JEZEBEL’S TOWER – Like Every Mother’s Son (RG-Zeitmaschine)

Trackliste:

01. As A Fool
02. Crucified
03. We Got It
04. Cut Along
05. You Are Always On Mind
06. Like Every Mother‘s Son
07. She´s My Sister
08. Coming Home
09. Don‘t You Dare
10. Don‘t Cry
11. Think About Tomorrow

Spielzeit: 50:17 min – Genre: Melodic Prog Rock – Label: Eigenproduktion – VÖ: 1994 – Page: www.facebook.com/JezebelsTower

Auf die Band JEZEBEL’S TOWER wurde ich irgendwann so gegen 1997 oder 1998 durch den Sampler „Let’s Get Rocked Vol. 1 – Best Of Unsigned Hard Rock“ aufmerksam. Auf diesem Sampler befanden sich zwei Songs „Like Every Mother’s Son“ und „Don’t Care“ von diesen talentierten Musikern. Die Band bestand damals aus Charly Weibel am Mikrofon, Ralf Jung an den Gitarren, Andreas Wurm an den Keys, Jerry Schäfer am Bass und Manfred Kuhnle am Schlagzeug. Diese Songs gefielen mir damals schon sehr gut, und so dauerte es einige Zeit bis ich das Album das in Eigenregie veröffentlicht wurde aufgetrieben habe. Und was soll ich sagen, dass gesamte Album ist ein Burner.

Das Album bietet alles was den Rock Fan ansprechen sollte, hier handelt es sich weder um reinen Prog Rock noch Melodic Rock, sondern um eine sehr pfiffige und gekonnte Vermählung aus beiden die nicht nur Proggis gefallen sollte. Es ist zu jeder Zeit ein gehöriger Anteil Melodic Rock vorhanden der mit feinen Prog Elementen intelligent verfeinert wurde. Die Breaks halten sich in Grenzen, die Verschachtelungen die ein Hören kompliziert machen würden sind auf „Like Every Mother’s Son“ nicht vorhanden. Hier und da kommt mal ein Griff in die Saiten und oder Break die klar machen das man hier mit Prog Anteil arbeitet. Das Material ist in jedem Augenblick nachvollziehbar und nicht zu schräg geraten. Die Länge der Songs bewegt sich im Durchschnitt bei 4,5, einer reißt die 6, und zwei die 3 Minuten und knapp drüber, also keine ausufernde Instrumenten Beweihräucherung oder Griffbrettmalträtierung. Einfach für den Hörer der auch mal auf ausgefallenen Melodic Rock oder zart melodischen Prog Rock steht ein 6er im Lotto sein könnte. Ich lehne mich jetzt mal sehr weit aus dem Fenster und beschreibe den Stil als wunderschön dramatisch und inszenierten Hard Rock, der nicht wirklich in eine Schublade passt und mit viel Tiefgang ausgestattet wurde und somit eine Faszination ausstrahlt die ihres Gleichen sucht.

Der Sound bewegt sich dabei irgendwo bei alten DOMAIN, ein wenig DIO zur Anfangszeit, SCORPIONS und DOKKEN in den 80ern mit der Krönung einem Hang hin zur Dramatik von QUEENSRYCHEs „Operation: Mindcrime“ und FATES WARNINGs „Perfect Symmetry“ und „Inside Out“. Ich bin kein Freund von Prog Musik, allerdings muss ich dazu sagen dass es einige Scheiben gibt die mir extrem gut gefallen wie von QUEENSRYCHE oder FATES WARNING und noch eine Hand voll mehr, dieses Album von JEZEBEL’S TOWER hat einen Ehrenplatz in meiner Sammlung bekommen da es sich sehr weit weg vom Kommerz befindet. Genau so sollte Musik sein die fesselt und einen Wow Effekt erzeugt, diese ist zwar weit weg von jeglicher Radioplaylist aber dafür mehr als Interessant für den Hörer der sich die Zeit nimmt um die ganze Magie der Songs entfalten lässt. Genau für diesen Hörer ist dieses Album gemacht, für den Hörer der auch mal was hören möchte das nicht alltäglich im Player landet oder nach 0815 auf Nummer sicher Baukasten gekloppe klingt.

