DRAGONLORE – Lucifer’s Decent

Band: Dragonlore
Album: Lucifer’s Decent
Spielzeit: 48:27 min
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Iron Shield Records
Veröffentlichung: 17.01.2020
Homepage: www.facebook.com/dragonloreband

Es gibt einen sehr schmalen Grad zwischen bösen Dissonanzen und unfreiwilligen Dissonanzen und man kann letztere nicht ohne weiteres als erstere verkaufen. Nun, das wird allerdings in Teilen von “Lucifer’s Decent”, dem Debutalbum der Amerikaner von DRAGONLORE, versucht. Die machen echten Heavy Metal der truen Undergroundsorte. Die Produktion geht dabei weitgehend klar, bei den Drums kommen Snare und Basedrum etwas zu wenig durch, während das Overhead-Micro auf Anschlag steht. Außerdem weicht der Sound von “Lord Of Illusion” stark vom Rest der Songs ab, was auch immer da passiert ist. Ansonsten klingt das Ganze soweit stimmig, kein bisschen zu poliert und um Authentizität bemüht, also auch kleinere Ungenauigkeiten zulassend. Ist Geschmackssache, kann man auf jeden Fall so machen.
Sänger Joe Lawson singt, sagen wir expressiv, bemüht sich also öfters gar nicht erst, auf Lucifer komm raus den Ton zu treffen. Dabei wandelt er gerne in höheren Sphären, wobei seine Vorbilder zweifelsohne in PRIEST, ACCEPT und KING DIAMOND zu finden sind. Der Gesang ist mal ziemlich geil, mal stört er, beispielsweise, wenn der zweite Teil des über sieben Minuten langen “Hand Of The Gipsy” das Potenzial hätte, echt fett zu werden, stattdessen aber durch Pseudo-Udo-Vocals neutralisiert wird.
Auch musikalisch ist “Lucifer’s Decent” ein Wechselbad der Gefühle. In seiner Rohheit und in seinen starken Parts (Das Riff des Openers während der Strophe ist herrlich asozial) macht die Platte echt Spaß, klingt nach leicht ranzigem, gemütlichem Metalclub in irgendeinem Keller und transportiert auf jeden Fall angemessen Energie. Dann wiederum wirken die Songs an vielen Stellen ein wenig planlos zusammengeschustert. Hier und da wird mal ein Takt ausgelassen, was progressiv sein könnte, in diesem Fall aber fast als Versehen anmutet, der Gesang will alles auf einmal sein und wird so zu einem expressionistischen Theatermonolog, die Strukturen der Songs sind zum Teil, je nach Framing, unkonventionell oder willkürlich.

Fazit:
Insofern kann ich “Lucifer’s Decent” weder empfehlen, noch kann ich davon abraten. Das Album dürfte auf jeden Fall eine Zielgruppe haben, zu der ich jedoch knapp nicht mehr zähle. Wer Metal nur ab einer gewissen Rohheit und Unpoliertheit hört, wem Handgemachtheit und “Echtheit” wichtiger sind als auf den Punkt getroffene Vocals, der darf in die Scheibe gerne mal reinhören und vielleicht gerade das genießen, was in dieser Rezension als Makel benannt wird.

Anspieltipps:
“Tomb Of Alalu”, “Hand Of The Gipsy” und “Saved By Love”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Lucifer’s Decent
02. At The Mercy Of Kings
03. Destroyer Of The Undead
04. Blood Of The Barbarian
05. Hand Of The Gipsy
06. Saved By Love
07. Witchhunt
08. Lord Of Illusion
09. Tomb Of Alalu
10. Driving Out The Demons

Jannis