GRAND DESIGN – Rawk

Trackliste:

01. Tuff It Out
02. God Bless Rawk´n Roll
03. Love Or A Fantasy
04. Your Luv Is Drivin´ Me Crazy
05. Desperate Hearts
06. Dangerous Attraction
07. We Were Born To Rawk´n Roll
08. Carry On My Wind
09. Give It All Up For Luv
10. Get Out
11. In The H.E.A.T. Of The Nite

Spielzeit: 50:11 min – Genre: Hardrock – Label: GMR Music – VÖ: 21.04.2023 – Page: www.granddesignrocks.com 

 

Der schwedische Underground schlägt wieder einmal zu. Genauer gesagt die Mannen um Chefdenker Pelle Saether, genannt GRAND DESIGN. Schlicht „Rawk“ nennt sich ihr mittlerweile sechstes Werk. Elf neue Melodiegranaten sind darauf versammelt, die manchmal an DEF LEPPARD angelehnt sind, GRAND DESIGN haben im Laufe der letzten 17 Jahre (2006 gegründet) ihren eigenen Stil geprägt. Der ist zwar gnadenlos retro, aber dennoch alles andere als altbacken. Das haben praktisch alle Alben der Schweden gezeigt. Zum 2020 erschienen Vorgänger „V“ ist auch das Line-Up stabil geblieben.

Stabil ist auch der Einstiegstrack „Tuff It Out“, einer äußerst formidablen Rocknummer, die mit stampfendem Rhythmus, coolem Riffing und herrlichen Melodien glänzt. Das anschließende „God Bless Rawk´n Roll“ MUSS die Hymne dieser Platte sein. Und das ist sie auch – Durst, Partylaune und heftiges Kopfnicken sind angesagt. Mit einem Ohrwurmrefrain ausgestattet ist „Love Or A Fantasy“, bisher ist die Scheibe ein absoluter Volltreffer. Etwas flotter rockt „Your Luv Is Drivin´ Me Crazy“ aus den Boxen, bevor „Desperate Hearts“ – der Titel deutet es schon an – das Tempo etwas rausnimmt. Die bereits 2020 erschienene Nummer „We Were Born To Rawk´n Roll“ ist wieder Party pur, gleiches gilt für das bereits 2021 in die Umlaufbahn geschossene „Get Out“. Das abschließende „In The H.E.A.T. Of The Nite“ ist ein entspanntes Highlight und die wohl epischste Komposition aus dem Hause GRAND DESIGN.

Auf „Rawk“ präsentieren sich GRAND DESIGN melodisch wie eh und je, äußerst kompakt und aufgeräumt. Hier ist nichts überflüssig, die Produktion ist gelungen, alle Songs sind stark – kann sich die Platte einen Platz in den Top 10 für 2023 ergattern? Wir werden sehen…auf jeden Fall ist „Rawk“ die bisher kompletteste Platte der Schweden.

Stefan

ANGELS IN VEIN – Long Time Coming

17Trackliste:

01. No One Gets Out Alive
02. With Me Tonight
03. Bang A Gong (T-Rex Cover)
04. Ready To Roll
05. 1973
06. If Only
07. Don´t Want Love
08. Just Like You
09. Don´t You (Forget About Me) (Simple Minds Cover)
10. Black Blossom
11. Trip Of A Lifetime

Spielzeit: 39:40 min – Genre: Hardrock, Sleaze Metal – Label: Perris Records – VÖ: 07.04.2023 – Page: www.facebook.com/angelsinvein

 

„Long Time Coming“ ist der Titel des Erstlingswerks von ANGELS IN VEIN. Und dieser ist auch passend gewählt – immerhin wurde die Band in 2015 gegründet. Der Weg bis hierhin war also steinig, die Weltsituation der letzten drei Jahre haben die Umstände sicher nicht vereinfacht. Aber jetzt stehen Sänger Chris VanDahl (CHERRY ST., L.A. GUNS), Gitarrist Stacey Blades (L.A. GUNS), Gitarrist Bryan Todd Anthony (ROXX GANG, L.A. GUNS), Bassist Adam Kury (u.a. LEGS DIAMOND) und Schlagzeuger Troy Patrick Farrell (WHITE LION, ENUFF Z´NUFF) in den Startlöchern und sind ready to fight.

