VANDOR – On A Moonlit Night

Band: Vandor
Album: On A Moonlit Night
Spielzeit: 54:56 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Scarlet Records
Veröffentlichung: 16.07.2021
Homepage: www.facebook.com/vandorband

Ein erster Blick auf das Cover des neuen VANDOR-Albums und es steht unmittelbar zur Debatte, direkt zwei Punkte abzuziehen, weil man sich des hervorragenden Maskottchens entledigt hat, das das Cover des Vorgängers “In The Land Of Vandor” zierte: Brad – der einzige Drache, der wortwörtlich high in the sky fliegt:

Aber sind wir mal nicht so und werfen erstmal ein Ohr auf den aktuellen Release “On A Moonlit Night” (der ja genau genommen schon ein ziemlich schönes Artwork hat). Und der erste Eindruck der zweiten Platte der schwedischen (Nicht-Hardrock)-Band zeigt, dass VANDOR nach wie vor etwas Nachholbedarf in Sachen Produktion haben. Nee, schlecht klingt die Sache nicht, aber mehr Finetuning hätte auf jeden Fall nicht geschadet, gerade bei den etwas platt gemixten Drums. Ist vertretbar beim zweiten Album, aber hätte mit leicht besserem Sound halt zu einem fetteren Gesamterlebnis geführt, was “On A Moonlit Night” in noch einmal krassere Qualitätssphären erhoben hätte. Denn was das Songwriting der Jungs angeht, hat man sich im Vergleich zum ersten, bereits starken Album noch einmal verbessert.
VANDOR sind an sich eine typische keyboardlastige Power-Metal-Band mit deutlichen günstig-orchenstralen und elektronischen Elementen, so wie ungefähr hunderttausend andere Bands. VANDOR sind aber auch eine Band, die bereits bei Ihrem Debut gezeigt hat, dass sie songwritingtechnisch mehr ist als nur eine unter hunderttausend. Klar, die gängigen Melodiewendungen und Power-Metal-Bestandteile wird man hier allesamt finden, doch heben sich VANDOR in ihren Kompositionen doch immer wieder vom Standard ab (und zwar in jedem Song), mit charakteristischen Melodien, Akkordfolgen, die man so bei einem Standard-Power-Metal-Album nicht erwartet hätte, und damit insgesamt einfach einem eigenen Stil, der sich nicht im Sound und der Umsetzung, aber eben im Songwriting offenbart. Und das. Ist. Fucking. Wertvoll.
Damit wäre zu den Songs auch eigentlich schon alles gesagt und jeder Fan klassisch keyboardigen Gänsehaut-Fantasy-Power-Metals sollte dem Album mal einen Durchgang gönnen, wird er doch das, was er so gerne hört, in äußerst frisch, verspielt und liebevoll gemacht erhalten. Nur noch ein paar Worte zum Prog-Faktor daher. Der ist laut Promotext jetzt auch dabei, insbesondere bei zwei Songs: Bei “Endless Sea” mag man sich noch fragen, ob die Arbeit mit unterschiedlichen Taktarten nicht etwas erzwungen wirkt, aber dann kommt “The Sword To End All Wars” und seien wir ehrlich: Dieses +17-Minuten-Werk ist so schön gemacht, trotz seiner Länge so kurzweilig, so vielseitig, ohne seinen roten Faden zu verlieren, dass ich mich hier mal erdreiste, den Track als VANDORs “Bohemian Rhapsody” zu bezeichnen. Ist lange her, dass ich einen Song über 15 Minuten gehört habe, der so durchgängig seine Existenzberechtigung aufrecht erhält, ohne sich in Bonusminutengedöns zu verlieren.

Fazit:
Und daher ist mein Fazit ähnlich wie bei der letzten Platte von VANDOR: Lasst Euch nicht vom lieblos kurzen Intro und dem gewöhnungsbedürftigen Sound ablenken. Das ist echt guter, individueller Power Metal im klassischen Underground-Symphonic-Gewand, der neben etwas mehr Produktionsqualität auch eine Menge mehr Fans verdient hat!

