COLDSPELL – Frozen Paradise

Band: Coldspell
Album: Frozen Paradise
Spielzeit: 53:23 min
Stilrichtung: Melodic Rock
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: www.coldspell.se

Da sind sie wieder! Nach dem mich die Schweden von COLDSPELL mit ihrem Debütalbum „Infinite Stargaze“ 2009 so richtig gepackt hatten, ich weiß noch es war eine meiner ersten Scheiben die ich damals besprochen habe, verfolgte ich das Treiben der Band über die nächsten Jahre immer weiter. Auch das zweite Album „Out from the cold“ welches 2011 erschien wusste zu begeistern, auch wenn hier der progressive Einschlag des Debütalbums verschwunden war.
Nun haben wir 2013 und die Truppe rund um Gitarren Maestro Michael Larsson (R.A.W) und Sänger Niklas Swedentorp veröffentlichen dieser Tage nun ihr drittes Album „Frozen Paradise“.
Freunde des gepflegten Melodic Rocks mit einem Ticken 80iger Sound können sich also wieder freuen und damit ich euch nun nicht länger auf die Folter spanne, steigen wir direkt mit dem Openersong „Paradise“ ein.
Die typischen COLDSPELL Riffs erwarten uns mal direkt zum Einstieg. Ein zarte Keyboarduntermalung und kraftvolle Drums setzen ein und schon ist man mittendrin im Song. Die Stimme von Niklas ist wie immer sehr angenehm und passt perfekt zur 80iger orientieren Mucke! Der Song an sich ist ein fast schon typischer COLDSPELL Song der seine volle Stärke dann im klasse Chorus ausspielt. Ich würde mal sagen die Nummer ist eine konsequente Weiterentwicklung der Songs auf der letzten Platte. So ein bisschen spürt man direkt wieder die Prog Magie des Debütalbums!
Ebenfalls im Midtempobereich ist das folgende „Angel of the World“ angesiedelt. Der Grundrythmus bewegt sich hier aber wesentlich mehr im Stampfbereich. Die guten Ansätze des Openers werden hier natürlich gekonnt aufgegriffen und konsequent weiterverfolgt.
Ähnliches könnte man auch über die beiden nächsten Tracks „Life has just begun“, und „Goin all the way“ schreiben, auch wenn hier ein wenig das Gefühl aufkommt, hier wird eher Dienst nach Vorschrift gemacht, so ganz schafft man es nicht die Qualität der ersten beiden Songs zu erreichen. Trotzdem sind beides gute Songs.
Der Mittelteil der Platte wird dann von dem abwechslungsreichem „Life 2 Live“ und dem Melodic Rock Paradebeispiel „On the Run“ dominiert. Hier stimmt die Mischung aus kraftvollen aber dennoch eingängigen Melodic Rock mal wieder perfekt!
Ein absoluter Ohrwurm und Bombentrack erwartet uns dann mit „Soldiers“! Man höre sich nur die geilen keltisch angehauchten Gitarrenriffs zu Beginn an.  Der Chorus ist auch wieder richtig schön eingängig und der Song hat auch noch eine klasse Message. Zusammen mit den beiden ersten Tracks der bislang stärkste der Scheibe!
Da haben es die nächsten Track schwer gegen anzukommen, trotzdem sind „Falling“ und vor allem das abschließende, sehr atmosphärische „Legacy“ noch richtig starke Nummern, die sich ebenfalls meterdick in die Gehörgänge einbrennen.

Anspieltipps:

Richtig schlechte Songs sucht man hier eh vergeblich, ganz klar hervorzuheben sind aber “Paradise”, “Angel of the World”, “Life 2 Live”, “Soldiers” sowie “Legacy”.