Die Stimme von Charly ist in den höheren Tonlagen angesiedelt und liegt dabei zwischen Jonathan K. von Q5, Geoff Tate von QUEENSRYCHE und Lothar Antoni von TRANCE. Die Gitarren fahren volles Brett egal ob Lead oder Rhythmus die Riffs sitzen und machen Druck. Die Keys sind mal im Piano, Cembalo oder einfach als Keyboard ausgeführt und legen somit immer einen genialen Teppich über die Songs. Der Bass haut einem die Hucke voll und ist kein Hintergrund Schlürfer. Die Drums wurden mit sehr viel Energie eingespielt und machen aus dem positiven Gesamtbild eine harmonische Einheit.

Mit „As A Fool“ und einprägenden melodischen Riffeinlagen startet das Album vielversprechend in der Mitte kommt ein gekonnter Break nur mit Cembalo und Streicher Einlage um dann mit dem Solo wieder zum Rocker zu mutieren. „Crucified“ zieht mit einem Anfangsriff eine Schneise der Verwüstung durchs Trommelfell, ein ausgewachsener Rocker und bestätigt den Eindruck der durch den Opener entstanden ist. „We Got It“ haut einem die Riffbreitseite voll ins Gebälk, „Cut Along“ eine dramatische Powerballade in den Strophen zart und nachdenklich, im Refrain geht der Punk ab und es wird drauf los gerockt damit es in den Strophen wieder dramatisch schön zu Werke geht. „You Are Always On Mind“ hier wird das Drama mit Pianoklängen auf die Spitze getrieben. „Like Every Mother‘s Son“ ein verdammt starker Titelsong bei dem alles Stimmt, geile Riffs, Melodie und Charlys Stimme beim göttlichen Refrain. „She´s My Sister“ ein cooler Rocker, „Coming Home“ eine sehr starke Powerballade mit simplem aber traumhaftem Refrain. „Don‘t You Dare“ ein kräftiger Riffakrobat, bei „Don‘t Cry“ wird wieder mit Dramatik großes Kino geboten, „Think About Tomorrow“ melancholisch mit Akustikklampfe und reichlich Chören im Refrain.

Balle

THE FLOWER KINGS – Look At You Now

Trackliste:

01. Beginners Eyes
02. The Dream
03. Hollow Man
04. Dr Ribedeaux
05. Mother Earth
06. The Queen
07. The Light In Your Eyes
08. Seasons End
09. Scars
10. Stronghold
11. Father Sky
12. Day For Peace
13. Look At You Now

Spielzeit: 67:36 min – Genre: Progressive Rock – Label: InsideOut Music – VÖ: 08.09.2023 – Page: www.facebook.com/TheFlowerKings

 