Anspieltipps:
“The Sword To End All Wars”, “River Of Life”, “On A Moonlit Night” und “Endless Sea”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. …Darkness Looms
02. Mountains Of Avagale
03. River Of Life
04. Endless Sea
05. Future To Behold
06. Fate Of Eltoria
07. The Sword To End All Wars
08. On A Moonlit Night
09. Enter Twilight (Bonus Track)

Jannis

VANDOR – In The Land Of Vandor

Band: Vandor
Album: In The Land Of Vandor
Spielzeit: 60:34 min.
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Germusica
Veröffentlichung: 25.01.2019
Homepage: www.facebook.com/Vandorband

Ich denke nicht, dass das nur mir so geht: Kleine Power-Metal-Bands, die unbedarft und gut gelaunt 90er/Anfang-2000er Power Metal spielen, so zusammengestellt sind, dass die Kompositionen live ohne Backing Track und lediglich mit fest zur Band gehörendem Keyboarder intoniert werden können, und die mit leichter Power-and-Glory-Naivität klassische Melodien des Genres zu etwas eigenem gestalten, sind mir persönlich unmittelbar sympathisch. VANDOR ist eine dieser Bands.
Die 2015 in Göteborg gegründete Truppe hat ihr Debutalbum fertiggestellt und beweist bereits auf diesem, dass sie nicht nur Potenzial besitzt sondern dieses in solch jungen Jahren auch bereits ziemlich gut zu nutzen weiß.
Produziert wurde “In The Land Of Vandor” von der Band selbst, Mix und Mastering erfolgte durch Jason Carter. Ganz auf der Höhe der Zeit klingt das Endergebnis nicht, das ist bei dem Stil der fünf Schweden aber nicht schlimm und eher dem Nostalgiefaktor dienlich. Die gut gesungenen Vocals hätte man allerdings tatsächlich etwas liebevoller produzieren können. Hier fehlt ein Echo- oder Hall-Effekt, der den Vocals mehr Wucht verliehen hätte.
Musikalisch: Hervorhebenswert ist der geschmackvolle Einsatz der Keyboards durch Keytarist Uno Rosengren. Der verzichtet darauf, jeden Lied zu einem Keyboardmassaker mit Bandbegleitung umzugestalten, was bei so manch anderer neuerer Power-Metal-Band doch oftmals ein harter Kritikpunkt ist. Dezente Synths im Hintergrund, gut platzierte Soli, eine spaßige Soundauswahl; mit seinem Spiel verleiht Uno “In The Land Of Vandor” eine anständige Würze, ohne das Ding zu versalzen. Ebenso der Bass (Alve Bjerde), der auch öfters mal in den Vordergrund darf und beste Arbeit leistet, zu überprüfen beispielsweise bei den MAIDENigen Bassläufen auf “Possessive Eyes”, das vergleichsweise rockig ausfällt und dessen Akustikversion am Ende des Albums unerwarteterweise sehr gut gelungen ist.
Auch sonst lassen VANDOR sich hinsichtlich des gegebenen Abwechslungsreichtums nicht lumpen. “With Bleeding Hands I Stand” ist eine kraftvolle Power-Metal-Ballade mit Wums, “The Land Of Vandor” feinster fröhlich-hurtiger Stoff ganz im Sinne von etablierten Vertretern des Genres wie POWER QUEST und “Serving Their Needs” überzeugt mit 6er-Takt auf 4er-Takt-Drums, leicht gothischem Background-Klaviermotiv und einer Mischung aus Melancholie und Positivität, die dem Gefühl nahekommt, dass einen ergreift, wenn man im Begriff ist, das letzte Stück Pizza zu essen.
Dazu kommt ein 14-Minuten-Song, der abwechslungsreich konzipiert ist und gelegentlich mit dem Taktmaß spielt (“Uncover The Earth”), mehr klassischer Power Metal mit coolem Solopart (“Wrath Of Night”) und noch ein paar weitere gelungene Tracks.
Klar, auch wenn zwischendurch modernere Züge durchkommen: “In The Land Of Vandor” ist nicht besonders innovativ und hat durchaus eine Menge Parts am Start, die eben dem Standard des Genres entsprechen. Dennoch wird der Freund klassischem Power Metals auf der Platte einige Überraschungen erleben und über eine Stunde Spielzeit doch zumeist sehr gut unterhalten sein. Schöne Sache, insbesondere für ein Debut!

Anspieltipps:
“Serving Their Needs”, “The Land Of Vandor”, “Possessive Eyes” und “Warriors Of Time”

Fazit:
Hoffentlich verfolgen VANDOR ihren Stil auf zukünftigen Veröffentlichungen weiter und verzichten auf den überproduzierten Discosound, dem momentan so viele verfallen. Handgemachter Power Metal älterer Schule, mit Freude gespielt und durchaus originell. Und bitte beachtet den Blick des Drachen auf dem Cover.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Dark Times
02. Wrath Of The Night
03. Beneath The Sky
04. Warriors Of Time
05. Possessive Eyes
06. Uncover The Earth
07. Serving Their Needs
08. With Bleeding Hands I Stand
09. The Land Of Vandor
10. In The Shadows
11. Possessive Eyes (Acoustic)

Jannis