LUCID DREAMING – The Chronicles Pt-III

Band: Lucid Dreaming
Album: The Chronicles Pt- III
Spielzeit: 66:14 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: STF Records
Veröffentlichung: 06.11.2020
Homepage: www.facebook.com/luciddreamingmetal

Der deutsche Gitarrist Till Oberboßel hat in den letzten Jahren echt viel zu tun gehabt! 2017 das bisher letzte Album seines Sideprojektes LUCID DREAMING, 2019 ein neues Album und auch 2020 gab es eine neue EP seiner Stammband ELVENPATH und nun ist wieder sein Sideprojekt dran. Diese Mal mit der dritten Scheibe „The Chronicles Pt. III“.
Auch auf dem neuen Album hat der gute Till wieder das Who is Who der Underground Metalszene versammelt. Darunter sind so glanzvolle Namen wie Elisa C. Martin (Ex DARK MOOR), Fox-Lin Torres (BATTLERAGE), Jiri BigBoss Valter (ROOT), Jvo Julmy (DISTANT PAST), Sven D‘Anna (WIZARD) oder Tann (IRONSWORD).
Als Produzent fungiert nach wie vor Uwe Lullis (Ex GRAVE DIGGER).
Der Opener des Album heißt passenderweise „Introduction“ und ist ein überlanges Instrumental mit Cinematic Touch und dem BigBoss als Sprecher, würde ich zumindestens mal so zuordnen ; ) .
Der erste richtige Track „Open wide the Gate“ ist dann auch recht weit weg vom klassischen Heavy Metal sondern ist eine gekonnte, überlange Mischung aus Oper, Metal und Folk mit vielen unterschiedlichen Sängern die ich leider auch nicht alle zuordnen kann.
Sehr klassisch kommt dann das folgende „Born from the River“ daher was dann endlich auch die Heavy Metaller komplett zufrieden stellen wird!
Als Nächstes hat man dann mit „The Free Commots“ wieder eher Folk Kost im Angebot. Dieses aber schön kompakt und ganz im Stile des „Bards Songs“ von BLIND GUARDIAN.
Das Ganze passt wunderbar ins Gesamtkonzept und begeistert auf Anhieb, wenn man es nicht nur mit dem klassischen Heavy Metal hält. Stiloffenheit ist hier Grundvoraussetzung.
Im Mittelteil ist man dann eher wieder schwermetallisch unterwegs und wie!
„Life is a Forge“ und auch „From Thread to Pattern“ sind ein Ohreschmaus für die Banger unter uns. Im letztgenannten Song hat auf jeden Fall Lisa C. Martin ihren Gastauftritt, welcher die Nummer ganz klar aufwertet.
Und die Metalschlagzahl bleibt auch danach bei „Dreams Come Alive“ und vor allem „All or Nothing“ hoch, keine Spur mehr vom Folk der ersten Plattenhälfte.
Abgeschlossen wird der neue Silberling dann von dem fast 16 Minuten Epos „The Mirror“ wo man wieder die volle Metaloper und Folkbreitseite bekommt.

Anspieltipps:

„Born from the River“, „The Free Commots“, „Life is a Forge“, „All or Nothing“ und „The Mirror“.

Fazit :

Lange habe ich überlegt welche Benotung ich dem neuen LUCID DREAMING Diskus geben soll, ich weiß vor allem sehr gut welche Energie und Arbeit mein lieber Freund Till immer in die Alben legt.
Leider fehlt mir hier etwas die Leichtigkeit und die Zugängigkeit für neue Hörer. Da waren die Vorgängerscheiben schon einfacher zugänglich und begreifbar!
Qualitativ ist man hier aber wie immer sehr hochwertig unterwegs und man hat wieder das Who is Who der Undergroundszene versammelt.
Insgesamt auf jeden Fall eine starke Leistung, nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Für Metaller mit einem Hang zu Metalopern und zu Folk ist die Scheibe auf jeden Fall wärmstens zu empfehlen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Introduction
02. Open wide the Gate
03. Born from the River
04. The Free Commots
05. Life is a Forge
06. From Thread to Pattern
07. Dreams Come Alive
08. All or Nothing
09. The Mirror

Video zu „Born from the River“:

Julian

CRISTIANO FILIPPNI’S FLAMES OF HEAVEN – The Force Within

Band: Cristiano Filippini’s Flames of Heaven
Album: The Force Within
Spielzeit: 62:51 min
Stilrichtung: Epic Symphonic Power Metal
Plattenfirma: Limb Music
Veröffentlichung: 20. November 2020
Homepage: www.facebook.com/cristianofilippinisflamesofheaven

