JOLLY JOKER – Loud & Proud

Trackliste:

01.I Don´t Care
02.Sky Is So High
03.Blood Velvet
04.The Chance
05.Fortune Teller
06.Motor
07.Voodoo Nights
08.Nothing´s Scared
09.Devil´s Hand
10.New Orleans

 

Spielzeit: 36:56 min – Genre: Hardrock, Hair Metal – Label: Dark Rails Records – VÖ: 04.02.2022 – Page: http://www.facebook.com/jollyjokerband

 

Spanien ist nicht gerade der Nabel der Welt, wenn es um Hardrock geht. Und doch schaffen es immer wieder verheißungsvolle Vertreter dieser Zunft auf meinen Schreibtisch. Jüngstes Beispiel sind JOLLY JOKER, die schon seit über 12 Jahren ihr Unwesen treiben. Drei Alben hat das Quartett aus Valencia bereits auf dem Kerbholz, mit „Loud & Proud“ steht nun Nummer vier in den Startlöchern. Da gibt es einiges nachzuholen für den geneigten Hörer. Denn seit Anfang an liefern Lazy Lane (vocals), Yannick Bonora (guitars), Andreas „Andy“ Siegl (bass) und Dani (drums) – so die aktuelle Besetzung – starkes Material ab. Songs wie „Fuck It All“ vom Debüt „Sex Booze & Tattoos“, „Rockin´ In Stereo“ von der zweiten Platte „Here Come The Jokers“ oder „I Am Rock´n Roll“ vom 2018 erschienen Drittwerk „Never Say Forever“ sind nur einige Beispiele dafür, was JOLLY JOKER so drauf haben.

Jetzt haben die Jungs zehn neue Songs fabriziert. Zwei davon wurden bereits als Singles ausgekoppelt. Und eines kann man mit Fug und Recht behaupten: „Blood Velvet“ und „Sky Is So High“ sind die bis dato ausgereiftesten Kompositionen der Spanier und können sich absolut mit der internationalen Konkurrenz messen. Zwar führt das Cover Artwork auf den ersten Blick etwas in die Irre, denn JOLLY JOKER stehen keineswegs nur für benzingetränkten, schnellen Rock´n Roll, sondern haben für „Loud &N Proud“ ihre pure Sleaze-Attitüde der Anfangstage fast komplett über Bord geworfen und sie mit einer guten Portion erdigen Classic Rock angereichert.

Der Rausschmeißer „New Orleans“ rockt und rollt in bester Manier vor sich – Honky Tonk Piano inklusive – stark. Und Songs wie der Opener „I Don´t Care“ oder „Nothing Scared“ rocken wie Sau. Dazu noch die beiden oben erwähnten Singles als Highlights. Zählt man das alles zusammen, haben JOLLY JOKER schon mehr erstklassige Songs abgeliefert als die meisten Kollegen.

Dass JOLLY JOKER schon für Bands wie L.A. GUNS, HARDCORE SUPERSTAR, BACKYARD BABIES, die QUIREBOYS oder ADAM BOMB den Anheizer spielen durften, hat sicherlich nicht geschadet, „Loud & Proud“ ist nicht nur absolut gelungen, sondern auch das bisher durchgängig stärkste Album der Spanier. Es scheint, als hätten Lazy Lane und seine Bande ihre Nische gefunden. Unbedingt antesten!

Stefan

MÄDHOUSE – Bad Habits

Band: Mädhouse
Album: Bad Habits
Spielzeit: 56:44 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 23.04.2021
Homepage: www.madhouse-official.com

Das läuft ja wie am Schnürchen bei MÄDHOUSE. Vor nicht einmal zwei Jahren erst das Debütalbum „Money Talks Bullshit Walks“ unter die Leute gebracht, steht nun schon der Nachfolger „Bad Habits“ in den Startlöchern. Und doch hat sich seit dem Release 2019 einiges getan. Ein Wechsel zum griechischen Label Rock Of Angels Records und auch das Besetzungskarussell hat sich gedreht. Neu in der Band sind Drummer Casey Jean Eiszenman und Gitarrist Thommy Black, während Mikky Stixx (guitars), Tommy Lovelace (vocals) sowie Rickey Dee (bass) nach wie vor an Bord sind. Die Österreicher (!!!) stehen für einen richtig kräftiger Tritt in den Arsch, wie ihn SKID ROW seinerzeit mit ihren ersten beiden Longplayern massentauglich gemacht haben. Mit Abrissbirnen wie „Boom Boob Shaker“, „Crazy Nights“, „Money Talks Bullshit Walks“ oder „Hard And Heavy“ – ihrem ersten Song überhaupt – machten MÄDHOUSE bereits vor zwei Jahren keine Gefangenen. Schon auf dem Erstling waren die Österreicher sehr bemüht, einen eigenen Sound zu kreieren. Und das ist ihnen durchaus gelungen, denn der Fünfer aus Wien lässt Verweise auf MÖTLEY CRÜE, RATT, den schon erwähnten SKID ROW, DEF LEPPARD und anderen alten Helden eher nebenbei in ihre Songs einfließen, um das Ganze dann richtig aufzublasen und mit viel Power aus den Boxen zu feuern.

