Spielzeit: 47:03 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: WEA
Veröffentlichung: 1991
Homepage: www.casanovaband.com
Band: Red Dawn
Album: Never Say Surrender
Spielzeit: 50:11 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Now And Then
Veröffentlichung: 1994
Homepage: www.davidrosenthat.com
Der amerikanische Keyboarder, Songwriter und Produzent David Rosenthal ist einer der Musiker, die eher im Hintergrund agieren. Er macht z.B. Künstler wie BRUCE SPRINGSTEEN, BILLY JOEL, STEVE VAI, YNGWIE MALMSTEEN oder ROBERT PALMER zu dem was sie sind. Denn ohne „Begleitband“ geht nichts und selbst in Bands wie WHITESNAKE oder RAINBOW konnte er mitwirken – und wir sprechen hier von Namen mit Weltruf. Außerdem wirkte er bei einer Vielzahl an weiteren Live-Ereignissen und Studioaufnahmen mit. Die göttlichen GOOD RATS („Tasty Seconds“) oder die Prog Legenden DREAM THEATER („A Change Of Seasons“) seien hier mal als Beispiele genannt.
Eine eigene Band hingegen hatte Rosenthal nur ein Mal. Und diese hat auch nur ein Album hervorgebracht. Die Rede ist natürlich von RED DAWN, die 1993 erst in Japan und ein Jahr später über das britische Label Now And Then ihr Debüt „Never Say Surrender“ veröffentlicht haben. Und bei diesem Line-Up kann man schon fast über eine Supergroup sprechen. Zwar ist Sänger Larry Baud nicht sonderlich bekannt, ist dafür aber mit einem Wahnsinns-Organ gesegnet. Leute wie Chuck Bürgi (BALANCE, RAINBOW u.v.a.) an den Drums oder Greg Smith (ALICE COOPER, RAINBOW) am Bass haben da durchaus einen höheren Bekanntheitsgrad. Aber auch Gitarrist Tristan Avakian sollte für seine Arbeit u.a. bei MITCH MALLOY bekannt sein. Und just dieser Mr. MALLOY war ursprünglich für den Posten des Sängers bei RED DAWN vorgesehen. Doch nach einigen Sessions, bei denen auch Gitarrist Reb Beach (u.a. WHITESNAKE) vor Ort war, schwenkte Initiator David Rosenthal auf das o.g. Line-Up um.
Die Zeit war denkbar ungünstig für diese Mischung aus AOR und Melodic Rock. Aber die Japaner hatten noch immer ein großes Herz für derartige Bands und so kam erst einmal ein Plattendeal mit EMI/Toshiba für das Land der aufgehenden Sonne zustande. Aber auch Fans auf dem Rest der Welt dürsteten trotz der vorgebenden Maßnahmen der großen Plattenfirmen, die jetzt nur noch auf Musik für eine düstere Welt setzen wollten und neben Musikrichtungen wie AOR, Melodic Rock, Hair Metal auch am liebsten gleich noch den kompletten klassischen Heavy Metal zu Grabe tragen wollten. Trotzdem fand sich im britischen Label Now And Then 1994 ein Vertrieb für Europa.
Der Opener „Flyin´ High“ verkörpert den Songtitel in Perfektion. Nach einem furiosen Keyboard-Intro startet ein Gute-Laune Rocker par excellence, der einen wahrlich abheben lässt. Nicht weniger spektakulär das folgende „I´ll Be There“. So muss AOR klingen – nicht zu seicht im Sound aber hochmelodisch und mit Leidenschaft gespielt. „Liar“ ist erneut gesegnet mit einem tollen Refrain und ist das dritte Highlight in Folge. Aber ich kann vorwegnehmen, dass es keinen schwachen Moment auf „Never Say Surrender“ gibt.
Der Midtempo-Stampfer „Dangerous Child“ wird trotz seiner Spielzeit von gut 6 Minuten nie langweilig. „Promises“ enthält gehörige Westcoast Einflüsse und „I Can´t Get Over You“ könnte auch auf einem JOURNEY Album seinen Platz finden. Mit „Take These Chains“ folgt eine gefühlvolle Ballade, bei der man nicht nur Gänsehaut bekommt sondern auch sofort an GOTTHARD denken muss. Haben die Schweizer wohl mal diese Scheibe gehört? Immerhin steckten sie zu der Zeit noch in den Kinderschuhen. Damit nicht genug, denn der an den Schluß gestellte Titelsong zieht noch einmal alle Register und entlässt den Hörer nach fast genau 50 Minuten aus einem der besten AOR-Alben der Neunziger.