Der Promotext bezeichnet CRISTIANO FILIPPINI’S FLAME OF HEAVENSs “The Force Within“ als “alles alles andere als kitschig. Das Album also eines Mannes, der vor seiner neu angebrochenen Zeit im Power Metal “Epic Symphonic Opera” Music komponiert hat und dessen Metal-Debüt Songs mit Titeln wie – nun, werft einfach einen Blick auf die Trackliste, dann wisst Ihr, was ich meine – beinhaltet. Alles andere als kitschig. Gut, man muss sowas in einen Promotext eines höchst Orchester-, Synthesizer- und harmonielastigen italienischen Power-Metal-Albums schreiben, aber alleine die drei klavier- und streicherreichen Balladen “Always With You”, “Finding Yourself” und “Missing You”, die in ihren Intros Schlagerballaden verdächtig nah sind und im Verlauf so richtig mächtig, emotional und harmonietriefend werden, bestätigen das Ganze als Fake News (und die Akustikversion der letzten Ballade ist noch gar nicht eingerechnet).
Dann wiederum: Wer das Albumcover gesehen und sich dann gedacht hat “Och, das interessiert mich aber”, der weiß auch mehr oder weniger, was ihn erwartet. Emotionen, Pathos, Feierlichkeit, große Melodien, Bombast. In gut produziert, kann an dieser Stelle hinzugefügt werden, von STRATOVARIUS‘ Matias Kupiainen und ika Jussila (u.a. NIGHTWISH). Das Orchester klingt nicht zu 100% echt, aber wertig, Sänger Marco Pastorino geht nicht ganz so hoch, wie man vielleicht erwarten würde, klingt in seinen Sphären aber sehr stark und wird unterstützt durch nicht minder starke und klug konzipierte Backing Vocals.
Damit ist eigentlich fast alles gesagt. Über eine Stunde Spieldauer feierlicht das Projekt durch “The Force Within”, lässt dabei kaum eine klassische Symphonic-Power-Metal-Wendung aus, macht dabei aber auch abseits der nicht besonders großen Experimentierfreudigkeit aber auch nicht besonders viel falsch.
Heraus ragen das verhältnismäßig undurige “Against The Hellfire” mit seinen freshen Synthesizern, dem abgehackten Prechorus und dem gelungenen Chorus, und “Lightning in The Night”, das kräftig abgeht, durchgängig unterhält und im Chorus nicht ganz den erwarteten Weg geht. Ansonsten gibt’s mal langsamere Feierlichkeit (“The Angel And The Faith”), mal 2000er Power Metal (“Far Away”), besagte Balladen und einiges dazwischen.
Insgesamt ist “The Force Within” der fette Gänsehauterzeuger, den man angesichts seiner Aufmachung erwartet, technisch gut, kompositorisch zweckmäßig, ohne groß hängenbleibende Melodien, wovon aber der Bombastfaktor gut abzulenken vermag.

Fazit:
Nee, die Platte ist nichts für Leute mit Keyboardallergie. Auch nichts für Leute, die gerne ein gewisses Maß an Aggression in ihren Metal integriert haben wollen. Wem aber der Sinn nach einem Album mit allen Zutaten symphonischen Power Metals in unkritisierbar umgesetzt steht, der gebe Cristiano gerne mal eine Chance.

Anspieltipps:
“Against The Hellfire”, “Lightning In The Night” und Moonlight Phantom”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Force Within
02. We Fight For Eternity
03. Far Away
04. Against The Hellfire
05. Always With You
06. Dying For Love
07. Finding Yourself
08. Lightning In The Night
09. Missing You
10. Moonlight Phantom
11. The Angel And The Faith
12. Ab Angelis Defensa
13. Missing You (Acoustic Version, Bonus Track)

Jannis

TUNGSTEN – Tundra

Band: Tungsten
Album: Tundra
Spielzeit: 46:37 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Arising Empire
Veröffentlichung: 20.11.2020
Homepage: www.facebook.com/tungstenband

Die schwedische Metal-Band TUNGSTEN ist mit ihrem zweiten Album „Tundra“ zurück.
Nach dem Erfolg des Debütalbums „We Will Rise“ im letzten Jahr sind TUNGSTEN bereit am 20. November 2020 ihr zweites Album für die Welt zu veröffentlichen.
Die Musik auf „Tundra“ folgt der musikalischen Richtung, die auf „We Will Rise“ vorherrschte, aber mit mehr von allem. Der Hörer erkennt die Eigenschaften von TUNGSTEN, aber der Klang ist dunkler und von Zeit zu Zeit epischer als zuvor.
Die Band besteht auch nach wie vor aus der Familie Johansson (Anders mit seinen Söhnen Karl und Nick) sowie dem Ex Cloudscape Sänger Mike Andersson.
So, dann schauen wir mal ob man das starke Debüt mit dem zweiten Album toppen kann.
Der Opener „Lock and load“ legt dann direkt so los wie man es von der Band auf ihrem Debütalbum gewohnt war, melodisch und modern.
Der Refrain fräst sich direkt in die Gehirnwendungen und bleibt dort sofort haften, so muss ein guter Einstieg sein.
Beim Bandmaskottchen Song „Volfram`s Song“ ist man auch ganz ordentlich unterwegs ohne das man großartig glänzen kann. Einfach ein guter Standarmetalsong.
Bevor es in den Mittelteil geht hat man noch das epische „Time“ für uns welches aber leider auch nicht über die Bezeichnung Standard hinaus kommt.
Aber dann, dann kommen die Jungs so richtig in Fahrt!
„Divided Generations“ ist ein geiler Groover geworden der einen richtig schön mitgehen lässt, „King of Shadows“ ist schon als Vorabsingle gewürdigt worden und auch der Titeltrack „Tundra“ überzeugt direkt und bläst mit seinen statten Riffs den Staub aus euren Boxen!
Nach dem Anschlussbanger „Paranormal“ ist man dann bei „Life and the Ocean“ ganz anders, nämlich gefühlvoll und akustisch unterwegs. Hier kann natürlich Sänger Mike zeigen aus welchem Holz er geschnitzt ist. Ein starker Song der einen träumen lässt und auf eine tolle Reise mitnimmt.
Sehr modern geht es dann bei „I see Fury“ zur Sachen, welches den letzten Abschnitt eröffnet bevor wir mit „This is War“ nochmal so richtig durchgerüttelt werden und die Nummer uns flott überrollt.
Als Abschlusssong hat man das überlange „Here comes the Fall“ gewählt welches nochmal ein Highlight der Scheibe darstellt.