Und auch die erste neue Single „Sick Of It All“ schlägt in diese Kerbe. Mit einem Riff, das dezent an MÖTLEY CRÜE´s „Rattlesnake Shake“ erinnert, laufen MÄDHOUSE definitiv auf allen (8?) Zylindern. Satte fünfzehn Stücke beinhaltet „Bad Habits“, ein reichlich heikles Unterfangen? Wir werden sehen. Dabei zeigt sich Gitarrist Mikky Stixx erneut als herausragende Kreativkraft, der nicht nur die grafische Umsetzung von „Bad Habits“ angeschoben hat sondern auch noch selbst produziert, gemixed und gemastert hat.

„Bang Bang“ eröffnet die Scheibe dann auch genau so, wie man es erwarten durfte: der mächtige Sound wurde nur leicht modifiziert, die dreckige Stimme von Tommy Lovelace perfekt in Szene gesetzt und so knallt der Song genauso wie der Titel vermuten lässt. Danach findet sich mit „Sick Of It All“ der Hit der Platte. Mehr muss man dazu nicht sagen, schaut Euch dazu gerne das Video weiter unten an. „First Lick Than Stick“ beginnt nicht nur mit lustvollen Worten einer (hübschen) Unbekannten sondern im Vers auch gleich mit einer Gesangsmelodie, die teilweise an VICTORY´s „Rock´n Roll Kids Forever“ erinnert. Schlimm? Überhaupt nicht, der Song ist geil und Street Rock pur! Auch im weiteren Verlauf finden sich noch die ein oder andere ausgeliehene Idee (z.B. eine Anlehnung an MÖTLEY CRÜE´s „Sticky Sweet“ in „Bad Habits“), aber MÄDHOUSE verstehen es immer, daraus etwas Eigenes zu machen. Und trotzdem überkommt mich z.B. bei „Live It Up“, „Love To Hate“ oder „Say Nothing At All“ – wie anfänglich befürchtet – das Gefühl, dass die fünfzehn Nummern einfach zu viel sein könnten. Das macht erstklassiges Liedgut wie „I Walk The Ponygirl“, „Pure Oxygen“, „Atomic Love“ oder „Tourette Brunette“ (WTF??? :-)) aber wieder wett.

Und so bleibt ein höchst positives Fazit zum zweiten Album der Hardrocker aus Wien. MÄDHOUSE klingen nach – MÄDHOUSE, einen so hohen Wiedererkennungswert zu haben, kann fast keine neuere Band von sich behaupten. Mit „Sick Of It All“ hat man einen waschechten Hit im Gepäck und schließlich ist niemand gezwungen, immer das komplette Album zu hören. „Bad Habits“ birgt genug gutes Material, um eine sehr sehr gute 8 zu zücken. Gratulation nach Wien – ich hoffe, wir sehen uns sehr bald „Live“!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1. Bang Bang
2. Sick Of It All
3. First Lick Then Stick
4. I Walk The Ponygirl
5. Itch To Scratch
6. Atomic Love
7. Rodeo
8. Bad Habits
9. Live It Up
10. Pure Oxytocin
11. Fake It Till You Make It
12. Metal Creed
13. Say Nothing At All
14. Tourette Brunette
15. Love To Hate

Stefan

PLANTINUM OVERDOSE – Back for the Thrill

Band: Platinum Overdose
Album: Back For The Thrill
Spielzeit: 29:42 min.
Stilrichtung: Hair Metal, Sleaze Rock
Plattenfirma: DDR Music Group
Veröffentlichung: 05.08.2020
Homepage: www.platinumoverdose.com

