STATION – And Time Goes On

Trackliste:

01. Over & Over
02. If You Want Me Too
03. A Little Bit Of Love
04. Close My Eyes
05. Touch
06. Locked Away
07. No Reason
08. Something In Between
09. Better Off Alone
10. Around The Sound
11. And Time Goes On

Spielzeit: 50:31 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock – Label: Station Music – VÖ: 13.10.2023 – Page: www.stationband.com 

 

Rock Is Dead – Long Live Rock´n Roll ist das Motto der US-Amerikaner STATION. Die Band aus New York City ist trotz ihrer mittlerweile fünf Alben hierzulande immer noch ein Geheimtipp. Dabei hauen die Jungs um Frontmann Patrick Kearney eine sehr gefällige Mischung aus Melodic Rock und Hardrock raus, der Fans von DEF LEPPARD oder auch neueren skandinavischen Kapellen wie CREYE durchaus gut reinlaufen dürfte. Ihre neue Platte „And Time Goes On“ wurde – wie alle bisherigen Alben – in Eigenregie veröffentlicht und ist u.a. über Eonian Records zu haben. Für das neue Werk haben Patrick Kearney (vocals), Chris Lane (guitars), Emi Asta (bass) und Tony Baptist (drums) ein wirklich abwechslungsreiches Paket geschnürt, das von ultra lässigen Stampfern bis hin zu poppigen Nummern nahezu keine Wünsche offen lässt.

Die prägnante Stimme Kearney´s ist natürlich maßgeblich für den Bandsound, auf „And Time Goes On“ setzt er sie so variabel ein wie bisher noch nie. Aber auch der Gitarrensound ist jedem Stück auf den Leib geschneidert. Mal schreien die Amps um die Wette („If You Want Me Too“), mal sind sie sehr songdienlich und dezent zurückhaltend. Mit „Over & Over“ startet das Album gewohnt mitreißend, schon hier sollte allen neuen Hörern klar sein, was STATION auf dem Kasten haben. Irgendwo zwischen alten Helden und Hardrock von heute angesiedelt heißt es in den kommenden 50 Minuten: Welcome to our show!

Und die startet spätestens mit dem breitbeinigen „If You Want Me Too“. So habe ich STATION seit dem Debüt und meiner immer noch Lieblingsnummer „Everything“ nicht mehr gehört. Habe ich die Jungs irgendwann ab dem dritten Album ein bisschen aus den Augen verloren, sind jetzt alle Lauscher wieder auf Empfang. „A Little Bit Of Love“ ist eine Mischung aus INXS und den LITTLE ANGELS, bevor „Close My Eyes“ damit überrascht, keine Ballade zu sein und eben in Richtung CREYE und Kollegen zu tendieren. Mit typisch Leppard´scher Gitarrenarbeit glänzt das etwas ruhigere „Touch“. Herrlich AOR-lastig präsentiert sich „Locked Away“, das folgende „No Reason“ steigert sich im Laufe seiner gut fünf Minuten von seinem ruhigen Anfang hinzu einer krachenden Hardrock-Nummer. Leicht funkig angehaucht kann auch „Something In Between“ gefallen. „Better Off Alone“ zieht das Tempo wieder etwas an, bevor „Around The Sound“ wieder mehr Griffigkeit ins Spiel bringt. Zu guter Letzt hat das Quartett mit dem Titeltrack doch noch eine Ballade im Gepäck.

Grundsätzlich hätte ich mir etwas mehr Hardrock, etwas mehr Ausgelassenheit gewünscht. Dennoch ist auch das fünfte Werk von STATION ein sehr hörenswertes, durch und durch ambitioniertes und mit viel Herzblut umgesetztes Album geworden. Stark!

Stefan

SKREEN 6 – Rockin´ Head

Trackliste:

01. Intro
02. Rockin´ Head
03. Life Is Too Short To Die
04. Cry
05. On My Way
06. Whisper Of The Rain
07. All We See Tonight
08. Watch Me Die

 

 

Spielzeit: 30:55 min – Genre: Hardrock – Label: Self Released – VÖ: 19.05.2023 – Page: www.skreen6.com

 

Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde und hat nahezu drei mal so viele Einwohner wie die gesamte Europäische Union. Dennoch ist Hardrock dort eher ein Randphänomen. Formationen die Staub aufwirbeln können, sind dünn gesät. Und doch gibt es dort eine lebendige Szene, die immer neue Bands zum Vorschein bringen. Nicht alle haben das Format von GIRISH AND THE CHRONICLES mit ihrem stimmgewaltigen Frontmann, aber es sprießt und blüht im ganzen Land. Jüngstes Beispiel ist die 2021 ins Leben gerufene Band SKREEN 6 aus Kochi im Süden des Landes. Alleine in dieser Region leben über 2 Millionen Menschen. Da darf eine Hardrockband absolut nicht fehlen, dachten sich Frontmann Amal Dev Nambiar, Bassist JK, Salas Stewert und MK an den Gitarren und Drummer Adithya KM. Einzig Keyboarder Dibin Savio Jude ist nicht mehr mit von der Partie, man operiert also mittlerweile nur noch zu fünft. Daher rührt auch der Bandname SKREEN 6, die Jungs formierten sich während der zweiten Covid-Welle in Indien,und so waren die einzig möglichen Zusammenkünfte eben via Skype oder Zoom, wo sich dann Abend für Abend der Bildschirm in sechs Screens aufteilte.

Bereits im November 2021 kam mit „Rockin´ Head“ die erste Single ans Licht, im März 2022 folgte mit „Watch Me Die“ die zweite. Jetzt steht mit dem 8-Tracker, der ebenfalls auf „Rockin´ Head“ getauft wurde, die erste Liedersammlung in den Startlöchern. OK, es sind nur 7 vollwertige Songs, denn das etwas deplatzierte Intro kann man nicht wirklich zählen. Warum deplatziert? Es scheint einfach eine Idee eines unfertigen Songs zu sein, der einfach nach knapp einer Minute sein jähes Ende findet. Ganz anders tönt die Debüt-Single „Rockin´Head“ aus den Boxen. Mit coolem Riffing und guter Rhythmusfraktion geht der Song gut ab. Die Vocals indes könnten etwas dreckiger daherkommen. „Life Is Too Short To Die“ hat abermals eingängige Gitarrenarbeit vorzuweisen und einen guten Groove. Auch der Chorus könnte bei Livekonzerten gut kommen. Richtig gute Nummer. Danach folgen mit „Cry“, „On My Way“ und „Whisper Of The Rain“ gleich drei Balladen am Stück, wovon die letzte definitv die beste ist. Auch toll ist dabei die etwas rauere Stimme von Gitarrist Salas Stewert, der hier die Leadvocals übernommen hat, genauso wie bei „On My Way“ übrigens. Das schleppende „All We See Tonight“ gipfelt in einem sehr eingängigen Refrain, den ich irgendwo schon mal gehört habe – nur wo? Ich werde alt. Abschließend gibt es mit „Watch Me Die“ noch nen richtig guten Rocksong zu hören.

Für ihr Debüt haben sich SKREEN 6 einiges einfallen lassen. Selbst genannte Einflüsse wie MÖTLEY CRÜE, SKID ROW oder die SCORPIONS sind nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber dennoch allgegenwärtig. Somit sind SKREEN 6 kein Abklatsch o.g. Helden, für internationale Größe müssen die Jungs aber noch ein paar Schippen drauflegen. Dennoch sollte man sich diesen Namen merken, hat Spaß gemacht Jungs!

Stefan

TEMPT – Same

Trackliste:

01. Welcome Me In
02. Living Dangerous (feat. Dorothy)
03. Two Ways
04. Burn Me Down
05. Hideaway
06. Camouflage
07. Golden Tongue
08. Sneakin´ Around
09. Roses
10. Girl
11. Addicted To Touch

Spielzeit: 42:20 min – Genre: Melodic Rock, Modern Rock, Pop – Label: Better Noise Music – VÖ: 25.08.2023 – Page: www.temptband.com

 

Man sollte sich vom Coverartwork dieser Platte nicht täuschen lassen. Wir haben es hier weder mit einer Westcoast-AOR-Kapelle noch mit einer Schnösel-Boyband zu tun, sondern mit einem handfesten Rockalbum, das um viele Elemente aus Funk und Pop angereichert wurde und absolut up to date aus den Boxen quillt. Auch Kapellen wie DEF LEPPARD haben hier und da ihre Spuren hinterlassen – dazu aber später mehr. Wer ist diese junge Band aus New York City eigentlich? 2014 setzten Zach Allen (vocals), Harrison Marcello (guitars), Chris Gooden (bass) und Nicholas Burrows (drums) mit der EP „Under My Skin“ eine erste Duftmarke, alleine der Titeltrack ist ein raues aber dennoch eingängiges Stück Hardrock erster Güte. Zwei Jahre später gab es mit „Runaway“ den ersten Longplayer, der mit „Paralyzed“ einen kleinen Hit enthielt und kurioserweise über Rock Candy Records veröffentlicht wurde.

