OPETH – In Cauda Venenum

Band: Opeth
Album: In Cauda Venenum
Spielzeit: 67:56 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 27.09.2019
Homepage: www.opeth.com

2019 legen zwei der wohl wichtigsten und einflussreichsten Prog-Metal Bands der letzten 3 Dekaden neue Alben vor, und die Ergebnisse könnten nicht unterschiedlicher sein: während Dream Theater sich auf „Distance over Time“ ihrer alten Stärken besinnen und ein typisches, bis ins letzte Detail formelhaftes, Album vorgelegt haben (und sich damit so weit vom ursprünglichen Genre-Sinn entfernt haben wie es nur geht), zeigen die Schweden OPETH auf „In Cauda Venenum“, dass der Begriff „progressiv“ nicht nur als Schubladen Aufkleber, sondern auch als Karriere-Kompass dienen darf. Die Band um den Kreativkopf Mikael Åkerfeldt hat es ihren Fans und Kritikern noch nie leicht gemacht. Aber was die Jungs auf Album No. 13 abliefern, pulverisiert jegliche Erwartungshaltungen die man vielleicht noch gehabt haben könnte im Ansatz.

Die Platte erscheint sowohl auf Schwedisch als auch auf Englisch, wobei Åkerfeldt die Version in seiner Muttersprache als das Hauptwerk betrachtet. Und was zwischen dem atmosphärisch eindringlichen Instrumental/Opener „Garden Of Earthly Delights“ und dem abschliessenden, mit einer versöhnlichen Grundstimmung endenden „All Things Will Pass“ so alles passiert ist OPETH pur – unberechenbar, verflixt filigran, erhaben dunkel und thematisch brachial. Aber eben nicht heavy im herkömmlichen Prog-Metal Verständnis. Geht es zum Ende der Scheibe mit dem von Streichern unterstützten, mit mittelalterlichen Versatzstücken duchzogenen Epos „Universal Truth“ und dem beswingt angejazzten „The Garroter“ relativ entspannt Richtung Ausgang, so hat man bis dorthin einen Parforceritt hinter sich. Das schwer stampfende „Heart In Hand“ oder das durchgeknallte „Charlatan“, das auch auf „Watershed“ hätte stehen können, liefern Spannung und kompositorische Highlights am laufenden Band. Wer einen Moment nicht aufmerksam ist, hat wieder ein Detail verpasst. Nein, der Zugang zu „In Cauda Venenum“ ist alles andere als leicht. Was das Ganze zudem immer wieder entdeckenswert macht, ist auch die tolle Produktion (die Gitarren klingen fantastisch, jedes noch so kleinste Detail der wie immer anspruchvollen Basslinien ist herauszuhören), die durch zahlreiche eingestreute Sprachsamples alles zu einem grossen Ganzen festzurrt. Es muss für die Band ein Traum sein sich mit jedem Album neuen Herausforderungen stellen zu müssen. Entsprechend spielen alle Beteiligten wieder bärenstark auf und liefern wie gewohnt eine eindrucksvolle Leistung ab – allen voran Gitarrist Fredrik Åkesson, der mal wieder einige unfassbare Soli beisteuert (wie in der beinahe schon kommerziellen Ballade „Lovelorn Crime“).

Leider lag mir zur Besprechung nur die Englische Version des Albums vor. Ich hätte zu gerne die „Hauptversion“ mit den schwedischen Texten gehört. Ich vermute, dass die eindringliche, beschwörerische Stimmung der Songs durch den Schwedischen Gesang nochmals an Effektivität gewinnt. Aber auch in dieser Version, die wohl der Grossteil des Publikums hören wird, lässt „In Cauda Venenum“ den Zuhörer zunächst sprachlos und mit jedem weiteren Durchlauf betört zurück. Was man zum Geniessen dieser Platte auf jeden Fall mitbringen sollte: ein offenes Ohr, Zeit, Geduld und ein gutes Paar Kopfhörer. Gemütlich im Ohrensessel, ein paar Kerzen und „In Cauda Venenum“ auf die Ohren – selten kann man sich darat in einem düsteren, verwinkelten und dennoch überaus spannenden Labyrinth verirren. Ein weiteres Highlight in der Diskographie der Band, das ich ähnlich stark wie „Pale Communion“ einordne, und sowohl „Heritage“ als auf „Sorceress“ vorziehe. Bei dem man allerdings auch das Gefühl hat, dass die Jungs so langsam die mit „Heritage“ eingeschlagene Richtung ausgelotet und diese Phase der Band auf (einen weiteren) Zenith geführt hat.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Garden Of Earthly Delights
02. Dignity
03. Heart In Hand
04. Next Of Kin
05. Lovelorn Crime
06. Charlatan
07. Universal Truth
08. The Garroter
09. Continuum
10. All Things Will Pass

Mario

AVIATOR – Aviator (Re-Release)

