KROKUS – Big Rocks

Band: Krokus
Album: Big Rocks
Spielzeit: 46:40 min.
Stilrichtung: Rock´n Roll, Hardrock
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 27.01.2017
Homepage: www.krokusonline.com

Die Schweizer Hardrocker KROKUS haben schon so manchen Bandklassiker auf dem Kerbholz. Dass aber alle Musik irgendwoher ihre Vorbilder zieht und dieses einer Antriebsfeder gleicht, ist eine so alte Erkenntnis wie die Musik selbst. Da bleibt es auch nicht aus, dass wohl fast jede Band irgendwann ein Coveralbum aufnimmt. Gewöhnlich wird ein solches Tondokument von Fans und Presse wohlwollend nickend aufgenommen, ohne jedoch ein sonderlich großes Interesse hervorzurufen. Für jeden Musiker ist es allerdings ein ganz gewöhnliches Ding, seinen Helden der Jugend zu huldigen. Etwas anderes macht jeder Musikfan ja auch nicht. Manche bleiben dabei in der Jugend stehen, manche sind durchaus etwas offener. 

Im Falle von „Big Rocks“ – so nennt sich das fröhliche interpretieren fremder Stücke bei KROKUS – wurden ausschließlich die größten Hits der Rockgeschichte verwendet. Das ist auf der einen Seite etwas schade, denn so mancher Song aus der dritten Reihe eines großen Künstlers blüht in fremder Interpretation nicht selten unerwartet bunt auf. Dennoch beschränken sich Marc Storace (vocals), Chris von Rohr (bass), Fernando von Arb (guitars), Mark Kohler (guitars), Mandy Meyer (guitars) und Flavio Mezzodi (drums) darauf, die Gassenhauer in neues Soundgewand zu packen. 

Die Begründung der Protagonisten liegt darin (und das ausnahmsweise in Originalform): „There´s nothing more powerful than a strong song“. Da gibt es mal gar nichts dran zu rütteln meine Herren. Und so gestaltet sich die Playlist der Schweizer Vorzeigerocker auch wie das Who-Is-Who der Szene. 

Aber wer gleich zwei mal in seiner Diskographie eine dermaßen großartige Reihenfolge an Alben geschaffen hat wie KROKUS, der darf sich dann auch an mehr oder weniger ausgelutschten Hits der Rockgeschichte vergreifen. Nicht falsch verstehen, die Songauswahl ist toll, aber viele davon werden hier wohl zum x-ten Male gecovert. Wenngleich sämtliche Stücke schön ins eigene Gewand gepresst wurden. Aber nochmal: der zweifache Hattrick an Klassikern („Metal Rendezvous“ 1980, „Hardware“ 1981, „One Vice At A Time“ 1982 und „Headhunter“ 1983) sowie grandiosen Alben der Neuzeit („Round 13“ 2003, „Hellraiser“ 2006, „Hoodoo“ 2010 und „Dirty Dynamite“ 2013) verzeiht einiges. Und außerdem: irgendwie ist sie ja schon cool, diese Playlist. Und immerhin hat sich am Schluss dieses Silberlings noch eine neue Version eines KROKUS-Songs versteckt. 

WERTUNG: ohne Wertung

Trackliste:

1.    N.I.B. (BLACK SABBATH)
2.    Tie Your Mother Down (QUEEN)
3.    My Generation (THE WHO)
4.    Wild Thing (THE TROGGS)
5.    The House Of The Rising Sun (THE ANIMALS)
6.    Rockin´ In A Free World (NEIL YOUNG)
7.    Gimme Some Lovin´ (SPENCER DAVIS GROUP)
8.    Whole Lotta Love (LED ZEPPELIN)
9.    Summertime Blues (EDDIE COCHRAN)
10.    Born To Be Wild (STEPPENWOLF)
11.    Quinn The Eskimo (BOB DYLAN)
12.    Jumpin´ Jack Flash (THE ROLLING STONES)
13.    Backseat Rock´n Roll (KROKUS – Original auf „Metal Rendezvous“)