Anspieltipps:

„Divided Generations“, „King of Shadows“, „Tundra“ „Life and the Ocean“ und „Here comes the Fall“

Fazit :
Das zweite Album von TUNGSTEN kommt auf jeden Fall etwas schwer in Fahrt! Das die Jungs es aber definitiv drauf haben sehr ordentliche Songs zu schreiben kommt erst ab der Mitte des Albums so richtig zur Geltung.
Dann geht die wilde Fahrt aber so richtig los und es folgt fast Hit auf Hit!
Insgesamt und trotz des verschlafenen Starts ist man eine Spur besser unterwegs als auf dem Debütalbum was die glasklare Empfehlung für die entsprechende Käuferschaft und die entsprechende Bewertung nach sich zieht.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Lock and load
02. Volfram`s Song
03. Time
04. Divided Generations
05. King of Shadows
06. Tundra
07. Paranormal
08. Life and the Ocean
09. I see Fury
10. This is War
11. Here comes the Fall

Video zu King of Shadows:

Julian

GLACIER – The Passing Of Time

GLACIER

Band: Glacier
Album: The Passing Of Time
Spielzeit: 40:11 min
Stilrichtung: Heavy/Power Metal
Plattenfirma: No Remorse Records
Veröffentlichung: 30.10.2020
Homepage: www.facebook.com/GlacierMetal

Während überall auf der Welt die Gletscher verschwinden, gibt es einen, der tatsächlich gerade zurückkehrt: der, der schonmal Ende der 70er in Portland, Oregon erschien und sich, wie so viele Bands in der Zeit, nach ein paar Demos auflöste. Ja nun, zu jeder undergroundigen Heavy-Metal-Band gibt es eine noch undergroundigere Coverband, im Fall von GLACIER namens DEVIL IN DISGUISE, die mit Michael Podrybau immerhin den originalen Gründungssänger ihren Leader nennen durften. Seit 2015 ein paar Auftritte, dann das offizielle okay der verbliebenen Originalmitglieder, die Tribute-Band als offizielle GLACIER fortzuführen, jetzt das Debutalbum “The Passing Of Time”. So kann es gehen. Stellt sich nur die Frage, ob das Ding auch tau(g)t.
Produktionstechnisch und spielerisch auf jeden Fall. Der Sound von “The Passing Of Time” ist klar, organisch und trotz angemessener Härte irgendwie gemütlich warm. Michaels Stimme sollte der Metalwelt zuliebe eigentlich auf mehr Alben auftauchen, er ist ein großartiger Sänger mit starker, unklischeehafter Heavy-Metal-Stimme und Ausdrucksstärke. Die Instrumentalfraktion ist erwartungsgemäß on Point und agiert im Sinne der Musik. Man braucht nicht immer zwei dicke Gitarren, wenn der Bass eine übernehmen kann und der Sound damit etwas hard-rockig oldschooliger wird. Man kann sie aber natürlich auch auf Lautstärke 11 so richtig schön asozial trocken schrubben lassen (“Valor”). Man braucht keine Keyboards, um eine vollen, harmonischen und dichten Sound hinzukriegen und auch kein Solosynth, wenn man stattdessen mit einigen schönen Gitarreneffekten arbeitet, die den Soloparts mehr klangliche Vielseitigkeit verleihen. Und man braucht kein halsbrecherisches Gefrickel, wenn man seinen Heavy Metal mit Power-Metal-Anleihen (beispielsweise beim herrlich betitelten und ziemlich fröhlichen “Eldest And Truest”) nicht nur professionell sondern auch mit Liebe zum Detail und durchdachter Komposition erschafft. Klischees darf man dabei natürlich verwenden (“Live for the whip, die by the sword!” mit NwoBHMig ausschlagenden Vocals), sind aber selten. Stattdessen verlässt man sich auf die Wirkung der Komposition und der Bandleistung, was zu kleinen Highlights wie “Ride Out” mit seinem Sechser-Takt in der Strophe und dem trockenen Kontrastriff im Vierer-Takt-Rest führt, zum unkonventionellen Chorus in “Infidel”, dessen Geschwindigkeit am Ende nochmal runtergebrochen wird (was immer geil kommt), und zum simplen Uptempo-Ausreißer “Into The Night”.
Die Songs an sich sind lange nicht so einfach, wie man es von Songs alter aufgelöster und nun erneut aktiver Metal-Bands erwarten könnte, wenn auch die Komplexität sich kein bisschen aufdrängt und lediglich im Unterhaltungsfaktor bemerkbar macht. Und das ist eigentlich das, was ein schön geschriebenes Heavy-Metal-Album zu einem nicht geringen Teil ausmacht!