Inflation, alles wird teurer und auch der Prog-Rock-Fan muss schauen, dass er korrekt investiert und möglichst viel für sein Geld bekommt. Ein Anschaffungs-Kandidat wäre da „Look At You Now“ von THE FLOWER KINGS. 67 Minuten Spieldauer, 13 Songs, neun Musiker, die singen (mit ordentlich Backing Vocals) und Gitarre, Bass, Drums und Percussioninstrumente von Congas bis hin zu Xylophonen spielen, ergänzt um alles, was man mit elektronischen Tasteninstrumenten so an Klängen erzeugen kann: Orgel, Klavier, Synthesizer, Orchesterinstrumente und so weiter.
Auch Töne gibt es ziemlich viele auf „Look At You Now“. Hab selten einen Satz geschrieben, der in einem Prog-Rock-Review dümmer klingt, nebenbei. Will eigentlich sagen: Jeder der Beteiligten beherrscht sein Handwerk mit beachtlicher Virtuosität und lässt das auch ganz gerne raushängen.
Das ist schon ziemlich viel für’s Geld und stabil vom Sänger und Bandleader Roine Stolt produziert worden. Angenehm ist der Fokus auf Wärme und Vollheit im Sound. Hart ist die Platte überhaupt nicht, ich hab schon seit Ewigkeiten keine so weiche Basstrommel auf einem Rockalbum gehört, aber damit kommt schon einmal Gefühl in die Sache und das ist ja was Schönes.
Musikalisch ist man zwischen Neo Prog Rock und Jazzrock unterwegs, mit einem Hang zu ZAPPA-artigen kleinen Eskalationen einzelner Instrumente, wenn man es nicht erwartet. Bis zum Rand ist „Look At You Now“ gefüllt mit kleinen Details. Bandfundament ist da. Jetzt hier eine kleine Synth-Spielerei. Jetzt hier zwei andere. Jetzt ein kleines Percussion-Element. Und kurz noch etwas Klavier.
So positiv und entspannt 90es proggy das 16. Album der Schweden im Grunde ist, so viel passiert doch an Action. Dabei mag es vorkommen, dass unsere neun Virtuosen praktisch alle im selben Moment ein Kribbeln in den Fingern oder Stimmbändern bekommen, und dann wird „Look At You Now“ durchaus auch mal was chaotisch – siehe exemplarisch der erste Track. Oder man hat eine ruhige Passage, die durch ihre Ruhigkeit viel Wirkung hätte entfalten können, wenn man nicht das eine Synth-Arpeggio in der Mitte noch rein hätte ballern lassen. Das passiert lange nicht bei jedem Track in der Art, aber doch immer mal wieder. Derweil sind die Gesangsmelodien – auch nicht immer, aber schon häufiger als bei anderen Bands des Genres – sekundär, unterstützen die Stimmung, die die Musik hervorruft, ohne dass sie nachher tagelang im Ohr hängen bleiben würden.
Was nicht bedeutet, dass die Scheibe nicht funktionieren würde, im Gegenteil. Wenn man sie so richtig hart konzentriert genießt, wird man überwältigt sein von seinen Arrangements, von seinem Ideenreichtum auf instrumentaler Ebene. Wenn man es halb-konzentriert in gemütlicher Atmosphäre hört, wird man einen ziemlichen Atmosphäre-Verstärker vorfinden. Damit arbeitet „Look At You Now“ ähnlich wie sein Vorgänger „By Royal Decree“, wenngleich dieser in seiner Gesangsmelodie-Auswahl subjektiv etwas stärker ausfällt.

Fazit:
„Look At You Now“ ist nicht für jeden. „Look At You Now“ ist aber ein wahres Fest für jeden, der sich fragt, wie es klingen würde, wenn TRANSATLANTIC ein Album mit FRANK ZAPPA machen würden. Und es ist schon beeindruckend, das (gewollt oder ungewollt) zu simulieren!

Anspieltipps:
Die ersten drei Tracks. Und dann bei Gefallen einfach dranbleiben!

Jannis

R3VO – Fireflies (EP)

Trackliste:

01. Artificial Pleasure
02. Fireflies
03. Dorian Gray
04. Darling
05. Aluminium

 

 

 

 

Spielzeit: 23:30 min – Genre: Progressive Rock – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 16.11.2022 – Page: www.facebook.com/R3VO.official

(8,25 von 10, aufgerundet wegen Debüt)

