HELLOWEEN – Keeper Of The Seven Keys Part I + II (Klassiker der Woche)

Band: Helloween
Album: Keeper Of The Seven Keys Part I + II
Spielzeit: 37:09 min. + 54:58 min.
Stilrichtung: Heavy Metal, Speed Metal
Plattenfirma: Noise International
Veröffentlichung: 1987 und 1988
Homepage: www.helloween.org

Was reitet mich eigentlich, über zwei der bekanntesten und wahrscheinlich besten Metalscheiben aller Zeiten eine Rezension zu schreiben? Ganz klar, wir wollen unserer Rubrik „Klassiker der Woche“ erstens mal ein weiteres Genre hinzufügen und vielleicht geht es Euch ja so wie mir, dass Ihr diese beiden Prachtstücke schon zu lange nicht mehr in Euren Player gelegt habt.

Dazu liegen in diesen beiden Scheiben so viele Erinnerungen an die Jugend wie sonst fast nirgends. Von HELLOWEEN kaufte ich das erste Bandshirt überhaupt, und noch einige andere Merchandisingartikel. Das war Mitte der 80er gar nicht so einfach, man füllte einfach eines dieser Blätter aus, die den LP´s beigelegt waren, dabei konnte man sich über schlecht kopierte schwarz/weiß Bildchen einen vagen Eindruck über das Aussehen der Produkte machen, dann Adresse drauf und ab damit zur Deutschen Bundespost. Die Qualität war teilweise ähem erschreckend und die Drucke waren nach 30 mal waschen so ausgebleicht, dass fast keiner mehr erkennen konnte, was auf dem Shirt so draufstand. Dafür rannte man mit nix anderem mehr rum und es glich einer Katastrophe, wenn die spärliche Auswahl an heimischen Bandshirts komplett in der Wäsche war.

Die Mini-LP „Helloween“, die „Judas“ EP und der erste Longplayer „Walls Of Jericho“ waren die ersten Metalplatten, die ich überhaupt gehört habe, vorher hat sich der kleine Stefan nur mit Bands wie den SCORPIONS oder STRYPER auseinandergesetzt. Und das war schon ziemlich hart. Aber diese drei Vinyls mit ihrem rohen Sound und den schnellen Songs hatten eine besondere Faszination. Der räudige Gesang von Kai Hansen passte dazu wie die Faust auf´s Auge und Songs wie „Ride The Sky“, „Starlight“, „Victim Of Fate“, „How Many Tears“, „Judas“ oder „Heavy Metal Is The Law“ waren unsere Religion.

Natürlich war man entsprechend gespannt, als Anfang 1987 mit „Keeper Of The Seven Keys Part I“ eine neue HELLOWEEN Scheibe in den Läden stand. Bei uns auf dem Land war es sehr schwierig, an Informationen zu kommen und so war man schon froh, überhaupt mitzukriegen, dass es eine neue Platte der Nordlichter gab. Dass mit Michael Kiske ein neuer Mann am Mikro stand, merkte man erst beim ersten Hören bei einem Freund. Ja, so war das damals, man traf sich, um gemeinsam die neuesten Errungenschaften gemeinsam zu hören, und wenn das magere Taschengeld gerade nichts hergab, musste man sich längere Zeit damit begnügen, eine schlecht überspielte Kopie auf Kassette rauf und runter zu hören. Ganz zu schweigen von der Beschaffung der Vinylscheibe, wenn man wieder flüssig war.

Aber ich will Euch nicht länger mit meinen Geschichten aus der Jugend nerven, sondern endlich zum eigentlichen Hauptgrund dieser Rezension kommen: der Musik.

Am 23.02.1987 erschien der erste Teil des Keeper-Doppelschlags. Ursprünglich als Doppelalbum geplant, machte allerdings die damalige Plattenfirma den Jungs einen Strich durch die Rechnung. Das gefiel Neuzugang Michael Kiske (vocals), Kai Hansen (guitars), Michael Weikath (guitars), Markus Großkopf (bass) und Ingo Schwichtenberg (drums) allerdings überhaupt nicht. Doch das Label bestimmte die Marschrichtung und so wurde die Veröffentlichung zweigeteilt.

Mit einer relativ kurzen Spielzeit von gut einer halben Stunde und gerade mal 6 vollwertigen Songs ist das Album dennoch ein Überhammer. Zu einer Zeit als Musikstile noch erfunden wurden setzten die Hamburger Jungs Maßstäbe. Der Erfolg des Albums als auch der einzelnen Stücke wie der Single „Future World“, dem göttlichen „Twilight Of The Gods“ und allem voran dem fast viertelstündigen Ohrgasmus „Halloween“ gab der Band recht. Hier wurden Speed-Salven gekonnt mit progressiven Elementen und unzähligen Riffs zu einem kompakten Ganzen zusammengefügt. Die Melodien durften dabei nie zu kurz kommen aber der Sound von HELLOWEEN war stets hart und kompromisslos. Allerdings gab der melodiösere Gesang Kiske´s dem Unternehmen einen ganz neuen Anstrich und hievte die Band auf eine neue Stufe. Mit „A Tale That Wasn´t Right“ hatte man sogar eine Ballade im Programm, was einigen gar nicht gefiel.

Mitte des Jahres 1988 verbarrikadierten sich die Kürbisköpfe wieder im Horus Sound Studio in Hannover, wo zusammen mit Tommy Newton der zweite Teil der Keeper-Saga entstand, das am 29. August 1988 veröffentlicht wurde. Dieses Mal hatte man beträchtlich mehr Material im Gepäck. Mit „I Want Out“ und speziell „Dr. Stein“ hatte man zwei enorm erfolgreiche Singles aufgenommen. Letzteres kam sogar in die Top 10 und daraus resultierte sogar ein Auftritt in der „ZDF Hitparade“. Aber auch die deutsche Hitparadensendung „Formel Eins“ und natürlich MTV´s „Headbangers Ball“ ließen die Auskopplungen auf Heavy Rotation laufen.