Und wie es sich für eine anständige amerikanische Rotzrock-Kapelle gehört, erscheint ihre Platte über Perris Records. Bereits 2016 stand mit „1973“ ein erster praktisch fertiger Song fest (siehe Video weiter unten), warum es so lange gedauert hat, bis jetzt diese Sammlung an Songs das Licht der Welt erblickt, wissen nur die Götter. Mit „No One Gets Out Alive“ startet das Album dann auch ziemlich angepisst und mit modernem Anstrich. Diesen setzt „With Me Tonight“ auch fort. Mit dem T-REX Cover „Bang A Gong (Get It On)“ ändert sich allerdings die Großwetterlage. Denn mit „Ready To Roll“ und „1973“ hält der sleazige Rock´n Roll Einzug. Das macht noch mehr Spaß als die ohnehin starken beiden ersten Songs. „If Only“ schlägt erstmals softere Klänge an – eine klassische Powerballade. Auch das modern glamige „She Is“ kann sich hören lassen. Nach der zweiten Coverversion der SIMPLE MINDS´ „Don´t You (Forget About Me)“ rotzen uns die Amis noch „Black Blossom“ vor die Füße, einer der wenigen Songs, der mich nicht sonderlich gepackt hat. Ganz anders der Rausschmeißer „Trip Of A Lifetime“, der den Kreis zu den ersten beiden Nummern des Albums schließt.

ANGELS IN VEIN könnten als Supergroup bezeichnet werden, alle Bandmitglieder haben ihre Sporen in verschiedensten Inkarnationen bekannter Bands verdient. Aber im Grunde sind ANGELS IN VEIN einfach eine coole Rock´n Roll Combo, die mit „Long Time Coming“ nun endlich eine komplette Scheibe vorzuweisen hat, die Ihr als geneigter Fan der o.g. Bands unbedingt antesten solltet

Stefan

CRIME – Hard Times (Zeitmaschine – Re-Release)

Trackliste:

1.Writing On The Wall
2.Fire Walk With Me
3.Running With The Storm
4.Open Your Eyes
5.Kiss My Ass
6.Isolation
7.Get Out Of This Jail
8.I Don´t Wanna Lose This Feeling
9.Hard Times
10.LSD Airways
11.Angel

Spielzeit: 50:13 min – Genre: (Progressive) Hardrock – Label: Metalapolis Records – VÖ: 1993/2023 – Page: www.crime-band.de

Erinnert sich noch wer an das glorreiche Plattenlabel aus dem Süden der Republik, das Anfang der 1990er so manchen Leckerbissen in den CD-Player gezaubert hat?! Die Rede ist natürlich von Long Island Records aus Kissing. FRONTLINE, TAKARA, THE HEAT (mit Mat Sinner), JADED HEART, STEEL DAWN , IF ONLY, GUNSHY oder SABU sowie das göttliche „Stick It In Your Ear“ von PAUL LAINE (mit Bonus Tracks) gingen auf das Konto der bayrischen Überzeugungstäter. Dabei gab es natürlich auch viele Lizenzprodukte, Re-Releases etc.
Aber auch gute eigene Signings konnte man vorweisen. z.B. die deutschen Hardrocker CRIME, die neben dem 1993er Debüt „Hard Times“ zwei Jahre später noch „No Cure“ nachreichten. Danach war allerdings Schluß mit der Band um den griechischen Sänger Stavros Moutzoglou. Des weiteren musizierten bei CRIME Matthias Ehrhardt (guitars), Ulrich Kottke (bass), Gunter Kierstein (keyboards) und Alex P. Meli (drums).

Jetzt erfährt dieser Rohdiamant endlich eine offizielle Wiederveröffentlichung, allerdings vorerst nur digital, dafür aber Remastered.

Leider ist in den Weiten des Internets nicht viel über diese Band zu erfahren. Nur, dass die Band bei allen beteiligten Musikern wohl das einzig nennenswerte Engagement geblieben ist. Beim Öffnen der CD-Box springt einen ein Bandfoto an, das einen gleich erschaudern lässt. So, genau so, konnte man sich das Publikum in der lokalen Rock Discothek vorstellen. Zu dem Zeitpunkt existierten noch einige dieser Schuppen, speziell im eher ländlichen Bayern. Und dort kamen auch die Songs von CRIME zum Einsatz. Sogar bis in die altehrwürdige Rock Fabrik zu Augsburg hat sich dieser Silberling rumgesprochen. Denn dort hörte der Schreiber dieser Zeilen zum ersten Mal den Song „Get Out Of This Jail“ und lenkte seine Augen sofort auf den kleinen Bildschirm, wo das Cover der CD zu sehen war (eine echt geile Idee, die mir so manchen CD-Kauf ermöglichte, auf der anderen Seite aber viel Geld kostete). Der jetzt vorliegende digitale Re-Release kommt nicht von ungefähr über das Label jenes Mannes, der seinerzeit in der RoFa hinter der DJ-Kanzel residierte.