Man kennt ja die zahlreichen Einschätzungen von Einzelpersonen über Berlin und seine Einwohner. Sollte man Teil der Fraktion „Kannste komplett vergessen“ sein, ist es nun aber an der Zeit für eine kleine Einschränkung: „alle außer R3VO“. Die haben in den letzten zwei Jahren fünf Songs geschrieben, dann aufgenommen, und jetzt auf ihrer Debüt-EP rausgebracht. Wenn man nicht das Kind von Bruce Dickinson ist, bleiben einem dabei eigentlich nur zwei Optionen. Entweder man erwischt eine grausame Produktion oder eine Preis-Leistung-Produktion, die vielleicht ein bisschen basic aber sehr zweckmäßig ausfällt. Letztere haben R3VO bekommen, mit tatsächlich echt gutem Preis-Leistungsverhältnis, klarem Sound (für das Genre unabdinglich) und gerade in den Vocals mit einigem an investierter Arbeit. Stichwort Genre: Progressive Rock, mal moderner technischer im Stil von beispielsweise HAKEN („Artificial Pleasure“), mal oldschooliger (das ruhig-intensive „Darling“). Oft angejazzt, frickelig, mit einigem an Nicht-4/4tel-Takt und gerne mal – insbesondere im zweiminütigen „Dorian Gray“ – auf einem Level, wo man auch mit ein bisschen Ahnung gar nicht erst anfangen sollte, das Ganze irgendwie auf musiktheoretischer Basis verstehen zu wollen. Mächtig Groove ist dabei, aber auch ausufernde ruhige Parts, so bei „Aluminium“.
Stichwort Skill: Jap, da haben sich echt ein paar Leute gefunden, die ihr Handwerk verstehen und dabei nicht nur irgendwas Kompliziertes in komischen Taktarten spielen, sondern dabei auch dem Laien die Möglichkeit geben, die Sache gut zu finden. Sängerin Leo Lotux setzt der Instrumentalperformance dann noch eine monumentale Sahnehaube auf. Alleine wegen ihr lohnt sich schon, durch die EP zumindest mal durchzuskippen.
Die EP heißt übrigens „Fireflies“, hab ich, glaub ich, vergessen zu erwähnen. (Anm. d. Red.: Hatte ich echt).
Zurück zum Thema: Die Bandbreite und Ausdrucksstärke der Vocals ist spektakulär und absolut on point eingesetzt. Kann eine solche Platte echt nochmal aufwerten.
Ein bisschen Elektronik gibt’s auch, den ein oder anderen digitalen Basssound und mit dem letzten Drittel vom Titeltrack einen fast komplett elektronischen Part, der sehr gelungen ist und zusammen mit dem generellen Wiedererkennungswert des Songs und seinen vielen verspielten Elementen diesem Song freundlich auf das Favoritentreppchen hilft.
Kritik: Manchmal ist der Technik-Faktor echt hoch, während der Immersions-Faktor ein bisschen zu sehr zurückbleibt. Oder anders: Manchmal respektiere ich sehr, fühle aber wenig. Dabei haben R3VO mit „Darling“ bewiesen, dass sie auch ganz anders können. Aber das ist ein bisschen, als würde man bei einem Lamborghini bemängeln, dass er von außen nicht plüschig genug ist (aber ist er halt auch nicht, deswegen bleibt die Kritik bestehen).

Fazit:
Geile erste Meldung von musikalisch hart versierten Leuten. Wenn „Fireflies“ ein Ausblick in die Zukunft von R3VO ist, habe ich Bock auf ihre zukünftigen Releases. Und Ihr könnt das auch haben, wenn Ihr nicht auf 1 und 3 klatscht!

Anspieltipps:
„Fireflies“ und „Darling“

Jannis

THE FLOWER KINGS – By Royal Decree

Trackliste:

01. The Great Pretender
02. World Gone Crazy
03. Blinded
04. A Million Stars
05. The Soldier
06. The Darkness In U
07. We Can Make It Work
08. Peacock On Parade
09. Revolution
10. Time The Great Healer
11. Letter
12. Evolution
13. Silent Ways
14. Moth
15. The Big Funk
16. Open Your Heart
17. Shrine
18. Funeral Pyres

Spielzeit: 94:06 min – Genre: Progressive Rock – Label: Inside Out Music – VÖ: 04.03.2022 – Page: www.facebook.com/TheFlowerKings

 