Für alle Speedfans gab es Songs wie „March Of Time“ oder „Eagle Fly Free“, aber auch durchdachtere Nummern wie „We Got The Right“ zeugten von einem erneuten Fortschritt. Allerdings hatte man mit „You Always Walk Alone“ auch einen Song an Bord, der keine Hitqualitäten hatte, ganz im Gegenteil zum erneut überlangen Titeltrack. Der stammte dieses Mal aus der Feder von Michael Weikath, während für „Halloween“ auf Teil 1 Kai Hansen verantwortlich war. Der Sound hatte weniger Ecken und wurde auf Hochglanz poliert.

Während Teil 1 bis auf Platz 15 der deutschen Albumcharts kam, schaffte es Keepers 2 bis auf Platz 5. Dass die Jungs aber weit von einem Durchbruch in den USA entfernt waren, zeigten die Platzierungen 104 und 108 in den Billboard Charts. Aber in anderen Teilen der Welt lief es durchaus besser. Im Vorprogramm von IRON MAIDEN bestritt man den ersten Teil der geplanten Tour, nach der Gitarrist und Gründungsmitglied Kai Hansen allerdings ausstieg, weil er mit den musikalischen Entwicklungen nicht mehr zufrieden war. Er gründete daraufhin seine Band GAMMA RAY, die wieder deutlich mehr Geschwindigkeit in die Songs pumpte.

Mit Roland Grapow war schnell ein Ersatz gefunden und so begab man sich erneut auf Tour. Danach erscheinen gleich drei Live-Alben. „Live In The UK“ in Europa, „I Want Out Live“ in den USA und „Keepers Live“ in Japan.

Die unbeschwerten Tage sind damit gezählt, denn neben dem Ausstieg von Hansen kommen weitere Probleme auf die Band zu. Querelen mit dem Label zwingen HELLOWEEN in eine jahrelange Sendepause, aus der das mit gemischen Gefühlen aufgenommene „Pink Bubbles Go Ape“ entsteht. Der Rest ist Geschichte…2004 versucht man mit einem posthum nachgeschobenen dritten Teil der Keeper-Sage an alte Erfolge anzuknüpfen, aber die Zeiten haben sich geändert. Das Album mag gut sein, die beiden ursprünglichen Teile werden nicht einmal HELLOWEEN selbst toppen können.

“Keeper Of The Seven Keys Part I + II“ zeigt eine Band auf dem ersten Höhepunkt ihres Schaffens zu einer Zeit, wo die Musiklandschaft noch offen ist für Neues und viel Ungehörtes von immer neuen Bands zu Tage gefördert wird. Das soll schon bald ein Ende haben, zumindest was den klassischen Metalsektor angeht. Diese beiden Longplayer haben ein Genre geprägt und ausgebaut. HELLOWEEN war seinerzeit eine Band, die mit ihren Ideen eine ganze Generation beeinflusst und Hunderttausende Kids in ihren Bann gezogen hat. Long Live The 80´s!

Übrigens, diese Rezension wurde an Halloween geschrieben, und was stand seinerzeit so schön in den Liner-Notes? „WARNING: Everybody who will be spelling the song „Halloween“ from „Helloween“ with an „E“ and the group with an „A“ will immediatly be turned into a big ugly half-price-selling pumpkin!“ – in diesem Sinne..

Trackliste:

Keeper Of The Seven Keys Part I

01.    Initiation
02.    I´m Alive
03.    A Little Time
04.    Twilight Of The Gods
05.    A Tale That Wasn´t Right
06.    Future World
07.    Halloween
08.    Follow The Sign

Keeper Of The Seven Keys Part II

01.    Invitation
02.    Eagle Fly Free
03.    You Always Walk Alone
04.    Rise And Fall
05.    Dr. Stein
06.    We Got The Right
07.    March Of Time
08.    I Want Out
09.    Keeper Of The Seven Keys
10.    Save Us

Stefan

MÖTLEY CRÜE – Dr. Feelgood (Klassiker der Woche)

Band: Mötley Crüe
Album: Dr. Feelgood
Spielzeit: 45:10 min.
Veröffentlichungsjahr: 1989
Plattenfirma/Vertrieb: Warner
Stilrichtung: Sleaze/Hardrock

Fast ein viertel Jahrhundert ist es nun schon her, dass die Skandalnudeln von MÖTLEY CRÜE mit „Dr. Feelgood“ noch einmal so richtig groß abgeräumt haben. Es ist also mal an der Zeit, als Crüe-Jünger meine Helden zu rühmen und für kurze Zeit in Erinnerungen zu schwelgen und mal zu überlegen, was ich mit diesem Album alles verbinde. Einzelheiten will ich hier auch gar nicht aufführen, aber ich empfehle Euch auch einmal, so eine Zeitreise zu unternehmen und vielleicht die erste eigene Platte oder CD (oder wie bei mir, eine besondere Scheibe) in die Hand zu nehmen, das Ding komplett bei richtig satter Lautstärke anzuhören und so mal ein bisschen die Zeitmaschine anzuschmeißen.

Als erstes einmal zu den für ein Rockalbum doch beachtlichen Zahlen: „Dr. Feelgood“ wurde am 1. September 1989 (in Deutschland am 23.September) veröffentlicht, verkaufte sich rund 7 Millionen mal, stürmte am 14. Oktober 1989 auf Platz 1 der amerikanischen Billboard Charts und verweilte stattliche 109 Wochen in den Top 100. In Deutschland kam der Longplayer nur bis Platz 21, aber in Good Old Germany brauchen die Kids immer etwas länger, um zu checken, was in ist. Und MÖTLEY CRÜE waren damals in, sie waren eine der schillernsten, bekanntesten und (für mich) besten Rockbands der USA. Jedes einzelne Bandmitglied war und ist ein Star – die meisten heutigen Combos können davon träumen, auch nur ein vergleichbares Mitglied in ihren Reihen zu haben. Und nach 4 wirklich superben Scheiben haben sie sich mit „Dr. Feelgood“ selbst ein Denkmal gesetzt.

Nach langen und krassen Dorgen- und Alkoholexzessen endlich clean, beging die Band im August 1989 mit Kollegen wie den SCORPIONS, BON JOVI, CINDERELLA, OZZY OSBOURNE, SKID ROW und vielen anderen das legendäre Moscow Peace & Music Festival vor etwa 260000 Zuschauern (und vielen Millionen mehr an den Fernsehern rund um den Planeten). Auch ich war dabei, bei TELE 5. Dort stellten sie aber noch keine neuen Songs vor, sondern verließen sich ausschließlich auf die altbekannten Gassenhauer. Und trotzdem wurde jedem klar, die Crüe war verdammt stark, stärker vielleicht als je zuvor und, wie sich wenig später herausstellte, mit einem Wahnsinnsalbum in der Hinterhand.

Aus „Dr. Feelgood“ gingen 5 Singles hervor, die allesamt in den Billboard Hot 100 vertreten waren (der Titeltrack kletterte bis auf Platz 7). Auch im Studio gaben sich die Stars die Klinke in die Hand, denn sowohl BRYAN ADAMS, Steven Tyler von AEROSMITH oder die Jungs von SKID ROW ließen es sich nicht nehmen, mal vorbeizuschauen und nebenbei gleich ein paar Backing-Vocals einzusingen. Das war halt noch ein Rock´n Roller-Leben, nicht dieses mp3 Hin-und Hergeschicke von heute.

Starproduzent Bob Rock gab diesem Juwel den richtigen Schliff, „Dr. Feelgood“ klingt auch heute noch einzigartig und ist aus tausenden Produktionen herauszuhören. Das und Songs, die nur so vor Lebensfreude und dem Way Of American Life strotzen, sind die Zutaten, die dieses Werk so unwiderstehlich machen. „Dr. Feelgood“ verbindet alles, was den Charme dieser Zeit ausgemacht hat. Die wilden Achtziger neigten sich dem Ende zu, aber mit diesem Album fanden sie auch einen weiteren kleinen Höhepunkt.

Einzelne Songs herauszuheben wäre wie Eulen nach Athen zu tragen, deshalb solltet – nein müsst Ihr das Album einfach am Stück hören. Aber Hits wie „Dr. Feelgood“, „Kickstart My Heart“, „Same Ol Situation“, „Don´t Go Away Mad“ oder „Without You“ haben den die Zeit überdauert und sind wohl mit Fug und Recht zu den großen Klassikern der späten Achtziger zu rechnen.

Leider sieht es wohl so aus, als würden Vince Neil, Nikki Sixx, Tommy Lee und Mick Mars kein neues Album mehr aufnehmen. Und das, obwohl ihr letzter Longplayer „Saints Of Los Angeles“ gut eingeschlagen hat. Schade eigentlich, ein Song („Sex“) nach so vielen Jahren ist schon etwas wenig.

Viel Spaß beim wöchentlichen Sprung in die Zeitmaschine, nächste Woche ist wieder mein Kollege Marco dran 🙂

Stefan

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TRANSIT – Dirty Pleasures (Klassiker der Woche)

Band: Transit
Album: Dirty Pleasures
Spielzeit: 45:28 min.
Veröffentlichungsjahr: 1989
Plattenfirma/Vertrieb: K-TEL
Stilrichtung: Hardrock

Die Schweiz ist ja schon seit jeher ein fruchtbarer Boden für gute Hardrock-Bands. Was in den 80ern KROKUS oder CHINA waren, sind heute GOTTHARD oder SHAKRA. Bands, die die Fahne der Eidgenossen in den Rock´n Roll-Boden rammen. Und immer noch wird der Musikmarkt von unbekannteren aber trotzdem guten Combos bereichert, als Beispiel möchte ich mal SKANSIS, UNCHAIN (MINES) oder CHARING CROSS nennen. Eine der definitiv unterbewerteten Schweizer Bands vergangener Tage stellen wir Euch heute einmal anhand ihres zweiten Albums vor.

TRANSIT formiert sich 1982 aus der Schülerband HUSH. 1985 erblickt dann ihr Debüt „Break Away“ das Licht der Welt. Dieses Album entsteht noch als Eigenproduktion, ebnet allerdings den Weg für einen Plattenvertrag mit der Schweizer Plattenfirma K-TEL, worauf man sich 1988 daran macht, den Nachfolger einzuspielen. Produziert wird das Werk von Kalle Trapp, auf dem Plan stehen eingängige, melodiöse Mitsing-Nummern. Und die gibt es auf „Dirty Pleasures“ zuhauf. „Running Out Of Bad Times“, „Alright”, “You Can´t Stop The Fire”, “Rock It”, “Heartbreaker” oder die erfolgreiche Single “Take Your Love” (Platz 8 der schweizerischen Singlecharts), ein Hit reiht sich an den nächsten. Verantwortlich dafür war das Gespann aus Sänger Oliver Fehr und Gitarrist René Baiker, die für sämtliche Kompositionen zuständig waren sowohl als auch Manager und „Mädchen für alles“ Matthew Knézy, der fast alle Texte beisteuerte.

„Dirty Pleasures“ ist ein rundum geiles Hardrock-Album, das keine Wünsche offen lässt: die Vollbedienung in Sachen gute Laune, Rock´n Roll und Erinnerungen an die glorreichen Zeiten, in denen alles noch ein wenig größer, lauter, schneller und vielleicht auch ein klitzekleines bisschen besser war. Nach diesem Volltreffer veröffentlichten die Drei lustigen Vier (+ Keyboarder Freddy Koller, der 1989 zur Band stößt) noch zwei weitere Langrillen, nämlich „Heartcore“ 1991 und „Catchfire“ 1994. Die Folgescheibe „Heartcore“ beinhaltet noch einmal den Spirit von TRANSIT während das finale Werk „Catchfire“ nicht so ganz an die Glanzzeiten anknüpfen kann.

Insgesamt bringen es TRANSIT also in gut 12 Jahren auf vier Alben, vier Singles und elf Videoclips, die es auch auf der 2002 erschienenen DVD „Greatest Hits“ zu bestaunen gibt. Unterm Strich ist und bleibt aber „Dirty Pleasures“ der Geniestreich einer Band, die leider nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit erhält.

Trackliste:

1.Let´s Go To The Party
2.Running Out Of Bad Times
3.Alright
4.You Can´t Stop The Fire
5.Daughter Of The Moon
6.Bad Boy
7.Heartbreaker
8.Rock It
9.Take Your Love
10.Cry For Attention
11.Wild Love
12.Good Emotions

Stefan

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DOKKEN – Back For The Attack (Klassiker der Woche)

Band: Dokken
Album: Back For The Attack (Re-Release)
Spielzeit: 63:33 min
Stilrichtung: Melodic Metal
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: /
Homepage: www.dokkencentral.com

Als vor gut einem Jahr die ersten 3 Scheiben der US Melodic Rocker DOKKEN über Rock Candy Records neu aufgelegt wurden (Rezi HIER) monierte ich noch das Fehlen der stärksten, 4. Platte der Band. Das Warten hat sich gelohnt: nun liegt auch dieser Band- und Genre-Klassiker endlich in einer ordentlich aufgemotzten Version, nebst Remastering und fettem Booklet, vor.

Dass sich Sänger Don Dokken und Wundergitarrist George Lynch nicht grün waren, dürfte hinlänglich bekannt und auch vielerorts dokumentiert sein – wie sehr diese Animositäten aber während der Entstehung des Magnum Opus „Back For The Attack“ aus dem Ruder liefen ist selbst heute noch schwer vorstellbar: die beiden waren im Laufe der Aufnahmen tatsächlich kein einziges Mal zusammen im Studio und nahmen Ihre jeweiligen Parts immer räumlich und zeitlich getrennt voneinander auf – Wahnsinn! Der Segen hing im Hause DOKKEN also ganz schön schief, ausufernde Drogenprobleme machten die Kommunikation nicht leichter und es ist wohl dem geduldigen Produzent Neil Kernon zu verdanken, dass „Back For The Attack“ ein solch starkes Album geworden ist: Hits wie „Kiss Of Death“, „Night By Night“ oder „So Many Tears“ funktionieren auch heute noch tadellos und leben von den Spannungen zwischen den beiden Fixpunkten Don Dokken, der hier zu Hochform aufläuft und Geoge Lynch, der mit einem sauguten Gitarrensound flirrende Soli in den Orbit schießt und staubtrockene Riffs intoniert. Den ein oder anderen kleineren Schönheitsfehler hat die Platte durchaus: mit 13 Songs und einer Spielzeit von über einer Stunde ist das Ganze, gerade für eine Melodic Rock Platte, unnötig lang ausgefallen und auf Songs wie die unausgereifte Ballade „Heaven Sent“ hätte man durchaus zu gunsten der Dramaturgie verzichten können. Allerdings, und das ist das grosse Plus der Band, klingen DOKKEN immer einzigartig. Ein Umstand, der auf keiner Platte so deutlich wird wie auf „Back For The Attack“. Die einzigartige Stimme Dokkens und das extravagante Spiel von Lynch, der sich bei dem passend betitelten Instrumental „Mr. Scary“ in die Herzen der Gitarren-Fetischisten gniedelte, waren Alleinstellungsmerkmale, die die Band von einem Grossteil der Konkurrenz absetzten.

„Back For The Attack“ ist das in sich konsequenteste der DOKKEN Alben und konsequenterweise auch das erfolgreichste. Den wiedrigen Umständen zum Trotz gelang es der Band, sowie dem Produktionsteam (nicht zu vergessen das Team Thompson/Barbiero (u.a. Guns N‘ Roses und Tesla), das der Platte einen schön rauen, ruppigen Sound mixte), einen Meilenstein des Hardrock abzuliefern. Folgerichtig blieb den Jungs nach dieser Überscheibe nichts anderes übrig, als das Unternehmen DOKKEN so richtig mit Schmackes gegen die Wand zu fahren. Zwar führt Don Dokken die Band auch heute noch an und hat über die Jahre mit wechselnden Besetzungen ordentliche Alben herausgebracht. So stark wie zuletzt auf „Back For The Attack“ war die Band aber nie wieder.

Trackliste:

01. Kiss Of Death
02. Prisoner
03. Night By Night
04. Standing In The Shadows
05. Heaven Sent
06. Mr. Scary
07. So Many Tears
08. Burning Like A Flame
09. Lost Behind The Wall
10. Stop Fighting Love
11. Cry Of The Gypsy
12.  Sleepless Nights
13.  Dream Warriors

Mario

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BANGALORE CHOIR – On Target (Klassiker der Woche)

Band: Bangalore Choir
Album: On Target
Spielzeit: 38:41 min.
Veröffentlichungsjahr: 1992/2010
Plattenfirma/Vertrieb: Giant Records/AOR Heaven
Stilrichtung: Hardrock

Als David Reece 1990 frustriert ACCEPT verlassen hatte, formte er zusammen mit Drummer Rusty Miller (der vor den Aufnahmen aber zu RAZORMAID ging) die Formation BANGALORE CHOIR. Komplettiert wurde das Line Up durch John Kirk (g), Curt Mitchell (g) und Danny Greenberg (b). Leider blieb es aufgrund der Grunge-Welle bei dieser einen Veröffentlichung, denn „On Target“ hatte alles, was eine vielversprechende Debüt-Scheibe haben musste: großartige Songs, tolle Musiker und einen krachenden Sound.

Dass das aber mit modernen Mitteln noch besser geht, hat Martin Kronlund jetzt mit seiner remasterten Version bewiesen. Einzelheiten kommen noch besser zur Geltung und die Songs ballern noch kraftvoller aus den Boxen. Leider enthält diese neue Version außer einem Videoclip zu „Loaded Gun“ keinerlei Bonusmaterial. Lediglich das Artwork wurde etwas überarbeitet. Trotzdem bleiben 10 geile Songs, allen voran „Angel In Black“, „Loaded Gun“, „If The Good Die Young“ und „Just One Night“. Reece blieb lange in der Versenkung verschwunden, konnte aber erstmals nach vielen Jahren mit seinem Beitrag zum VOICES OF ROCK Projekt und seinem Solo-Album „Universal Language“ Akzente setzen.

Dabei hat er derart Blut geleckt, dass auch sein Baby BANGALORE CHOIR wieder zum Leben erweckt wurde. Einen Punkt stellt dieser Re-Release dar, aber mittlerweile sind ja schon 2 weitere Studioplatten unter diesem Banner erschienen. Doch zurück zum Erstling „On Target“: Viele tolle Scheiben in dieser Richtung erblickten speziell in den Jahren 1989-1992 das Licht der Welt, dabei ist dieses Stück Plastik aber definitiv ein Vertreter, der es verdient hätte, sich des öfteren in Euren CD-Playern zu drehen und BANGALORE CHOIR ist eine dieser fast unzähligen Bands, die es damals nicht geschafft haben, trotz geiler Mucke den verdienten Erfolg einzufahren. Das lässt sich nicht mehr rückgängig machen, aber Ihr könnt Eure Faves heute unterstützen, indem Ihr z.B. die beiden BANGALORE CHOIR Scheiben käuflich erwerbt und zu den Konzerten geht. Denn auch im Jahr 2010 ist Rock´n Roll nicht tot – Rock´n Roll will live forever!

Trackliste:

1.Angel In Black
2.Loaded Gun
3.If The Good Die Young
4.Doin´ The Dance
5.Hold On To You
6.All Or Nothin´
7.Slippin´ Away
8.She Can´t Stop
9.Freight Train Rollin´
10.Just One Night

Stefan

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HELIX – No Rest For The Wicked (Klassiker der Woche)

Band: Helix
Album: No Rest For The Wicked
Spielzeit: 33:14 min.
Veröffentlichungsjahr: 1983
Plattenfirma/Vertrieb: Capitol/EMI
Stilrichtung: Hardrock

Höchste Zeit, dass wir uns ein wenig mit der ersten Hälfte der 80er Jahre befassen. Da ist natürlich eine Gruppe wie HELIX nicht wegzudenken. Im Land des Ahorns gab es eine Vielzahl an Bands, die zwar einige Achtungserfolge erzielen konnten, die große Karriere blieb aber leider aus. HELIX sind eine der relativ wenigen kanadischen Bands, die den Durchbruch schaffen konnten.

Sänger Brian Vollmer ist das einzige Mitglied, das seit der Gründung 1974 die Rock-Institution am Leben hält. Die 1983 erschienene Langrille „No Rest For The Wicked“ entstand im wohl besten Line-Up mit eben diesem Brian Vollmer (v.), Brent Doerner (g.), Paul Hackmann (g.), Mike Uzelac (b) und Greg „Fritz“ Hinz (d.). In den bisher 39 (!!!) Jahren des Bestehens verschlang HELIX sage und schreibe 32 Bandmitglieder, angefangen z.B. mit Original-Drummer Brian Doerner bis hin zu Ex-BRIGHTON ROCK Gitarrero Greg Fraser. Insgesamt haben HELIX 12 Longplayer, einige EP´s sowie 3 Livealben veröffentlicht, heute werden wir uns aber mit „No Rest For The Wicked“ beschäftigen, einem der wichtigsten und auch einem der besten Alben der Bandgeschichte.

Trotz seiner kurzen Laufzeit von gut einer halben Stunde birgt NRFTW einige Hochkaräter, die gut und gerne zu den Klassikern der Kanadier gezählt werden können. „Does A Fool Ever Learn“, „Let´s All Do It Tonight“, „Heavy Metal Love“, Don´t Get Mad Get Even” oder die Ballade “Never Want To Loose You” zeugen allesamt vom Gespür für kräftige Melodien geschickt verpackt in eine gute Dosis harten Rock.

Aufgenommen wurde in den Phase One Studios zu Toronto, gemixt hat die Platte ein gewisser Tony Bongiovi in seiner Power Station, na hat´s geklingelt? Ebenfalls ein Highlight ist das coole Cover: Hier sitzt der Teufel himself, total gelangweilt und fix und fertig in seinem Pyjama rum. Und wenn man sich die Rückseite der Hülle so betrachtet bemerkt man ziemlich schnell, dass auch der Teufel nur ein Mensch ist. Da schwimmen die Dritten sauber in Corega-Tabs und die Sehhilfe liegt auch immer griffbereit neben dem vollgemüllten Aschenbecher.

Wer also mit dem Gedanken spielt, sich eine HELIX-Scheibe zuzulegen und die Band bisher nicht kannte (solche Leute soll es geben), kann selbstverständlich mit einer der zahlreichen Best-Of-Compilations beginnen, danach kommt aber gleich „No Rest For The Wicked“. Als letzten Hinweis möchte ich noch anfügen, dass es fast alle Scheiben, auch die hier vorgestellte, noch auf der offiziellen Homepage www.planethelix.com käuflich zu erwerben gibt.

Trackliste:

01. Does a Fool Ever Learn
02. Let’s All Do It Tonight
03. Heavy Metal Love
04. Check Out the Love
05. No Rest for the Wicked
06. Don’t Get Mad, Get Even
07. Ain’t No High Like Rock n‘ Roll
08. Dirty Dog
09. Never Want to Lose You
10. White Lace and Black Leather

Stefan

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HEARTLYNE – No Retreat No Surrender (Klassiker der Woche)

Band: Heartlyne
Album: No Retreat No Surrender
Spielzeit: 51:26 min.
Plattenfirma/Vertrieb: Yesterrock/NL Distribution
Veröffentlichung: 03.06.2009
Homepage: www.myspace.com/heartlyneberlin

Es geschehen noch Zeichen und Wunder, das war mein erster Gedanke, als ich vom Release des HEARTLYNE-Materials las. Denn aus mir nicht nachzuvollziehbaren Gründen wurden die Songs der (West-)Berliner Band, die zwischen 1986 und 1988 entstanden sind, bis heute noch nicht öffentlich zugänglich gemacht (wenn man ein paar unprofessionelle Bootlegs außen vor lässt). Zum einen war die damals ungünstige Lage Westberlins Grund dieses Zustandes, der Hauptgrund wird aber der Weggang von Sänger Tommy Heart zu V2 gewesen sein, denn was soll eine Band ohne Sänger anfangen?

Nun, das ist alles Geschichte, und die ist heute im Grunde oder speziell in diesem Fall auch ziemlich wurscht. Wahrscheinlich fängt beim Namen Tommy Heart (v) bei den Meisten von Euch das Gehirn an zu arbeiten und spuckt Namen wie FAIR WARNING, SOUL DOCTOR oder eben V2 aus, aber auch Chris Lyne (g), der zweite “Namensgeber” sollte nicht unerwähnt bleiben, wie natürlich auch die weiteren 4 Bandmitglieder Jogy Rautenberg (b, SKEW SISKIN), Alex Strauch (k, SHE´S CHINA), Karsten Krause (d) und Claus Johannsohn (g, DOUBLE ACTION). 4 der Akteure sind heute ja wieder bei SOUL DOCTOR vereint, dazu zählen die Gründer Tommy Heart und Chris Lyne, Alex Strauch stieß 2001 dazu und Jogy Rautenberg 2004.

Schauen wir uns doch mal die Inhaltsangabe auf dieser Packung an: 11 Einzelportionen melodischer Hardrock der Marke TREAT schallen aus den Boxen. Generell möchte ich behaupten, dass die Ausrichtung komplett undeutsch ist und sich sehr an Skandinavien orientiert. Das ist es auch, was mir an “No Retreat No Surrender” so gefällt, klassicher, purer 80ger Jahre AOR/Hardrock wie aus dem Bilderbuch. Ein Festmahl für jeden Fan solcher Klänge.

Wer sich jetzt ein Frühwerk von FAIR WARNING darunter vorstellt, den möchte ich vorsichtig warnen, denn weder Tommy Heart´s Stimme noch die Songs klingen nach den späteren Nippon-Superstars. “Und das ist auch gut so” würde ein berühmter Berliner Politiker sagen, denn HEARTLYNE haben genügend eigene Ideen zu bieten und versprühen den Charme der 80ger auf ihre Weise und festigen dieses Gerüst mit bärenstarken Song. Das Cover unterstreicht die “Misere”, warum die Fans so lange auf dieses Juwel warten mussten, denn irgendwie war die Berliner Mauer an den Umständen schuld, sonst hätte HEARTLYNE vielleicht eine ganz andere Karriere erwartet und wer weiß, ob die 6 Jungs heute noch zusammen musizieren würden.

Das Warten hat sich jedenfalls mehr als gelohnt, um das Vermächtnis dieser talentlierten Musiker nach über 20 Jahren in den Händen zu halten. Greift zu, solange die Möglichkeit dazu besteht, denn wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – im Falle eines Ausverkaufs von HEARTLYNE besonders schwer. Dieser Rundling ist auch nach gut 20 Jahren ein Dauerbrenner.

Trackliste:

01. Starlight
02. No Retreat No Surrender
03. Victims Of Your Love
04. Broken Promises
05. Strike An Arrow
06. Change (All Over The World)
07. Sacred Heart
08. Stay With Me
09. Empty Eyes
10. Don´t Walk Away
11. Starlight (different version)

Stefan

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HEAD EAST – A Different Kind Of Crazy (Klassiker der Woche)

Band: Head East
Album: A Different Kind Of Crazy
Spielzeit: 37:24 min.
Plattenfirma/Vertrieb: Yesterrock
Veröffentlichung: 1979/2010
Homepage: www.head-east.com

Kaum ein Rockklassiker einer relativ unbekannten Band wird noch heute so oft im Radio gespielt wie “If You Knew Me Better” von HEAD EAST. Dabei war die Combo aus South Central/USA ein typisches One Hit Wonder, denn obwohl sie einige Platten veröffentlicht haben und sich in den USA einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeiten konnten, bekamen sie hier in Deutschland vor und nach ihrem Hit keinen Fuß mehr auf den kommerziellen Boden.

Vor drei Jahren wurde die Scheibe “A Different Kind Of Crazy” wiederveröffentlicht, natürlich mit an Bord: “If You Knew Me Better”! Doch, was hat der Rest der Langrille zu bieten? Digital Remastered wurde sie, aber leider ist kein Bonusmaterial vorhanden. Da habe ich doch gleich mal meine alte Schallplatte rausgezogen und sie vergleichsweise angehört. Ich muss auch ganz ehrlich gestehen, dass ich mir das Teil damals wegen besagtem Song gekauft hatte und nach einmaligem Anhören den Rest für nicht so erachtenswert gehalten hatte.

Manchmal muss man halt zu seinem Glück gezwungen werden, wenn auch fast 35 Jahre später, denn “A Different Kind Of Crazy” erschien ursprünglich schon 1979. Denn mit “Specialty”, “Lonelier Now” oder “Too Late” haben die Amis weit mehr zu bieten als lange von mir angenommen. Typisch amerikanischer Endsiebziger-Rock mit tollen Keyboards und einer außergewöhnlichen Stimme von John Schlitt (später bei den Christenrockern PETRA), melodisch und eingängig, jedoch nicht schmalzig und immer auf hohem Niveau – irgendwo zwischen STYX, JOURNEY und TOPAS (!!!).

Man lernt eben nie aus – und so kann es sein, dass man eine Scheibe, die schon Ewigkeiten im Regal steht, erst nach langen Jahren so richtig zu schätzen weiß. Eines ist jedoch sicher: ohne “A Different Kind Of Crazy” wären wir um einen unsterblichen Rockhit ärmer, ganz egal, was man vom Rest der Platte halten mag. Und wer schon länger auf eine Gelegenheit gewartet hat, sich diesen Klassiker nicht auf einem Sampler zu sichern, sollte zugreifen – besser spät als nie!

Trackliste:

01. Specialty See All
02. Keep A Secret See All
03. Feelin‘ Is Right
04. Lonelier Now
05. Morning
06. Got To Be Real
07. If You Knew Me Better
08. Too Late
09. Hard drivin‘ days

Stefan

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MICHAEL C. DRAGON – Transsylvania (Klassiker der Woche)

Band: Michael C. Dragon
Album: Transsylvania
Spielzeit: 28:36 min.
Veröffentlichungsjahr: 1997
Plattenfirma/Vertrieb: Privatpressung
Stilrichtung: Melodic Rock

Ein wirklich kurioses Stück Rockmusik habe ich hier ausgegraben. Beim Wühlen in den Tiefen meines CD-Regals stieß ich auf diese Privatpressung aus dem Jahre 1997, die ich ursprünglich durch Zufall mal in einer Disco gehört habe (bei uns auf dem Land wurde auch damals manchmal noch gute Musik gespielt).

An dieses gute Stück zu kommen, war damals, vor den „glorreichen“ Zeiten des World Wide Web, schon recht schwierig. Mit bürgerlichem Namen heißt Dragon eigentlich Manfred-Michael Seiler, heute macht der aus dem Siebenbürgenland stammende Künstler (daher auch der Albumtitel) ziemlich vielfältige Dinge, angefangen natürlich mit Musik und Musicals bis hin zu Kampfkunst und Theater.

Außerdem ist Dragon seit vielen Jahren Kulturdirektor der Raumfahrtbehörde ESA. Er hat außerdem beim GERMAN ROCK PROJECT mitgewirkt, das viele namhafte Musiker, darunter DORO, GAMMA RAY, AXEL RUDI PELL u.v.a. zusammengeführt hat.

Jetzt aber zurück zum hier vorliegenden Tonträger. Musikalisch ist „Transsylvania“ eine Mischung aus AOR und Melodic Rock mit viel Gefühl und tollen Melodien. Die geniale Ballade „Still Loving You“ erinnert an die besten Zeiten von BLUE TEARS und der straighte Rocker „Fire“ ist das passende Gegenstück, ein perfekter Midtempo-Stampfer. Teilweise klingen manche Teile, z.B. der Übergang zwischen Intro und Song bei „Transsylvania Calling“ und „Stop The Countdown“ etwas holprig und auch der Sound der einzelnen Songs ist ziemlich unterschiedlich, was darauf hindeutet, dass das Album nicht auf einmal eingespielt wurde. Das tut dem Hörgenuss dieser Melodic-Perlen aber keinen Abbruch. Das abschließende „Helden (Eisenhertz)“ ist eine deutsch gesungene Ballade, die manche als schmalzig hinstellen mögen, wäre der Song aber in Englisch, würde es nur wenige beschäftigen. Ich jedenfalls finde „Helden“, das übrigens nichts mit DAVID BOWIE´s „Heroes“ zu tun hat, eine gefühlvolle Ballade. Auch den Rest der Songs (mit Ausnahme von „Stop The Countdown“) empfinde ich als äußerst gelungen und absolut prädestiniert für diese Rubrik.

Schade, dass MICHAEL C. DRAGON nicht mehr in dieser Richtung veröffentlicht hat, denn sein musikalisches Spektrum ist recht breit gefächert. Vielleicht wäre es jetzt, da die melodische Rockmusik wieder etwas besser dasteht, an der Zeit, sich einem weiteren Melodic-Projekt zu widmen?!

Ach ja, wird diese Scheibe von einigen als absolut rar dargestellt, möchte ich darauf hinweisen, dass „Transsylvania“ noch immer auf DRAGON´s Internetseite www.dragonsworld.eu zu beziehen ist. Und genau das solltet Ihr tun, denn wer auf AOR/Melodicrock der Marke BLUE TEARS u.ä. steht, ist mit diesem Rundling gut bedient. Außerdem gibt eine um ein paar Stücke angereicherte Wiederveröffentlichung von Yesterrock – Ihr habt also die Wahl.

Trackliste:

01. Wishing
02. Transsylvania Calling (New Version)
03. Still Loving You
04. Fire
05. Stop The Countdown
06. Transsylvania Calling (Video Version)
07. Helden (Eisenhertz)

Stefan

Hier findet Ihr weitere:

HEAVENS EDGE – Heavens Edge (Klassiker der Woche)

Band: Heavens Edge
Album: Heavens Edge
Spielzeit: 54:46 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Columbia
Veröffentlichung: 1990

Sie hatten alles: den Look, die Songs, ein vielversprechendes Album draußen und nebenbei waren sie noch eine fantastische Liveband. Dann kam der depressive Kurt und all die anderen Karohemdenträger mit der miesen Laune und niemand wollte mehr eine gute Zeit erleben –  der Rest ist Geschichte. Die Rede ist hier von HEAVENS EDGE, einer Hardrockband aus Philadelphia, die mit ihrem selbstbetitelten Debüt offene Türen auf der ganzen Welt hätten einrennen können. Wenn sie nur ein paar Jährchen früher dran gewesen wären.

Dabei fiel der Startschuss für den Fünfer schon im Jahre 1987, als Gitarrist Reggie Wu und Sänger Mark Evans die Band gründeten. Wu war ein Rebell in seiner Familie, denn seine Mutter war eine klassisch ausgebildete Pianistin und auch der junge Reggie wurde in diese Ecke gedrängt. Aber als er DEEP PURPLE´s „Machine Head“ in die Finger bekam, bestimmte der Rock´n Roll fortan sein Leben. Er spielte in der recht erfolgreichen Band WHITE FOXX bevor er Mark Evans traf, der seine Brötchen bei den göttlichen RED DAWN und seiner bis dato letzten Band NETWORK verdiente.

Während die beiden Auditions im Galaxy Club in Philadelphia abhielten, trafen sie auf Drummer Dave Rath und später wurde mit Bassist George G.G. Guidotti sowie dem zweiten Gitarristen Steven Parry das Team für das erste Album komplett. Allerdings wurden vorher einige andere Gitarristen ausprobiert, bis dieses Line-Up endlich durchstarten konnte. Kurze Zeit nachdem die Jungs ihre Unterschriften unter den Vertrag mit Columbia Records gesetzt hatten wurde ihr Bassist bei einem Gig angeschossen und dabei lebensgefährlich verletzt. Ein Benefizkonzert mit Mitgliedern von Bands wie BRITNY FOX, CINDERELLA. TANGIER oder den HOOTERS brachte genug Geld ein, um die Krankenhausrechnungen zu bezahlen. Für die Aufnahmen hieß das aber: warten.

Und so dauerte es ein Weilchen, bis die Band zusammen mit dem britischen Produzenten Neil Kernon ins Studio ging, der „Heavens Edge“ einen glasklaren, knackigen Sound auf den Leib schneiderte. Axtschwinger Reggie Wu hätte im Studio leben können, denn mit Kernon hatte er den Mann an der Seite, der auch schon sein großes Idol George Lynch produziert hatte und Wu wollte genau diesen Sound. Andere Bandmitglieder indes waren bei Weitem nicht so grenzenlos glücklich mit Neil Kernon. Schlagzeuger Dave Rath bezeichnete ihn als Sklaventreiber und auch Sänger Mark Evans kam anfangs nicht mit dem Soundtüftler zurecht. Es war einfach eine neue Erfahrung, dass auf einmal jemand anders das Sagen hatte.

Und doch oder vielleicht gerade deswegen ist „Heavens Edge“ ein feuchter Traum für jeden Hardrockfan dieser Ära geworden. Alleine der erfolgreichste Titel „Skin To Skin“ ist ein Hammer vor dem Herrn. Ein wahnsinnig kerniger Sound, die geile Gitarrenarbeit von Reggie Wu, die tighte Rhymtmusabteilung sowie das traumhafte Organ von Mark Evans sind die perfekte Mischung. Und wer solche Übersongs wie „Play Dirty“, „Bad Reputation“ oder eine Ballade wie „Hold On To Tonight“ im Programm hat, muss sich überhaupt keine Sorgen machen. Aber auch das smarte „Come Play The Game“, das ruppige „Can´t Catch Me“ oder das vor Energie nur so strotzende „Is That All You Want?“ – übrigens eine Liveversion – sind Garanten für gute Laune und Kurzweil.

Aber warum ging das Unternehmen HEAVENS EDGE dermaßen schief? Der erste Schlag ins Gesicht war ein Wechsel im Management ihrer Plattenfirma. Der neue Mann mochte lieber Bands wie ALICE IN CHAINS oder LOVE/HATE und der erste Umbruch fand bereits statt. Ein bereits begonnenes zweites Album wurde kurzerhand eingefroren und sah zusammen mit einigen neuen Stücken erst 1998 als „Some Other Place, Some Other Time“ über MTM Records das Licht der Welt. Die US-Version hat übrigens 6 weitere Songs zu bieten und auch dieses superbe Debüt erfuhr 2010 über Rock Candy Records einen gewohnt hochwertigen Re-Release. Als Bonus gibt es hier 3 Demoversionen von Non-Album Tracks.

„Heavens Edge“ ist und bleibt ein außerordentliches Dokument amerikanischer Hardrock-Kunst. Vor ein paar Wochen traten die Jungs auch beim Firefest 2013 in Nottingham auf. Wollen wir mal sehen, ob sich nicht vielleicht doch ein drittes Album zu uns verirrt. Die Klasse der ersten beiden Werke spricht für sich.

Trackliste:

01.    Intro
02.    Play Dirty
03.    Skin To Skin
04.    Find Another Way
05.    Up Against The Wall
06.    Hold On To Tonight
07.    Can´t Catch Me
08.    Bad Reputation
09.    Daddy´s Little Girl
10.    Is That All You Want?
11.    Come Play The Game
12.    Don’t´Stop, Don´t Go

Stefan

Hier findet Ihr weitere:
http://rock-garage-magazine.blogspot.de/p/klassiker-der-woche_22.html