BLOOD GOD/DEBAUCHERY – Demons Of Rock´n Roll

Trackliste:

01. Demons Of Rock´n Roll
02. Going To Hell
03. Nude Nuns
04. Bombshell
05. Beware Of The Blood Babe
06. Raze Hell
07. Rockmachine
08. Ready For The Next Show
09. The Devil Will Burn In Hell
10. Children Of The Flame


Spielzeit:
74:58 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Massacre Records – VÖ: 2022 – Page: www.bloodgod.rocks oder www.debauchery.de

 

Zwölf Jahre ist er jetzt her – der Erstkontakt zum Riff-Rock-Ableger der deutschen Death Metal Kapelle DEBAUCHERY. Damals noch als BIG BALL unterwegs, haut Mastermind Thomas Gurrath das mittlerweile siebte Langeisen dieser Machart raus. Schon beim zweiten Release wurde die Truppe in BLOOD GOD umbenannt. Tatenlosigkeit kann man den Jungs also nicht vorwerfen, zumal BALGEROTH als weiterer Nebenschauplatz dient. Für den neuen Dreher „Demons Of Rock´n Roll“ bleiben BLOOD GOD dem Riff-Rock australischer Machart weiterhin treu, wobei sich Gurrath´s Stimme als Mischung aus Udo Dirkschneider und Brian Johnson beschreiben ließe.

Auch dieses Mal gibt es eine Doppel-CD mit jeweils zehn Tracks als BLOOD GOD im ACCEPT meets AC/DC Style und als DEBAUCHERY mit dementsprechenden Todes-Vocals. Als Vinyl ist „Demons Of Rock´n Roll“ in den beiden Versionen separat erhältlich. Das ist nicht gerade fanfreundlich.

Mit dem an den Anfang gestellten Titeltrack steigt auch gleich die Laune – die Füße wippen kräftig mit und die Rübe beginnt, sich zu schütteln. Da gibt es nix Neues, das ist BLOOD GOD wie sie leiben und leben – aber verdammt, das Teil macht Laune. Warum aber dann meine recht verhaltene Benotung? Ganz einfach: wäre das hier eine Single oder eine EP mit drei bis vier Tracks, wäre „Demons Of Rock´n Roll“ ne coole Sache. Als ganzes Album aber zieht sich die Angelegenheit wie Kaugummi, das zwar recht knackig produziert wurde – Dennis Ward hat wieder einmal sehr gute Arbeit geleistet – aber eben die immergleichen Riffs und Tonfolgen bemüht. Und auch die Songs sind so einfach gestrickt, dass selbst Oma Marianne hier und da noch eine Masche fallen lassen würde, damit etwas mehr Abwechslung in das Muster des neuen Pullovers kommt.

Neben dem erwähnten Titelsong könntet Ihr noch in „Going To Hell“ oder „Nude Nuns“ reinlauschen. Diese drei Songs wären die Essenz (wenn man davon sprechen kann) dieses Releases. Ob als BLOOD GOD oder DEBAUCHERY kann dann jeder für sich entscheiden.

Stefan

H.E.A.T. – Force Majeure

Trackliste:

01. Back To The Rhythm
02. Nationwide
03. Tainted Blood
04. Hollywood
05. Harder To Breathe
06. Not For Sale
07. One Of Us
08. Hold Your Fire
09. Paramount
10. Demon Eyes
11. Wings Of An Aeroplane

Spielzeit: 41:56 min – Genre: Hardrock – Label: earMusic – VÖ: 05.08.2022 – Page: www.heatsweden.com

 

Dass die schwedischen Hardrocker H.E.A.T. etwas ganz besonderes sind, ist bereits seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2008 glasklar. Mit dem Weggang von Sänger Kenny Leckremo 2010 nach nur zwei meisterhaften Platten brach die Welt der meisten Fans wohl von einen auf den anderen Tag zusammen. Dass mit Rampensau Erik Grönwall ein derart hochwertiger „Ersatz“ präsentiert werden konnte, hätten wohl die wenigsten erwartet. Als zehn Jahre später genau dieser der Band den Rücken gekehrt hat, um sich fortan anderen Dingen zu widmen und das Mikrofon symbolisch wieder in die Hand von Originalsänger Leckremo legte, war der Schmerz kurioserweise mindestens genau so groß. Grönwall hatte sich mit seiner energiegeladenen Performance, seiner außergewöhnlich umfangreichen Stimme und seiner symphatischen Art so in die Herzen der Fans gesungen, dass es Kenny Leckremo wiederum schwer haben wird, sich wieder zurück zu boxen. Schon nach dem etwas experimentellen „Into The Great Unknown“ 2017 brodelte die Gerüchteküche um einen Weggang Grönwall´s und allgemeiner Unzufriedenheit. Mit dem Release von „H.E.A.T. II“ vor zwei Jahren allerdings waren alle Gewitterwolken am Himmel verschwunden, die Platte war einfach zu gut. Und dann kam alles anders… Doch schon die ersten öffentlichen Auftritte des kleinen Mannes mit der ebenfalls großen Stimme hat gezeigt, dass Leckremo nicht nur optisch gestählt, sondern auch angriffslustig und nicht minder voller Energie wie sein Vorgänger zu sein scheint. Beste Voraussetzungen also für eine neue Platte der Schweden und somit ein neues Kapitel.