Die 11 Songs auf dem Album könnte man generell als Hardrock bezeichnen – typisch deutschen Hardrock – der sich hin und wieder progressiven Tendenzen hingibt. Das eröffnende „Writings On The Wall“ beginnt frisch und rockig, was allerdings gleich zu Beginn auffällt ist, dass der Sound des Silberlings etwas schwach auf der Brust ist. Das hat sich hoffentlich mit dem Remastering geändert. Auf der anderen Seite hat er Wiedererkennungswert. Das folgende „Fire Walk With Me“ ist dann ein Song von der progressiven Sorte, für mich allerdings nicht dazu prädestiniert, um schon jetzt zum Zug zu kommen. Dafür hat er nicht genügend Durchschlagkraft. Das macht das melodische „Running With The Storm“ aber wieder wett. Die Piano-Ballade „Open Your Eyes“ ist herzzerreißend schön und „Kiss My Ass“ reckt deutlich den Mittelfinger in die Höhe. Die richtigen Highlight kommen aber noch. „Isolation“ macht den Anfang bevor der große Discothekenhit „Get Out Of This Jail“ alle Register zieht. Im Midtempo beheimatet mit Keyboarduntermalung schraubt sich das Stück langsam hin bis zum großartigen Refrain – göttlich. Abermals eine Ballade haben die Jungs mit „I Don´t Wanna Lose This Feeling“ im Programm – abermals ein tolles Stück Musik. Der Titeltrack „Hard Times“ behandelt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und startet auch mit einem dementsprechenden Intro. Es scheint, als würde der griechische Sänger Stavros seine Erfahrungen in dem Song verarbeiten. „LSD Airways“ kann leider nur noch bedingt überzeugen aber die abschließende dritte Ballade des Albums namens „Angel“ zeigt noch einmal das starke Songwriting über weite Teile des Albums. Nicht zuletzt auch im Balladensektor.

Natürlich ist das Debüt von CRIME eher ein Exot und vielleicht auch ein gesuchtes Teil. Aber deshalb wird „Hard Times“ hier nicht vorgestellt, es geht einfach um tolle Musik, die tief aus dem Herzen kommt und für jeden Hardrocker Pflichtprogramm sein sollte. Leider fand die Scheibe damals zu wenig Beachtung und auch die Zeit war wohl nicht auf der Seite von CRIME. Umso mehr ist dieser Re-Release, dem hoffentlich auch ein physischer folgt, mehr als verdient. Da heißt es zuschlagen!

Stefan

HOTWIRE – The Story So Far 1993-2023

Trackliste:

01. Slam!
02. Crying In The Night
03. Stay In Motion
04. Take Me To Your Heart
05. Midnight Romeo
06. Sometimes She Cries
07. Talk To Me
08. Under Your Skin
09. Heart Of The Young
10. Lovin´ Kind
11. Danger Is Calling
12. Alone
13. Waiting For A Sign
14. Waterfalls
15. Once In My Life

Spielzeit: 69:38 min – Genre: Hardrock, Melodic Rock – Label: Yellow Muffin Records – VÖ: 28.042023 – Page: www.facebook.com/hotwiregang

 

Die Ingolstädter Regionalhelden HOTWIRE sind zurück! Das ist eine der besten Nachrichten des noch relativ jungen Jahres. Angebahnt hatte sich dieses Spektakel bereits vor einiger Zeit, HOTWIRE spielten in Regensburg ein Reunionkonzert in der Besetzung der allerersten Maxi-CD, doch wie so oft kam u.a. die Pandemie dazwischen, die Kontakte sind wieder eingeschlafen und so steht die Band jetzt mit runderneuerter Mannschaft in den Startlöchern. Neben den beiden Originalmitgliedern Tom Glas (drums) und Michael Werner (vocals) sind Hans Heid (ebenfalls bei den deutschen Hardrockern MASS aktiv), Daniel Gumo Reiss (beide guitars) sowie Alexander Schott (bass) mit an Bord.

Der Titel „The Story So Far 1993-2023“ macht auch gleich deutlich, warum es ausgerechnet jetzt sein muss. Vor 30 Jahren stiegen die Ingolstädter ins Geschehen ein, 1994 erschien die erste 3-Track Maxi, ein Jahr später schließlich der erste Longplayer. Insgesamt drei weitere Alben folgten. Zwischenzeitlich trennten sich 2001 die Wege von Michael Werner und HOTWIRE, die mit Andy Urbeck alias Andy Scott das bis dato letzte Werk „Devil In Disguise“ aufnahmen. Jetzt bündeln HOTWIRE sämtliche Highlights aus zwölf Jahren und wagen mit dieser Compilation zumindest einen zaghaften Neuanfang.

