PALACE – Rock and Roll Radio

Band: Palace
Album: Rock And Roll Radio
Spielzeit: 47:00 min.
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 04.12.2020
Homepage: www.facebook.com/palacesweden/

Es gibt sie immer wieder – die unglaublich talentierten Musiker, die zuerst lange Zeit im Hintergrund agieren und als Songschreiber, Produzenten oder Studiomusiker in Erscheinung treten und damit für die Meisten ziemlich unter dem Radar bleiben. Bis sie eines Tages ein eigenes Projekt aus dem Boden stampfen und mit einer eigenen Platte für Furore sorgen. Speziell in Schweden scheint es eine immens große Anzahl dieser Ausnahmetalente zu geben. Als eines davon dürfte sicherlich Michael Palace genannt werden, der in der Vergangenheit für viele Bands aus dem Melodic Rock Genre in unterschiedlicher Form tätig war. FIND ME, REACH, HOUSTON, FIRST SIGNAL (feat. HAREM SCAREM Frontmann Harry Hess) oder jüngst ANGELICA sind nur einige Beispiele für den umtriebigen Multi-Instrumentalisten.

Sein 2016 unter dem Banner PALACE erschienenes Debüt „Master Of The Universe“ war mit dem gleichnamigen Hit eine Wohltat für jeden Melodic-Fan und nicht selten in den Jahresbestenlisten zu finden. Zwei Jahre später präsentierte sich Michael Palace experimenteller und weniger hardrockig – dafür eine ganze Ecke technischer. Mit seinem dritten Langspieler „Rock And Roll Radio“ greift der Schwede wieder mehr die Stärken seines Debüts auf, ohne es zu wiederholen. Auch das Line-Up gestaltet sich interessant: Michael Palace – Everything – das sagt wohl alles aus über diesen Tausendsassa, der sich mit seinem neuen Album ein eigenes Denkmal gesetzt hat, soviel sei schon mal verraten.

Das haben die beiden Vorab-Singles „Way Up Here“ und „Castaway“ hoffen lassen, dass „Rock And Roll Radio“ aber dermaßen stark in seiner Gänze ausfallen würde, hätten sicher die meisten nicht erwartet – oder doch? Sei es drum, vom ersten Ton der eröffnenden Titelnummer brennt das Feuer lichterloh. Mit prägnanter Keyboardunterstützung und unwiderstehlichen Achtziger-Ohrwurm-Melodien zündet Michael Palace ein Hitfeuerwerk, das die Bestenlisten 2020 noch einmal aufmischen könnte. Gleich im Anschluss werden die beiden Singles abgefeuert, und wer da noch nicht vollends überzeugt ist, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Oder vielleicht doch – mit weiteren Highlights der Marke „Cold Ones“, „Origin Of Love“ oder „Fight“. Dazwischen schiebt sich mit „Eleonora“ eine tolle Ballade, mit „Hot Steel“ ein waschechter Hardrocker und mit „When It´s Over“ ein technischer AOR Song im Fahrwasser von TOTO.

Wenn das kein rundes Package ist. Dieses Dutzend Songs lässt keine Wünsche offen – zumindest nicht, wenn man auf ordentlich produzierten Melodic Rock steht. Ein spätes Highlight in 2020– meine Bestenliste muss wirklich noch einmal umgeschrieben werden.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

1. Rock And Roll Radio
2. Castaway
3. Way Up Here
4. Cold Ones
5. Eleonora
6. Hot Steel
7. My Gray Cloud
8. Origin Of Love
9. She´s So Original
10. Strictly By The Rules
11. When It´s Over
12. Fight

Video zu „Way Up Here“:

Stefan

PALACE – Reject The System

Band: Palace
Album: Reject The System
Spielzeit: 43:36 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 03.04.2020
Homepage: www.palaceonline.de

PALACE sind ja auch schon länger eine gewisse Institution im deutschen Metal-Untergrund. Seit 1990 und nunmehr sieben Studioalben unterhalten die Herren aus Speyer mit handgemachtem Heavy Metal der böseren Sorte, geführt von den leicht kreischenden Vocals von Harald “HP” Piller, die gerne mal an die von ACCEPT’s Mark Tornillo erinnern. Nun kommt mit “Reject The System Album nr. acht zum 30jährigen Jubiläum und klingt heavy. Dafür verantwortlich zeichnet sich Kai Stahlenberg (\m/), der nebenbei auch Leadgitarren bei so einigen Songs eingespielt hat (der Rest geht auf die Kappe von ATROCITYs und LEAVES‘ EYES‘ Micki Richter). Seine Produktion fällt ordentlich hart und definiert aus und holt das letzte bisschen Angepisstheit aus PALACEs Songmaterial raus. Respekt dafür.
Die Songs auf “Reject The System” verbindet neben ihrer beachtlichen Heavyness die Präsenz mieser, mieser Riffs (im positiven Sinne), oftmals ihr Tempo (ein Großteil der Tracks sitzt irgendwo zwischen unterem Uptempo und oberem Midtempo) und ihre Komposition. Die hält die Tracks bewusst auf simple Weise melodisch, lässt aber auch keinen Ton zu, der die aggressive Grundstimmung irgendwie aufweichen würde. Ausnahme ist da am ehesten noch “Hail To The Metal Lord”, das der einzige Track mit leichter orchestraler Untermalung ist und mindestens so gut wie “Dark Prophecies” vom “Dreamevilizer”-Album. Könnte man in Zukunft vielleicht auch bei zwei oder drei Songs pro Album machen. Der Rest der Tracks verlässt sich meist auf simple Dreitonmelodien und kompakte Refrains, praktiziert das aber äußerst effektiv, sodass das Songmaterial in Kombination mit der bratenden Instrumentalfraktion, den gemeinen Riffs und den schlecht gelaunten Vocals von HP in einer ähnlichen Weise einfach nur cool ist wie das letztens besprochene FREAKS-AND-CLOWNS-Album – nur eben etwas schneller und ein wenig natürlicher produziert. Apropos Geschwindigkeit: Neben echtem Midtempo der Marke “No One Break My Will” und “Valhalla Land” (klingt nach einem korrekten Vergnügungspark) gibt es mit “Bloodstained World” und “Wings Of Storm” auch zwei ordentlich dreschende Uptemponummern, von denen man in Zukunft gerne ebenfalls zwei mehr aufs Album packen dürfte.
Meine Kritik ähnelt ebenfalls der an FREAKS AND CLOWNS: Klar, dass “Reject The System” keine Sinfonie ist, aber etwas weniger oberes Midtempo/unteres Uptempo, ein bisschen mehr Variation hätte der Platte nicht geschadet. Das ändert allerdings nichts daran, dass die zehn Tracks der Platte absolute Heavy-Metal-Bretter sind, mit zugegebenermaßen teils sehr klischeehaften Texten, deren Englisch ein wenig an das von GRAVE DIGGER erinnert.

Fazit:
Aber egal. Pack das Ding in Euren CD-Player, dreht voll auf und genießt einfach eine Stunde gut gemachten, harten, aggressiven und melodischen Heavy Metal in Reinform. (Und schaut die Truppe nach Corona mal live an, kommt gut!)

Anspieltipps:
“Hail To The Metal Lord”, “Wings Of Storm” und “No One Break My Will”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Force Of Steel
02. Soulseeker
03. Final Call Of Destruction
04. The Faker
05. Hail To The Metal Lord
06. Bloodstained World
07. Valhalla Land
08. Legion Of Resistance
09. Wings Of Storm
10. No One Break My Will

Jannis

PALACE – Binary Music

Band: Palace
Album: Binary Music
Spielzeit: /
Stilrichtung: AOR / Melodic Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 07.12.2018
Homepage: www.de-de.facebook.com/palacesweden

Das vor 2 Jahren erschienene Debüt Album von PALACE ist allgemein ganz gut weggekommen und hat hauptsächlich gute bis sehr gute Kritiken eingeheimst. Zwar ist die Scheibe nie zu einem Dauerbrenner in meinen Playlists geworden, aber in der Vorbereitung auf das Review zur neuen Platte der Band habe ich mir das Album gerne nochmals angehört. Nun liegt also der zweite Schlag der Truppe um Namensgeber, Sänger und Komponist Michael Palace vor und der junge Herr macht so ziemlich genau dort weiter wo er aufgehört hat (wir haben es hier schliesslich mit einem Frontiers Produkt zu tun).

Tracks wie der Opener und Titelsong „Binary Music“ oder das rockige „Dangerous Grounds“ zeugen weiterhin davon, dass PALACE es versteht packende Hooklines in ein zeitloses Gewand zu kleiden. Dabei ist die Produktion auch diesmal angenehm frei von Superlativen oder plakativem Geballer. Was mir persönlich etwas fehlt sind die kernigen Gitarren. Auf „Binary Music“ spielen die Keyboards die erste Geige, das ist vor allem aufgrund der richtig starken Gitarrensoli etwas schade. Hier wurde ein wenig Potential verschenkt. Aber wenn es der Vision on PALACE entspricht – wer bin ich da etwas dran zu meckern? Bloss bei dem doch arg poppigen, mit Queen-Anleihen versehenen „Queen Of The Prom“ ist mir das dann doch ein wenig zu seicht geraten. Qualitativ kann das Songmaterial nicht ganz mit der starken ersten Scheibe mithalten. Aber es sind die vielen kleinen Details, die kunstfertigen Kniffe die in die Arrangements eingesponnen sind und die aufgrund grosser Erfahrung und offenssichtlicher Detailversessenheit den Songs das gewisse Etwas verleihen, das was anderen Bands leider oft fehlt und sie daher austauschbar klingen lässt. Die Tracks nehmen sich im Vergleich zum Vorgänger nicht allzuviel. Wer mit dem Debüt glücklich war, wird auch hier keinen Fehlgriff tun.

Auch mit Album Nummero 2 legen PALACE also einen Volltreffer bin. Auf den Punkt komponierte Songs, handwerklich vobildlich eingespielt, mit einer zeitlosen Produktion versehen. Da hat Frontiers ein heisses Eisen mit enormen Potential im Feuer. Mir gefällt’s ausserordentlich gut.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Binary Music
02. Tears Of Gaia
03. Nothing Personal
04. Promised Land
05. Love Songs
06. Dangerous Grounds
07. Queen Of The Prom
08. Who’s Counting Time
09. Julia
10. To Have And To Hold

Mario

PALACE – Master Of The Universe

folderBand: Palace 

Album: Master Of The Universe

Spielzeit: 46:41 min.

Stilrichtung: AOR / Melodic Rock

Plattenfirma: Frontiers Records

Veröffentlichung: 26.08.2016

Homepage: www.de-de.facebook.com/palacesweden

Retortenprodukt hin oder her, wenn bei einer der zahlreichen zusammengewürfelten Frontiers „Bands“ mal zwischendruch ein wirklich starkes Album abfällt, dann sollte man das auch entsprechend würdigen. Mit PALACE, benannt nach dem Sänger Michael Palace, steht nun eine solche Formation in den Startlöchern, die mit Ihrem Debüt „Master Of The Universe“ ein richtig gutes Album abliefert. Das Cover der Scheibe (so gelungen es an und für sich auch ist), passt übrigends nullinger zur Musik und sollte interessierte Melodic Rock und AOR Freunde keinesfalls abschrecken: Hier gibt es waschechten Melodic Rock auf die Ohren, fernab von irgendwelchen Fantasy Powermetal Klischees. Michael Palace, der sich bisher im Frontiers Haus als Songschreiber für u.a. First Signal und Toby Hitchcock Anerkennung und letztendlich den eigenen Vertrag erarbeiten konnte, hat mit Gitarrist Rick Digorio, Bassist Soufian Ma’Aoui und Schlagzeuger Marcus Johansson eine noch recht junge aber schon erfahrene und vor allem schlagkräftige Truppe um sich geschart.

Ob eine solche Melodic Scheibe, die ja bei Frontiers am Fliessband produziert und rausgehauen werden, letrztendlich funktioniert hängt von vielen Faktoren ab: Klingt das Ganze wie eine vernünftige (Band)Produktion oder hört man, dass du nur digitale Files hin und her geschickt wurden? Ist das Songwriting homogen ohne offensichtliche Stil Sprünge (was auf zahlreiche unterschriedliche Songwriter schliessen lässt)? Sind alle Musiker mit Energie und Enthusiasmus dabei oder klingt’s nicht doch wie eine typische Auftragsarbeit? Alle diese Fragen kann man ohne wenn und aber positiv beantworten. „Master Of The Universe“ klingt wie aus einem Guss, nirgends sind die leider viel verbreiteten Plastik-Sounds zu hören und das Album funktioniert in einem Rutsch. Zu sagen, dass PALACE auf dem Debüt Musik bieten wie man sie voher noch nicht gehört hat (Promo Sprech) ist natürlich, gerade in diesem Genre, der absolute Knaller. Im Gegenteil, die Musik auf „Master Of The Universe“ klingt angenehm zeitlos und hat zahlreiche direkte und indirekte Querverweise auf diverse Klassiker des Genres zu bieten. Das Album als lieblosen Abklatsch abzutun würde der tatsächlich guten Produktion und dem streckenweise hohen Hit-Potential des Materials aber nicht gerecht. Besonders der erste Teil der Scheibe kann überzeugen: der Opener und Titeltrack ist ein Ohrwurm ersten Grades, der Melodic Rocker „Cool Running“ erinnert an Grosstaten aus der Hit-Schmiede von W.E.T. und ein Song wie „Part Of Me“ hätte auch auf Heart’s „Brigade“ eine gute Figur gemacht. Dabei fangen PALACE die klangliche Essenz der klassischen Vorbilder äusserst überzeugend ein (vor allem die geilen, typischen 80er Keyboard Sounds) und transportieren diese ins Hier und Jetzt. Leider stellt sich ab dem nur halbgaren „Path To Light“ etwas Routine ein, so dass sich in der 2ten Hälfte (z.B. bei dem 08/15 Track „She Said It’s Over“) etwas Ernüchterung einstellt. Das wird dann glücklicherweise mit dem Volltreffer und Rausschmeisser „Young, Wild, Free“ nochmal aufgefangen.

„Master Of The Universe“ ist nicht unbedingt ein Klassiker für die Ewigkeit geworden, aber ein verdammt gutes Melodic Rock Album, das in dem Wust an ähnlichen Veröffentlichungen schon deshalb Eure Aufmerksamkeit verdient, weil es von vorne bis hinten homogen und schlüssig, sowie zu keinem Moment lieblos zusammengeschustert rüberkommt. Vor allem der erste Teil der Platte macht richtig Laune. Wer auf guten, handgemachten Melodic Rock mit starker Stimme, luftiger Produktion und grossen Medlodien steht, macht hier definitiv nichts falsch. Gutes Album mit einer guten, hochwertigen Produktion.

WERTUNG:

8

 

 

Trackliste:

01. Master Of The Universe

02. Cool Running

03. Man Behind The Gun

04. Part Of Me

05. No Exit

06. Matter In Hand

07. Path To Light

08. Rules Of The Game

09. She Said It’s Over

10. Strangers Eyes

11. Young, Wild, Free

Mario