SLEAZER – Coming To Get You (EP)

Band: Sleazer
Album: Coming To Get You
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: 17.03.2013
Homepage: www.facebook.com/SleazerCR

Wann hat man schon Musik aus Costa Rica im heimischen Player? Und dann auch noch solche, mit der man was anfangen kann? SLEAZER sind so eine Kapelle – der Name ist hier Programm. Aber die Herren Rod (vocals), Claudio (keyboads), Andrés (drums), Chino (guitars) und Pablo (bass) machen nicht nur den typischen Hair-Sound der späten 80er sondern mischen ihrer EP „Coming To Get You“ noch eine Prise Hardrock, Power Pop sowie Heavy Metal hinzu. Leider findet sich praktisch keinerlei weitere Info über die Jungs, also muss die Musik sprechen:

4 Songs gibt es auf „Coming To Get You“ zu hören, der Titeltrack macht gleich den Anfang. Wuchtig und heavy dröhnt der Song aus den Boxen. Der Sound könnte als Mischung zwischen der ersten MÖTLEY CRÜE und den Anfängen von LOUD´N NASTY beschrieben werden. Und tatsächlich macht der Fünfer auch genau die Mucke: ein lässiges Riff, die Coolness der oben genannten Platten gepaart mit einem Sänger, der nicht selten an Rob Nasty erinnert. Der extrem basslastige Sound beschert dem Song eine ordentliche Durchschlagkraft. „Into The Madhouse“ braucht indes ein paar Durchläufe, bis es „klick“ macht. „Dirty Love“ ist da schon schneller infizierend. Ähnlich wie der Opener erzeugt er eine ungeheuere Kraft und eine tolle Atmosphäre, hier leben die 80er. Der letzte Track hört auf den Namen „Crazy Gemini“ und fängt im Midtempo an, hat einen guten Chorus und endet richtig heavy.

Die Costa Ricaner SLEAZER machen ihrem Namen alle Ehre und legen einen kraftstrotzenden Vierling vor, der zwar noch Luft nach oben lässt, in manchen Abschnitten aber richtig genial daherkommt. Ich freue mich schon auf einen kompletten Longplayer der Jungs!

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Coming To Get You
2.Into The Madhouse
3.Dirty Love
4.Crazy Gemini

Stefan

SATAN TAKES A HOLIDAY – Why Do You Voodoo?

Band: Satan Takes A Holiday
Album: Who Do You Voodoo?
Spielzeit: 37:38 min
Plattenfirma: Rough Trade
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.satantakesaholiday.com

Ursprünglich hatten die Stockholmer, Inhaber eines Rock-Cafés nie vorgehabt, eine Band zu gründen. Trotzdem haben sich Fred Burman (Gesang, Gitarre), Johannes Lindsjöö (Bass) und Svante Nordström (Schlagzeug) auf dieses Abenteuer eingelassen und 2009 ihr Debütalbum veröffentlicht. Die Musik wurde beibehalten, das Café („Louie Louie“) ebenfalls. SATAN TAKES A HOLIDAY sehen ihre musikalischen Einflüsse in der Musik der 80er und 90er Jahre, mit der sie eben auch erwachsen geworden sind.

Die Artwork des Covers ist einfach gehalten: Schwarzer Hintergrund und bunte Buchstaben, die wie rausgesprengt aussehen.

Richtig rotziger Straßen-Punkrock, den ich erwartet habe, ist es nicht. Hier ist statt „das gewisse Ordinäre“ Sauberkeit angesagt, wie ein Löwe, dem man die Zähne gezogen hat. „Candy Mouth“, „Karma Babe“ und “Who Do You Voodoo” sind recht flotte Stücke, die auch Spaß an der Musik vermitteln. Es ist nur etwas zuwenig von der Zutat, die Punkrock ausmacht. Ordentlich auf die Kacke gehauen wird bei „Moth And Flames“. „I Wanna Hold Your Hand“ macht einen guten Eindruck und hat einen starken Sound. Allerdings versucht man den Song mit „Uuuhuuuhuuu“-Gesängen aufzuwerten, sie lenken aber doch eher vom eigentlichen Gesang und übertönen diesen stellenweise sogar. „Destroyer“ hat einen Schlagwort-Charakter. Hier wird eher gerufen als gesungen, was im Punkrock ja auch nicht unbedingt eine Fehlleistung ist. „Leave Me Alone“ ist eine Ballade, die klingt, als würde bei ihr durchgehend geweint. Eine interessante Idee und gut umgesetzt. Abschließend „A Bit Of Hell“, welches vom Sound her gut in eine 80er-Jahre-Disco passen würde und “Make It Rain”, welches wieder stimmlich ein wenig weinerlich klingt und in Richtung Ballade marschiert.