Band: Aviator
Album: Aviator (Re-Release)
Spielzeit: 50:58 min
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: (bereits erschienen)
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Fans von frühen Bon Jovi und Heart in den späten 80ern (also zu „Brigade“ Zeiten) sollten an dem vorliegenden Re-Release des Debüts (und einzigen Albums) der US AOR Truppe AVIATOR ihr helle Freude haben. Das Rock Candy Label hat ja quasi einen Grossteil seines Geschäftsmodells auf den gescheiterten Karriereambitionen vergangener aufstrebender Bands aufgebaut. Und wenn es eine Band gibt, die exemplarisch für diese Gruppe an „knapp-vorbei-ist-auch-daneben“ Beispielen gibt, dann ist es wohl AVIATOR. Produziert von Neil Kernon (u.a. Autograph, Dokken) und in einem renommierten Studio (Electric Lady in New York) aufgenommen, hatte die Scheibe eigentlich alle Vorraussetzungen um ein Hit zu werden, denn das Quartett um Sänger Ernie White, Gitarrist Richie Cerniglia, Bassist Steve Vitale und den ebenfalls singenden Schlagzeuger Michael Ricciardella hatte durchgehend Hochkaräter in der Hinterhand.

Dass es trotz solcher Gassenhauer wie „Frontline“, „Back on the Street“ oder „Don’t Turn Away“ nicht zur Karriere gereicht hat ist, laut eigener Aussage der Beteiligten in dem diesem Re-relese beiliegenden und wie immer sehr lesenwerten Essay, der Label-Politik geschuldet, dank derer die Band weder ein Video, noch irgendeine Art der Live-Promotion zugedacht wurde. Das killt natürlich jede noch so starke Scheibe bevor sie überhaupt erst eine Chance bekommt sich auf dem Markt zu behaupten. No Airplay, no Chance – vor allem gegen die übermächtige Konkurrenz zur damaligen Zeit. Das ist besonders schade im Falle von „Aviator“, denn sowohl handwerklich, als auch vom Drum-Herum (der Sound der Platte ist auch heute noch konkurrenzfähig) war alles auf Kurs. Akzente kann nicht nur Sänger White setzen, der eine angenehm rockige Stimme mit genug rauhbeinigem Charme besitzt um die doch recht glatten Songs zu tragen, sondern auch Gitarrist Cerniglia, der schön bretzelige Riffs und eine Handvoll packender Leads in den Ring wirft. So gibt es für den interesseirten Fan wenigstens 33 Jahre später die Gelegenheit, dieses vergessene Kleinod wieder zu entdecken. Zum Originalalbum gibt es bei Rock Candy nun noch 2 starke Bonustracks oben drauf sowie die bereits erwähnten Infos im Booklet, die die Musik gleich nochmal interessanter werden lassen und zum parallelen Schmöckern und Zuhören einladen. Egal wo man reinhört (von dem etwas gezwungenen „Never Let The Rock Stop“ einmal abgesehen), eigentlich landet man immer bei einem potentiellen Hit, was die gesamte Platte zum Anspieltipp werden lässt.

„Aviator“ ist genau so gut wie sein Ruf und sollte jedem AOR Fan als Klassiker des Genres bekannt sein. Wer seine Sammlung komplettieren, bzw. das bisher Verpasste nachholen möchte, der kann dies nun mit dem aktuellen Rock Candy Re-release erledigen, dass neben einem (ziemlich lauten) Remaster, noch ein pralles Booklet und Bonustracks zu bieten hat. Beide Daumen hoch.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. FrontLine
02. Back On The Street
03. Don’t Turn Away
04. Wrong Place Wrong Time
05. Never Let The Rock Stop
06. Come Back
07. Magic
08. Can’t Stop
09. Too Young
10. Every Schoolboy Knows
11. Through The Night
12. Woman In Love (Bonus Track)
13. Holding On (Bonus Track)

Mario

SONS OF APOLLO – Live With The Plovdic Psychotic Symphony

Band: Sons of Apollo
Album: Live With The Plovdic Psychotic Symphony
Spielzeit: 168 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 30.08.2019
Homepage: www.sonsofapollo.com

Als die SONS OF APOLLO vr knapp 2 Jahren mit Ihrem Debüt („Psychotic Symphony„, 2017) um die Ecke kamen, war die Freude im Kreise der (älteren) Dream Theater Fans groß. Endlich machten der verlorene Sohn Mike Portnoy und Ex-Keyboarder Derek Sherinian wieder gemeinsame Sache. Erinnerungen an das verkannte und mittlerweile im Bandkanon etablierte „Falling into Infinity“ wurden entfacht und genügsam bedient. Gemeinsam mit Gitarrenwunderkind Ron ‚Bumblefoot‘ Thal, Bass-Ikone Billy Sheehan und Gesangsmonster Jeff Scott Soto hatten die Jungs ein ordentliches (wenn auch nicht durchgängig großartiges) Progmetal Album eingespielt, dass die Stärken der einzelnen Musiker bündelte und versammelte. Dennoch hörte der Fan in erster Linie auf die, und ergötzte sich an den, Schlagzeug- und Keyboardsounds – eben weil man diese so lange vermisst und gerade in dieser Konstellation nicht mehr gehört hatte. Unter dieser Fokussierung litt dann der Rest der Band, die auf „Psychotic Symphony“ allesamt eine tolle Leistung abgeliefert hatten.