Für Kenner ist mit „Slam!“ zwar lediglich ein neuer Song zu hören, der aus der Feder von Sänger Michael Werner stammt. Er hatte die Nummer bereits bei seinem Projekt JUST SAY WEST umgesetzt, im Rahmen mit HOTWIRE klingt das Stück aber erst jetzt fertiggestellt und professionell ausgearbeitet. Sehr stark und ein echter Anreiz, sich diese Compilation auch als Besitzer des Gesamtwerks zu krallen. Denn des weiteren wurden zwei Nummern komplett neu aufgenommen („Midnight Romeo“ und „Danger Is Calling“) und dem übrigen Material wurde ein neues Mastering spendiert. Und so drehen Highlights wie die oben genannten nebst „Alone“ oder „Crying In The Night“ vom LP-Debüt oder „Lovin´Kind“ von der ersten Maxi eine Ehrenrunde. Insgesamt sind hier also fünfzehn Songs aus zwölf Jahren versammelt.

Für alle, die HOTWIRE bisher nicht kannten, ist „The Story So Far 1993 – 2023“ die perfekte Gelegenheit, äußerst hörenswerten, traditionellen Achtziger-Hardrock aus dem Süden der Republik in geballter Form zu entdecken. Eigentlich vergeben wir bei Compilations keine Wertung, in diesem speziellen Fall, der auch dem Umstand geschuldet ist, dass viele HOTWIRE noch nicht kannten, möchte ich dennoch starke 8,5 Punkte auf die Tafel schreiben. Rock on guys – we need you!

Stefan

BAI BANG – Sha Na Na Na

Trackliste:

01. Sha Na Na Na
02. My Favourite Enemy
03. I Don´t Know
04. I Know All The Hits
05. I Wanna Rock´n Roll
06. Motivated
07. All Alone
08. It´s Enough
09. Rock Me
10. That´s All I Need (Wha Wao Wa)


Spielzeit:
35:50 min – Genre: Hardrock, Glam/Sleaze – Label: Pride & Joy Music – VÖ: 24.03.2023 – Page: www.baibang.se

 

Zu den großen Namen der skandinavischen Hardrockwelt haben nie gezählt. Und doch halten BAI BANG seit 1988 durch und produzieren in gewissen Abständen Alben die – seit dem Neuanfang 2009 – einiges an Melodie und Eingängigkeit hinzugewonnen haben. Die alten Releases zwischen 1988 und 2000 sind weitaus gesuchter, die Unbekümmertheit hat Sänger Diddi Kastenholt als einziges verbliebenes Originalmtiglied aber erst in der zweiten Hälfte ihrer Karriere ausgespielt. Zwar polarisieren die Schweden mit ihrer Einfachheit, für Fans melodischer Klänge haben BAI BANG allerdings schon so manchen Partyhit auf dem Gewissen.

Das Besetzungskarussell hat sich wieder einmal kräftig gedreht und so stehen mit Pelle Eliasson und Christian Lindberg (guitars) sowie Tobbe Skogh (bass) und Micke Rosengren (drums) vier neue Mitstreiter auf der Liste. Auch der Wechsel zu Pride & Joy Music ist eine Neuigkeit, wurden doch nahezu sämtliche Alben seit dem Neustart bei AOR- bzw. Metal Heaven veröffentlicht. Doch die Geschäftsaufgabe von Georg Siegl machte eine Neuausrichtung notwendig. Lediglich für die Compilation „Best Of 4“ stand man kurzzeitig bei Lions Pride unter Vertrag. Und so schließt sich der Kreis, wieder bei einem deutschen Label in Lohn und Brot zu stehen. Schon in der ersten Schaffensphase arbeiteten die Schweden sehr gerne mit Partnern aus Germany zusammen.