„Who Do You Voodoo“ klingt insgesamt ein wenig blechern wie in den 60er und 70er Jahren,nur war der Ur-Punk „dreckig“. Das Album würde wohl auf einer Party niemand quer durchs Zimmer kicken. Es ist solide Handwerksarbeit wie eine gute aufgebrühteTasse Kaffee.

Anspieltipps: “Candy Mouth”, “Moth And Flames”, “Leave Me Alone”

Fazit : Man sagt, „wenn Du nichts Nettes zu sagen hast, sag lieber nichts“, aber ich habe etwas Nettes zu sagen: Das Album ist solides Handwerk, es ist nett. Mir eben etwas zu nett. Meiner Meinung nach fehlt ein leicht kräftigerer Biss bei dem Album, es ist mir zu zahm. Wie eine Katze ohne Krallen, ein Löwe ohne Zähne, Bier ohne Schaum, Sekt ohne Prickeln, eine Kutte ohne Patches… Ich frage mich, wo beim Punk der Rock verloren ging. Trotzdem eine ordentliche Leistung, ein ehrliches Album.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.1. Candy In Mouth 3:14
2. Karma Babe 2:56
3. Who Do You Voodoo 2:49
4. Her Pretty Head 2:56
5. Radio 2:22
6. Go Go Go 3:27
7. Moth and Flame 2:50
8. I Wanna Hold Your Hand 4:10
9. Destroyer 2:06
10. Leave Me Alone 4:54
11. A Bit Of Hell 3:15
12. Make It Rain 3:18

Sandra

LOUD´N CLEAR – Playing With Thunder

Band: Loud n’ Clear
Album: Playing With Thunder
Spielzeit: 32:33 min
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.facebook.com/loudnclearband

Eine israelische Band liegt mir heute wieder auf dem Tisch zur Rezi; genauer aus Haifa. Der Name ist LOUD N’ CLEAR. 2003 vereinigten sich LOUD N’ CLEAR zu einer Band; sie frönen gemeinsam einer Liebe zum Glam und Heavy Metal der 80er Jahre. In dieser Musik liegen die Wurzeln und Einflüsse der Band. Mitglieder der Rock n’ Roll-Kapelle sind Asaf “Rikki Reckless” Enav (Gesang), Amir Eldor (Gitarre), Roman Chase (Bass), Tomer “Tommy-Foxx” Darmon (Gitarre) und Ralph Huber (Schlagzeug – Studiomusiker). Die Musik war lange Zeit „nur“ Hobby, wurde aber zu einer ernsteren Sache. LOUD N’ CLEAR haben bereits für bekannte Kollegen eröffnet und werden in ihrer Heimat mit den früheren Skid Row verglichen.
   
Für die Artwork verantwortlich ist Raziel Kainen. Übrigens ist auf dem Cover eine Lady mit einem beneidenswerten Bauchmuskel-Sixpack zu sehen, die eine Gitarre vor blauem Hintergrund hochhält und Blitze regelrecht provoziert. Wurde das Album noch in einem israelischen Studio eingespielt, den endgültigen Schliff hat es in Kalifornien bekommen, von Mayor Appelbaum.

