HELL BOULEVARD – Requiem

Trackliste:

01. Not Another Lovesong
02. She Just Wanna Dance
03. The Monster
04. Guillotine
05. Rollercoaster
06. I Got What I Want But I Lost What I Had
07. Messed Up
08. Weirdos
09. Branded
10. Don’t Fix A Broken Heart

 

Spielzeit: 41:03 min – Genre: Modern / Alternative Dark Rock – Label: NoCut – VÖ: 01.03.2024 – Page: www.facebook.com/hellboulevard

 

Vier Jahre nach Veröffentlichung des letzten Albums kommen HELL BOULEVARD mit Album #4 aus den Puschen. Mir war die Band bevor sie vor einiger Zeit in unserer Redaktionsliste auftauchte kein Begriff, allein der Umstand das als Genre Gothic Rock angegeben war ist daran schuld das ich mir die Band mal ansehe. Zur Besetzung der Schweizer gehören Matteo Fabbiani am Mikrofon, Von Marengo an den Gitarren, Raul Sanchez am Bass und Hangman an den Drums. In der Promoinfo werden HELL BOULEVARD in das Gothic Rock Lager gesteckt, dem stimme ich nicht so ganz zu, ich würde sie in die Dark Rock Ecke stecken, die mit Modern / Alternative und fast schon Industrial Ambitionen angereichert sind. Bei der Einteilung in eine Schublade wird es X-verschiedene Ansichten geben, auf alle Fälle ist der Sound im Dark oder Gothic vor dem Rock anzusiedeln.

Das Cover verbreitet eine düstere Stimmung und passt sehr gut zu dem Düster-Rock von HELL BOULEVARD, der auf der einen Seite mit traditionellen Dark Elementen für Aufsehen sorgen kann, dann vermischen die Jungs geschickt Einflüsse aus dem – Modern (10%), Alternative (20%), Industrial (20%), Symphonic (10%) Rock und bei der Keyboardarbeit kommt noch ein leichter Unterton in Richtung Wave – mit dem Grundsound. Der Dark Effekt bei der Umschreibung ist klar im Vorteil und der Übermacht. Der Sound liegt dabei irgendwo zwischen DEPECHE MODE, HUMAN LEAGUE, THE SISTERS OF MERCY, HIM, VLAD IN TEARS, härtere JEREMIAH KANE und sehr modernen Bands aus dem Modern / Industrial Lager. Es kommt einem so vor als wenn die Band nicht weiß welche Klientel sie jetzt bedienen möchte und versucht deshalb eine Spagat der zwar gelingt aber nicht voll zünden möchte.

Die Stimme von Matteo passt wie Arsch auf Deckel zur Mucke und erinnert mich von der Ausführung an VLAD IN TEARS, die Tonlage ist dabei ein wenig tiefer. Die Gitarren fahren volles Brett und donnern einem ein Riffgewitter nach dem anderen vor den Latz. Die Keyboards kommen mir meistens wie eine bedrohliche Szenenuntermalung eines Jason Voorhees, Michael Myers, Freddy Kruegers Horrorfilm in der Originalfassung. Der Bass ist nicht sofort erkennbar, da muss man genau hinhören um diesen bewusst zu vernehmen und lokalisieren. Die Drums sind zurückhaltend aber dabei auffällig in Szene gesetzt. Das Gesamtbild ist durchweg Positiv nur bin ich durch die Vielfalt des Genreübergreifenden Stilmixes ein wenig im Zwiespalt, auf der einen Seite ist es sehr gut umgesetzt, überzeugt und gefällt auch, auf der anderen Seite ist mir die Auslegung zu Modern und kann bei mir nicht wirklich Punkten. Trotz dieses Umstandes haben die Jungs ein sauberes und interessantes Album ein gezimmert das wahrscheinlich für die breite Masse uninteressant erscheinen könnte, obwohl sie musikalisch alles richtig gemacht habe. Ein Probelauf schadet niemandem. Das Album ist eine Achterbahn der Gefühle und Stimmungsschwankungen die mich an einen Splatter oder Zombie Streifen der 80er erinnert.