Die ganz großen Kracher haben RED DAWN an den Anfang gesetzt, danach folgt „nur noch“ erstklassiges Material von großen Musikern. Bitte Mr. Rosenthal, mach das noch einmal, zieh die alten Klamotten an und beglücke uns mit einem zweiten Album von RED DAWN. „Never Say Surrender“ ist ein ganz besonderer Hochgenuß!
Trackliste:
01. Flyin´ High
02. I´ll Be There
03. Liar
04. Dangerous Child
05. Promises
06. I Can´t Get Over You
07. Christine
08. Take These Chains
09. She´s On Fire
10. Never Say Surrender
Stefan
Band: Vice
Album: Made For Pleasure
Spielzeit: 44:16 min./53:33 min.
Veröffentlichungsjahr: 1988/2010
Plattenfirma/Vertrieb: BMG Ariola/Yesterrock
Stilrichtung: Hardrock
Das Debüt der Süddeutschen Hardrocker VICE war lange Zeit eine äußerst kostspielige Angelegenheit auf Ebay & Co. Zwar konnte man (wie fast immer) das ein oder andere Bootleg erstehen, aber das Original von „Made For Pleasure“ hielt seinen teilweise horrenden Preis über Jahre. Die Künstler dürfte das auf der einen Seite stolz machen, dass ihr Werk für solche Summen den Besitzer wechselt, auf der anderen Seite wird man sich intern schon das ein oder andere Mal über eine Wiederveröffentlichung unterhalten haben.
Endlich hat sich das Münchner Label Yesterrock dazu bereiterklärt, dieses tolle Album neu aufzulegen und den Fans die Platte damit zu einem vernünftigen Kurs anbieten zu können. Gut, 2 Mankos hatte die Scheibe schon damals: erstens war da dieser etwas seltsame Sound, der aber auf dem Zweitwerk „Second Excess“ ähnlich umgesetzt wurde, und zweitens frage ich mich heute noch: Scheiße, sind wir damals wirklich so rumgelaufen, wie die Typen auf dem Cover??? Aber eines bin ich mir auch 100%ig sicher: sollte jemand irgendeinen Menschen auf der Straße fragen, wann diese CD entstanden ist, er wird wie aus der Pistole geschossen sagen: „in den 80gern“! So ein Image nennt man dann wahrscheinlich unbezahlbar.
Aber genug auf die Äußerlichkeiten geäugt, jetzt werfen wir mal ein Ohr in die Schachtel. VICE sind dafür bekannt, ihre Songs mit einem hinreißend melodiösen Refrain auszustatten. Und das gelang ihnen besonders gut auf dem Erstling. Hits wie „Feel My Body“, „The Last Day Of War“ oder der Oberhammer „Rocking All Over The World“ (nein, keine Coverversion) zeigen ihr Gespür für feinsten Hardrock. Dabei bewegten sie sich immer im Fahrwasser von BONFIRE und Konsorten und zauberten jedem Hardrocker ein Grinsen auf sein Gesicht. VICE-Gitarrist und Bandboss Chris Limburg produzierte auch 2 BONFIRE-Scheiben und stieg später sogar bei den Ingolstädtern ein. Als Sänger Jan Ghiantinie bald nach der Veröffentlichung von „Made For Pleasure“ völlig überraschend an einer seltenen Krankheit starb, brach die Welt von VICE schlagartig zusammen. So richtig erholt hat man sich davon nie, das Zweitwerk „Second Excess“ mit Alan Keen am Mikro fiel eine Ecke härter aus, hatte aber nicht mehr das Potential wie der Erstling.
Das sogenannte dritte Album „Shh…“, das aber unter dem Banner WET PAINT veröffentlicht wurde, konnte nicht wirklich überzeugen. So bleibt dieses wirklich superbe Debüt, von Yesterrock um 2 Bonusstücke angereichert, die aber 1990 entstanden, also zur Zeit von „Second Excess“. „Circle“ und „Angels Crying“ fügen sich nicht besonders gut in das Gefüge ein und bleiben auch in Sachen Komposition hinter den regulären 11 Songs zurück. Trotzdem sind die beiden Nummern eine schöne Anreicherung, denn seien wir mal ehrlich: wie viele Neuauflagen gibt es denn, auf denen die Bonüsse an die Qualität der normalen Scheibe heranreichen? Na also! „Made For Pleasure“ macht auch über 20 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch mächtig Fun, der Name ist also Programm – Pfilichtkauf!
