Down
08. We Won´t Be Forgotten
09. Fuck Authority
10. On The Edge (Demo)

 

Spielzeit: 46:29 min – Genre: Hardrock – Label: Eonian Records – VÖ: 03.06.2022 – Page: www.eonianrecords.com

 

Mit der amerikanischen Hardrock-Kapelle JONES STREET kommt einer der vielen Vertreter ihrer Zunft jetzt zu neuen Ehren, die es seinerzeit nicht mehr geschafft haben, rechtzeitig Unterschlupf bei einem Majorlabel zu finden, bevor der große Knall einer ganzen Szene der Garaus machte und von heute auf morgen nur noch versiffte Karohemden, Depristimmung und langweilige Mucke in Mode waren. Kein Wunder, denn Shawn Crosby (vocals), Jonny Jones aka Johnny Scott (guitars), Mickey „McNasty“ Perez (guitars), John „JJ“ Jaurigui (bass) und Rob Hanna (drums) gründeten ihre Band erst 1991. Zwar hatten die Jungs recht schnell eine Zusage von Sony Music in der Tasche, ein Demo aufzunehmen zu können, zu einem richtigen Plattendeal kam es aber aufgrund des drastischen musikalischen Wandels hin zum Grunge nicht mehr. Immerhin das Demo konnten JONES STREET noch realisieren.

Lange unter Verschluss sah das Material erstmals 2008 offiziell das Licht der Welt – unter dem Titel „Dancin´ With The Devil“ wurden die zwischen 1991 und 1995 aufgenommenen Songs in Eigenregie veröffentlicht. Der 1992 zur Band gestoßene Drummer Anthony Focx (u.a. BEAUTIFUL CREATURES) zeichnete sich sowohl für den Mix als auch das Mastering verantwortlich. Aufgenommen wurden die Songs in Studios wie dem ehrwürdigen The Record Plant in Los Angeles sowie den Cornerstone Studios und den NRG Studios – ebenfalls ansässig in der Millionenmetropole.

Da die alte Auflage schon lange eine gesuchte Rarität ist (die sich auch noch in meinem CD-Schrank tummelt), haben die Trüffelsucher von EONIAN Records ihr Näschen erneut tief in den Untergrund gesteckt und sind mit der Idee, dieses Tondokument erneut unter die Leute zu bringen, bei der Band vorstellig geworden. Anthony Focx höchstselbst hat die Platte remastered und es wurde ein klein wenig an der Setlist geschraubt.

Der Opener „Dancin´ With The Devil“ ist indes gleichgeblieben. Eine weise Entscheidung, hat dieses rotzige Etwas genau die Street Credibiltiy, die ein Zwitter aus SKID ROW und GUNS´N ROSES eben braucht. Ein cooles Riff, mächtig Drive und mit Shawn Crosby genau den richtigen Sänger mit whiskeygetränkter Raucherlunge. Weitere Anspieltipps sind das melodische „What Comes Around“, die staubtrockene Ballade „Tell Me Why“ oder das groovende „Take Your Love“. Der zweite Teil der Platte ist vom Sound her etwas schwächer, die Songs aber machen ebenfalls ordentlich Laune – nicht nur an einem heißen Samstag Abend am Sunset Strip. Als Bonus hören wir auf der neuen Edition das bisher unveröffentlichte Demo „On The Edge“. Ein recht guter Ersatz für das ziemlich miserable „Out On Skid Row“ und den total überflüssigen Bonus „The Word (F**k)“ von der ursprünglichen Version aus 2008.

Für Fans der Sunset Strip Szene der frühen 90er ist „Out Of The Gutter“ ein gefundenes Fresschen – zumal die ursprüngliche Version schon lange vergriffen ist und dieser Re-Release mit besserem Sound um die Ecke biegt. Also, Support the Underground und zieht Euch dieses vergessene Stück Rockgeschichte rein – es lohnt sich!

Stefan

DEVIL´S TRAIN – Ashes & Bones

Trackliste:

01. The Devil And The Blues
02. Girl Of South Dakota
03. Rising On Fire
04. You Promised Me Love
05. Ashes And Bones
06. More
07. In The Heat Of The Night
08. Smell Sex Tonight
09. Rock´n Roll Voodoo Child
10. Hold The Line
11. Man With A Gun
12. Word Up (CAMEO Cover)

Spielzeit: 46:02 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Rock Of Angels Records – VÖ: 24.06.2022 – Page: www.facebook.com/devilstrain

 

