GINEVRA – We Belong To The Stars

Trackliste:

01. Siren´s Calling
02. Unbreakable
03. Apologize
04. Masquerade (feat. Chez Kane)
05. Break The Silence
06. Brokenhearted
07. We Belong To The Stars
08. I´ll Be Around
09. Falling To Pieces
10. The Fight
11. My Rock´n Roll

Spielzeit: 47:56 min – Genre: Hardrock, Melodic Metal – Label: Frontiers Records – VÖ: 16.09.2022 – Page: www.facebook.com/GinevraRock/

 

So schnell ist eine neue Band geboren. Zumindest so lange sich ein schier unerschöpflicher Strom an außergewöhnlich guten (Nachwuchs-) Musikern aus Skandinavien im Allgemeinen und Schweden im Besonderen auf den Weg macht, die Welt zu erobern. In diesem speziellen Fall handelt es sich um den Sänger Kristian Fhyr, der 2019 die Band SEVENTH CRYSTAL aus der Taufe hob und mit ihnen im vergangenen Jahr deren Debüt „Delirium“ bei Frontiers Records veröffentlichte. Nachdem Fhyr einige Songs über hatte, trat Labelboss Serafino Perugino auf den Plan und stellte dem jungen Sänger einige namhafte Mitmusiker zur Seite, um in das Projekt GINEVRA starten zu können. Genrefans werden bei diesen Namen sicher anerkennend nicken, denn neben Gitarrist Magnus Karlsson (PRIMAL FEAR) schwingt Ex-ECLIPSE Schlagwerker Magnus Ulfstedt die Drumstöcke und H.E.A.T.-Viersaiter Jimmy Jay hat sich den Bass umgehängt.

Und nachdem die Frontiers-Familie eine große ist, wirkt neben Sängerin CHEZ KANE – deren zweite Platte „Powerzone“ im Oktober ebenfalls in den Startlöchern steht – auch Alessandro Del Vecchio als Keyboarder mit. Ebenso zeichnet sich dieser einmal mehr für die Produktion, den Mix und das Mastering verantwortlich. Also alles beim Alten im Hause Frontiers. Doch lassen wir die Musik sprechen:

Nach der Debüt-Single „Unbreakable“ samt dazugehörigen Videoclip war das Interesse der Fanbase geweckt. Cooles Video, erstklassige Musiker und ein gelungener Mix aus Hardrock und dezenten Melodic Metal-Einflüssen. Die Labelkollegen von CROWNE, ECLIPSE oder Magnus Karlsson´s FREE FALL lassen schön grüßen. Die kraftvolle Stimme von Kristian Fhyr ist natürlich perfekt für diese Art von Rockmusik. Auch der starke Opener „Siren´s Calling“ gefällt – neben „Apologize“ und „We Belong To The Stars“ das Highlight der Platte. Auch das abschließende „My Rock´n Roll“ sollte erwähnt werden – immerhin war diese Nummer die Geburtsstunde für die Idee, eine neue Band ins Leben zu rufen.

Und dennoch kommt „We Belong To The Stars“ nicht über sieben Punkte hinaus. Warum? Das ist ganz einfach erklärt: schon alleine im eigenen Labelrooster gibt es zahlreiche Kapellen, die nahezu die allergleichen Songs raushauen könnten – und da begutachten wir noch nicht einmal den Rest der Szene. Die Songs sind gut, teilweise überdurchschnittlich sogar – ohne Frage, und viele Genrefans werden hier auch zugreifen. Allzu schlecht möchte ich die Leistung von GINEVRA hier auch gar nicht reden, die Platte ist top produziert, die Songs sind perfekt in Szene gesetzt von absoluten Könnern, dennoch fühlt es sich doch nach Auftragsarbeit an. Wenn GINEVRA das ablegen können und auf der Bühne zusammenwachsen, haben wir hier vielleicht eine echte Konkurrenz für die Leitwölfe der skandinavischen Hardrockszene.

Stefan

OZZY OSBOURNE – Patient Number 9

Trackliste:

01. Patient Number 9 (feat. Jeff Beck)
02. Immortal (feat. Mike McCready)
03. Parasite (feat. Zakk Wylde)
04. No Escape From Now (feat. Tony Iommi)
05. One Of Those Days (feat. Eric Clapton)
06. A Thousand Shades (feat. Jeff Beck)
07. Mr. Darkness (feat. Zakk Wylde)
08. Nothing Feels Right (feat. Zakk Wylde)
09. Evil Shuffle (feat. Zakk Wylde)
10. Degradation Rules (feat. Tony Iommi)
11. Dead And Gone
12. God Only Knowes
13. Darkside Blues

Spielzeit: 61:17 min – Genre: Heavy Metal – Label: Epic/Sony Music – VÖ: 09.09.2022 – Page: www.ozzy.com/

 

Er galt als der am wenigsten begabte Musiker in den Reihen der (Ok)Kult-Hardrocker BLACK SABBATH. Und doch hat es John Michael Osbourne weit gebracht. Nicht nur als Skandalnudel par excellence sondern in erster Linie als Entdecker erstklassiger Gitarristen – ja Gitarrenhelden – sowie Schöpfer zahlreicher unsterblicher Alben. Es ist ein Wunder, dass der mittlerweile 73-jährige Sänger immer noch unter uns weilt. Aber das ist alles Geschichte und schon x-mal erzählt. In den letzten Jahren hat es der Gesundheitsgott zudem nicht sonderlich gut mit ihm gemeint: neben einer langwierigen Wirbelsäulengeschichte mit diversen schweren Operationen, die ihn seit einem Sturz im Jahr 2018 plagt, wurde ein Jahr später eine seltene Form von Parkinson diagnostiziert. Das alles ist nur ein Auszug aus der langen Krankenakte des Prince Of Darkness. Aber deswegen sitzen wir heute hier nicht zusammen. Unser Gesprächsthema ist heute die neue, mittlerweile 13. Studioplatte „Patient Number 9“.