Jetzt hat das Quartett aus Helsingborg also eine neue Platte unterm Arm – „endlich“ dürften viele Fans frohlocken. Der Start in Form des Titeltracks „Sha Na Na Na“ gestaltet sich allerdings etwas holprig. Deutlich besseres Material hat man in der Vergangenheit von BAI BANG vernommen. Erst mit „I Don´t Know“ liegt das Quartett wieder in der Spur und damit genau da, wo sich die Highlights der Vergangenheit befinden. „I Know All The Hits“ ist sicher eine Art Selbstreflektion, bevor sich mit „I Wanna Rock´n Roll“ der bisher beste Song in Schale wirft. Die AOR Packung „Motivated“ ist eine schöne Abwechslung, die etwas an DEF LEPPARD´s „Hysteria“ erinnert. „All Alone“ nimmt noch mehr Tempo raus, bevor „It´s Enough“ genau die Melodiebögen inne hat, die BAI BANG ausmachen. Das etwas schwächere ABBA-Cover „Rock Me“ kann nicht darüber hinweg täuschen, dass mit „Having A Show“ und „That´s All I Need“ noch zwei Nummern folgen, die auch auf den älteren Platten der Schweden stehen könnten.

Der Titel „Sha Na Na Na“ lässt nichts Gutes erahnen. Aber BAI BANG machen das, was sie am besten können: hochmelodischen Hardrock, der manchmal nah an der Grenze zum Kitsch liegt. Ein ganz klassisches Love/Hate-Ding eben. „Sha Na Na Na“ ist nicht das beste Werk der Band, das liegt außer Frage, aber dennoch ein gutes. Schön, dass Diddi Kastenholt niemals aufgibt und allen Widrigkeiten trotzt. Solche Leute braucht die Szene – er ist mit Leib und Seele dem Rock´n Roll verschrieben!

Stefan

WIG WAM – Out Of The Dark

Trackliste:

01. Out Of The Dark
02. High´n Dry
03. Forevermore
04. Bad Luck Chuck
05. Uppercut Shazam
06. Ghosting You
07. The Porpose
08. The American Dream
09. 79
10. God By Your Side
11. Sailor And The Desert Sun

Spielzeit: 44:02 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 10.02.2023 – Page: www.facebook.com/wigwam.official

 

Vor über 20 Jahren, zu einer absoluten Unzeit für Glam und Sleazerock, fanden sich im norwegischen Halden vier unerschrockene Musikanten zusammen, um ihrer Version von 70ger Glam und 80ger Sleaze zu frönen. Das war im Jahre 2001. Es dauerte zwar bis 2004, bis Sänger Glam (Age Sten Nilsen), Gitarrist Teeny (Trond Holter), Bassist Flash (Bernt Jansen) und Schlagzeuger Sporty (Oystein Andersen) mit ihrem nur in Norwegen erschienen Debüt „667 – The Neigbour Of The Beast“ ein erstes Album vorweisen konnten, dennoch schlug die Platte große Wellen – zuerst natürlich in Insiderkreisen, aber sie wurde recht schnell von einschlägigen Mailordern hierzulande feilgeboten. Darauf folgte die überarbeitete Version „Hard Ro Be A Rock´n Roller“, die neben dem namensgebenden Hit noch coole Nummern wie „Mine All Mine“, „Bless The Night“ oder das leicht verrückte „The Best Song In The World“ zu bieten hatte. Aufhänger der neuen Version war aber das eigens für den Eurovision Song Contest verfasste „In My Dreams“. Der Rest ist Geschichte – samt den 5 bisher erschienenen Platten. Seit 2010 sind die Norweger bereits bei Frontiers Records unter Vertrag – samt einiger Side-Projekten von Age Sten Nilsen und Trond Holter. Dafür nahmen sich WIG WAM zwischen 2014 und 2019 auch eine schöpferische Pause. Mitten in der Pandemie im Jahr 2021 erschien mit „Never Say Die“ das bis dato letzte Werk des Vierers. Eine Platte, die diese dunkle Zeit reflektierte, mit Songs wie „Kilimanjaro“ aber auch typisches WIG WAM Futter zu bieten hatte.

Jetzt haben sich die kultigen Norweger für ein weiteres Album zusammengetan. „Out Of The Dark“ heißt es – und mit gleichnamigen Vorabsingle spannen die Jungs den Bogen vom letzten Album zu den Anfangstagen, was die Melodien angeht. Mit dem majestätischen „Forevermore“ schlagen WIG WAM ein neues Kapitel auf – einen derart erhabenen Song hat der Vierer wohl noch nicht aufgenommen. Aber auch harte Kost – wie schon auf dem Vorgängeralbum – gibt es z.B. mit „Uppercut Shazam“. Zum Glück rocken und rollen die Herrschaften bei „The American Dream“, „Bad Luck Chuck“ oder „High´n Dry“ so frei von der Leber weg, wie man es sich eben wünscht. Nach dem Instrumental „79“ haben bei „God By Your Side“ wieder die fetten Gitarren das Sagen. Abschließend hat das Quartett mit „Sailor And The Desert Sun“ noch eine kleine Überraschung parat, denn hier werden die Bandtrademarks mit lässigem Groove und leicht orientalischem Einschlag vermengt.