Die Vereinigten Staaten von Amerika durchleben wilde Zeiten. Denn nicht nur das allgegenwärtige Virus hält die USA in Atem, sondern auch ihr etwas grenzwertiger Noch-Präsident und die Tatsache, dass das Land gespalten ist wie selten zuvor. Damit sind die Amerikaner zwar nicht alleine und wir wollen hier auch nicht politisch werden, aber irgendwie muss ich den Bogen auf die wilden Zeiten ja spannen *grins*. Auch die Achtziger waren wilde Zeiten, wenngleich auch sicher bessere – und in diesem Jahrzehnt hatte ein Musikgenre Hochkunjunktur, das lange verpönt war und doch für erstklassige Verkaufszahlen sorgte und damit ein breites Grinsen auf die Gesichter der Plattenbosse zauberte. Hair Metal, Sleaze Rock, oder wie man es auch immer nennen möchte. In Skandinavien und speziell in Schweden erlebt diese Richtung schon seit vielen Jahren ihre große Renaissance. Neue, gute Bands aus den USA sind aber eher die Ausnahme. Auch wenn es mit z.b. der DDR Music Group (ehemals Demon Doll Records) nicht nur ein Plattenlabel gibt, das die Sleaze-Fahne in die Höhe hält.

Und so stolperten 2019 vier Jungs unter dem Namen PLATINUM OVERDOSE mit ihrem Debüt „Murder In High Heels“ auf die Bildfläche, die ein wirklich vielversprechendes Gesamtpaket abgaben. Kein Wunder, denn mit Initiator Lance V. sitzt der DDR-Labelchef hier als Bassist selbst an den Hebeln. Und er hat eine illustre Truppe um sich geschart: den Gesang übernahm der ehemalige BRASS KITTEN Shouter Steve Philbrook und an den Gitarren finden sich Matt Thorr (ROUGH CUTT, JAILHOUSE etc.) und Rick Mead (SYRE) wieder. Einzig um den Posten des Drummers wurde der Mantel des Schweigens gehüllt. Und das ist auch auf dem neuen Silberling „Back For The Thrill“ so. Allerdings soll bald ein fester Schlagzeuger vorgestellt werden, wie aus Bandkreisen zu hören war.

Acht Songs haben es auf „Back For The Thrill“ geschafft, die eine halbe Stunde Musik bedeuten. Bei näherem Hinsehen hat sich auch 2020 eine Coverversion „versteckt“. War es auf dem Erstling mit „Black Widow“ ein ziemlich unbekanntes MÖTLEY CRÜE-Demo, haben sich PLATINUM OVERDOSE dieses Mal an einem DEF LEPPARD Song versucht. „Rock Brigade“ vom 1980er Debüt „On Through The Night“ war aber schon im Original ein Gewinner. Das kann die neue Version nur unterstreichen. Aber noch viel wichtiger ist die Frage, wie denn das eigene Material von PLATINUM OVERDOSE klingt. Die beste Antwort darauf gibt klipp und klar gleich der erste Track „Psycho Suzi“. Ungehobelt und räudig rocken die Amis nach vorne – so will man das hören. Aber auch das folgende „No Way Out“ und das sonnige „Rockin´ America“ (nein, keine Adaption von DANGER DANGER´s gleichnamigen Hit) machen richtig Laune! Nach der Midtempo-Nummer „Give The Night Away“ haben die Amis mit „Back In Your City“ gleich noch einen Gewinner am Start. Die eingangs erwähnte Version von „Rock Brigade“ braucht nicht viele Worte – Original geil, die 2020er Version von PLATINUM OVERDOSE läuft auch gut runter.

Alte Recken – neue Band. Das funktioniert nicht immer. Im Falle von PLATINUM OVERDOSE aber hatte nicht nur Geburtshelfer Lance V. den richtigen Riecher mit sämtlichen Mitwirkenden, sondern mit „Back For The Thrill“ schon die zweite äußerst hörenswerte Platte am Start. Ziel soll es sein, ganz nach dem Vorbild der späten Siebziger und frühen Achtziger, jedes Jahr eine Veröffentlichung anzuvisieren, wie Lance V. in einem Interview unlängst verkündete. Wenn sich das Material immer auf diesem hohem Niveau befindet, sehr gerne.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1. Psycho Suzi
2. No Way Out
3. Rockin´ America
4. Give The Night Away
5. Back In Your City
6. In Love With A Junkie
7. Rock Brigade
8. Nights That Never End

Stefan

PRETTY BOY FLOYD – Public Enemies

Band: Pretty Boy Floyd
Album: Public Enemies
Spielzeit: 43:45 min
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 01.12.2017
Homepage: www.prettyboyfloydband.com