Dieses startete mit dem Release der ersten Single „Nationwide“ wirklich furios. Die Landsmänner von EUROPE haben Pate gestanden für diesen Song und Kenny macht einen auf Joey Tempest – stark! Manche mögen monieren, dass soundtechnisch zu viel glattgebügelt wurde und sie überproduziert klingt. Doch „Force Majeure“ – so der Titel der neuen Platte – tönt genau richtig. Mit „Back To The Rhythm“ legten die Schweden noch ein extra Brikett ins Feuer. Ein vor Ohrwurmmelodien förmlich überquellender Stampfer erster Güte. Die aktuelle Single „Hollywood“ (siehe Video weiter unten) setzt allem die Krone auf. Dazwischen gesellt sich mit „Tainted Blood“ ein weiterer kraftstrotzender, hymnischer Hit. Und schon haben wir die ersten vier Songs „abgearbeitet“. Da kann einem schon mal der Atem stocken. Dazu passend gesellt sich an fünfter Stelle „Harder To Breath“. Die Nummer zeigt, H.E.A.T. haben ihr Pulver noch lange nicht verschossen. Und überhaupt gibt es keinen Durchhänger auf „Force Majeure“. Schon gar nicht das hochmelodische „Not For Sale“ und auch nicht das einfach gestrickte „Paramount“. Bei „Demon Eyes“ brennt die Hütte und für ruhigere Momente im Leben haben die Schweden „One Of Us“ im Gepäck. Das abschließende „Wings Of An Aeroplane“ ist noch einmal Gänsehaut pur.

Was könnte wohl hinter dem Titel „Force Majeure“ stecken? Es ist wohl kaum höhere Gewalt, dass H.E.A.T. hier so ein Brett abliefern. Immerhin legen die Schweden in ihrer Karriere eine Konstanz hin, die ihresgleichen sucht. Eine kleine Träne im Knopfloch gibt es für mich persönlich aber dennoch: der „Verlust“ von Erik Grönwall als Sänger hat weh getan. Dennoch – und das ist absolut ehrlich gemeint – hätten H.E.A.T. auf ihrem dritten Album mit Kenny Leckremo (und dem siebten insgesamt) nichts besser machen können. Deswegen lassen wir ganz feierlich die (Kronen-)Korken knallen und verkünden die volle Punktzahl für dieses Sahneteilchen!

Stefan

LESSMANN/VOSS – Rock Is Our Religion

Trackliste:

01. Medicine Man
02. Smoke Without A Fire
03. Runaway Days
04. Fight For Our Love
05. Take My Heart And Run
06. Slow Dance
07. Rock Is Our Religion
08. Something Is Better Than Nothing
09. Look Around
10. Stay
11. Sister Golden Hair (America Cover)
12. What Feels Right

Spielzeit: 49:57 min – Genre: Hardrock – Label: Atomic Fire Records – VÖ: 22.07.2022 – Page: ???

 

Die Kollaboration LESSMANN/VOSS geht in eine neue Runde. Nach zwei guten Alben als PHANTOM V hat die All-Star-Formation erstmal Pause. Das Kreativduo LESSMANN/VOSS schiebt alleine an und hat für ihr neues Werk nur einige wenige Gäste um sich geschart. Dementsprechend wurde natürlich auch der Name angepasst. Ganz einfach unter dem Banner LESSMANN/VOSS erscheint jetzt ein Album mit dem vielversprechenden Titel „Rock Is Our Religion“. Dass die Hauptakteure den Hardrock lieben, haben sie in der Vergangenheit auf vielen großartigen Platten eindrucksvoll bewiesen. Und dass Claus Lessmann einer der charismatischsten und besten deutschen Rocksänger ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Viele hätten ihn nur zu gerne wieder zurück im Schosse seiner alten Band BONFIRE, aber viele nachvollziehbare Gründe lassen dies nicht zu. BONFIRE sind somit schon lange ad acta gelegt – weil auch nur noch die One-Man-Show des ehemaligen Partners In Crime Hans Ziller nebst neuer musikalischen Ausrichtung, die wohl kaum ein Fan aus alten Tagen gutheißen wird.