Erst jetzt – sieben Jahre später – kommt der Vierer aus New York mit einer weiteren Langspielplatte aus der Hüfte, die ganz einfach so heißt, wie die Band selbst. Mit „Living Dangerous“ konnte man bereits vor zwei Jahren ein erstes Ausrufezeichen setzen, das es in sich hatte. Zusammen mit der bekannten Sängerin Dorothy performen TEMPT einen Song, der das Qualitätslevel der Band bereits noch einmal enorm anhebt. Nicht umsonst konnte der Track auf dem Soundtrack des Horror-Streifens „The Retaliators“ platziert werden, neben Beiträgen von MÖTLEY CRÜE, THE HU, CORY MARKS, PAPA ROACH u.v.a.
Aber damit nicht genug. Denn die weiteren Singles „Roses“, „Burn Me Down“ und „Golden Tongue“ sind allesamt Hits. Der Opener „Welcome Me In“ indes ist eine Breitwand-Inszenierung aus Rock und Funk. Das poppige „Two Ways“ trägt alle Trademarks der Band, das rockige „Hideaway“ erinnert ein wenig an DEF LEPPARD während Songs wie „Camouflage“ oder „Girl“ ganz einfach moderne Rocksongs erster Klasse sind. Mit „Sneakin´ Around“ gibt es ein Stück zu hören, das sich immer weiter aufbaut und in einem grandiosen Chorus mündet. Das abschließende „Addicted To Touch“ beschließt ein Album, das ganz unerwartet in den Rock´n Roll Kosmos einschlägt und einen riesigen Krater hinterlässt.

Mit „Tempt“ haben die US-Amerikaner ein Werk erschaffen, das irgendwie niemand auf dem Schirm hatte. Voll mit erstklassigen Stücken irgendwo zwischen Pop, Rock und Hardrock, aber immer abwechslungsreich und ideenreich umgesetzt, zählt diese Scheibe sicher zu den Überraschungen in diesem Musikjahr, das nun vielleicht doch noch so richtig in Fahrt kommt. Wer auf frischen Hardrock moderner Prägung steht, der aber auch aus der Vergangenheit seine Einflüsse zieht, der ist hier genau richtig! Megastark!

Stefan

THE BITES – Squeeze

Trackliste:

01. Knockin´ On The Door
02. Pretty Boys
03. Love Affair
04. Heather Leather
05. Wild Animal
06. Bad Bad
07. Squeeze
08. Good Love
09. Cold Clean Lady
10. Do Me A Favor

 

Spielzeit: 35:44 min – Genre: Glamrock, Rock, Hardrock – Label: Earache Records – VÖ: 15.09.2023 – Page: www.facebook.com/TheBitesBand

 

Kennt Ihr das? Es gibt so Platten, die muss man einfach haben. Ähnlich ergeht es mir manchmal mit einer Rezension – die muss ich einfach machen. Selbst wenn kein Promomaterial vorliegt. Und so ein Fall ist das unlängst veröffentlichte Langeisen der US-amerikanischen Rock´n Roller THE BITES. Mit einem äußerst lässigen Mix, der sich irgendwo zwischen den späten Sechzigern und den frühen Achtzigern verorten lässt, gehen Sänger Jordan Tyler, die beiden Gitarristen Dustin Coon und Jono Richer, Bassist Zack Currier und Schlagzeuger Mark Hylander keinen wirklich neuen Weg. Die Partyattitüde, die Lässigkeit und Abgezocktheit, mit der der Fünfer auf seinem Erstling „Squeeze“ zu Werke geht, ist schier unglaublich.

Wenn man etwas googelt, wird ein Mix aus THE HIVES, MÖTLEY CRÜE, GRETA VAN FLEET oder THE STRUTS angepriesen – das trifft es ziemlich genau. Vielleicht könnte man noch Bands wie JET hinzufügen. Hier wird also recht ursprünglich gerockt und gerollt. Vor vier Jahren wurde das eigentliche Debütalbum „Open Your Mouth“ veröffentlicht, das mittlerweile nirgends mehr zu finden ist, nicht mal mehr bei YT oder Spotify. Der Deal mit Earache Records hat wohl dafür gesorgt, dass diese Platte praktisch ausgelöscht wurde und der jetzt erschienene 10-Tracker „Squeeze“ als Debüt tituliert wird. Warum eigentlich?

