PLATINUM OVERDOSE – Standing on the Edge of the Night

Band: Platinum Overdose
Album: Standing On The Edge Of The Night
Spielzeit: 36:52 min.
Stilrichtung: Hardrock, Sleaze Rock
Plattenfirma: DDR Music Group
Veröffentlichung: 30.07.2021
Homepage: www.platinumoverdose.com

Auf einmal war sie da – die neue Platte von PLATINUM OVERDOSE. Ohne großartige Ankündigung, ohne sonstiges Brimborium, ohne Vorab-Single, einfach Bääm. Das ist verwunderlich in einer Zeit, in der immer mehr Show um jede noch so unbedeutende Veröffentlichung gemacht wird. Und da sind wir auch schon beim Punkt. Ist dieser Release bedeutend? Ganz sicher – in den Augen eines jeden, der die Achtziger liebt und den Sleaze Rock sowieso. In der recht kurzen Vergangenheit der Amis stehen ja auch schon einige Releases zu buche. Hier haben wir mit „Standing On The Edge Of The Night“ also das dritte Album in drei Jahren.

Für alle, denen PLATINUM OVERDOSE noch nicht geläufig ist sei gesagt, dass wir es hier mit einer beachtlichen Ansammlung alter Recken zu tun haben, die unter der Ägide von DDR Music Group Chef Lance V. – gleichzeitig auch Bassist der Band – musizieren. Neben den beiden Gitarristen Matt Thorr (ROUGH CUTT) und Rick Mead (SYRE) haben wir BRASS KITTEN Goldkehlchen Steve Philbrook am Mikro. Hier ist also Klassikeralarm angesagt, auch wenn es keine der Bands damals ins ganz große Rampenlicht geschafft hat, sind sie dennoch in Fankreisen bis heute äußerst beliebt – zu Recht. Einen festen Drummer indes suchen die Amis immer noch.

Was PLATINUM OVERDOSE aber nicht fehlt, ist die richtige Attitüde – das beginnt schon beim Namen, dem Image, dem Songwriting und auch dem Sound ihrer Platten. Dieser geht für „Standing On The Edge Of The Night“ noch etwas mehr zurück in die Zeit, als die Hair Metal Bewegung noch am Anfang stand. Die erste Hälfte der Achtziger Jahre, mit einem etwas ruppigeren Sound, härteren Riffs und weniger Glamour. OK, das gilt nicht für die komplette Scheibe, denn nach dem Intro „No Rest For The Wicked“ gibt es mit „Rock´n Roll Rodeo“ erst einmal einen erstklassigen Sunset-Strip-Song auf die Ohren. „Generation Fire“ erinnert vom Sound her etwas an das Debüt von BLACK´N BLUE und die Uptempo Nummer „Tonight Tonight“ packt noch eine Schippe Härte oben drauf.

Mein erster Blick auf die neue Trackliste offenbart dieses Mal nicht sofort, ob PLATINUM OVERDOSE dieses Mal eine Coverversion aufgenommen haben. Denn weder bei „No Rest For The Wicked“, noch bei „Rock´n Roll Rodeo“ oder „Rebel Heart“ ist das der Fall. Haben die Amerikaner in der Vergangenheit Stücke von bekannten Bands wie MÖTLEY CRÜE oder DEF LEPPARD gecovert, muss man dieses Mal wirklich suchen. Und eben das genannte „Tonight Tonight“ entpuppt sich als Cover Nummer. Die Band TUFF LUCK dürfte wohl eher richtigen Insidern ein Begriff sein, dennoch hat Lance V. einen großen Bezug zu dieser Combo – immerhin war deren Drummer Todd Kelly sein erster Musiklehrer.

Nach diesem eher harten Brocken geht es mit „Not Far“ wieder mehr in Richtung Sunset Strip, ehe „Lies“ wieder ordentlich nach Vorne geht. „Rebel Heart“ ist ein cooler Street-Rocker und mit „Chain Me To Heaven“ haben wir einen richtig guten BLACK´N BLUE Gedächtnis-Song. „Scene Of The Crime“ und das sehnsüchtige „Remember Forever“ runden das Album herrlich melodisch ab.

Support the Underground! – das muss hier die Devise sein. PLATINUM OVERDOSE haben jetzt bereits drei heiße Eisen im Feuer, die allesamt das bieten, was so manch namhafte Band nicht im Stande ist zu liefern. Und doch ist „Standing On The Edge Of The Night“ kein Abklatsch ihrer bisherigen Alben, die Amis haben sich nicht neu erfunden, aber dennoch weiterentwickelt. Die neue PLATINUM OVERDOSE müsst Ihr einfach antesten!