Aber genug zu den alten Zeiten: „Rock Is Our Religion“ liegt im Player. Ohne einen Ton der neuen Platte gehört zu haben, musste ich diese Rezension einfach übernehmen. Etwas Ernüchterung machte sich breit ob der ersten beiden Vorab-Singles „Smoke Without A Fire“ und „Take My Heart And Run“, die doch recht beliebig klangen. Aber so schnell will ich meine alten Helden nicht abschreiben. Speziell erstgenannte Nummer entwickelt sich dann doch noch zum Positiven. Da kommt „Runaway Days“ gleich von Anfang an etwas besser aus dem Quark. Und auch Tracks wie „Stay“ (mit Michael Voss am Mikrofon) oder der Titeltrack rocken amtlich los. Bei „Look Around“ integrieren die Jungs lässigen Reggae in einen Rocksong – coole Sache.

Und doch fehlt mir insgesamt die Energie alter BONFIRE-Sachen oder der ersten beiden CASANOVA-Platten. Auch als PHANTOM V hatte das Duo mehr Wespen im Hintern. Der Sound von „Rock Is Our Religion“ ist nett, und das sind einige Songs auch. Aber „nett“ reicht bei diesen klangvollen Namen einfach nicht. So sehr ich mich immer wieder freue, die Stimme von Claus Lessmann mit neuem Material zu hören, dieses Projekt hätte einiges mehr reißen können, als eine Platte mit dem typischem, seit 20 Jahren immergleichen Michael-Voss-Sound und nur einer handvoll guter Songs. So sehr ich beide Musiker schätze und Claus´Stimme immer lieben werde, „Rock Is Our Religion“ haut mich echt nicht so recht vom Hocker.

Stefan

NASTY REPUTATION – After All It´s Rock´n Roll

Trackliste:

01. Slut Machine
02. Line Of Fire
03. Riot In Hell
04. Suicide
05. After All It´s Rock´n Roll
06. Wild At Heart
07. Hit On You
08. These Times
09. Freeride
10. Hell Outta You

 

Spielzeit: 38:21 min – Genre: Sleaze Metal, Hardrock – Label: Naked Hollywood Records – VÖ: 06.06.2022 – Page: www.facebook.com/therealnastyreputation

 

Bereits seit 2007 treiben sich die norwegischen Sleaze/Punk/Hardrocker NASTY REPUTATION in verschiedensten Line-Ups in der heimischen Szene herum. Erst jetzt kommen Tommy Gun (vocals, guitars), Lars The Heat (guitars), Billy McBarbie (bass) und Cpt. Baard (drums) – so die aktuelle Besetzung – mit ihrem Debütalbum um die Ecke. Darauf zu finden sind zehn Songs, die zwischen 2015 und 2021 aufgenommen wurden, aber auch schon teilweise vorher in diversen Demoversionen existierten. Jetzt wollen es die Norweger aber endgültig wissen und bündeln ihre ganz Kreativität auf diesem Album, das ungefilterten Underground verkörpert. Der Sound ist dementsprechend weder glattpoliert, noch besonders audiophil. Aber das geht voll in Ordnung.

Mit der vor einigen Monaten ausgekoppelten Single „Slut Machine“ starten NASTY REPUTATION dann auch recht ansprechend. Parylaune garantiert – also gleich mal ein Bier aufgerissen. Doch schon beim folgenden „Line Of Fire“ offenbart sich eins der größten Mankos dieser Platte – zumindest für mich: ich kann mit dem Gesang von Tommy Gun absolut nix anfangen. Das gipfelt bei langsameren Stücken wie „Suicide“ oder „These Times“ darin, dass sich der Zeigefinger unweigerlich im Skip-Modus befindet. Aber mit „After All It´s Rock´n Roll“ oder dem schmissigen „Wild At Heart“ haben die Norweger dennnoch durchaus cooles Material zu bieten.

Drei oder vier gute Songs sind in Summe aber einfach zu wenig, um bei all der großen Konkurrenz bestehen zu können. Es tut mir auch fast schon ein wenig Leid für die Jungs, denn ich mag Norwegen als Land, all die netten Menschen von dort und auch den Rock´n Roll „Made In Norway“ sehr, aber „After All It´s Rock´n Roll“ ist nun mal nicht der große Wurf, auch wenn man live sicher seinen Spaß haben kann bei den oben genannten Anspieltipps.

