JOANNE SHAW TAYLOR – Black & Gold

Trackliste:

01. Hold Of My Heart
02. All The Things I Said
03. Black & Gold
04. Who’s Gonna Love Me Now
05. I Gotta Stop Letting You Let Me Down
06. Summer Love
07. Grayer Shade Of Blue
08. Hell Of A Good Time
09. Look What I’ve Become
10. What Are You Gonna Do Now
11. Love Lives Here

Spielzeit: 48:19 min – Genre: Blues Rock – Label: Journeyman Records – VÖ: 06.06.2025 – Page: www.facebook.com/joanneshawtaylor/

 

Nach dem düster, schaurigen und doch attraktiven Gothic / Doom Metal Debütalbum von SKRYLLS kommen diese Nacht zwei Alben dran die sich dem Blues Rock verschrieben haben. Das erste Album für heute Nacht stammt von JOANNE SHAW TAYLOR, eine Künstlerin die sich seit ihrem Debütalbum „White Sugar“ von 2009 einen Namen in der Musikindustrie machen konnte geht mit ihrem zehnten Album „Black & Gold“ an den Start. Ich hatte bis jetzt noch keine Berührungspunkte mit der Britin, wieso kann ich nicht wirklich beantworten, ich kann zwar seit etwa 25 – 30 Jahren etwas mit Blues Rock anfangen, wird aber von mir genau wie Deutsch Rock etwas Stiefmütterlich behandelt. Dieser Umstand ist von mir nicht beabsichtigt aber auch den Veröffentlichungen geschuldet die sich stilistisch meist im AOR / Melodic / Hard Rock und sämtlichen Varianten des Metals befinden und die beiden erst erwähnten Genres eher eine Nebenrolle in der Redaktionsliste spielen. Was sehr schade ist da es gerade auch auf dieser Spielwiese sehr gute Künstler und Alben gibt die dadurch leider in den unverdienten Hintergrund rücken. Also kommen in dieser Nacht zwei Alben in meinen Player die sich im Blues Rock befinden und deshalb auf meinem Radar aufgetaucht sind. Dieses Album von JOANNE SHAW TAYLOR sowie das von MARC AMACHER haben schon ohne das ich auch nur einen Takt oder eine Note gehört habe einen Bonuspunkt verdient, wenn diese Eigenschaft auf einem Album fehlt egal ob es befreundete Musiker von mir sind oder ich Fan vom Schaffen eines Künstlers bin ziehe ich Punkte ab wenn ein Album unter der magischen Grenze von 40 Minuten dauert. JOANNA befindet sich näher an den 50 Minuten als bei 40, und das ist eine Hausnummer bei elf Songs eine Laufzeit von 48 Minuten. So nun genug ausgekotzt, jetzt geht es los mit dem Album „Black & Gold“!

JOANNE besitzt eine Stimme die einen hohen Wiedererkennungsfaktor besitzt und fühlt sich im Blues Rock sehr wohl. Das Gitarrenspiel ist für Blues Rock ausgelegt und kommt teils mit dreckigen Licks daher. Wenn es nicht dreckig zugeht bewegen sich die Gitarren irgendwo zwischen Blues-, Country-, Indie- und Pop-Rock, dieser Mix macht sich sehr gut mit JOANNEs Stimme. Der Bass bekommt nicht die breite Bühne wie die Gitarren die mit der Stimme im Vordergrund stehen. Die Drums machen dezent Druck ohne sich dabei aufzudrängen. Es wird auch schon mal Violine oder Geige, Pianoklänge und dezente Tasteninstrumente verwendet die nicht als Fremdkörper sondern wie als perfekte zu Stimmung passenden Symbiose wirken. Die Produktion ist auf einem Top Niveau wirkt allerdings sehr modern, ein leichter Retroanstrich hätte sich bestimmt auch sehr gut mit dem Stilmix von JOANNE vertagen.

