CONSTANCIA – Brave New World

Band: Constancia
Album: Brave New World
Spielzeit: 48:25 min
Stilrichtung: Melodic Hard Rock
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 18.06.2021
Homepage: www.facebook.com/ConstanciaSweden

Ab und zu geht man durch den Supermarkt, sieht eins von diesen abgepackten Sandwiches und denkt sich “Och, warum nicht, so als Snack für zwischendurch ist das doch immer ganz geil mit seiner Salami, seinem Käse und den Gürkchen”. Und dann merkt man beider zweiten Hälfte, dass man das doch im Vorfeld ein bisschen zu sehr romantisiert hat und genau so geht es mir oft mit AORigem Hard Rock. Synthesizer, große Melodien, kraftvoller Rock, klingt doch geil. Und dann kriegt man im Endeffekt doch die immer gleichen drei verschiedenen Synth-Sounds und eine von vier Harmoniefolgen, was gut ist, aber auch recht schnell ausgereizt ist.
Was soll ich sagen, ich hab mir die neue CONSTANCIA unter den Nagel gerissen und wurde in den ersten drei Tracks erstmal gefertigsandwicht. Jap, das vierte Album des 2007 gegründeten Quintetts aus Schweden markiert zuerst mal sein Revier. Heißt: fette Produktion, ausgeprägte Melodiösität, präsente Poly-Lead-Synths und tatsächlich angenehme Gitarrenlastigkeit auch in den Strophen, auf die viele Artgenossen ja zugunsten einer krasseren Steigerung gerne mal verzichten. Dazu ein definierter Rhythmus mit ordentlich Wumms, die klassischen Melodielines in nett gemacht; das ist keineswegs schlecht, alleine schon aufgrund des Sounds und der Professionalität aller Beteiligten, aber auch nicht herausragend.
Doch gerade, wenn man sich zu fragen beginnt, ob denn da noch irgendwas anderes kommt, beginnt “Brave New World” (Ich bin mir, nebenbei, nicht sicher, ob CONSTANCIA Huxleys “Brave New World” wirklich gelesen haben), seinen Ton (durchaus auch zum größeren Teil in meinem Hörverständnis) subtil zu ändern und entwickelt sich verstärkt zu einer Art QUEENSRYCHE/PRAYING-MANTIS-Kombination mit etwas vordergründigeren Synthesizern, die gerne mal ganz kleine Hörspiel-Einwürfe mit reinbringt, trotz cheesiger Tastenarbeit in den Gesangsmelodien vergleichsweise ernst ausfällt, den ein oder anderen dramatischen Unterton mit reinbringt und sich von den in den ersten drei Tracks praktizierten Standard-AOMHR-Standards (Adult Oriented Melodic Hard Rock – gut, oder?) ein Stück weit ablösen kann.
Das tut der Platte auf jeden Fall gut, bringt anfangs nicht unbedingt erwarteten Charakter ins Spiel und hebt (zumindest bei mir) das Hörgenuss-Level doch deutlich an. Selbst das ziemlich poppige “Stronger” behält sich in Sachen Gesangsmelodie so seine Seriosität. Und auch sonst tut sich noch was im relativ Midtempo-dominierten Album, mit dem schnellen, Spaß machenden “Titanium” oder mit der runtergebrochenen Strophe von “Open Your Heart”.

Fazit:
Nee, so ganz innovativ und musikalisch spektakulär ist “Brave New World” nicht. Das macht es jedoch wett durch eine starke Produktion, gute Bandleistung, eine souveräne Umsetzung der an sich ja doch auch Freude bereitenden AOR/Melodic-Hard-Rock-Trademarks und eine zeitweise Abkehr vom Cheese in etwas ernstere Gefilde. Reinhörempfehlung? Das auf jeden Fall. Denn wer die fröhlichere und die ernstere Seite dieses Genres gleichermaßen mag, der wird vermutlich nochmal etwas mehr Spaß an “Brave New World” haben als ich – und irgendetwas sagt mir, das Ding könnte mit der Zeit noch einen halben Punkt wachsen.

Anspieltipps:
“Stand Your Ground”, “Open Your Heart”, “Titanium” und “The Key”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Brave New World
02. Forget Me Not
03. Blame It On Love
04. Synchronistic
05. My Desease
06. The Key
07. Titanium
08. Stand Your Ground
09. Stronger
10. We Are Unbreakable
11. Open Your Heart

Jannis