Es rappelt wieder im Karton. Die Band um Sänger Roberto Dimitri Liapakis (MYSTIC PROPHECY) geht in die dritte Runde. Zusammen mit Schlagwerker Jörg Michael (STRATOVARIUS, AXEL RUDI PELL, GRAVE DIGGER, RUNNING WILD, RAGE etc.) und den beiden Neuankömmlingen Jens Becker am Bass (GRAVE DIGGER, RUNNING WILD) und Gitarrist Dan Baune (LOST SANCTUARY) hat der Shouter nicht nur eine illustre Truppe um sich geschart, sondern zum 10-jährigen Bandjubiläum auch Album Nummero 3 eingetütet. Mit ihrem frischen Mix aus Heavy Metal, Blues und Hardrock konnte die Truppe mit ihren beiden Vorgängern schon für einiges an Aufsehen sorgen. Für das neue Album hat sich der Vierer viel vorgenommen. Der Sound ist über jeden Zweifel erhaben – er ist laut, modern, heavy und doch irgendwie zeitlos. Die Songs sind noch ausgereifter, noch eine Prise sexier und lassen kaum Luft zum Atmen. Das liegt natürlich nicht nur am drückenden Sound von „Ashes & Bones“ und an den Könnern an den Instrumenten, sondern auch an J.D. Liapakis, einem echten Powerhouse-Sänger.

Los geht die wilde Fahrt mit dem stampfenden „The Devil And The Blues“, das sich lasziv um die Stange windet wie eine erstklassige Stripperin. „Girl From South Dakota“ schiebt an wie eine Dampfwalze, bevor „Rising On Fire“ die Hardrockseite der Band herausschält. Alle Maschinen sind auf Betriebstemperatur, das beweisen auch melodischere Songs wie „You Promised Me Love“ oder „In The Heat Of The Night“. Stoisch und heavy präsentieren sich indes der tolle Titeltrack oder „Man With A Gun“. Zum Abschluss gibt es noch eine extra Prise Fun in Form der CAMEO-Coververision „Word Up“. Nicht wirklich neu, aber durchaus hörenswert.

Auf „Ashes & Bones“ haben DEVIL´S TRAIN die für mich optimale Mischung aus Härte, Melodie und Coolness getroffen. Recht viel mehr geht nicht. Die Stücke sind durchweg stark und es scheint, als würde kein Blatt Papier zwischen die Protagonisten passen. Anders kann ich mir eine solch starke Leistung nicht erklären. Das teuflische Dampfross ist nicht zu stoppen und sollte mit diesem Brett sicher noch den ein oder anderen Fan dazu gewinnen können. Happy 10th anniversary guys!

Stefan

VYPERA – Eat Your Heart Out

Trackliste:

01. Slow Me Down
02. Standing On The Edge
03. Spellbound
04. Sierra
05. Rock´n Roll
06. Fantasy
07. Straight For The Kill
08. Danger
09. Fool For The Night
10. Cold As Ice
11. Wingborne

Spielzeit: 50:58 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 17.06.2022 – Page: www.facebook.com/Vyperiaofficial

 

In letzter Zeit hatten Frontiers Records nicht sonderlich viel für mich in petto. Ganz anders erging es da einigen Kollegen aus der Redaktion oder auch einigen Rockfans im Freundeskreis. Aber mit VYPERA haben die Italiener wieder einmal ein heißes Eisen im Feuer. Eine junge Band aus – wie soll es anders sein – Schweden. Die Jungs aus Sandviken im Osten des Landes gründeten sich 2016 als Coverband unter dem Namen MADHOUSE und ihre musikalischen Einflüsse umschreiben Andreas Wallström (vocals), Christoffer Thelin (guitars), Andreas Andersson (bass) und Johan Pettersson (drums) mit Bands wie ICON, KING KOBRA, TRIUMPH, W.A.S.P. oder RAINBOW. Persönlich würde ich noch FIFTH ANGEL oder ZENO hinzufügen, alleine schon wegen der stimmlichen Ähnlichkeit Wallström´s mit dem deutschen Sänger Michael Flexig (ZENO) und Ted Pilot (FIFTH ANGEL). Aber mit den Vergleichen ist das ja immer so eine Sache…

Eines ist aber sicher: auf ihrem Debüt „Eat Your Heart Out“ haben die Schweden nicht gekleckert. Der Sound ist amtlich, das Songwriting frisch und doch erwachsen, mit Andreas Wallström haben VYPERA einen herausragenden Sänger in ihren Reihen und Gitarrist Christoffer Thelin ist ein Meister seines Fachs. Schon der Opener „Slow Me Down“ zeigt nach kurzem Gitarren-Intro mit seiner Energie, aus welchem Holz VYPERA geschnitzt sind. Erstklassiger Hardrock alter Schule, der absolut nicht altbacken aus den Boxen knallt. Genauso das folgende „Standing On The Edge“, das vom Tempo her etwas auf die Bremse drückt und als erste Single-Auskopplung samt amtlichen Videoclip große Erwartungen an das komplette Album zu schüren wusste.