Fazit:
Ich hätte die Truppe dem Sound nach in England verortet und mit ihrem melodieorientierten kreativen Heavy Metal erinnern sie ein Stück weit an jüngst rezensierte und ebenso großartige DARK FOREST in weniger folkig und mehr true. Und ganz klar, authentischer Heavy Metal mit Fantasie, Kreativität, edler Produktion und feiner Bandleistung: Ich weiß nicht, ob es insgesamt einen Fan der großen Genre-Klassiker gibt, der an “The Passing Of Time” keinen Spaß hätte.

Anspieltipps:
“Infidel”, “Valor”, “Ride Out” und “Eldest And Truest”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Eldest And Truest
02. Live For The Whip
03. Ride Out
04. Sands Of Time
05. Valor
06. Into The Night
07. Infidel
08. The Temple And The Tomb

Jannis

FORTRESS UNDER SIEGE – Atlantis

Band: Fortress Under Siege
Album: Atlantis
Spielzeit: 50:48 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: Rock Of Angels Records
Veröffentlichung: 09.10.2020
Homepage: www.facebook.com/FortressUnderSiege

Bekommt man als u30-Rezensent Alben vorgelegt, so ist trotz des langsam wachsenden Musikwissens doch häufig absolute Unkenntnis die Reaktion darauf, da die Bands entweder ihr letztes Album veröffentlichten, als man selbst noch selbstgemalte Bilder für den Familienkühlschrank veröffentlichte, oder zu den 100.000 Bands gehören, die gefühlt jährlich dazukommen und die man unmöglich alle auf dem Schirm haben kann. Umso schöner, dass FORTRESS UNDER SIEGE älter sind als ich – und dazu jetzt nicht omnibekannt – und es trotzdem irgendwo klingelt. Progressive Power Metal aus Griechenland, dann hört’s aber auch schon auf. Doch das Promosheet weiß mehr: Das hier rezensierte “Atlantis“ ist der dritte Longplayer des Sextetts, alle entstanden seit 2010, da man in der ersten Phase bis zum Split 1998 lediglich eine Demo releaste.
Zum Aktuellen: “Atlantis” umfasst zwölf Tracks, darunter zwei kurze, balladesk und schmalzgitarrig konzipierte Intermezzi und eine anfangs ruhige, später zunehmend mächtige Ballade (“The Road Unknown”). Die Bandleistung kann sich sehen lassen, ebenso die Vocals von Tasos Lazaris, der mit leicht belegter Stimme nicht nur die Töne trifft, sondern ihnen auch gekonnt Emotion verleiht.
Produktionstechnisch hätte man aus ihnen leider noch ein wenig mehr Klarheit rausholen können, wirken sie doch ein wenig verwaschen, der Rest des Sounds ist aber soweit schön tight und druckvoll. Keyboards sind vorhanden, mal in Form eines Solos, mal in Form eines unauffälligen Hintergrundteppichs, nie jedoch zu aufdringlich.
Der Prog-Faktor äußert sich nicht besonders dominant, in instrumentalen Parts abseits der 4er-Takt-Norm bei “Atlantis” zum Beispiel, oder bei “Silence Of Our Words” in einer erstaunlich jazzigen und cool gemachten Strophe. Abseits dessen ist der Heavy- bzw. Power-Faktor primär präsent. Heay Metal prägt insbesondere “Hector’s Last Fight”, dessen Strophe verdächtig nach einer langsamen Version der “Painkiller”-Strophe klingt, und das ebenfalls etwas weniger eingängige “Time For Rage”. Andererseits ist man immer wieder ziemlich Power-Metal-lastig, sei es beim Ohrwurmchorus von “Spartacus” oder beim nicht von ungefähr an MAIDEN erinnernden “Seventh Son”.
Das Niveau schwankt dabei, schlägt allerdings nie wirklich nach unten aus. Gut gemachte gefallende Parts ohne großen Erinnerungswert sind recht häufig, zwischendurch gibt es aber immer wieder auch Leckerbissen wie den “Atlantis”-Chorus mit seiner smarten Endwendung, die runtergebrochenen Teile von “Lords Of Death” und die treibenden BummZapp-Teile von “Vengeance”.

Fazit:
Das alles ist für ein Prog-Metal-Album ein bisschen zu wenig progressiv und hätte den ein oder anderen Knallerpart mehr verdient. Ein korrektes melodisches Metalalbum ist “Atlantis” ohne Frage, nur leider mit etwas weniger Tiefgang als der titelgebende Kontinent.