Konnte der Madman für sein 2020 erschienenes letztes Werk „Ordinary Man“ auf eine Vielzahl an namhaften Gästen wie ELTON JOHN, Travis Scott oder den Rapper Post Malone zählen, fährt Ozzy für „Patient Number 9“ eine wahre Armada an Gitarren-Ikonen auf. Neben der teilweisen Rückkehr von Ziehsohn Zakk Wylde (BLACK LABEL SOCIETY) gibt es Beiträge von JEFF BECK, Michael McCready (PEARL JAM) oder ERIC CLAPTON zu hören. Und auch eine Zusammenführung mit BLACK SABBATH-Weggefährte Tony Iommi dürfen die Fans bestaunen. All diese Schmankerl sind weit mehr als eine Zugabe in Form von ein paar eingestreuten Soli, die oben genannten Herrschaften prägen die jeweiligen Songs mit und haben somit einen großen Anteil am großen Ganzen, das als mehr als gelungen bezeichnet werden darf – so viel sei vorweg genommen.

Schon die vorangestellte Singleauskopplung des Titeltracks vor einiger Zeit ließ aufhorchen. Die Gitarrenarbeit von JEFF BECK ist nicht weniger als göttlich und der gesamte Song ist wie so oft ein großes Kaliber. Für den Verfasser dieser Zeilen zählen in erster Linie die Frühwerke des Madman zu den Highlights – OZZY OSBOURNE schaffte es aber auf jedem verdammten Album – egal welcher Epoche – wenigstens einen Hit zu landen. Und das verdient große Anerkennung. „Patient Number 9“ ist ein eben solcher – checkt unbedingt das Video weiter unten, falls Ihr den Song noch nicht kennt.

Dieses Mal geht der Prince Of Darkness aber (mindestens) einen Schritt weiter: Sowohl die Kollaborationen mit ERIC CLAPTON („One Of Those Days“) als auch „Immortal“ mit McCready an der Klampfe sind nur zwei Beispiele für die Wandelbarkeit und großartigen Klasse dieser Platte. Auch das von Zakk Wylde veredelte „Parasite“ oder „No Escape From Now“, das unverkennbar von Tony Iommi geprägt wird, sollten gesonderte Erwähnung finden. Ebenso wie das furiose „Evil Shuffle“ oder die Halbballade „Nothing Feels Right“. Da verkommt die Tatsache, dass Ozzy offensichtlich bei keinem der dreizehn neuen Songs ins Songwriting involviert war, fast schon zur Nebensache. Diesen Job teilten sich Bassist Robert Trujillo (METALLICA), Schlagzeuger Chad Smith (RED HOT CHILI PEPPERS) mit der Songwriterin Alexandra „Ali“ Tamposi – die den Löwenanteil besteuerten – sowie Duff McKagan (GUNS´N ROSES) und Tony Iommi.

Eines ist ganz schnell gesagt: „Patient Number 9“ ist nicht nur ein äußerst starkes Statement des Madman sowie aller Beteiligten geworden – es ist jetzt schon mein Lieblingsalbum nach „No More Tears“ von 1991. Und das aus mehreren Gründen: 1. die Songs klingen modern, sind aber nicht zu sehr darauf getrimmt. 2. Die Platte strotzt nur so vor grandiosen Songs als auch musikalischen Einzelleistungen und 3. Das Ding wird einfach nicht langweilig, auch mit dreizehn Songs und einer guten Stunde Laufzeit nicht. Deswegen gibt’s auch 9 hart riffende, wild solierende und fledermaus-köpfende Points von mir – und wer die Platte nicht nur hören will, sondern auch sehen, dem sei die komplette Serie der „Official Visualizers“ ans Herz gelegt, bei der für jeden Song ein extra Video bei Youtube parat steht. Coole Sache!