Stefan

SWEET CREATURE – The Devil Knows My Name

Band: Sweet Creature
Album: The Devil Knows My Name
Spielzeit: 38:08 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Diet Records
Veröffentlichung: 25.10.2016
Homepage: www.sweetcreature.org 

Lange mussten die Fans auf neues Material aus der Feder von Martin Sweet warten. Das Ende oder zumindest das vorübergehende Aus für CRASHDIET hat die Fans hart getroffen. Mit SWEET CREATURE hat der schwedische Gitarrist, Songwriter und Produzent zusammen mit seinem Bruder Michael, der normalerweise bei TOXIC ROSE die Drumsticks schwingt, Tin Star von GEMINI FIVE am Bass und Songwritingpartner Linus Nirbrant (THIS ENDING) an der Gitarre eine neue Formation an den Start gebracht, die schon fast als All-Star-Band durchgehen könnte, wenn – ja wenn – es die Beteiligten zu etwas mehr Ruhm und Ehre gebracht hätten. Eingefleischten Fans der skandinavischen Sleazeszene dürften die meisten Protagonisten aber durchaus ein Begriff sein. 

Die Karriere von CRASHDIET war eine Achterbahnfahrt – und das ist nicht überspitzt ausgedrückt. Nach dem raketenmäßigen Start in Form der ersten Platte „Rest In Sleaze“ wurden sie überall auf dem Planeten als DIE Sleaze Hoffnung der Zukunft gefeiert. Doch Sänger und Aushängeschild Dave Lepard nahm sich kurze Zeit später das Leben und seitdem will keine Ruhe einkehren auf dem Posten des Frontmanns. Nachdem sich der jetzige RECKLESS LOVE Vorturner Ollie Hermann als H. Olliver Twisted nach nur einer Platte wieder verabschiedet hat, konnte man mit seinem Nachfolger Simon Cruz zumindest zwei Longplayer aufnehmen. Aber auch diese Wege trennten sich vor einiger Zeit.

Somit hatte Martin Sweet sehr viel Zeit, um sich nach der weiterhin erfolglosen Suche nach einem neuen Sänger, anderen Betätigungsfeldern zu widmen. Und irgendwie haben sich dabei viele Songs angesammelt, die auch gar nicht so zu CRASHDIET passen, zumindest, wenn es nach Sweet selbst geht. Eine neue Band namens SWEET CREATURE waren also die logische Folge. Mit „The Devil Knows My Name“ steht jetzt einige Monate nach dem ersten Testballon „Not Like Others“ das erste Langspielalbum an. Neun Tracks haben es auf die Platte geschafft. 

Den Anfang macht die eben erwähnte erste Single. Groovig, einprägsam, kompromisslos – aber um Längen moderner als CRASHDIET rocken SWEET CREATURE auf ihrem Debüt. Auch das folgende „Time To Move On“ ist toll. Die Genialität des Openers erreichen SWEET CREATURE allerdings nicht mehr. Dennoch versammeln sich mit neben den bereits genannten mit „Burning Midnight Oil“, „Perfect Day“ oder dem Titeltrack genügend Argumente für den Kauf dieses Silberlings. 

CRASHDIET sind keineswegs Geschichte – die Band erholt sich von ihrer gut zehnjährigen Odysse, um eines Tages wieder neu zu starten. Bis dahin sind SWEET CREATURE zur Stelle, um mit einem durchaus namhaften Kollegium eine etwas andere Seite von Initiator Martin Sweet zu beleuchten. 

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1.    Not Like Others
2.    Time To Move On
3.    Burning Midnight Oil
4.    The Devil Knows My Name
5.    Purpose In Life
6.    Away From You
7.    Our Moment
8.    Fifteen Minutes
9.    Perfect Day

Stefan

NITERAIN – Vendetta

niterain_coverBand: Niterain
Album: Vendetta
Spielzeit: 38:07 min.
Stilrichtung: Hair Metal, Hardrock
Plattenfirma: Live Management
Veröffentlichung: 02.12.2016
Homepage: www.niterain.no 