Stefan

JONES STREET – Out Of The Gutter

Trackliste:

01. Dancin´ With The Devil
02. Tell Me Why
03. What Comes Around
04. Thieves Of Love
05. Take Your Love
06. Razor To My Wrist
07. When It All Comes Down
08. We Won´t Be Forgotten
09. Fuck Authority
10. On The Edge (Demo)

 

Spielzeit: 46:29 min – Genre: Hardrock – Label: Eonian Records – VÖ: 03.06.2022 – Page: www.eonianrecords.com

 

Mit der amerikanischen Hardrock-Kapelle JONES STREET kommt einer der vielen Vertreter ihrer Zunft jetzt zu neuen Ehren, die es seinerzeit nicht mehr geschafft haben, rechtzeitig Unterschlupf bei einem Majorlabel zu finden, bevor der große Knall einer ganzen Szene der Garaus machte und von heute auf morgen nur noch versiffte Karohemden, Depristimmung und langweilige Mucke in Mode waren. Kein Wunder, denn Shawn Crosby (vocals), Jonny Jones aka Johnny Scott (guitars), Mickey „McNasty“ Perez (guitars), John „JJ“ Jaurigui (bass) und Rob Hanna (drums) gründeten ihre Band erst 1991. Zwar hatten die Jungs recht schnell eine Zusage von Sony Music in der Tasche, ein Demo aufzunehmen zu können, zu einem richtigen Plattendeal kam es aber aufgrund des drastischen musikalischen Wandels hin zum Grunge nicht mehr. Immerhin das Demo konnten JONES STREET noch realisieren.

Lange unter Verschluss sah das Material erstmals 2008 offiziell das Licht der Welt – unter dem Titel „Dancin´ With The Devil“ wurden die zwischen 1991 und 1995 aufgenommenen Songs in Eigenregie veröffentlicht. Der 1992 zur Band gestoßene Drummer Anthony Focx (u.a. BEAUTIFUL CREATURES) zeichnete sich sowohl für den Mix als auch das Mastering verantwortlich. Aufgenommen wurden die Songs in Studios wie dem ehrwürdigen The Record Plant in Los Angeles sowie den Cornerstone Studios und den NRG Studios – ebenfalls ansässig in der Millionenmetropole.

Da die alte Auflage schon lange eine gesuchte Rarität ist (die sich auch noch in meinem CD-Schrank tummelt), haben die Trüffelsucher von EONIAN Records ihr Näschen erneut tief in den Untergrund gesteckt und sind mit der Idee, dieses Tondokument erneut unter die Leute zu bringen, bei der Band vorstellig geworden. Anthony Focx höchstselbst hat die Platte remastered und es wurde ein klein wenig an der Setlist geschraubt.

Der Opener „Dancin´ With The Devil“ ist indes gleichgeblieben. Eine weise Entscheidung, hat dieses rotzige Etwas genau die Street Credibiltiy, die ein Zwitter aus SKID ROW und GUNS´N ROSES eben braucht. Ein cooles Riff, mächtig Drive und mit Shawn Crosby genau den richtigen Sänger mit whiskeygetränkter Raucherlunge. Weitere Anspieltipps sind das melodische „What Comes Around“, die staubtrockene Ballade „Tell Me Why“ oder das groovende „Take Your Love“. Der zweite Teil der Platte ist vom Sound her etwas schwächer, die Songs aber machen ebenfalls ordentlich Laune – nicht nur an einem heißen Samstag Abend am Sunset Strip. Als Bonus hören wir auf der neuen Edition das bisher unveröffentlichte Demo „On The Edge“. Ein recht guter Ersatz für das ziemlich miserable „Out On Skid Row“ und den total überflüssigen Bonus „The Word (F**k)“ von der ursprünglichen Version aus 2008.

Für Fans der Sunset Strip Szene der frühen 90er ist „Out Of The Gutter“ ein gefundenes Fresschen – zumal die ursprüngliche Version schon lange vergriffen ist und dieser Re-Release mit besserem Sound um die Ecke biegt. Also, Support the Underground und zieht Euch dieses vergessene Stück Rockgeschichte rein – es lohnt sich!