Stefan

SANTA CRUZ – The Return Of The Kings

Trackliste:

01. Here Comes The Revolution
02. Take Me To America
03. Under The Gun
04. Disarm
05. Standing My Ground
06. Shots
07. Another Round
08. Gunshot
09. 1000 Cigarettes
10. Would You Believe It
11. Stay

Spielzeit: 37:40 min – Genre: Hardrock – Label: M-Theory Audio – VÖ: 26.08.2022 – Page: www.facebook.com/santacruzband

 

Die Geschichte der finnischen Hardrocker SANTA CRUZ ist bezeichnend für eine wilde Achterbahnfahrt moderner Musikgeschichte. Gestartet als vielversprechende, junge und hungrige Kapelle konnten Archie Cruz und seine Jungs zwei außerordentlich starke Alben veröffentlichen, die verschiedener nicht hätten sein können. Das 2013 veröffentlichte Erstlingswerk „Screaming For Adrenaline“ ist eine Blaupause für das, was moderner Sleaze Metal sein kann, der sich an die Originale der Achtziger anlehnt. Das zwei Jahre später folgende, schlicht „Santa Cruz“ betitelte Zweitwerk stand für weniger Sleaze und mehr Härte, mehr Moderne, mehr Massenkompatibilität und mehr Shredding. Beide Platten dürfen sich dennoch gut und gerne zu den kommenden Genreklassikern zählen, auch wenn „Santa Cruz“ nichts mehr vom jugendlichen Charme des Debüt´s hatte. Als im März 2018 während einer laufenden US-Tour zuerst Arttu Kuosmanen alias Archie Cruz vor die Tür gesetzt wurde, gaben die übrigen Bandmitglieder kollektiv bekannt, dass sie die Band verlassen. Seitdem sucht das einzig verbliebene Originalmitglied händeringend nach den richtigen Mitstreitern und danach, wieder fest im Sattel sitzen zu können.

Das dritte Album „Katharsis“ von 2019 konnte absolut nicht überzeugen – lediglich zwei gute Songs befanden sich darauf. Um das neue Album „The Return Of The Kings“, das Archie Cruz während der Pandemie als Ein-Mann-Projekt komplett in Eigenregie aufgenommen hat, auch live präsentieren zu können, hat er sich Verstärkung bei einem in Los Angeles beheimateten Trio aus Jerry Jade (guitars), Tommy Bradley (bass) und Randy McDemian (drums) geholt und somit kurzerhand die komplette Band ein weiteres Mal ausgetauscht. Dazu wurde gleich noch ein Gig im legendären Whiskey A-Go-Go klargemacht. Bei diesem Auftritt lief allerdings einiges schief und in der Folge mussten sich SANTA CRUZ mit dem medialen Mob angeführt von Radio-Ikone Eddie Trunk abkämpfen, weil sie Backing-Tracks verwendet hatten. Ein weiterer Tiefschlag für das Unterfangen, SANTA CRUZ wieder auf stabilen Untergrund zu stellen.

Aber widmen wir uns endlich dem neuen Album „The Return Of The Kings“. Ein bisschen voll nimmt Archie seinen Mund bei diesem Titel schon, aber speziell die im vorigen Jahr veröffentlichte Single „Crossfire“ ließ aufhorchen. Ein megacooler Song irgendwo zwischen den beiden ersten Alben. Die erste offizielle Single zum neuen Album – „Under The Gun“ – war da schon weitaus härter gestrickt. Und wer geglaubt hat, das war schon alles in Sachen Härte, der wird sich bei „Here Comes The Revolution“ ungläubig die Augen gerieben haben. Der mit Abstand härteste Track in der Geschichte von SANTA CRUZ – und ein starker noch dazu. Mit Growls und harten Riffs und natürlich jeder Menge Shredding. Also: „expect the unexpected“ sollte das Motto beim ersten Hören dieser neuen Platte sein. Mit „Take Me To America“ steht eine weitere harte Nummer an, aber man lehnt sich von Zeit zu Zeit nahe an die 2015er Scheibe an, liefert mit „10 Shots“ eine punkig angehauchte Abgehnummer ab, rockt bei „Gunshot“ irgendwo zwischen den STRUTS und den STONES und hat mit „1000 Cigarettes“ oder „Stay“ sowie der aktuellen Single „Disarm“ weitaus softere Nummern im Gepäck.

Summasumarum machen SANTA CRUZ respektive Archie Cruz hier einiges richtig, präsentieren ein abwechslungsreiches Album, das allerdings auch mit einigen schwachen Songs zu kämpfen hat. Aber die Formkurve zeigt definitiv nach oben – und das freut mich als Fan der allerersten Stunde umso mehr. Anspieltipps sind neben den beiden ersten Singles „Under The Gun“ und „Here Comes The Revolution“ noch „10 Shots“ und das locker flockige „1000 Cigarettes“. Wohl bekomms…

Stefan

BAD BARON – Ace Of Hearts

Trackliste:

01. Edge Of Your Dreams
02. Can You Love Someone
03. Breakdown In Communication
04. Hungry
05. Rebel Heartache
06. Lights Go Out
07. Interlude
08. Our Story Isn´t Over
09. Going Down In Flames
10. Rock In The City
11. One Minute To Midnight
12. Long Road Home
13. Anthem Of Rock´n Roll

Spielzeit: 48:46 min – Genre: AOR, Melodic Rock, Hardrock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 26.08.2022 – Page: www.facebook.com/badbaron

 

Während Finnland´s Ministerpräsidentin momentan dafür gescholten wird, für einen Abend ein verhältnismäßig normales Leben geführt und gefeiert zu haben, schickt sich eine weitere, relativ neue Kapelle aus dem Land der Tausend Seen an, ihr Longplay-Debüt in die Regale zu stellen. Die gefühlte pro-Kopf Anzahl an Bands steigt damit zwar auf über 17 (nur Spaß), aber nach zwei starken Singles im letzten Jahr („Sky High“ und „Sweet Talker“) konnte man schon gespannt sein auf das, was Lauri Huovinen (vocals, bass), Tommy Widdow (guitars), Alex Kron (keyboards) und Sammy South (drums) auf ihrer ersten Langspielplatte für ihre Fans bereithalten würden.