Trackliste:
01. Feel My Body
02. Last Day of War
03. Red Light Night
04. Trouble in Paradise
05. Bad Girl
06. Made for Pleasure
07. Running
08. Rocking All Over the World
09. Hot Summer Night Party
10. Boys Got the Fever
11. Sally
12. Circle
13. Angels Crying
Stefan
Band: Pride
Album: Pride
Spielzeit: 49:41 min.
Plattenfirma/Vertrieb: AOR FM/Yesterrock
Veröffentlichung: 2008/2011
Homepage: www.myspace.com/aorpride
Endlich ist es soweit: die schwedische AOR-Band PRIDE kann ihre Songs einem hoffentlich etwas breiterem Publikum präsentieren als das mit der 2008er Veröffentlichung auf dem britischen Label AOR FM mit der Miniauflage von 500 Stück der Fall war. Da damals schon ein Review bei uns gemacht wurde, gibt es hier Auszüge davon und ein kleines Update für den neuerlichen Re-Release:
Die schwedische Band PRIDE existierte zwischen 1988 und 1991 und brachte seinerzeit nur eine Vinyl-Single zustande, die auf den Namen “You´re The Only One“ hörte (wie passend *grins*). Die Band nannte sich ursprünglich SILHOUETTE, benannte sich aber dann schließlich in PRIDE um, als sie 1988 ihren neuen Sänger Dan Kristiansson verpflichteten. Kristiansson hatte bereits 1985 ein Demo mit TRANSIT eingesungen und wurde bei einem Band-Contest im Januar 1988 als neuer Sänger präsentiert.
Immer wieder wurde das Vorankommen von weiteren Demo-Aufnahmen und der Veröffentlichung ihrer Single durch verschiedenste Probleme nach hinten verschoben, sodass die Single erst im Mai 1989 in den Läden landete. Im Herbst 1989 wurden mit Mats Karlsson von 220 VOLT dann weitere acht Songs aufgenommen, die aber nie offiziell das Licht der Welt erblickten. Wer z.B. TREAT, 220 VOLT oder FATE zu seinen Favouriten zählt, ist hier mit ziemlicher Sicherheit richtig, denn PRIDE machen Keyboard-orientierten AOR/Hardrock der melodiösen Art.
Als Anspieltipp möchte ich einfach mal die zweite, aber nie veröffentlichte Single „Playing With Fire“ oder die Granate „Good Intuition“ herauspicken, ohne natürlich die erste Single „You´re The Only One“ nebst B-Seite „Dreamer In The Night“ zu vergessen. Aber auch der Rest der 13 Songs spricht für sich und somit macht sich dieser Silberling sehr gut in jeder Melodic-Sammlung.
Für den aktuellen Release auf Yesterrock wurden noch 2 Bonustracks hinzugefügt, die dieses feine Paket abrunden. “Heartless Woman” ist ein schöner Rocker, der erneut mit starken Keyboard-Teppichen untermalt wurde und das abschließende “Valkyria” ist eher poppig und dezent gehalten. Beide Stücke wurden für diese Wiederveröffentlichung neu aufgenommen. Wer sich also vor 3 Jahren die CD nicht schnappen konnte, sollte es jetzt schleunigst nachholen!
Trackliste:
01. You’re the only one
02. Dreamer in the night
03. Playing with fire
04. Someone is calling your name
05. Turn it up
06. Good intuition
07. Love is hard to live with
08. Movin‘ on
09. Let it in
10. Changin‘
11.Over the guideline
12. Heartless Woman
13. Valkyria
Stefan
Band: Deadringer
Album: Electrocution Of The Heart
Spielzeit: 39:05 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Grudge Records
Veröffentlichung: 1989
Nicht jede All-Star-Band konnte den Erfolg erzielen, der ihr eigentlich beschert sein sollte. In den späten 80ern konnten Kollaborationen wie BAD ENGLISH zwar durchaus Staub auwirbeln, eine Combo namens DEADRINGER musste dagegen sich mit dem Prädikat „Schuß in den Ofen“ begnügen. Das konnte keinesfalls an der Besetzung liegen, denn mit Sänger Charlie Huhn (NO MERCY, VICTORY u.v.m.), Gitarrist Jay Johnson (ARC ANGEL), Keyboarder Joe Bouchard (BLUE ÖYSTER CULT), Bassist Dennis Dunaway und Drummer Neal Smith (beide ALICE COOPER) hatte die Bezeichnung Supergroup schon seine Richtigkeit.