14 Jahre nach dem letzten Album „Size Really Does Matter“ bestückt uns die Band um Steve Summers und Kristy Majors nun mit ihrem vierten Album „Public Enemies“. Mein 15-jähriges Ich schreit laut Hurra bei dem Gedanken an den feucht-fröhlichen Hair Metal der 80er, bei dem es einfach nur um Spaß, Party, geile Haare und feine Mädels geht. Dementsprechend war ich sehr gespannt, was mit PRETTY BOY FLOYD seitdem passiert ist und wie sich das ganze 2017 anhört.
Auch die Band selbst dachte sich, genau diese Musik noch einmal aufleben zu lassen damit die Fans, die entweder die 80er vermissen oder sie gar nicht erlebt haben, den Vibe (noch)einmal aktuell spüren können.
Nach einem kurzen Opener („S.A.T.A.“) wird man mit „Feel The Heat“ in die erhoffte Stimmung geworfen. Gleich beim nächsten Song „High School Queen“ kommt man aber schon gehörig ins Grübeln. Wie soll man es finden, wenn eine Band, deren Mitglieder stracks auf die 50 zugehen, über heiße Schulmädchen singen? Mein Herz erwärmt sich da nicht. Auch der folgende Song „Girls All Over The World“ reißt das Ruder nicht mehr herum. Beim letzten Song „So Young So Bad“ ist die Thematik dieselbe wie bei „High School Queen“. Bei Zeilen wie „You should be home playing with your dolls, instead of here playing with my balls“ konnte ich mich noch nicht entscheiden, ob ich es lustig finde oder mich übergeben möchte…wahrscheinlich beides. „American Dream“ ist ein grooviger Spaß, bevor es mit der Powerballade „We Can’t Bring Back Yesterday“ weitergeht. Mit „We Got The Power“ und „Do You Wanna Rock“ feiert die Band den Rock’n’Roll und sich selbst, „Run For Your Life“ glänzt im „Too Fast For Love“ (MOTLEY CRUE) Vibe und ist für mich, neben “Feel The Heat“ das Highlight des Albums. Doch auch „Shock The World“ fängt ziemlich cool an und „Paint It On” modernste Song des Albums sein.

Es ist einmal mehr interessant zu sehen, was Alter und Zeit u.a. mit Musikgeschmack anrichten. Mein heutiges Ich ist eher ernüchtert. Mit „Public Enemies“ begibt man sich auf einen Nostalgietrip á la TUFF, MOTLEY CRUE, POISON, TRIXTER und wie sie alle heißen. Das Album schließt nahtlos da an wo „Leather Boyz With Electric Toyz“ aufgehört hat und klingt so, als möchte man krampfhaft an der alten Zeit festhalten. Dies gelingt auch, aber wirkt heute vor allem textmäßig teilweise unangebracht. Man bekommt gleichzeitig das Gefühl, dass diese Tatsache den Jungs von PRETTY BOY FLOYD gehörig am A**** vorbeigeht, was wiederrum ziemlich cool ist.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. S.A.T.A.
02. Feel The Heat
03. High School Queen
04. Girls All Over The World
05. American Dream
06. We Can’t Bring Back Yesterday
07. We Got The Power
08. Do Ya Wanna Rock
09. Run For Your Life
10. Shock The World
11. Paint It On
12. 7 Minutes In Heaven
13. Star Chaser
14. So Young So Bad

Lotta

JULIAN ANGEL – The Death Of Cool

Band: Julian Angel
Album: The Death Of Cool
Spielzeit: 47:34 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Platinum Blonde Records
Veröffentlichung: 26.05.2017
Homepage: www.angel-rock.com 

Lange war es ziemlich ruhig im Lager von JULIAN ANGEL. Das letzte Soloalbum liegt gar ein ganzes Jahrzehnt zurück, aber irgendwie war BEAUTIFUL BEAST ja auch eine Ein-Mann-Show. Auch hier zogen lange drei Jahre ins Land seit „Kick Down The Barricades“. Aber egal welchen Namen das Kind hatte, das Mr. ANGEL auf den Weg brachte, derart authentischen Sleaze- bzw. Hair Metal aus deutschen Landen hat man äußerst selten zu Gehör bekommen. Von daher trifft die neue Scheiblette des Riffmeisters from Sunny Würzburg genau richtig zum angehenden Sommer ein. Dass die Konkurrenz speziell international nicht gerade kleiner geworden ist ob der riesigen Anzahl von Releases, die jede Woche um die Gunst des Fans buhlen, ist bei Leibe kein Geheimnis. Und da ist es fast egal, ob ein neues Signing eines großen Genrelabels oder ein weiteres Independent-Produkt einer weiteren vielversprechenden neuen Kapelle aus Skandinavien ansteht. Die riesige Welle erschlägt selbst jeden Schreiberling. Umso wichtiger ist ein regelmäßiger Blick in den Untergrund. 