Im Promo-Info werden BAD BARON als Band für Fans von CRASHDIET, SANTA CRUZ oder RECKLESS LOVE beworben. Auch mit MÖTLEY CRÜE werden sie in Verbindung gebracht. Das finde ich persönlich absolut deplatziert, denn die Finnen nennen ihr Steckenpferd AOR bzw. Melodic Rock tiefster Achtziger-Prägung, die irgendwo zwischen GRAND DESIGN, MIDNITE CITY, sehr präsenten Achtziger-Keyboards und vielleicht einer kleinen Prise RECKLESS LOVE. Aber sei´s drum, Schubladendenken oder Vergleiche sind ja immer Ansichtssache.

Schon das Cover-Artwork von „Ace Of Hearts“ – so der Titel der Platte – zeigt die deutliche Achtziger-Schlagseite, welche auch schon die beiden oben genannten Songs hatten. Kurios ist allerdings, dass es beide nicht auf das Debüt geschafft haben, sondern zusammen mit einer weiteren Nummer („Lost In The Night“) sowie einer Piano-Version von „Sweet Talker“ zu einer separaten EP zusammengefasst wurden. Dennoch befinden sich auf „Ace Of Hearts“ ganze dreizehn neue Stücke, von denen „Edge Of Your Dreams“ den Anfang macht.

Der Opener ist cooler Melodic Rock mit schönen Melodien. Auch das einfach gestrickte „Can You Love Someone“ gefällt, wäre da nicht das schräge Gitarrensolo, das absolut nicht in mein Ohr will. Das stampfende „Hungry“ oder das rifflastige „Lights Go Out“ bringen Abwechslung. „Rock In The City“ kombiniert DEF LEPPARD mit JOURNEY-Keyboards und kommt auch so ziemlich cool aus den Boxen. Und mit „One Minute To Midnight“ haben die Finnen einen weiteren sehr guten Song weit hinten versteckt. Nach der (Fast-)Akustikballade „Long Road Home“ folgt mit „Anthem Of Rock´n Roll“ eine hochmelodische Hymne. Diese wirkt zwar etwas sehr konstruiert, das ist aber nach ein paar Bier ziemlich egal.

Mit „Ace Of Hearts“ ist BAD BARON ein hübsches Debütalbum gelungen, das Achtziger-Fans im Bereich AOR, Melodic- bzw. Hardrock einfach mal antesten sollten. Tiefgründige Musik muss man wo anders suchen, das wollen die Finnen aber sicher auch nicht erreichen. Der Unterhaltungwert von „Ace Of Hearts“ ist auf jeden Fall gegeben.

Stefan

BLOOD GOD/DEBAUCHERY – Demons Of Rock´n Roll

Trackliste:

01. Demons Of Rock´n Roll
02. Going To Hell
03. Nude Nuns
04. Bombshell
05. Beware Of The Blood Babe
06. Raze Hell
07. Rockmachine
08. Ready For The Next Show
09. The Devil Will Burn In Hell
10. Children Of The Flame


Spielzeit:
74:58 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 2022 – Page: www.bloodgod.rocks oder www.debauchery.de

 

Zwölf Jahre ist er jetzt her – der Erstkontakt zum Riff-Rock-Ableger der deutschen Death Metal Kapelle DEBAUCHERY. Damals noch als BIG BALL unterwegs, haut Mastermind Thomas Gurrath das mittlerweile siebte Langeisen dieser Machart raus. Schon beim zweiten Release wurde die Truppe in BLOOD GOD umbenannt. Tatenlosigkeit kann man den Jungs also nicht vorwerfen, zumal BALGEROTH als weiterer Nebenschauplatz dient. Für den neuen Dreher „Demons Of Rock´n Roll“ bleiben BLOOD GOD dem Riff-Rock australischer Machart weiterhin treu, wobei sich Gurrath´s Stimme als Mischung aus Udo Dirkschneider und Brian Johnson beschreiben ließe.

Auch dieses Mal gibt es eine Doppel-CD mit jeweils zehn Tracks als BLOOD GOD im ACCEPT meets AC/DC Style und als DEBAUCHERY mit dementsprechenden Todes-Vocals. Als Vinyl ist „Demons Of Rock´n Roll“ in den beiden Versionen separat erhältlich. Das ist nicht gerade fanfreundlich.

Mit dem an den Anfang gestellten Titeltrack steigt auch gleich die Laune – die Füße wippen kräftig mit und die Rübe beginnt, sich zu schütteln. Da gibt es nix Neues, das ist BLOOD GOD wie sie leiben und leben – aber verdammt, das Teil macht Laune. Warum aber dann meine recht verhaltene Benotung? Ganz einfach: wäre das hier eine Single oder eine EP mit drei bis vier Tracks, wäre „Demons Of Rock´n Roll“ ne coole Sache. Als ganzes Album aber zieht sich die Angelegenheit wie Kaugummi, das zwar recht knackig produziert wurde – Dennis Ward hat wieder einmal sehr gute Arbeit geleistet – aber eben die immergleichen Riffs und Tonfolgen bemüht. Und auch die Songs sind so einfach gestrickt, dass selbst Oma Marianne hier und da noch eine Masche fallen lassen würde, damit etwas mehr Abwechslung in das Muster des neuen Pullovers kommt.