Der Musikstil auf „Black & Gold“ hat weder Hektik noch Stress zu bieten, es wird relaxt drauf los gerockt. Das auf einem sehr hohen Level und ist sehr weit entfernt von dem was ich sonst so reviewe. Zur Abwechslung mal was positiv anderes und entspannendes das alles um einen herum entschleunigt und die Sorgen die einen plagen für eine dreiviertel Stunde in den Hintergrund schieben. JOANNE verbreiten mit „Black & Gold“ Good Mood Vibes die zum positiven Denken anregen und an eine Zeit erinnert als die Zukunft noch nicht von einer Greta mit der letzten Generation terrorisiert wurde, gigantische Preissprünge nach oben, ein Discobesuch noch keinen Monatslohn ausmachte, medialen Overkill, Klimawandel (für mich das (Kunst)Unwort das nie hätte kreiert werden dürfen) – die Erde machte in Milliarden von Jahren schon immer Klimaveränderungen von Eiszeiten bis Warm- oder Heißzeiten und umgekehrt durch, Messerstechereien, Verbrenner Verbot und Reiche noch reicher machend geprägt war. In der sich kein Kanzler und sein Linnemann hinstellten und behaupteten die Rentner würden zu wenig arbeiten, gerade diejenigen die ein Arbeitsleben mit über 40 Jahren hinter sich haben, aber ja doch, genau richtig ihr habt ja so was von recht. Als ein Liter Benzin noch nicht die ganze Tanke ausmachte eine Packung Lungentorpedos noch 3 stabile Deutsche Mark und keine 10 Teuronen kostete, als ein BMW 325i noch zu einem vernünftigen Neuwagenkurs zu haben war, man für ein Bier im Wirtshaus noch nicht einen Tag arbeiten musste. Genau an diese gute alte Zeit erinnert mich die Mucke von JOANNE, wenn man die Augen schließt vollzieht man eine Zeitreise in die Vergangenheit die mit sehr vielen positiven Erinnerungen verbunden ist.

JOANNE SHAW TAYLOR befindet sich vom Genre her in einem Umfeld aus Blues Rock, Country Rock und Pop Rock, vergleichen kann man vielleicht mit einer Mischung aus TRACY CHAPMAN und MELISSA ETHERIDGE Vibes mit JOE BONAMASSA Riffs und einer Wilderer Attacke im Pop Rock. Hört sich verstörend wild an, ist aber attraktiver als es sich liest, und schon alleine die positiven Erinnerungen die vor meinem geistigen Auge auftauchen kann man als Genial bezeichnen.

„Hold Of My Heart“ ein cooler Rocker der zwischen Blues und Country Rock wandelt, „All The Things I Said“ hier treffen dezente Blues Töne auf Country Vibes mit Pop Rock Stimmung. „Black & Gold“ erinnert ein wenig an sehr softe THUNDER, „Who’s Gonna Love Me Now“ ein relaxter Song der irgendwo zwischen Ballade und Normalo angesiedelt ist. „I Gotta Stop Letting You Let Me Down“ hier sind sie die dreckigen Licks auf den 6-saitigen ein echter Rotzer, „Summer Love“ ein Happy Feel Good Rocker der gute Laune verbreitet. „Grayer Shade Of Blue“ ein Soft Rocker ala MELISSA ETHERIDGE, „Hell Of A Good Time“ und nochmals dreckige Licks auf der Gitti, die Spaß machen – die hatte ich in den 80ern. „Look What I’ve Become“ hier wird es schwer, schräg und dreckig, „What Are You Gonna Do Now“ flott mit Rock N Roll Vibes, „Love Lives Here“ zum Schluss wird es dramatisch schön.