Gleich zu Beginn wird klar, da gibt eine Band alles und die Aussagen, Leidenschaft für Musik zu empfinden ist nicht nur so dahergesagt, sondern ernst gemeint. Während „New Solution“ ein saustarker Opener ist, punktet „Hold On“ mit einem verhalteneren Anfang und spielt mit Rhythmus und Stimme. Hier kommen Bassriffs gut zur Geltung. Der Song entwickelt sich zu einem Ohrwürmchen. Bei einer instrumentalen Einlage darf sich die Leadgitarre mit Unterstützung der Rhythmusinstrumente hervortun. Starkes Riff! Während die ersten drei Songs straighte Rocker sind, ist „Without You“ dann die obligatorische Ballade. Wer allerdings erwartet hat, dass sie zum gleichnamigen Mötley Crüe-Song tendiert, wird überrascht sein, denn es ist nicht der Fall. Während anfangs die Ähnlichkeit unleugbar ist, entwickelt sich der Song komplett anders als sein Namenspate. Ein melodisches Stück ist „Poison Love“. „Poison Love“ hat einen gut zu merkenden, eingängigen Chorus. „Breathe“ und „Runaway“ sind bschlüsse für das Album, die Lust auf mehr machen.    

Der Exkurs in die früheren Jahre ist absolut gelungen. Bei den Namen der Songs hatte ich zwar befürchtet, einen lauwarmen Aufguss vorgesetzt zu bekommen, aber das hat sich nicht bewahrheitet. LOUD N’ CLEAR sind eine Band mit Potenzial und… eben Wurzeln…

Anspieltipps: „Hold On“, „Poison Love“, “Runaway”

Fazit :  Bei mir haben LOUD N’ CLEAR einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Das Album wird auf jeden Fall Einzug in meinen CD-Schrank halten.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.New Solution 3:58
2.Hold On 3:51
3.Rise 4:20
4.Without You 5:35
5.Poison Love 4:59
6.Breathe 5:02
7.Runaway 4:52

Sandra

STONE SOUR – House Of Gold & Bones Part II

Band: Stone Sour
Album: House Of Gold & Bones Part II
Spielzeit: 51:09 min
Plattenfirma: Roadrunner
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.stonesour.com

Hier trägt die Phoenix-aus-der-Asche-Band STONE SOUR den bereits angekündigten zweiten Teil ihres Albums „House Of Gold & Bones“ vor. Die Mitglieder von STONE SOUR bestehen aus den folgenden Mitgliedern: Corey Taylor (Gesang), James Root (Leadgitarre), Josh Rand (Rhythmusgitarre), Rachel Bolan (Bass) und Roy Mayorga (Schlagzeug). Zweiteiler sind ja keine neue Idee, nur häufig schwer umzusetzen. Hören wir, ob es STONE SOUR gelungen ist.

Covermäßig wirkt auch dieses düster, düster, düster… Dunkler Hintergrund – scheinbar ein Mensch, der in einer Unterwasser-Höhle steckt. Für die Gestaltung ist auch hier Jason Shawn Alexander verantwortlich.

Der Opener, „Red City“, bringt das Album geschickt auf den Punkt und präsentiert sich bedeutungsschwanger und vermittelt den Eindruck nicht allzu leichter Kost. Dieser Song wirkt fast schon traurig, depressiv. Als einen eingängigen Song, der Richtung Ohrwurm geht, kann man „Black John“ bezeichnen. Hier rocken STONE SOUR los. Mehr in die Mainstream-Richtung gehen die folgenden Songs und klingen stark und powerful. Wobei „Mainstream“ mit äußerster Vorsicht geschrieben ist, denn damit ist  mitnichten Bierbuden-Rock gemeint, sondern einfach im Vergleich; Einzug in die Charts wird die Scheibe wohl eher nicht halten. Kräftig dröhnt „Peckinpah“ aus den Boxen. Ein Lied voller Widersprüche in sich ist „Stalemate“. Beginnt es anfänglich mit sanften Klängen, wird es dann aber überraschend hart und rockig. Sphärische Klänge bei „Gravesend“ und „’82“. Bei beiden dominierend Keyboards und Synthis. Sympathische Puriness wirkt bei „The Uncanny Valley“. Hier ist kaum technischer „Firlefanz“, aber der, der auftaucht, wirkt sehr überlegt. Stimmlich auch hervorragend und mitreißend. Während sich „The Confligaration“ eher zurückhält, ist der Schluss-Song „The House Of Gold And Bones“ ein Kracher und es geht noch einmal die Post ab.

Es ist immer gefährlich, einen zweiten Teil zu irgendetwas herauszubringen, wenn es ein Erfolg war. Die Erwartungen hängen dann hoch und man hat den Druck, diese zu erfüllen. Ob sie hier komplett erfüllt wurden, vermag ich nicht zu sagen, finde aber doch, dass sich STONE SOUR mehr als souverän geschlagen haben. Geschickt finde ich die Zusammenstellung und Anreihung der Songs, die das Album auch nicht langweilig werden lässt.