Neben dem erwähnten Titelsong könntet Ihr noch in „Going To Hell“ oder „Nude Nuns“ reinlauschen. Diese drei Songs wären die Essenz (wenn man davon sprechen kann) dieses Releases. Ob als BLOOD GOD oder DEBAUCHERY kann dann jeder für sich entscheiden.

Stefan

H.E.A.T. – Force Majeure

Trackliste:

01. Back To The Rhythm
02. Nationwide
03. Tainted Blood
04. Hollywood
05. Harder To Breathe
06. Not For Sale
07. One Of Us
08. Hold Your Fire
09. Paramount
10. Demon Eyes
11. Wings Of An Aeroplane

Spielzeit: 41:56 min – Genre: Hardrock – Label: earMusic – VÖ: 05.08.2022 – Page: www.heatsweden.com

 

Dass die schwedischen Hardrocker H.E.A.T. etwas ganz besonderes sind, ist bereits seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2008 glasklar. Mit dem Weggang von Sänger Kenny Leckremo 2010 nach nur zwei meisterhaften Platten brach die Welt der meisten Fans wohl von einen auf den anderen Tag zusammen. Dass mit Rampensau Erik Grönwall ein derart hochwertiger „Ersatz“ präsentiert werden konnte, hätten wohl die wenigsten erwartet. Als zehn Jahre später genau dieser der Band den Rücken gekehrt hat, um sich fortan anderen Dingen zu widmen und das Mikrofon symbolisch wieder in die Hand von Originalsänger Leckremo legte, war der Schmerz kurioserweise mindestens genau so groß. Grönwall hatte sich mit seiner energiegeladenen Performance, seiner außergewöhnlich umfangreichen Stimme und seiner symphatischen Art so in die Herzen der Fans gesungen, dass es Kenny Leckremo wiederum schwer haben wird, sich wieder zurück zu boxen. Schon nach dem etwas experimentellen „Into The Great Unknown“ 2017 brodelte die Gerüchteküche um einen Weggang Grönwall´s und allgemeiner Unzufriedenheit. Mit dem Release von „H.E.A.T. II“ vor zwei Jahren allerdings waren alle Gewitterwolken am Himmel verschwunden, die Platte war einfach zu gut. Und dann kam alles anders… Doch schon die ersten öffentlichen Auftritte des kleinen Mannes mit der ebenfalls großen Stimme hat gezeigt, dass Leckremo nicht nur optisch gestählt, sondern auch angriffslustig und nicht minder voller Energie wie sein Vorgänger zu sein scheint. Beste Voraussetzungen also für eine neue Platte der Schweden und somit ein neues Kapitel.

Dieses startete mit dem Release der ersten Single „Nationwide“ wirklich furios. Die Landsmänner von EUROPE haben Pate gestanden für diesen Song und Kenny macht einen auf Joey Tempest – stark! Manche mögen monieren, dass soundtechnisch zu viel glattgebügelt wurde und sie überproduziert klingt. Doch „Force Majeure“ – so der Titel der neuen Platte – tönt genau richtig. Mit „Back To The Rhythm“ legten die Schweden noch ein extra Brikett ins Feuer. Ein vor Ohrwurmmelodien förmlich überquellender Stampfer erster Güte. Die aktuelle Single „Hollywood“ (siehe Video weiter unten) setzt allem die Krone auf. Dazwischen gesellt sich mit „Tainted Blood“ ein weiterer kraftstrotzender, hymnischer Hit. Und schon haben wir die ersten vier Songs „abgearbeitet“. Da kann einem schon mal der Atem stocken. Dazu passend gesellt sich an fünfter Stelle „Harder To Breath“. Die Nummer zeigt, H.E.A.T. haben ihr Pulver noch lange nicht verschossen. Und überhaupt gibt es keinen Durchhänger auf „Force Majeure“. Schon gar nicht das hochmelodische „Not For Sale“ und auch nicht das einfach gestrickte „Paramount“. Bei „Demon Eyes“ brennt die Hütte und für ruhigere Momente im Leben haben die Schweden „One Of Us“ im Gepäck. Das abschließende „Wings Of An Aeroplane“ ist noch einmal Gänsehaut pur.

Was könnte wohl hinter dem Titel „Force Majeure“ stecken? Es ist wohl kaum höhere Gewalt, dass H.E.A.T. hier so ein Brett abliefern. Immerhin legen die Schweden in ihrer Karriere eine Konstanz hin, die ihresgleichen sucht. Eine kleine Träne im Knopfloch gibt es für mich persönlich aber dennoch: der „Verlust“ von Erik Grönwall als Sänger hat weh getan. Dennoch – und das ist absolut ehrlich gemeint – hätten H.E.A.T. auf ihrem dritten Album mit Kenny Leckremo (und dem siebten insgesamt) nichts besser machen können. Deswegen lassen wir ganz feierlich die (Kronen-)Korken knallen und verkünden die volle Punktzahl für dieses Sahneteilchen!