Balle

SMALL STRIDES – The Ground Beneath Our Feet

Trackliste:

01. Roads
02. Fake Doors
03. Exits
04. Hard To Know
05. Interlude
06. Why We Are
07. The Shore
08. Your Arms
09. Sleep
10. Gone
11. Into Grey

Spielzeit: 47:04 min – Genre: Indie Rock – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 15.12.2023 – Page: www.facebook.com/smallstridesband

 

SMALL STRIDES geistern schon seit einigen Jahren durch die kleinen gemütlichen Konzertlocations NRWs und sind, wenn sie in meiner Nähe auftreten, zum Live-Pflichtprogramm für mich geworden. Das Düsseldorfer Quartett macht das, was man, wie so vieles, irgendwie noch als Indie Rock bezeichnet, also vielleicht richtig gute Sachen, vielleicht aber auch – nicht. Finden wir es heraus anhand des Debütalbums der Truppe, das den Namen „The Ground Beneath Our Feet“ trägt und mit seinen elf Songs angenehme 47 Minuten füllt.
„Womit?“, fragt man sich. Nun, allgemein gesagt mit fünf Lastwagenladungen Atmosphäre. „The Ground Beneath Our Feet“ ist der Spaziergang an einem grauen Herbsttag am Meer, oder der nächtliche in einer schlafenden beleuchteten Großstadt. Die Musik der SMALL STRIDES will in den seltensten Fällen hart sein, im Gegenteil. Eine sehr softe Gesangsstimme und tendenziell eher weiche Klaviersounds sind die markantesten Trademarks im Klang der Platte, ergänzt von hypnotisch-repetitiven Drum-Mustern abseits des Standards, die gar nicht selten auch mal elektronischer klingen, als man es von seinem Standard-Rockalbum erwarten würde. Distortion in den Gitarren ist immer wieder mal vorhanden, aber keineswegs in jedem Song in größerem Maße.
Und während der einzelne Song gerade in seiner zweiten Hälfte durchaus mal gut abgehen darf, ist „The Ground Beneath Our Feet“ im Normalbetrieb ruhig, gefühlvoll, nachdenklich.
Jut. Jetzt ist ruhig, gefühlvoll, nachdenklich klingen nicht die große Kunst, schließlich kann man das ohne jede Substanz in seiner Musik erreichen. Aber da stehen die STRIDES glücklicherweise drüber. Die Aufbauten der Songs, die Arrangements der einzelnen Parts, der charakteristische Klaviereinsatz, die nicht 08/15igen und doch vertraut wirkenden Melodien, der hörbare Post-Rock-Anteil an dem ganzen Ding – all das sitzt bei den einzelnen Songs und funktioniert als geschlossenes Album perfekt, um eine tiefe melancholisch-schöne Stimmung zu erschaffen, ohne in irgendeiner Form pathetisch zu wirken.
Damit das so sein kann, braucht es neben guten Musikern (check) einen guten Sound. Den hat man sich von Leuten bauen lassen, die durchaus Nummern in Business sind, und es zahlt sich aus. Der Sound klingt warm und angenehm, voll und breit in den eskalativeren Parts, die Backing Choirs sind genauso wunderschön, wie die Piano-Sounds und die kleinen Sounddesign-Elemente.
Kritik: „Gone“ ist der perfekte Endsong auf jedem Konzert der Band. Wer die Idee hatte, ihn auf diesem Album vor „Into Grey“ zu setzen, sollte mal ein ernstes Wörtchen zu hören bekommen.

Fazit:
Große Emotionen sind musikalisch nicht immer gut von Kitsch zu trennen. Das Debütalbum der SMALL STRIDES schafft das mit Bravour. „The Ground Beneath Our Feet“ ist ein hervorragendes, dichtes, intensives und ernstzunehmendes wie ernsthaftes Stück Musik geworden, das ich jedem Leser ans Herz legen kann, der keine Sorge davor hat, dass Ihm beim Hören von zu schöner Musik unter einem gewissen Härtegrad die Nieten aus der Kutte fliegen.

Anspieltipps:
„Roads“, „Why We Are“, „Sleep“ und „Gone“

Jannis