Ein Jahr im Leben eines Hundes sind sieben Menschenjahre. Ein Jahr im Leben einer Prog-Rock-Band sind zwei Menschenjahre. Anders lässt es sich nicht erklären, dass THE FLOWER KINGS, die sich angesichts ihres Sounds und Stils offensichtlich 1972 gegründet haben, zur Zeit ihr 25. Bandjubiläum feiern können.
Pünktlich dazu ist nun ihr 15. Album „By Royal Decree“ auf den Markt gekommen, das 18 (!) neue Songs der Schweden auf 90 (!) Minuten Spieldauer in sich birgt. Viele unveröffentlichte Ideen aus der Prä-Debutalbum-Phase finden sich laut der Band darauf – und generell viele Ideen. Also wirklich viele.
Jesus, Bass, Drums, Vocals und (unterschiedliche, akustische und elektrische) Gitarren werden ergänzt um verschiedene Orchestralinstrumente, Klavier, Orgel, Percussion, Saxophon, Accordeon, Glockenspiel, unterschiedliche Synthesizer, Chöre und einiges, was ich vermutlich vergessen habe, All das wird in einer 90-Minuten-Terrine fröhlich zusammengekippt und nach dem Prototyp-70es-Jazz-Feelgood-Prog-Rock-Rezeptbuch zubereitet.
Eigentlich gehe ich ja immer gerne auf schöne Details und Parts einzelner Songs ein, aber bei „By Royal Decree“ ist das praktisch zwecklos. Man werfe dazu einfach mal ein Ohr in den Opener und merke, dass er quasi alles beinhaltet, inklusive den Kompositionsweisen, die man von einem solchen Album erwartet. Also etwas allgemeiner: Die Platte ist zu 100 Prozent positiver, schöner Prog Rock der alten Schule, ergänzt nur ganz selten um ein paar moderenere, ebenfalls sehr gelungene Sounddesign-Elemente. Dabei ist sie eine von denen, die weniger Zeit investieren, um große Ohrwürmer zu etablieren, sondern den Zuhörer eher mit auf eine trippige Reise durch blühende, bunte Klanglandschaften nehmen, in denen hinter jedem Baum etwas neues Wundervolles wartet. Und das ist super gelungen, mit einem wahnsinnigen Kompositions- und Einspielaufwand.
Kritik? Eigentlich nein. Einzig könnte man anmerken, dass man aus diesem 90-Minuten-Werk auch zwei 60-Minuten-Werke hätte machen können (für die man dann sogar zweimal hätte Geld verlangen können). Denn erstens sind 90 Minuten bei einem so dichten und vielseitigen Album schon ein leichter Overkill, bei dem man je nach Stimmung nach der ersten Hälfte auch mal eine Pause vertragen könnte, und zweitens gibt es immer wieder (beispielsweise bei „Blinded“ und „The Soldier“) diese Andeutungen von wirklich großen Prog-Melodien, die man zum Ende eines Songs komplett entfalten könnte und in die man mehr Zeit investieren könnte. Das Potenzial wird jedoch seltener genutzt, da „By Royal Decree“ dann doch zu aufgeregt schnell weiter seine bunte Welt erkunden möchte. Aber gut, es ist schwer, ein Album wegen einer Melodie zu kritisieren, die nicht auf ihm enthalten ist.

Fazit:
„By Royal Decree“ ist ein Album, das man anschaltet und sich dann ohne Erwartungen hinsichtlich traditioneller Songstrukturen treiben lässt. Und auch, wenn man einigen Ideen mehr Zeit hätte geben können: Oldschool-Prog-Fans wollen dieses Album und werden in ihm ein grandioses Detailreichtum, ein Gespür für authentisches Feeling, zahlreiche schöne Melodien und Motive, Respekt vor jedem Instrument und viel viel Hingabe finden.

Anspieltipps:
„The Great Pretender“, “Revolution“, „Moth“, „Silent Ways“ und „Funeral Pyres“

Jannis

 

MAGNUM – The Monster Roars

Trackliste:

01. The Monster Roars
02. Remember
03. All You Believe In
04. I Won’t Let You Down
05. The Present Not The Past
06. No Steppin‘ Stones
07. That Freedom Word
08. Your Blood Is Violence
09. Walk The Silent Hours
10. The Day After The Night Before
11. Come Holy Men
12. Can’t Buy Yourself A Heaven

Spielzeit: 58:48 min – Genre: Epic Melodic Rock – Label: SPV – VÖ: 14.01.2022 – Page: www.facebook.com/magnumbandpage/

 

Die Rockdinos von der Hemdsärmelkanal Insel kommen mit neuem Album aus dem Studio. Was kann man über die Rockinstitution MAGNUM schreiben, sehr gute Alben geliefert, Check. Sehr gute Songs schreiben können, Check. Klassiker aufgenommen und einen beachtlichen Backkatalog in der Vita, Check. Was also sollte man über so einen Topact schreiben, mich packte sofort das MAGNUM Fieber als ich damals Mitter der 80er zum ersten Mal einen Song von ihnen gehört hatte. Dieser Song war „Midnight (You Won’t Be Sleeping)“ vom Album „Vigilante“.

