THE UNITY – Rise

Band: The Unity
Album: Rise
Spielzeit: 57:31 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 14.09.2018
Homepage: www.unity-rocks.com

Man muss immer kritisch abwägen, ob man ein Album einer Band kaufen sollte, das gerade einmal anderthalb Jahre nach ihrem letzten Release veröffentlicht wurde. Doch ein paar vorsichtige und misstrauische Hördurchläufe von THE UNITYs neuer Platte “Rise” (Daumen hoch für den kreativen Albumtitel) bestätigen: Man kann in einer so kurzen Zeit nicht nur gute Alben produzieren, sondern tatsächlich herausragende.
Kurz das obligatorische Drumherum: Der Sound sitzt bestens und bietet keinen Grund zur Kritik. Das Albumcover sieht großartig aus. Die Musiker haben ihr Talent bereits auf dem Debutalbum unter Beweis stellen können: Gianbattista Manenti hat eine vielseitige und zum Stil der Band hervorragend passende Stimme, die er dementsprechend einzusetzen weiß, und die Instrumentalfraktion um die Gründungs- und GAMMA-RAY-Mitglieder Michael und Henjo agiert ebenfalls auf amtlich hohem Niveau.
Viel Power Metal und eine ordentliche Prise Hard Rock dominieren “Rise”. Nach dem kurzen Intro folgt, wie sich das gehört, mit “Last Betrayal” eine starke Uptemponummer, deren Eingängigkeit von der des folgenden “You Got Me Wrong” noch einmal übertroffen wird. Mit “The Storm” dann direkt der nächste Hit, poppiger Hard Rock mit ganz dezenten Stadiongesängen im Refrain (oder irre ich mich?), bevor bei “Welcome Home” die totalen Feelgood-Vibes ausgepackt werden. Gut, der Text ist ziemlich platt, aber das Riff und die Melodien entschuldigen das. “All That Is Real” sympathisiert mit “Mad World”-Harmonien und fährt zudem eine sehr schöne E-Orgel und den nächsten Hammer-Chorus auf. Mit “No Hero” gibt es anschließend besten eingängigen fixeren Power Metal, ebenso mit “Children Of The Light”. Die Ballade “The Willow Tree” ist feierlich episch und erinnert in Teilen leicht an “Hotel California”, ist dabei allerdings keine Quotenballade sondern ein sehr schön geschriebenes Teil. Und obgleich der letzte Track “L.I.F.E.” auch nicht von schlechten Eltern ist, hätte man als finalen Song doch vielleicht “Better Day” genommen, ein weiteres Highlight auf “Rise” mit sehr positiver Grundstimmung und einem tollen Refrain. Irgendwie hätte ich gerne mal ein DEVIN-TOWNSEND-Cover davon.
“Rise” ist minimal zu spät dran, um als Sommeralbum gelten zu dĂĽrfen. Es wäre wohl empfehlenswert, es einfach schonmal als Sommeralbum fĂĽr den Sommer 2019 vorzumerken, denn seien wir ehrlich: Jeder Song des Albums hat einen sehr eigenen Charakter, sehr individuelle Melodien und Stimmungen – und ausnahmslos jeder der Songs agiert auf verdammt hohem Niveau, generell sehr eingängig und, wie man das von einer Band erwartet, die zum Teil aus GAMMA-RAY-Mitgliedern besteht, zumeist eher fröhlich, optimistisch, gute Laune verbreitend. Kurz: „Rise“ ist eines der Alben, die man bei 34 Grad und schönstem Sonnenschein im Cabrio hören sollte.
Was soll man an der Scheibe kritisieren, meine Freunde? Ganz ehrlich, ich weiĂź es nicht.

Anspieltipps:
“You Got Me Wrong”, The Storm”, “All That Is Real”, “Better Day” und “Welcome Home”

Fazit:
Ich wage zu behaupten, dass der allergrößte Teil des Rock-Garage-Zielpublikums auch zur Zielgruppe von THE UNITYs neustem Streich gehört. Sauber produziert, liebevoll komponiert, Ohrwurmpotenzial ohne Ende und fast jeder Song ein potenzieller Hit, gespielt von einer Truppe, die sich trotz ihrer kurzen Bandhistory komplett mit Recht als Unity bezeichnen kann – Viel besser war und wird es dieses Jahr wohl nicht!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Revenge
02. Last Betrayal
03. You Got Me Wrong
04. The Storm
05. Road To Nowhere
06. Welcome Home
07. All That Is Real
08. No Hero
09. The Willow Tree
10. Above Everything
11. Children Of The Light
12. Better Day
13. L.I.F.E.

Jannis

NEGACY – Escape From Paradise

Band: Negacy
Album: Escape From Paradise
Spielzeit: 56:43 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 21.09.2018
Homepage: www.negacyofficial.com