Songs wie „Sierra“ mit seinem treibenden Beat samt fesselndem Refrain oder das nah an FIFTH ANGEL zu „Time Will Tell“-Zeiten angelehnte „Straight For The Kill“ zeigen auch im weiteren Verlauf, dass mit den Schweden zu rechnen ist. Ein weiteres Highlight stellt die an vorletzter Stelle platzierte, zweite Single „Cold As Ice“ dar. Virtuos und dennoch songdienlich die Gitarrenarbeit, treffsicher die Arrangements und mit Recht selbstbewusst bündeln die Schweden hier ihr ganzes Können.

VYPERA ist mit „Eat Your Heart Out“ ein überraschend gutes Debüt gelungen, das irgendwo zwischen Hardrock und Heavy Metal seinen Platz gefunden hat, das herrlich oldschool klingt und doch in unsere Zeit passt. Chapeau!

Stefan

BLOODY HEELS – Rotten Romance

Trackliste:

01. Dream Killers
02. Rotten Romance
03. The Velvet
04. Distant Memory
05. Hour Of Sinners
06. Mirror Mirror
07. When The Rain And I Meet
08. Crow´s Lullaby
09. Burning Bridges
10. Angels Crying
11. Oblivion

Spielzeit: 45:31 min – Genre: Modern Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 10.06.2022 – Page: www.facebook.com/bloodyheelsband

 

Aus dem Nichts krachte vor fünf Jahren eine junge Hardrockband aus Lettland in mein Musikuniversum. Mit ihrer deutlich an SKID ROW angelehnten Nummer „Cheap Little Liar“ rannten BLOODY HEELS seinerzeit offene Türen ein und auch das dazugehörige Album „Through Mystery“ war ordentlich. Zuvor hatte der Vierer aus Riga lediglich eine 5-Track EP aufgenommen. Das war im Jahr 2014 und das Video zu „Hungry For Love“ zeigt eine sehr junge Band, die deutlich auf der Glam Rock/Sleaze-Schiene fährt. 2020 erschien das zweite Album „Ignite The Sky“, für das mein Kollege Helmut satte 8,5 Punkte vergeben hatte. Die Platte erschien bei Frontiers Records und deckte eine recht große Bandbreite zwischen Hardrock und etwas düstereren, modernen Songs ab. Für ihr drittes Album „Rotten Romance“ reicht schon ein Blick auf die Trackliste um festzustellen, dass die Letten endgültig ihre Nische im Modern Rock mit Gothic-Elementen gefunden haben.

Knackig produziert kann schon die erste Single „Dream Killers“ nicht nur mit mega Riffing punkten, sondern auch mit einem Ohrwurm-Refrain. Latvia: 12 points! Auch wenn die Reminiszenzen an die Achtziger im Bandsound deutlich weniger geworden sind. Der folgende Titeltrack ist ein weiterer Volltreffer. Fans der Frühphase müssen sich definitiv umorientieren, an der Klasse des Songmaterials gibt es jedoch nichts zu rütteln. „The Velvet“ setzt einen melancholischen Höhepunkt, bevor „Distant Memory“ um ein Gutes metallischer ums Eck biegt. Die Zeit der radiofreundlichen Stücke ist indes vorbei, denn im weiteren Verlauf von „Rotten Romance“ lassen BLOODY HEELS ihre Vorliebe für Gothic Metal freien Lauf und kehren nur selten bis gar nicht in alte Gefilde zurück. Das ist einerseits sehr schade, die Kehrseite der Medaille ist aber, dass die Letten damit abseits des momentan sehr breit ausgelatschten Achtziger-Retro-Hardrock-Pfades nach vorne marschieren und nicht die x-te Combo vorgenannter Bewegung sein möchten.

Songs wie „Burning Bridges“, „House Of Sinners“ oder „Mirror Mirror“ geben ihnen damit absolut recht. Das Songwriting ist ganz klar als das ihre zu erkennen, nur die Umsetzung ist dieses Mal eben anders. Und so ist Album Nummer 3 im Falle von BLOODY HEELS ganz klassisch richtungsweisend. Ob die jungen Letten damit richtig abgebogen sind, wird sich zeigen. Vom anfänglichen Hitpotential driftet „Rotten Romance“ allerdings recht schnell ab, die drei bisherigen Singles stellen auch gleichzeitig die ersten drei Songs auf dem Album dar. Danach muss jeder für sich entscheiden, ob er die Transformation für gut befindet – die Songs sind es allemal. Düster – modern – laut, das sind BLOODY HEELS anno 2022.