Nach und nach besorgte ich mir die Alben von MAGNUM ab „CHASE THE DRAGON“ bis hin zu „Rock Art“ von der ich enttäuscht war und auch traurig als es damals hieß dies sollte das letzte MAGNUM Album sein. Umso überraschter war ich als Teile von MAGNUM unter dem Banner HARD RAIN wieder im Rampenlicht auftauchten. Dann kam der Stimmwizzard Bob Catley Solo zurück und schließlich im Jahr 2002 erschien das superbe Comeback Album dem zwölften „Breath Of Life“. Nun folgt das zweiundzwanzigste Album der Band „The Monster Roars“ und eins vorweg die Herren im fortgeschrittenen Alter haben es immer noch drauf sehr gute Songs zu schreiben und auch musikalisch umsetzen zu können.

Zum aktuellen Lineup gehören Gandalf der Weiße Bob Catley am Mikro, Tony Clarkin an Gitarren, Dennis Ward an Bass, Rick Benton an Keyboards und Lee Morris an den Drums. Von Altersschwäche oder Abnutzung ist nichts aus zu machen, die Herren haben es mit über 70 Jahren noch voll drauf und Rocken wie die Jungen Wilden.

Wie fast immer bieten MAGNUM sehr guten härteren AOR bis Melodic Hard Rock mit einer feinen wohldosierten Portion Prog und Epic die dem Songmaterial zu gute kommt und dadurch die Band deutlich und auf sehr hohem Level von anderen Bands unterscheidet. Durch ihren Sound den sie im laufe der Jahrzehnte gefunden und kreiert haben sind MAGNUM eine Institution und unvergleichlich. Wenn man MAGNUM vergleichen könnte wären es nicht die MAGNUM die wir kennen und lieben. Catley singt in einer eigenen Liga für sich, vergleichbar mit Gandalf dem Weißen der gerade seine besten Tricks gegen Sauron auspackt. Der Saitenhexer Clarkin zaubert ein Riff nach dem anderen aus der Axt mal härter mal mit mehr Gefühl wie man dies von ihm gewohnt ist. Ward lässt den Bass wummernd laufen, die Keys sind majestätisch episch wie immer gehalten und die Drums machen einem klar das man es mit einem Antreiber zu tun hat.

Mit „The Monster Roars“ tauchen wir in eine magische Reise ein und lauschen der Klänge die da kommen und werden mit keltischem Flair in die Highlands versetzt, „Remember“ ein von Piano, Gitarre und Catleys Stimme getragenes Highlight. „All You Believe In“ ein epischer Rocker, „I Won’t Let You Down“ ein geiler Rocker. „The Present Not The Past“ ein brachial Rocker Highlight, für „No Steppin‘ Stones“ gilt das gleiche auch ein Highlight. Bei „That Freedom Word“ zaubert die Altherren Riege noch mal die alten epischen Zeiten herbei, „Your Blood Is Violence“ nur MAGNUM können so klingen schweinegeiler Rock mit viel Ooohhooo. „Walk The Silent Hours“ eine typische MAGNUM Geschichte, „The Day After The Night Before“ und wieder ein kommender Liveklassiker. Bei „Come Holy Men“ wird ordentlich gerockt was für ein Song, „Can’t Buy Youself A Heaven“ episch geil.

Balle

MOTORPSYCHO – Kingdom Of Oblivion

Band: Motorpsycho
Album: Kingdom Of Oblivion
Spielzeit: 70:26 min
Stilrichtung: Space Classic Progrock
Plattenfirma: Stickman Records
Veröffentlichung: 16.04.2021
Homepage: www.facebook.com/motorpsycho.official/

 

Motorpsycho aus Norwegen veröffentlichen Album #23, ich kannte Motorpsycho bis jetzt nur als Namen, was die Männer hier abliefern ist gute Mucke aber für mich zu spaceig zu abgehoben. Zu M gehören aktuell Bent Saether an Mikro, Gitarren, Bass, Keyboards und Drums; Hans Magnus Ryan an Gitarren, Keyboards und Backing Vocals; Tomas Jämyr an Drums und Backing Vocals.