„Not Another Lovesong“ legt gleich mal sowas von dunkel und Unheil verheißungsvoll los das es einem kalt den Rücken runterläuft, „She Just Wanna Dance“ kommt mit einem Unterton von poppigen DEPECHE MODE und energischem Modern Rock. „The Monster“ hier treffen sich volles Modern / Industial gekloppe mit LORDI Vibes zur dunklen Messe, „Guillotine“ ein dramatisches High Speed Dingens das in keiner Schublade Platz findet. „Rollercoaster“ genau so intensive wie eine Achterbahnfahrt, „I Got What I Want But I Lost What I Had“ Klassik kollidiert mit dunkler Moderne und erzeugt einen gewaltigen Knall. „Messed Up“ hier trifft Gefühl auf alle beschriebenen Einflüsse und gibt den Superhit, „Weirdos“ mehr Dramatik geht nicht. „Branded“ geht sehr gut ins Ohr, „Don’t Fix A Broken Heart“ spielt den Tränenerzeuger.

Balle

VLAD IN TEARS – Relapse

Trackliste:

01. Break Away
02. Broken Bones
03. Day By Day
04. Dig Deep
05. Fight For Another Day
06. Goodbye
07. Hallo
08. Hear Me Out
09. Live Again
10. Me Myself And I
11. Not Good Enough

Spielzeit: 38:14 min – Genre: Dark Rock – Label: Metalville Records – VÖ: 08.03.2024 – Page: www.facebook.com/vladintearsofficial

 

Eingeleitet wird der Promoflyer mit folgenden Worten: „Nach der Veröffentlichung von „Porpora“ im Jahr 2022 schufen VLAD IN TEARS zu den meisten ihrer Fans eine emotionalere Bindung als je zuvor und über diese, ihre Gefühle, ihre persönlichen Kämpfe und Auseinandersetzungen schrieb die Band. Dieses Album ist all jenen gewidmet, die immer noch kämpfen, die noch nicht gewonnen haben und denen man zuhören möchte. Es ist eine Sammlung von Geschichten von Menschen aus der ganzen Welt, die wollen, dass ihre Stimmen und Erfahrungen gehört und weitererzählt werden. Die Musiker haben dabei fast ein Jahr für die Fertigstellung gebraucht.“

Da psychische Erkrankungen wie Depressionen, Borderline-Syndrom oder ähnliche immer noch ein Tabu Thema darstellen, und sich jemand der noch nie mit so etwas in Kontakt kam, egal ob jetzt selbst, in der Familie oder Freundeskreis, kann sich nicht im Geringsten vorstellen was da in einem abgehen kann und viele sogar zum letzten Ausweg bringt. Deshalb ist es wichtig das die Öffentlichkeit nicht die Augen vor solchen Themen verschließt und dieses Thema offen angesprochen werden sollte. Und da kann so eine Band wie VLAD IN TEARS, die solche Themen verarbeiten und nicht hinter vorgehaltener Hand darüber reden sondern in ihrer Musik offen ansprechen ordentlich Plus- und Sympathiepunkte einfahren. Nebenbei passt die Mucke auch noch, dann ist es ein Doppeltreffer.

Ich kannte VLAD IN TEARS nicht bis ich das Video zu „Hear Me Out“ gesehen habe, und als ich das Album das erste Mal gehört habe dachte ich mir Wow da hast du ja ganz schön was verpennt. VLAD IN TEARS bieten auf „Relapse“ astreine Dark Rock Mucke vom Feinsten. Die Band besteht aus einem Trio die auf die Namen Kris Vlad für Gesang, Lex Vlad an Gitarre und D. Vlad am Bass hören. In der Musik schwingt eine gute Portion Wut, Frust und angestaute Aggression mit, was jetzt nicht negativ gemeint ist, sondern man merkt der Mucke an das sehr viel Herzblut und Emotionen drinsteckt. Diese Emotionen sind in den Texten und den Melodien eingearbeitet und machen somit ein äußerst spannendes Gesamtwerk aus dem Album.

Die Stimme von Kris befindet sich in einer sehr angenehmen Tonlage und passt bestens zur Instrumentierung, die auch fast alles Richtig macht. Die Stimmlage geht nicht so Tief runter wie bei den Meistern des Dark Rocks Andrew oder Ville, muss sie auch nicht, sie kann in ihrer Tonlage überzeugen. Die mehrstimmigen Gesangspassagen gehen fast immer in Ordnung außer in den seltenen Momenten in denen man meint, wenn es zu hoch geht das er mehr jault weil einer seine Klöten zu dolle zusammendrückt. Zwei Haare versalzen mir da ein wenig die Suppe in der B-Note, das sind zum einen die teilweise sehr schrägen Riffeinlagen, passen aber dadurch bestens zu den Emotionen und der Frustration. Zum zweiten wäre das die Drumkiste die sich nach Maschine und Konserve anhört und deshalb einen kleinen Abtörner spielt. Ansonsten ist alles im grünen Bereich, die Stimme gibt die Texte ideal wieder und die Instrumente bilden eine düstere Geräuschkulisse die es in sich hat. Die Keyboards kommen mal modern finster, im SISTERS OF MERCY, HIM oder DEPECHE MODE Style und gehen voll in Ordnung.