Etwas verwundert war ich schon, als nach nur einem Album bereits ein Live-Album angekündigt wurde. Das ist in der heutigen Zeit zwar mittlerweile relativ normal, aber dennoch wirft das eine Album kaum genug Stoff für eine zünftige Live-Präsentation ab. Für die 2018 im spektakulären Römischen Amphitheater in Plovdiv, Bulgarien mitgeschnittete Live-Konserve haben die Jungs daher auf zwei Kniffe zurückgegriffen, die der Sache dann doch noch eine gewissen Daseinsberechtigung verleihen: zum einen wurde die Band bei der Hälfte des Konzerts von einem kompletten Orchster und Chor unterstützt, zum anderen ist die Setlist durch einen Cover-Part auf respektable Länge gestreckt worden. Man kann sich über Sinn und Unsinn der Scheibe gerne den Mund fusselig reden. Mir persönlich hat das Ganze einige tolle Momente vor dem Fernseher beschert, und das, unerwarteterweise, vor allem dank dem Derwisch an den 6, pardon 12 Saiten, sowie Frontmann Jeff Scott Soto, der hier eine Mammutaufgabe zu bewerkstelligen hatte und diese mehr als elegant schulterte: nicht nur seine eigenen Songs, sondern auch noch (ziemlich schwierig zu singende) Klassiker der Rockgeschichte musste der nicht mehr ganz so junge Mann intonieren. Und als Kür standen dann noch die Dream Theater Tracks „Just Let Me Breathe“ und das formidabel dargebotene „Lines in the Sand“ an, die von den Fans innig geliebt werden und die ebenfalls nicht sooo leicht zu intonieren sind. Kurz gesagt: Soto macht seine Sache brilliant und wird dabei stimmlich dann auch noch kongenial von Ron ‚Bumblefoot‘ Thal unterstützt, der sich im Laufe des Konzerts als mehr als passabler Sänger, vor allem in den hohen Lagen, präsentiert. Ja, die diversen Solo-Spots sind viel zu lang und überflüssig. Aber die Autorität, die die SONS OF APOLLO in Songs wie Led Zeppelins „Kashmir“, Pink Floyd´s „Comfortably Numb“ (aus Lizenztechnischen Gründen, neben Aerosmith´s „Dream on“, leider nicht auf der DVD/BD, sondern nur auf der CD vertreten), sowie den eigenen Songs wie „Signs of the Time“ an den Tag legen ist beeindruckend und legitimieren diese Live-Auslese nachhaltig.

„Live With The Plovdic Psychotic Symphony“ ist meiner persönlichen Meinung nach ein stärkeres Produkt als das Debüt der SONS OF APOLLO. Und im diekten Vergleich mit diversen Live Releases jüngeren Datums (auch von Dream Theater), liefern die Jungs hier eine vor Spielfreude und fettem Sound übersprudelnde Vorstellung ab. Wenn Sherinin (im Stereopanorama rechts liegend) die Heavy Gitarrenriffs mit bombastischen Hammond-Sounds andickt, ist das schon ganz grosses Kino, dass hier auch noch schön rauh und dynamisch eingefangen bzw. abgemischt wurde. Die Blu-Ray enthält zusätzlich eine komplette „Behind The Scenes“ Dokumentation der Produktion (inkl. Interviews) sowie eine Zusammenstellung der „Behind The Scenes“ Dokumentation und des „Making-Ofs“ des Debüt-Albums der Band. Für Fans eigentlich ein Must-Have.

WERTUNG: (Ohne Wertung)

Trackliste:

Disc 1

01. God of the Sun
02. Signs of the Time
03. Divine Addiction
04. That Metal Show Theme
05. Just Let Me Breathe
06. Billy Sheehan Bass Solo
07. Lost in Oblivion
08. JSS Solo Spot: The Prophet’s Song/Save Me
09. Alive
10. The Pink Panther Theme
11. Opus Maximus

Disc 2

01. Kashmir
02. Gates of Babylon
03. Labyrinth
04. Dream On
05. Diary of a Madman
06. Comfortably Numb
07. The Show Must Go On
08. Hell’s Kitchen
09. Derek Sherinian Keyboard Solo
10. Lines in the Sand

Disc 3

01. Bumblefoot Solo Spot
02. And the Cradle Will Rock
03. Coming Home

Mario

ROCKETT LOVE – Greetings From Rocketland

Band: Rockett Love
Album: Greetings From Rocketland
Spielzeit: 43:32 min
Stilrichtung: Melodic Rock/Metal
Plattenfirma: AOR Heaven
Veröffentlichung: 30.08.2019
Homepage: www.facebook.com/rockettlovesyou

Mit „Greetings from Rocketland“ legen die 2015 gegründeten Schweden ROCKETT LOVE den Nachfolger zum gerade mal 2 Jahre alten Debüt vor. Wenn man die Schlagwörter „Melodic Rock“, „Schweden“ und „Eric Martensson“ (der hier als Produzent fungiert) in die Runde wirft, dann sollte jedem schnell klar sein wie die neue Scheibe der Truppe klingt – nämlich extrem nach Eclipse, W.E.T. und Co. Das muss nichts Schlechtes sein, wenn die Songs denn stimmen. Und hier haben ROCKETT LOVE geklotzt und nicht gekleckert.