„Out Of The Dark“ macht Spaß – soviel steht fest. Aber WIG WAM sind erwachsen geworden, das hat bereits der Vorgänger „Never Say Die“ gezeigt. Auf ihrem sechsten Longplayer geben uns die Norweger eine gute Mischung aus alten und neuen Elementen des Bandsounds, was eine schöne Werkschau darstellt, wenngleich auch nicht jeder Song zündet.

Stefan

CROWNE – Operation Phoenix

Trackliste:

01. Operation Phoenix
02. Champions
03. In The Name Of The Fallen
04. Super Trooper
05. Ready To Run
06. Juliette
07. The Last Of Us
08. Just Believe
09. Roar
10. Victorious
11. Northern Lights

Spielzeit: 45:26 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 27.01.2023 – Page: www.facebook.com/officialcrowne

 

Sie haben es also wieder getan! Die schwedische Supergroup CROWNE schickt sich an, Album Nummero zwo in den Ring zu werfen. Der Erstling „Kings Of The North“ ist gerade einmal 1 ½ Jahre alt und hat eine richtig gute Figur gemacht. Aber Arbeitstiere wie Keyboarder und Produzent Jona Tee (H.E.A.T.), Sänger Alexander Strandell (ART NATION), Bassist John Levén (EUROPE), Drummer Christian Lundqvist (THE POODLES) und Love Magnusson (DYNAZTY) sind immer für neue Songs gut. „Operation Phoenix“ ist der Titel des neuen Werks, das nahtlos an das Debüt anknüpft, aber leicht an der Härteschraube dreht.

Geboten wir abermals Hochglanz-Hardrock erster Güte, der weder handwerklich noch in Sachen Songwriting Anlass zum Meckern gibt. Das hier ist genau das, was sich Fans der Band bzw. der Stammcombos der einzelnen Mitwirkenden wünschen. Die ersten vier Songs des Albums sind mittlerweile als Single ausgekoppelt, wobei speziell über den Titel „Super Trooper“ (die aktuellste Auskopplung) diskutiert werden wird. Aber es handelt sich mitnichten um eine Coverversion ihrer Landsleute sondern um ein weiteres Melodiefeuerwerk im Rockgewand. Das hat die Nummer natürlich mit den ersten drei starken Appetithappen gemein. Aber dabei bleibt es natürlich nicht. Songs wie „Ready To Run“ oder „Juliette“ wären auf Alben anderer Künstler das absolute Highlight. Bei CROWNE ist es nur ein Stück von vielen. Die Hitmaschine scheint niemals stillzustehen bei Jona Tee und Co. Einiges erinnert zwar an das unlängst mit Höchstnoten ausgezeichnete „Force Majeure“ seiner Stammband H.E.A.T., aber ganz so einfach ist der Vergleich dann doch nicht, denn CROWNE gehen musikalisch schon ein bisschen härter zu Werke, quasi irgendwo zwischen H.E.A.T. und aktuellen DYNAZTY könnte man sagen.

Wenn das mal kein Ansporn zum Antesten dieses Silberlings ist, weiß ich auch nicht mehr. Dazu kommen noch das atmosphärische „The Last Of Us“ oder das überraschende „Northern Lights“, das auch gut und gerne von ECLIPSE stammen könnte (und das ist durchaus als Kompliment gedacht) – genau wie „Just Believe“.

„Operation Phoenix“ ist erneut eine rundum gelungene Sache, ein starkes Statement von Ausnahmemusikern, dem man als Genrefan definitiv nicht aus dem Weg gehen kann.

Stefan

SAINTS & SINNERS – Same (RG Zeitmaschine)

Trackliste:

01. Shake
02. Rip It Up
03. Walk That Walk
04. Takin´ My Chances
05. Kiss The Bastards
06. Wheels Of Fire
07. Lesson Of Love
08. We Belong
09. Intro – Frankenstein
10. Frankenstein
11. Slippin´ Into Darkness

Spielzeit: 51:11 min – Genre: Hardrock – Label: Aquarius Records – VÖ: 1992 – Page:

Es war vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Dieses Schicksal ereilte unzählige Hardrockbands zu Beginn der Neunziger. Eine davon war SAINTS & SINNERS, die 1991 von SWORD-Sänger Rick Hughes gegründet wurde und die ein Jahr darauf mit ihrem gleichnamigen Debüt herauskam. Dieses wurde von ALDO NOVA produziert, den Draht zu ihm hatte Keyboarder Jesse Bradman, der schon mit dem Gitarrenvirtuosen gespielt hatte und auch sonst mit Bands wie NIGHT RANGER oder UFO die Welt gesehen hatte.