Anspieltipps:
“Atlantis”, “Silence Of Our Words”, “Seventh Son” und “Spartacus”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Love Enforcer
02. Lords Of Death
03. Atlantis
04. Holding A Breath
05. Silence Of Our Words
06. Vengeance
07. Seventh Son
08. Lethe
09. Spartacus
10. Hector’s Last Fight
11. Time For Rage
12. The Road Unknown

Jannis

SKELETOON – Nemesis

Band: Skeletoon
Album: Nemesis
Spielzeit: 57:40 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 25.09.2020
Homepage: www.facebook.com/skeletoonband

Ein werter Rezensentenkollege eines anderen Magazins hat das neue Album “Nemesis” von SKELETOON mit gutem Sex verglichen: Er geht lang, macht Spaß und man wünscht sich am Ende, er wäre noch länger gegangen. Kann man so sehen, allerdings hat die Platte vielleicht noch größere Parallelen zu einer Stunde durchgängiger Highspeed-Masturbation mit gewaltiger Tonika-Ejakulation jedes Mal, wenn ein Refrain erklingt: macht auf jeden Fall Spaß, sorgt aber mit der Zeit auch für schmerzhaften Abrieb, wenn man diese Praxis nicht regelmäßig betreibt. Was bedeutet: Man sollte auf jeden Fall DRAGONFORCE zumindest in einer ihrer Phasen mögen, um von SKELETOONS Dur-Cheese-Hochgeschwindigkeits-Harmonie-Feierlichkeits-Bombast-Overkill-Metal nicht früher oder später ein wenig überfordert zu sein. Denn im Endeffekt sind SKELETOON das, was DRAGONFORCE heute wären, wären sie nicht zunehmend in die Belanglosigkeit abgerutscht. Kommen wir erstmal zu den Selling Points der Italiener. Die Produktion ist von vorne bis hinten knallend und definiert. Die Instrumentalleistung ist dem Speedlevel entsprechend spektakulär, die Vocals sind Prototyp-Power-Metal, Synths und Orchester sind präsent aber nicht übertrieben und durchgängig regiert ein hoher Spaß-und-Harmonie-Faktor. “Cold The Night” ist die einzige Ballade (und die ist über-feierlich), “Arcane Opera” überschreitet die acht Minuten Spieldauer und hat einen schön aufgebauten, anfangs orchestralen, später treibenden Mittelteil, der von dem kurzen und herausstechenden im vergleichsweise unkonventionellen “Carry On” noch übertroffen wird (die Kompositionsweise differiert hier doch auf jeden Fall in den instrumentalen Parts). Mit “Il Tramonto Delle Ere” gibt es einen Track auf italienisch und mit dem Titeltrack eine sehr willkommene Abwechslung, die recht langsam (im Vergleich abermals), elektronisch und düster ausfällt, mit mindestens zu 50% unklaren, bösen Vocals (wirklich!) und tollem Kontrastrefrain.
Ansonsten sollte wohl klar sein, was einen auf “Nemesis” erwartet: Das ist so ein Album, das sich auf positive Weise für nichts zu schade ist, alles Hemmungen in Sachen Kitsch-Melodien über Bord geworfen hat und durchweg auf einem liebevollen Niveau geschrieben wurde. Es ist allerdings, das muss man dazusagen, halt auch eins dieser sehr gelutschten, hochproduzierten Power-Metal-Alben, deren Absicht das Erzeugen von zentimeterdicker Gänsehaut ist, was vor allem durch dichten Gesamtsound und die spontane (nicht allzu unvorhersehbare) Durwendung spätestens im Refrain erzeugt wird. Das mag der ein oder andere im Verlauf des Albums ermüdend finden (dem sei dann zumindest zum Skippen zum letzten Song geraten), Fans dieser Art von Power Metal finden auf “Nemesis” jedoch ein knappes Duzend Songs, das genau diese Art von Power Metal hervorragend umsetzt.

Fazit:
So ist “Nemesis” subjektiv betrachtet ein kleines Bisschen schwächer als sein Vorgänger “They Never Say Die”, sollte von niemandem angefasst werden, der ab einem gewissen Unbösheits-Level keinen Bock mehr auf ein Album hat, ist aber nichtsdestotrotz eine vergleichbare größere Acts in den Schatten stellende, ziemliche Vollbedienung für alle, die es schnell, fröhlich und fett mögen. Herbie, der Käfer, als Album, quasi.

Anspieltipps:
“Nemesis”, “Carry On” und “Brighter Than 1000 Suns”

WERTUNG:

(Wenn man diese Art von Metal mag)

 

Trackliste:

01. Prelude: Falling Galaxies
02. Brighter Than 1000 Suns
03. Will You Save All?
04. Nemesis
05. Starseeker
06. Cold The Night
07. Follow Me Home
08. Wake Up The Fire
09. Il Tramonto Delle Ere
10. Arcana Opera
11. The NerdMetal Superheroes
12. Carry On

 

Jannis

 

HEXX – Entangled in Sin

Band: Hexx
Album: Entangled In Sin
Spielzeit: 51:25 min
Stilrichtung: Power/Heavy Metal
Plattenfirma: High Roller Records
Veröffentlichung: 25.09.20
Homepage: www.hexxmetal.com

Wir reisen zurück ins Jahr 1984. Die Bay Area bebt und lebt. Und genau zu diesem Zeitpunkt formierten sich auch HEXX in San Francisco als Power Metal Band. Wurden die ersten zwei Alben und diverse EP’s noch in diesem Stil aufgenommen, stellte der dritte Output „Morbid Reality“ (1991) brutalen Thrash/Death Metal dar. Danach lösten sich HEXX leider auf und es wurde ruhig um die Band. Erst im Jahre 2017 kehrte man mit einer neuen Scheibe zurück, die auch den Power Metal wieder zurückbrachte. Nun also das aktuelle Album „Entangled In Sin“ mit der aktuellen Besetzung Eddy Vega (v), Dan Watson (g), Bob Wright (g), Don Wood (b) und John Shafer (d). Dan sagt dazu: „Es wurde wesentlich mehr Zeit und Überlegung investiert als zum Vorgänger. Die neue Platte hat die besseren Songs und auch eine bessere Produktion“. Ob dem so ist werden wir nun herausfinden.

