VICTOR SMOLSKI – Guitar Force

Trackliste:

01. Guitar Force
02. Bought And Sold (Instrumental Version)
03. World Of Inspiration
04. Darkness
05. Self-Blinded Eyes (Instrumental Version)
06. Satisfied (Instrumental Version)
07. Chapter 3 (Concert For Violin & Oboe With Orchestra)
08. Bourree (Suite 2)
09. Menuet (Suite 2)
10. Unity

 

Spielzeit: 58:36 min – Genre: Progressive Metal (am ehesten) – Label: Massacre Records – VÖ: 03.02.2023 – Page: www.facebook.com/victorsmolskiofficial

 

Muss man hier noch irgendwem erklären, wer Victor Smolski ist? Vermutlich nicht. Wer den guten Mann nicht von RAGE oder ALMANAC kennt, der sollte doch zumindest vage darüber informiert sein, dass Victor ganz gut Gitarre spielen kann. Oder anders, dass er ein totaler Gott an der Gitarre ist. Außerdem ist er Rennfahrer, aber das nur so nebenbei. Victor hat außerdem ein hervorragendes Gespür für gute Kompositionen, dazu Kontakt zu einigen Orchestern und vielen Musikern, Audio-Produktionstalent und einige andere Instrumental-Skills.
Man führe all das zusammen – außer eben die Rennfahrer-Sache – und erhält mit ziemlicher Sicherheit gute Musik. Willkommen bei „Guitar Force“, einem sehr feuchten Traum für jeden Freund virtuosen Gitarrenspiels. Um das kurz einzuordnen: Drei der Songs auf der Platte werden ALMANAC-Fans bereits bekannt sein. Sie sind für „Guitar Force“ instrumental uminterpretiert worden und funktionieren in dieser Interpretation blendend. Einen Song, „Unity“, wird der interessierte RAGE-Fan bereits vom gleichnamigen Album der Band kennen und lieben (und einen kleinen Moment der Freude verspüren, wenn er merkt, dass der Bass nach RAGEs Trennung von Victor wieder von Peavy Wagner gespielt wird). Und Smolski-Ultras finden auf dem Album drei Songs vom „Majesty & Passion“-Album, Neuinterpretationen von Werken von Johann Sebastian Bach und ebenfalls sehr stark. Dazu gibt es zwei (wenn man den Ein-Minüter „Darkness“ dazurechnet, drei) neue Songs, die insgesamt aber auch locker auf knapp 27 Minuten Spieldauer kommen und in ihrer Qualität kein bisschen hinter dem Rest zurückbleiben.
So. Zu alldem kommt ein guter Sound. Man muss bei Soloalben von Gitarristen im schlimmsten Fall davon ausgehen, dass sie halt normale Songs komponieren und dann die Vocals durch Gitarre ersetzen. Das muss man bei Victor nicht. Der gute Herr komponiert seine Songs perfekt durch, hat einen sehr coolen individuellen Stil, bringt härtere technische Parts und melodiösere in ein top funktionierendes Wechselspiel, setzt das Orchester gewinnbringend ein und holt aus der Gitarre wirklich alles raus, was geht. „Guitar Force“ ist eines der Alben, denen man einfach vertrauen kann, dass sie alles richtig machen, dass der nächste Part auch geil wird und den aktuellen sinnvoll ablösen wird, und ist auf komische Weise ein hervorragendes progressives Lounge-Music-Album für Metaller.
Klar, der Kritikpunkt liegt auf der Hand. Über die Hälfte des Albums besteht aus irgendwie bereits bekanntem Material und bei „Unity“ und den Bach-Interpretationen ist bis auf die zeitgemäße Produktion nicht wirklich viel anders als bei den Originalen; ich kann wirklich nicht genau sagen, ob hier wirklich großartig Sachen neu aufgenommen oder nur neu produziert wurden.

Fazit:
Aber auch für Kenner von Smolskis verschiedenen Projekten gibt es im Mindesten (gerade bei den Bach-Stücken) verbesserte Produktion, eine knappe halbe Stunde geiles neues Material und coole ALMANAC-Versionen. Für alle, denen Victor bislang nicht auffiel, gibt es edel komponierte, charakterstarke Gitarren-Virtuosität, der man auch dann mal eine Chance geben sollte, wenn man instrumentalen Metal sonst eher meidet. Ist halt einfach krass gut.