„The Death Of Cool“ nennt sich das neue Werk des Songwriters, Sängers, Multiinstrumentalisten und Berufs-Nostalgikers (und das ist durchweg positiv gemeint) mit der blonden Mähne. In letzter Zeit fiel JULIAN ANGEL auch durch sein Engagement in einigen Hollywood-Streifen auf, zu denen er einige Titel beisteuern konnte. Darunter Filme mit Bruce Willis, Dolph Lundgren und Mickey Rourke. Jetzt will er sich aber wieder seiner großen Liebe, dem Hair Metal widmen. Elf neue Songs haben sich auf der neuen Langrille versammelt. Mit einem mitreißenden Drum-Beat startet „Shoot Me Down“ mit herrlichem Riffing und betont Achtziger-lastigem Text (es geht natürlich um die Ladies). Der darauf folgende Titeltrack ist eine absolute Granate und stellt den ohnehin schon bärenstarken Opener locker in den Schatten. Mit riesigen Ohrwurmmelodien im dick angestrichenen Refrain und treibenden Rhythmus ist JULIAN ANGEL hier sein Meisterstück gelungen. Dass er aber wieder mehr als blendend aufgelegt war bzw. ist, davon zeugen das autobiographische „Phonograph Needle“, knackige Rocker wie „She´s On Fire“ (BONFIRE lassen grüßen), „Rock Like A Woman“ oder das moderner angehauchte „Clock Strikes“. Für kuschelige Momente sorgt „Reach“ und „Summerbreak“ wird zwar ALICE COOPER´s „School´s Out“ den Rang nicht streitig machen, ist aber dennoch eine erstklassige Gute-Laune-Sommernummer. Der Bonustrack „Friday Nite Wild“ verspricht ebenfalls Party pur. 

„The Death Of Cool“ ist für mich der Sommersoundtrack 2017 und wird mir viele Meilen auf dem (bayrischen) Highway versüßen. Außerdem ist diese Platte wieder mal der Beweis dafür, dass sich ein Blick in den Untergrund abseits der üblichen Genrelabels sehr lohnen kann. Außerdem hat JULIAN ANGEL das, was vielen Künstlern fehlt: er vereint die Liebe zu seinen Vorbildern mit seinem eigenen Stil. Also Folks – checkt dieses großartige Sommerscheibchen ab! Authentischer kann Hair Metal aus Deutschland nicht klingen. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Shoot Me Down
2.    The Death Of Cool
3.    Clock Strikes
4.    She´s On Fire
5.    Reach
6.    Phonograph Needle
7.    Rock Like A Woman
8.    Hideaway
9.    Monsterous
10.    Summerbreak
11.    Friday Nite Wild (Bonus Track)

Stefan

CONFESS – Haunters

Band: Confess
Album: Haunters
Spielzeit: 58:15 min.
Stilrichtung: Hair Metal, Hardrock, Heavy Metal
Plattenfirma: –
Veröffentlichung: 01.03.2017
Homepage: www.confess.se 

Ziemlich genau drei Jahre ist es her, seitdem das Debüt von CONFESS in die Hairmetal Szene ziemlich tief eingeschlagen hat. Mit grandiosen Hymnen wie „Relationshit“ oder „Setting Sails“ knüpfte die Band aus Stockholm nahtlos an frühe CRASHDIET an. Für die neue Platte „Haunters“ zeichnen sich neben den bekannten Mitgliedern John Elliot (vocals), Blomman (guitars) und Samuel (drums) zwei neue Männer verantwortlich: Bassist Van Noice und Gitarrist Richie ersetzen Lucky und Daniel. 