Da ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen bin die Vorgängeralben zu hören ziehe ich mal Vergleiche mit THE SISTERS OF MERCY, MARKUS WINTER und HIM. Irgendwo in der Mitte der genannten Vergleiche bewegen sich VLAD IN TEARS, Dark Rock der Marke Dark, Darker am Emotionalsten. Entweder man fährt voll drauf ab oder man kann überhaupt nicht auf diese Mucke. Ich gehöre zu denen die es sich anhören, denen es gefällt, einfach ein Oller Typ der mit Andrew Eldritch (SISTERS OF MERCY), DEPECHE MODE und der sich langsam splittenden Heavy Metal Szene die sich in sämtliche Richtungen entwickelt hat und Dank NIGHTWISH und Co ein kleines Revival feiern darf, seine wilde Zeit verbracht hat. Aber davon ist VLAD IN TEARS sehr weit entfernt, dass Trio bewegt sich überwiegend im Midtempo Rock Bereich und schafft es nicht zu düster zu wirken, sondern findet den idealen Spagat zwischen Kommerz und Nischendasein.

Dieses Album ist für alle die über den Tellerrand schauen und sich nicht auf ein Genre festgelegt haben sondern in mehren Stilen wohl fühlen und auch offen für neues sind. Normal wäre es bei mir eine 8,5 durch die angesprochene Themen gebe ich noch einen halben Punkt als Bonus dazu.

„Break Away“ ein grooviger Stampfer eröffnet das Album und kann mit einem genialen Geniestreich im Refrain Akzente setzen, „Broken Bones“ besitzt mit seiner Melodie einen unwiderstehlichen Charme, der Refrain ist genauso genial wie beim Vorgänger und sogar noch eingängiger. „Day By Day“ mehr Gefühl geht fast nicht, „Dig Deep“ ein flotter Fetzer mit Riffing aus den dunkelsten tiefen Mordors. „Fight For Another Day“ hebt die Stimmung wieder an, „Goodbye“ erinnert mich an eine Komposition von John Carpenter wie er sie bei den Klapperschlangen Filmen verwendet hat. „Hallo“ ein denglischer Song mit englischen und deutschen Textabschnitten, „Hear Me Out“ ein Monster, ein Groover, ein Top Ten Stürmer, besser kann man Emotionen nicht verpacken das Ding reißt Grenzen aller Art ein. „Live Again“ geht es wieder mit mehr Tempo an, „Me Myself And I“ ein cooler Rocker, „Not Good Enough“ schiebt zum Abschluss nochmal mit viel Drama von hinten an.

Balle

BLACKLIST – Afterworld

Trackliste:

01. Fires Of Black November
02. The Final Resistance
03. Nightbound
04. No Good Answers
05. Behind The Veil Of The Living World
06. Pathfinder
07. Scarlet Horizon
08. A Stranger In This Century
09. In Shadow Light
10. Lovers In Mourning

 

Spielzeit: 46:35 min – Genre: Dark Rock – Label: Profound Lore Records – VÖ: 28.10.2022 – Page: www.facebook.com/blacklistmusic

 

Ist mir BLACKLIST bekannt? Nope! Lass ich mich auch mal überraschen? Jepp! In unserer Redaktionsliste stand als Genre Dark Rock, ich ein Fan der SISTER OF MERCY bin und ich auf mir neue Ü-Eier stehe habe ich mich für BLACKLIST gemeldet. Ohne jegliche Ahnung und Vorrecherche mache ich mich also ans Werk und bin doch positiv überrascht. Die US-Boys machen richtig Spaß, es rockt trotz Zurückhaltung gewaltig an allen Ecken und Kanten.

Zu den Jungen Wilden gehören Joshua Strachan an Mikro, Gitarre, Synthesizer und Saxophon, James Minor und Chad Dziewior an Gitarre, Ryan Rayhill an Bass und Glenn Maryansky an den Drums.