Treibende Riffs und die markante Stimme von Eddy überzeugen auf „Watching Me Burn“ auf Anhieb. Guter Track gleich zu Beginn. Auch der Titelsong „Entangled In Sin“ schlägt in dieselbe Kerbe. Sehr eingängiger Refrain der hängen bleibt. Kleine Tempowechsel und ein klasse Solo vervollständigen das Ganze. Volle Power gibt es bei „Vultures Gather Round“. Hier könnten Judas Priest durchaus Pate gestanden haben. „Beautiful Lies“ bietet Oldschool Metal a la Iron Maiden. Die Drums kommen hier richtig schön zur Geltung und man muss einfach Headbangen. Das Gaspedal wird wieder durchgetreten auf „Power Mad“. Sehr sauber gespielt und eine gesunde Portion Rotz und Härte dabei. „Internal Enemy“ erinnert mich sehr an die Band Hell (mit Andy Sneap). Fühlt sich wie ein gut gemachtes Theaterstück an. Tempo bisschen rausgenommen auf „Strive The Grave“ und der Groove Faktor wird hochgeschraubt, funktioniert gut und steht dem Song. Dreckig, roh und rockig. All dass ist „Touch Of The Creature“. Ballert einfach das Teil. Das Reibeisenorgan passt auch auf „Wise To The Ways World“ sehr gut. Power Metal mit viel Dampf dahinter. Das offiziell letzte Stück heißt „Over The Bleeding“. Leider kein Highlight und plätschert so vor sich hin. Es folgen aber noch drei Bonustracks. Und zwar macht „Signal 30 1-5“ den Anfang. Hat voll den Anthrax Touch und macht richtig Laune, geile Nummer. Nun folgen mit „Night Of Pain“ und „Terror“ zwei Neuaufnahmen vom Debüt der Band. Tja, was soll ich sagen? Waren die Originale schon top, kommen die Stücke durch die tolle Produktion noch besser zur Geltung und man fühlt sich auch wieder jung.

Fazit: Tatsächlich deutliche Steigerung zum Vorgänger „Wrath Of The Reaper“ und klasse Gesamtleistung von HEXX. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, sind hier durchgehend hochwertige Kompositionen eingespielt worden. Dafür gibt es dann auch 8 Punkte.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Watching Me Born
02. Entangled In Sin
03. Vultures Gather Round
04. Beautiful Lies
05. Power Mad
06. Internal Enemy
07. Strive The Grave
08. Touch Of The Creature
09. Wise To The Ways World
10. Over But The Bleeding
11. Signal 30 1-5 (Bonus)
12. Night Of Pain (Bonus Re- recorded)
13. Terror (Bonus Re-recorded)

Sturmi

HITTMAN – Destroy All Humans

No Remorse records 2020

Band: Hittman
Album: Destroy All Humans
Spielzeit: 42:13 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: No Remorse Records
Veröffentlichung: 25.09.2020
Homepage: www.facebook.com/Hittmanmetal

HITTMAN – nie von gehört, wird wieder so eine Newcomerband sein. Falsch gedacht, aber gut, das letzte Album der Amis kam ungefähr zum selben Zeitpunkt raus, wie ich. Man möge mir das also verzeihen. Zwei Alben haben die Herren bis zum Jahr 1993 veröffentlicht, dann war lange (also echt lange) Ruhe und dann kamen ein paar Shows und mit ihnen die Idee, nochmal ein Album zu releasen. Was soll man sagen? Volltreffer. Tatsächlich. Genug seit langem inaktive Bands überlegen sich ja irgendwann, nochmal zu veröffentlichen, und bringen dann eben Fanbedienung ohne großen Anspruch, doch das ist bei HITTMAN offensichtlich anders. Auf dem Programm steht Heavy Metal mit einigen Power-Metal-Akzenten, manchmal an MAIDEN, manchmal an QUEENSRYCHE, manchmal an DIO erinnernd. Sänger Dirk Kennedy weiß ganz genau, was er mit seiner leicht rauen Stimme anstellen kann, und verleiht dem Album nochmal hart Intensität. Auch der Rest der Band lässt sich in keiner Weise bemängeln, die Produktion ist klar und natürlich und der Bass erstaunlich präsent. Ein weiterer Vorzug von “Destroy All Humans”, denn Bass- und Gitarrenspiel ergänzen sich oft hervorragend und der Bass wird löblicherweise nicht wie so oft als zweckmäßiges Fundamentinstrument möglichst unauffällig zu halten versucht, was der Platte einen sehr authentisch-oldschooligen Anstrich verleiht.
Die Songs sind musikalisch top. Kein Song, den man nicht allerspätestens nach dem zweiten Hördurchlauf anhand verschiedener Merkmale in Erinnerung hätte – und das, obwohl die Instrumentierung sehr klassisch und allermeistens keyboardfrei gehalten ist und Heavy Metal als Grundgenre in Stein gemeißelt feststeht. Alleine der 7,5 Minuten lange Titeltrack ist ein Einstieg sondergleichen, das im 6er-Takt gehaltene “Breathe” mit seiner Zappa-Oktavierung der Vocals im Chorus hält die Qualität weiterhin oben. “The Ledge” leistet sich eine überraschend leichtgängige Strophe und wird im Chorus ein bisschen wie MAIDEN und sehr geil und “Total Amnesia” überzeugt als melodisch sehr simpler Track mit kleinen melodischen Ausschlägen, die wohlgesetzt sind. “1000 Souls” suggeriert spätestens im drängenden Pre-Chorus, dass der Chorus vermutlich sehr stark wird, und enttäuscht anschließend keineswegs die Erwartung, und “Love, ‚The Assassin’” kommt abermals auf 7,5 Minuten, riecht in Sachen Spirit ein wenig nach QUEENSRYCHE, und beendet die Platte ohne einen Tiefpunkt. Dazwischen gibt es mit “Code Of Honour” und “Out In The Cold” noch zwei ganz alte Tracks, die sich in “Destroy All Humans” perfekt einfügen. Junge Junge, was eine Rückkehr!