Auch die Songs auf dem einzigen Album “Electrocution Of The Heart” waren von einer Güte, bei der ein Erfolg eigentlich vorprogrammiert gewesen wäre. Dazu kam das außergewöhnliche Organ von Charlie Huhn, der diese Band direkt nach seinem Ausstieg bei VICTORY zusammengetrommelt hat.
Der erste Song ruft laut “Everybody Rock”. Und er ist eine Hymne. Tolles Riffing, schöne Arrangements und Melodien, die sofort ins Ohr gehen aber auch nach Jahrzehnten nicht langweilig werden. “When You´re in You´re In” ist da ungleich sperriger, entpuppt sich aber nach mehrmaligem Hören als erstklassig. Die Powerballade “Love Is A Killer” ist das genaue Gegenteil dazu. Der Song ist ein Ohrwurm sondersgleichen und wieder einmal wundert man sich, warum DEADRINGER seinerzeit nicht erfolgreicher waren. Und mit dem folgenden “Secret Eyes” – einer reinrassigen AOR Nummer – legen die Herrschaften noch mal gehörig nach. Zusammen mit “Everybody Rock” und “Love Is A Killer” bildet dieses Stück das magische Dreieck des Albums und zeugt ganz nebenbei von der Vielfältigkeit von DEADRINGER.
Aber auch das flotte “Summa Cum Loud”, das rockige “Unsung Heroes” oder das leidenschaftliche “Dangerous Love” sind Hammernummern. Wenngleich auch der Sound der Scheibe etwas kraftvoller hätte ausfallen dürfen. Aber er hat einen gewissen Charme und erspart einem das x-te Hochglanzprodukt, das zu Tode gemixt wurde.
Leider brach die Band schon kurze Zeit später auseinander und so bleibt “Electrocution Of The Heart” das einzige Tondokument einer vielversprechenden Konstellation. Charlie Huhn konzentrierte sich danach auf HUMBLE PIE, die von Drummer Jerry Shirley mit neuem Line-Up reaktiviert wurden und steht seit 2000 bei den Classic Rockern FOGHAT in Lohn und Brot. 2003 kehrte er für das Album “Instinct” noch einmal zu VICTORY zurück und hat u.a. auch an einem Album des ehemaligen BÖHSE ONKELZ Gitarristen Matt Roehr gearbeitet.
1989 wäre die perfekte Zeit gewesen, um mit einem All-Star Projekt wie DEADRINGER groß heraus zu kommen. Aber das Unternehmen wurde nicht von Erfolg gekrönt. So blieb “Electrocution Of The Heart” nicht nur ein einmaliges Vergnügen sondern ist schon seit Langem eine begehrte und teure Rarität. Das schreit doch nach einer Neuauflage, vielleicht ist es eines Tages so weit.
Trackliste:
01. Everybody Rock
02. When You´re In You´re In
03. Love´s A Killer
04. Secret Eyes
05. Balls Out
06. Summa Cum Loud
07. Double Talk
08. Dangerous Love
09. Bring On The Night
10. Unsung Heroes
Stefan
Band: Metal Church
Album: Metal Church
Spielzeit: 42:00 min.
Stilrichtung: Speed Metal, Thrash Metal
Plattenfirma: Electra
Veröffentlichung: 1985
Homepage: www.metalchurchmusic.com
Wie verzahnt und übersichtlich die aufkeimende Speed- und Thrash Metal Szene Anfang der Achtziger in den USA war, lässt sich an ein paar Beispielen wunderbar zeigen. Ähnlich wie der Ruhrpott in Deutschland war es in den USA die Bay Area rund um San Francisco wo der Untergrund brodelte und Kapellen wie METALLICA – anfangs ja mit Dave Mustaine, der anschließend MEGADETH gründete – oder auch METAL CHURCH, für die ursprünglich ein Drummer namens Lars Ulrich vorgesehen war, hervorbrachte. Später operierten METAL CHURCH allerdings wieder von Aberdeen/Seattle aus, wo Bandkopf und Gitarrist Kurdt Vanderhoof zu Hause war.
Zusammen mit Sänger David Wayne, Gitarrist Craig Wells, Bassist Duke Erickson und Drummer Kirk Arrington entstand nach einigen Demos dieses selbstbetitelte Erstlingswerk, das innerhalb kürzester Zeit komplett durch die Decke ging. 1984 auf dem kleinen Label Ground Zero veröffentlicht, wurden schon stattliche 70000 Einheiten verkauft, bevor das Majorlabel Elektra den Braten roch und METAL CHURCH unter Vertrag nahm. Anderen Firmen wie Atlantic Records war das Material zu hart. Dass sich mit dem Album und der Band aber dennoch gut Reibach machen ließ, bewiesen die von vielen Schicksalsschlägen gebeutelten METAL CHURCH immer wieder. Bis zur ersten Auflösung im Jahre 1994 hatten Kurdt Vanderhoof und seine Mannen nicht nur 4 weitere sehr gute Alben aufgenommen, sie waren u.a. mit METALLICA auf Tour schnupperten an der ganz großen Karriere. Die blieb den Amis aber immer verwehrt.