Die Stimme von Joshua erinnert an die männliche Stimme von RADIORAMA oder auch Britpop Bands und überzeugt dabei, die Gitarren machen dezent Dampf, die Keys kommen auf ihre Kosten, Bass und Drums gehen es langsam an. Die Produktion rundet das so entstehende positive Gesamtbild sehr gut ab.

Der Sound wird als Post Punk bezeichnet, das kann ich so nicht bestätigen. Ich würde es als ein Mix aus U2, THE SISTERS OF MERCY, härtere DEPECHE MODE und THE CARS oder auch WINTER bezeichnen und das geht dabei voll auf die Glocke. Es wird jetzt nicht übertrieben hart zur Sache gegangen, in etwa wie bei U2 und den SISTERS und angereichert mit Synthi Sounds ala DEPECHE MODE oder THE CARS. Das Endprodukt hört sich sehr ansprechend an, mich hat es beeindruckt wie man doch eher zurückhaltend auch volle Power gehen kann. Es macht Laune zuzuhören wie sich Gitarre und Synthesizer duellieren, Bass und Drums dazu die zweite Geige spielen.

„Fires Of Black November“ ein ruhig melancholischer Einstieg mit Lagerfeuer Knistern im Hintergrund, „The Final Resistance“ ein cooler Rocker nach meinem Geschmack. „Nightbound“ kommt mit geilem Riffing, „No Good Answers“ hätten U2 auch nicht besser hinbekommen. „Behind The Veil Of The Living World“ hört sich an wie THE CARS auf Dark Pfaden, „Pathfinder“ ein geiler Rocker im U2 / SISTERS Gewand. „Scarlet Horizon“ ein Ohrwurm, „A Stranger In This Century“ ein weiterer ruhiger Schmachtfetzen. „In Shadow Light“ cool und flott, „Lovers In Mourning“ geht wieder als Ohrwurm durch.

Balle

DOOL – Summerland

Band: Dool
Album: Summerland
Spielzeit: 54:40 min
Stilrichtung: Dark Progressive Rock
Plattenfirma: Prophecy Productions / Soulfood Music
Veröffentlichung: 10.04.20200
Homepage: www.allthosewhowanderaredool.com

Die 2015 in Rotterdam gegründete Dark-Rock Band DOOL konnte für ihr 2017er Album „Here Now, There Then“ recht gute Kritiken einheimsen und schickt sich nun an mit dem Nachfolger „Summerland“ den gewonnen Boden zu verteidigen. Angeführt von Sängerin / Gitarristin Ryanne van Dorst hat sich die Truppe u.a. in den DAFT Studios im belgischen Malmédy eingeschlossen und das Erebnis für den Mix und das Mastering in die kompetenten Hände von Magnus Lindberg (Cult Of Luna) in den Stockholmer Redmount Studios gegeben. Das nun in den unterschiedlichsten Formen verfügbare Album (u.a. Digipak-CD, 2CD-Artbook, Gatefold-2LP und limitierte „Complete-Box“) besticht durch einen schön differenzeren Klang und ein stimmungsvolles Artwork. Schauen wir mal ob die Musik da mithalten kann …

Das Eröffnungsdoppel aus dem hypnotischen, mit guter Hookline ausgestatteten „Sulphur & Starlight“ und dem flotten „Wolf Moon“ hinterlässt einen starken Eindruck und macht Lust auf mehr. Danach klingt es aber ein wenig beliebig. Es wird weiterhin ein unheilvoller, pessimistischer Grundton angeschlagen, der sich sehr an Goth-Rock Ikonen der 80er Jahre anlehnt („God Particle“), so richtig packend ist das aber leider nicht immer und erst gegen Ende packen DOOL mit den beiden Highlighs „Be Your Sins“ und dem Rausschmeisser „Dust & Shadow“ den Hörer nochmal so richtig beim Kragen. Im Vergleich zu ähnlich agierenden Bands wie Beastmilk/Grave Pleasures fehlt es den Holländern noch am feinen Gespühr für kompakte Arrangements und zwingende Melodielinien. Dank Gastbeiträgen von Per Wiberg (Opeth, Spiritual Beggars, Candlemass) and der Hammondorgel, Farida Lemouchi (The Devil’s Blood) als Hintergrundsängerin und Okoi Jones (Bölzer) gelingt es DOOL zwar über die Spielzeit die Abwechslung hoch zu halten – zwingend ist die Scheibe aber nicht von vorne bis hinten.