NITERAIN werden als die logischen Nachfolger von MÖTLEY CRÜE gefeiert! Zumindest von der eigenen Promoabteilung. Nachdem die Bad Boys Of Rock´n Roll mit dem Livealbum „The End“ wohl wirklich erstmal in den wohlverdienten Ruhestand gegangen sind, ist der Weg frei für neue Bands, die den Thron des zugegebenermaßen wegweisenden Quartetts aus Los Angeles erklimmen könnten. Obwohl, so richtig verteidigen konnten Nikki Sixx und seine Mannen diesen auch schon lange nicht mehr. Dafür kam einfach zu wenig zwingendes Material aus seiner Feder. Ein letztes Aufbäumen mit dem 2008er Album „Saints Of Los Angeles“ war noch zu spüren, aber unterm Strich beschränkte man sich dann doch lieber auf die Verwaltung der frühen Hits. 

Genau da setzen die Norweger NITERAIN mit ihrem neuen Album „Vendetta“ an. Denn bereits der Öffner „Lost And Wasted“ klingt wie eine Reinkarnation des „Shout At The Devil“-Albums. Nur mit dem Unterschied, dass MÖTLEY CRÜE diesen Sound kreiert haben und NITERAIN ihn lediglich kopieren, wenn man es drastisch formulieren möchte. Und das ziemlich offensichtlich. Aber auch an neueren Combos scheinen die Norweger Gefallen gefunden zu haben. Immerhin klingt „The Threat“ stark nach DIEMONDS´ „Livin´ Tonight“ oder „Romeo“ leicht nach CRASHDIET. Aber mit der Vorabsingle „Rock´n Roll“ beweisen NITERAIN auch, dass sie durchaus dazu in der Lage sind, vermeintlich einfach gestrickte Songs gekonnt aufzupeppen. 

Aber NITERAIN gehören bereits seit dem 2013er Debüt „CrossFire“ zu den wirklich talentierten Kapellen der neuen Sleazewelle. Und so können sich die Vier mit „Vendetta“ definitiv steigern. Dass sie in den knapp 40 Minuten nichts wirklich Neues servieren, sollte klar sein. Aber sie machen ihre Sache wirklich sehr ordentlich und live sind die Jungs sicher eine Macht. Das einzige, was ihnen jetzt noch fehlt, ist ein Hit. Aber lieber liefern sie starke Alben in Gänze ab als sich darauf zu beschränken, mit aller Macht einen Hit zu kreieren, der das restliche Material in dessen Schatten stellt. Well done boyz – again!

WERTUNG:

7,5

 

 

Trackliste:

1.    Lost And Wasted
2.    Come On
3.    The Threat
4.    Rock´n Roll
5.    Romeo
6.    One More Time
7.    Something Ain´t Right
8.    Don´t Fade Away
9.    #1 Bad Boy
10.    Electric
11.    Vendetta

Stefan

JULIAN ANGEL – News

Julian Angel veröffentlicht neues Video "Reach" und kündigt neues Album an

Der Hair Metal Fahnenschwenker ist zurück: Von seinem Anstecher nach Hollywood, wo er Musik für Actionfilme gemacht hat, bringt Julian Angel ein neues Soloalbum mit. "The Death Of Cool" wird im Februar 2017 erhältlich sein, und selbstverständlich hat sich Angel stilistisch keinen Millimeter bewegt: "Für mich ist es immer noch 1989 und genau so hören sich die Songs auch an". Im Rahmen der Vorankündigung hat Julian gerade das erste von zwei neuen Videos veröffentlicht. in "Reach" spielt er sich selbst und lässt damit keinen Zweifel offen, dass es sich um ein Soloalbum handelt. Doch warum? "Beautiful Beast war so oder so mein Ding, nahe an einem Soloprojekt. 'The Death Of Cool' ist somit etwas neues und gleichzeitig auch nichts neues".