Ein großes Problem war die Alkoholsucht von Sänger David Wayne, der schlussendlich 1988 gegen Mike Howe ausgetauscht wurde. Schon zwei Jahre zuvor verabschiedete sich Mastermind Vanderhoof vom aktiven Dienst und agierte nur noch aus dem Hintergrund, in dem er weiterhin Songs schrieb und die Geschicke der Band leitete. Auf der Bühne wurde er von John Marshall vertreten. Sänger David Wayne starb 2005 bei einem Autounfall, er wurde nur 47 Jahre alt.
Doch zurück zur Musik. Die noch frische Speed- und Trash Metal Szene brauchte Vorreiter, und genau so einer waren METAL CHURCH seinerzeit. Getrieben von jugendlicher Unbekümmertheit brannte das Quartett auf ihrem Debüt ein Feuerwerk an schnellen Gitarrenriffs, atemberaubenden Doublebass-Salven und der perfekten Portion Eingängigkeit in den Songs ab. David Wayne´s aggressiver und manchmal etwas überdrehter Gesang passte perfekt.
Alleine der Opener „Beyond The Black“ suggeriert dem Hörer, von einer dunklen Macht übernommen zu werden, bevor ein markantes Riff einsetzt und mit Beginn des Gesangs ein markerschütternder Schrei dem nächsten folgt. Das nahtlos übergehende „Metal Church“ ist unwesentlich schneller, aber von ähnlicher Intensität. Atemberaubend schnell rotzen die Amis ihr Instrumental „Merciless Onslaught“ herunter bevor mit „Gods Of Wrath“ eine Ballade mit cleanem Gesang und cleanen Gitarren folgt. Nicht ohne allerdings im Refrain von Schreihals Wayne schön verziert zu werden. Nach dem Nackenbrecher „Hitman“ gibt es mit dem paranoiden „(My Favourite) Nightmare“ oder der abschließenden DEEP PURPLE Coverversion „Highway Star“ noch einiges an erstklassigem Material. Und die Hamburger Jungs von HELLOWEEN werden vor den Aufnahmen zu ihrer ersten EP sicher „Battalions“ gehört haben.
Ob dieses Album das beste Speed- bzw. Thrash Metal Album aller Zeiten ist, wie seinerzeit von den Lesern des Metal Hammer gewählt (lang lang ist´s her), wollen wir einmal dahingestellt lassen. Dass METAL CHURCH alleine mit ihrem Debüt Unmengen von anderen Bands beeinflusst haben, ist dagegen ein offenes Geheimnis. Die Amis haben speziell in ihrer Frühphase weitere Alben aufgenommen, die man haben sollte, aber den Charme dieser Songs und die beklemmende Atmosphäre haben sie so nie wieder erreicht.
Trackliste:
01. Beyond The Black
02. Metal Church
03. Merciless Onslaught
04. Gods Of Wrath
05. Hitman
06. In The Blood
07. (My Favourite) Nightmare
08. Battalions
09. Highway Star
Stefan
Band: Only Child
Album: Only Child
Spielzeit: 39:46 min./48:01 min.
Veröffentlichungsjahr: 1988/2010
Plattenfirma/Vertrieb: Capitol Records/Yesterrock
Stilrichtung: AOR/Hardrock
Mein lieber Mann – die Herren von Yesterrock haben hier aber gewaltig aufgetrumpft. Gleichzeitig mit dem Re-Release von „Made For Pleasure“ von VICE beglückten sie uns auch noch mit dem selbstbetitelten Debüt von Paul Sabu´s ONLY CHILD. Ähnlich wie die VICE Scheibe war auch ONLY CHILD ein rares und schwer gesuchtes Album.
Kein Wunder, wenn man sich Schmankerl wie „I Wanna Touch“, „I Believe In You“ oder „Always“ anhört. Und nicht umsonst hat der Kerrang! „Only Child“ in die Top 40 der besten AOR-Rundlinge aller Zeiten gewählt. Dabei hat Paul Sabu, Sohn des berühmten Schauspielers Tony Sabu Dastagir (man erinnere sich nur an die ganzen Dschungelfilme, in denen er als Elefantenjunge Sabu auftrat) seine Karriere mit einer gänzlich anderen Musikrichtung begonnen.