Für ihr neues Coverartwork haben CONFESS eine recht klassische Zeichnung gewählt, die perfekt zum Sound passt und auch die Zeit nicht verleugnet, in der die Jungs leben: die glorreichen Achtziger. Und ganz nebenbei greift es mit „Rats“ einen Song des neuen Albums auf. Dieser steht aber erst an vierter Stelle – und bis er erklingt, haben CONFESS nach dem Intro „Irony“ bereits zwei Hochkaräter abgefeuert. Schon „Strange Kind Of Affection“ ist ein Knüller. Etwas metallischer angelegt als das restliche Material, zeigt er gleich neue Facetten im Sound der Schweden. Die Nummer hat alles, was ein Hit braucht und wurde nicht umsonst zur ersten Single auserkoren. „Stand Our Ground“ ist etwas klassischer gehalten und ein richtiger Midtempostampfer – abermals großartig. Das eben schon erwähnte „Rats“ macht das Lächeln im Gesicht dann abermals breit. Wer denkt, CONFESS gehen nach diesem nahezu perfekten Einstieg die Ideen aus, der hat das Debüt nicht gehört. Denn schon auf „Jail“ tummeln sich enorm viele geile Songs. Auch auf „Haunters“ ist das so: neben den bereits erwähnten solltet Ihr Euch unbedingt das schleppende „Haunting You“, das herrlich altmodische „Talia“ oder Songs wie „Animal Attraction“ oder das in Landessprache gesungene „Vittring“ reinziehen.

Variabler und ausgefeilter, aber auch einen Tick mehr „cheesy“ legen CONFESS mit ihrem zweiten Longplayer „Haunters“ ein ordentliches Brikett nach. Zwar ist der Überraschungseffekt von „Jail“ lange verblasst, das schmälert die Klasse der Songs aber nicht im geringsten. Lassen wir uns überraschen, wie sich die neuen Songs auch live umsetzen lassen. „Haunters“ ist abermals ein Highlight und sollte den Weg in Euren Plattenschrank finden. Apropos: natürlich gibt es das Zweitwerk der Schweden auf Vinyl. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Irony (Intro)
2.    Strange Kind Of Affection
3.    Stand Our Ground
4.    Rats
5.    Haunting You
6.    Talia
7.    How Could I Let You Go
8.    Animal Attraction
9.    I Won´t Die 
10.    Lady Of The Night
11.    Tonight
12.    Let The Show Go On
13.    Eye To Eye
14.    Vittring

Stefan

SHAMELESS – The Filthy 7

Band: Shameless
Album: The Filthy 7
Spielzeit: 38:32 min.
Stilrichtung: Hardrock, Hair Metal
Plattenfirma: RSR Music
Veröffentlichung: 04.2017
Homepage: www.shamelessrock.com

In lockerer Reihenfolge trudeln immer wieder neue Tonträger eines Bandprojektes in den Plattenläden der Republik ein, das so wohl niemand für möglich gehalten hätte. Ein Bassist aus der bayrischen Landeshauptstadt schart die Größen der US-amerikanischen Glamszene der Achtziger um sich und legt mit SHAMELESS eine flotte Sohle aufs Parkett. Bereits seit 1989 existiert dieses lockere Tet-á-tet, ihre Frühwerke „Backstreet Anthems“ (1989) und vor allem das nach einem langen Break veröffentlichte „Queen 4 A Day“ (2000) konnten begeistern. Aber auch die restlichen vier Platten boten kurzweiligen Sleaze- bzw. Hardrock mit Szenegrößen wie Steve Summers (PRETTY BOY FLOYD), Stevie Rachelle (TUFF), Eric Singer (KISS), Chris Holmes (W.A.S.P.), um nur einige zu nennen. 

Für die neue Scheibe „The Filthy 7“, die siebte in der Diskographie, wie sich unschwer erkennen lässt, hat Mr. Alexx Michael wieder viele seiner Freunde angerufen, um ihn zu unterstützen. Das wären neben Stammgitarrist B.C. auch Tracii Guns (L.A. GUNS), Steve Summers (PRETTY BOY FLOYD), Frankie Muriel (KING OF THE HILL) und Stevie Rachelle (TUFF). Ein illustrer Haufen also, der sich durch elf neue Songs rockt. OK, „Get Out Of My Dreams, Get Into My Car“ ist ne Coverversion. 

An erster Stelle aber steht die lässige KISS-Nummer „How The Story Goes“. Alexx Michael lebt nicht nur seine Musik, er ist auch einer der größten KISS-Maniacs auf diesem Planeten. Das zeigt sich natürlich auch in seiner Musik. Aber es wäre unfair, den Opener als Kopie abzutun, denn zumindest der Chorus ist um Längen sleaziger als es KISS je sein könnten. Somit spannen SHAMELESS schon zu Beginn der Scheibe den Bogen gekonnt mit allen Hauptzutaten auf „The Filthy 7“. 