Kein seichtes Party-Album – es sind Elemente zum Nachdenken enthalten, melancholische und rockige. Abwechslung pur also. 

Anspieltipps: “Black John”, „Peckinpha“, “Uncanny Valley”,  „House Of Stone & Gold“

Fazit : Nicht straight und knackig, dafür aber ein interessanter Mischmasch aus Stilen und Sound.  Die Stimme Taylors wertet die Scheibe natürlich auch auf. Eine Kauf-Empfehlung kann ich ausdrücklich geben. Natürlich besonders interessant im Zusammenhang mit dem zugehörigen Vorgänger-Album.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Red City 4:39
2. Black John 4:02
3. Sadist 5:07
4. Peckinpah 4:11
5. Stalemate 4:47
6. Gravesend 4:41
7. ’82 3:42
8. The Uncanny Valley 4:01
9. Blue Smoke 2:07
10. Do Me A Favor 3:44
11. The Conflagration 4:55
12. The House Of Gold & Bones 4:43

Sandra

TOM KEIFER – The Way Life Goes

Band: Tom Keifer
Album: The Way Life Goes
Spielzeit: 51:39 min.
Plattenfirma: Mevoree Records/ADA-Warner Music
Veröffentlichung: 17.05.2013
Homepage: www.tomkeifer.com

Wie beginnt man eine Rezension zu einer Platte, auf die man schon Ewigkeiten wartet? Vielleicht mit dem Satz, „Es gibt wohl kaum einen Künstler, auf dessen neue Scheibe die Fans sehnlicher gewartet haben als auf die des CINDERELLA Sängers TOM KEIFER!“. Hm, das ist wohl subjektiv, Fakt ist aber, dass es sicher viele Leute gibt, denen das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn sie diese 14 Stücke hören, auch mir. 10 Jahre war es in der Mache, das erinnert sogar an das unsägliche GUNS´N ROSES Machwerk „Chinese Democracy“, das dann auch noch ein gewaltiger Schuß in den Ofen war und mit 13 Millionen US$ das wohl teuerste Rockalbum der Geschichte.

Diese Summen standen Mr. Keifer sicher nicht zur Verfügung – aber Geld ist eben doch nicht alles. Das beweist ein erster Höreindruck der Vorab-Singles „The Flower Song“ und „Solid Ground“. Erstere ist ein luftiger Rocksong im Stile der ROLLING STONES mit einer Prise TOM PETTY. Die zweite Auskopplung geht schon eher in die Richtung von Tom´s Stammcombo, nur mit dem Unterschied, dass der Blues hier noch größer geschrieben wird als früher. Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Tom´s Stimme klingt sensationell und er singt noch gefühlvoller als je zuvor, gibt aber auch ordentlich Gas, wenn es sein muss! Auch wenn man gestehen muss, dass das Reibeisen nicht mehr so präsent ist wie früher. Aber das nach den vielen Jahren, in denen er dafür kämpfen musste, überhaupt noch einmal singen zu können. Aber dieses leidige Thema möchte ich nicht weiter ausführen, welcome back kann man hier nur sagen!

Einige dieser Songs hat Tom mit seiner Ehefrau Savannah verfasst, die ihn auch schon auf der Bühne begleitet hat und bei der Produktion bekamen sie Unterstützung von Chuck Turner. Der Sound auf „The Way Life Goes“ ist trocken und erdig und die Songs strotzen nur so vor Spielfreude und Selbstvertrauen – zumindest meistens. Natürlich gibt es auch das ein oder andere Thema aus der Vergangenheit, das Tom besser in einem ruhigeren Stück verpackt („Thick And Thin“).