Und nur für den Fall, dass Ihr noch mehr von der Band wollt – angeblich soll noch dieses Jahr eine EP nur mit Coverversionen das Licht der Welt erblicken – also stay tuned – es wird sicherlich wieder ein spannender Exkurs durch den schier unerschöpflichen Metal-Untergrund!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1. No Rest For The Wicked
2. Rock´n Roll Rodeo
3. Generation Fire
4. Tonight Tonight
5. No Far
6. Lies
7. Rebel Heart
8. Chain Me To Heaven
9. Scene Of The Crime
10. Remember Forever

Stefan

PLANTINUM OVERDOSE – Back for the Thrill

Band: Platinum Overdose
Album: Back For The Thrill
Spielzeit: 29:42 min.
Stilrichtung: Hair Metal, Sleaze Rock
Plattenfirma: DDR Music Group
Veröffentlichung: 05.08.2020
Homepage: www.platinumoverdose.com

Die Vereinigten Staaten von Amerika durchleben wilde Zeiten. Denn nicht nur das allgegenwärtige Virus hält die USA in Atem, sondern auch ihr etwas grenzwertiger Noch-Präsident und die Tatsache, dass das Land gespalten ist wie selten zuvor. Damit sind die Amerikaner zwar nicht alleine und wir wollen hier auch nicht politisch werden, aber irgendwie muss ich den Bogen auf die wilden Zeiten ja spannen *grins*. Auch die Achtziger waren wilde Zeiten, wenngleich auch sicher bessere – und in diesem Jahrzehnt hatte ein Musikgenre Hochkunjunktur, das lange verpönt war und doch für erstklassige Verkaufszahlen sorgte und damit ein breites Grinsen auf die Gesichter der Plattenbosse zauberte. Hair Metal, Sleaze Rock, oder wie man es auch immer nennen möchte. In Skandinavien und speziell in Schweden erlebt diese Richtung schon seit vielen Jahren ihre große Renaissance. Neue, gute Bands aus den USA sind aber eher die Ausnahme. Auch wenn es mit z.b. der DDR Music Group (ehemals Demon Doll Records) nicht nur ein Plattenlabel gibt, das die Sleaze-Fahne in die Höhe hält.

Und so stolperten 2019 vier Jungs unter dem Namen PLATINUM OVERDOSE mit ihrem Debüt „Murder In High Heels“ auf die Bildfläche, die ein wirklich vielversprechendes Gesamtpaket abgaben. Kein Wunder, denn mit Initiator Lance V. sitzt der DDR-Labelchef hier als Bassist selbst an den Hebeln. Und er hat eine illustre Truppe um sich geschart: den Gesang übernahm der ehemalige BRASS KITTEN Shouter Steve Philbrook und an den Gitarren finden sich Matt Thorr (ROUGH CUTT, JAILHOUSE etc.) und Rick Mead (SYRE) wieder. Einzig um den Posten des Drummers wurde der Mantel des Schweigens gehüllt. Und das ist auch auf dem neuen Silberling „Back For The Thrill“ so. Allerdings soll bald ein fester Schlagzeuger vorgestellt werden, wie aus Bandkreisen zu hören war.

Acht Songs haben es auf „Back For The Thrill“ geschafft, die eine halbe Stunde Musik bedeuten. Bei näherem Hinsehen hat sich auch 2020 eine Coverversion „versteckt“. War es auf dem Erstling mit „Black Widow“ ein ziemlich unbekanntes MÖTLEY CRÜE-Demo, haben sich PLATINUM OVERDOSE dieses Mal an einem DEF LEPPARD Song versucht. „Rock Brigade“ vom 1980er Debüt „On Through The Night“ war aber schon im Original ein Gewinner. Das kann die neue Version nur unterstreichen. Aber noch viel wichtiger ist die Frage, wie denn das eigene Material von PLATINUM OVERDOSE klingt. Die beste Antwort darauf gibt klipp und klar gleich der erste Track „Psycho Suzi“. Ungehobelt und räudig rocken die Amis nach vorne – so will man das hören. Aber auch das folgende „No Way Out“ und das sonnige „Rockin´ America“ (nein, keine Adaption von DANGER DANGER´s gleichnamigen Hit) machen richtig Laune! Nach der Midtempo-Nummer „Give The Night Away“ haben die Amis mit „Back In Your City“ gleich noch einen Gewinner am Start. Die eingangs erwähnte Version von „Rock Brigade“ braucht nicht viele Worte – Original geil, die 2020er Version von PLATINUM OVERDOSE läuft auch gut runter.

Alte Recken – neue Band. Das funktioniert nicht immer. Im Falle von PLATINUM OVERDOSE aber hatte nicht nur Geburtshelfer Lance V. den richtigen Riecher mit sämtlichen Mitwirkenden, sondern mit „Back For The Thrill“ schon die zweite äußerst hörenswerte Platte am Start. Ziel soll es sein, ganz nach dem Vorbild der späten Siebziger und frühen Achtziger, jedes Jahr eine Veröffentlichung anzuvisieren, wie Lance V. in einem Interview unlängst verkündete. Wenn sich das Material immer auf diesem hohem Niveau befindet, sehr gerne.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1. Psycho Suzi
2. No Way Out
3. Rockin´ America
4. Give The Night Away
5. Back In Your City
6. In Love With A Junkie
7. Rock Brigade
8. Nights That Never End

Stefan