Spielerisch sauber umgesetzt, athmospärisch dicht und homogen, weitestgehend starke Melodien. Das Gesamtergebnis kann sich hören lassen, auch wenn es DOOL mit „Summerland“ noch nicht gelingt den ganz grossen Treffer zu landen. Fans des Genres sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sulphur & Starlight
02. Wolf Moon
03. God Particle
04. Summerland
05. A Glass Forest
06. The Well’s Run Dry
07. Ode To The Future
08. Be Your Sins
09. Dust & Shadow

Mario

THANATEROS – Insomnia

Band: Thanateros
Album: Insomnia
Spielzeit: 54:02 min
Stilrichtung: Gothic Rock
Plattenfirma: Calygram
Veröffentlichung: 27.09.2019
Homepage: www.thanateros.net

Obwohl THANATEROS bereits 1999 gegründet wurde, ist „Insomnia“ eigentlich ein Debütalbum. Nach 10-jähriger Pause hat sich die Band um Gründer und Sänger Ben Richter neu formiert und geht nun auch stilistisch leicht andere Wege. Der Folk-Anteil wurde zurückgeschraubt, die Dark Rock Komponenten kommen stärker zum Vorschein. Zum Glück wurde die prägende Geige aber nicht komplett aus der Musik verbannt.
Nachdem die damals schon erfolgreiche Band THANATEROS (zusammengesetzt aus den griechischen Göttern Thanatos (Tod) und Eros (Liebe/Sexualität) sich nach 10 Jahren im Jahr 2010 auflösten, war Ben Richter nicht untätig und ist der Musik in anderen Bands treu geblieben. Allerdings hat er sich im Jahr 2018 dann doch wieder auf seine Wurzeln besonnen und THANATEROS mit Gitarrist Christian Lang wieder zum Leben erweckt. Und das war, wie ich finde, eine sehr gute Entscheidung.
Schon der Opener „Everything Starts” ist ein atmosphärisch dichtes Songkonstrukt, das die Stimmung des 13 Tracks umfassenden Albums sehr gut wiedergibt.
Die Videosingle „The Lost King” ist einer der stärksten Tracks des Albums, die Geige umspielt mit einer dezenten Leichtigkeit die Lyrics, die Drums geben dem Song etwas Kraftvolles. Hier möchte man einfach nur tanzen.
„Ctulhu Rising“ geht ebenfalls in diese leicht beschwingende Richtung, während das nachfolgende „Amber“ stilistisch deutlich metallischer und mit screamartigen Gesang zu überzeugen weiß. „Black Tide“ – auch eines der Highlights auf „Isomnia“ – klingt dagegen nach Verzweiflung und Melancholie, während „Graken“ dann wieder deutlich schneller nach vorne prescht. So abwechslungsreicht gestaltet sich das komplette Album. Schnelle Songs folgen auf düstere, melancholische Tracks und die Geige untermalt die verschiedenen Stimmungen auf eine sehr harmonische Art und Weise. Auch wenn der Folk-Anteil zurückgeschraubt wurde, haben einige der Songs noch Anleihen davon und THANATEROS täten gut daran, dies in den folgenden Alben beizubehalten.
Zum Ende hin haut das Quintett mit „Waermetod“ nochmal einen Düsterkracher raus, der eine kompositorisch dichte Atmosphäre aufweist. Auch die Geige spielt hier nochmal eine tragende Rolle und untermalt den Refrain gänsehautartig. Hier sollte man unbedingt reinhören.
Den Abschluss bildet „Everything Ends“, als Gegenpart zu „Everything Starts“ perfekt ausgewählt und hiermit endet auch die dunkle Reise, auf die uns „THANATEROS“ dankenswerterweise mitgenommen haben. „Insomnia“ ist zwar stellenweise gewöhnungsbedürftig und nicht gleich beim ersten Hören zugänglich, aber nach und nach eröffnen sich einem die Tiefen der musikalischen Traumwelt.

THANATEROS zeigen sich mit ihrem fünften Album „Insomnia“ erfrischt nach dem langen Dornröschenschlaf, stellenweise müssen sie sich aber noch den Schlaf aus den Augen reiben. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass dies mit den nächsten Alben gelingen wird und ich freue mich schon darauf.