Schon an zweiter, sehr prominenter Stelle steht der alte BILLY OCEAN Hit „Get Out Of My Dreams, Get Into My Car“, dem die Jungs einen ordentlichen Rockanstrich verpasst haben. Highlights von „The Filthy 7“ sind neben dem Öffner „How The Story Goes“ wunderbar klassische Rocker wie „Can´t Get Enough“, „Serial Cheater“ oder „Love Game“ sowie das punkige „WTF R U“. 

Die Leistungskurve zeigt leicht nach oben bei SHAMELESS. „The Filthy 7“ gehört schon aufgrund seiner Lockerheit zu den besten Releases der Band. Auf dieser Platte geht der Weg etwas weg vom eher klassischen Sleaze vergangener Tage und nimmt die Siebziger mit ins Boot. Eine willkommene Abwechslung. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    How The Story Goes
2.    Get Out Of My Dreams, Get Into My Car
3.    I Don´t Wanna Know
4.    Can´t Get Enough
5.    It Can´t Be That Bad
6.    Serial Cheater
7.    WTF R U
8.    Love Game
9.    Getaway
10.    Wild In The Night
11.    Change Your World

Stefan

CYANIDE – Lethal Dose

Band: Cyanide
Album: Lethal Dose
Spielzeit: 44:52 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.cyanideband.com

Früher rannte man mit feuchten Augen, wild fuchtelnd und ähem tanzend um den Weihnachtsbaum, wenn darunter eine neue (oder alte) Platte von Heroen wie AC/DC, IRON MAIDEN, KISS oder in meinem Falle MÖTLEY CRÜE lag. Diese wurde dann aber auch höchstens einmal auf der elterlichen Stereoanlage ausprobiert, da sonst der Frieden dahin gewesen wäre. Aber ein Funktionstest musste eben sein. Außerdem legten danach sämtliche Familienmitglieder zusammen, um einem zum nächsten Geburtstag einen eigenen Plattenspieler zu schenken, damit ein derartiges Szenario im nächsten Jahr zur besinnlichen Zeit unterbunden werden konnte. Täuscht es mich, oder waren wir als Kinder mit weniger zufrieden? Anyway – es war schon eine tolle Zeit in den Achtzigern. Das denken sich auch unzählige Bands auf dem gesamten Globus heute noch und machen kurzerhand Musik, wie sie damals angesagt war. CYANIDE aus den vereinigten Staaten, genauer aus der Zockermetropole Las Vegas, haben ebenfalls enormen Spaß daran, sich der Retrobewegung im eigenen Land anzuschließen. 

Dabei haben sie sich Kapellen wie MÖTLEY CRÜE, KISS, RATT oder W.A.S.P. auf die Fahne geschrieben. Das ist zwar nicht gerade ein Einzelfall, aber die Umsetzung lässt doch aufhorchen. Denn zum Einen ist Sänger Rob Hussey stimmlich sehr nah bei Vince Neil und zum Anderen sind die elf Songs auf ihrem Album „Lethal Dose“ durchaus mit Eigenleben versehen. Im Grunde machen CYANIDE eine Mischung aus Street Rock und Hair Metal. Dass „Lethal Dose“ schon über zwei Jahre auf dem Buckel hat und hier jetzt noch besprochen wird, ist also kein Zufall. 

Der räudige Öffner „Bitches To Blame“ ist wohl das beste Beispiel, wie man alten Bands huldigen kann, ohne sie zu kopieren. Aber auch Songs wie „What Comes Around Goes Around“ (nein, keine Coverversion von TUFF), das lässige „Drinkin´“ oder die Ballade „It´s A Long Road“ sind mehr als hörenswert und erinnern an bessere Zeiten, als die Haare noch lang und die Nächte noch länger waren. „Lethal Dose“ ist kein Meisterwerk, kein auf dem Reißbrett entworfenes Hochglanzprodukt, aber eine äußerst liebenswerte Platte von einer Band, die hörbar Spaß an dem hat, was sie macht. Auch wenn es das schon Jahrzehnte davor gegeben hat und heutzutage wohl weitaus weniger Fans mit dieser Musik gewonnen werden können. Daumen nach oben Jungs! So hat guter Rock´n Roll schon vor dreißig Jahren klingen müssen…