Den Sound würde ich als spaceigen Classic Rock mit einer gehörigen Portion Proganteil beschreiben. Irgendwo bei Zepplin, Purple bis Queen und Pink Floyd. Und in manchen Momenten habe ich das Gefühl als ob Zeppurple und Queink eine riesen Portion zu viel geraucht hätten. Schlecht ist das Material nicht, aber für mich zu schwere Kost, und der Sound ist sehr Dumpf, der Shouter zu weit im Hintergrund, musikalisch haben die Jungs was drauf, aber man meint vom Stil und Sound her das dieses Dingens kurz nach Woodstock enstanden ist. Für Fans von dieser Mucke bestimmt ein Muss aber ich kann leider damit nicht viel anfangen.

Songs wie “The Warning Pt. 1 & 2”, “Kingdom Of Oblivion” und “The Hunt” können mich überzeugen der Rest ist nichts für mich.

Fazit:

Ein schwer verdaulicher Happen den ich mir ausgesucht habe. Für die drei Songs und die Fähigkeiten der Jungs vergebe ich eine Bewertung von 6 Sternen, der doch recht schwache Sound und der sehr weit in den Hintergrund gemischte Sänger machen das hören noch schwieriger.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Warning Part 1 & 2
02. Kingdom Of Oblivion
03. Lady May 1
04. The United Debased
05. The Watcher
06. Dreamkiller
07. Atet
08. At Empire’s End
09. The Hunt
10. After The Fair
11. The Transmutation Of Cosmoctopus Lurker
12. Cormorant

Balle

PINNACLE POINT – Symphony Of Mind

Band: Pinnacle Point
Album: Symphony Of Mind
Spielzeit: 61:02 min
Stilrichtung: Progressive Melodic Rock
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 17.07.2020
Homepage: www.facebook.com/pinnaclepointtheband/

PINNACLE POINT veröffentlichen am 17. Juli ihr zweites Album, mit dabei sind Jerome Mazza (v., k.), Torben Enevoldsen (g., k.), Howard Helm (k.),Takeaki Itoh (b.), Mark Prator (d.), Rick Ayala (g., bv.), Valeria Pozharitskaya (vi.) und John F Rodgers (p.). Zu hören gibt es Progressive Melodic Rock der sehr gut hörbar ist und nicht ganz so kompliziert und verschachtelt ist wie bei der ein oder anderen Prog Band. PP vereinen guten Prog mit eingängigem Melodic Rock der sich nicht verstecken muss. Jerome Mazza besitzt eine angenehme nicht aufdringliche Stimme die durchaus mit den ganz großen des Musikbiz mithalten kann. Die Restlichen Musiker überzeugen auch auf ganzer Linie.

Den Start macht “Ascent” ein Instrumental und gibt einen Ausblick was man zu erwarten hat. “So Alive” ist ein lässiger Track der Spaß macht. “Weight Of The World” geht gut ins Ohr ein Highlight, “Hero” fällt qualitativ leicht ab. “Never Surrender” kommt fast wie ein härterer und angeprogter TOTO Song rüber, stark gemacht. “In The Wake Of Hope” ist wieder ein flottes Highlight, “Shadow Of Peace” besitzt eine geile Melodieführung. “Beyond” eine melancholische Ballade gut umgesetzt, “Nothing At All” ein weiteres Highlight, langsame und flottere Passagen im wechsel mit sehr guter Melodie. “Prodigal” ist der progressivste Song, schwerer Zugänglich als die anderen Songs, denoch sehr gut. “Symphony Of Mind” beendet das Album läst sich gut anhören.