Mit einer Spielzeit von gerade mal knapp 36 Minuten haben die zehn neuen Songs eines gemeinsam: sie sind kurz, knackig, absolut old school rock´n rollig und frisch wie selten ein Neuling in der Szene aufgespielt hat. Und sie machen jede Menge Spaß, und zwar alle! Angefangen von der ersten Hit-Single „Do Me A Favor“, die an den Schluss des Albums „verbannt“ wurde über den krachenden Opener „Knockin´On The Door“, das rifflastige „Good Love“, Mega-Nummern wie „Heather Leather“ oder das kürzlich ausgekoppelte „Bad Bad“. Wo hin man hört, ist Party angesagt und das Beste der oben genannten Referenzen tritt zu Tage.

Auch wenn „Squeeze“ nur offiziell das Debüt einer kleinen Rock´n Roll Band aus Hollywood ist, kann man wohl nicht besser in eine Karriere starten. Mit Jordan Tyler hat die Band einen Frontmann mit reichlich Attitüde, die ganze Band strotzt nur so vor Coolness, der Sound der Scheibe ist herrlich retro und doch knackig und hat die richtige Portion Dreck unter den Fingernägeln, was will man also mehr? „Rock´n Roll Is Dead – so praise THE BITES“. Plichtkauf Herrschaften, das hier könnte die Party-Platte des Jahres sein!

Stefan

ECLIPSE – Megalomanium

Trackliste:

01. The Hardest Part Is Losing You
02. Got It!
03. Anthem
04. Chrildren Of The Night
05. Hearts Collide
06. I Don´t Get It
07. The Broken
08. So Long Farewell Goodbye
09. High Road
10. One Step Closer To You
11. Forgiven

Spielzeit: 38:10 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 01.09.2023 – Page: www.eclipsemania.com

 

Die gute Nachricht gleich vorneweg: wo ECLIPSE drauf steht, ist auch im Jahr 2023 ECLIPSE drin! Die Entwicklung, die Eric Martensson und seine Jungs seit ihrem Einstand „The Truth And A Little More“ in 2001 bis heute genommen haben, darf als phänomenal bezeichnet werden. Schon lange gehören die Schweden zur Speerspitze des skandinavischen respektive schwedischen Hardrocks der 2000er. Und doch haben sich in letzter Zeit ein paar Abnutzungserscheinungen hervorgetan. Was kann der Vierer also auf ihrem neunten Studioalbum „Megalomanium“ draufsetzen? Seit 2019 ist das Line-Up stabil geblieben. Seitdem zupft Victor Crusner den Bass, sein Bruder Philip bearbeitet bereits seit 2015 die Felle und komplettiert so die Besetzung um das Gründerduo Magnus Henriksson (guitars) und Erik Martensson (vocals, guitars), die ECLIPSE 1999 ins Leben riefen.

Auch auf „Megalomanium“ spielen die Schweden eine Mischung aus melodischem Hardrock, Punk und schwedischen Volksweisen, angereichert mit unwiderstehlichen Melodien und fetten Gangvocals, gegossen in einen dichten, fetten Sound. Mit „The Hardest Part Is Losing You“ beginnt das neue Album, wie viele seiner Vorgänger klangen. Ein mitreißender Hardrocker mit Henriksson´s prägnantem Gitarrenspiel und Melodielinien, wie sie wohl nur ECLIPSE zaubern können. Dennoch könnte das Stück auch auf einem ihrer letzten vier Platten stehen. Versteht mich nicht falsch, die Nummer ist absolut geil – hat man so ähnlich aber schon einige Male auf den Vorgängeralben gehört. Zum Glück ist „Got It!“ so ganz anders. Eine leicht überdrehte, hart rockende Punknummer, die Dich packt und nicht mehr los lässt. Das folgende „Anthem“ könnte nicht treffender betitelt sein. Eine majestätische Hymne der Marke „Battlegrounds“, nur mit noch mehr Pathos und bei weitem weniger metallisch angelegt. Wer den Song schon einmal live erleben durfte, weiß, was ich meine. „Children Of The Night“ ist ein schleppender Rocker, gefolgt vom bereits ausgekoppelten „Hearts Collide“, einem ECLIPSE-Stück mit all ihren Trademarks. Nach dem gutklassigen „I Don´t Get It“ wartet „The Broken“ mit einem Eingangsriff auf, das doch sehr an einen frühen Hit von GREEN DAY erinnert. Wer denkt, mit „So Long Farewell Goodbye“ ist der letzte Song der Platte angebrochen, wird eines besseren belehrt. Denn mit dem etwas an GHOST angelehnten „High Road“, „One Step Closer To You“ und dem Rausschmeißer „Forgiven“ gibt es noch drei weitere Songs auf die Lauscher.