Mit den Krachern „Back on my Feet“, „Bite the Bullet“ (mein persönlicher Fave) und „I want out“ wird gleich ein fulminantes Eröffnungstrippel aufs Parkett gelegt, das dem Melodic-Rock/Metal Fan Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Ja, das hat man schonmal so oder so ähnlich gehört. Neu ist hieran überhaupt gar nichts. Und die Sounds sind allesamt Industriestandard. Das dürfte dem geneigten Fan aber nicht sauer aufstossen (ich möchte hier auch noch auf die Besprechung von Jannis zur letzten Northtale Scheibe verweisen, bei der dieses Thema sich vor Kurzem schon Bahn gebrochen hat). Ich selber bin ja oft genug ausgesprochener Kritiker solcher Retortenproduktionen, die sich nur im (zumeist billigen) Artwork und der zusammengewürfelten Musikerkonstellation unterscheiden. Das Problem ist halt oft, dass die betreffenden Bands zwar alle benötigten Zutaten in den Topf geworfen haben und es für das Thema Songwriting durchaus allgemein akzeptierte/etablierte Parameter gibt, die sicherstellen, dass gewisse Genre-Regeln eingehalten werden. Die packende Melodie muss man aber trotzdem noch abliefern. Und das kann halt nicht jeder, auch wenn er eine DAW und sein Instrument halbwegs beherrscht. Bei „Greetings from Rocketland“ muss ich aber ein Auge zu- und meine üblichen Meckerreflex unterdrücken, denn die Jungs haben definitiv ein Händchen für zündende Hooklines und perfekt verzahnte Arrangements. Da sitzt so gut wie jede Wendung und die Refrains kommen effektiv und geradlinig auf den Punkt. Zu den oben genannten Tracks möchte ich noch die relativ rockig in Szene gesetzte Ballade „Get ready, go!“ als Anspieltipp nennen. Aber auch wenn die Scheibe hinten raus dezent an Fahrt verliert, so ist das Material doch stark genug um über die gesamte Distanz zu überzeugen.

Nein, ROCKETT LOVE gewinnen mit Ihrem glatten und auf Kommerz gebügelten Sound keinen Originalitätspreis. Aber man muss trotz aller sich anbietenden Kritikmöglichkeiten nüchtern anerkennen, dass die Songs, und darum geht es am Ende des Tages, weitestgehend grossartig sind. Damit gelingt es den Jungs sich zumindest ein wenig von der Konkurrenz abzusetzen. Wer also auf neues Futter im Stile der bekannten Größen ungeduldig wartet, der sollte sich „Greetings from Rocketland“ unbedingt auf den Zettel schreiben.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Back on My Feet
02. Bite the Bullet
03. I Want Out
04. Get Ready, Go!
05. Take Me Home
06. King for One Day
07. Writing on the Wall
08. Reaching Out
09. Like an Endless Distant Sky
10. Wait
11. A Heart Without a Soul

Mario

SPREAD EAGLE – Subway To The Stars

Band: Spread Eagle
Album: Subway To The Stars
Spielzeit: 45:31 min
Stilrichtung: Street Metal
Plattenfirma: Frontiers Music S.r..l.
Veröffentlichung: 09.08.2019
Homepage: www.spreadeagle.us

Mit SPREAD EAGLE haben Frontiers eine weitere Band aus der zweiten, bzw. dritten Reihe vergangener Tage unter Vertrag genommen. Die ursprünglich aus New York stammende Band, die im Jahr 1990 ihr selbst-betiteltes Debüt und dann 1993 das einzige Nachfolgewerk („Open to the Public“) vorlegte, war lange Zeit beinahe komplett von der Bildfläche verschwunden und machte nur gelegentlich gemeinsam von sich hören. Nun also liegt Album Nummer 3 vor, das von Frontiers mit dem kernigen Label „Street Metal“ kategorisiert wird. Mir sind die beiden ersten Scheiben der Truppe leider nicht bekannt. In alten Rezensionen wurde allerdings immer wieder die stilistische Nähe zu Acts wie Skid Row oder Aerosmith betont. Davon ist auf „Subway to the Stars“ allerdings so gut wie nichts zu hören. Mag ja sein, dass dies vor beinahe 30 Jahren zutreffen mochte. Heute musizieren SPREAD EAGLE allerdings viel näher an Bands wie Alice in Chains. Daher sollte der geneigte Hörer sowohl die Genrebezeichnung des Labels als auch das grottige Albumcover möglichst ignorieren und sich nur der gebotenen Musik widmen – die hat es nämlich durchaus, trotz einiger Hänger, in sich …