Und als Gott NEGACY erschaffen hatte, da sagte er zu ihnen: “Ich bin Euer Herr und dieser Garten soll sein Euer Reich, in dem ihr in Einklang mit allen Wesen der Erde leben und tolle Alben veröffentlichen könnt. Doch hört meine Worte: Wenn Ihr trinkt vom Fass der Erkenntnis, so seid Ihr gestraft auf ewig und müsst Eden verlassen und eure Alben werden leiden unter einer schwachen Produktion!”
Machen wir es kurz: Irgendeiner der fünf Jungs von NEGACY hat es verbockt. Im Folgenden zog man dann aus dem Paradies nach Italien und dann weiter nach Großbritannien, wo das aktuelle LineUp der Band zusammengebastelt und nun auch das vierte Album, “Escape From Paradise”, fertiggestellt wurde.
Das Endergebnis klingt weder typisch britisch, noch typisch italienisch – und alles andere als paradiesisch, im positiven Sinne. Leonel Silvia hat eine eher raue Stimme, trifft die Töne jedoch absolut ordentlich und trägt einen guten Teil zum Gesamtsound der Band bei. Musikalisch regiert auf “Escape From Paradise” nicht selten der helle Wahnsinn. Nicht nur hat die Truppe ein Faible für Taktspielereien und wechselt immer wieder souverän zwischen verschiedenen Taktarten. Auch, und gerade, die Gitarrenfraktion hat ihre helle Freude daran, das Letzte aus ihren Instrumenten rauszuholen. Die Gitarrenarrangements sind häufig erfrischend innovativ und alles andere als das, was man generell von Standard-Metalgitarren erwarten würde, und die Saiten werden bis ans Limit gequält. Sie schreien, röhren, werden in Maximalgeschwindigkeit durchgenudelt und bereiten so einen Gesamtsound, der nicht unbedingt leicht verdaulich, dabei allerdings verdammt hörenswert ausfällt und “Escape From Paradise” zu einem Werk macht, das wohl für diejenigen besonders attraktiv ist, die ihren Metal nicht glattgelutscht und harmonietriefend mögen.
Die Drums tun in Kombination mit den Gitarren dazu ihr Übriges. Nicht selten findet sich der Gesang auf Instrumentalarrangements wieder, die man am ehesten im Black Metal vermuten lassen würde, inklusive Blastbeatgewittern und atmosphärisch-bösen klirrenden Klangteppichen. Die Eingängigkeit der Songs hält sich dank jener Faktoren in Grenzen (obgleich sich durchaus eine beachtliche Menge hymnisch-hamonischer, powermetallischer Parts finden lässt), was im Fall von NEGACY allerdings auch nicht störend ist. Die meisten Songs, wie “Scattered Life” mit seinem Spieluhrintro und der Umsetzung des Spieluhrmotivs in ein großartig gemeines Riff, stechen dabei hervor, andere wenige, wie die beiden letzten Tracks, gehen ein wenig unter. Bis dahin 8,5 von 10 Punkten.
Problem: Die Produktion. Nicht nur sind die Vocals und Backing Vocals einfach aufgrund ihrer Produktion doch eher Störfaktoren, der Rest der Band klingt tendenziell dumpf und etwas matschig, dabei recht tiefenlos, und das ist ein klarer Nachteil für ein Album, auf dem dermaßen viel passiert. Bestenfalls hätte man das Ding druckvoll und klar produzieren können, um das Untergehen einzelner Nuancen in der klanglichen Masse zu verhindern, und die Vocals zumindest etwas anfetten und mit einem Hall- oder Echo-Effekt versehen können. Doch so, wie es nun ist, leidet “Escape From Paradise” erheblich unter der Soundqualität und einigen schlechteren Mixing-Ideen und das rechtfertigt leider eine Abstufung auf 7,5 Punkte. Das ist besonders bitter, weil die Scheibe an sich eine echte Ausnahmeerscheinung ist, die Dauerrotation zweifelsohne verdient hätte. Beim nächsten Mal daran etwas schrauben, ein oder zwei kompetente Leute zusätzlich an die Regler schicken, und wir haben bei Album Nr. 5 einen klaren 9,5er-Kandidat.

Anspieltipps:
“Scattered Life”, “Land Of Oblivion”, “Under The Sycamore” und “Slave To The Faith”

Fazit:
Man hört “Escape From Paradise” schon mit einem hängendem und einem bangenden Kopf. Wer über die Produktion jedoch hinwegsehen kann und neben dem ganzen Keyboardgedudel gerne mal wieder ein bisschen auf die Fresse bekäme, der bekommt mit “Escape From Paradise” ein Werk, das teils klassisch heavy-metallige, teils nahezu wahnsinnig-geniale Züge hat. Tut den Jungs einen Gefallen, hört mal rein und kauft die Platte, wenn Ihr das Potenzial dahinter erkennt. Dann haben sie beim nächsten Album auch genug Geld für einen vernünftigen Sound – und dann gibt es kein Halten mehr.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Ex Cinere
02. Born Betrayed
03. Dog Among The Wolves
04. Land Of Oblivion
05. Escape From Paradise
06. Under The Sycamore
07. Lies Of Empathy
08. Scattered Life
09. Slave To The Faith
10. Black Messiah
11. Last Will

Jannis

U.D.O. – Steelfactory

Band: U.D.O.
Album: Steelfactory
Spielzeit: 58:11 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 31.08.2018
Homepage: ww.udo-online.com

Die Mittagspause ist vorbei, alle Arbeiter zurück an die Maschinen. In der Stahlfabrik wird wieder fleißig produziert und mit den höchstqualifizierten Angestellten – Sven, Fitty, Andrey und Udo, dem Chef vom Dienst, können die angefertigten Produkte eigentlich nur eins sein: deutscher Edelstahl, Solingen rostfrei, von bester Qualität. Die Überraschung ist klein, so ist dem auch.
Beeindruckend ist, dass Udo nach einer kaum mehr überschaubaren Menge an Releases in mehr als vierzig Jahren Bühnenhistory auch im Jahr 2018 keineswegs nur unispirierten Kram veröffentlicht, sondern, ganz im Gegenteil, mit “Steelfactory” eines seiner besten Werke der letzten Dekaden mit U.D.O., DIRKSCHNEIDER und ACCEPT locker-flockig aus dem Tarnjackenärmel schüttelt. Die Produktion: verhältnismäßig warm und rund, dabei höchst druckvoll. Die nötige Härte ist absolut vorhanden, wenngleich doch etwas weniger als auf aktuellen ACCEPT-Veröffentlichungen. Es scheint, als habe man weniger versucht, den klassischen 80er-ACCEPT-Sound zu verhärten, sondern eher in die heutige Zeit zu transportieren und auf den aktuellen Stand der Technik zu heben. Der Versuch ist absolut gelungen, der Sound funktioniert hervorragend mit U.D.O.s Songs – und er ist nicht das einzige, das auf “Steelfaktory” funktioniert.
Kurz zusammengefasst: Die Scheibe hat alle Trademarks eines Albums, für das Udo am Mic steht. Der ACCEPT-Faktor ist omnipräsent, was nicht weiter verwunderlich ist. Kombiniert werden diese mit einer Detailverliebtheit innerhalb der einzelnen Instrumente, insbesondere innerhalb der Gitarrenspuren. So erweist sich beispielsweise “Make The Move” als kleiner ACCEPTklassiker-Fanservice, der, neben “Living For Tonight”-Groove und -Riff sowie einem an “Balls To The Wall” erinnernden und einen “Up To The Limit”-Chorus erwarten lassenden Prechorus, im Chorus spektakuläres, modern anmutendes Tapping auffährt und somit einen perfekten Spagat zwischen Udo-Tradition und aktuellen Facetten schafft. “Tongue Reaper”, “Rising High” und “Eraser” agieren in Uptempo-Gefilden, bei “In The Heart Of The Night”, dem Friedensbotschafter-World-United-Track “One Heart One Soul” und den letzten beiden Tracks werden melancholischere (im Fall von “My Way” balladige) Klänge ausgepackt – und der Rest ist feinstes stampfendes Midtempo, das von einer kreativen Gitarrenfraktion, geilen Soloparts, nicht unbedingt komplexen aber größtenteils absolut starken Melodien und besten Achtziger-Riffs beherrscht wird. Udo ist über das komplette Album hinweg in Bestform, mal keifend, mal erstaunlich klar, mal mit dem typischen Udo-Sprechgesang. Auch die Grundstimmungen der Songs variieren. Ob nachdenklich, böse-angepisst oder hymnisch, ob getragener, melodie-orientierter oder aggressiv straight – “Steelfactory” hat, so muss man bewundernd anerkennen, keinen einzigen Lückenfüller am Start. Der German Metal Tank rollt noch und hat zweifelsohne in der “Steelfactory” nochmal ein amtliches Tuning verpasst bekommen.

Anspieltipps:
Freunde, keine Ahnung. Würfelt eine Zahl zwischen 1 und 13 und hört euch den Track dazu an. Kann nichts bei schiefgehen.

Fazit:
Kurz und knapp: Es ist ein U.D.O.-Album, wie man es erwartet, und ein verdammt hochwertiges noch dazu. Kauft Euch am besten noch eine Salbe gegen Nackenschmerzen dazu, der Mitnickfaktor ist enorm.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Tongue Reaper
02. Make The Move
03. Keeper Of My Soul
04. In The Heart Of The Night
05. Raise The Game
06. Blood On Fire
07. Rising High
08. Hungry And Angry
09. One Heart One Soul
10. A Bite Of Evil
11. Eraser
12. Rose In The Desert
13. The Way

Jannis

KILMARA – Across The Realm Of Time

Band: Kilmara
Album: Across The Realm Of Time
Spielzeit: 50:19 min.
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: ROAR! Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 31.08.2018
Homepage: www.facebook.com/kilmaraofficial

Seien wir einmal ehrlich: Wer als Band seinen balladigsten Track auf dem Album mit einer Gastsängerin anreichert und den Track dann nicht nur als parallel gesungenes Duett gestaltet, sondern passagenweise auch noch Sänger und Sängerin je eine Zeile im Wechsel singen lässt, der rüttelt hart am Drei-Punkte-Baum. Nun, da das gesagt und “I Shall Rise Again” (dessen Kitschfaktor ab der zweiten Hälfte eigentlich doch recht erträglich ausfällt) zur Genüge besprochen wäre, widmen wir uns mal dem Rest von “Across The Realm Of Time”, dem vierten Album der Spanier von KILMARA. Zehn Songs, fünfzig Minuten, Produktion okay aber ausbaufähig, eben den Umständen einer kleineren Power/Heavy-Metal-Band entsprechend, die noch nicht den Sprung in die großen Studios geschafft hat. Soweit die äußeren Gegebenheiten.
Musikalisch ist “ATROT” qualitativ bunt gemischt. Neben dem oben erwähnten Halbballadentrack gibt es zuerst einmal ein Intro, das einmal mehr die Frage aufwirft, ob es nicht den Job des Power-Metal-Intro-Produzenten gibt, der gefühlt jeder kleineren Power-Metal-Band ein Trailer-Music-Intro entwirft, das mit dem Rest des Albums ganz und gar überhaupt nichts zu tun hat, dabei aber einen ganz anständigen Einstieg darstellt. Dem folgt der Rest des Albums, der mit dem Intro ganz und gar überhaupt nichts zu tun hat. “Purging Flames” ist, wie “The End Of The World”, klassischer Heavy Metal mit einem einigermaßen hymnischen Refrain, absolut okay, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassend. Das tut auch das anschließende “The Silent Guide” nicht wirklich, jedenfalls in der Strophe. Im Refrain liefert es etwas mehr Wiedererkennungswert und ist als durchgängig episches Ding im 6er-Takt mit schöner Power-Metal-Melodieführung auf jeden Fall eine nette Angelegenheit.
“My Haven” und “Principles Of Hatred” fahren einige Arpeggio-Synths im Hintergrund auf. Während ersteres zeitweise recht cheesy anmutet, im Refrain aber durchaus noch etwas eingängiger hätte sein dürfen, entpuppt sich letzteres als einer der besten Tracks des Albums; mit leicht orientalischen Melodien, einem 1A-Refrain, einem feinen Synth-Solo – Das Ding ist stimmig und macht durchgehend ordentlich
Laune. So muss das.
Es folgt “The Forge” mit seinem hörenswerten Mittelteil und seinem vielseitigen Schlagzeugeinsatz, dessen Versuch böse zu klingen am Power-Metal-Spirit von KILMARA etwas scheitert, bevor mit “Disciples” ein weiterer Höhepunkt daherkommt: ein hochgradig fröhlicher Power-Metal-Track mit kurzen DRAGONFORCE-Eskalationen und Klischee-Lyrics. Lässt sich bestens feiern!

Anspieltipps:
“Disciples”, “My Haven”, “Principles Of Hatred” und “The Silent Guide”

Fazit:
“Across The Realm Of Time” sollte man als Freund klassischen Heavy/Power Metals durchaus mal ein Ohr leihen. Zwar schwankt die Qualität der einzelnen Songs, aber dementsprechend finden sich doch einige Tracks, die auf der Scheibe echt Spaß machen. Ein paar weniger belanglos-epische Melodien, ein paar mehr, die sich beim Hörer festsetzen können, und das nächste Album kriegt locker ein zwei Punkte mehr.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. …And Into The Realm
02. Purging Flames
03. The Silent Guide
04. The End Of The World
05. My Haven
06. Principles Of Hatred
07. The Forge
08. Disciples
09. I Shall Rise Again
10. Out From The Darkness

Jannis

PRIMAL FEAR – Apocalypse

Band: Primal Fear
Album: Apocalypse
Spielzeit: 50:10 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Music
Veröffentlichung: 10.08.2018
Homepage: http://www.primalfear.de

Nach ĂĽber zwanzig Jahren Bandgeschichte ist fĂĽr so manch eine Band langsam die Zeit gekommen, auch mal ruhigere, nachdenklichere Töne anzuschlagen und gegebenenfalls allmählich das Bandende einzuleiten. Letzteres deutet sich auf “Apokalypse”, dem zwölften Release der deutschen Metal-Institution PRIMAL FEAR bereits im Intro an, dessen Kirchen/Friedhofsatmosphäre das Bandende symbolisch… Ach warte. Gut, vergessen wir das. SchlieĂźlich offenbart bereits die zweite Hälfte des Intros sowie der erste Song “New Rise”, dass die drei Jungs und GrĂĽndungsmitglieder an Aufhören keinen mĂĽden Gedanken verschwenden. Gerade “New Rise” gibt unbarmherzig Gas und ĂĽberzeugt mit einer knallenden aggressiven Produktion, Scheepers in Hochform und tĂĽchtig Geschwindigkeit. Dazu ein entzĂĽckender Scream zu Anfang, ein Mitsing- und ein Mitklatschpart – so muss ein Albumopener klingen und nicht anders. Ich prophezeie, sollten “Apocalypse” und “New Rise” die Songs sein, die die Tour zum Album einleiten, komplettes Ausrasten.
Danach geht das Tempo ein wenig runter, weniger böse wird es jedoch nicht. Selbst die starke Ballade, falls man “Supernova” denn aufgrund der Verwendung von für PRIMAL-FEAR-Verhältnisse überdurchschnittlich präsenten Synthesizern denn so nennen möchte, fällt gut hart aus, ebenso wie “King Of Madness” mit leichtem HELLOWEEN- und vielleicht sogar etwas STRATOVARIUS-Spirit. Und sonst? Viel unteres bis oberes Midtempo dominieren auf “Apocalypse”, teils mit unerwartet modern komponiert anmutenden Passagen, vornehmlich in den Refrains. Gerade die Produktion der Vocals ist hier als kleine Meisterleistung anzuerkennen, betrachte man beispielsweise “Hounds Of Hell”.

Klar, ein wenig Klischee muss auch sein, wenn in “Hail To The Fear”s Refrain das obligatorische “Hail, Hail”-Gebrülle ausgepackt wird. Aber sonst (und natürlich auch bei derartigen Passagen) ist “Apocalypse” Metal as fuck, alleine “Blood Sweat & Fear” und “The Beast” können in dieser Hinsicht lange nach Konkurrenz suchen; Ersteres mit seinem GAMMA-RAYfrain (Ja, Ralf hat die RAYs hörbarerweise nie ganz hinter sich gelassen) und seinem PRIESTigen Einstieg, letzteres nicht zuletzt aufgrund seines wunderschönen bombastischen Intros.
Mit “Eye Of The Storm” hat es zudem ein Acht-Minuten-Track auf die Platte geschafft, dessen erste Hälfte sehr in Ordnung aber doch behäbiger als erwartet ausfällt, das ab dem Mittelteil allerdings zu Höchstleistungen anläuft.
Ein bisschen mehr Uptempo wäre stellenweise wünschenswert gewesen, ist der Midtempo-Faktor auf “Apocalypse” doch recht hoch. Songs wie “New Rise” sind leider eher die Ausnahme. Auch melodisch ist man nicht todesinnovativ unterwegs, doch diese Kritikpunkte gehen unter diesem massiv klingenden Sound, der Leistung der gesamten Band und der Aggressivität weitestgehend unter. Wie das bei Bands, die schon ein paar Dekaden auf dem Buckel haben, häufiger so ist: Man erfindet das Rad nicht mehr neu (muss man in diesem Fall auch wirklich nicht), schmiedet aber stattdessen eines in der altbewährten Form aus massivem Edelstahl. Mit Spikes dran. Darauf ein “Hail!”

Anspieltipps:
“New Rise”, “King Of Madness”, “Supernova” und “Eye Of The Storm”

Fazit:
Nein, so wie PRIMAL FEAR im Jahr 2018 klingen, liegt ein Ende der Band noch in weiter Ferne und das ist gut so. Die Herren Scheepers, Sinner und Naumann haben noch mächtig Bock und “Apocalypse” ist das, bis auf verschmerzbare Kritikpunkte, äußerst gelungene Resultat daraus.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Apocalypse
02. New Rise
03. The Ritual
04. King Of Madness
05. Blood Sweat & Fear
06. Supernova
07. Hail To The Fear
08. Hounds Of Justice
09. The Beast
10. Eye Of The Storm
11. Cannonball

Jannis

BATTLEROAR – Codex Epicus

Band: Battleroar
Album: Codex Epicus
Spielzeit: 54:57 min.
Stilrichtung: True Epic Metal
Plattenfirma: Cruz Del Sur Music
Veröffentlichung: 15.06.2018
Homepage: www.battleroar.com

Herzlich willkommen im True-Metal-Kitchen! Heute kochen wir zusammen BATTLEROAR mit “Codex” und extra “Epicus”.

Benötigte Utensilien:
Ein starker Sänger und eine souveräne spielfreudige Band
Eine fette Produktion
Der MANOWAR-Spirit-Fleischwolf

 

Zutaten:
Viele epische Hintergrundchöre
Redundant-geile Riffs
Fixe Soli
Ruhige Intros
Tempowechsel
Einige 6er-Takte

Zubereitung: Man drehe die genannten Zutaten durch den MANOWAR-Spirit-Fleischwolf und lasse sie vom starken Sänger und der souveränen spielfreudigen Band auf fetter Produktion servieren. Mahlzeit!

Klar, True Heavy Metal ist Geschmackssache. Was die fünf Griechen von BATTLEROAR auf ihrem nunmehr fünften Release “Codex Epicus” raushauen, demnach auch. Zudem ist das lange “We Shall Conquer” mit seinem stumpfen “Viermal die gleiche Zeile wiederholen, dazwischen je zwei Takte Gesangspause”-Refrain und dem über 50% des Songs ausmachenden Solopart vielleicht nicht der optimale Einstieg. Doch spätestens nach dem vergleichsweise ruhigen, von MANILLA ROADs unlängst verstorbenem Mark Shelton gesungenen “Sword Of The Flame” wird klar, warum die Jungs sich das Label “Epic Classic Metal” auf die Fahne geschrieben haben. “Codex Epicus” mag nicht wahnsinnig komplex sein, das Rad nicht neu erfinden und auch nicht mit den innovativsten Melodieideen daherkommen, aber es ist fett, beinhaltet ein Maß an Abwechslungsreichtum, das man bei diversen True-Metal-Bands vermisst und macht gerade ab der zweiten Albumhälfte Spaß – je nach individueller Toleranzgrenze, was Swords, Kings und Victory betrifft. Gerade die (inklusive lohnendem Bonussong) drei letzten Tracks liefern BATTLEROAR in Bestform, mit Refrains, die nicht nur durch die Chöre im Hintergrund auf episch getrimmt wurden, sondern auch mit Herz (aus Stahl) komponiert hörbare Eigenständigkeit beweisen.
Tatsächlich sind auch die längeren Songs (abgesehen von “We Shall Conquer”) erfrischend kurzweilig, beinhalten so viel Vielseitigkeit, wie es die engen Grenzen des Genres erlauben und langweilen – abseits der häufig recht ähnlichen Songstrukturen – kaum. Mag am Anfang die Angst vor dem tausendsten MANOWAR-Klon doch groß sein, so kann doch spätestens ab “Chronicles Of Might” bedenkenlos der last Ale geöffnet und das Pferd gesattelt werden.

Anspieltipps:
Eigentlich alles ab Track 3, abgesehen vielleicht von “Palace Of The Martyrs”

Fazit:
“Codex Epicus” ist Pflichtprogramm für jeden Freund des Genres. Bis zum Ende hin wird die Platte immer stärker und weiß Euch oftmals zu überraschen und zumeist bestens zu unterhalten. 10/10 für Euch und 5/10 für diejenigen, die mit True Metal ihre Probleme haben, denn die dürften das Ding zumindest weniger peinlich und stellenweise doch auch interessanter finden, als diverse andere Veröffentlichungen des Genres. Macht im Schnitt:

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Awakening The Muse
02. We Shall Conquer
03. Sword Of The Flame
04. Chronicles Of Might
05. The Doom Of Medusa
06. Palace Of The Martyrs
07. Kings Of Old
08. Enchanting Threnody
09. Stronghold (Bonus Track)

Jannis

MOB RULES – Beast Reborn

Band: Mob Rules
Album: Beast Reborn
Spielzeit: 57:33 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Steamhammer (SPV)
Veröffentlichung: 24.08.2018
Homepage: www.mobrules.de

Da möchte man die Rezension zu MOB RULES‘ neunter Platte “Beast Reborn” mit einem Satzanfang der Marke “Nach ihrem letzten, ziemlich erfolgreichen und hochgelobten Album…” beginnen, googelt mal aus Interesse die Chartplatzierungen der letzten Veröffentlichungen der Band und muss feststellen, dass die sechs Jungs aus dem Norden ohne ScheiĂź noch nie einen Platz in den Albumcharts hatten. Freunde, was ist da denn schiefgelaufen? Seit Album Nr. 1 haben die Oldenburger Power-Metal-Qualität vom feinsten rausgehauen, ohne auch nur ein schwächeres Album, promotet durch Liveshows, die energiegeladener und besser gespielt kaum sein könnten, und das kommt dabei rum? Gut, was nicht ist, kann ja noch werden.
“Beast Reborn” lässt, so viel kann man guten Gewissens sagen, keine Wünsche des treuen MOB-RULES-Fans offen. Die Produktion, gemastert von Jens Bogren, ist gewohnt jensbogrig. Klar, druckvoll und auf der Höhe seiner Zeit knallt das Ding aus den Boxen, mit einem Klaus Dirks in stimmlicher und dem Rest der Band in spielerischer Bestform. Der Sound der Band ähnelt durchaus dem Vorgängeralbum, ist insgesamt aber etwas straighter, dabei jedoch weiß Gott nicht weniger dicht und intensiv, ohne überladen zu wirken.
Nach dem obligatorischen Orchestralintro verdeutlicht dies “Ghost Of A Chance” unmittelbar. Klingt der Track zu Beginn noch vergleichsweise abgespeckt, so erledigt sich dies spätestens im Prechorus, dem der erste Ohrwurmrefrain des Albums folgt. Dass die MOBs Refrains immer noch beherrschen, zeigt sich im Anschluss mit “Shores Ahead”, dessen Strophe leicht an “Children Of the Flames” erinnert, bevor “Sinister Light” mit einem wunderbaren Mittelteil und leiser E-Orgel im Background überzeugt. “War Of Currents”, mit über acht Minuten der längste Song des Albums, trägt Züge längerer aktueller MAIDEN-Songs und baut sich über die ersten balladigen Minuten langsam auf, bis schließlich der Midtempobanger-Hauptpart über den Hörer im besten Sinne hereinbricht. Nach den Backing Vocals am Ende besteht dann auch kein Zweifel mehr daran, dass diese tatsächlich von ORDEN OGANs Seeb aufgenommen wurden.
Mit “The Explorer” wird’s dann noch dezent piratig und “Revenant Of The Sea” liefert ein herrliches Wechselspiel zwischen ruhigen Parts (inklusive ein wenig E-Drum-Einsatz) und dem Bösesten, was man von MOB RULES seit längerem gehört hat. Zum Schluss erweist sich dann “Way Back Home” als weiterer Hit, mit rockigem Riff während der Strophe und einem weiteren starken Refrain.
Um letztendlich auch mal etwas negative Kritik zu geben: Der letzte Track, die Ballade, ist doch schon sehr seicht kitschig und zudem ein Duett mit Gastsängerin. Hört man zwar nicht zum ersten Mal von MOB RULES, das ändert jedoch nichts daran, dass man während des Songs ab und zu mal zu leichtem Schaudern tendiert. Aber es soll ja Leute geben, die sowas mögen.
“Beast Reborn” ist eines dieser Alben, die man problemlos nebenher hören kann, doch die wahre Qualität der Scheibe verdeutlicht sich erst beim bewussten Zuhören. Das Ding ist fett, extrem eingängig, dabei allerdings keinesfalls das billige Power-Metal-Fastfood, das in den letzten Jahren doch recht häufig auf dem Plattenteller gelandet ist. Mit Klaus Dirks am Mic, einem der besten deutschen Metalsänger, einer nicht minder guten Instrumentalfraktion und außerordentlichen kompositorischen Skills sind MOB RULES auch nach 24 Jahren immer noch am Ball, wie kaum eine andere Band, reproduzieren nicht den alten bewährten Kram, sondern blasen nach wie vor mit jedem Album eine frische Brise Nordwind in den deutschen Power Metal.

Anspieltipps:
“Ghost Of A Chance”, “War Of Currents”, “Way Back Home” und “Revenant Of The Sea”

Fazit:
Klingt die Rezension ein wenig zu hypend? Nun, es bleibt jedem Hörer natĂĽrlich selbst ĂĽberlassen, sich ein Bild von der Geschichte zu machen. Meine Prognose: Viel besser wird’s dieses Jahr nicht mehr. Und jetzt kauft das Ding in die Albumcharts!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Beast Reborn
02. Ghost Of A Chance
03. Shores Ahead
04. Sinister Light
05. Traveller In Time
06. Children’s Crusade
07. War Of Currents
08. The Explorer
09. Revenant Of The Sea
10. Way Back Home
11. My Sobriety Mind (For Those Who Left)

Jannis

CHRIS CAFFERY – The Jester’s Court

Band: Chris Caffery
Album: The Jester’s Court
Spielzeit: 58:06 min.
Stilrichtung: Heavy Rock
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 27.07.2018
Homepage: www.chriscaffery.com

CHRIS CAFFERY ist auch einer von denen, die viel herumgekommen sind. Bei SAVATAGE und TRANS SIBERIAN ORCHESTRA sah und hörte man ihn, zuletzt auf der Reunion-Show in Wacken, ebenso bei DORO, CIRCLE II CIRCLE und anderen. Nicht zuletzt veröffentlicht Chris seit 2004 auch Soloalben, wie sich das fĂĽr einen guten Gitarristen gehört, unter seinem Namen. Sein neuster Streich hört auf den Namen “The Jester’s Court” und vereint ĂĽber zwölf Songs namhafte Musiker von TSO und SAVATAGE sowie Brian Tichy von WHITESNAKE/FOREIGNER und Alessandro Del Vecchio von JORN/VOODOO CIRCLE.
Die Produktion wurde, ebenso wie das Einspielen der Lead und vieler Background Vocals, der Gitarren, einiger Keyboards und des Basses (abgesehen von den Gastmusiker-Parts), von Chris höchstpersönlich ĂĽbernommen. Das Ganze kann sich recht gut hören lassen. Grund zur Kritik bieten primär die Drums, die oftmals etwas zu präsent und aggressiv im Vordergrund stehen, und einige Keyboards. Wenn man sich schon entschlieĂźt, von jedem Instrument, das man per Keyboard umsetzen möchte, nur den erstbesten Standardsound zu nehmen, dann sollte man diese Sounds nachträglich zumindest noch etwas anpassen. So gut die Keys auch gespielt sein mögen: Der ewig gleiche, hohe und eher billige Streichersound (als Beispiel) geht einem doch nach ein paar Songs echt auf den Sack, zumal er auf “The Jester’s Court” exzessiv verwendet wird. Jut, abgesehen davon ist die Produktion hart und aggressiv und passt durchaus zu Chris‘ Reibeisenstimme.
Musikalisch ist das Werk dann aber doch echt schmackhaft. Gleich “Upon The Knee”, der erste Track, gibt voll auf die Zwölf, mit verhältnismäßig unmelodischem Gesang, trompetenden Gitarren und Doppelbass. Souveräner Einstieg! “1989” beruhigt sich dann anschließend ein bisschen, eskaliert aber komplett am Ende des wahnsinnig geilen, geil wahnsinnigen Soloparts und macht Platz für “Lost Tonight”, die unkitschig-böse und gegen Ende immer intensiver werdende Neun-Minuten-Powerballade.
“Magic Man” ähnelt dem gleichnamigen Energydrink: bisschen billig, gibt aber ordentlich Power. Richtig stark wird es beim Instrumental “Luna Major”, mit von zappeligen Drums getragenem fixen Tempo und einem Wechsel aus E-Orgel- und Gitarrenparts. Und “The Feeling Of A White Lie” entpuppt sich als schwer stampfender, sehr fetter Unteres-Midtempo-Track mit coolem Einsatz der Background Vocals. Das Teil ist so laid back, wie er es bei der Schwere nur eben sein kann. Am Ende wieder Streichergequietsche. Herrje…
“Checkmate” leitet schließlich den Titeltrack ein, der mit klassischen SABATON-BummZapp-Drums (Ihr wisst, was ich meine, ne?) daherkommt, ordentlich treibend und mit starkem Mittelteil. Danach noch “Baby, You And I”, balladig, etwas kitschig, auf Gesangs-, Keyboard- und Bassbasis. Joah.
Zwischen alldem gibt es noch ein paar Songs, die zwar nicht schwach sind, die Qualität der genannten (außer des letztgenannten) jedoch nicht ganz erreichen. Insgesamt starke Sache mit ein paar Abstrichen.

Anspieltipps:
“Upon The Knee”, “Luna Major”, “The Feeling Of A White Lie” und “Watch”

Fazit:
Fans von TSO und SAVATAGE mĂĽssen “The Jester’s Court” natĂĽrlich eine Chance geben. Fans von aggressivem und vielseitigem Heavy Rock ebenso. Ein wenig mehr Eingängigkeit und ein wenig mehr Arbeit an der Produktion hätten die Scheibe etwas runder gestaltet, gerade hinsichtlich der Keyboards. Wen sowas stört, der orientiere sich an folgender Wertung:

 

 

Wer hingegen ĂĽber sowas hinwegsehen kann und sich beim Hören eher auf Komposition und spielerisches Talent konzentriert, der findet in “The Jester’s Court” vielleicht kein Werk fĂĽr die Ewigkeit, jedoch ein echt spaĂźiges Album, das locker

 

 

verdient hat.

Trackliste:

01. Upon The Knee
02. 1989
03. Lost Tonite
04. Magic Man
05. Protect My Soul
06. Inside My Heart
07. Luna Major
08. Watch
09. The Feeling Of A White Lie
10. Checkmate
11. The Jester’s Court
12. Baby, You And I

Jannis

REFUGE – Solitary Men

Band: Refuge
Album: Solitary Men
Spielzeit: 55:29 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 08.06.2018
Homepage: www.refuge-band.de

Kennt Ihr das Gefühl, wenn Euch plötzlich auffällt, dass Ihr bereits seit zwei Wochen kein Album mehr veröffentlicht habt? Nun, Peter Wagner kennt das nicht. 2016 und 2017 je ein RAGE-Album – und jetzt, Mitte 2018, direkt die nächste Veröffentlichung: Mit den Jungs der originalen RAGE hat der gute Mann unter dem ursprünglichen Namen der Band, REFUGE, 25 Jahre nach dem letzten Release vor dem Bruch noch einmal ein Album aufgenommen. Und tatsächlich: Waren die letzten Alben von RAGE schon grundsolide Dinger, die vielleicht keine Innovationspreise gewinnen konnten aber schmackhafte RAGE-Kost auf sehr stabilem Niveau lieferten, so ist “Solitary Men” doch eine hörbar andere Hausnummer.
Ab dem ersten Song steht hier fest: Die Herren hatten bereits während des Kompositionsprozesses mächtigstens Bock. Die zehn (mit Bonustrack elf) hart und klar produzierten Tracks sind musikalisch vielleicht das Interessanteste, was von den Truppen um Peavy in den letzten zehn Jahren passiert ist. Mehr als RAGE setzen REFUGE auf eingängige Melodien im Stil der ersten zehn bis zwanzig Jahre, sind dabei minimal weniger hart, dafür aber umso rockiger unterwegs – und lassen das nötige Maß an Aggressivität trotz allem natürlich nicht missen.
Beeindruckend ist an “Solitary Men” vor allem die Liebe zum Detail. Kein Mittelteil, der lieblos schnell dahinsoliert worden wäre; kaum eine Strophenmelodie, die den interessierten Hörer nicht aufhorchen lassen wĂĽrde. Dazu kommt eine ziemliche stilistische Bandbreite. Man muss die kleinen ĂĽberraschenden Dur-Wendungen bei “The Man In The Ivory Tower” genauso lobend hervorheben wie den jazzig-proggressiv anmutenden Sieben-MinĂĽter “Waterfalls”. Der Refrain von “From The Ashes” ist als einer der am traditionellsten im typischen RAGE-Stil gehaltenen Songs ebenso gelungen wie das rock’n’rollige “Bleeding From Inside”, dessen Mittelteil einen smoothen Kontrast zur Gradlinigkeit des Restes darstellt.
Nicht minder überzeugend fällt das höchst livetaugliche “Let Me Go” aus, das man so auch auf “Speak Of The Dead” vermuten könnte. Und “Hell Freeze Over” ginge bei anderen Bands als Amirock-Sommerhit durch, wäre da nicht immer noch die REFUGEsche Härte und Peavys Organ am Start.
Bei all dem frisch-kreativen Kram stören ein paar Songs, die etwas weniger individuell ausfallen, nur wenig. Und auch Track fünf bis sieben, die subjektiv gesehen unspektakulärsten auf “Solitary Men”, machen gut Laune.
Ich weiß, es ist nervig, bei einer REFUGE-Rezension die ganze Zeit RAGE-Vergleiche lesen zu müssen (Damit muss man leben), aber “Solitary Men” ist eine der stärksten Scheiben, die man aus der Feder Peavys seit einigen Jahren zu hören bekommen kann.

Anspieltipps:
“Let Me Go”, “Hell Freezes Over”, “From The Ashes” und “Waterfalls”

Fazit:
Ist doch was Schönes, wenn ein Zusammentreffen einer seit Ewigkeiten auf Eis gelegen habenden Musikerkonstellation noch einmal einen derartigen Schub an Spiellaune mit sich bringt. Man merkt “Solitary Men” deutlich an, dass es eine Herzensangelegenheit der Jungs ist. Eine Herzensangelegenheit, in die eine Gruppe hervorragender Musiker eine Menge Liebe gesteckt hat. Wer das jetzt zu ekelig kitschig im Blümchenmodus formuliert findet: Schmeißt doch als Ausgleich einfach mal die neue REFUGE in den Plattenspieler. Danach ist alles wieder gut!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Summer’s Winter
02. The Man In The Ivory Tower
03. Bleeding From Inside
04. From The Ashes
05. Living On The Edge
06. We Owe A Life To Death
07. Mind Over Matter
08. Let Me Go
09. Hell Freeze Over
10. Waterfalls
11. Another Kind Of Madness (Bonus Track)

Jannis

STORMWITCH – Bound To The Witch

Band: Stormwitch
Album: Bound To The Witch
Spielzeit: 65:45 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 29.05.2018
Homepage: www.stormwitch.de

Mit 39 Jahren könnte man eigentlich so langsam mal die Midlife-Crisis kommen. Vielleicht einen tiefergelegten Besen kaufen oder den Hexenhut durch eine dieser lustigen blinkenden WeihnachtsmannmĂĽtzen eintauschen. Man könnte auch so richtig auf die Kacke hauen und sein neues Album mit einer dicken Masse arschgeiler Synthesizer und einem saftigen Drop vor jedem Chorus pimpen. Aber scheinbar steht die STORMWITCH da drĂĽber. Stattdessen: Auch nach 39 Jahren Bandgeschichte (inklusive Pausen) gibt’s von den Deutschen klassischen Heavy Metal ohne Schnörkel, den man instinktiv ein wenig näher an Hamburg verortet hätte, als es tatsächlich der Fall ist.
Zum Gesang: Am Mic steht, neben Jürgen Wannenwetsch das einzige verbleibende Gründungsmitglied, nach all der Zeit immer noch Andreas Mück, der sich als charakteristisches Organ der Band einen Namen gemacht hat. Zurecht. Und tatsächlich: Selten klang der Mann besser als auf dem zwölften Release der Jungs. Seine Falsettstimme kommt auf “Bound To The Witch” zwar verhältnismäßig selten zum Einsatz, läuft aber immer noch wie geschmiert. Und in gemäßigten Höhen kommt der sehr warme, fast beruhigende (Jap, ist ein Kompliment.) Klang im Zusammenspiel mit dem feinstens produzierten Prototyp-Heavy-Metal-Sound der Band einfach großartig.
Die 14 Songs auf “Bound To The Witch“ (inklusive drei Neuaufnahmen alter Klassiker als Bonustracks) sind strukturell recht einfach gehalten. Vielleicht etwas zu routiniert immer nach Schema F, aber damit kann man leben, denn obgleich STORMWITCH zuerst einmal Heavy Metal in Reinform machen, lassen sie nie ein richtiges MaĂź an charakteristischen Melodien und interessanten Riffs missen. Man höre nur einmal in “Arya” rein, dessen Strophenmelodie mit dem Eingangsriff hervorragend kooperiert, bevor der Refrain fĂĽr Gänsehaut sorgt, ganz ohne auf billige Tricks wie fette Chöre oder Orchestersamples zurĂĽckgreifen zu mĂĽssen.
Gänsehaut gibt es auch bei der Ballade “Nightingale”, die melancholisch folkig aber weitestgehend unkitschig ausfällt und von cleanen Gitarren und Mück in Bestform getragen wird. Pur oldschool heavy geistert “The Ghost Of Mansfield Park” aus den Boxen, dessen Chorus zwar melodisch einfach gehalten ist, dabei jedoch wie vorherbestimmt für den Rest des Songs anmutet.
Neben zahlreichen leicht folkloristischen Wendungen in ihren Melodien (Nein, STORMWITCH sind mitnichten Folk Metal) verleiht ihnen auch die Art ihres Storytellings etwas, was an dieser Stelle in Ermangelung eines besseren Begriffs als “bardenhaft” bezeichnet werden muss. Ist eine tolle Eigenschaft, aber vielleicht könnte man fĂĽr solche Texte mal einen Muttersprachler zurate ziehen, der sie absegnet. So lassen einige Textstellen den Hörer ob ihrer Plattheit doch manchmal leicht zusammenzucken. Klar, ist normal bei deutschen Bands, lieĂźe sich aber vermeiden. Naja, sei’s drum, ganz ohne Kritikpunkte wär‘ ich halt auch arbeitslos.

Anspieltipps:
“The Choir Of The Dead”, “Arya”, “King George”, “Nightingale” und “The Ghost Of Mansfield Park”

Fazit:
Viele Textideen sind top, über ihre Umsetzung lässt sich streiten. Darüber, dass “Bound To The Witch” in musikalischer Hinsicht einfach hervorragend gelungen ist, hingegen nicht. Verhältnismäßig einfach und traditionell lebt es von seinen auf unauffällige Weise sehr starken Kompositionen und den außergewöhnlichen Vocals – erdacht und gespielt von einer Band mit massig Erfahrung, aber, wie das Promosheet treffend beschreibt, mit der Frische eines geilen Newcomers. “Bound To The Witch” ist kein Album, das man nur einmal hört, da sich beim ersten Durchlauf doch zumindest der Eindruck ergibt, dass die Scheibe echt Potenzial hat. Und spätestens ab dem zweiten Durchlauf wird das Ding immer fetter. Es ist wie verhext.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Songs Of Steel
02. Odin’s Ravens
03. The Choir Of The Dead
04. Bound To The Witch
05. Arya
06. Stormwitch
07. Life Is Not A Dream
08. King George
09. Ancient Times
10. The Ghost Of Mansfield Park
11. Nightingale
12. Stronger Than Heaven (Bonus Track)
13. Rats In The Attic (Bonus Track)
14. Priest Of Evil (Bonus Track)

Jannis