Here we go:

ROCK WOLVES – Rock Wolves

rock-wolves_3000x3000Band: Rock Wolves
Album: Rock Wolves
Spielzeit: 48:33 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Steamhammer/SPV
Veröffentlichung: 28.10.2016
Homepage: www.rockwolves.com 

Unverwechselbares Markenzeichen oder eher ein Fluch – diese Frage wirft sich bei jedem neuen Bandprojekt des deutschen Workaholic Michael Voss in den Weg. So manche Unternehmung des Münsteraners hätte auch unter seinen Hauptacts CASANOVA bzw. MAD MAX erscheinen können. Auch die ehemals eigenständige Band SILVER ist zu einem Katalysator ständig wiederkehrender Sounds und Songs geworden – leider. Doch zusammen mit Ex-BONFIRE Vortänzer Claus Lessmann, FRONTLINE-Gitarrist Robby Boebel und diversen anderen wohlklingenden Namen der Szene ist Voss mit PHANTOM V Mitte diesen Jahres zuletzt ein bockstarkes Album gelungen. Doch kaum ist der letzte Akkord verklungen, steht er mit den ROCK WOLVES und weiteren musikalischen Freunden unter neuem Namen schon wieder im Studio. Seit MICHAEL SCHENKER jüngst verkündet hat, zumindest live eine Pause einzulegen, hat dessen Schlagwerker Herman Rarebell Langeweile. Der ehemalige und wohl bekannteste Drummer der SCORPIONS ist halt auch keine Pausen gewöhnt. Am Bass konnte H-BLOCKX Tieftöner Gudze gewonnen werden – auf den ersten Blick eine Überraschung.

Dass dieses Trio aber dennoch bestens harmoniert, zeigen schon die ersten Akkorde des starken Openers „Rock The Nations“. Natürlich hat das Duo Rarebell/Gudze einen eigenen Groove, und doch könnte das Stück auf einer der zahlreichen Veröffentlichungen eines Michael Voss stehen. Noch deutlicher wird die Nähe zu MAD MAX beim folgenden „Surrounded By Fools“. Wer nicht explizit zu den ROCK WOLVES gegriffen hat sondern zufällig diesen Song hört, denkt unweigerlich an neues Material der Veteranen. Das groovende „Out Of Time“ läuft gut rein, aber mit „What About Love“ ist eine nette aber trotzdem relativ überflüssige Interpretation des HEART-Hits vertreten und „Nothing´s Gonna Bring Me Down“ macht das Trio einen auf LENNY KRAVITZ. Innovativ ist das nicht, unterhaltsam auch nur mit Abstrichen. Songs wie „The Lion Is Loose“ spielen im oberen Mittelfeld mit, können das Debüt der ROCK WOLVES aber auch nicht so weit nach vorne pushen wie es der frische Eröffnungstrack vielleicht noch suggeriert hat. 

Musikalisch als Einzelinterpreten einmal mehr über jeden Zweifel erhaben, schafft es das Trio Rarebell/Voss/Gudze nicht wirklich, auf Dauer im Gehör zu bleiben. Zwar macht „Rock Wolves“ durchaus Laune, aber heutzutage braucht es schon etwas mehr, um sich in der Veröffentlichungsflut im Rock- bzw. Metalsektor behaupten zu können. Für ausgesprochene Fans von Michael Voss dürfte ROCK WOLVES aber dennoch eine Pflichtveranstaltung sein. 

WERTUNG:

6

 

 

Trackliste:

1.    Rock The Nations
2.    Surrounded By Fools
3.    Out Of Time
4.    What About Love
5.    The Blame Game
6.    Riding Shotgun
7.    Nothings Gonna Bring Me Down
8.    The Lion Is Loose
9.    I Need Your Love
10.    Lay With Me

Stefan

MAVERICK – Big Red

maverick-big-red-cover-web1Band: Maverick
Album: Big Red
Spielzeit: 42:33 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Metalapolis Records
Veröffentlichung: 26.08.2016
Homepage: www.facebook.com/MaverickBelfastuk 

Auf den ersten Blick scheint es ein Rückschritt zu sein. Vom bekannten und renomierten Plattenlabel Massacre Records zur relativ unbekannten Company Metalapolis Records aus Deutschland zu wechseln. Aber mit einem starken Vertrieb und guter Promoarbeit im Rücken kann MAVERICK sicher noch gezielter an das richtige Publikum herangeführt werden. Leser der Rock Garage können sich vielleicht noch an die Besprechung des 2014 erschienen Erstlings „Quid Pro Quo“ erinnern. Mit dem Brecher „Paint By Numbers“ legten die Nordiren einen Kalavierstart erster Güte hin. Wollen wir doch mal sehen, was das neue Album so kann.