Mit Sänger Ray West sowie Bassist Rob De Luca sind immerhin noch 50% der Originalbesetzung der Truppe am Start. Verstärkt werden die beiden von einem gewissen Ziv Shalev an den 6 Saiten und Drummer Rik De Luca. Und die Jungs machen mit dem flotten, nicht gleich zugänglichen Titeltrack schonmal viel richtig. Ray West gibt ordentlich Gas legt über die trocken und relaxt gehaltenen Riffs packende Melodien hin, die nach einiger Zeit richtig gut zünden und auch länger im Ohr bleiben. Richig überzeugend ist das neue Material immer dann, wenn Gas gegeben wird und eine leicht punkige Attitüde durchscheint, wie in dem geilen „Sound Of Speed“ oder dem mit Alternative-typischen Elementen rockenden „Dead Air“. Die Jungs verzocken sich auch ab und an (wie in den belangosen „Little Serpentina“ und „More Wolf Than Lamb“). Insgesamt überwiegen aber die positiven Eindrücke und Interessierte sollten sich die genannten Tracks mal zu Gemüte führen – damit dürften SPREAD EAGLE bestimmt neue Freunde finden.

„Subway to the Stars“ ist in vielerlei Hinsicht ein Lichtblick im Einheitsbrei der heutigen Musiklandschaft im Allgemeinen, und dem üblichen Frontiers Ausschuss im Besonderen. Die ungewöhnliche Mischung aus punkiger Attitüde, moderner Produktion und Alice in Cains Gedächtnis-Melodieführung lassen aufhorchen. Zwar hapert es hier und da am Songwriting und nicht jeder der 11 Songs ist ein Treffer ins Schwarze, aber eine Handvoll starker Songs sollten Argument genug sein neue Hörer zu gewinnen. Es sei den Jungs, im Herbst ihrer Karriere, gegönnt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Subway To The Stars
02. 29Th Of February
03. Sound Of Speed
04. Dead Air
05. Grand Scam
06. More Wolf Than Lamb
07. Cut Through
08. Little Serpentina
09. Antisocial Butterfly
10. Gutter Rhymes For Valentines
11. Solitaire

Mario

BATON ROUGE – Shake Your Soul (Re-Release)

Band: Baton Rouge
Album: Shake Your Soul (Re-Release)
Spielzeit: 42:36 min
Stilrichtung: Melodic Hard Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: (bereits erschienen)
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Es ist schon der Wahnsinn, wie viele Hardrock und Hairmetal Bands in den 80ern einen Plattendeal bekamen und Scheiben unters Volk bringen durften (damals war eine DIY Veröffentlichung für die meisten ein Ding der Unmöglichkeit). Vieles davon ist heute (glücklicherweise) in Vergessenheit geraten. Aber unter diesen verschütt gegangenen Platten findet sich ab und zu auch eine übersehene Perle, die damals keine richtige Chance mehr bekam und heute natürlich nur noch Trüffelschweinen mit dem entsprechenden Näschen (und einer gehörigen Portion Ausdauer) ins Netz gehen. Dem Rock Candy Label sei Dank erfahren solche Veröffentlichungen oft einen zweite Chance. Dem Debüt der Amerikaner BATON ROUGE zum Beispiel sollte jeder geneigte Fan des Genres, so denn noch nicht mit den Jungs vertraut, ein Ohr schenken. Zu der Vorgeschichte der Band sowie eine „Kritik“ gibt es in der Lobhuldigung vom Stefan im Rahmen seiner „Klassiker der Woche“ Kolumne. Heute geht es daher eher um die Besonderheiten der aktuellen Neuauflage der Scheibe …

Da BATON ROUGE mit Kelly Keeling über einen Sänger mit einer massentauglichen Stimme und Präsenz am Mikro verfügten und das Songwriting von Produzent Jack Ponti nicht nur unterstützt, sondern maßgeblich beeinflusst wurde, hatte die Truppe eigentlich alle Trümpfe in der Hand. Der Vergleich mit „Poison“ von Alice Cooper, den der Stefan in seiner Besprechung zog, ist mehr als zutreffend. In einem Track wie „Bad time Comin’ Down“ ist die Handschrift von Ponti mehr als deutlich herauszuhören. Das schlug sich dann ebenfalls im Sounddesign der Platte nieder, die auch für die damaligen Verhältnisse ausgesprochen gut klang. Von daher wäre ein Remaster eigentlich nicht unbedingt nötig gewesen, denn lauter kann man auch an der Stereoanlage drehen. Glücklicherweise ist beim vorliegenden Remaster nicht alles plattgewalzt worden, so dass die Platte immer noch dynamisch und majestätisch aus den Boxen perlt. Damals wie heute ist „Shake Your Soul“ eine fett und transparaent tönende Platte, die (eine entsprechende Anlage vorausgesetzt) klar macht, was ein gutes/teures Studio, ein fähiges Team, gute Musiker und genügend Studiozeit für den Gesamtklang eines Albums bedeuten können. Da der Neuauflage leider keine Bonustracks spendiert wurden, liegt das Hauptkaufargument wohl bei den, wie gewohnt, vorzüglichen Linernotes, die dem Hörer/Leser parallel zum Album noch eine Menge interessante Hintergrundinfo und spannende Fotos bieten.