Stefan

BLACK BEER – Take The Freedom

Trackliste:

01. Intro
02. The Night Is Ready
03. Take The Freedom
04. The King Of Water
05. The Gift
06. Now Or Never
07. Angel
08. Turn Off The Pain
09. Sweet Life
10. Hot Demon


Spielzeit:
36:49 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Pure Steel Records – VÖ: 13.05.2022 – Page: www.facebook.com/BlackBeer

 

Also, das ist doch mal eine interessante Mischung: ein amerikanischer Klassiker auf dem Plattencover, ein Bandname mit „Bier“ – was soll da noch schief gehen? OK, ich bin jetzt nicht der große Schwarzbier-Fan (im kulinarischem Sinne) und auch keiner des VW Golf der Amerikaner, aber das Interesse ist doch geweckt. Die Newcomer BLACK BEER schicken sich mit ihrem Debüt „Take The Freedom“ als internationales Projekt an, die Hardrockwelt ein Stückchen abwechslungsreicher zu gestalten. Natürlich möchten BLACK BEER als Band verstanden werden, und das sind sie auch, dennoch ist die unterschiedliche Herkunft der einzelnen Musiker ein Aspekt, der hier Erwähnung finden sollte. Erst 2021 in Südfrankreich gegründet, sind BLACK BEER ein Zusammenschluss aus dem argentinisch-stämmigen Sänger Ivan Sencion, den venezolanischen Brüdern Emmy (guitars) und Emil Reyes (bass) sowie dem französich-venezolanischen Gitarristen Bertrand Cape und dem französischen Drummer Silwayn Vidal.

Verschrieben haben sich die Jungs einem Mix aus WHITESNAKE, VAN HALEN und GUNS´N ROSES mit modernem Sound – so die Promo-Info. Dann wollen wir mal lauschen: das mit dem modernen Sound stimmt schon mal – nach dem Intro ballert „The Night Is Ready“ knackig mit metallischem Riffing aus den Boxen. Die Stimme von Ivan Sencion ist kraftvoll, erinnert das ein oder andere Mal an Ronnie Romero, ein klein bisschen David Coverdale ist sicher auch zu finden. Dennoch ist Ivan – sowie die gesamte Band – eher in Richtung Metal als Rock unterwegs, der Opener erinnert in Fragmenten auch an Bands wie SINNER. Aber: guter Einstieg. Der folgende Titelsong ist weitaus rockiger und offenbart schon eine gewisse WHITESNAKE-Schlagseite. Im weiteren Verlauf können Songs wie „Sweet Life“ punkten und bei „The Gift“ bzw. „Turn Off The Pain“ schlagen BLACK BEER sogar weitaus softere Töne an. Im Gegenzug gibt es leider auch einige schwache Tracks zu begutachten („Angel“, „Now Or Never“ etc.) und das Pulver der französisch-venezolanischen Kollaboration ist relativ schnell verschossen.

„Take The Freedom“ ist ein kein schlechtes Debütalbum. Dennoch ist noch gut Luft nach oben. Das will zwar sicher keine Band hören bzw. lesen, aber im Falle von BLACK BEER sollte es positiv und als Ansporn verstanden werden. Ich hör jetzt noch mal in das starke Trio „The Night Is Ready“, „Take The Freedom“, „Sweet Life“ rein und das solltet Ihr auch!

Stefan

THE CRUEL INTENTIONS – Venomous Anonymous

Trackliste:

01. Reapercussion
02. Venomous Anonymous
03. Sunrise Over Sunset
04. Casket Case
05. Kerosene
06. Salt i Ditt Sar
07. Final Deathroll
08. Goddamn Monday
09. Bad Vibes
10. Chemical Vacation
11. City Of Lice

Spielzeit: 36:10 min – Genre: Sleaze Metal, Hardrock – Label: Indie Recordings – VÖ: 03.06.2022 – Page: www.facebook.com/thecruelintentions

 