Anspieltipps:
„Guitar Force“ und „World of Inspiration“, dazu „Chapter 3 (Concert For Violin & Oboe With Orchestra“

Jannis

ALMANAC – Rush Of Death

Band: Almanac
Album: Rush Of Death
Spielzeit: 47:09 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 06.03.2020
Homepage: www.almanac.band

Ich muss zugeben, trotz meiner Liebe zu RAGE und abseits dessen auch meiner Bewunderung für Victor Smolski habe ich mich an ALMANAC, das Projekt um den Gitarrenmeister, lange nicht rangetraut, da die Single-Auskopplungen doch irgendwie nicht meins waren. Nun wurde “Rush Of Death” angekündigt, das wohl zur Hälfte gutes Geknüppel und zur Hälfte zweiter Teil der absolut grandiosen “Suite Lingua Mortis” vom “Speak Of The Dead”-Album sein sollte, und unter den Umständen muss ich da natürlich trotzdem ein Ohr riskieren. Weitere gute Gründe: Patrick Sühl und Marcus Beck, Marcel Junker und weitere illustre Musiker.
Produziert ist die Platte absolut zufriedenstellend. Ich hätte mit noch ein wenig hochgepumpterem Sound gerechnet, kann mich aber über das letztendliche Resultat nicht beklagen. Musikalisch weitgehend das gleiche. Die Fortsetzung der SLM bleibt erwartungsgemäß etwas hinter dem ersten Teil zurück und differiert auch in ihrem Stil von ihr, geht eher in Richtung des LMO-Projekts. Mag daran liegen, dass bei “Speak Of The Dead” eben noch Peavy seine Finger im Spiel hatte, und die Kombination aus Victors und Peavys Kompositionsstilen schliecht brutal ist. Nichtsdestotrotz: Smolski weiß aus seinem LineUp soundtechnisch das beste rauszuholen und hat mächtig Ahnung von Songwriting, und so sind Track 3 bis 7 ein ziemlicher Ohrenschmaus, mit präsenter orchestraler Schlagseite und dem typischen düsteren Musical-Flair, das Orchestrales aus dem Hause Peavy/Smolski ausmacht. Dazu die erwartungsgemäß hohe Vielseitigkeit, große Emotionen im Wechsel mit schnellen, harten oder ruhigen Parts, insgesamt eine Komposition, die das Orchester wirklich zu nutzen weiß und es nicht nur aus Anfettungsgründen lieblos auf das Band-Material klatscht.
Der Rest der Tracks bewegt sich qualitativ irgendwo zwischen “joah, kann man machen” (“Blink Of An Eye”) und “das ist schon verdammt geil” (“Rush Of Death”, tolles Ding, das ein paar Zitate früherer orchestral-geprägter Werke bringt). Und seien wir ehrlich: Würde Smolski “Alle meine Entchen” mit seinem Gitarrenspiel unterlegen, wäre es immer noch hochgradig unterhaltsam. Der Stil des Mannes ist einzigartig und wertet jeden Track auf “Rush Of Death” nochmal erheblich auf, sei es in den oft spektakulären Mittelteil-Akrobatiken (“Like A Machine”), in fantastischen melodischen Soli (besagtes “Rush Of Death”) oder einfach durch die abgefuckte Untermalung von Strophen, Refrains etc.

Fazit:
Der Smolski-Fan kommt um diese Platte eh nicht drumrum. Und Genießer starker Gitarrenarbeit und Freunde von Symphonic Metal mit Härte und Niveau auch nicht.
Also mich hat’s überzeugt!

Anspieltipps:
“Rush Of Death”, “Soiled Existence” und “Satisfied”.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Predator
02. Rush Of Death
03. Let The Show Begin
04. Soiled Existence
05. Bought And Sold
06. The Human Essence
07. Satisfied
08. Blink Of An Eye
09. Can’t Hold Me Back
10. Like A Machine

Jannis