Anspieltipps: The Lost Kind, Ctulhu Rising, Black Tide, Warmetod

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Everything Starts…
02. Wait For Me
03. The Lost King
04. Cthulhu Rising
05. That is not Dead…
06. Black Tide
07. Graken
08. Welcome to the Dream…
09. From The Pain
10. Shine
11. When Worlds Collide
12. Wärmetod
13. Everything Ends…

Tänski

STONEMAN – Geil und Elektrisch

Band: Stoneman
Album: Geil und Elektrisch
Spielzeit: 40:16 min
Stilrichtung: NDH, Dark Rock
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 07.09.2018
Homepage: www.stonemanmusic.ch

Mit ihrem 6. Studioalbum beschreiten die Dark Rocker von STONEMAN zwar nicht unbedingt neuen Wege, aber mit „Geil und Elektrisch“ haben die Schweizer ein solides NDH-Album abgeliefert. Düster, melancholisch, schwarz, ironisch und ein Ticken härter als die Vorgänger und elektrisch, wie es der Name verspricht. Nach etlichen Problemen mit der Zensur, Veranstaltungsabsagen in Deutschland, dem Vorwurf der Gewaltverherrlichung und nicht zuletzt Sperrung der Social Media Accounts ist die 2004 in der Schweiz gegründete Band wieder zurück. Mittlerweile kein Geheimtipp mehr in der Gothic und Metal-Szene, schaffen es die Jungs um die beiden Gründer Rico H (Drums) und Mikki Chixx (Vocals) auch mit „Geil und Elektrisch“ zu überzeugen.

Mit dem ersten Song schreitet „Dein General“ in die NDH-Welt und setzt den Marschbefehl. Synthesizer, Gitarrenriffs, harte Beats, das sind die Zutaten mit denen das dritte deutschsprachige Album eingeläutet wird. Der Weg führt direkt ins weniger brachiale „Niemandsland“. Der zweistimmige Refrain erschafft hier direkt den ersten Ohrwurm auf „Geil und Elektrisch“. Mit „Fremd“ und „Tiefschwarz“ fühlt man sich an die Kollegen von RAMMSTEIN erinnert, die Eidgenossen stehen den Deutschen hier aber in nichts nach. Bei „Tanzmusik“ werden die Elektroanteile erstmals richtig dominant und man spürt leichte Zuckungen in den Beinen. Man will tanzen!
Der anschließende Titeltrack hält sowohl textlich als auch melodisch, was der Name verspricht. „Geil und Elektrisch“ läutet die zweite Halbzeit ein und ist definitiv ein Highlight des Albums. Und auch an die Headbanger-Fraktion wurde gedacht. Mit „Fass mich nicht an“ wird scheinbar das Thema des Titeltracks aufgenommen, der Song kann vor allem durch seine Gitarrenarbeit überzeugen und ermutigt einen zum sanften Headbangen.
Während „Alles Gute“ mit unschuldigen Keyboard-Klängen beginnt, startet „Für Immer“ krachend und lässt aber in den knapp drei folgenden Minuten dann doch etwas nach. Auch das letzte Stück „Worte“ kann nicht vollends überzeugen. Balladesk gezeichnete Düsternis, die aber textlich nicht ganz an die vorherigen Songs herankommt. Insgesamt wird „Geil und Elektrisch“ zum Ende hin etwas flacher, so als ob „STONEMAN“ auf den letzten Metern die Puste ausgeht.
Die beiden Elektro Edits von „Dein General“ und „Geil und Elektrisch“ werten als Bonus das letzte Drittel des Albums nochmal auf und bilden einen guten Abschluss für „Geil und Elektrisch“.

Fazit: Mit „Geil und Elektrisch“ liefern STONEMAN ein gutes und starkes NDH-Album ab, welches größtenteils überzeugen kann. Es reißt einen zwar nicht flächendeckend vom Hocker und weist stellenweise einige Längen sowie einige nicht unbedingt anspruchsvolle Textzeilen auf, aber dennoch ist „Geil und Elektrisch“ durchgängig hör- und genießbar. Ein starkes Stück und eine sehr gute 7 auf der Skala.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dein General
02. Niemandsland
03. Fremd
04. Tiefschwarz
05. Tanzmusik
06. Geil und Elektrisch
07. Fass mich nicht an
08. Alles Gute
09. Für immer
10. Worte
11. Dein General (Elektro Edit)
12. Geil und Elektrisch (Elektro Edit)