Den Anfang macht aber das schön rockige „Solid Ground“ bevor mit „A Different Light“ gleich die erste Vollbremsung folgt. Wer ein Album im Stile der ersten beiden CINDERELLA-Scheiben erwartet hat, wird sicher estmal etwas vor den Kopf gestoßen sein, wenn man sich aber die Songs richtig anhört, muss man einfach gestehen, dass jeder für sich ein kleines Kunstwerk ist. Tom hat sich stilistisch gar nicht so weit geändert sondern ist nur erwachsener geworden, das liegt in der Natur der Dinge. Wer mit der Coolness der ROLLING STONES, dem whiskey-getränkten Debüt der QUIREBOYS oder auch der CINDERELLA-Scheibe „Heartbreak Station“ etwas anfangen kann, wird „The Way Life Goes“ definitv lieben. Musik, die auf der einen Seite einfach nur lässig aus den Boxen kommt, auf der anderen aber auch Tiefgang hat.

Weitere Highlights zu nennen, wäre Eulen nach Athen zu tragen oder sich darüber zu streiten, ob nun das Debüt „Night Songs“ oder der Nachfolger „Long Cold Winter“ die bessere Platte ist. Das lange Warten hat sich gelohnt, denn „The Way Life Goes“ bietet viel mehr, als man erwartet hätte. Ich krieg das Album nicht mehr aus meinem Player!

Meine tiefe Verneigung vor diesem außergewöhnlichen Künstler – und danke für dieses unbeschreiblich geile Stück Musik!!! Da bleibt nur die volle Punktzahl.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Solid Ground
2.A Different Light
3.It´s Not Enough
4.Cold Day In Hell
5.Thick And Thin
6.Ask Me Yesterday
7.Fools Paradise
8.The Flower Song
9.Mood Elevator
10.Welcome To My Mind
11.You Showed Me
12.Ain´t That A Bitch
13.The Way Life Goes
14.Babylon

Stefan

THE POODLES – Tour De Force

Band: The Poodles
Album: Tour De Force
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 17.05.2013
Homepage: www.poodles.se

Irgendwie tun sich die Schweden THE POODLES seit dem Weggang von Gitarrist Pontus Norgren etwas schwer. Schon das 2009er Album „Clash Of The Elements“ konnte den hohen Standard der ersten beiden wirklich superben Scheiben nicht zu 100% halten. 2011 erschien dann der bisher letzte Longplayer „Performocracy“, bei dem die Daumen noch etwas mehr nach unten zeigten. Versteht mich nicht falsch, THE POODLES sind eine tolle Band, zumindest wenn man mit den teils zuckersüßen Melodien umzugehen weiß. Aber die großen Hits standen nun mal auf den ersten beiden Platten.

Jetzt haben sich die Jungs wieder aufgerappelt und präsentieren mit „Tour De Force“ Album Nummer fünf, das mit einem einfachen Cover-Artwork versehen wurde und vielleicht einen Neuanfang darstellt?! Schon der Opener „Misery Loves Company“ zeigt die Band metallischer denn je, der Gitarrensound ist hart, etwas tiefergestimmt und Frontsirene Jakob Samuel wird zu manchem Ausflug in höhere Gefilde angestachelt. „Shut Up!“ startet recht unspektakulär, bevor der Refrain alte Stärken aufleben lässt. Das Ausrufezeichen hinter dem Songtitel ist also zurecht gesetzt. „Happily Ever After“ ist ein wirklich typischer POODLES-Song, ohne groß aufzufallen. Bei „Viva Democracy“ dagegen, gehen schon beim Riff die Augen auf: hat da jemand PANTERA´s „Walk“ gehört??? Ungewohnt hart gehen die Schweden hier zu Werke, nicht ohne beim Chorus die Kurve zu kriegen und ein Melodic-Feuerwerk zu zünden. Starker Song! „Going Down“ lehnt sich dann auch nicht so weit aus dem Fenster und serviert abermals typische Kost. Die etwas schmalzige Ballade „Leaving The Past To Pass“ mit viel Piano untermalt kann dann mich dann nicht so vom Hocker reißen. Mit „40 Days And 40 Nights“ gibt es dann die englische Version des offiziellen Songs für die schwedische Eishockey Mannschaft zur anstehenden WM in Stockholm zu hören. Große Melodien für große Taten könnte das Motto hier sein. Mehr Überraschungen beinhaltet das folgende „Kings & Fools“, wo die Schweden schon fast episch klingen. Abermals ein toller Chorus, der definitv im Ohr hängen bleibt. Das gefällige „Miracle“ ist da schon wieder rockiger unterwegs. Desweiteren solltet Ihr mal „Godspeed“ eine Hörprobe spendieren. Abschließend gibt es in der physischen Fassung, also der CD, als Bonus noch die schwedische Version der Eishockey-Hymne „40 Days And 40 Nights“.