Fazit:

Progressive Melodic Rock sehr gut verpackt, alles gut hörbar mit leichten Schwächen aber dennoch sehr gut, von mir gibt es eine solide 7,5, wenn die Songs noch ein wenig eingängiger wären würde es eine bessere Bewertung geben.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Ascent (Instrumental)
02. So Alive
03. Weight Of The World
04. Hero
05. Never Surrender
06. In The Wake Of Hope
07. Shasows Of Peace
08. Beyond
09. Nothing At All
10. Prodigal
11. Symphony Of Mind

Helmut

IVANHOE – Blood And Gold

Band: Ivanhoe
Album: Blood And Gold
Spielzeit: 38:27 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 20.03.2020
Homepage: www.ivanhoe.de

Es gibt übrigens eine deutsche Progressive-Metal-Band, die IVANHOE heißt und schon sieben Alben draußen hat. Wusstet Ihr schon? Jut, ich mal wieder nicht. Wage ich also einen unvoreingenommenen Blick auf das achte Album der Truppe, ohne irgendwelches Vorwissen. Was mit als erstes auffällt und an dieser Stelle auf jeden Fall ein wenig Kritik verdient hätte: Die Platte besteht aus neun Songs, von denen einer eher Intermezzo-Charakter hat (das gerade einmal 2:14 lange “Fe Infinita”, das aus Akustikgitarrenarbeit und zweistimmigem Gesang besteht, mit Gastsängerin und gewissem Schmalzfaktor), und einer das gelungen-emotionale UDO-JÜRGENS-Cover “If I Never Sing Another Song”, das dem Spirit des Originals gerecht wird und vergleichsweise elektronisch ausfällt, aber eben auch ein UDO-JÜRGENS-Cover auf einem Prog-Metal-Album ist. Bleiben ca. 32 Minuten Spieldauer an “richtigem” Content und das ist ein wenig mager.
Die restlichen sieben Songs sind dabei aber gar nicht von schlechten Eltern. Der Sound ist natürlich aber kraftvoll, die Vocals professionell und kompatibel mit dem Rest, Keyboards vorhanden, wo nötig.
Der Stil von IVANHOE wirkt (jedenfalls auf “Blood And Gold”) ein wenig so, als habe man (Neo-)Prog-Rock einmal durch den Heavy-Metal-Wolf gedreht. Nicht, dass die größtenteils langsam oder Midtempo-gehaltene Platte besonders heavy wäre, aber die Metal-Gene kommen doch sehr gut durch, während an anderer Stelle Prog-Rock-Anleihen deutlicher im Vordergrund stehen. So zu hören unter anderem beim Opener, der gelungen ist, wenn auch im Refrain etwas unspektakulär. “Broken Mirror” überzeugt mit starker Gitarrenarbeit und insbesondere im Chorus feinem Drive. Und “Martyrium” ist ein echtes Glanzstück, ernst, intensiv, stimmungsvoll und im Refrain mit leichten MAIDEN-Vibes, dessen Refrain ich gerne mal von MOONSPELL gecovert hören würde.
Über weite Teile ist der Prog-Faktor von “Blood And Gold” angenehm zurückhaltend, vertritt nicht die “Hör mal, wie viel Skill wir haben, mit Taktarten, die keine Sau versteht”-Herangehensweise vieler Genrekollegen. Negativ fällt das nur bei “Shadow Play” auf, das in der Strophe unheilvoll zurückhaltend, im Prechorus schwer stampfend und im Chorus ein seltsames Aneinandervorbeispielen ist (bzw. eine ausgeklügelte Taktarbeit, die nur eben nicht zündet und den Part eher verwirrend als interessant gestaltet). Gut, das entschädigt der Rest des Tracks und das anschließende “Perfect Tragedy”, das für seine kurze Länge als zweitlängster Track angenehm vielseitig aber nicht unübersichtlich ist.

Fazit:
“Blood And Gold” ist eines der Alben, die ein paar Durchgänge zur Entfaltung ihres vollen Potenzials brauchen. Dazu ein interessanter eigenständiger Stil und eine nicht bemängelbare Ausführung. An der kurzen Spieldauer und ein paar Lückenfüllerparts mag das Ding ein wenig kränkeln, aber reinhören, gegebenenfalls kaufen und durchaus auch mal live anschauen (IVANHOE könnten eine der kleinen Prog-Bands sein, die live nochmal besser kommen) kann man auf jeden Fall empfehlen!

Anspieltipps:
“Martyrium”, “Solace” und “Perfect Tragedy”.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Midnight Bite
02. Broken Mirror
03. Fe Infinita
04. Blood And Gold
05. Martyrium
06. If I Never Sing Another Song
07. Solace
08. Shadow Play
09. Perfect Tragedy

Jannis