ECLIPSE haben in ihrer Karriere schon so manchen Hit gezaubert. „Megalomanium“ könnte man als eine Art Best-Of aus neuen Songs verstehen. Die Mischung stimmt hier absolut und so sind die schwedischen Hardrocker auch über alle Zweifel erhaben. Stark wie immer – und vielleicht ein bisschen mehr!

Stefan

HELL IN THE CLUB – F.U.B.A.R.

Trackliste:

01. Sidonie
02. The Arrival
03. Total Disaster
04. The Kid
05. Best Way Of Life
06. Cimitero Vivente
07. Sleepless
08. The End Of All
09. Undertaker
10. Tainted Sky
11. Embrace The Sacrifice

Spielzeit: 41:54 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 11.08.2023 – Page: www.hellintheclub.com

 

Vor knapp 15 Jahren betrat eine italienische Hardrockband die Bühnenbretter, die sich den Namen HELL IN THE CLUB gab. Schon ihr Debüt von 2011, das auf den Namen „Let The Games Begin“ hört, ließ aufhorchen, so richtig amtlich wurde es dann 2014 mit „Devil On My Shoulder“ und dem gleichnamigen Single-Hit. In den folgenden Jahren wurde der Sound etwas düsterer, aber spätestens mit der letztjährigen EP „Kamikaze“ ist die alte Leichtigkeit zurück im Bandsound. Nicht vergessen sollten wir ein mehr als gelungenes Cover von ALICE COOPER´s „He´s Back“, das der gleichen EP entstammt. Jetzt stehen Davide „Dave“ Moras (vocals, ELVENKING), Andrea „Andy“ Buratto (bass), Marco Lazzarini (drums, beide u.a. SECRET SPHERE) und Andrea „Picco“ Piccardi (guitars, z.B. Ex-WRATHCHILD) mit Album Nummero sechs unterm Arm, das auf das Kürzel „F.U.B.A.R.“ getauft wurde.

Mit „Sidonie“ startet der Longplayer äußerst hitverdächtig. Das stampfende „The Arrival“ folgt dem starken Opener – abermals ausgestattet mit Ohrwurmelodien. „Total Disaster“ macht das Eingangstrio perfekt und es wird eines klar: die Schweden DYNAZTY haben mächtig Konkurrenz bekommen. Wer mit dem neueren Material von Nils Molin und seinen Mitstreitern konform geht, wird im Laufe der gut 40 Minuten von „F.U.B.A.R.“ gehörig mit der Zunge schnalzen. Schon das folgende „The Kid“ ist ein weiteres Highlight. Danach geht den Italiern etwas die Puste aus. Zwar kann das knackige „Best Way Of Life“ gefallen und das mit gleichem Rhythmus ausgestattete „Cimitero Vivente“ (, was übersetzt „lebendiger Friedhof“ bedeutet) ebenfalls, die Klasse der ersten vier bis fünf Nummern erreichen HELL IN THE CLUB aber nicht mehr. Auch nicht beim funkigen „Sleepless“ oder dem straighten Rocker „Tainted Sky“.

Dennoch haben HELL IN THE CLUB ihr bisher wohl stärkstes Material auf „F.U.B.A.R.“ versammelt, wovon sicher einige Songs in zukünftigen Live-Setlists oder einer vielleicht irgendwann folgenden Best-Of-Platte stehen werden.

Stefan

SERGEANT STEEL – Mister Sippi

Trackliste:

01. Down To Mississippi
02. Please Me Tease Me
03. Mama Didn´t Raise No Fool
04. Alive
05. My Way
06. Knight´s Tale
07. One Way Ticket From Hell
08. Caught In The Web
09. My Girl
10. Rock Your Pants Off
11. Cry Out Your Heart, Baby (Unplugged)

Spielzeit: 41:13 min – Genre: Hardrock – Label: Metalapolis Records – VÖ: 30.06.2023 – Page: www.sergeant-steel.com

 

Österreichs Hard Rock Band #1 ist zurück! So steht es im Beipackzettel der neuen SERGEANT STEEL Scheibe „Mister Sippi“ geschrieben. Nun, dass das Sextett um Sänger Phil Vanderkill schon etwas Besonderes ist, haben sie auf bisher vier Langspielplatten bewiesen, die allesamt ihre Vorliebe für den guten alten Rock´n Roll, für die Hair Metal Zeit und für eine gehörige Prise Humor bekannt sind. Auf Album Nummer fünf haben die Jungs ihre Liebe zum Southern Rock entdeckt, das verrät schon der Albumtitel, der mit einem ordentlichen Schuss Wortwitz daherkommt.