Fazit:
Ich kann es leider nur an den beiden alten Tracks auf der Platte beurteilen, aber HITTMAN scheinen ihren originalen Stil, vordergründig simplen aber eigentlich sehr klugen Heavy Metal mit Mut zu Heavyness-Pausen, perfekt in die Gegenwart transportiert zu haben. Und nicht nur der Stil passt, die Performance und absolut nicht gedankenlos Kompositionen machen “Destroy All Humans” zu einem Album, aus dem man in der ersten Phase der Band ziemlich sicher einen kleinen Klassiker hätte schaffen können.

Anspieltipps:
“1000 Souls”, “The Ledge” und “Code Of Honour”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Destroy All Humans
02. Breathe
03. The Ledge
04. Code Of Honour
05. Total Amnesia
06. 1000 Souls
07. Out In The Cold
08. Love, “The Assassin”

 

Jannis

SACRED OUTCRY – Damned for All Time

No Remorse records 2020

Band: Sacred Outcry
Album: Damned for All Time
Spielzeit: 55:08 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: No Remorse Records
Veröffentlichung: 25.09.2020
Homepage: www.facebook.com/SacredOutcry

Manchmal dauert es einfach etwas länger…viel viel länger! Denn das Debütalbum „Damned for all Time“ der griechischen Power Metallern von SACRED OUTCRY nahm bereits vor 20 Jahren Gestalt an bevor die Band auf Eis gelegt wurde und das erste Demo des Albums im Schrank landete nur um es lange genug reifen zu lassen und dann irgendwann auf die Metalwelt los zu lassen.
Und dies ist genau jetzt der Fall!
Nach dem die Band in den letzten Jahren häufig auf das Album angesprochen wurde, war es nun an der Zeit das gute Stück wieder hervor zu holen und fertig zu produzieren.
Bis auf eine Person sind die Bandmitglieder übrigens ziemlich unbeschriebene Blätter, aber dieser eine Name hat es dann doch ziemlich in sich!
Hier steht niemand geringeres als Stimmakrobat Yannis Papadopoulos (Ex WARDRUM, BEAST IN BLACK) hinter dem Mikro!
So, dann horchen wir doch mal was das über 20 Jahre im Schrank geschlummert hat und starten direkt mit dem Albumopener „Timeless“ der nur ein stimmungsvolles Intro ist.
Der erste richtige Track „Legion of the Fallen“ dürfte schon als Vorabsingle bekannt sein, ihn findet ihr auch weiter unten. Ein flotter Midtemposong der mit einem epischen Touch und dem entsprechenden mitsingkompatibeen Refrain daher kommt. Yannis singt natürlich ebenfalls wieder bombastisch, der Junge ist definitiv eine Bereicherung zum schon erstklassigen Track!
Der Bandtiteltrack „Sacred Outcry“ im Anschluss hat nicht so viel Epic zu bieten, dafür etwas mehr Geschwindigkeit und Heavyness. Ebenfalls eine tolle Nummer die uns hier geboten wird.
Wieder etwas mehr Epic gibt es dann beim anschließenden „Where Ancient Gods are still Hailed“ zu bestaunen. Die Nummer geht direkt in die Gehörgänge und bleibt dort relativ lange haften, trotz ihrer fast 6 Minuten.
Die Qualität wird dann im Mittelteil schön hochgehalten, denn auch die Ballade „Scared to Cry“, wo natürlich wieder Sänger Yannis 1 A glänzen kann und der Doublebass Kracher „Lonely Man“, der recht ruhig beginnt, können ebenfalls direkt überzeugen.
Und, wer mag es sich schon denken, auch die letzten drei Nummern sind weit weit entfernt von Ausfällen sondern bieten Epic Power Metal erster Qualität!
Besonders hervorzuheben ist natürlich der fast 15 minütige! Titeltrack „Damned for all Time“ der mit allerlei Tempowechsel aufwarten kann und ein epischer Sahnetrack für die Zielgruppe darstellt.