Auf „Saints´n Sinners“ frönte der Fünfer aus Montreal einer Mischung aus SKID ROW , TYKETTO, dem HARDLINE-Debüt und XYZ – es wurden mit „Walk That Walk“, „We Belong“ und „Takin´ My Chances“ drei Singles ausgekoppelt, von denen keine etwas reißen konnte. Kein Wunder, denn die Zeit für derartige Musik war einfach abgelaufen. Auf MTV – dem immer noch einflussreichsten Kanal, um von der breiten Masse wahrgenommen zu werden – fand diese Musikrichtung nur noch sporadisch statt.  Zudem machte man den Fehler, einen der besten Songs sträflicherweise an das Ende des Albums zu stellen und ihn auch nicht auszukoppeln. „Slippin´ Into Darkness“ hatte alles, was ein Hit haben musste: unwiderstehliche Melodien, tolle Arrangements, große Chöre und natürlich – wie das ganze Album – einen erstklassigen, kraftvollen Sound. Und doch ist die Essenz der Kanadier so viel mehr als nur dieser eine Song.

Nach diesem einen Album löste sich die Band 1993 aufgrund der grassierenden Grungewelle frustriert auf. Sowohl Rick Hughes als auch Stephane Dufour veröffentlichten im Laufe der 2000er einige Soloalben während Martn Bolduc und Jeff Salem komplett aus der Szene verschwanden. Jesse Bradmann versuchte mit Bands wie JESSE´s POWERTRIP oder INNOCENT sein Glück – dieses war aber ebenso von kurzer Dauer wie das von SAINTS & SINNERS. Deren Vermächtnis ist und bleibt das superbe, selbstbetitelte 1992er Album, das bis dato auf einen Re-Release wartet. Schade eigentlich…

Stefan

CRIME – Master Of Illusion

Trackliste:

01. Master Of Illusion
02. Tears Are Falling Down
03. From My Mind
04. Shoot Shoot
05. No Life
06. Movin´ On
07. All Good Things
08. Kingdom Of Desire
09. Nowhere To Run
10. Sisters Of Mercy
11. Showed Me Love
12. The Chains

Spielzeit: 62:22 min – Genre: Hardrock – Label: Metalapolis Records – VÖ: 11.11.2022 – Page: www.crime-band.de 

 

Es ist kaum zu glauben, aber die Corona-Pandemie ist letztendlich doch für etwas gut. Denn ohne den Stillstand in den Lockdowns hätte es diese Platte wohl nicht gegeben. Die Rede ist von den wiederauferstandenen CRIME aus dem schwäbischen Geislingen, die speziell mit ihrem 1993er Album „Hard Times“ einen herausragenden Klassiker geschaffen haben, der aufgrund seines zu späten Releases gnadenlos im Untergrund verschwunden ist. Die 1995 nachgereichte Scheibe „No Cure“ konnte daran nichts mehr ändern.

Jetzt sind CRIME also wieder da. In alter Besetzung außer dem leider verstorbenen Sänger Stavros Moutzoglou. Für ihn steht kein Geringerer am Mikrofon als Francis Soto (SUBWAY, WICKED SENSATION etc.). Seine kraftvolle Stimme steht dem neuen Sound der Schwaben gut zu Gesicht. Warum neuer Sound? So ganz aus der Luft gegriffen ist er natürlich nicht, nur eben kraftvoller und runder produziert. Dennoch haben die alten Platten auch aufgrund ihres ziemlich unverwechselbaren Sounds schon eine Abgrenzung zum Einheitsbrei der frühen Neunziger und daher einen gewissen Charme.

Groove-orientierten Heavy Rock hat sich der Fünfer auf die Fahnen geschrieben. Diese Umschreibung möchte ich gerne noch um einige Prog-Elemente erweitern. Und dennoch sind die Keyboards für „Master Of Illusion“ ziemlich in den Hintergrund gerutscht – der Groove steht an erster Stelle. Das beweist schon der Einsteiger „Master Of Illusion“, bei dem ordentlich die Post abgeht. Etwas gemächlicher, aber dennoch melodiös präsentiert sich „Tears Are Falling Down“. Der Hit der Scheibe dürfte aber „From My Mind“ sein. Hier vereinen CRIME all ihre Stärken und es werden sogar Erinnerungen an ihr Debüt wach.