Das Line-Up besteht nach wie vor aus dem Brüderpaar David (vocals) und Ryan Balfour (guitars), Richie Diver (bass) und Mike Ross (drums). Lediglich Gitarrist Ric Cardwell wurde durch Terry McHugh ersetzt. Der Opener „All For One“ startet, als wäre er ein Überbleibsel des Debüts, und das ist mitnichten negativ gemeint. MAVERICK knüpfen mit „Big Red“ nahtlos an „Quid Pro Quo“ an. Abermals mit einem kernigen Sound versehen und mit dicken Gangvocals in Szene gesetzt, bietet „Big Red“ zehn Rocksongs, die Mal an SKID ROW erinnern („Free“) und mal mit markanten Ohrwurmmelodien daherkommen („The One“, „Forever“). Am Schluss findet man mit „Fly Away“ auch noch eine Ballade. Erwähnenswert wäre auch noch das tolle „In The Night“ und die Single „Whiskey Lover“. 

MAVERICK machen keinen Hehl aus ihren Vorlieben, diese bauen sie mit jeder Menge Energie in ihre Songs ein und mischen ihr eigenes Gebräu an. Mit guten Rockbands ist es wie mit gutem Bier: es gibt unzählige davon, man muss sie nur finden und jede(s) hat vielleicht nur eine klitzekleine Besonderheit, die es aber dennoch zu entdecken gilt. „Big Red“ klingt vielleicht etwas großspurig, aber auch MAVERICK haben etwas entdeckenswertes, zumindest, wenn man auf modernen aber dennoch klassischen Hardrock steht. 

WERTUNG:

8

 

 

Trackliste:

1.    All For One
2.    Free
3.    The One
4.    Mademoiselle
5.    Forever
6.    In The Night
7.    Whiskey Lover
8.    Renegade
9.    Beyond The Gates
10.    Asylum
11.    Fly Away

Stefan
 

HARDLINE – Human Nature

hardline-hn-cover-hiBand: Hardline
Album: Human Nature
Spielzeit: 51:04 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 14.10.2016
Homepage: http://www.hardlinerocks.com/ 

Eigentlich müsste auf der Umverpackung des neuen Albums aus dem Hause HARDLINE „Johnny Gioeli & Friends“ stehen. Denn personell haben HARDLINE schon lange absolut nichts mehr mit der Allstar Band aus den Anfangstagen zu tun. Nur Vorzeige-Sänger Johnny Gioeli leiht dem mittlerweile zum Frontiers-Projekt konvertierten Aushängeschild in Sachen Melodic- bzw. Hardrock seine Stimme. Von Zeit zu Zeit kommt er mit wechselnder Besetzung auf Geheiß von Alessandro Del Vecchio und seinen Chefs der Versuchung nach, den Namen HARDLINE am Leben zu halten – und ein ums andere Mal wird dem Fan bewusst, dass das 1992er Debütalbum „Double Eclipse“ wohl nichts mehr toppen kann. Immerhin 20 Jahre hatte man gebraucht, um mit dem schlicht betitelten „II“ einen neuen Anlauf zu wagen. Schon damals war von der Originalbesetzung lediglich Frontmann Johnny Gioeli dabei, aber auch sein Bruder Joey gab sich die Ehre. In der Folgezeit gab es zwei weitere Platten, die im Fahrwasser des Erstlings angelegt waren, aber weder die kompositorische noch die spielerische Klasse halten konnten. 

Spass gemacht haben viele der Songs aber trotzdem, speziell das 2012 erschienene „Danger Zone“ hatte einige tolle Nummern im Gepäck. Jetzt steht mit „Human Nature“ ein weiteres Werk in den Startlöchern, auf dem auch wieder Gitarrist Josh Ramos zu hören ist, der auf den beiden ersten Comebackscheiben zu hören war. Initiator und Hans-Dampf-in-allen-Gassen Alessandro Del Vecchio gibt einmal mehr den Songschreiber und ist natürlich für die Keyboards zuständig. Für die vakanten Posten an Bass und Drums wurden die hochgelobte Anna Portalupi sowie Francesco Jovino verpflichtet. 