Das 1991 nachgeschobene Zweitwerk („Lights Out on the Playground“) ist zwar auch nicht übel, kann dem Erstling der Truppe aber nicht das Wasser reichen. Fans von „poliertem“ Hardrock amerikanischer Schule im Geiste von dem erwähnten Alice Cooper, Firehouse oder Britny Fox sollten, nein, müssen beim aktuellen Re-Release von „Shake your Soul“ zugreifen. Dieses essentielle Genre Exemplar gehört in jede gepflegte Sammlung.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Doctor
02. Walks Like A Woman
03. Big Trouble
04. It’s About Time
05. Bad time Comin’ Down
06. The Midge (Instrumental)
07. Baby’s So Cool
08. Young Hearts
09. Melenie
10. There Was A Time (The Storm)
11. Hot Blood Movin’
12. Spread Like Fire

Mario

MIND KEY – MK III – Aliens In Wonderland

Band: Mind Key
Album: MK III – Aliens In Wonderland
Spielzeit: 57:50 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Frontiers Music S.r..l.
Veröffentlichung: 12.07.2019
Homepage: www.mindkey.it

Die Italo-Progger MIND KEY möchten uns nach längerer Abstinenz Ihr neuestes (drittes) Werk „MK III – Aliens in Wonderland“ ans Herz legen. Ein Blick auf das unfassbar trashig/absurde Cover lässt erstmal Schräges vermuten, ebenso der wirre Titel des Albums. Wer hier aber Humor oder gar latent subversives Gutue bei einem üblicherweise prinzipientreuen Label wie Frontiers befürchtet, dem kann Entwarnung gegeben werden. Denn hat man sich die Scheibe aber erstmal zur Gänze angehört, so zeigt sich: MIND KEY spielen lupenreinen, angeproggten Powermetal der Italienischen Schule. Aber das bedeutet halt auch, das es auf der Scheibe Licht und Schatten zu bekunden gibt …

Der Opener „Alien In Wonderland“ kann gleich zu Beginn auf ganzer Linie überzeigen: eine gute Melodieführung, packende Riffs, geile Leadgitarren, geschmackssichere 80’s-Keyboards und über allem thront Sänger Aurelio Fierro Jr., der eine energiereiche Darbietung hinlegt und den Song zu tragen weiss. Absolut geschlacksicher auch die über das Album berteilten 80er Reminiszenzen in den Keyboard Sounds und feinen cleanen Gitarrensounds. Im weiteren Verlauf der Tracks zeigt sich aber immer wieder, dass die Jungs es in Sachen vetrackten Arrangements und unvorhersehbaren Akkorwechslen dann doch ein wenig übertreiben. Wie viele Kollegen verzetteln sich auch MIND KEY desöfteren bei dem Versuch besonders klever klingen zu wollen in Songstrukturen, die es dem Zuhörer so gut wie unmöglich machen der Melodie/Hookline zu folgen. Das geht nicht immer schief, aber leider doch hier und da („Psycho World“, „Be-Polar“). Erwähnenswerte Hinhörer sind das teilweise brettharte „Hank (The Blazing Eyes)“ sowie die eingängigen Melodietüten „Hands Off Cain“, „Hate At First Sight“. Hier sollte der geneigte Hörer sich ein gutes Bild machen können, ob er das aufgerufene Geld locker machen möchte oder nicht.

„MK III – Aliens In Wonderland“ wird seine Fans finden, da bin ich mir sicher. Aber um von einem grösseren Publikum beachtet zu werden feht es einfach noch an einem geschliffenen Songwriting und einer eigenen Handschrift. Knapp über solidem Durchschnitt.

WERTUNG:

 

 

Tracks:
01. Alien In Wonderland
02. Hank (The Blazing Eyes)
03. Hate At First Sight
04. Angry Men
05. Hands Off Cain
06. Be-Polar
07. Oblivion
08. Psycho World
09. Vertigo (Where The Cold Wind Blows)
10. Pure He/Art
11. Non-Existence

STRAY CATS – 40

Band: Stray Cats
Album: 40
Spielzeit: 35:43 min
Genre: Rockabilly
Plattenfirma: Surfdog
Veröffentlichung: 24.05.2019
Homepage: www.straycats.com/home