Stefan

DEVIL´S TRAIN – Ashes & Bones

Trackliste:

01. The Devil And The Blues
02. Girl Of South Dakota
03. Rising On Fire
04. You Promised Me Love
05. Ashes And Bones
06. More
07. In The Heat Of The Night
08. Smell Sex Tonight
09. Rock´n Roll Voodoo Child
10. Hold The Line
11. Man With A Gun
12. Word Up (CAMEO Cover)

Spielzeit: 46:02 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Rock Of Angels Records – VÖ: 24.06.2022 – Page: www.facebook.com/devilstrain

 

Es rappelt wieder im Karton. Die Band um Sänger Roberto Dimitri Liapakis (MYSTIC PROPHECY) geht in die dritte Runde. Zusammen mit Schlagwerker Jörg Michael (STRATOVARIUS, AXEL RUDI PELL, GRAVE DIGGER, RUNNING WILD, RAGE etc.) und den beiden Neuankömmlingen Jens Becker am Bass (GRAVE DIGGER, RUNNING WILD) und Gitarrist Dan Baune (LOST SANCTUARY) hat der Shouter nicht nur eine illustre Truppe um sich geschart, sondern zum 10-jährigen Bandjubiläum auch Album Nummero 3 eingetütet. Mit ihrem frischen Mix aus Heavy Metal, Blues und Hardrock konnte die Truppe mit ihren beiden Vorgängern schon für einiges an Aufsehen sorgen. Für das neue Album hat sich der Vierer viel vorgenommen. Der Sound ist über jeden Zweifel erhaben – er ist laut, modern, heavy und doch irgendwie zeitlos. Die Songs sind noch ausgereifter, noch eine Prise sexier und lassen kaum Luft zum Atmen. Das liegt natürlich nicht nur am drückenden Sound von „Ashes & Bones“ und an den Könnern an den Instrumenten, sondern auch an J.D. Liapakis, einem echten Powerhouse-Sänger.

Los geht die wilde Fahrt mit dem stampfenden „The Devil And The Blues“, das sich lasziv um die Stange windet wie eine erstklassige Stripperin. „Girl From South Dakota“ schiebt an wie eine Dampfwalze, bevor „Rising On Fire“ die Hardrockseite der Band herausschält. Alle Maschinen sind auf Betriebstemperatur, das beweisen auch melodischere Songs wie „You Promised Me Love“ oder „In The Heat Of The Night“. Stoisch und heavy präsentieren sich indes der tolle Titeltrack oder „Man With A Gun“. Zum Abschluss gibt es noch eine extra Prise Fun in Form der CAMEO-Coververision „Word Up“. Nicht wirklich neu, aber durchaus hörenswert.

Auf „Ashes & Bones“ haben DEVIL´S TRAIN die für mich optimale Mischung aus Härte, Melodie und Coolness getroffen. Recht viel mehr geht nicht. Die Stücke sind durchweg stark und es scheint, als würde kein Blatt Papier zwischen die Protagonisten passen. Anders kann ich mir eine solch starke Leistung nicht erklären. Das teuflische Dampfross ist nicht zu stoppen und sollte mit diesem Brett sicher noch den ein oder anderen Fan dazu gewinnen können. Happy 10th anniversary guys!

Stefan

VYPERA – Eat Your Heart Out

Trackliste:

01. Slow Me Down
02. Standing On The Edge
03. Spellbound
04. Sierra
05. Rock´n Roll
06. Fantasy
07. Straight For The Kill
08. Danger
09. Fool For The Night
10. Cold As Ice
11. Wingborne

Spielzeit: 50:58 min – Genre: Hardrock – Label: Frontiers Records – VÖ: 17.06.2022 – Page: www.facebook.com/Vyperiaofficial

 

In letzter Zeit hatten Frontiers Records nicht sonderlich viel für mich in petto. Ganz anders erging es da einigen Kollegen aus der Redaktion oder auch einigen Rockfans im Freundeskreis. Aber mit VYPERA haben die Italiener wieder einmal ein heißes Eisen im Feuer. Eine junge Band aus – wie soll es anders sein – Schweden. Die Jungs aus Sandviken im Osten des Landes gründeten sich 2016 als Coverband unter dem Namen MADHOUSE und ihre musikalischen Einflüsse umschreiben Andreas Wallström (vocals), Christoffer Thelin (guitars), Andreas Andersson (bass) und Johan Pettersson (drums) mit Bands wie ICON, KING KOBRA, TRIUMPH, W.A.S.P. oder RAINBOW. Persönlich würde ich noch FIFTH ANGEL oder ZENO hinzufügen, alleine schon wegen der stimmlichen Ähnlichkeit Wallström´s mit dem deutschen Sänger Michael Flexig (ZENO) und Ted Pilot (FIFTH ANGEL). Aber mit den Vergleichen ist das ja immer so eine Sache…

Eines ist aber sicher: auf ihrem Debüt „Eat Your Heart Out“ haben die Schweden nicht gekleckert. Der Sound ist amtlich, das Songwriting frisch und doch erwachsen, mit Andreas Wallström haben VYPERA einen herausragenden Sänger in ihren Reihen und Gitarrist Christoffer Thelin ist ein Meister seines Fachs. Schon der Opener „Slow Me Down“ zeigt nach kurzem Gitarren-Intro mit seiner Energie, aus welchem Holz VYPERA geschnitzt sind. Erstklassiger Hardrock alter Schule, der absolut nicht altbacken aus den Boxen knallt. Genauso das folgende „Standing On The Edge“, das vom Tempo her etwas auf die Bremse drückt und als erste Single-Auskopplung samt amtlichen Videoclip große Erwartungen an das komplette Album zu schüren wusste.

Songs wie „Sierra“ mit seinem treibenden Beat samt fesselndem Refrain oder das nah an FIFTH ANGEL zu „Time Will Tell“-Zeiten angelehnte „Straight For The Kill“ zeigen auch im weiteren Verlauf, dass mit den Schweden zu rechnen ist. Ein weiteres Highlight stellt die an vorletzter Stelle platzierte, zweite Single „Cold As Ice“ dar. Virtuos und dennoch songdienlich die Gitarrenarbeit, treffsicher die Arrangements und mit Recht selbstbewusst bündeln die Schweden hier ihr ganzes Können.

VYPERA ist mit „Eat Your Heart Out“ ein überraschend gutes Debüt gelungen, das irgendwo zwischen Hardrock und Heavy Metal seinen Platz gefunden hat, das herrlich oldschool klingt und doch in unsere Zeit passt. Chapeau!

Stefan

BLACK BEER – Take The Freedom

Trackliste:

01. Intro
02. The Night Is Ready
03. Take The Freedom
04. The King Of Water
05. The Gift
06. Now Or Never
07. Angel
08. Turn Off The Pain
09. Sweet Life
10. Hot Demon


Spielzeit:
36:49 min – Genre: Hardrock, Heavy Metal – Label: Pure Steel Records – VÖ: 13.05.2022 – Page: www.facebook.com/BlackBeer

 

Also, das ist doch mal eine interessante Mischung: ein amerikanischer Klassiker auf dem Plattencover, ein Bandname mit „Bier“ – was soll da noch schief gehen? OK, ich bin jetzt nicht der große Schwarzbier-Fan (im kulinarischem Sinne) und auch keiner des VW Golf der Amerikaner, aber das Interesse ist doch geweckt. Die Newcomer BLACK BEER schicken sich mit ihrem Debüt „Take The Freedom“ als internationales Projekt an, die Hardrockwelt ein Stückchen abwechslungsreicher zu gestalten. Natürlich möchten BLACK BEER als Band verstanden werden, und das sind sie auch, dennoch ist die unterschiedliche Herkunft der einzelnen Musiker ein Aspekt, der hier Erwähnung finden sollte. Erst 2021 in Südfrankreich gegründet, sind BLACK BEER ein Zusammenschluss aus dem argentinisch-stämmigen Sänger Ivan Sencion, den venezolanischen Brüdern Emmy (guitars) und Emil Reyes (bass) sowie dem französich-venezolanischen Gitarristen Bertrand Cape und dem französischen Drummer Silwayn Vidal.

Verschrieben haben sich die Jungs einem Mix aus WHITESNAKE, VAN HALEN und GUNS´N ROSES mit modernem Sound – so die Promo-Info. Dann wollen wir mal lauschen: das mit dem modernen Sound stimmt schon mal – nach dem Intro ballert „The Night Is Ready“ knackig mit metallischem Riffing aus den Boxen. Die Stimme von Ivan Sencion ist kraftvoll, erinnert das ein oder andere Mal an Ronnie Romero, ein klein bisschen David Coverdale ist sicher auch zu finden. Dennoch ist Ivan – sowie die gesamte Band – eher in Richtung Metal als Rock unterwegs, der Opener erinnert in Fragmenten auch an Bands wie SINNER. Aber: guter Einstieg. Der folgende Titelsong ist weitaus rockiger und offenbart schon eine gewisse WHITESNAKE-Schlagseite. Im weiteren Verlauf können Songs wie „Sweet Life“ punkten und bei „The Gift“ bzw. „Turn Off The Pain“ schlagen BLACK BEER sogar weitaus softere Töne an. Im Gegenzug gibt es leider auch einige schwache Tracks zu begutachten („Angel“, „Now Or Never“ etc.) und das Pulver der französisch-venezolanischen Kollaboration ist relativ schnell verschossen.

„Take The Freedom“ ist ein kein schlechtes Debütalbum. Dennoch ist noch gut Luft nach oben. Das will zwar sicher keine Band hören bzw. lesen, aber im Falle von BLACK BEER sollte es positiv und als Ansporn verstanden werden. Ich hör jetzt noch mal in das starke Trio „The Night Is Ready“, „Take The Freedom“, „Sweet Life“ rein und das solltet Ihr auch!

Stefan

THE CRUEL INTENTIONS – Venomous Anonymous

Trackliste:

01. Reapercussion
02. Venomous Anonymous
03. Sunrise Over Sunset
04. Casket Case
05. Kerosene
06. Salt i Ditt Sar
07. Final Deathroll
08. Goddamn Monday
09. Bad Vibes
10. Chemical Vacation
11. City Of Lice

Spielzeit: 36:10 min – Genre: Sleaze Metal, Hardrock – Label: Indie Recordings – VÖ: 03.06.2022 – Page: www.facebook.com/thecruelintentions

 

Irgendwo zwischen CRASHDIET und HARDCORE SUPERSTAR füllen THE CRUEL INTENTIONS seit sieben Jahren eine Lücke, die es vorher irgendwie gar nicht gab. Manchmal weiß man eben erst, dass im Leben etwas gefehlt hat, wenn man darauf trifft. Bereits seit der ersten Single „Borderline Crazy“ im Gründungsjahr 2015 brennt das Feuer lichterloh – und die Verbindung zu den Achtzigern ist für diese Band genauso wichtig wie das Einbringen eigener Elemente und zeitgenössischem Timbre. Schon die Stimme von Lizzy DeVine, der bis 2010 den Sleazerockern VAINS OF JENNA vorstand, ist ein Garant für Eigenständigkeit. Im Laufe der Jahre hat er immer mehr entdeckt, was in seinem Organ steckt und reizt es auf dem neuen Album „Venomous Anonymous“ das ein oder andere Mal gnadenlos aus. Auch die Energie der Songs ist wohl fast einmalig – THE CRUEL INTENTIONS verbinden große Melodiebögen mit fetten Gitarrenriffs ganz eigener Colour und verzichten auf sämtliches Chichi – der Punkrock lässt grüßen! Und so lässt sich der Sound der Band auch beschreiben: Moderner Sleaze Metal mit gelegentlichen Punkanleihen. Gar nicht so schlecht also für eine norwegische Band, die nur einen Norweger und drei Schweden in den eigenen Reihen hat. 🙂

Zwar legen Lizzy DeVine (vocals, guitars), Kristian Solhaug (guitars), Mats Wernerson (bass) und Robin Nilsson (drums) kein sonderlich hohes Veröffentlichungstempo vor, aber schon das Debüt „No Sign Of Relief“ von 2018 hatte ordentlich Wespen im Hintern. Mit Hits wie „Sick Adrenaline“, „Genie´s Got A Problem“ oder „Weekend Suffering“ haben die Jungs ihren Kollegen HARDCORE SUPERSTAR und ihrem Klasse-Album „You Can´t Kill My Rock´n Roll“ einige Körner geklaut. Einzig die Unterschlagung von großartigen Nummern wie „Accidentally Intoxicated“, das es nicht auf das Debüt geschafft hat, habe ich nie verstanden. Dennoch ein großer Wurf, der von mir locker die 9 Punkte eingeheimst hätte.

Nun, fast weitere vier Jahre später, kommt das Quartett mit dem zweiten Longplayer „Venomous Anonymous“ aus der Hüfte. Mit den drei vorab veröffentlichten Singles äußerst vielversprechend angekündigt, wollen wir nun einen Blick auf das komplette Werk werfen, das mit insgesamt elf Stücken, gepresst auf nur gut 36 Minuten, aufwartet. Der Opener „Reapercussion“ ist auch gleichzeitig die zweite Single und gleich zu Beginn eine Partynummer par excellence. Die Message ist hier ganz klar: It feels so great to be back! Und auch die Fans sollten entzückt sein. Der Titeltrack wurde prominent an Stelle zwei gepackt – und rockt ebenfalls gewaltig! Genauso wie die Gute-Laune-Nummer „Sunrise Over Sunset“, die auch als erste Single auserkoren wurde. Weiter geht es mit dem hochmelodischen „Basket Case“ und der aktuellen Single „Kerosene“. Beides absolute Volltreffer. So geht dreckiger Straßenköter-Rock´n Roll. Die in norwegisch gesungene Ballade „Salt i Ditt Sar“ (Salz in Deiner Wunde) nimmt etwas Adrenalin aus der Bude, bevor „Final Deathroll“ wieder volle Pulle zuschlägt. Der Titel „Goddamn Monday“ muss wohl nicht umschrieben werden – die Musik passt wie Arsch auf Eimer, coole Nummer. Mit dem ruhigeren „Bad Vibes“ bekommt der Hörer den einzigen Song zu hören, der offiziell die Laufzeit von vier Minuten überschreitet. „Chemical Vacation“ gibt noch einmal schön Gas und macht (wie eigentlich alles auf diesem Album) einfach nur riesigen Spaß. Den Rausschmeißer gibt „City Of Lice“.

Zum Glück schließt „Venomous Anonymous“ praktisch nahtlos an das 2018er Debüt an. Lediglich der Sound ist etwas glatter, was bei der unbändigen Power der Songs sowie der Performance aber nahezu nicht auffällt. Verantwortlich dafür ist sicher Tausendsassa Erik Martensson, der hier für Mix, Mastering und Produktion seine Finger im Spiel hatte. Ein starkes Statement von allen Beteiligten ist „Venomous Anonymous“ geworden – und eine Kampfansage! Wollen wir hoffen, dass die Jungs mit ihrem zweiten Album die Karriereleiter weiter erklimmen können, sie hätten es mehr als verdient. Nach der aktuellen CRASHDIET-Scheibe ein weiteres Sleaze-Highlight dieses Jahres, das die aktuelle HCSS sogar in die Tasche steckt. Meine Platzierung in den persönlichen Top 10 für 2022 ist schon notiert! THE CRUEL INTENTIONS sind die Essenz des modernen Sleaze Metal – aus, basta!

Stefan

JUNKYARD DRIVE – Electric Love

Trackliste:

01. Let It Burn
02. Electric Love
03. Mr. Rock´n Roll
04. Home
05. Let Me Love You
06. Tomorrow I Will Be Gone
07. Mind Eraser
08. The Wonderland Of Temptations
09. Mama
10. Free Your Mind

 

Spielzeit: 40:14 min – Genre: Hardrock, Classic Rock – Label: Mighty Music – VÖ: 13.05.2022 – Page: www.junkyard-drive.com

 

Eigentlich hat mich die bisherige Werkschau der dänischen Hardrocker JUNKYARD DRIVE nicht so vom Hocker gehauen. Mit Ausnahme der Adaption des Folk-Songs „Geordie“ vor einigen Jahren wohlgemerkt. Hier hat es der Vierer aus dem bei Rockfans weltberühmten Roskilde geschafft, eine unbändige Energie freizusetzen, die noch lange nachhallt. Dementsprechend verhalten reagierte ich auf die Ankündigung zur neuen Platte „Electric Love“. Aber reinhören musste dann doch sein – der Videoclip zur ersten Single „Let It Burn“ war also die erste Wahl. Bereits im Dezember 2020 veröffentlicht, schob das Ding schon gewaltig an und hat der Energie und der Wut auf Pandemie und andere Themen freien Lauf gelassen. Klasse Teil! Also, dann doch für die Rezi gemeldet – und here we go:

Aber noch einmal zurück Band: 2014 gegründet, haben die Dänen im gleichen Jahr die EP „Junkyard Luxury“ und einige Zeit später zwei Longplayer („Sin & Tonic“ 2017, „Black Coffee“ 2018) an den Start gebracht, sie haben auf dem Sweden Rock Festival gespielt und waren 2019 mit ECLIPSE auf Tournee. Dort habe ich sie in München gesehen, wo sie schon einige Songs des jetzt erscheinenden Albums (u.a. „Mama“) zum Besten gaben. Nach dieser Tour verließ Gründungsmitglied und Aktivposten Birk an der Gitarre die Band, die seitdem als Quartett weitermacht. Nach erneutem Wechsel an der Gitarre hoffen wir, dass das Gerüst jetzt stabil genug ist, um in eine großartige Zukunft zu starten.

Anlass zu dieser Hoffnung geben der bereits erwähnte Opener (siehe Video weiter unten), das energetisch-melodische „Mr. Rock´n Roll“ oder der Titeltrack mehr als genug. Dieses Eingangstriple ROCKT! Absolutely well done! Aber auch ruhigere Klänge finden auf diesem Rundling eine erstklassige Inszinierung: „The Wonderland Of Temptations“ ist ganz großes Breitwandkino! Dazwischen finden sich mit „Home“ oder „Tomorrow I Will Be Gone“ weitere gutklassige Songs.

„Electric Love“ bietet also tolle Hardrock-Unterhaltung, die sich vor großen Kapellen aus dem eigenen Land sowie den aktuellen internationalen Classic-Rock-Größen absolut nicht verstecken muss. JUNKYARD DRIVE haben sich auf ihrem dritten Werk großartig weiterentwickelt und treten aus dem Schatten ihres Hits „Geordie“ ein für allemal heraus. Klare Empfehlung meinerseits – und wer noch was cooles anchecken möchte: es gibt von den Dänen noch ne echt überraschende Coverversion des MICHAEL JACKSON Hits „We Don´t Care About Us“ bei Youtube – lasst Euch überraschen.

Stefan