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Bitches To Blame
2.    Drinkin´
3.    Pump It To Me
4.    Flying Free
5.    Nikki Sixx In Disguise
6.    Devil Inside Me
7.    Groovin´
8.    Lookin´For A Good Time
9.    What Comes Around Goes Around
10.    It´s A Long Road
11.    Whole Lotta Trouble

Stefan

NITERAIN – Vendetta

niterain_coverBand: Niterain
Album: Vendetta
Spielzeit: 38:07 min.
Stilrichtung: Hair Metal, Hardrock
Plattenfirma: Live Management
Veröffentlichung: 02.12.2016
Homepage: www.niterain.no 

NITERAIN werden als die logischen Nachfolger von MÖTLEY CRÜE gefeiert! Zumindest von der eigenen Promoabteilung. Nachdem die Bad Boys Of Rock´n Roll mit dem Livealbum „The End“ wohl wirklich erstmal in den wohlverdienten Ruhestand gegangen sind, ist der Weg frei für neue Bands, die den Thron des zugegebenermaßen wegweisenden Quartetts aus Los Angeles erklimmen könnten. Obwohl, so richtig verteidigen konnten Nikki Sixx und seine Mannen diesen auch schon lange nicht mehr. Dafür kam einfach zu wenig zwingendes Material aus seiner Feder. Ein letztes Aufbäumen mit dem 2008er Album „Saints Of Los Angeles“ war noch zu spüren, aber unterm Strich beschränkte man sich dann doch lieber auf die Verwaltung der frühen Hits. 

Genau da setzen die Norweger NITERAIN mit ihrem neuen Album „Vendetta“ an. Denn bereits der Öffner „Lost And Wasted“ klingt wie eine Reinkarnation des „Shout At The Devil“-Albums. Nur mit dem Unterschied, dass MÖTLEY CRÜE diesen Sound kreiert haben und NITERAIN ihn lediglich kopieren, wenn man es drastisch formulieren möchte. Und das ziemlich offensichtlich. Aber auch an neueren Combos scheinen die Norweger Gefallen gefunden zu haben. Immerhin klingt „The Threat“ stark nach DIEMONDS´ „Livin´ Tonight“ oder „Romeo“ leicht nach CRASHDIET. Aber mit der Vorabsingle „Rock´n Roll“ beweisen NITERAIN auch, dass sie durchaus dazu in der Lage sind, vermeintlich einfach gestrickte Songs gekonnt aufzupeppen. 

Aber NITERAIN gehören bereits seit dem 2013er Debüt „CrossFire“ zu den wirklich talentierten Kapellen der neuen Sleazewelle. Und so können sich die Vier mit „Vendetta“ definitiv steigern. Dass sie in den knapp 40 Minuten nichts wirklich Neues servieren, sollte klar sein. Aber sie machen ihre Sache wirklich sehr ordentlich und live sind die Jungs sicher eine Macht. Das einzige, was ihnen jetzt noch fehlt, ist ein Hit. Aber lieber liefern sie starke Alben in Gänze ab als sich darauf zu beschränken, mit aller Macht einen Hit zu kreieren, der das restliche Material in dessen Schatten stellt. Well done boyz – again!

WERTUNG:

7,5

 

 

Trackliste:

1.    Lost And Wasted
2.    Come On
3.    The Threat
4.    Rock´n Roll
5.    Romeo
6.    One More Time
7.    Something Ain´t Right
8.    Don´t Fade Away
9.    #1 Bad Boy
10.    Electric
11.    Vendetta

Stefan

JULIAN ANGEL – News

Julian Angel veröffentlicht neues Video "Reach" und kündigt neues Album an

Der Hair Metal Fahnenschwenker ist zurück: Von seinem Anstecher nach Hollywood, wo er Musik für Actionfilme gemacht hat, bringt Julian Angel ein neues Soloalbum mit. "The Death Of Cool" wird im Februar 2017 erhältlich sein, und selbstverständlich hat sich Angel stilistisch keinen Millimeter bewegt: "Für mich ist es immer noch 1989 und genau so hören sich die Songs auch an". Im Rahmen der Vorankündigung hat Julian gerade das erste von zwei neuen Videos veröffentlicht. in "Reach" spielt er sich selbst und lässt damit keinen Zweifel offen, dass es sich um ein Soloalbum handelt. Doch warum? "Beautiful Beast war so oder so mein Ding, nahe an einem Soloprojekt. 'The Death Of Cool' ist somit etwas neues und gleichzeitig auch nichts neues".

Here we go: