ARRAYAN PATH – The Marble Gates To Apeiron

Band: Arrayan Path
Album: The Marble Gates To Apeiron
Spielzeit: 46:07 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pitch Black Records
Veröffentlichung: 27.11.2020
Homepage: www.facebook.com/arrayanpath

ARRAYAN PATH machen outputtechnisch GRAVE DIGGER noch Konkurrenz. Locker jedes Jahr ’n Album, manchmal ein Doppelalbum, und das Ganze tatsächlich auf praktisch gleichbleibend hohem Niveau. Nun, 2020 neigt sich dem Ende entgegen, Zeit für “The Marble Gates To Apeiron”, dessen Titel schonmal verdächtig nach klischeehaftestem Power Metal klingt, während die Platte erwartungsgemäß ebendies nicht ist. Schließlich ist das eins der Alleinstellungsmerkmale von ARRAYAN PATH: Power Metal machen, aber nicht so, wie Power Metal normalerweise ist. Das beginnt bei den Melodien: ARRAYAN PATH haben einen absolut eigenen Kompositionsstil. Mal sind die Melodien in ihrer Führung sehr unkonventionell, haben nichts zu tun mit den klassischen Harmoniefolgen, die einem zur verlässlichen Gänsehauterzeugung auf Alben anderer Power-Metal-Bands um die Ohren geschmeichelt werden; mal haben sie eine sehr emotionale Stimmung mit sehr individueller Melodieführung inne, mit der ihre Vorzüge jedoch nicht enden. ARRAYAN PATH legen nämlich zudem Wert auf auskomponierte Melodien, setzen selten bis nie auf eine stumpfe Wiederholung von zwei oder vier Takten, um eine Strophe oder einen Chorus zu füllen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: die Unvorhersehbarkeit. Auf anderen Alben der Jungs aus Zypern mag dies noch ein wenig ausgeprägter gewesen sein, doch auch auf “Marble Gates” findet sich kein Song, der keine Überraschungen bietet. Da folgen simpel-trockene Parts auf warm-orchestrale oder ziemlich asozial dissonante auf ein bis dahin sehr harmonielastiges Lied. Es hat beinahe den Anschein, als würden ARRAYAN PATH extra darauf achten, Sachen nicht so zu machen wie andere, klassischere Power-Metal-Bands, doch wirkt dies in keinster Weise als zwanghaft eingesetztes Mittel zur Abgrenzung, sondern in sich sehr schlüssig.
Soweit zu dem, was die Truppe immer und auch auf ihrem neusten Release macht. Auf jenem ist man in seiner Gesamtheit doch etwas schneller unterwegs, holt bei einem Großteil aller Songs das zweite Basedrum-Pedal raus, das die getragenen Melodien anzutreiben vermag. Ausfälle: nein. Dafür jede Menge hörenswerte, hintergründig unkonventionelle Höhepunkte wie das kraftvolle, stark komponierte “Virus”, das leicht sakral angehauchte “The Cardinal Order”, die erste Ohrwurm-Single “A Silent Masquerade”, “The Mask Of Sanity” mit wunderbarem Chorus…
Die Liste würde in Gänze praktisch alle Tracks umfassen, also sparen wir uns das.
Kritikpunkte? Bis auf kleine – das Orchester geht im Opener etwas unter, der kurze balladige Part bei “The Mask Of Sanity” zündet gesangstechnisch nicht so richtig – eigentlich nein. Man muss eben ein bisschen Offenheit mitbringen, um ARRAYAN PATHs Qualitäten zu erkennen. Nicht jede Power-Metal-Melodie muss auf einem dicken Grundton enden, nicht jeder Part Gänsehaut provozieren.

Fazit:
Denn letztendlich machen ARRAYAN PATH Power Metal mit Anspruch auf Individualität, mit Köpfchen und ohne Lehrbuchvorgaben. So etwas wird im Metal wohl niemals Mainstream, ist aber an sich der frische Wind, den das Genre auch mal gebrauchen kann, führt es doch zu verdammt guten Songs (und um das klarzustellen: auch verlässlich mit fetten Melodien, vollen Orchestersounds und ordentlich Emotion), die teils massives Ohrwurmpotenzial haben und in ihrem andersartigen und zugleich sehr charakteristischen Stil vielleicht einmalig sind.

Anspieltipps:
„Virus“, „The Mask Of Sanity“, „The Cardinal Order“ und „A Silent Masquerade“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Marble Gates To Apeiron
02. Metamorphosis
03. Virus
04. The Mourning Ghost
05. To Live Another Day
06. The Mask Of Sanity
07. The Cardinal Order
08. A Silent Masquerade
09. Black Sails (The Nemean Ode)

Jannis

LEAVES EYES` – The Last Viking

Band: Leaves` Eyes
Album: The Last Viking
Spielzeit: 63:56 min
Stilrichtung: Symphonic Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 23.10.2020
Homepage: www.leaveseyes.de

Zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Sign of the Dragonhead“, welches auch der Einstand der neuen Sängerin Elina Siirala war, kehren die deutschen Symphonic Metaller von LEAVES EYES mit ihrem charismatischen Mastermind Alexander Krull wieder zurück um uns das Finale ihrer Wikingersaga zu präsentieren.
Thematisch, natürlich wie immer bestens recherchiert von der Band, geht es um die entscheidende Schlacht bei Stamford Bridge wo Norwegens König Harald III seinen Tod fand und so die Ära der Wikinger zu Ende ging.
Man kann sich wohl, wie fast immer, auf ein episches Monumetalwerk des Symphonic Metals einstellen, daher verlieren wir jetzt nicht mehr viel Zeit und starten direkt mit dem Opener „Death of a King“ welches wie immer bei der Band nur ein stimmungsvolles Intro ist welches aber die Geschichte toll einleitet.
Der erste richtige Track „Chain of the Golden Horn“ dürfte schon bekannt sein da er die Videosingle war. Flott, melodisch und auch symphonisch bahnt sich die Nummer ihren Weg in die Gehörgänge und bleibt dort direkt haften. So und nicht anders muss ein Opener sein!
Das folgende „War of Kings“ verströmt dann einen schönen erdigen Sound und überzeugt auch gerade wieder im Chorus vollkommen. Ebenfalls eine Nummer die somit direkt auf unsere Hitliste wandert.
„Black Butterfly“ mit dem Duett mit Clementine Delauney ist mir dann eine Spur zu schnulzig und symphonisch geworden und auch „Serpents and Dragons“ kann nicht komplett überzeugen.
Bei „Dark Love Empress“, welches ebenfalls vorab als Videosingle zu bestaunen war, fehlt auch irgendwie der Druck und auch die Growls von Alexander Krull werden stark vermisst muss ich sagen.
Beim darauffolgenden „Two Kings One Realm“ kommen dann sehr ungewohnte Ethno Klänge, die man so auch nicht unbedingt von der Band erwartet hätte! Ein interessanter Song der auf jeden Fall seine ganz eigene Magie hat.
Danach geht es dann aber wieder richtig schön erstklassig zur Sache denn „For Victory“, dass geil folkige „Varangians“ und auch „Serkland“ sind bärenstark geworden und begeistern auf Anhieb.
Der letzte Abschnitt ist ebenfalls sehr ordentlich geworden und hat mit „Flames in the Sky“ und dem überlangen Abschlussepos und Titeltrack „The Last Viking“ nochmal zwei Hits im Gepäck!

Anspieltipps:

„Chain of the Golden Horn“, „War of Kings“, „Varangians“, „Flames in the Sky“ und „The Last Viking“

Fazit :

Fakt ist die Musik von LEAVES EYES hat sich in den letzten Jahren verändert! Man findet viel mehr Folk und Symphonic Elemente darin und auch die andere Gesangsstimme von „Neu“ Fronterin Elina dürfte nicht allen Altfans gefallen. Wer sich aber auf die neuen Sounds und Einflüsse einlässt und vor allem noch mit dem Thema (Vikings Fans kommen hier definitiv auf ihre Kosten!) etwas anfangen kann, dem erwartet hier über 1 Stunde ein wahres Festmahl für die Ohren.
Man ist auf einem ähnlichen Niveau wie auch schon auf dem Vorgängeralbum unterwegs und daher gibt es hier auch die identische Punktzahl!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Death of a King
02. Chain of the Golden Horn
03. War of Kings
04. Black Butterfly (feat. Clementine Delauney)
05. Serpents and Dragons
06. Dark Love Empress
07. Two Kings One Realm
08. For Victory
09. Varangians
10. Serkland
11. Night of the Ravens
12. Flames in the Sky
13. Break into the Sky of Aeon
14. The Last Viking

Video zu “Chain of the Golden Horn”:

Julian

MAGNUS KARLSSON’S FREE FALL – We Are The Night

Band: Magnus Karlsson’s Free Fall
Album: We Are The Night
Spielzeit: 58:19 min
Stilrichtung: Modern Symphonic Power Metal
Plattenfirma: Frontiers Records s.r.l.
Veröffentlichung: 12.06.2020
Homepage: www.facebook.com/MAGNUSKARLSSONOFFICIAL

MAGNUS KARLSSON’S FREE FALL, die Rahmeninfos: Zweites Album von Magnus Karlssons Soloprojekt, außer den von Anders Köllerfors übernommenen Drums komplett selbst eingespielt. Man kennt den Mann als eine Art Vorzeige-Metaller von Frontiers Records, involviert war/ist er unter anderem noch bei ALLEN/LANDE, KISKE/SOMMERVILLE, ALLEN/OLZON und PRIMAL FEAR.
Führt Euch “We Are The Night” zu Gemüte, wenn Ihr
-eine wahnsinnige Produktion
-58 Minuten Überwältigung
-massive Orchester
-mächtige Chöre
-ein unglaublich professionelles Songwriting
-eine gleichermaßen professionelle Umsetzung
-gleich sechs, allesamt saustarke, Sänger und eine ebenso saustarke Sängerin
-dezenten digital klingenden Synth-Einsatz
-bombastische Melodien ohne Ende
-eine ultradicke Ballade
-ein echt schönes Wohlfühl-Instrumental
-Gänsehaut überall (auch im Intimbereich und auf den Fingernägeln)
-Marching Drums
-Feuerzeugschwenk-Momente
-’ne fette Orgel
-Fanfarensynths
-Schmalzstreicher und
-mehr™
wollt. Wäre man böswillig, würde man “We Are The Night” als perfekt kalkuliert bezeichnen, ansonsten schlicht als das Werk eines Künstlers, dem Power Metal aus jeder Pore tropft und der dazu noch ein heftiges Team hinter sich hat.
Ernsthaft, die Melodien sind zumeist auf einem ebenfalls starken Level, aber bei dem Maß an “mehr von allem, und das dann besser klingend”, das FREE FALL hier erreichen, könnte das Album halt auch aus zwölfmal der Fünf-Minuten-Version von “Gangnam Style” in entsprechender Karlsson-Gestaltung bestehen können und wäre trotzdem noch brutal.
Punktabzug ausschließlich deshalb, weil die Melodiearbeit zum Teil ein wenig routiniert ist (aber auf einem absolut okayen Level) und weil nach HAMMERFALL und GRAVE DIGGER nun auch Karlsson BATTLE BEAST’s Noora Louhimo für einen Song an Bord holt und sie wieder AUSGERECHNET DIE SCHEISS-BALLADE AUF DEM ALBUM BEKOMMT. Ja, Noora ist eine Frau und so, mit Gefühlen auch, aber in Sachen aggressiver, geiler Heavy-Metal-Gesang ist sie männlicher als Karlsson selbst und eine absolute Ausnahme. Warum gibt man ihr nicht “One By One” oder so? Stattdessen verheizt man sie für ’ne Kitschballade. Jesus…

Fazit:
So, der Puls ist wieder gesunken und insgesamt ist “We Are The Night” ein Guilty Pleasure in Reinform, dass einem ab Sekunde eins “Naaa, schon Gänsehaut?” ins Gesicht schreit. Es klingt halt so gut, dass das bisschen Substanz, das an einigen Stellen fehlt, nicht besonders auffällt. Nichts für Anti-Bombasten, aber für jeden Freund orchestralen und perfekt umgesetzten Power Metals absolute Reinhörpflicht!

Anspieltipps:
“Hold Your Fire”, “All The Way To The Stars”, “Kingdom Falls” und “Temples And Towers”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Hold Your Fire
02. Kingdom Falls
03. We Are The Night
04. Queen Of Fire
05. Dreams And Scars
06. All The Way To The Stars
07. One By One
08. Under The Black Star
09. Temples And Towers
10. Don’t Walk Away
11. On My Way Back To Earth
12. Far From Over

Jannis

DAMNATION ANGELS – Fiber of our Being

Band: Damnation Angels
Album: Fiber of our Being
Spielzeit: 55:56 min
Stilrichtung: Symphonic Metal
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 31.07.2020
Homepage: www.damnationangels.com

Lange 5 Jahre war es ruhig um die englischen Symphonic Metaller von DAMNATION ANGELS, bis jetzt! Dieser Tage kehren die Jungs rund um die beiden Brüder William und John Graney zurück um uns ihr drittes Album „Fiber of our Being“ zu präsentieren.
Zwei große Änderungen gibt es. 1. man ist nicht mehr bei Massacre Records unter Vertrag, sondern bringt das Album nun in Eigenregie raus. 2. hinter dem Mikro steht nicht mehr Per Fredrik „Pellek“ Asly sondern mit Iggy Rodriguez (AZEROTH) ein neuer Fronter und mit Nic Southwood gibt es auch einen neuen Bassisten.
Ob diese und vor allem die neuen Songs den Vergleich mit den beiden bärenstarken ersten Alben halten können, erfahren wir jetzt zusammen.
Der Opener „More than Human“ beginnt direkt etwas mystisch und recht symphonisch, irgendwie so wie man es von den Jungs bisher auch gewohnt ist! Neusänger Iggy erklingt und ich muss sagen der Gute steht seinem Vorgänger in Nichts nach, ist nicht ganz so hoch angesiedelt wie Pellek, meistert aber dafür die Tiefen wesentlich besser und scheint variabler zu sein.
In der Bridge klingt der Song irgendwie immer ein bisschen nach den geliebten SISTERS OF MERCY…ich kann mir da irgendwie nicht helfen, horcht einfach mal genauer hin!
Wie auch immer der Opener passt und sitzt perfekt, erster Song, erster Hit!
„Railrunner“ im Anschluss beginnt dann wieder wunderbar episch und steigert sich zu einem extrem eingängigen Groover der keinen Fuß stillstehen lässt. Der Refrain bleibt ebenfalls sofort im Ohr hängen. Passt wunderbar, daher weiter zum Titelstück „Fiber of our Being.
Und auch hier machen die Jungs alles richtig und präsentieren ein abwechslungsreiches Stück, welches uns immer wieder packt und vor allem beim Refrain wieder wunderbar mitgehen lässt.
Sehr gefühlvoll, fast schon ein bisschen poppig, geht es dann bei „Our Last Light“ zur Sache, welches zwar nicht ganz an die Vorgänger rankommt, aber irgendwie wunderbar in die bisherige Songstruktur passt.
Der nächste absolute Hit und Ohrwurm folgt dann aber direkt auf dem Fuße mit „Rewrite the Future“. Was ein bombastischer und eingängiger Refrain, genial, ich bin hellauf begeistert!
Die Hälfte der Platte ist besprochen und bislang nur Hits, nicht das das jetzt dauerhaft so weitergeht ; )
„Fractured Amygdala“ und „Greed and Extinction“ sind auf jeden Fall ebenfalls mehr als ordentlich gelungen können aber nicht ganz mit den bisherigen Hits mithalten.
Aber diese beiden „kleinen Ausrutscher“ macht die Truppe mit den beiden letzten Tracks mehr als wett!
Denn mit „Remnants of a dying Star“ haben sie einen über 12 Minuten! langen Song, der so ziemlich alles an Stilen vereint was die Band bislang so in ihrem Sound untergebracht hatte und nie wirklich langweilig wird.
Als Abschluss hat man mit „A Sum of Parts“ eine Ballade platziert, die einen wunderbar mitnimmt und es textlich definitiv in sich hat!

Anspieltipps:

„More than Human“, „Railrunner“, „Fiber of our Being“, „Rewrite the Future“ und „Remnants of a dying Star“

Fazit :

Schön das die DAMNATION ANGELS wieder zurück auf der Bildfläche sind! Mit ihrem neuen Sänger Iggy haben sie einen absoluten Glücksgriff gemacht und auch vom Songwriting her sind sie gewohnt bärenstark unterwegs. Man greift den musikalischen Faden der Vorgänger wunderbar auf und ist wieder absolut zielsicher im hohen Punktebereich unterwegs.
Anhänger von erstklassigen Symphonic Powermetal mit männlichem Gesang sollten sich dieses Schmuckstück definitiv nicht entgehen lassen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. More than Human
02. Railrunner
03. Fiber of our Being
04. Our last Light
05. Rewrite the Future
06. Fractured Amygdala
07. Greed and Extinction
08. Remnants of a dying Star
09. A Sum of our Parts

Video zu “A Sum of our Parts”:

Julian

NIGHTWISH – HVMAN :||: NATVRE (Gastrezension)

Band: Nightwish
Album: HVUMAN :||: NATVRE
Spielzeit: 81:35 min
Stilrichtung: Symphonic Power Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 10.04.2020
Homepage: www.nightwish.com

Auf die Frage, wie viel Bombast das neue Album haben soll, hat NIGHTWISH-Bandleader Tuomas Holopainen schon immer mit „JA!“ geantwortet: Betrachtet man die Evolution der Band seit dem beinahe andersweltlich gestimmten, mit eher kostengünstigen 90er-Jahre-Keyboards instrumentalisierten und von der göttlichen Stimme Tarja Turunens (ja, die Autorin ist bekennender NIGHTWISH und Tarja-Fan!) gesungenen Debütalbum „Angels Fall First“ über den internationalen Durchbruch mit „Once“ hin zu dem viktorianisch anmutenden Musik-Film-Projekt „Imaginaerium“, so fällt auf, dass NIGHTWISH-Alben breiter, länger, höher, tiefer und mächtiger wurden – und immer länger auf sich warten ließen. Was kann man also von einem Album erwarten, das nunmehr ganze fünf Jahre Produktionszeit benötigte und dessen Titel bereits ankündigt, dass es sich thematisch mit Mensch, Erde und allem, was dazwischen liegt, befassen wird? Ganz genau: mehr Länge, mehr Orchester, mehr Komposition, mehr Thema, mehr alles, vor allem aber: mehr Bombast!
Bereits das Layout des Albumtitels lässt vermuten, dass die Hörerschaft eine Gegenüberstellung erwartet: „HVMAN :||: NATVRE“ – zwei Elemente, die zusammengehören und sich zugleich wie Gegensätze zueinander verhalten. Und tatsächlich befassen sich die insgesamt 17 Tracks (angeblich nicht politisch motiviert) mit dem schwierigen Verhältnis zwischen menschlicher Natur und unserem irdischen Lebensraum. Dabei scheinen NIGHTWISH in der Steinzeit anzufangen, setzt doch der Opener ‚Music‘ zunächst mit einsamen Holzbläsern, einzelnem Klicken und Tiergeräuschen über einem dezenten Keyboardteppich an, bevor er sich dann nach und nach mit rhythmischen Trommeln und Orchester zu einer gewaltigen Symphonic-Metal-Bestie aufbäumt, die durch Floors sehr klare Stimme erstaunlicherweise kaum bezwungen werden mag. Dieses Phänomen findet sich häufiger auf dem Album: Im Vergleich zu der auch bei Tracks wie „Shoemaker“ oder „Pan“ bombastischen Instrumentalisierung verliert Floors viel gelobte Stimme einiges von der Strahlkraft, die sie live hat. Erst in „How’s The Heart“ kommt sie wirklich zur Geltung. Davon abgesehen sind von den ersten neun Tracks zwei hervorzuheben: zum einen das höchst radiotaugliche „Harvest“, bei dem NIGHTWISH lyrisch ihre Faszination für Gartenarbeit (?!) oder Landromantik ausleben und Marco einen ungewohnt farblosen Folk-Part zu singen bekommt. Zum anderen ist da „Endlessness“, bei dem der Name Programm ist: eine epische Klangwand mit bezaubernden Melodien, in denen man versinken kann! Die anderen Stücke bis hierhin vereinen das, was NIGHTWISH geil macht – viel Orchester mit harten Gitarren, epischen Chören, überbordenden Keyboards – kranken dabei nur etwas an fehlender kompositorischer Originalität.
Und dann ist da der zweite Teil, „All The Works Of Nature Which Adorn The World“.
Wer nicht mit Tuomas‘ Liebäugeleien für Filmmusik liebäugelt und bereits für „The Greatest Show On Earth“ des Vorgängeralbums keinen Nerv hatte, der wird an diesem Part wenig Freude haben. Alle anderen hingegen finden sich in einer Symphonie wieder, die vielleicht nicht an MAHLER oder BEETHOVEN heranreicht, aber bestimmt HANS ZIMMER das Fürchten lehren könnte. Einzelne Tracks hier zu empfehlen ist kaum sinnvoll, da diese nur im Zusammenspiel ihre ganze Wirkung entfalten können und wie die Soundtrack der Evolution klingen – im absolut besten Sinne, denn „NATVRE“ kann auch ohne schwere Riffs Momente der Bedrohlichkeit erzeugen. Die mit „The Blue“ in der Tiefe des Urgewässers ansetzende Reise endet mit „Ad Astra“ bei den Sternen – ein heißer Anwärter auf die lohnenswerteste Reise, auf die man als Symphonic Metal-Fan dieses Jahr (trotz Corona!) gehen kann! „Bombast?“ – „Bombast!“

Fazit:
Wie soll man zu diesem janusgesichtigen Klangbild ein Fazit finden? Die ersten neun Tracks stellen das dar, was man als NIGHTWISH-Fan erwarten kann: ein solides, sauber und klar produziertes Symphonic-Metal-Album mit vielen verspielten Momenten und dem Ausschöpfen aller bandinternen Ressourcen, das aber nicht viel Neues bereithält. Der zweite Teil des Albums hingegen lässt den ersten Teil vollkommen in den Hintergrund geraten, verhilft so aber auch zu einem wesentlich positiverem Eindruck. Wer (wie ich) mit „Endless Forms Most Beautiful“ die musikalische Stagnation von NIGHTWISH befürchtet hatte, wird mit „Human :||: Nature“ eines besseren belehrt.

Anspieltipps:
„Noise“, „Procession“, „Endlessness“ und „Vista“ (da erster Track des großartigen zweiten Teils)

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Music
02. Noise
03. Shoemaker
04. Harvest
05. Pan
06. How’s The Heart
07. Procession
08. Tribal
09. Endlessness
10. All The Works Of Nature Which Adorn The World: Vista
11. All The Works Of Nature Which Adorn The World: The Blue
12. All The Works Of Nature Which Adorn The World: The Green
13. All The Works Of Nature Which Adorn The World: Moors
14. All The Works Of Nature Which Adorn The World: Aurorae
15. All The Works Of Nature Which Adorn The World: Quiet As The Snow
16. All The Works Of Nature Which Adorn The World. Anthropocene
17. All The Works Of Nature Which Adorn The World: Ad Astra

Julia

ANI LO. PROJEKT – A Time called Forever

Band: Ani Lo. Projekt
Album: A Time called Forever
Spielzeit: 53:25 min
Stilrichtung: Symphonic Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 20.03.2020
Homepage: www.facebook.com/AniLoProject

ANI LO PROJEKT wurde im Jahr 2010 von der bekannten bulgarischen Sängerin Ani Lozanova und ihrem langjährigen Musikpartner, Schlagzeuger Konstantin Dinev (KOSSY D.), gegründet. Mit der ursprünglichen Band im Rücken erschien am 25.03.2011 das Debüt, „Miracle“, von ALP, das von einem grandiosen Auftritt im Rock Theater in Sofia begleitet wurde. Es folgten diverse Konzerte, u.a. im Rahmen eines Bikertreffs, bei dem Ian Parry als Gast fungierte, welcher beim „Miracle“-Album mitwirkte. 2012 trennten sich die Wege von Ani Lo. und der ursprünglichen Band – die Sängerin zog nach Deutschland und Kossy D. in die USA. 2018 begannen dann die Arbeiten an dem zweiten ALP-Album „A Time Called Forever“ Drummer Kossy produzierte die neue Platte und nahm das Schlagzeug in seinem Studio in San Diego auf. Für die Gesangsaufnahmen im Bazement Studio von Markus Teske kam er im Sommer 2018 nach Deutschland.
Komponist der 12 enthaltenen Lieder ist Gitarrist Jens Faber (DAWN OF DESTINY).
Er spielte auch die Gitarren-, Keyboard- und Bassspuren in seinem Studio in Bochum ein; zusätzlich übernahm er die Growls sowie auch die Clean Vocals.
Interessante Beteiligte würde ich sagen, schauen wir doch mal was man für uns auf Lager hat und widmen uns mal dem Opener „Brake my Chains“.
Die Nummer hat insgesamt eine recht bedrohliche Stimmung durch die tiefgestimmten Gitarren und den beiden Gesangsstimmen/Stilen. Der Chorus ist dann aber extrem eingängig und kraftvoll gehalten. Eine abwechslungsreiche Nummer die ich so irgendwie nicht erwartet hätte und einen mehr als ordentlichen Einstieg in die Scheibe darstellt.
Noch eine Spur symphonischer wird es dann beim anschließenden Titeltrack „A Time called Forever“ der auch wieder aufgrund seines erstklassigen Chorus absolut glänzen und überzeugen kann.
Bei den nächsten Tracks geht es etwas hoch und runter was die Qualität und das Hervorstechen angeht. Mal ist das Ganze erste Sahne wie z.B. bei „The Letter“, der Halbballade „Back to You“ oder „Fly with Me“, aber häufig sind wir eher im Standardmetal zu Hause der zwar auch ordentlich umgesetzt ist, aber nicht komplett glänzen kann.
Das trifft dann leider auch auf den letzten Abschnitt der Scheibe zu! Hier kommen auch wieder mehr die Growls zum Einsatz die teilweise auch echt nur noch stören, „My Misery“ ist da irgendwie nur noch schrecklich sorry!

Anspieltipps:

„Brake my Chains“, „A Time called Forever“, „The Letter“, „Back to You“ und „Fly with Me“

Fazit :

Ja das neue Album von ANI LO PROJEKT hat mit Sicherheit auch seine Glanzmomenten und Hits, aber zu häufig verliert man sich einfach in den Standardmetaltracks die nicht durchgängig zünden.
Zusätzlich muss man leider sagen sind die Growls stellenweise echt unpassend gesetzt und zerstören mehr als sie helfen.
Das klingt jetzt vielleicht ziemlich vernichtend, ganz so ist es aber nicht gemeint.
Ne solide Vorstellung ist das Ganze so oder so, aber mit definitiv Luft nach oben.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Brake my Chains
02. A Time called Forever
03. Bleed
04. End Up in Sorrow
05. The Letter
06. Back to You
07. Cold Death
08. Feel Inside
09. Fly with Me
10. Don`t Leave this World
11. My Misery
12. Walk Alone

Julian

ALMANAC – Rush Of Death

Band: Almanac
Album: Rush Of Death
Spielzeit: 47:09 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 06.03.2020
Homepage: www.almanac.band

Ich muss zugeben, trotz meiner Liebe zu RAGE und abseits dessen auch meiner Bewunderung für Victor Smolski habe ich mich an ALMANAC, das Projekt um den Gitarrenmeister, lange nicht rangetraut, da die Single-Auskopplungen doch irgendwie nicht meins waren. Nun wurde “Rush Of Death” angekündigt, das wohl zur Hälfte gutes Geknüppel und zur Hälfte zweiter Teil der absolut grandiosen “Suite Lingua Mortis” vom “Speak Of The Dead”-Album sein sollte, und unter den Umständen muss ich da natürlich trotzdem ein Ohr riskieren. Weitere gute Gründe: Patrick Sühl und Marcus Beck, Marcel Junker und weitere illustre Musiker.
Produziert ist die Platte absolut zufriedenstellend. Ich hätte mit noch ein wenig hochgepumpterem Sound gerechnet, kann mich aber über das letztendliche Resultat nicht beklagen. Musikalisch weitgehend das gleiche. Die Fortsetzung der SLM bleibt erwartungsgemäß etwas hinter dem ersten Teil zurück und differiert auch in ihrem Stil von ihr, geht eher in Richtung des LMO-Projekts. Mag daran liegen, dass bei “Speak Of The Dead” eben noch Peavy seine Finger im Spiel hatte, und die Kombination aus Victors und Peavys Kompositionsstilen schliecht brutal ist. Nichtsdestotrotz: Smolski weiß aus seinem LineUp soundtechnisch das beste rauszuholen und hat mächtig Ahnung von Songwriting, und so sind Track 3 bis 7 ein ziemlicher Ohrenschmaus, mit präsenter orchestraler Schlagseite und dem typischen düsteren Musical-Flair, das Orchestrales aus dem Hause Peavy/Smolski ausmacht. Dazu die erwartungsgemäß hohe Vielseitigkeit, große Emotionen im Wechsel mit schnellen, harten oder ruhigen Parts, insgesamt eine Komposition, die das Orchester wirklich zu nutzen weiß und es nicht nur aus Anfettungsgründen lieblos auf das Band-Material klatscht.
Der Rest der Tracks bewegt sich qualitativ irgendwo zwischen “joah, kann man machen” (“Blink Of An Eye”) und “das ist schon verdammt geil” (“Rush Of Death”, tolles Ding, das ein paar Zitate früherer orchestral-geprägter Werke bringt). Und seien wir ehrlich: Würde Smolski “Alle meine Entchen” mit seinem Gitarrenspiel unterlegen, wäre es immer noch hochgradig unterhaltsam. Der Stil des Mannes ist einzigartig und wertet jeden Track auf “Rush Of Death” nochmal erheblich auf, sei es in den oft spektakulären Mittelteil-Akrobatiken (“Like A Machine”), in fantastischen melodischen Soli (besagtes “Rush Of Death”) oder einfach durch die abgefuckte Untermalung von Strophen, Refrains etc.

Fazit:
Der Smolski-Fan kommt um diese Platte eh nicht drumrum. Und Genießer starker Gitarrenarbeit und Freunde von Symphonic Metal mit Härte und Niveau auch nicht.
Also mich hat’s überzeugt!

Anspieltipps:
“Rush Of Death”, “Soiled Existence” und “Satisfied”.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Predator
02. Rush Of Death
03. Let The Show Begin
04. Soiled Existence
05. Bought And Sold
06. The Human Essence
07. Satisfied
08. Blink Of An Eye
09. Can’t Hold Me Back
10. Like A Machine

Jannis

ARCHON ANGEL – Fallen

Band: Archon Angel
Album: Fallen
Spielzeit: 49:57 min
Stilrichtung: Hard Rock/Symphonic Power Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 14.02.2020
Homepage: www.facebook.com/ArchonAngelBand

Aldo Lonobile, Gitarrist von SECRET SPHERE, und Zak Stevens, Ex-SAVATAGE- und CIRCLE-II-CIRCLE-Sänger, gemeinsam mit einem Projekt, das nach klassischen SAVATAGE klingen soll; Na guut, geben wir dieser hoffnungsvollen Newcomerband ARCHON ANGEL und ihrem Debut-Album mal eine Chance.
Getroffen hat man sich bei den Arbeiten an TIMO TOLLKI’S AVALONs “Return To Eden” (die Rock Garage hat euch davon erzählt), gemeinsam an Songideen geschraubt und mit Yves Campion, Marco Lazzarini und Antonio Agate drei hochqualifizierte Musiker für die finale Besetzung zusammengetrommelt. Nun steht das Resultat alldessen in den Amazon-Lagern und vereint tatsächlich die Trademarks von SAVATAGE, allen voran den erhabenen Gesang von Ausnahme-Zak Stevens. Orchester gibt’s natürlich auch, im Groben einmal Streicher und einmal scharf bräsende Bläser, das nur an wenigen Stellen mal hörbar als synthetisch auffällt. Und ein Klavier kommt mindestens in der Hälfte der Tracks zum Einsatz. Dazu schöne Backingvocals, die selten (zum Beispiel beim 7,5-Minuten-Endtrack “Return Of The Storm”, der kurzweilig und fesselnd ausfällt) durch ihre Abwesenheit stören, zumeist aber gut eingesetzt sind, und ganz sporadisch kleine modernere Synth-Kniffe, beispielsweise das geile Intro des düster bechorusten “Twilight”.
Musikalisch pendelt man, wie erwartet, zwischen Bombast, knackigem Hard Rock (“Hit The Wall”, braucht keine Keyboards, kriegt also auch einfach keine!), leicht musicaleskem Orchester-angereichertem Heavy Rock (u.a. bei “Under The Spell” und beim starken Opener, der die “Der erste Track muss schnell sein”-Regel gekonnt ignoriert) und metallischen Tönen (z.B. das ebenfalls keyboardlose “Who’s In The Mirror”). Und eine Ballade ohne E-Gitarren und Drums gibt’s auch, die ist schmalzig und heißt “Brought To The Edge”
Veredelt wird all das durch eine Kompositionsleistung, die offensichtlich auf mächtig Erfahrung basiert – und durch die Musiker, die anscheinend alle von der Art sind, die nur auf ihr Instrument husten muss, um einen Part rauszuhauen, der auch aus einem eher simplen Track ein dickes Maß an Entertainment rausholt. Gerade das Gitarrenspiel ist eine harte Bereicherung!
Abseits der Ballade ist der Kitschfaktor recht gering. ARCHON ANGELs Version von Symphonic Power Metal ist oft düster, hat Platz für fast (fast) böse Riffarbeit und versauert keineswegs im Klischee-Symphonic-Power-Metal-Gänsehaut-Overkill. Ob das nun qualitativ ganz an die alten SAVATAGE rankommt, bleibt dem einzelnen Fan überlassen.

Fazit:
Dass “Fallen” aber ein Album ist, das der Reputation seiner Macher absolut gerecht wird, ist unbestreitbar. Ein würdiges Lebenszeichen des alten SAVATAGE-Spirit, und das bedeutet an sich schon Qualität!

Anspieltipps:
“Fallen”, Twilight” und “Return Of The Storm”.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Fallen
02. The Serpent
03. Rise
04. Under The Spell
05. Twilight
06. Faces Of Innocence
07. Hit The Wall
08. Who’s In The Mirror
09. Brought To The Edge
10. Return Of The Storm

Jannis

RAVENWORD – Transcendence

Band: Ravenword
Album: Transcendence
Spielzeit: 72:05 min
Stilrichtung: Symphonic Metal
Plattenfirma: Rockshots Records
Veröffentlichung: 31.01.2020
Homepage: www.facebook.com/ravenword

Angeblich haben wir hier das einzig geplante Album der italienischen Symphonic Metalband RAVENWORD mit dem Titel „Transcendence“ vor uns! Richtig gehört, die Truppe rund um Fronterin Chiara Tricarico (SOUND STORM, MOONLIGHT HAZE) wollen nur dieses eine Album veröffentlichen und dann wieder von der Bildfläche verschwinden. Nun ja wer es glaubt… ; )
Wie auch immer konzeptionell geht es auf dem Album um die Bücher von Edgar Allen Poe und diese bieten ja genug Stoff für viele Songs. So wundert es nicht das das Album eine beachtliche Länge von über 70 Minuten vorweisen kann!
Starten wir mit dem Opener „Blue Roses“ die lange musikalische Reise.
Dieser macht schon mal nicht so viel falsch und bietet ordentlich umgesetzten Symphonic Metalstoff mit einem ordentlichen Chorus der einen schon nach kurzem nicht mehr loslässt.
Apropos nicht mehr loslässt, das schaffen auch die anschließenden „Life is in your Hand“ und „Lullaby of the Petal“ ohne Probleme.
Das dazwischen liegende „No more“ ist aber etwas zu platt bzw. kommt aus der Standardmetalecke nicht wirklich raus!
Der Mittelteil bietet dann mit „Rain of Stars“ und dem melodischen „What I need“ noch zwei weitere Highlights denen entgegen stehen aber auch weitere Standardmetaltracks die zwar nicht komplett durchfallen aber leider auch nicht wirklich hervorstechen können aus der grauen Masse.
Und leider bleibt dann auch in der Folge die graue Masse durchaus in der Überzahl! Es gibt auch hier einfach zu viele Standardsongs die zwar echt ordentlich umgesetzt sind, aber nicht wirklich packen können und dazu größtenteils zu verschachtelt sind.
Viel läuft hier einfach so dahin ohne groß zu glänzen und somit wird die extrem lange Spieltzeit definitiv zu einer wahren Geduldsprobe!
Einzig das abschließende gefühlvolle „Bleeding Moon“ kann mit Abstrichen noch überzeugen.

Anspieltipps:

„Blue Roses“, „Life is in your Hand“, „What I need“ und „Bleeding Moon“.

Fazit :

Puuh DAS hätte ich definitiv nicht erwartet! Nach dem sehr ordentlichen Einstieg verlieren RAVENWORD sich mit ihrem Songwriting irgendwo zwischen verkopften Symphonic und sehr verschachtelten Prog Metal und hier liegt dann auch das größte Problem vieler Songs. Man kommt einfach nicht auf den Punkt und somit wird, ich erwähnte es schon, die lange Gesamtspieltzeit echt zur Geduldsprobe!
Schade, ich glaube hier wäre mehr drin gewesen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Blue Roses
02. Life is in your Hand
03. No more
04. Lullaby of the Last Petal
05. Purity
06. Rain of Stars
07. The Queen of Darkness
08. What I need
09. The Swansong
10. Dylan
11. Crimson Lake
12. The Distance
13. Bleeding Moon

Julian

DARKTRIBE – Voici L’Homme

Band: Darktribe
Album: Voici L’Homme
Spielzeit: 51:46 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 17.01.2020
Homepage: www.facebook.com/DarktribeOfficial

Irgendwie hat es Frankreich geschafft, als so ein Land in der öffentlichen Wahrnehmung aufzutreten, das verhältnismäßig wenig Metal parat hat. Dabei gibt es da durchaus einige und in letzter Zeit immer mehr Acts, die Qualität abliefern, und DARKTRIBE ist einer davon. Das Quartett aus Nizza hat seit 2012 zwei Alben veröffentlicht, mit “Voici L’Homme” steht nun das dritte in den Startlöchern. Kurz die offenen Fragen abgeklärt: Keine Sorge, bis auf den Titeltrack-Chorus sind die Lyrics auf englisch gehalten, es scheitert also für Kenner der englischen Sprache nicht am Textverständnis. Die Produktion ist saftig und gelungen, die Arbeit der Bandmitglieder kann sich absolut hören lassen und auf dem Programm steht Power Metal mit einer guten Portion Orchester und ein paar sporadischeren Synthsounds, die aber bis auf wenige Tracks (unter anderem “Faith And Vision”) äußerst sparsam eingesetzt werden.
Kompositorisch kratzt man durchaus partiell an den klassischen Power-Metal-Harmonien, ab und an unter Verwendung von denen, denen man als deutscher Metal-Fan aufgrund seiner zwangsweisen Sozialisierung mit Schlager eher schaudernd begegnet. Hält sich aber in Grenzen und insgesamt hat die Komposition doch einen eigenen Stil, der nur eben nicht immer durchdringt. Ansonsten gibt es einen hohen Dur-Anteil (ohne dass die Platte zu DRAGONFORCE-Cheese verkäme) und ein paar Versuche, böse und aggressiv zu klingen, die, wie so oft bei solchen Bands, naiv sympathisch nicht so richtig zünden, weil man im Endeffekt ohne die harmonische Sonnenschein-Kadenz doch nicht leben möchte. Die Arbeit der Rhythmusfraktion ist unterdessen modern, umgeht jedoch die Stolperfalle, in corige Instrumentals überzugehen und sich auf seelenlose Technikpräsentation zu reduzieren.
Viel Innovation ist von “Voici L’Homme” nicht zu erwarten, diese Art von Stil bedienen nicht allzu wenige Bands. Doch das, was sie machen, machen DARKTRIBE gut. Mal stampfend, mal tribend ( -.- ), mit teils beachtlichem Riffing (u.a. beim letzten Track “Symbolic Story”), zwischenzeitlich Erinnerungen an KAMELOT, STRATOVARIUS oder MOB RULES weckend und in der Ballade “The Hunger Theory” überraschend unkitschig nach einer erträglichen Version von JUDAS PRIESTs “Lost Love” vom “Nostradamus”-Album klingend.
Man kann viele der instrumentalen Parts der Songs in ihrer durchdachten Ausarbeitung auf jeden Fall loben, doch nicht selten – und hier kommt die Kritik – sind die Songs etwas überladen. Da hätte das Material dann auch in ein 40-Minuten-Album gepresst werden können und hätte doch einige Längen vermieden. Wo andere Bands wissen, wann es gut ist, möchten DARKTRIBE dann doch häufig noch einen Part drauf- oder dazwischensetzen, was dem Album einige Längen beschert.

Fazit:
Da “Zu viel Content” aber als Kritik schon Meckern auf hohem Niveau ist, kann man im Endeffekt sagen, dass “Voici L’Homme” ein gelungenes Symphonic—Power-Metal-Album ist, das Dur-lastig aber nicht zu kitschig ausfällt und auf ganzer Linie professionell gemacht ist.

Anspieltipps:
“Prism Of Memory”, “Faith And Vision” und “The Hunger Theory”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. March For A Prophecy
02. Prism Of Memory
03. Voici L’Homme
04. A Silent Curse
05. Faith And Vision
06. Back In Light
07. Under The Tree Of Life
08.According To Darkness
09. The Hunger Theory
10. Symbolic Story

Jannis