Als die STRAY CATS vor nunmehr 40 Jahren auf der Bildfläche erschienen und (zuerst in Europa) wie eine Bombe einschlugen, war der Stil, den das verrückte Trio spielte, bereits ein Ding aus einer anderen Zeit. Mit jugendlichem Elan, einer latent punkigen Attitude und hoher spielerischer Fertigkeit huldigten Brian Setzer (Gitarre und Gesang), Lee Rocker (Bass) und Slim Jim Phantom (Drums) ihren Rockabilly Idolen wie Elvis Presley, Gene Vincent oder Bill Haley. Die Musik der STRAY CATS orientierte sich damals recht nahe an den Originalen und an dieser (Erfolgs-)Rezeptur hat sich im Laufe der Jahre nie wirklich etwas geändert. Das mag wohl auch der Grund sein, warum die Jungs in regelmässigen Abständen die gemeinsame Band ruhen liessen und sich anderen Projekten widmeten – man kann das bewährte, recht rigide Genre-Konzept ja schliesslich nicht bis über die Grenzen hinaus überstrapazieren ohne sich der Kritik der ewigen Eigenkopie auszusetzen. Nach sporadischen Live-Auftritten legen die STRAY CATS nun aber pünktlich zum 40 jährigen Bandjubiläum und 25 Jahre (!) nach der letzten Veröffentlichung ein Album mit 12 neuen Tracks vor.

Auf dem passend betitelten „40“ fahren Setzer & Co. alle bewährten Ingredienzen auf, die ein zünftiges Rockabilly Album ausmachen: Elvis Huldigung? Check („That’s messed up“), Geradliniger, dreckiger Rock & Roll? Check („Cat Fight (over a dog like me)“, „Rock it off“), swingender Film Noir Flair? Check („Cry Danger“), Country-schwangere Cowboy Licks? Check („Desperado“). Damals wie heute verleihen Brian Setzer’s Signature Licks den Songs das besondere Extra und sorgen immer wieder für grossartige Aha-Momente. Der Mann hat die alten Meister einfach bis ins kleinste Detail aufgesogen und vermengt das Ganze, unter Zuhilfenahme von jazzigen Linien und einer Starssenköter-Attitüde, auf eine ureigene Art und Weise. Setzer ist ein absolutes Unikat und einer der begnadetsten (und einflussreichsten) Gitarristen der letzten Dekaden. Aber was seine beiden Mitstreiter für den Gesamtsound der STRAY CATS ausmachen sollte ebenfalls nicht unter den Tisch gekehrt werden, denn nur im Trio sind die Jungs unschlagbar. „40“ bietet in etwas über einer halben Stunde Spielzeit alles was das Rockabilly Herz begehrt, ungekünstelt, wie immer aufs Nötigste Reduziert, ohne irgendwelche Sperenzchen, knochentrocken eingefangen und produziert. Ein solch starkes neues Lebenszeichen hätte ich den Jungs eigentlich gar nicht mehr zugetraut und bin daher doppelt überrascht und begeistert.

Nichts Neues bei den STRAY CATS. Und das ist auch verdammt gut so. Ja, das ist alles verdammt vorhersehbar, aber das ist in diesem Genre nicht wirklich etwas Schlechtes. Selbst nach 4 Jahrzehnten klingt die Rockabilly Truppe noch hungrig und verschworen wie am ersten Tag. Fans des Genres und/oder der Band können hier bedenkenlos zugreifen, denn dem bisherigen (überschaubaren) Output der Band steht „40“ in Nichts nach und kann dank der kraftvollen, authetischen Produktion noch zusätzlich punkten.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Cat Fight (over a dog like me)
02. Rock it off
03. I’ve got Love if you want it
04. Cry Danger
05. I attract trouble
06. Three time’s a charm
07. That’s messed up
08. When nothing’s going right
09. Desperado
10. Mean pickin‘ mama
11. I’ll be looking out for you
12. Devil Train

Mario

IDLE HANDS – Mana

Band: Idle Hands
Album: Mana
Spielzeit: 36:47 min
Genre: Gothic Metal, Heavy Metal
Plattenfirma: Eisenwald Tonschmiede
Veröffentlichung: 10.05.2019
Homepage: www.facebook.com/idlehandsband

Aus Portland in den USA melden sich IDLE HANDS nach einer vielversprechenden und vielbeachteten EP aus dem letzten Jahr nun mit dem full-length Debüt auf der Bildfläche. Die Truppe wird zur Zeit allerorts mächtig gehyped, und ich muss sagen, zurecht. Die packende Michung aus sinistrem Gothic Rock im Stile der Sisters of Mercy, niemals langweilig werdenden Jingle-Jangle Gitarren und treibenden Riffs (hier und da sind z.B. auch Vertreter der Depri-Schule à la Katatonia im Sound der Truppe auszumachen) ist relativ ungewöhnlich und damit scheint das Quartett einen Nerv getroffen zu haben.