Nachdem sich ihr langjähriger Produzent und Mentor Michael Wagener in den verdienten Ruhestand verabschiedet hat, haben die Österreicher das Zepter selbst in die Hand genommen und alles selbst gemacht, auch den Mix und das Mastering. Und überhaupt haben SERGEANT STEEL in ihrer mittlerweile 16-jährigen Karriere bereits mit jeder Menge großer Namen zusammengearbeitet. Neben dem coolen Duett mit Mark Slaughter auf „Riders Of The Worm“ 2015 konnte auch Mucki-Gitarrero KANE ROBERTS für ein Solo gewonnen werden. In den Anfangstagen arbeitete man mit keinem Geringeren als Produzentenlegende Beau Hill zusammen.

Doch zurück in die Gegenwart. Mit „Down To Mississippi“ startet die Platte so, wie es der Albumtitel vermuten lässt. So habt Ihr SERGEANT STEEL sicher noch nicht gehört. Hier wird gerockt, wie es nur im tiefsten Süden der USA üblich ist. Ein überraschender Einstieg also. Dieses Feeling beendet das messerscharfe Gitarrenriff von „Please Me, Tease Me“ von einen Moment auf den anderen. Was für eine geile Nummer. „Mama Didn´t Raise A Fool“ geht wieder zurück in die Südstaaten mit Honky Tonk Piano und klassischen Rock´n Roll Riffs. Mit „Alive“ düsen SERGEANT STEEL wieder in der Spur ihrer eigenen Vergangenheit. Die Jungs haben hier eine weitere Melodiegranate aufgenommen. Ebenfalls nicht verpassen solltet Ihr Songs wie das flotte „One Way Ticket To Hell“, das stampfende „Caught In The Web“ oder das lässige „Rock Your Pants Off“.

Das Sextett um das Kreativ-Duo Phil Vanderkill (vocals) und Jack Power (guitars) zeigt einmal mehr, dass SERGEANT STEEL eigentlich viel weiter oben auf den Line-Up-Listen der Festivals stehen müssten. Mit ihrem manchmal eigenwilligen Mix aus Hardrock und Southern Rock zeigen die Österreicher einmal mehr, dass mit ihnen zu rechnen ist. Das sehen hoffentlich nicht nur die Fans so, ein gehöriger Bekanntheitsschub wäre den Jungs auf jeden Fall gegönnt. Machts weiter so!

Stefan

MIDNITE CITY – In At The Deep End

Trackliste:

01. Outbreak (Intro)
02. Ready To Go
03. Someday
04. Hardest Heart To Break
05. Good Time Music
06. All Fall Down
07. Girls Gone Wild
08. Beginning Of The End
09. Raise The Dead
10. It´s Not Me It´s You
11. Like There´s No Tomorrow

Spielzeit: 46:16 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 23.06.2023 – Page: www.midnitecity.com

 

Es ist Zeit für Feelgood-Musik. Das dachten sich auch die britischen Hair Metaller MIDNITE CITY und machen auf ihrem vierten Longplayer „In At The Deep End“ die Rolle rückwärts. Noch nie Kinder von Traurigkeit, präsentiert die Truppe um Sänger Rob Wylde auf ihrem neuen Werk eine Mischung aus DANGER DANGER und POISON. Ziemlich retro unterwegs waren die Jungs ja schon seit ihrer Gründung 2017, dass ihr neuer Langspieler aber so dermaßen nach den Achtzigern klingt, hätten nicht mal die härtesten Fans gedacht. Die Keyboards von Shawn Charvette haben einiges an Raum gewonnen, die Melodien sind noch blumiger geworden und es erinnert einfach alles an die jeweiligen Debütalben von D2 und POISON. Da dürften selbst die Originale erblassen.