Mit „Where Will We Go From Here“ startet man stürmisch und durchaus mitreißend. Denkt man sich allerdings Gioeli´s markante Stimme weg, könnte der Song auf auch zahlreichen anderen Projekt-Scheiben des Labels stehen. Und das ist wieder einmal das Manko dieser Auftragsarbeit. Die Songs sind ok, teilweise sogar mehr als das („Nobody´s Fool“, „Trapped In Muddy Waters“), aber die Magie bleibt auf der Strecke. Aber wenn Herr Gioeli schon mal eine Auszeit von seinem Vollzeitjob beim deutschen Gitarrenhexer AXEL RUDI PELL bekommt, verplempert er seine Zeit nicht mit irgendwelchen Projekten sondern hält sein eigenes Baby im Gespräch. 

WERTUNG: 

7

 

 

Trackliste:

1.    Where Will We Go From Here
2.    Nobody´s Fool
3.    Human Nature
4.    Trapped In Muddy Waters
5.    Running On Empty
6.    The World Is Falling Down
7.    Take You Home
8.    Where The North Winds Blows
9.    In The Dead Of The Night
10.    United We Stand
11.    Fighting The Battle

Stefan
 

GIRL – Sheer Greed / Wasted Youth (Re-Releases)

Band: Girl
Album: Sheer Greed / Wasted Youth (Re-Releases)
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 01.07.2016
Homepage: www.rockcandyrecords.co.uk

Der Stern der britischen Glam Metal Band GIRL funkelte nur kurz am Rock-Firmament – in der lediglich 4 Jahre dauernden aktiven Phase kam man aber immerhin auf 3 reguläre Studio Alben. Dabei war das 1979 in London gegründete Quintett rein theoretisch zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Mitten in der explodierenden NWOBHM Szene der englischen Metropole hätten die Jungs mit Ihren (relativ) harten Gitarren und dem unüberhörbaren Talent eigentlich Ihr Glück finden sollen. Aber sowohl der Bandname als auch der Look (man beachte das für damalige Verhältnisse durchaus gewagte Cover des Debüts) und die (gekonnt miteinander Verschmolzenen) Einflüsse aus nicht nur Rock sondern eben auch Glam und Pop, überforderten das Zielpublikum und liessen den bunten Haufen ziemlich einsam da stehen. Das Debüt der Band aus dem Jahr 1980 findet hin und wieder wohlwollende Erwähnung in diversen Erinnerungen an die Hardrock Hochzeit im vereinigten Königreich, das Zweitwek der Band hingegen wird nur selten erwähnt. Dennoch verhilft das Rock Cady Label beiden Alben zu späten Ehren indem es ihnen ein gewohnt aufwendiges und gelungenes Remastering und Re-Packaging spendiert hat:

Sheer Greed (1980)

Girl_SheerGreed

Das Debüt bei Don Arden’s Jet Records (u.a. Gary Moore und Ozzy Osbourne!) und als Produzent niemand geringeres als Chris Tsangarides (u.a. Thin Lizzy, Y&T) – es hat schon schlechtere Voraussetzungen für den Einstieg ins grosse Rock n Roll Geschäft gegeben. „Sheer Greed“ fährt mit dem Opener „Hollywood Tease“ (später auch von den L.A. Guns gecovert) gleich einen richtig starken Track auf, der die Stärken der Band fokussiert: tightes Zusammenspiel der Musiker, cleveres Songwriting, der schnoddrige und zugleich melodische Gesang von Fronter Phil Lewis und ein mutiges Vermengen von damals angesagten Stilen. Mit dem Kiss Cover „Do You Love Me“, den durchaus poppig, psychedelischen „Lovely Lorraine“ und „Strawberries“ sowie dem Rocker „Heartbreak America“ hatten GIRL richtig gute, stimmungsvolle Tracks in der Hinterhand. Allerdings war das alles auch nicht so zwingend, dass ein veritabler Hit abgefallen wäre und dem potentiellen Publikum waren die Paradiesvögel dann vielleicht doch einen Ticken zu ungewöhnlich. Wer auf dezente 80er Wave Elemente in seinem Hardrock nicht gleich mit starkem Hautausschlag reagiert, findet hier allerdings einige feine Songs. Der Erfolg blieb allerdings aus und das Personalkarussel der Band begann sich (nicht zum letzten mal) zu drehen …