Irgendwo zwischen CRASHDIET und HARDCORE SUPERSTAR füllen THE CRUEL INTENTIONS seit sieben Jahren eine Lücke, die es vorher irgendwie gar nicht gab. Manchmal weiß man eben erst, dass im Leben etwas gefehlt hat, wenn man darauf trifft. Bereits seit der ersten Single „Borderline Crazy“ im Gründungsjahr 2015 brennt das Feuer lichterloh – und die Verbindung zu den Achtzigern ist für diese Band genauso wichtig wie das Einbringen eigener Elemente und zeitgenössischem Timbre. Schon die Stimme von Lizzy DeVine, der bis 2010 den Sleazerockern VAINS OF JENNA vorstand, ist ein Garant für Eigenständigkeit. Im Laufe der Jahre hat er immer mehr entdeckt, was in seinem Organ steckt und reizt es auf dem neuen Album „Venomous Anonymous“ das ein oder andere Mal gnadenlos aus. Auch die Energie der Songs ist wohl fast einmalig – THE CRUEL INTENTIONS verbinden große Melodiebögen mit fetten Gitarrenriffs ganz eigener Colour und verzichten auf sämtliches Chichi – der Punkrock lässt grüßen! Und so lässt sich der Sound der Band auch beschreiben: Moderner Sleaze Metal mit gelegentlichen Punkanleihen. Gar nicht so schlecht also für eine norwegische Band, die nur einen Norweger und drei Schweden in den eigenen Reihen hat. 🙂

Zwar legen Lizzy DeVine (vocals, guitars), Kristian Solhaug (guitars), Mats Wernerson (bass) und Robin Nilsson (drums) kein sonderlich hohes Veröffentlichungstempo vor, aber schon das Debüt „No Sign Of Relief“ von 2018 hatte ordentlich Wespen im Hintern. Mit Hits wie „Sick Adrenaline“, „Genie´s Got A Problem“ oder „Weekend Suffering“ haben die Jungs ihren Kollegen HARDCORE SUPERSTAR und ihrem Klasse-Album „You Can´t Kill My Rock´n Roll“ einige Körner geklaut. Einzig die Unterschlagung von großartigen Nummern wie „Accidentally Intoxicated“, das es nicht auf das Debüt geschafft hat, habe ich nie verstanden. Dennoch ein großer Wurf, der von mir locker die 9 Punkte eingeheimst hätte.

Nun, fast weitere vier Jahre später, kommt das Quartett mit dem zweiten Longplayer „Venomous Anonymous“ aus der Hüfte. Mit den drei vorab veröffentlichten Singles äußerst vielversprechend angekündigt, wollen wir nun einen Blick auf das komplette Werk werfen, das mit insgesamt elf Stücken, gepresst auf nur gut 36 Minuten, aufwartet. Der Opener „Reapercussion“ ist auch gleichzeitig die zweite Single und gleich zu Beginn eine Partynummer par excellence. Die Message ist hier ganz klar: It feels so great to be back! Und auch die Fans sollten entzückt sein. Der Titeltrack wurde prominent an Stelle zwei gepackt – und rockt ebenfalls gewaltig! Genauso wie die Gute-Laune-Nummer „Sunrise Over Sunset“, die auch als erste Single auserkoren wurde. Weiter geht es mit dem hochmelodischen „Basket Case“ und der aktuellen Single „Kerosene“. Beides absolute Volltreffer. So geht dreckiger Straßenköter-Rock´n Roll. Die in norwegisch gesungene Ballade „Salt i Ditt Sar“ (Salz in Deiner Wunde) nimmt etwas Adrenalin aus der Bude, bevor „Final Deathroll“ wieder volle Pulle zuschlägt. Der Titel „Goddamn Monday“ muss wohl nicht umschrieben werden – die Musik passt wie Arsch auf Eimer, coole Nummer. Mit dem ruhigeren „Bad Vibes“ bekommt der Hörer den einzigen Song zu hören, der offiziell die Laufzeit von vier Minuten überschreitet. „Chemical Vacation“ gibt noch einmal schön Gas und macht (wie eigentlich alles auf diesem Album) einfach nur riesigen Spaß. Den Rausschmeißer gibt „City Of Lice“.

Zum Glück schließt „Venomous Anonymous“ praktisch nahtlos an das 2018er Debüt an. Lediglich der Sound ist etwas glatter, was bei der unbändigen Power der Songs sowie der Performance aber nahezu nicht auffällt. Verantwortlich dafür ist sicher Tausendsassa Erik Martensson, der hier für Mix, Mastering und Produktion seine Finger im Spiel hatte. Ein starkes Statement von allen Beteiligten ist „Venomous Anonymous“ geworden – und eine Kampfansage! Wollen wir hoffen, dass die Jungs mit ihrem zweiten Album die Karriereleiter weiter erklimmen können, sie hätten es mehr als verdient. Nach der aktuellen CRASHDIET-Scheibe ein weiteres Sleaze-Highlight dieses Jahres, das die aktuelle HCSS sogar in die Tasche steckt. Meine Platzierung in den persönlichen Top 10 für 2022 ist schon notiert! THE CRUEL INTENTIONS sind die Essenz des modernen Sleaze Metal – aus, basta!