Seine erste Platte war ein reinrassiges Disco-Scheibchen, ehe er sich auf seine wirklichen Stärken besann und mit KIDD GLOVE (übrigens auf dem gleichen Label als Re-Issue erhältlich) eine tolle Rockplatte veröffentlichte. Zusätzlich zu den 10 Songs des Originals von 1988 hat Paul auch noch 2 Bonustracks ausgegraben, die auf den Namen „Young Guns“ und „Vice Versa“ hören und gar nicht mal so schlecht sind. Eine echte Aufwertung für eine Platte, die lange unerschwinglich war, es aber verdient gehabt hätte, von viel mehr Anhängern der melodischen Rockmusik entdeckt zu werden.
Das könnt Ihr jetzt endlich nachholen, zu einem normalen Preis – leider muss ich aber auch sagen, dass es jetzt absolut keine Ausreden gibt, diesen Rundling NICHT in seiner Sammlung zu haben. Wie auch zu lesen war, wollte Meister Sabu auch eine Re-Union von ONLY CHILD vorantreiben, was aber im Sande verlief. Erfreuen wir uns umso mehr an diesem schönen Stück Rockgeschichte.
Trackliste:
01. Just Ask
02. Always
03. I Wanna Touch
04. I Remember the Night
05. Love to the Limit
06. I Believe in You
07. Save a Place in Your Heart
08. Rebel Eyes
09. Scream Until You Like It
10. Shot Heard Around the World
Stefan
Band: Lizzy Borden
Album: Visual Lies
Spielzeit: 41:50 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Metal Blade Records
Veröffentlichung: 05.09.1987
Homepage: www.lizzyborden.com
Mit LIZZY BORDEN trat 1983 eine weitere Heavy Metal Band auf den Plan, die ein historisches Ereignis als Bandphilosopie verinnerlichte. Zumindest für die Show. Der Fall Lizzie Borden datiert auf das Jahr 1892. Sie wurde beschuldigt, ihren Vater und die Stiefmutter auf grausamste Weise mit einem Beil ermordet zu haben. Ein Jahr darauf wird sie zwar freigesprochen, der Fall wird aber nie ganz geklärt. Und so hat sich Frontmann Gregory Charles Harges, der die Band zusammen mit seinem Bruder Joey Scott (drums) gegründet hat, auch gleich in die Kunstfigur LIZZY BORDEN umbenannt. Gleichzeitig firmiert die ganze Band unter diesem Namen. Die Shows von LIZZY BORDEN werden innerhalb kürzester Zeit bekannt für ihre Blutrünstigkeit, Kollegen wie ALICE COOPER und W.A.S.P. stehen hier Pate. Der Schock-Rock hat eine neue feste Größe.
Den ersten musikalischen Beitrag leisten die Amerikaner noch im gleichen Jahr auf dem Sampler „Metal Massacre IV“ mit dem Song „Rod Of Iron“. Einer ersten eigenen Veröffentlichung steht nichts mehr im Wege und so erscheint 1984 die erste EP, die pathetisch „Give Em The Axe“ benannt wird und rohen Heavy Metal enthält. Nach dem Debütalbum „Love You To Pieces“ sowie einer Live-Scheibe („The Murderess Metal Road Show“) erscheint mit dem neuen Album „Menace To Society“ ein richtig starkes Teil. Die Metalmaschine LIZZY BORDEN ist bestens geölt und die Platte wirft mit „Love Kills“ sogar einen kleinen Hit ab.
1987 markiert indes das kommerziell erfolgreichste Jahr in der Biographie der Band. Denn im September wird ihre dritte Langrille „Visual Lies“ veröffentlicht. Der Sound ist majestätisch und viele Songs sind weit weg vom ungestümen Old School Power Metal vergangener Tage. Das mag viele alte Fans vergrault haben, aber es kamen viel mehr neue hinzu. Ein gewisser Max Norman zeichnet sich für der Sound und die gesamte Produktion verantwortlich, während sich das Gespann Lizzy Borden/Gene Allen (guitars) einen Hit nach dem anderen aus den Rippen leiert. Der neu zur Band gestoßene Gitarrist Joe Holmes entpuppt sich ebenfalls als Glücksgriff – zumindest für kurze Zeit, denn schon ein Jahr später verlässt er LIZZY BORDEN schon wieder. In Zukunft wird er für Hochkaräter wie DAVID LEE ROTH oder OZZY OSBOURNE in die Saiten greifen.