„Tour De Force“ ist vom Überalbum noch ein Stück entfernt, präsentiert den Schweden-Vierer aber gestärkt und gefestigt. Einige Ausflüge in härtere Sphären inklusive, was den Jungs aber gar nicht so schlecht zu Gesicht steht. Vom Glamfaktor der Anfangstage hat man sich ja schon länger entfernt und mit diesem Rundling läuten THE POODLES definitiv ein neues Zeitalter in ihrer Discographie ein.

WERTUNG: 

 Trackliste:

1.Misery Loves Company
2.Shut Up!
3.Happily Ever After
4.Viva Democracy
5.Going Down
6.Leaving The Past To Pass
7.40 Days And 40 Nights
8.Kings & Fools
9.Miracle
10.Godspeed
11.Now Is The Time
12.Only Just Begun
13.En För Alla För En (Bonus Track)

Stefan

GOTHMINISTER – Utopia

Band: Gothminister
Album: Utopia
Spielzeit: 43:03
Plattenfirma: AFM Records / Soulfood
Stil: Gothic Metal / Industrial
Veröffentlichung: 17.05.2013
Homepage: www.gothminister.com

Fast hätten wir in Malmö beim diesjährigen Eurovision Song Contest wieder einen „metallischen Horrorbeitrag“ aus Skandinavien dabei gehabt. Auf den Spuren von Lordi kämpften die Norweger von GOTHMINSTER mit dem Titeltrack ihres neuen Langspielers „Utopia“ um den Einzug in die Endrunde, scheiterten aber.

Die Mannen um Rechtsanwalt Bjørn Alexander Brem bleiben ihrem Stil auch auf dem fünften Studioalbum treu, kombinieren ihren Mix aus Gothic und Industrial mal mit elektronischen („Someone is after me“), mal mit schwarzmetallischen Einschüben („Horrorshow“). Oder, wie beim hymnenhaften Titeltrack, mit eingängigen Pop-Elementen. Ein echter Ohrwurm. Der Rest des düster gehaltenen Albums wechselt immer wieder zwischen diesen Spielarten, das Intro sowie weitere Zwischenspiele sorgen für stimmungsvolle Bindeglieder zwischen den einzelnen Songs.

Fans der Band sei die Limited Edition ans Herz gelegt, diese enthält eine Bonus DVD mit einem Horror-Konzert-Film (mit einer Laufzeit von mehr als 75 Minuten + Bonusmaterial).

Fazit:
Für die Massentauglichkeit war die Show von Gothminster beim Song Contest wohl zu düster und blutig, Genrefans bekommen ein gewohnt solides Album mit viel Abwechslung geboten und können hier nichts falsch machen.

Anspieltipps: Utopia, Horrorshow, Eternal

WERTUNG: 

Trackliste:

1. The New Beginning
2. Someone Is After Me
3. Utopia
4. March
5. Horrorshow
6. Nightmare
7. Afterlife
8. Helldemon
9. All Alone
10. Purgatory
11. Eternal
12. Raise The Dead
13. Boogeyman

Chris

THE QUILL – Tiger Blood

Band: The Quill
Album: Tiger Blood
Spielzeit: 45:38
Plattenfirma: Metalville
Stil: Stoner/Blues Rock
Veröffentlichung: 24.05.2013
Homepage: www.thequill.se

Die Schweden von THE QUILL melden sich mit Ihrem mittlerweile 7. Album „Tiger blood“ zurück. Durch ihre bisherigen Outputs hat sich die Band einen festen Platz in der Stoner Rock Gemeinde erkämpft. Live konnten die vier Musiker auf Touren mit u.a. Black Sabbath, Deep Purple und Monster Magnet ebenfalls auf sich aufmerksam machen und überzeugen.

Diesmal weicht die Band allerdings vom bekannten Sound ab, die Stoner-Elemente rücken teilweise deutlich in den Hintergrund, klassischer Rock und Blues dominieren manche Songs stärker als auf den früheren Alben.