Stefan

SQUARED – Strange Affairs

Trackliste:

01. One Thousand Years
02. Stranger At Heart
03. Personal Matter
04. Darkest Fantasies
05. Love Can Be Lonely
06. Say That You Love Me
07. Love Affair
08. Clutching At Straws
09. Anthem Of A Broken Heart
10. Night Drive Cali (Bonus Track)
11. This Feeling (Bonus Track)

Spielzeit: 47:23 min – Genre: AOR – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 13.05.2022 – Page: www.facebook.com/SquaredSweden

 

Life´s a bitch – und so lassen sich manche Dinge eben nur bedingt planen. Eigentlich hätte diese Rezi mein Kollege Balle verfassen sollen, da er aber erkrankt ist, springe ich mal in die Presche und hoffe, ihn würdig vertreten zu können (get well soon!).

Auch die Pläne des 2019 gegründeten Projekts SQUARED bestehend aus dem französischen Gitarristen Arthur Vere (TRACERS) und dem schwedischen Sänger Jack L. Stroem (VANDOR, LANCER) waren sicher andere als fast drei Jahre warten zu müssen um dieses Album veröffentlichen zu können. Doch auch dieses Projekt wurde natürlich von dieser unsäglichen Pandemie jäh gestoppt und so machten die beiden Musiker das Beste daraus, schrieben weitere Songs und fanden in Robin Risander (drums) und Kammo Olayvar (bass) geeignete Studio-Mitstreiter.

Und so steht das Debüt dieser multi-nationalen Kapelle nun mit 11 Tracks um einiges breiter aufgestellt da als ursprünglich geplant. Geboten wird herrlich altmodischer AOR (im positiven Sinne), der in Phasen an PHENOMENA oder BLUE BLUD erinnert – auch wenn das Album Cover respektive das Bandlogo eine etwas härtere Gangart suggeriert. Stroem´s Stimme könnte als Mischung aus Jean Beauvoir und Glenn Hughes durchgehen. Und überhaupt klingt auf „Strange Affairs“ alles nach 1987. Die Drums, die Keyboards – einfach alles. Die Band hat nach eigenen Aussagen großen Wert darauf gelegt, dass alles ohne Tricks wie Autotune eingespielt wurde – und das alles macht den großen Charme dieser Platte aus.

Nach dem atmosphärischen Intro „One Thousand Years“ erklingt mit der aktuellen Single (zu der es leider noch kein Video gibt, sonst würde dieses weiter unten stehen) ein Kleinod des AOR. So muss das klingen – egal ob 1987 oder 2022. Auch das flotte „Personal Matter“ oder das plüschige „Darkest Fantasies“ zeugen von hoher Qualität. Ebenso die erste Single „Clutching At Straws“ – Klasse! Zwei Überraschungen haben SQUARED in Form von Bonustracks angehängt. Sowohl das abschließende „This Feeling“ als auch das Instrumental „Night Drive Cali“ werten die Platte richtig auf (obwohl sie vom Aufbau her recht identisch sind).

Fassen wir doch mal zusammen: mit SQUARED haben Arthur Vere und Jack L. Stroem ein tolles Projekt gestartet, das jedem Liebhaber klassischem AOR´s gefallen sollte. Neben einer CD-Version gibt es – ganz im Trend liegend – auch eine Kassette mit zusätzlichem Download-Code. Wenn das mal kein Kaufanreiz ist – die Platte ist nämlich echt gut!

Stefan

JUNKYARD DRIVE – Electric Love

Trackliste:

01. Let It Burn
02. Electric Love
03. Mr. Rock´n Roll
04. Home
05. Let Me Love You
06. Tomorrow I Will Be Gone
07. Mind Eraser
08. The Wonderland Of Temptations
09. Mama
10. Free Your Mind

 

Spielzeit: 40:14 min – Genre: Hardrock, Classic Rock – Label: Mighty Music – VÖ: 13.05.2022 – Page: www.junkyard-drive.com

 

Eigentlich hat mich die bisherige Werkschau der dänischen Hardrocker JUNKYARD DRIVE nicht so vom Hocker gehauen. Mit Ausnahme der Adaption des Folk-Songs „Geordie“ vor einigen Jahren wohlgemerkt. Hier hat es der Vierer aus dem bei Rockfans weltberühmten Roskilde geschafft, eine unbändige Energie freizusetzen, die noch lange nachhallt. Dementsprechend verhalten reagierte ich auf die Ankündigung zur neuen Platte „Electric Love“. Aber reinhören musste dann doch sein – der Videoclip zur ersten Single „Let It Burn“ war also die erste Wahl. Bereits im Dezember 2020 veröffentlicht, schob das Ding schon gewaltig an und hat der Energie und der Wut auf Pandemie und andere Themen freien Lauf gelassen. Klasse Teil! Also, dann doch für die Rezi gemeldet – und here we go:

Aber noch einmal zurück Band: 2014 gegründet, haben die Dänen im gleichen Jahr die EP „Junkyard Luxury“ und einige Zeit später zwei Longplayer („Sin & Tonic“ 2017, „Black Coffee“ 2018) an den Start gebracht, sie haben auf dem Sweden Rock Festival gespielt und waren 2019 mit ECLIPSE auf Tournee. Dort habe ich sie in München gesehen, wo sie schon einige Songs des jetzt erscheinenden Albums (u.a. „Mama“) zum Besten gaben. Nach dieser Tour verließ Gründungsmitglied und Aktivposten Birk an der Gitarre die Band, die seitdem als Quartett weitermacht. Nach erneutem Wechsel an der Gitarre hoffen wir, dass das Gerüst jetzt stabil genug ist, um in eine großartige Zukunft zu starten.

Anlass zu dieser Hoffnung geben der bereits erwähnte Opener (siehe Video weiter unten), das energetisch-melodische „Mr. Rock´n Roll“ oder der Titeltrack mehr als genug. Dieses Eingangstriple ROCKT! Absolutely well done! Aber auch ruhigere Klänge finden auf diesem Rundling eine erstklassige Inszinierung: „The Wonderland Of Temptations“ ist ganz großes Breitwandkino! Dazwischen finden sich mit „Home“ oder „Tomorrow I Will Be Gone“ weitere gutklassige Songs.

„Electric Love“ bietet also tolle Hardrock-Unterhaltung, die sich vor großen Kapellen aus dem eigenen Land sowie den aktuellen internationalen Classic-Rock-Größen absolut nicht verstecken muss. JUNKYARD DRIVE haben sich auf ihrem dritten Werk großartig weiterentwickelt und treten aus dem Schatten ihres Hits „Geordie“ ein für allemal heraus. Klare Empfehlung meinerseits – und wer noch was cooles anchecken möchte: es gibt von den Dänen noch ne echt überraschende Coverversion des MICHAEL JACKSON Hits „We Don´t Care About Us“ bei Youtube – lasst Euch überraschen.

Stefan

CRASHDIET – Automaton

Trackliste:

01. Automaton (Intro)
02. Together Whatever
03. Shine On
04. No Man´s Land
05. Darker Minds
06. Dead Crusade
07. Powerline (feat. Michael Starr)
08. Resurrection Of The Damned
09. We Die Hard
10. Shell Shock
11. Unbroken
12. I Can´t Move On (Without You)

Spielzeit: 44:19 min – Genre: Sleaze Metal, Hardrock – Label: Crusader Records – VÖ: 29.04.2022 – Page: www.crashdiet.org

 

Mit dem 2019 erschienenen Longplayer „Rust“ wagten die schwedischen Sleaze-Metaller CRASHDIET einen weiteren Anlauf – mit dem mittlerweile vierten Vokalisten auf Album Nummer fünf. Und bei Gott – ich habe den Jungs so die Daumen gedrückt, dass es dieses Mal für lange währt und die personelle Achterbahnfahrt ein für allemal ein Ende hat. Vielleicht hat die längere Auszeit zuvor ja gut getan, genug Abstand zu gewinnen und mit vollen Batterien einen Neuanfang zu starten. Dementsprechend stark fiel „Rust“ seinerzeit aus – und mit Gabriel Keyes konnten CRASHDIET einen äußerst formidablen Frontmann präsentieren, der auch live überzeugen konnte. Die gute Nachricht ist – auch auf dem neuen Langspieler steht er am Mikro. Also alles gut möchte man meinen. Allerdings müssen die Fans den zeitlich hoffentlich begrenzten Ausstieg von Drummer Eric Young verkraften, der kurz nach den Aufnahmen von „Automaton“ – so der Titel des neuen Werks – seine Auszeit aus persönlichen Gründen bekannt gab. Für die geplante Tournee wird ihn der Finne Lacu Lahtinen ersetzen, der zwischen 2002 und 2008 bei HANOI ROCKS die Trommelstöcke schwang.