Allen voran kann der Opener „Me Against The World“ für Entzückung sorgen. Gesunde Härte gepaart mit unwiederstehlichen Melodien ist auch das Rezept für erstklassige Nummern wie „Outcast“, „Eyes Of A Stranger“ oder „Visions“. Dazwischen gesellen sich Nackenbrecher („Den Of Thieves“) und wahre Geschichten („Visual Lies“) zu zeitgenössischem Hardrock („Shock“). Nur 9 Songs enthält die Scheibe, keiner davon ist überflüssig – ein wahrer Klassiker.
Schon kurz nachdem das Unternehmen LIZZY BORDEN so richtig Fahrt aufgenommen hat, zerbricht die Band. Das 1988 folgende Album „Master Of Disguise“ hat mit seinen unzähligen Gastmusikern eher Projektcharakter. Auch im weiteren Verlauf seiner Karriere lenkt Chefdenker Borden das Unternehmen alleine. Nur sein Bruder ist bis heute mit von der Partie. So richtig kommen die Amis nicht mehr aus den Pötten, was folgt sind teils halbgare Alben. Heute treten die Herren Borden/Scott sowie Marten Andersson (bass) und Ira Black (guitars) auf der Bühne als Zombies auf und liefern nach wie vor eine verstörende Show.
„Visual Lies“ erschien gerade noch rechtzeitig, bevor das Unternehmen buchstäblich den Bach hinunter ging und ist bis heute ein Album, das das überzeugen kann.
Trackliste:
01. Me Against The World
02. Shock
03. Outcast
04. Den Of Thieves
05. Visual Lies
06. Eyes Of A Stranger
07. Lord Of The Flies
08. Voyeur (I´m Watching You)
09. Visions
Stefan
Band: Brother Firetribe
Album: False Metal
Spielzeit: 45:03 min.
Plattenfirma: Spinefarm Records
Veröffentlichung: 21.06.2006
Wie alt muss ein Album sein, damit es als Klassiker durchgeht? Da wir schon immer ein Magazin waren, das sich nichts um Nomen und Vorgaben schert, deklariere ich prompt das Debüt der Finnen BROTHER FIRETRIBE für unsere Rubrik „Klassiker der Woche“ als tauglich!
Eins mal gleich vorneweg: Ich bin eigentlich kein Freund von Keyboard-geschwängerter Rockmusik, aber im Falle von BROTHER FIRETRIBE geht das mehr als in Ordnung. Schon bei den ersten Tönen wurde mir klar, dass es sich hier um ein starkes Stück AOR handelt, aber was sich mir im Laufe dieser 45 Minuten darbot, ist schwer in Worte zu fassen. Vielleicht kann ich es am Besten mit einem von BROTHER FIRETRIBE´S Songtiteln beschreiben: „I´m On Fire“!
Im Übrigen hat sich die Band auch das Prädikat „Kings Of Tennis Metal“ gegeben. Der Bandname BROTHER FIRETRIBE ist die wörtliche englische Übersetzung des Namens des finnischen Tennisspielers Veli Paloheimo, daher die etwas bizarre Bezeichnung.
Stellt Euch vor wir befinden uns im Sommer 1988. Es ist Freitag abend, endlich Wochenende. Strahlender Sonnenschein, rein ins Cabrio, BROTHER FIRETRIBE ins Cassettenfach (jaja, CD war da noch nicht so sonderlich weit verbreitet) und ab auf die Piste. Diese Scheibe ist einfach Sommerfeeling pur. Großartige Melodien, knackige Chöre, (kilo)meterhohe Keyboardtürme, eine tolle Atmosphäre, kurz und gut: ein Songwriting, das einfach überirdisch ist. Der perfekte Trip in die glorreiche Zeit, eine Zeit, in der die Welt noch in Ordnung war, die Sonne heißer denn je vom Himmel brannte, die Haare länger (und dichter) waren und noch keiner der ganzen DSDS Pfeifen tagtäglich die gesamte Medienlandschaft verseuchte
BROTHER FIRETRIBE wurde von NIGHTWISH Gitarrist Emppu Vuirinen gegründet und diese Scheibe ist nicht unbedingt das, was ich von seinem „Soloausflug“ erwartet hätte. 10 absolute AOR-Granaten, bei denen sich wirklich nicht eine schwache Nummer eingeschlichen hat. Schließt die Augen und stellt Euch eine Mischung aus Bon Jovi in den 80ern gepaart mit der ersten Blue Tears Scheibe vor, die um das Feeling von 80ger Größen wie JOURNEY, BOSTON oder EUROPE erweitert wurde, dann habt Ihr ungefähr eine Ahnung, wie sich diese Perle anhört. Ich habe schon seit langer Zeit keinen durchgängig so gelungenen Release in den Händen gehabt. Außerdem haben die fünf Finnen mit LEVERAGE-Shouter Pekka Ansio Heino einen mehr als ambitionierten Frontmann in ihren Reihen.