Stefan

LESSMANN/VOSS – Rock Is Our Religion

Trackliste:

01. Medicine Man
02. Smoke Without A Fire
03. Runaway Days
04. Fight For Our Love
05. Take My Heart And Run
06. Slow Dance
07. Rock Is Our Religion
08. Something Is Better Than Nothing
09. Look Around
10. Stay
11. Sister Golden Hair (America Cover)
12. What Feels Right

Spielzeit: 49:57 min – Genre: Hardrock – Label: Atomic Fire Records – VÖ: 22.07.2022 – Page: ???

 

Die Kollaboration LESSMANN/VOSS geht in eine neue Runde. Nach zwei guten Alben als PHANTOM V hat die All-Star-Formation erstmal Pause. Das Kreativduo LESSMANN/VOSS schiebt alleine an und hat für ihr neues Werk nur einige wenige Gäste um sich geschart. Dementsprechend wurde natürlich auch der Name angepasst. Ganz einfach unter dem Banner LESSMANN/VOSS erscheint jetzt ein Album mit dem vielversprechenden Titel „Rock Is Our Religion“. Dass die Hauptakteure den Hardrock lieben, haben sie in der Vergangenheit auf vielen großartigen Platten eindrucksvoll bewiesen. Und dass Claus Lessmann einer der charismatischsten und besten deutschen Rocksänger ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Viele hätten ihn nur zu gerne wieder zurück im Schosse seiner alten Band BONFIRE, aber viele nachvollziehbare Gründe lassen dies nicht zu. BONFIRE sind somit schon lange ad acta gelegt – weil auch nur noch die One-Man-Show des ehemaligen Partners In Crime Hans Ziller nebst neuer musikalischen Ausrichtung, die wohl kaum ein Fan aus alten Tagen gutheißen wird.

Aber genug zu den alten Zeiten: „Rock Is Our Religion“ liegt im Player. Ohne einen Ton der neuen Platte gehört zu haben, musste ich diese Rezension einfach übernehmen. Etwas Ernüchterung machte sich breit ob der ersten beiden Vorab-Singles „Smoke Without A Fire“ und „Take My Heart And Run“, die doch recht beliebig klangen. Aber so schnell will ich meine alten Helden nicht abschreiben. Speziell erstgenannte Nummer entwickelt sich dann doch noch zum Positiven. Da kommt „Runaway Days“ gleich von Anfang an etwas besser aus dem Quark. Und auch Tracks wie „Stay“ (mit Michael Voss am Mikrofon) oder der Titeltrack rocken amtlich los. Bei „Look Around“ integrieren die Jungs lässigen Reggae in einen Rocksong – coole Sache.

Und doch fehlt mir insgesamt die Energie alter BONFIRE-Sachen oder der ersten beiden CASANOVA-Platten. Auch als PHANTOM V hatte das Duo mehr Wespen im Hintern. Der Sound von „Rock Is Our Religion“ ist nett, und das sind einige Songs auch. Aber „nett“ reicht bei diesen klangvollen Namen einfach nicht. So sehr ich mich immer wieder freue, die Stimme von Claus Lessmann mit neuem Material zu hören, dieses Projekt hätte einiges mehr reißen können, als eine Platte mit dem typischem, seit 20 Jahren immergleichen Michael-Voss-Sound und nur einer handvoll guter Songs. So sehr ich beide Musiker schätze und Claus´Stimme immer lieben werde, „Rock Is Our Religion“ haut mich echt nicht so recht vom Hocker.

Stefan

JOURNEY – Freedom

Trackliste:

01. Together We Run
02. Don´t Give Up On Us
03. Still Believe In Love
04. You Got The Best Of Me
05. Live To Love Again
06. The Way We Used To Be
07. Come Away With Me
08. After Glow
09. Let It Rain
10. Holdin´ On
11. All Day And All Night
12. Don´t Go
13. United We Stand
14. Life Rolls On
15. Beautiful As You Are

Spielzeit: 73:04 min – Genre: AOR, Melodic Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 08.07.2022 – Page: www.journeymusic.com

 