Von den 11 vertretenen Songs ist tatsächlich so gut wie jeder ein Volltreffer. Besonders die ersten 5 Songs lassen den Hörer ungläugbig zurück, denn man wird von einem Hit nach dem nächsten überfahren. Ob in dem mit wunderbar ineinander verzahnten Gitarren versehenden Überhit „Jackie“, dem an Paradise Lost erinnernden „Don`t Waste Your Time“ oder dem an flotte High Spirits („Full Power“) angelehnten hymnischen Rocker „Give Me To The Night“ – die Nummern und Hooklines sitzen wie eine Eins und gehen nicht mehr aus den Gehörgängen. Ja, die Songs gleichen sich auf den ersten Blick relativ stark (das Patentrezept wird bis an die Grenzen ausgelotet) und die immer wieder eingestreuten „Huargh“ Shouts können mitunter für die ein oder andere hochgezogene Augenbraue sorgen. Das ändert aber nichts daran, dass es IDLE HANDS hier gelungen ist eine Wundertüte an eingängen Hochkarätern einzurocken, die eine verdammte Menge an Fans verdient hat. Neben den bereits genannten Tracks sei hier noch der Titeltrack (und Rausschmeisser) „Mana“ genannt, der zum Ende raus nochmal das ganz grosse Kino auffährt.

Zur vollen Punktzahl reicht es aufgrund marginaler kleiner Punkte zwar noch nicht. Aber wenn Opeth im September nicht noch ein absolutes Schwergewicht vorliegen (was ich doch mal ganz schwer hoffe), dann ist „Mana“ ohne wenn und aber bereits jetzt mein Album des Jahres 2019. Huargh!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Nightfall
02. Jackie
03. Cosmic Overdrive
04. Don`t Waste Your Time
05. Give Me To The Night
06. Blade And The Will
07. Dragon, Why Do You Cry
08. Double Negative
09. It`ll Be Over Before You Know It
10. A Single Solemn Rose
11. Mana

Mario

D.A.D – A Prayer for the Loud

Band: D.A.D
Album: A Prayer for the Loud
Spielzeit: 44:32 min
Genre: Hardrock, Melodic Heavy Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 31.05.2019
Homepage: www.d-a-d.dk

Nachdem ich manuell die Tags der Promo mp3 files korrigiert hatte (die waren Kraut und Rüben), konnte der Spass  losgehen und, jepp, die Dänen enttäuschen auch auf Album Nummer 12 nicht. Im Gegenteil. Nach einer für den eingefleischten Fan doch recht lang andauernden Durststrecke, das letzte Album „DIC·NII·LAN·DAFT·ERD·ARK“ liegt nun schon fast satte 8 Jahre zurück, legen D.A.D mit „A Prayer for the Loud“ einen souveränen Kracher vor.

Drumherum scheint schonmal alles zu passen: das „geschmackvolle“ Artwork ist ’n Hingucker und soundtechnisch ist auf „A Prayer for the Loud“ alles im grünen Bereich. Die Scheibe schiebt schön ordentlich aus den Boxen und, ein nicht zu unterschätzender Aspekt, Jesper Binzer (immerhin Baujahr 1965) ist stimmlich immer noch absolut auf der Höhe. Wo Kollegen ab einem gewissen Alter langsam aber sicher abbauen, haut der Frontman seine Hooklines mit einer umwerfenden Selbstverständlichkeit raus. Ein Musterbeispiel hierfür ist der locker lässige Titeltrack. Die typischen Country/Gretsch Gitarren, die „No Fuel left for the Pilgrims“ und „Riskin‘ it all“ zu ihrem eigenständigen Sound verholfen hatten, waren zwar schon bei „helpyourselfish“ (leider) so gut wie verschwunden, tauchen aber hin und wieder, wie in der schönen Ballade „The Sky is made of Blues“, wieder auf und setzen die gewohnten Akzente. Und wenn man sich einen Track wie „Time is a Train“ anhört, könnten einem die Tränen angesichts der heutzutage üblichen selbstgedrechselten Computer-Produktionen kommen. D.A.D stehen auch 37 Jahre nach Ihrer Gründung noch wie ein Fels in der Brandung und zeigen den Möchtegern-Rockern von heute wie handgemachter ROCK geht.

Wer auf das bisherige Oeuvre der Jungs steht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Auch wenn D.A.D zwischendurch mal geschwächelt haben, so ist bisher noch kein richtiger Rohrkrepierer auf Ihr Konto gegangen. Und daran ändert sich auch mit der neuesten Scheibe der Truppe nichts. Der plakative, mancher mag sagen infantile, Humor der alten Tage ist einer gewissen subtileren Ironie gewichen. Die Songs auf „A Prayer for the Loud“ können zwar an die absoluten Klassiker der Band nicht ganz heranreichen, sind aber weiterhin ziemlich starker Stoff. Beide Daumen hoch.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Burning Star
02. A Prayer for the Loud
03. Nothing ever changes
04. The Sky is made of Blues
05. The real me
06. No Doubt about it
07. A Drug for the Heart
08. Musical Chairs
09. Time is a Train
10. Happy Days in Hell
11. If the world just

Mario