Kann das mit diesem Sound im Jahr 2023 funktionieren? Nun, „Look What The Cat Dragged In“ und „Danger Danger“ sind auch heute noch in aller Ohren, Klassiker sozusagen. Da können die zehn Songs der Briten plus Intro doch auch was reißen. Von Chris Laney ohne Wenn und Aber soundmäßig in diese Richtung gemixt, haben es Songs wie die Hitsingle „Girls Gone Wild“ oder die überaus gelungene Ballade „Hardest Heart To Break“, die sehr prominent an den dritten Platz des Albums gesetzt wurde, ziemlich leicht um reichlich Punkte zu sammeln. Auch der Opener „Ready To Go“ oder „Raise The Dead“ rocken gut nach vorne. Mit „All Fall Down“ gibt es einen tollen Midtempo-Stampfer und „Good Time Music“ ist einfach gute Laune pur, wie es der Titel schon verspricht. „It´s Not Me It´s You“ ist ein Schmachtfetzen erster Güte, einzig „Beginning Of The End“ wirkt absolut unfertig und „Someday“ ist für mich ein Füller, der leider ziemlich weit vorne platziert wurde.

Wenn also acht richtig gute Songs nur zwei schlechteren gegenüber stehen, sollte das eine Wertung von 8/10 ergeben, richtig? Ich packe sogar noch nen halben Punkt obendrauf, einfach weil mir das Album richtig gut gefällt und „In At The Deep End“ eine schöne Sommer-Gute-Laune-Platte für laue Nächte und lange Trips auf dem Highway ist.

Stefan

THE DEFIANTS – Drive

Trackliste:

01. Hey Life
02. Go Big Or Go Home
03. 19 Summertime
04. What Are We Waiting For
05. Miracle
06. Against The Grain
07. So Good
08. Love Doesn´t Live Here Anymore
09. Another Time, Another Place
10. The Night To Remember
11. Nothing´s Gonna Stop Me Now

Spielzeit: 53:08 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock – Label: Frontiers Records – VÖ: 09.06.2023 – Page: www.facebook.com/TheDefiantsOfficial

 

THE DEFIANTS sind seit ihrer Gründung 2015 die Lieblingsersatzdroge für alle DANGER DANGER Fans, die seit 2009 auf ein neues Lebenszeichen ihrer alten Helden warten. Seit „Revolve“ konnte man sich nicht mehr zusammenraufen. Dann machen Bruno Ravel (Bass) und Rob Marcello (guitars) eben unter dem Banner THE DEFIANTS zusammen mit dem zeitweiligen D2 Sänger Paul Laine weiter. Mit „Drive“ steht bereits Album Nummer drei in der Pipeline. Mit ihrer kraftvollen Variante von D2 konnten die Amis bereits auf ihrem 2015er Debüt bei den meisten alten Fans punkten. Auch der 2019 nachgereichte Zweitling „Zokusho“ schlug in die selbe Kerbe. Das ist bei „Drive“, dem neuen 11 Tracker, nicht anders.

Kerniger Sound irgendwo zwischen Melodic- und Hardrock, die großartige Stimme von Paul Laine und große Hooks machen aus dieser Platte ein Fest für alle Genrefans im Allgemeinen und natürlich ein weiteres Mal für DANGER DANGER Fans im Besonderen. Das belegen auch Songtitel wie „Go Big Or Go Home“ oder „The Night To Remember“ – letzterer eine Melodiegranate erster Güte. Ebenso der luftig-leichte Gute-Laune-Rocker „19 Summertime“. So will man das hören Jungs – erstklassig! Etwas härter angehauchte Nummern wie „Hey Life“ oder eben „Go Big Or Go Home“ wechseln sich ab mit keyboardgetünchten Sommersongs wie „What Are We Waiting For“. Dazwischen das grandiose „So Good“ (solche Songs können eben nur die alten D2-Recken) oder das gefühlvolle „Miracle“.

Wo THE DEFIANTS drauf steht, ist eben auch genau das drin. Nicht immer ist das so einfach zu sagen, im Falle von „Drive“ aber trifft es den Nagel aber ein weiteres Mal auf den Kopf. Somit machen Fans hier überhaupt nix verkehrt – die neue Platte von THE DEFIANTS ist einfach nur ein weiteres bockstarkes Stück Hardrock!