„Ich wollte ganz bewusst ein neues Kapitel der JOURNEY-Geschichte schreiben und Dinge ausprobieren, die wir bislang noch nicht gemacht haben.“ Diese Aussage, die Neal Schon unlängst in einem großen deutschen Rockmagazin tätigte, macht einerseits neugierig auf das neue Werk der AOR-Helden – andererseits lässt es auch eine gewisse Angst entstehen, die Granden des US-Stadionrocks würden noch einmal alles umkrempeln und damit vielleicht viele Fans vor den Kopf stoßen. Nun war ja nicht alles unumstritten, was JOURNEY nach dem Weggang respektive Rausschmiss ihres stimmgewaltigen Aushängeschilds Steve Perry nach dem 1986er Albums „Raised On Radio“ so fabriziert haben. Zehn Jahre Pause und so einige Sängerwechsel musste das AOR-Mutterschiff im Laufe der vielen Jahre bis heute verkraften. Erst mit dem Engagement des philippinischen Steve Perry-Soundalikes Arnel Pineda (dessen Geschichte sich nach dieser Verpflichtung ja wie aus einem Hollywood-Drehbuch liest) sitzen JOURNEY musikalisch wieder fest im Sattel und sind selbstbewusster denn je. Das können sie auch sein. Denn auf der einen Seite stehen eine Unmenge an Megahits auf Ihrer Habenseite, und außerdem ist die wiedererstarkte Einheit zusammen mit Pineda am Mikrofon ein nahezu unerschütterliches Bündnis. Zwar gab es vor einiger Zeit noch einige Rechtsstreitigkeiten mit den langjährigen Mitstreitern Steve Smith (drums) und Ross Valory (bass), aber auch diese Krise haben JOURNEY offensichtlich abgeschüttelt. Neben den alten Recken – Gitarrist Neal Schon, Jonathan Caine an den Keyboards und dem zurückgekehrten Randy Jackson am Bass – komplettieren der bereits seit 2007 zur Band gestoßene Arnel Pineda (vocals) sowie Neuzugang Narada Michael Walden, der zurückgekehrte Deen Castronovo (ebenfalls drums) und Jason Derlatka (keyboards) die live zu siebt performende Combo.

Elf lange Jahre mussten die Fans auf dieses neue Album warten. Mit „Freedom“ ist es auch mehr als treffend betitelt. Denn die fünfzehn (!!!) neuen Songs sind eine Mischung aus altbewährtem Material, das sich sehr an die größte Erfolgsphase der Amerikaner anlehnt und wirklich komplett neuen Höreindrücken, die nicht nur musikalisch in andere Gefilde abdriften sondern Sänger Arnel Pineda endlich die Freiheit geben, er selbst zu sein. Und genau diese Versatilität ist für den Hörer anfangs sicher ziemlich fordernd.

„Together We Run“ beginnt, wie ein JOURNEY-Song beginnen sollte. Mit Piano, federleichten Melodien und spannungsgeladenem Aufbau. Der Anfang von „Don´t Give Up On Us“ erinnert sehr an ihren Hit „Separate Ways“ und ist so etwas wie eine selbstzelibrierte Hommage. Mit „Still Believe In Love“ driften die Amerikaner für meinen Geschmack zu sehr in die Belanglosigkeit ab, was die aktuelle Single „You Got The Best Of Me“ aber wieder erstklassig auffangen kann. Mit der zweiten Ballade „Live To Love Again“ machen JOURNEY einiges besser als zwei Songs zuvor. Der Midtempo-Stampfer „The Way We Used To Be“ wurde bereits vor einem Jahr als erste Single vorgestellt und gibt einen ersten Vorgeschmack von dem, was Neal Schon mit seinem eingangs zitierten Statement meint. Ebenso das funkige „Come Away With Me“, das gut und gerne auch von LENNY KRAVITZ stammen könnte. Das von Deen Castronovo intonierte „After Glow“ ist ein gefühlvoller Song, der wieder etwas besser in die Ursuppe von JOURNEY passt.

Der große Rest der Platte ist in weiten Teilen die volle Breitseite, was wohl die wenigsten von „Freedom“ erwartet hätten. Angefangen vom an U2 erinnernden „All Day And All Night“ über das schleppende „Let It Rain“ bis hin zu „United We Stand“ bieten JOURNEY allerlei „Neues“, zumindest aber ungehörtes aus diesem Bandlager. Einzig „Don´t Go“ und „Life Goes On“ wildern in ihrem eigenen Revier. Und der über 7-minütige, wunderbar epische Rausschmeißer „Beautiful As You Are“ sollte mehr als ein versöhnlicher Abschluss für alle sein!

Für JOURNEY-Puristen ist „Freedom“ sicher ein mittelschwerer Schlag. Das gilt nicht nur für die wilde Mischung an verschiedensten Sounds und Songs sondern auch für den verwässerten Sound. Hier hätte doch sicher mehr drin sein können. Andererseits bieten die Amerikaner auf diesen gut 70 Minuten allerlei Abwechslung, wenn man das Album positiv beleuchtet. Eines haben die Stücke indes nicht: Hitpotential. Aber Hits haben die alten Helden ja auch schon genug. Leider kopieren die Amerikaner zu oft sich selbst und präsentieren auf „Freedom“ sowohl „Don´t Stop Believin´2.0“ als auch „Separate Ways 2.0“, was einen etwas faden Beigeschmack hat. Für die Band ist es ein Versuch, aus den alten Mustern auszubrechen, ohne die Fans allzu sehr zu verprellen. Aber JOURNEY sind einfach eine zu gute Band, um eine schlechte Platte zu machen.

