DEBAUCHERY – Kings of Carnage

Band: Debauchery
Album: Kings of Carnage
Spielzeit: 46:18 min.
Stilrichtung: Death Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 02.08.2013
Homepage: www.debauchery.de

Zum 8. Mal lässt die deutsche Schlachtmaschine von DEBAUCHERY einen Langspieler auf die Death Metal Gemeinde los. Die neue Scheibe nennt sich „Kings of Carnage“. 

Nach einem kurzen Intro geht’s mit „Demonslayer“ los, ein Death Metal Groover der melodischen Sorte. „Let there be blood“ überrascht mit einem hauptsächlich deutschen Text, der Refrain ist wohl als Hommage an AC/DC’s „Let there be Rock“ zu verstehen. Nur dass DEBAUCHERY eben auf Blut stehen. „Killerbeast“ ist dann wieder ein typischer Death Metal Song aus dem Hause DEBAUCHERY, bevor es mit „Kings of Carnage“ rockt und rollt wie man es von den Projekten BIG BALL und BLOOD GOD kennt. Bei „Man in Blood“ gibt’s beim Refrain die nächste Überraschung, kommen dort klar gesungene Chöre zum Einsatz. Ungewöhnlich, hat aber was. Die weiteren Songs bieten typische Kost wie man sie von den Stuttgartern gewohnt ist.

Die Produktion ist stellenweise etwas zu drucklos, im Großen und Ganzen aber im grünen Bereich. 

Unterm Strich bleibt eine nette melodische Death Metal Scheibe mit Hardrock-Schlagseite übrig, die einige Male weit über den Tellerrand schaut. Ich wünsche Thomas „Blutgott“ Gurrath auf jeden Fall, dass er von der Musik leben kann, nachdem er sein Referendariat nicht beenden dürfte. Jemand der mit Blut, nackten Frauen und Death Metal zu tun hat, darf in Deutschland ja nicht auf Kinder losgelassen werden. Geht gar nicht. So ein böser Kerl frisst bestimmt schlechte Schüler!

An seiner Musik hat Thomas zum Glück weiterhin Spaß. Er grunzt, röchelt und keift sich gewohnt durch die Songs. Ähnlichkeiten zu Six Feet Under sind auch 2013 nicht wegzureden. Also alles beim Alten. Wer Debauchery bisher etwas abgewinnen konnte, macht mit „Kings of Carnage“ nichts falsch. Wem die Band bisher nicht zugesagt hat, kann auch auf den neuen Silberling verzichten. 

Wertung:





Trackliste:

1. Coming Of The Dragons
2. Demonslayer
3. Let There Be Blood
4. Killerbeast
5. Kings Of Carnage
6. Man In Blood
7. Blood God Kills
8. Victory Awaits
9. Murder Squad
10. The Last Crusade
11. Debauchery Motherfuckin’ Family

Chris

MASTER CHARGER – Unity In Black

Band: Master Charger
Album: Unity in Black
Spielzeit: 49:05 min.
Stilrichtung: Doom Metal / Rock
Plattenfirma: Black Vulture Records
Veröffentlichung: 14.07.2013
Homepage: www.mastercharger.bandcamp.com

2009 in Nottingham (England) gegründet, haben MASTER CHARGER bereits 2011 ihr drittes Album „Unity in Black“ in Eigenregie auf den Markt gebracht. Jetzt gibt es die Scheibe neu aufgelegt via Black Vulture Records. Nach einigen Besetzungswechseln besteht die Band mittlerweile aus folgenden Musikern: J.H.P (Vocals, Guitars), Kevin Wain (Bass) und Jon Kirk (Drums).

Musikalisch bieten die Engländer den typischen Retro-Mix, den man in der letzten Zeit oft zu hören bekommt: traditioneller Doom Metal trifft auf psychedelischen Rock-Sound. Allerdings laufen die Songs von „Unity in Black“ größtenteils an mir vorbei, das liegt neben einer sehr rohen, „undergroundigen“ Produktion, der es an Druck und Durchschlagskraft fehlt, auch an den über weiten Strecken arg langweiligen Songs. Es mangelt an eigenen Ideen, das hat man alles schon oft so oder ähnlich gehört, und vor allem auch viel besser. Sänger J.H.P. singt solide, der Musik kann er aber keinen Stempel aufdrücken, der Wiedererkennungswert ist sehr gering.

Somit bleiben MASTER CHARGER nur etwas für Genre-Fanatiker, gegen die Größen der Szene kommen sie mit „Unity in Black“ nicht an.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Super Death Charged
02. So High, Yet So Low
03. Unity In Black
04. Violent Wand
05. Blighted
06. Shadowmass
07. Greedfeeder
08. Deal With It
09. I Ride With Vengeance

Chris

WE CAME AS ROMANS – Tracing Back Roots

Band: We Came as Romans
Album: Tracing Back Roots
Spielzeit: 40:34
Stilrichtung: Metalcore
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 26.07.2013
Homepage: www.wecameasromans.com

Die 2005 ins Michigan gegründete Band WE CAME AS ROMANS kann man guten Gewissens als DIE Senkrechtstarter des Metalcore bezeichnen. Nach guten Chartnotierungen in der Vergangenheit erscheint mit Tracing Back Roots das dritte Album der Truppe.

WCAR verarbeiteten seit jeher genrefremde Einflüsse. Ihr Stil wird vielerorts auch als Trancecore beschrieben. Diese Beschreibung ist auch gar nicht mal so daneben, da immer wieder Techno und Electronic Elemente den weg in die metalcoredominierten Songs finden.
Eine Neuerung gibt es auf dem aktuellen Album dann trotzdem. Neben den bekannten Screams traut sich Sänger Dave erstmals an großflächig eingesetzten Cleangesang, der dem ganzen Material eine wesentlich melodischere Note verleiht.
In vielen Passagen fühlt man sich unweigerlich an 30 Seconds to Mars erinnert, was jedoch nur als grober Anhaltspunkt dienen sollte, da der Großteil des Materials weiterhin im Metalcore verwurzelt ist.

Ob das, was WCAR jetzt hoch innovativ ist, lass ich mal dahingestellt, das Songwritinglevel ist jedoch durch die Bank sehr hoch. Das Ergebnis weiß durchaus zu begeistern und wird der Band neue Käuferschichten erschließen. Die Produktion ist zudem State-of-the-Art und so kann ich Tracing Back Roots allen Freunden der genannten Genres vorbehaltlos empfehlen.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Tracing Back Roots (3:39)
2.Fade Away (3:45)
3.I Survive (4:09)
4.Ghosts (3:27)
5.Present, Future, and Past (3:27)
6.Never Let Me Go (3:37)
7.Hope (4:08)
8.Tell Me Now (3:16)
9.A Moment (3:49)
10.I Am Free (3:33)
11.Through the Darkest Dark and Brightest Bright (3:44)

Frank

JESUS CHRÜSLER SUPERCAR – Among The Ruins And Desolate Lands

Band: Jesus Chrüsler Supercar
Album: Among the Ruins and Desolate Lands
Spielzeit: 37:22 min.
Stilrichtung: Death ’n‘ Roll
Plattenfirma: Vön Hell Records
Veröffentlichung: 02.08.2013
Homepage: www.jesuschruslersupercar.com

2011 schlossen sich Robban Bergeskans (Gesang, Bass), Nicke Forsberg (Schlagzeug) und Fredde Larsson (Gitarre) zu JESUS CHRÜSLER SUPERCAR zusammen. Im April 2013 gab’s dann die erste Single „Killing Machine“ nun folgt die Debütscheibe „Among the Ruins and Desolate Lands“.

Die Musik der Schweden klingt als ob die Landsleute von Entombed mit Motörhead eine Scheibe eingespielt hätten: dreckiger, treibender Death ’n‘ Roll mit Schwerpunkt auf der Hardrock-Ebene. Die Songs sind größtenteils kurz und bündig gehalten und pendeln bis auf wenige Ausnahmen zwischen Spielzeiten von zwei bis dreieinhalb Minuten.

Die Tracks machen richtig Spaß mit ihrem ansteckenden Groove und der gelegentlich fast punkigen Attitüde. Die Jungs wollen einfach rocken und Spaß haben – und das hört man „Among the Ruins and Desolate Lands“ bei jeder Note an. Höhepunkte einer starken Scheibe sind „Pitchfork“, „Some good and some good“ und „Carpenters Song“.

Death ’n‘ Roll Fans werden mit dieser Scheibe ihre Freude haben. Aber auch Hardrocker, die punkig-rotzigen Klängen etwas abgewinnen können, sollten reinhören.

WERTUNG:

Trackliste:

1. CreamDeath
2. Killing Machine
3. Death Anxiety
4. Pitchfork
5. Before I Turn You Down
6. Carpenter Song
7. Death Row Blues
8. Some Good And Some Good
9. 666
10. Lower Than Hell
11. Jesus Chrüsler Supercar
12. Never Forgive Never Forget

Chris

DIAGNOSIS: DIFFERENT – Unseen

Band: Diagnosis:Different
Album: Unseen
Spielzeit: 29:24 min.
Stilrichtung: Groove Progressive Metal
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 08.04.2012
Homepage: www.diagnosisdifferent.de

Bei DIAGNOSIS:DIFFERENT handelt es sich um eine relativ junge Band aus dem Großraum Mönchengladbach, die sich in ihrer kurzen Bandgeschichte bereits einige schlagkräftige Argumente auf die Fahne schreiben kann.
Obwohl die Jungs erst seit Ende 2011 auf den Bühnen der Republik unterwegs sind, konnte man unter anderem einen Opener-Spot in der Bochumer Matrix für Gamma Ray bekleiden und ein knappes Jahr später bereits als Headliner auf dem legendären Berliner Rocktreff Festival agieren.
Gegründet wurde die Band bereits 2007 von Drummer Carlos und Gitarrist Stephan unter dem Namen Sygnz. So richtig Fahrt nahm die ganze Geschichte aber erst Anfang 2011 auf, als mit Sänger Michael, der bereits Textcredits bei Motorjesus sammeln konnte, und Bassist Dominik die fehlenden Kettenglieder gefunden wurden. Die beiden spielten zuvor bei einer lokalen Band namens Cyares und produzierten 1 EP’s im Studio von Carlos.

So viel zur Vorgeschichte.

Bereits im letzten Jahr veröffentlichten D:D ihr erstes 3-Track Demo Unseen und obschon die Scheibe bereits 1 ½ Jahre auf dem Buckel hat, möchte ich es nicht versäumen Euch diesen kleinen Geheimtipp mal näher zu bringen.

Die 3 Songs auf Unseen in eine der beliebten Schubladen zu packen ist praktisch gesehen nahezu nicht möglich. Das Grundgerüst bildet leicht progressiver Groove-Metal ohne dabei in die Modern oder Nu-Metal Ecke zu rutschen. Während der Gesang eher in eine ähnliche Richtung geht wie Motorjesus es seit Jahren erfolgreich praktizieren, groovt die Rhythmusabteilung gekonnt durch alle Formen des modernen Metals. Der Gitarrenbereich wirkt dagegen etwas sperriger, erinnert in den langen instrumentalen Passagen der drei überlangen Songs ein bisschen an Dream Theater zur Train of Thoughts-Phase kombiniert mit leicht thrashigen Riffs modernerer Metallica.
Das alles ist angenehm tight auf den Punkt gespielt und trotz aller Frickelei geht der rote Faden nie verloren.

Produktionstechnisch müssen wir uns vor Augen halten, dass es sich bei der Aufnahme um ein selbstproduziertes Demo handelt. Die Soundqualität ist alles in allem sehr gut, allerdings fehlt mir, speziell im Bereich der Leadgitarrensounds, ein bisschen mehr Crisp. Diese klingen im Vergleich zum Rest ein wenig dünn. Das ist sicherlich eine Sache, auf die man bei den nächsten Aufnahmen achten könnte. Insgesamt ist der Sound aber sehr homogen und insbesondere Sänger Michael weiß mit seiner markanten Stimme zu überzeugen.

Mich wundert es ein bisschen, das bei der Qualität des vorliegenden Materials noch keine Plattenfirma angebissen hat. Sollte die Band aber weiterhin auf einem derart hohen Level weitermachen, dürfte diese Akte aber auch bald geschlossen werden.

Als kleinen Tipp kann ich Euch noch das erste offizielle Video der Band ans Herz legen. Mit  dem komplett animierten Kurzfilmchen zum Titeltrack Unseen, legte Sannah Inderelst, die Freundin von Basser Dominik, ihren Bachelor of Arts ab.

Fazit: D:D sind eine der Bands für die es, lobenswerterweise, noch keine Schublade gibt. Hörer die sich eine Mischung aus Motorjesus, Dream Theater und Metallica (zur groben Orientierung) vorstellen können, sollten zwingend reinhören.

WERTUNG:  

Trackliste:

1. Arms of Morpheus (9:16)
2. Mystique (9:11)
3. Unseen (10:57)

Frank

WITHERSCAPE – The Inheritance

Band: Witherscape
Album: The Inheritance
Spielzeit: 43:32
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Century Media Records
Veröffentlichung: 26.07.2013
Homepage: www.witherscape.com

Dan Swanö zählt zusammen mit Peter Tägtgren zu den umtriebigsten Personen der schwedischen Metalszene. Neben seiner Tätigkeit als Produzent (u.a. Opeth, Marduk, Dissection oder Asphyx) spielt(e) er in zahlreichen Bands und Projekten, zu denen unter anderem Edge of Sanity, Bloodbath, Nightingale und Pan.Thy.Monium gehören. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Nach längerer Abstinenz als aktiver Musiker meldet sich Swanö jetzt mit seiner neuen Band WITHERSCAPE zurück. Unterstützt wird er hier vom Multiinstrumentalisten Ragnar Widerberg, welcher sich um sämtliche Gitarren- und Bassspuren gekümmert hat. Der Rest der Instrumente wurde von Dan höchstpersönlich eingespielt.

Wer den Backkatalog von Dan Swanö kennt, der weiß, dass der Mann immer wieder für Überraschungen gut ist und man im Vorfeld nie so genau vorhersehen kann, in welche Richtung der neueste Output gehen wird.
Und so ist auch das Debütalbum von WITHERSCAPE nicht einfach in eine Schublade zu stopfen und deshalb habe ich mich entschieden, die Songs dieses mal Track-by-Track zu beschreiben.

Mother of the Soul beginnt wie ein klassischer Edge of Sanity Song. Melodischer Death Metal, mit einem leicht Voivod beeinflusstem Riffing, dazu Dan’s unverkennbarer Growlgesang. In der ersten Bridge schwankt der Song dann erst mal in Richtung Nightingale, sprich melodisch gesungener, leicht progressiver Rock um im weiteren Verlauf auch klassische Heavy Metal Einflüsse zu verarbeiten.

Astrid Falls kann man am ehesten als Edge of Sanity meets Rush beschreiben, in der Bridge aufgelockert durch 70er Jahre Synthies.

Dead for a Day startet als Singer/Songwriter Nummer, entwickelt sich im weiteren Verlauf in die Classic Rock Schiene, um mittendrin von einem Riff unterbrochen zu werden, welches auch aus der Feder modernerer Sepultura oder Korn stammen könnte.

Dying for the Sun hat einen hypnotischen, durch sparsam eingesetzte Akkustikgitarren getragenen Auftakt, bevor der Song deutlich in Richtung 70s Stoner Rock tendiert. Ein genialer, elegischer Mittelteil mit Synthies rundet die ganze Sache grandios ab.

To The Calling Of Blood And Dreams beginnt mit einem klassischen, von Priest und Accept beeinflussten Riff und mutiert später zu einem Stoner Rock Song mit Alternative Rock Anleihen und tollen, mehrstimmigen Gesangsarrangements.

Mit The Math Of The Myth folgt ein, auf den ersten Blick, klassischer Power Metal Track, der jedoch nach kurzer Zeit wieder  Elemente aus dem 70s Rock verarbeitet.

Die darauffolgende (scheinbare) Akustikballade Crawling From Validity gehört wohl zur abgedrehtesten Nummer des Albums. Die Ruhe wird immer wieder jäh von orientalisch angehauchten Death Metal Riffs attackiert um in der Bridge erneut Einflüsse von Rush zu verarbeiten. Geiler Song.

Das düstere, balladesk aufspielende The Wedlock Observation baut sich im weiteren Verlauf doomig auf, entwickelt sich dann allerdings zu einem progressiven Death Metal Song mit 70er Jahre Elementen.

Zum Abschluss des Albums gibt es dann noch den Titeltrack The Inheritance. Diese knapp 1 ½ minütige akkustische Pianoballade bildet den beruhigenden Abschluss zu einem musikalischen Feuerwerk, das auf längere Sicht unerreicht bleiben dürfte.

So wild die Zutaten auch klingen, selten habe ich so viele musikalische Einflüsse so homogen verwoben erlebt. Hier stimmt einfach jeder Ton und trotz der vielen Aufnahmespuren klingt das Album zu keinem Zeitpunkt überproduziert. Die Produktion ist im großen und ganzen eher basisch gehalten. Das tolle Coverartwork von Travis Smith ist der optische Gegenpol zur Musik.
Hinzu kommt, das Dan Swanö mit Ragnar Widerberg offensichtlich einen Bruder im Geiste gefunden hat. Die beiden harmonieren brilliant. Das Gefühl es hier mit einem Zweimann-Projekt zu tun zu haben entsteht zu keiner Sekunde.

Da mir jetzt so langsam die Superlativen ausgehen, kann ich nur noch eins sagen. WITHERSCAPE haben nicht weniger als einen siedendheißen Anwärter auf das Album des Jahres abgeliefert. Und da ich mir sicher bin, das diese Aufnahmen den Test-of-Time locker bestehen werden, gehe ich davon aus, das wir es hier mit einem kommenden Klassiker zu tun haben.

Jeder halbwegs normal gebliebene Musikliebhaber mit einem Funken Anstand hat hier absolute Kaufplicht. Das stärkste Album mit Swanö-Beteiligung seit dem 98er Jahrhundertwerk Moontower.

WERTUNG:

Trackliste:

1.Mother Of The Soul (5:39)
2.Astrid Falls (6:56)
3.Dead For A Day (4:35)
4.Dying For The Sun (6:14)
5.To The Calling Of Blood And Dreams (4:35)
6.The Math Of The Myth (3:52)
7.Crawling From Validity (4:11)
8.The Wedlock Observation (6:13)
9.The Inheritance (1:17)

Frank

MAD MARGRITT – Show No Mercy

Band: Mad Margritt
Album: Show No Mercy
Spielzeit: 35:46 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Perris Records
Veröffentlichung: 16.07.2013
Homepage: www.madmargritt.com

Für die US-Hardrocker MAD MARGRITT scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, denn auch auf ihrem mittlerweile fünften Studioalbum „Show No Mercy“ fröhnen sie ganz unverblümt der Musikrichtung, die Anfang der 1990er für tot erklärt wurde. Das ziehen die Jungs aus Atlanta/Georgia nun schon seit über 15 Jahren schnurstracks durch und neben Sänger und Gitarrist Eddie Smith, Gitarrist Carl Culpepper und Bassist Skip Mulls ist mit Drummer Brandon Faulkner auch ein neues Mitglied im Line-Up der Amis.

9 Songs befinden sich auf „Show No Mercy“, beim näheren hinsehen, bleiben aber nur 7 vollwertige Stücke aus dem eigenen Stall übrig. Denn mit „Touch Too Much“ covern MAD MARGRITT einen Song von AC/DC´s Album „Highway To Hell“ und „Indian Summer“ ist ein Intro zum folgenden Stück. Also eine knappe Geschichte, was man auch an der Spielzeit sieht.

Trotzdem starten die Jungs mit „The Way Your Loving Me“ recht ordentlich. Die Stimme von Eddie Smith ist prägnant wie immer und die Chöre sind typisch MAD MARGRITT. Nur der Sound ist etwas dünn und blechern. Dafür ist die Gitarrenarbeit über alle Zweifel erhaben. Das straighte „I Can´t Get Enough“ macht einfach gute Laune und die Ballade „Ever Since You´ve Been Gone“ ist ganz großes (Kuschel-)Kino. Die schon erwähnte Coverversion dagegen ist schönes Beiwerk, mehr aber auch nicht.

„Down In The Flames“ ist etwas frickelig, während „Too Little, Too Late“ besser reinläuft. Nach dem Intro „Indian Summer“ steht mit „Only In My Dreams“ die zweite Ballade an, die aber nicht an sein Pendant auf Platz Nummer 3 heranreichen kann. „Breaking Down“ beschließt eine etwas kurz geratene Reise in die vergangenen Zeiten. Betont progressives Riffing bestimmt diesen Song und zeigt ganz andere Facetten der US Boys.

„Show No Mercy“ besticht mit tollen Songs, die alle an den Anfang gestellt wurden. Nach und nach geht MAD MARGRITT dabei die Luft zusehends aus. Eine EP bestehend aus Track Nr. 1-3 plus 6 wäre richtig geil, so bleibt solides Handwerk mit ein paar Längen im Verlauf der doch kurzen knapp 36 Minuten.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.The Way Your Loving Me
2.I Can´t Get Enough
3.Ever Since You´ve Been Gone
4.Touch Too Much
5.Down In Flames
6.Too Little, Too Late
7.Indian Summer
8.Only In My Dreams
9.Breaking Down

Stefan

BEELZEFUZZ – Beelzefuzz

Band: Beelzefuzz
Album: Beelzefuzz
Spielzeit: 36:30 min.
Stilrichtung: Retro-Rock / Doom Metal
Plattenfirma: The Church Within Records
Veröffentlichung: 09.08.2013
Homepage: www.facebook.com/beelzefuzz

Die Retro Rock/Metal Welle reisst nicht ab. Dank Bands wie Orchid, Kadavar oder Scorpion Child gibt es aber auch genug starke Bands, die aus der Masse klar herausragen und dem Trend so weiterhin eine Daseinsberechtigung geben. In diese Liste muss man nun auch die 2009 gegründeten BEELZEFUZZ aus Maryland, USA, aufnehmen.
Die beiden Demo’s aus 2011 und 2012 haben bereits für mächtig Aufruhr im Underground gesorgt, nun liegt der heiß erwartete selbstbetitelte Erstling vor.

Die Musik in eine Schublade zu stecken ist extrem schwer, zu bunt und vielschichtig ist der Sound der Band. Und hier liegt auch die Magie von BEELZEFUZZ, großartige Melodien, rockige Passagen, schwere Doomgitarren, progressive, teilweise psychedelische Elemente und mit Dana Ortt ein hervorragender Sänger. Dass diese Vielseitigkeit von nur drei Musikern umgesetzt wird, hebt die Leistung von Pug (Bass), Darin McCloskey (Schlagzeug) und eben Dana Ortt (Gesang, Gitarre) noch weiter an.

Die Einflüsse reichen von Black Sabbath und Pentagram über Deep Purple, Uriah Heep bis hin zu Led Zeppelin, verschmolzen zu einem einzigartigen, eigenem Klangbild. Auch nach einigen Durchgängen gibt es noch neue Details zu entdecken, unter den 8 Songs findet sich kein einziger Ausfall. Da wünscht man sich eine längere Spielzeit als die etwas über 35 Minuten. Andererseits, lieber eine kurze Spielzeit auf so hohem Niveau anstatt unnötigem Füllmaterial.

Wer auf gut gemachte, ehrliche Rock/Metal Musik mit starkem 70er Jahre Flair steht, sollte BEELZEFUZZ umgehend mal testen. Ein ganz starkes Debüt, bei dem man den Musikern die Liebe zu diesem Sound von der ersten bis zur letzten Sekunde anhört!

WERTUNG: 

Trackliste:

1. Reborn
2. Lotus Jam
3. All the feeling returns
4. Sirens song
5. Hypnotize
6. Lonely Creatures
7. Lunar Blanco
8. Light that blinds

Chris

GALLOW´S POLE – And Time Stood Still

Band: Gallow´s Pole
Album: And Time Stood Still
Spielzeit: 42:15 min.
Stilrichtung: Hardrock/Progressive
Plattenfirma: Pure Rock Records
Veröffentlichung: 26.07.2013
Homepage: www.facebook.com/gallowspole.rockmusic

Selten war ein Albumtitel so treffend gewählt wie der von GALLOW´S POLE´s neuestem Werk „And Time Stood Still“. Die Zeit ist definitiv stehen geblieben, wenn man sich diese 8 Stücke anhört. Irgendwo zwischen Spätsiebziger Nebelschwadenproduktion und typisch abendländischem Hardrock mit progressiven Einschlägen eben dieser Zeit schweben die Österreicher sozusagen über eine knappe Dreiviertelstunde durch Höhen und Tiefen ihres siebten Longplayers.

Bereits 1977 gegründet konnten sich die Herrschaften aus der Alpenrepublik nie so richtig durchsetzen, obwohl sie mit „In Rock We Trust“ (1982) oder „We Wanna Come Home“ (1989) zwei formidable Alben vorzuweisen hatten. Aber während der 1980er sieben lange Jahre auf dem Tonträgersektor untätig zu sein ist einfach eine Todsünde. Allerdings kann man die Hintergründe nachvollziehen, denn bei den Aufnahmen zu „We Wanna Come Home“ wurde der Schlagzeuger schwer krank und so mussten die Recordings abgebrochen werden. Erst zwei Jahre später wurden diese mit neuem Personal wieder aufgenommen und es dauerte zwei weitere bis das Album endlich veröffentlicht wurde. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder lange Durststrecken und so vergingen zwischen den einzelnen Alben schon mal 10 Jahre.

Seit 2008 ist die Band aber so aktiv wie nie und bringt mit „And Time Stood Still“ bereits das vierte Album innerhalb von von fünf Jahren heraus. Die Besetzung liest sich heute wie folgt: Alois Martin Binder (vocals, guitars, bass), Harald Pikasky (guitars), Günther Steiner (keyboards) und Michael Haderer (drums).

Anfangs haben mich sowohl der verwaschene Sound der Platte als auch das gewöhnungsbedüftige Organ von Bandchef Alois Martin Binder sehr auf die Probe gestellt, aber nach einigen Durchläufen greift ein Zahnrad in das andere und die Songs funktionieren –  zumindest das ein oder andere Mal.

Der siebeneinhalb-minütige Titeltrack eröffnet die Platte mit einem Intro, das ein wenig an DIO´s „Holy Diver“ erinnert und sich mit Keyboardteppichen und psychodelischen Vocals nach exakt drei Minuten in den eigentlichen Song schaukelt. Der Zwischenteil ist abermals sehr ruhig und atmosphärisch gehalten. Es ist schon erstaunlich, wie man nur mit einer Melodielinie einen derart langen Song stricken kann. Gleich darauf folgt die Hit-Single „Summer Rain“, die auch schon auf der 1992er Compilation, ebenfalls „In Rock We Trust“ betitelt, enthalten war. Neu aufgenommen hat das Stück einen etwas zeitgemäßeren Anstrich bekommen, klingt aber immer noch nach guter alter Zeit – und es ist immer noch ein Hit, der sich auch auf einem neuen Album der Keltenrocker DARE gut machen würde.

Leider können die Österreicher dieses Level nicht halten und sacken schon mit den folgenden beiden Songs „Older“ und „Here And There“ ab. Hier wiederholen sich einfach zu viele Elemente der ersten beiden Stücke ohne deren Qualität zu erreichen. Stark präsentieren sich GALLOW´S POLE allerdings bei „Rock This Town“. Ungewohnt straight und rockig und mit zweieinhalb Minuten äußerst knapp gehalten lassen sie jedes Rockerherz höher schlagen. Die Ballade „Take Me To The Heaven“ bringt ein wenig Abwechslung in die Runde bevor „I Don´t Wanna Go“ altbekanntes serviert und das letzte Stück „Holy Nights“ nur noch langweilt. Zum Schluß gibt es noch eine Radio Version von „Summer Rain“.

Der über alles erhabene Hit „Summer Rain“ sticht weit aus dem restlichen Material heraus und mit „Rock This Town“ sowie dem Titelsong hat man noch interessantes Liedgut komponiert. Der große Rest kann leider gar nicht daran anschließen und so bleibt mir leider nur eine mittlere Note zu vergeben. Sehr schade, denn die o.g. Songs sind wirklich sehr stark und sowohl der Sound der Band als auch die Stimme von Alois Martin Binder haben etwas Einzigartiges an sich. GALLOW´S POLE kann man auf jeden Fall nicht nachsagen, sich irgendwelchen Trends anzubiedern oder die x-te Kopie einer anderen Band zu sein, auch wenn sich Vergleiche mit ASIA und Kollegen das ein oder andere Mal anbieten. 

WERTUNG:

Trackliste:

1.And Time Stood Still
2.Summer Rain
3.Older
4.Here And There
5.Rock This Town
6.Take Me To The Heaven
7.I Don´t Wanna Go
8.Hold Nights
9.Summer Rain (Radio Edition)

Stefan

JOHN TAGLIERI – Southern Paradise EP

Band: John Taglieri
Album: Southern Paradise EP
Spielzeit: 22:15 min.
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Leap Dog Music
Veröffentlichung: 16.04.2013
Homepage: www.johntaglieri.com

Es gibt Zeiten, in denen braucht man mal abseits des Hartwurstsektors ein bisschen Entspannung und einfach andere Musik. Dieses Gefühl überkommt mich speziell im Sommer – und der ist ja momentan in vollem Gange! Als ich das Cover der neuen EP des amerikanischen Singer/Songwriters JOHN TAGLIERI entdeckt habe, bin ich schon aufgrund des Covers voll ausgerastet. Vielleicht liegt es daran, dass der Urlaub in fernen Ländern auch für dieses Jahr bei mir gestrichen ist, aber dieses fast schon kitschige Palmenparadies hat mich dazu verleitet, mal in die „Southern Paradise EP“ reinzulauschen. Auf einen Streich kommen Erinnerungen an alte Kultserien wie „Magnum P.I.“ oder die etwas flachere Ausgabe „Tropical Heat“ in den Sinn oder die alte Postkarte aus Hawaii und Sommerlaune stellt sich ein: Cabrio, Sonne und „Southern Paradise“ – was will man mehr?

Aber halt, was äußerlich viel verspricht, könnte im Inneren eine arg enttäuschen. Nicht so bei John Taglieri, dessen Schaffen mir bis dato total unbekannt war, obwohl er schon seit Ewigkeiten Musik macht und schon 10 Tonträger veröffentlicht hat. Außerdem ist er Inhaber des Labels Leap Dog Music und wird von Ovation Guitars gesponsert. Sein erstes Album datiert bereits 1988, wo er mit SNEAKS NOISE „A Surge Of Existence“ einspielte. Sein erster Solostreich „Leap Of Faith“ hat dann aber bis 1999 auf sich warten lassen. Seitdem ist er aber fleißig bei der Sache und hat jetzt mit „Southern Paradise“ eine optimale Sommerplatte am Start.

John hat die letzte Zeit neben seinen Konzertreisen viel in Key West verbracht – und diese Atmosphäre perfekt in die 6 neuen Songs eingeflochten. Mit einer Leichtigkeit kommt schon der eröffnende Titeltrack daher und will nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwo zwischen AOR, Westcoast und Country ist er zwar gar nicht so weit von der neuerlichen Ausrichtung seines Landsmannes KID ROCK entfernt, TAGLIERI´s Musik geht aber ganz klar mehr in Richtung AOR. Zusammen mit dem Produzententeam Sean Mormelo und Mark Cohn aus Nashville hält auch dieser typischen Sound Einzug in Stücke wie z.B. „When I Think About“. Leichter Country-Touch und gute Laune machen daraus eine Mitsing-Nummer ohne in die Belanglosigkeit abzudriften. „Down The Road“ ist daneben DER perfekte Song um mit dem Cabrio durch die Gegend zu cruisen. Auch „It´s You“ ist etwas countrylastig bevor „Days Of Night“ beste Unterhaltung in AOR Manier garantiert. Das mit Schifferklavier beginnende „Turn Around“ ist da schon etwas wehmütiger und transportiert ein Feeling, das man wohl am Besten mit einem Abschied nach einem wunderschönen Urlaub beschreiben kann.

JOHN TAGLIERI hat mich mit seiner „Southern Paradise EP“ völlig überrascht. So viel Lebensfreude und gute Laune er in diese 6 Songs gepackt hat, so sonnig diese Scheibe einen ewigen Sommer verspricht, so schwer wird dieser Silberling wieder aus meinem Player zu kriegen sein. Schade nur, dass es nach gut 20 Minuten schon wieder heißt: Replay! DAS sind die wahren Sommerhits.

Und um es mit den eigenen Worten des Künstlers jüngst erschienenen  Best Of Scheibe zu sagen: „The Songs That Should Have Made Me Rich!!!“ Und genau diese Platte werde ich mir jetzt besorgen…

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Southern Paradise
2.When I Think About
3.Down The Road
4.It´s You
5.Days Of Night
6.Turn Around

Stefan