Stefan

HEAVENS EDGE – Get It Right

Trackliste:

01. Had Enough
02. Gone Gone Gone
03. Nothing Left But Goodbye
04. What Could´ve Been
05. When The Lights Go Down
06. Raise ´Em up
07. 9 Lives (My Immortal Life)
08. Dirty Little Secrets
09. Beautiful Disguise
10. I´m Not The One

 

Spielzeit: 41:12 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 12.05.2023 – Page: www.facebook.com/heavensedgeband

 

In Melodic-Rock-Kreisen ist es ein mit äußerster Spannung erwartetes Comebackalbum. Zu genial war ihr 1990er Debüt, das sich mit zahlreichen Hits des amerikanischen Hardrocks in die Herzen der Fans tätowiert hat. Songs wie „Play Dirty“, „Skin To Skin“, „Find Another Way“, „Bad Reputation“ oder „Come Play The Game“ haben alles was es braucht, um mit Größen wie BON JOVI und Konsorten mithalten zu können. Aber es kann nun mal nicht nur BON JOVIs auf dieser Welt geben, zumal dahinter in den Achtzigern meist gigantische Mechanismen aus Plattenfirmen und Konzertveranstaltern standen, die nicht nur einmal bestimmt haben, was die Masse gut finden sollte. Bei HEAVENS EDGE aus Philadelphia stand mit Columbia Records immerhin ein mächtiger Partner an der Seite von Mark Evans (vocals), Reggie Wu (guitars), David Rath (drums), Steven Parry (guitars) und George G. G. Guidott (bass). So ganz ging die Rechnung aller Beteiligten leider nicht auf – an ihrem selbstbetitelten Erstling kann es nicht gelegen haben. Dieser musste aber für einige Zeit auf Eis gelegt werden, als ein Verrückter mit einer Knarre während eines Konzerts um sich schoss und Bassist G. G. verletzte. Nach längerer Genesung ging man mit einiger Verspätung endlich ins Studio.

Der Rest ist Geschichte, die Musiklandschaft veränderte sich und so blieb es vorerst bei diesem einen Album, die Band löste sich 1993 auf. Erst 1998 wurde eine Compilation aus Demos und unveröffentlichten Songs auf den Markt geworfen. In Europa übernahm das MTM, für die USA Perris Records. Auch diese Liedersammlung konnte überzeugen und war natürlich nicht so gebügelt unterwegs wie noch das Debüt. Dennoch war das ausgehende Jahrtausend nicht die optimale Zeit, um mit klassischem Achtziger-Hardrock auch nur einen Blumentopf zu gewinnen. Und so gingen die Jahre ins Land, erst 2013 gab es im Rahmen des Firefest in Nottingham eine offizielle Re-Union. 2019 dann ein weiterer Schicksalsschlag, bei Bassist G. G. Wurde Lungenkrebs diagnostiziert, kurz darauf verstarb er. Erst 2022 wagten die verbliebenen Mitglieder einen Neuanfang, der jetzt mit diesem 10-Tracker gekrönt wird.

Doch kann das erste neue Album in 25 Jahren an die alten Zeiten anknüpfen? Wir schreiben nun mal nicht mehr 1989, und so klingt „Get It Right“ nur in Teilen nach den altbekannten HEAVENS EDGE und schon gar nicht retro. Schon der erste Appetithappen „Had Enough“ ist ein moderner Rocksong – zugegebenermaßen mit cooler Gitarrenarbeit. Und sicher nicht das, was viele Fans vielleicht erwartet hätten. „Gone Gone Gone“ ist etwas melodiöser gestrickt und mit größerem Refrain. Lässiges Bottleneck-Riffing a´la CINDERELLA hat „Nothing Left But Goodbye“ zu bieten. Die Ballade „What Could´ve Been“ braucht ein paar Durchläufe, ist dann aber nicht mehr aus dem Ohr zu kriegen. Mit „When The Light Go Down“ haben die Amis sogar einen ziemlich poppigen Song im Gepäck. Bisher alles andere als enttäuschend, aber doch überraschend. Weitaus mehr Schmackes hat „Raise ´Em Up“ und „9 Lives (My Immortal Life)“, bevor „Dirty Little Secrets“ zumindest teilweise den Bogen in die Vergangenheit spannt. „Beatiful Disguise“ und „I´m Not The One“ schließen gut vierzig kurzweilige Minuten, die doch völlig anders ausgefallen sind, wie man es sich vielleicht bei der Ankündigung dieser Re-Union-Platte vorgestellt hätte.

„Get It Right“ löst unter den Fans der ersten Stunde vielleicht nicht von Anfang an die größte Verzückung aus, ist bei näherem Hinhören dennoch unmissverständlich der Band HEAVENS EDGE zuzuordnen. Wir schreiben immerhin das Jahr 2023. Speziell die erste Hälfte der Platte ist wirklich stark und es ist ein tolles Gefühl, diese großartige Band mit herausragenden Musikern wie Gitarrist Reggie Wu oder Mark Evans mit seiner charismatischen Stimme wieder unter uns zu wissen.

Stefan