Stefan

TAILGUNNER – Crashdive EP

Trackliste:

01. Shadows Of War
02. Guns For Hire
03. Revolution Scream
04. Crashdive

 

 

 

 

 

Spielzeit: 16:15 min – Genre: Heavy Metal – Label: Eigenvertrieb – VÖ: 19.06.2022 – Page: www.tailgunnerhq.com

 

Kurz vor der Pandemie 2019 gegründet, und 2020 personell mit den „Überresten“ von MIDNIGHT PROPHECY komplettiert, warten die britischen Metaller TAILGUNNER jetzt mit ihrer ersten EP auf. Die Debüt-Single „Guns For Hire“ war bereits am 04. Januar am Start und gab dem neuen Jahr einen gehörigen Kickstart und die Gewissheit, dass auch 2022 in musikalischer Hinsicht ein tolles Jahr werden kann. Nach einer erfolgreichen UK Tour (die zweite steht bereits vor der Tür) haben Craig Cairns (vocals), Zach Salvani (guitars), Patrick van der Völlering (guitars), Tom Hewson (bass) und Sam Caldwell (drums) ihre 4 Tracks umfassende EP „Crashdive“ angekündigt. Aufgenommen in einer viktorianischen Kapelle in Liverpool und von Olof Wikstrand (ENFORCER) als Engineer unterstützt macht der Fünfer absolut keine Gefangenen.

„Guns For Hire“ geht gnadenlos nach vorne und weckt Erinnerungen an Bands wie PEGAZUS oder eben auch ENFORCER aus der jüngeren Garde sowie natürlich die großen Vorbilder IRON MAIDEN, HELLOWEEN und JUDAS PRIEST. TAILGUNNER gehen absolut back to the roots in die Achtziger und wühlen sich durch das komplette Jahrzehnt mit all seinen Highlights aus diesem Bereich des Heavy Metal. Als zweite Single wurde mit „Revolution Scream“ ein weitaus massenkompatiblerer Track auserkoren, der schon ziemlich an ENFORCER erinnert – Klasse! Unlängst haben die fünf jungen Briten den Titeltrack ihrer nun vorliegenden EP ausgekoppelt, ein weiteres Stück klassischen Heavy Metals, der mit seinen eingängigen Melodien genauso zu überzeugen weiß wie mit seiner instrumentalen Umsetzung. Textlich bedienen sich TAILGUNNER hier einer Thematik aus dem 2. Weltkrieg, als deutsche U-Boote das äußerst gefährliche Crashdive-Manöver durchgeführt haben, um einem gegnerischen Luftangriff zu entgehen. Fehlt nur noch der Opener „Shadows Of War“, der bisher unveröffentlicht war. Mit stampfendem Groove ist auch diese Nummer der wohl puristischste Metal, den man sich vorstellen kann.

Eine Überraschung ist TAILGUNNER mit ihrer EP „Crashdive“ absolut gelungen. So kompromisslos oldschool, dennoch frisch und absolut glaubwürdig hat sich schon lange kein Newcomer mehr in dieser Szene präsentiert. Bisher hat die Band noch keinen Plattenvertrag, das sollte aufgrund dieses Tonträgers aber sehr bald Geschichte sein.

Stefan

NASTY REPUTATION – After All It´s Rock´n Roll

Trackliste:

01. Slut Machine
02. Line Of Fire
03. Riot In Hell
04. Suicide
05. After All It´s Rock´n Roll
06. Wild At Heart
07. Hit On You
08. These Times
09. Freeride
10. Hell Outta You

 

Spielzeit: 38:21 min – Genre: Sleaze Metal, Hardrock – Label: Naked Hollywood Records – VÖ: 06.06.2022 – Page: www.facebook.com/therealnastyreputation

 

Bereits seit 2007 treiben sich die norwegischen Sleaze/Punk/Hardrocker NASTY REPUTATION in verschiedensten Line-Ups in der heimischen Szene herum. Erst jetzt kommen Tommy Gun (vocals, guitars), Lars The Heat (guitars), Billy McBarbie (bass) und Cpt. Baard (drums) – so die aktuelle Besetzung – mit ihrem Debütalbum um die Ecke. Darauf zu finden sind zehn Songs, die zwischen 2015 und 2021 aufgenommen wurden, aber auch schon teilweise vorher in diversen Demoversionen existierten. Jetzt wollen es die Norweger aber endgültig wissen und bündeln ihre ganz Kreativität auf diesem Album, das ungefilterten Underground verkörpert. Der Sound ist dementsprechend weder glattpoliert, noch besonders audiophil. Aber das geht voll in Ordnung.

Mit der vor einigen Monaten ausgekoppelten Single „Slut Machine“ starten NASTY REPUTATION dann auch recht ansprechend. Parylaune garantiert – also gleich mal ein Bier aufgerissen. Doch schon beim folgenden „Line Of Fire“ offenbart sich eins der größten Mankos dieser Platte – zumindest für mich: ich kann mit dem Gesang von Tommy Gun absolut nix anfangen. Das gipfelt bei langsameren Stücken wie „Suicide“ oder „These Times“ darin, dass sich der Zeigefinger unweigerlich im Skip-Modus befindet. Aber mit „After All It´s Rock´n Roll“ oder dem schmissigen „Wild At Heart“ haben die Norweger dennnoch durchaus cooles Material zu bieten.

Drei oder vier gute Songs sind in Summe aber einfach zu wenig, um bei all der großen Konkurrenz bestehen zu können. Es tut mir auch fast schon ein wenig Leid für die Jungs, denn ich mag Norwegen als Land, all die netten Menschen von dort und auch den Rock´n Roll „Made In Norway“ sehr, aber „After All It´s Rock´n Roll“ ist nun mal nicht der große Wurf, auch wenn man live sicher seinen Spaß haben kann bei den oben genannten Anspieltipps.

Stefan