Anspieltipps:

„Legion of the Fallen“, „Where Ancient Gods are still Hailed“, „Lonely Man“, „Damned for all Time“ und „Farewell“

Fazit :
Na da hat sich das lange Warten und unter Verschluss halten des Debütalbums von SACRED OUTCRY ja mehr als gelohnt!
Epic Powermetalfans kommen hier aber so was von auf ihre Kosten, erstklassiger Stoff.
Natürlich leistet dazu auch Yannis Papadopoulos einen großen Teil dazu bei und man dürfte gespannt sein ob er auch bei, hoffentlich, folgenden Alben der Band noch dabei ist!
Aber aktuell ist erst mal das bockstarke Debütalbum abzufeiern und sich schnellstens zu besorgen!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Timeless
02. Legion of the Fallen
03. Sacred Outcry
04. Where Ancient Gods are still Hailed
05. Scared to Cry
06. Lonely Man
07. Crystal Tears
08. Damned for all Time
09. Farewell

Video zu “Legion of the Fallen”:

Julian

WINTER’S VERGE – The Ballad Of James Tig

Band: Winter’s Verge
Album: The Ballad Of James Tig
Spielzeit: 48:49 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 11.09.2020
Homepage: www.facebook.com/WintersVerge

Wir wissen alle, dass wir momentan dankbar sein können über alles, was momentan an Musik von kleineren Bands noch veröffentlicht wird, weil unser aller Lieblingsvirus momentan Gefallen daran gefunden hat, diverse Künstlerexistenzen zu gefährden. Schieben wir es einfach mal darauf, dass die, die noch weiter Kunst schaffen können, das mit geringeren Budgets machen müssen, dass die Orchestral-Sounds auf WINTER’S VERGEs neuem Longplayer “The Ballad Of James Tig” gelinde gesagt günstig klingen. Um den einzigen ernstzunehmenden Kritikpunkt direkt komplett abzuarbeiten: Das vierte Album der Truppe aus Zypern ist als tendenziell piratiger Power Metal sehr orchesterlastig und diesem Orchester hört man doch etwas zu viel an, dass es aus der Dose kommt. Das ist an einigen Stellen echt schade, stört aber kaum, wenn die Stellen nicht rein orchestral sind (was leider gar nicht mal so wenige sind).
Gut, genug des Meckerns: 50 Minuten, neun Songs, ansonsten sehr fette Produktion mit starker Stereo-Ausreizung und gut Druck. George Charalambous macht einen hervorragenden Job als Sänger, der Rest der Band sitzt on point.
Pirate Power Metal – Wie viel Innovation ist da noch möglich? Nun, jetzt nicht allzu viel, aber WINTER’S Verge schaffen es, das Genre allemal interessant und intelligent zu verarbeiten. Wo sie ruhig und gefühlvoll agieren (beispielsweise in der Ballade “Timeless” mit weiblichem Gastgesang oder im Titeltrack), nehmen sie sich Raum zur Ausbreitung der Stimmung, ergänzen sie durch ebenso kluge Orchestral-Arrangements, und wenn Power benötigt wird, dann bricht sie über den Zuhörer mit absoluter Wucht einher. Das kann im Midtempo geschehen (“The Sea”, diese Gitarrenarbeit auch) oder mit einigermaßenem Doublebass-Gewitter (“A Thousand Souls”), bleibt dabei jederzeit hochmelodisch mit einem erkennbaren Faible für 6er-Takt – und Bombast. Tatsächlich gibt es einige Stellen, an denen “The Ballad Of James Tig” an der Schmerzgrenze zu zu viel Bombast kratzt, allerdings subjektiv keine, bei der die Grenze tatsächlich übertreten wird. Kompositorisch hat man natürlich diverse kleine piratige Wendungen drin, gibt sich damit allerdings nicht zufrieden und liefert noch so einiges an geilen unpiratig-fetten Power-Metal-Melodien, die zumeist hervorragend in den Gesamtkontext des Konzeptalbums integriert sind. Überhaupt sind die Songs in sich so vielseitig (die Ballade, der Titeltrack und das kurze “Killagorak”-Intermezzo mal ausgenommen), dass einen praktisch alle 24 Takte etwas anderes erwartet, was allerdings in seiner Abfolge stets so stimmig ausfällt und in nachvollziehbaren Strukturen passiert, dass “The Ballad Of James Tig” als Album zur kleinen abenteuerlichen Seereise ins Ungewisse wird.

Fazit:
Womit ich allen Power- und insbesondere Pirate-Metal-Fans WINTER’S VERGES‘ neues Album soweit wärmstens ans Herz legen kann. Nein, das ist nicht ALESTORM, nicht die Saufen-und-Entern-Art von Pirate Metal, sondern die ernsthaftere und liebevoll komponierte, nicht Pirate auf Teufel komm raus. Musikalisch komplex aber kein bisschen überfordernd. Nur bezüglich der Orchester-Sounds braucht es wirklich Toleranz. Wer sich zutraut, die mitzubringen und die Soundqualität zu ignorieren, wo nötig, der kann auf die Gesamtwertung gerne noch einen Punkt draufrechnen.

Anspieltipps:
“I Accept”, “The Sea” und “A Thousand Souls”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. It Begins
02. A Thousand Souls
03. Dead Reckoning
04. Timeless
05. Killagorak
06. I Accept
07. Blood On The Foam
08. The Sea
09. Ballad Of James Tig

Jannis