Experimentierfreude und Abwechslung wird dem Hörer also auf „Tiger Blood“ geboten, die dynamischen, energiegeladenen Stoner-Rocker finden sich dafür nur vereinzelt. Und daran werden sich die Geister scheiden, besonders wenn man den direkten Vergleich zu anderen Veröffentlichungen dieses Jahres heranzieht, doch dazu später mehr.

Die Qualitäten der Musiker stehen außer Frage, auch die Produktion ist klar und warm, gibt den Songs den perfekten Rahmen. Es fehlen schlicht und ergreifend die Highlights, echte Ohrwürmer. Selbst nach mehreren Durchläufen bleibt wenig wirklich hängen, die Songs laufen größtenteils an mir vorbei. Alles nicht schlecht, aber gerade durch die vielen Bands, die aktuell auf die Retro-Welle aufspringen, braucht es mehr um aus der Masse herauszuragen.

Fazit:
Das Genre-Highlight 2013 haben für mich bisher CLUTCH mit Earth Rocker gesetzt, auch hier wurde kräftig mit Blues-Elementen gearbeitet, die Songs haben aber eine ganze andere Durchschlagskraft. Das von THE QUILL verwendete Tigerblut wirkt dagegen etwas abgestanden.

WERTUNG: 

Trackliste: 

1. Freak Parade
2. Go Crazy
3. Death Valley
4. Getaway
5. Greed Machine
6. Purgatory Hill
7. Land of Gold and Honey
8. Darkest Moon
9. Sweet Rush
10. Storm before the Calm

Chris

FREEDOMS REIGN – Freedoms Reign

Band: Freedoms Reign
Album: Freedoms Reign
Spielzeit: 46:47
Plattenfirma: Cruz Del Sur Music
Stil: Heavy Metal/Heavy Rock
Veröffentlichung: 10.05.2013
Homepage: www.freedomsreignrocks.com

Als Mitbegründer von FATES WARNING war er unter anderem 1985 am Release von „The Spectre Within“ beteiligt, einem der Bandklassiker. Nach dem Release verließ er die Band und kehrte dem Musikgeschäft den Rücken zu, um 2011 überraschend ein neues Projekt in’s Leben zu rufen. Die Rede ist von ex-FATES WARNING Gitarrist Victor Arduini und seiner neuen Band FREEDOMS REIGN.

Mit dem progressiven Sound seiner alten Kapelle hat FREEDOMS REIGN nichts zu tun. Geboten wir klassischer amerikanischer Heavy Metal / Hardrock der späten 70er / frühen 80er Jahre.
Arduini ist diesmal nicht nur für die hervorragende Gitarrenarbeit zuständig, sondert steuert auch den Gesang bei. Stimmlich erinnert er etwas an einen Mix aus OZZY OSBOURNE und COUNT RAVENS Christian Linderson, allerdings nicht auf deren Niveau. Er macht einen guten Job, ein Ausnahmesänger ist Victor aber eben nicht.

Das instrumentale Klangbild ist dafür hochwertig und vielseitig, mal schleppend/doomig rockend („Up from Down“), mal mächtig durch den Midtempo-Bereich groovend („Ritual“, „No Excuses „) oder richtig flott („Believe“). Man bekommt alles geboten, was das Herz eines Oldschool-Metallers höher schlagen lässt.
Die Songs haben Power, Energie und sprühen vor Spielfreude. Man merkt, dass Arduini wirklich Lust auf dieses Album hatte. Dazu eine solide Produktion, gute Musiker und das bereits erwähnte, herausragende Gitarrenspiel. Das Rad erfindet man zwar nicht neu, die Songs klingen aber frisch und authentisch, das Album macht einfach Spaß.

Fazit:
Ein gelungenes selbstbetiteltes Debüt liefern FREEDOMS REIGN hier ab, alle Oldschool-Freunde sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren – oder besser zwei.