Eines sollte klar sein: er wird schwer, das großartige „Rust“ zu toppen oder gar das Debüt „Rest In Sleaze“ von 2005. Aber die Band ist heute eine andere – zumindest was die musikalische Ausrichtung angeht. Das war auch schon auf dem Vorgänger so und setzt sich mit „Automaton“ fort. Schwere Riffs, donnernde Drums und dennoch genug Platz für teils große Melodiebögen zeichnen CRASHDIET auch im Jahr 2022 aus. Das hat die erste Single „No Man´s Land“ gezeigt. Und auch wenn die zweite Auskopplung „Together Whatever“ eine reinrassige Party-Nummer ist, passt das Album-Artwork zu „Automaton“ schon ziemlich gut. Denn damit haben CRASHDIET einen Terminator losgelassen, der in Teilen die dunklere Seite der Schweden zeigt, zum Glück die alten Traditionen aber nicht gänzlich vernachlässigt. Das unterstreicht nicht nur das hitverdächtige „Together Whatever“, auch das hochmelodische „Powerline“ – übrigens mit einem Gastauftritt von STEEL PANTHER-Sänger Michael Starr – oder das hart an der Kitsch-Grenze schrammende „We Die Hard“ (das das Schicksal der Band selbst behandelt) können alte Fans mehr als besänftigen. Dazwischen warten harte Rocker der Marke „Ressurrection Of The Damned“, „Dead Crusade“ oder „Shine On“.

Seinerzeit schrieb ich über „Rust“, dass dies das abwechslungsreichste Album der Schweden sei – mit „Automaton“ setzen CRASHDIET noch einen oben drauf. Und auch die Qualität der Songs ist ebenbürdig – deshalb bekommt dieses heiß ersehnte Werk auch wieder glatte 9 Sterne (und es hat schon gezuckt für die 10)! CRASHDIET können einmal mehr überzeugen und knallen ihren Fans abermals ein hartes Sleaze-Werk vor den Latz, das es in sich hat!

Stefan

AERODYNE – The Last Days Of Sodom

Trackliste:

01. Angband
02. Razor´s Edge
03. Dust To Dust
04. Innocence Lost
05. Whirlwind Of Fire
06. Endgame
07. Last Days Of Sodom
08. Alien Front
09. Blood In The Water
10. 100 Days Of Death
11. Children Of The Sun

Spielzeit: 56:24 min – Genre: Heavy Metal – Label: ROAR – VÖ: 22.04.2022 – Page: www.facebook.com/aerodyneofficial

 

Ist das denn die Möglichkeit? Beim Hören der neuen Platte der schwedischen Metaller AERODYNE ringt man mit der Einleitung zur eigenen Rezi, blättert so in der Rock Garage rum, stößt auf die Besprechung des Kollegen Jannis zum Vorgänger „Damnation“ von 2019 und stellt fest, dass es ihm seinerzeit ähnlich schwer fiel, ein geeignetes Intro für die Rezension zu finden. Wie geil! Dabei war die Begeisterung für AERODYNE beim Schauen des aktuellen Videoclips zu „Razor´s Edge“ vor einiger Zeit ziemlich groß. Cooler Song, cooler Clip – schön retro, aber irgendwie doch zeitlos. Ähnlich hantierten Kapellen wie ENFORCER in der jüngeren Vergangenheit – und das auf ziemlich hohem Niveau. Und ebenfalls mit recht großem Spektrum zwischen melodischem Hardrock und handfestem Heavy Metal.

Das können AERODYNE auch. Denn auf dem „The Last Days Of Sodom“ betitelten Dritttwerk finden sich sowohl Rocksongs wie „Endgame“ als auch kernige Metaller („Dust To Dust“) und High-Speed-Granaten wie „Angband“. Einzig die Qualität der meisten Stücke kann über weite Strecken nicht den Kollegen mithalten. Songs wie „Alien Front“ oder „Innocence Lost“ sind einfach nur langweilig und erreichen den Hörer nicht einmal nach zahlreichen Wiederholungen. Gleich drei mal versuchen die Schweden, mit überlangen Stücken zu punkten. Das gelingt in „Blood In The Water“ und „Children Of The Sun“ bedingt. Insgesamt gilt aber: zu abgedroschen sind die Phrasen, zu verbraucht die Riffs und Melodien. Handwerklich mögen AERODYNE gut drauf sein, der Sound geht in Ordnung (wobei die Drums ziemlich nerven), was den Jungs fehlt, ist ein Songschreiber.

Schade, der Appetizer „Razor´s Edge“ klang wirklich vielversprechend (siehe Video) – und es gibt sicherlich den ein oder anderen guten Song auf „The Last Days Of Sodom“ – zum großen Wurf hat auch die neue Platte von AERODYNE leider nicht das Zeug.

Stefan