Mit „Shoot Shoot“ haben die Schwaben ein Groove-Monster am Start, während „No Life“ erstmals das Tempo und vor allem die Power rausnimmt – schöne Ballade. Die Songs in der zweiten Hälfte können nicht ganz an die wirklich sehr starke „Seite A“ anknüpfen. In erster Linie aufgrund der fehlenden Abwechslung. Dennoch sollte die zweite Ballade „Showed Me Love“ als weiterer Anspieltipp Erwähnung finden.

„Wer die ersten beiden CRIME CD´s noch von damals kennt, wird die neuen Songs lieben“ – so steht es im Beipackzettel geschrieben. Das kann ich mit Abstrichen gerne unterschreiben. Das neue Material ist weniger atmosphärisch, ist aber im Gegenzug sehr viel tighter und rockiger als die alten Songs. Vielleicht sollten wir einfach diese ewigen Vergleiche vergessen und sagen: „Mir gefällt dieses Album“. Und deswegen gibt es auch gute 7,5 Punkte. Hardrockfans, die mit den Werken von damals nicht vertraut sind, sollten der Band ebenfalls eine Chance geben.

Stefan

MONSTER TRUCK – Warriors

Trackliste:

01. Warriors
02. Fuzz Mountain
03. Golden Woman
04. Live Free
05. Country Livin´
06. Get My Things & Go
07. Love & Time
08. I Got A Feelin´
09. Wild Man
10. Still Got Fire.

 

Spielzeit: 32:55 min – Genre: Souhern Rock, Hardrock – Label: BMG/Warner Music – VÖ: 30.09.2022 – Page: www.ilovemonstertruck.com

 

Schon seit ihrer Gründung im Jahre 2009 setzen die kanadischen Rocker MONSTER TRUCK auf eine Mischung aus 70er Jahre Rock, Southern Rock und einer zeitgemäßen Produktion. Nach einigen EP´s erschien 2013 ihr Erstling „Furiosity“, der mit „Sweet Mountain River“ einen kleinen Hit abwarf. 2016 festigten Jon Harvey (vocals, bass), Jeremy Widerman (guitars), Brandon Bliss (keyboards) und Steve Kiely (drums) mit dem Zweitwerk „Sittin´ Heavy“ und speziell dem Song „Don´t Tell Me How To Live“, den die Band unlängst mit KID ROCK neu aufgenommen hat, ihren Status. Für das bis dato letzte Album „True Rockers“ konnte Dee Snider (TWISTED SISTER) für den Titeltrack gewonnen werden und mit „Young City Hearts“ haben die Kanadier ihren wohl kommerziellsten Song aufgenommen.

„Warriors“ nennt sich nun das neue, mittlerweile vierte Langeisen. Seit kurzem fungieren MONSTER TRUCK – die sich nach dem Spitznamen von Steve Kiely´s Van benannten – ohne ihren Drummer offiziell als Trio. Eines steht aber schon zu Beginn fest: „Warriors“ ist das am besten klingende Album von MONSTER TRUCK, das mit dem Titeltrack gleich eine ordentliche Duftmarke setzt. Wild, roh und voller Energie setzen die Kanadier ihre musikalische Reise unbeirrt fort, haben in „Fuzz Mountain“ einen unerwartet luftigen Song geschrieben, nur um mit „Golden Woman“ alles niederzureißen, was sich ihnen in den Weg stellt. „Live Free“ könnte allein textlich schon von ihrer Zusammenarbeit mit KID ROCK beeinflusst worden sein, während sich „Country Livin´“ als eine Art harte New Country Nummer beschreiben ließe. Das Fundament von MONSTER TRUCK steht sehr solide, aber für „Warriors“ erweitern die Jungs ihr Repertoire doch um einige neue Elemente. Auch „Get My Things & Go“, „I Got A Feelin´“ oder „Still Got Fire“ solltet Ihr Euch einverleiben.

Mit „Warriors“ schlagen MONSTER TRUCK ein weiteres Kaptitel ihrer Karriere auf. Und nicht nur das, sie legen scheinbar mühelos jedes Mal eine Schippe drauf. Nicht umsonst sind die Kanadier bei BMG gelandet. Am besten lässt sich diese Rezension mit einem Zitat von Sänger und Bassist Jon Harvey beschließen: „Es geht darum, ein Krieger im Leben zu sein und für das zu kämpfen, was Du verdienst.“

Stefan