Wasted Youth (1982)

Girl_WastedYouth

Knappe 2 Jahre nach dem zwar vielversprechenden, aber nur mässig erfolgreichen, Debüt, legten die Jungs Ihren zweiten Versuch nach und probierten auch optisch einen gewissen Wandel (siehe das „Street-Cred“ Cover). Drummer Dave Gaynor wurde durch Pete Barnacle ersetzt (vormals Gillan). Barnacle allerdings hielt nicht mal die Aufnahmen zu „Wasted Youth“ durch und wurde mitten im Aufnahmeprozess durch Bryson Graham ersetzt. Dies ist auch einer der Gründe, warum „Wasted Youth“ trotz einiger starker Tracks nicht wirklich zündet. Zu inkonsistent und wirr klingt die Scheibe zuweilen, auch wenn gelungene Tracks wie "Overnight Angels", "Old Dogs" und vor allem "Ice in the Blood" wieder für Stimmung sorgen können. Dass im Hause GIRL etwas schief läuft, hört man der angenehm rau und streckenweise ruppig tönenden Scheibe aber leider an – kein gutes Vorzeichen für ein so wichtiges Album. Die Platte wurde mit lauwarmen Kritiken aufgenommen und die Verkaufszahlen blieben weit hinter den in die Band gesetzten Erwartungen zurück – das Ende für die klassische GIRL Besetzung. Dennoch funktioniert „Wasted Youth“ auch heute zu weiten Teilen noch ganz gut und klingt gar nicht so antiquiert. Als wirklich netten und wertigen Bonus gibt es beim Re-Release dieser Scheibe auf einem zweiten Silberling sogar noch die Aufnahmen der Live Scheibe „Live at the Marquee“ von Oktober1981 als Bonus hinzu. Da kann man eigentlich nicht viel falsch machen.

Nach Fertigstellung von "Wasted Youth" heuerte Phil Collen bei Def Leppard an und fand dort den erhofften Erfolg und ein Millionenpublikum, während Phil Lewis sich in die USA absetzte und die Sleazer L.A. Guns zu einem recht beachtlichen Erfolg sang. Wer ein wenig die Scheuklappen absetzt und seinen 80er Hardrock auch ein wenig aufgezuckerter mag, der wird vor allem mit dem starken Erstling der Briten seine Freude haben. Von Rock Candy Records auch soundtechnisch schön in Szene gesetzt, funktionieren die Scheiben auch heute noch sehr gut. Album Nummero zwo sollten sich Fans schon alleine wegen des auf der Bonus Disc enthaltenen Konzertmittschnitts ins Regal stellen. Auch wenn ""Wasted Youth" nicht ganz so überzeugend wie der Vorgänger geraten ist, kann da Gesamtpaket doch voll und ganz überzeugen. Guter Klang, tolle Aufmachung,m fette Extras – wie meistens bei Rock Candy: beide Daumen hoch!

WERTUNG

7,5

 

 

6,5

 

 

Trackliste:

Sheer Greed

01. HOLLYWOOD TEASE
02. THE THINGS YOU SAY
03. LOVELY LORRAINE
04. STRAWBERRIES
05. LITTLE MISS ANN
06. DOCTOR DOCTOR
07. DO YOU LOVE ME
08. TAKE ME DANCING
09. WHATS UP
10. PASSING CLOUDS
11. MY NUMBER
12. HEARTBREAK AMERICA
BONUS TRACKS:
13. YOU REALLY GOT ME (B-Side)
14. LOVE IS A GAME (Single)

Wasted Youth

DISC 1:

01. THRU THE TWILITE
02. OLD DOGS
03. ICE IN THE BLOOD
04. WASTED YOUTH
05. STANDARD ROMANCE
06. NICE ‘N’ NASTY
07. McKITTY’S BACK
08. 19
09. OVERNIGHT ANGELS
10. SWEET KIDS

DISC 2: ‘Live at the Marquee 23/10/1981

01. ICE IN THE BLOOD
02. ICEY BLUE
03. MAD FOR IT
04. OVERNIGHT ANGELS
05. OLD DOGS
06. BIG NIGHT
07. SWEET KIDS
08. WASTED YOUTH
09. NICE & NASTY
10. MY NUMBER
11. STANDARD ROMANCE
12. THRU THE TWILITE

Mario

THE DEAD DAISIES – Make Some Noise

folderBand: The Dead Daisies
Album: Make Some Noise
Spielzeit: 45:36 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: SPV Distribution
Veröffentlichung: 05.08.2016
Homepage: www.thedeaddaisies.com

Es gibt ja Musiker, die an ihrem Instrument handwerklich begnadete Genies sind, die aber beim besten Willen keinen einzigen vernünftigen Song schreiben können. Der amerikanische Top Gitarrist Doug Aldrich ist so ein Beispiel. An der Seite von Dio und Whitesnake hat er die klassischen Vorgaben der jeweiligen Vorgänger wie John Sykes, Tony Iommi, Vivian Campbell oder natürlich Richie Blackmore in beeindruckender Art live zum Leben (wieder)erweckt. Die jeweiligen Scheiben seiner Arbeitgeber an denen Aldrich als Songschreiber beteiligt war, waren aber leider gespickt mit einfallslosem Riffing und langweiligem Songwriting und gelten nicht gerade als Highlights der jeweiligen Diskografie. Der Junge braucht halt einen Songschreiber dessen Ideen er umsetzen kann, dann kommt auch eine gute Platte bei raus. So geschehen bei dem Revolution Saints Debüt bei dem das Songwriting von Könnern des Fachs erledigt wurde. Nun hat der gute Doug also bei der Bäumchen-wechsel-Dich Veranstaltung THE DEAD DAISIES angeheuert, bei denen er den zu den zur Zeit live wieder aktiven Guns N Roses abgewanderten Richard Fortus ersetzt, der die geile Vorgängerscheibe “Revolucion“ aus dem Vorjahr eingespielt hatte.

„Make Some Noise“ setzt nahtlos dort an, wo “Revolucion“ aufgehört hatte: in dem von Produzent Marti Frederiksen (Aerosmith, Def Leppard, Mötley Crüe, Buckcherry) wuchtig und mächtig in Szene gesetzten Soundfundament von Bassist Marco Mendoza (Whitesnake, Thin Lizzy) und Drummer Brian Tichy (Ozzy Osbourne, Foreigner) riffen Aldrich und der Mann an der 2. Gitarre David Lowy (Red Phoenix, Mink) in Sahnetracks wie dem straighten Opener „Long Way To Go“ oder dem stampfenden Titeltrack wunderbar nach vorne. Der Held der Scheibe ist aber auch diesmal, wie schon beim starken Vorgänger, John Corabi, dessen Reibeiesenstimme im Alter immer mehr an Volumen und Charisma gewinnt. Es ist hauptsächlich sein Verdienst, das Songs wie das geile „Song And A Prayer“ oder „We All Fall Down“ zu echten Hardrock-Perlen zählen, die sich dank der formidabel funktionierenden Refrains schnell und hartnäckig im Hirn festsetzen und für Begeisterung sorgen. Ein weiterer Anspieltipp dieses an Highlights nicht armen Albums ist noch das herrlich speedige „Mainline“. Insgesamt funktioniert die Platte aber ganz vorzüglich als Ganzes – so wie es früher auch schon war …

Tolle Band und (wieder) eine tolle Scheibe. So langsam steigern sich die DEAD DAISIES zu einer Referenz im Hardrock Geschäft. Auch ohne eine offensichtliche Hit-Single ist „Make Some Noise“ ein Freudenfest für jedeen hardrock Liebhaber und gehört in jede gut sortierte Sammlung. Empfehlung.

WERTUNG:

8,5

 

 

Trackliste:

01. Long Way To Go
02. We All Fall Down
03. Song And A Prayer
04. Mainline
05. Make Some Noise
06. Fortunate Son
07. Last Time I Saw The Sun
08. Mine All Mine
09. How Does It Feel
10. Freedom
11. All The Same
12. Join Together

Mario