WERTUNG: 

Trackliste: 

1. Ritual
2. Shadows of Doubt
3. Brother
4. Believe
5. Up from Down
6. To Be
7. No Excuses
8. Long Way
9. Looking Around

Chris

BURNING RAIN – Epic Obsession

Band: Burning Rain
Album: Epic Obsession
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 17.05.2013
Homepage: www.burningrain.net

Die Referenzliste von Doug Aldrich ist lang. Von DIO oder LION über HURRICANE oder BAD MOON RISING bis hin zu WHITESNAKE – wo sein momentanes Hauptbetätigungsfeld ist – hat er die ganze Welt gesehen und gerockt. Und doch bleibt mittendrin noch etwas Zeit für Bandprojekte wie BURNING RAIN. Ursprünglich 1998 gegründet hat Herr Aldrich zusammen mit Sänger Keith St. John (MEDIDCINE WHEEL), Bassist Ian Mayo (HERICANE ALICE, BANGALORE CHOIR) und Drummer Alex Makarovich (STEELHEART) zwei formidable Hardrock-Platten auf dem Kerbholz. Die beiden 1999 und 2000 erschienenen Alben „Burning Rain“ und „Pleasure To Burn“ werden im Zuge dieses neuen Longplayers wiederveröffentlicht. Jeweils mit 2 Bonusstücken ausgestattet und komplett remastered schicken Frontiers Records die Scheiben zeitgleich mit „Epic Obsession“ erneut ins Rennen.

Das Line-Up für das neue Album liest sich wie folgt: Doug Aldrich (guitar), Keith St. John (vocals), Sean McNabb (bass) und Matt Starr (drums). Natürlich waren auch ein paar illustre Gäste im Studio und haben die  Songs veredelt: Brian Tichy und Jimmy D´Anda (Ex-BULLET BOYS) sollten als Beispiele reichen.

Seit 2004 besteht der Vertrag mit dem italienischen Label für ein drittes Album nun schon, bisher war aber kaum Zeit dafür, weil Doug Aldrich natürlich permanent mit WHITESNAKE eingespannt war. Mit „Sweet Little Baby Thing“ steigt der Vierer ziemlich ungestüm in die Scheibe ein. Da habe ich schon bei weitem Besseres gehört von dieser Combo. Auch der Sound ist etwas dumpf und kraftlos. Versöhnlicher stimmt da schon der nächste Song „The Cure“, der mit dem richtigen Drive, coolen Riffs und der richtigen Portion Melodie daherkommt. Bei „Till You Die“ hat man aber wieder das gleiche Problem wie beim Opener. Hier rumpelt und scheppert es und die Protagonisten sehen zu, sich selbst so gut wie möglich in den Vordergrund zu stellen. Das Songwriting bleibt auf der Strecke und gute Hooks sind in weite Ferne gerückt. Die fast akustisch gehaltene Ballade „Heaven Gets Me By“ ist gutes Mittelfeld – warum es am Schluss des Albums noch eine explizite Acoustic Version gibt, erschließt sich mir nicht so ganz. „Pray Out Loud“ ist ein heilloses Durcheinander, bevor mit „Our Time Is Gonna Come“ ein Highlight ansteht. „Too Hard To Break“ ist eher belanglos und „My Lust Your Fate“ besticht erneut durch einen geilen Strophenteil, der Refrain ist irgenwie austauschbar. So bleibt es auch beim Rest des Albums, dem kann auch die lustlos runtergespielte Coverversion von LED ZEPPELIN´s „Kashmir“ nichts entgegensetzen. Aufhorchen lässt noch mal die Coolness von „Out In The Cold Again“.

Auch wenn bei „Epic Obsession“ teilweise hochdekorierte und herausragende Musiker am Werk sind, kann vieles nicht so ganz überzeugen. Jedes Mal, wenn BURNING RAIN in Midtempobereichen unterwegs sind, sind sie mit starken Riffs und größtenteils ausgefeiltem Songwriting gut dabei, dazwischen gibt es aber zu viele Songs, die nicht funktionieren wollen oder Mittelmaß sind. Da ist man mit den Re-Releases der ersten beiden Outputs besser bedient. Da ist auch der Sound um Weiten besser.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Sweet Little Baby Thing
2.The Cure
3.Till You Die
4.Heaven Gets Me By
5.Pray Out Loud
6.Our Time Is Gonna Come
7.Too Hard To Break
8.My Lust Your Fate
9.Made For Your Heart
10.Ride The Monkey
11.Out In The Cold Again
12.When Can I Believe In Love
13.Kashmir (Led Zeppelin Cover)
14.Heaven Gets Me By (Acoustic Version)

Stefan