Tänski

LICHTGESTALT – Tempus Fugit

Band: Lichtgestalt
Album: Tempus Fugit
Spielzeit: 42:00 min
Stilrichtung: Dark Rock/Metal/NDH
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 26.05.2017
Homepage:  www.facebook.com/lichtgestaltband

„Tempus Fugit”, das zweite Album der noch relativ jungen Band LICHTGESTALT, ist eines der Alben, deren Schönheit sich tatsächlich erst beim zweiten oder dritten Durchgang entfaltet. Beim ersten Hören wollte sich noch kein richtiges Gefühl einstellen, der direkte Zugang fehlte, aber mittlerweile ist mir das Werk richtig ans Herz gewachsen. Und das ist auch gut so, denn LICHTGESTALT sagen mit ihrem zweiten Studioalbum den festgefahren NDH-Bands den Kampf an. Frisch, jung und dennoch von einer kalten Düsternis mit einem charismatischem Thomas C. Hertz als Sänger sorgen die Dark Rocker für einen Hoffnungsschimmer am NDH-Himmel. Obwohl erst 2013 gegründet sind die Düsterrocker seitdem kontinuierlich und zielstrebig auf dem Weg den dunklen Olymp zu erobern. Das 2015 erschiene Debütalbum „Motorenherz“ ist sofort eingeschlagen, es gab durchweg nur positive Kritiken. Klar, dass jetzt natürlich alle auf das zweite Werk des Vierers aus dem Ruhrpott/Münsterland schauen und wissen wollen, ob es sich bei LICHTGESTALT um eine Eintagsfliege handelt. Nein, dem ist nicht so. Die Jungs gehen ihren Weg unbeirrt weiter und lassen ihre Fans nicht im Regen stehen.  
Schon der erste Track „So kalt dein Lächeln“ punktet mit anfänglich zarten Keyboardklängen, die dann von harten Gitarrensounds und starkem Schlagzeug unterstützt werden. Das gibt dem Lied einen etwas punkigen  Anstrich und ist als Einstieg extrem gut ausgewählt. Der Titeltrack „Tempus Fugit“ ist eher ruhig aufgebaut. Hier wirkt der klare Gesang zusammen mit der Melodie und den gut eingespielten Instrumenten als harmonisches Gesamtkonstrukt um den außerordentlich guten Text in den Mittelpunkt zu stellen. Überhaupt sind die Texte weder abgedroschen noch langweilig, im Gegenteil. Das Texter/Songwriting Duo Thomas C. Hertz und Der Heizzer sind weder abgehoben oder wollen zu sehr irgendwelche sinnlos-philosphischen Ergüsse auf die Menschheit loslassen, es wird zum Glück auch nicht versucht, alles in bestimmte Versmaße zu quetschen. Die Texte sind flüssig, düster, manchmal böse aber dabei niemals langweilig, sondern immer stark und sehr aussagekräftig. 
„Böse Fee“ und „Blutmond“ steigern nach dem ruhigen „Tempus Fugit“ wieder das Tempo und der harte Rocksound dominiert die beiden Songs. „Lilith“ und „Virus Mensch“ dagegen haben wieder den typischen NDH-Sound mit kräftigem Bass, kratziger Stimme und starkem Beat. Der letzte Song des leider nur 10 Lieder umfassenden Werkes „Der letzte Boxer“ ist sehr sanft und ruhig, am Ende setzt leichter Kindergesang ein und unterstreicht damit die Sanftheit des Liedes. Ein würdiger Abschluss für ein durchaus gelungenes Werk. Es zünden zwar nicht alle Songs, aber LICHTGESTALT sind definitiv auf dem Weg zur  Throneroberung. Vergleiche mit Rammstein oder Oomph! brauchen nicht mehr gefürchtet werden. Der Mix aus hartem Rock und ruhigen Tönen macht das Werk sehr ausgeglichen und in sich stimmig, die Texte sind erstklassig, die Instrumente wunderbar aufeinander abgestimmt und die dramatische Interpretation der Stücke durch Thomas C. Hertz zeigen ein sehr hohes Niveau. LICHTGESTALT gehen nach vorn und haben mit „Tempus Fugit“ bewiesen, dass „Motorenherz“ keine Eintagsfliege war. 


WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. So kalt dein Lächeln
02. Judas
03. Tempus Fugit
04. Böse Fee
05. Blutmond
06. Messer Gabel Schere
07. Lilith
08. Virus Mensch
09. Bis mein Auge bricht
10. Der letzte Boxer

Tanja