Ihr wollt Anspieltipps? Nicht im Ernst oder? Schaut einfach auf die Trackliste und ihr kennt die Songs, die ich herausheben möchte. Ich kann Euch nur empfehlen, diesen Überflieger der Kings Of Tennis-Metal im heimischen CD-Regal einzulagern.
Zur Punktewertung kann ich nur soviel sagen: 10 mal Granate, 10 mal Punkt – und somit prädestiniert für unseren „Klassiker der Woche“, auch wenn die Platte erst knapp 7 Jahre auf dem Buckel hat (mein lieber Mann, wie die Zeit vergeht).
Trackliste:
1.Break Out
2.Valerie
3.I´m On Fire
4.Love Goes Down
5.Devil´s Daughter
6.Midnite Queen
7.One Single Breath
8.Lover Tonite
9.Spanish Eyes
10.Kill City Kid
Stefan
Band: Little Angels
Album: Jam
Spielzeit: 50:50 min.
Stilrichtung: Hardrock, Bluesrock
Plattenfirma: Polydor
Veröffentlichung: 01.01.1993
Homepage: www.littleangelsofficial.com
Hardrock von der Insel ist seit jeher etwas Besonderes. Die Briten haben mit BLACK SABBATH, JUDAS PRIEST und vielen anderen den Heavy Metal revolutioniert und die NWoBHM rollt bis heute munter weiter. Sie nennen hervorragende AOR-Kapellen ihr Eigen und liefern mit Bands wie THUNDER eine atemberaubende Mischung aus Rock und Blues. Aber es lohnt sich wie immer auch, unter der Oberfläche zu suchen und wahre Schätze zu Tage zu fördern. Bei der heutigen Besprechungen spielen THUNDER gar keine so kleine Rolle. Denn neben den amerikanischen Big Playern AEROSMITH spielt der Stil von Morley/Bowes und Kollegen eine große Rolle.
Zumindest auf dem Anfang 1993 veröffentlichten Album der LITTLE ANGELS. Schlicht „Jam“ getauft markiert die Platte quasi den Abschlussball des College und das anschließende Erwachsenwerden einer Band, die bis heute leider viel zu wenig beachtet wird. Wobei: der Abschlussball war wohl eher die vorangegangene Scheibe „Young Gods“, die 1991 erschien und den bis dato größten Erfolg der Band bedeutete. Platz 17 in den UK Charts war doch beachtlich. Aber „Jam“ konnte sogar bis auf Platz 1 vorpreschen. Leider nur kurze Zeit. Dennoch hatten die Fans erkannt, was in der Band steckt.
Ausgestattet mit einem mitreißenden Sound, wohl dosierten Bläsereinsätzen und viel mehr Blues lieferten die LITTLE ANGELS ein hervorragendes Album ab. Angefangen von Gute-Laune-Rockern wie „Too Much Too Young“ oder „Eyes Wide Open“ über gefühlvolle Balladen wie „Womankind“ oder „Sail Away“ bis hin zu Songs, die sich so richtig hochschrauben konnten (z.B. „Splendid Isolation“) hatte „Jam“ alles, was ein Hitalbum brauchte. Dazwischen schlüpfriges wie „Don´t Confuse With Love“ oder Riffmonster wie „Tired Of Waiting For You (So Tired)“. Was will man mehr?
Schon der Vorgänger „Young Gods“ war ein Ohrenschmaus, aber was die LITTLE ANGELS bei „Jam“ abgeliefert haben, ist wirklich Champions League. Unbedingt mal wieder rauskramen und auflegen! Wer das Teil noch nicht in seiner Sammlung hat, sollte sich schleunigst auf die Suche machen – es lohnt sich!
Trackliste:
01. The Way That I Live
02. Too Much Too Young
03. Splendid Isolation
04. Soapbox
05. S.T.W.
06. Don´t Confuse With Love
07. Womankind
08. Eyes Wide Open
09. The Colour Of Love
10. I Was Not Wrong
11. Sail Away
12. Tired Of Waiting For You (So Tired)
13. S.T.W. (Reprise)
Stefan