Fazit :

COLDSPELL zeigen auf ihrem neuen Album das Niveau was sie auch auf ihrem letzten Album gezeigt haben. Nicht mehr aber auch nicht weniger! Enttäuschend ist das auf jeden Fall nicht, denn damit gehören sie immer noch zu einer der besten Melodic Rockbands skandinavischer Prägung.
Ich persönlich muss aber mittlerweile gestehen das mir der etwas verspieltere, progressivere Stil des Debütalbums etwas besser gefallen hat. Aber das ändert natürlich nichts an der absoluten Klasse von “Frozen Paradise”!
Fans des Melodic Rock Genres kommen hier absolut nicht dran vorbei und sollten sich diese klasse Scheibe auf jeden Fall nicht entgehen lassen!

WERTUNG:

Trackliste:

01. Paradise
02. Angel of the World
03. Life has just begun
04. Goin all the way
05. Alive
06. Life 2 Live
07. On the run
08. Soldiers
09. Falling
10. Dark Reflections
11. Legacy

Julian

ONSLAUGHT – VI

Band: Onslaught
Album: VI
Spielzeit: 39:26 min
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: www.facebook.com/onslaughtuk

Kaum zu glauben, aber der schlichte Albumtitle „VI“ entspricht der Wahrheit. Obwohl die englische Thrash-Institution ONSLAUGHT seit 1982 aktiv ist und besonders mit „The Force“ einen Szeneklassiker eingeprügelt hat, kommt im 31. Jahr mit dem neuen Silberling erst der sechste Langspieler in die Plattenläden. Die beiden Alben seit der Reunion „Killing Peace“ und „Sounds of Violence“ wussten bereits zu überzeugen. Nun starten Sy Keeler (Vocals), Nige Rockett (Guitar), Andy Rosser-Davies (Guitar), Jeff Williams (Bass) und Mic Mourihan (Drums) den nächsten Frontalangriff auf die Nackenmuskeln der Thrash Gemeinde.

Nach einem kurzen Intro kracht „Chaos is King“ derartig gewaltig aus den Boxen, dass man keine Sekunde auf seinem Stuhl sitzen bleiben kann, sondern aufspringt und die Mähne kreisen lässt. Was für ein Brett! Gitarrist Rockett hat wirklich nicht zu viel versprochen mit seiner Behauptung: „Definitely the most aggressive song we have ever written, it’s a real relentless thrash out from start to finish that really pushed the boundaries of our playing to the max.“ Ganz eindeutig einer der besten Thrash Songs 2013!
Weiter geht es mit „Fuel for my fire“, eine Ecke gemäßigter, dafür heavy und groovend ohne Ende, der Refrain geht einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Wenn Sy zu seinem Fiiiirreeeeee ansetzt wähnt man sich bereits beim nächsten Livegig der Jungs um den Song mitzugröhlen.
„Children of the sand“ bietet dann eine kleine Verschnaufpause und erinnert etwas an SLAYERs „Seasons in the abyss“, bleibt aber trotzdem von der ersten bis zur letzten Sekunde heavy und intensiv. Zudem überrascht der Song mit leichten orientalischen Elementen und überzeugt auch auf lyrischer Seite, es geht um die fragile Situation im Mittleren Osten.
Und so geht es weiter. „Slaughterize“ ist wieder ein rasanter Nackenbrecher, „66’Fucking’6“ das nächste Groovemonster mit einem Refrain der jedes Klischee bedient. Und gerade deshalb einfach Spaß macht und Live zur absoluten Hymne werden könnte., „Cruci-Fiction“, „Dead Man Walking“ und „Enemy of my Enemy“ reihen sich nahtlos in das von Anfang bis Ende überzeugende Gesamtbild ein.

Die Produktion hat Druck ohne Ende, besser kann man Thrash Metal nicht auf einen Silberling bannen. Mike, der neue Mann an den Drums liefert eine erstklassige Leistung ab, die Gitarrenarbeit auf „VI“ ist durchgehend auf höchstem Niveau. Der Bass kracht heftig durch’s Gebälk und Sänger Sy ist in Topform.

Ich hol mir jetzt umgehend eine Karte für die Slaughterfest Tour, bei der man ONSLAUGHT mit EXUMER, MASTER und M-Pire OF EVIL live erleben kann. Hoffentlich finden sich viele der neuen Songs im Set wieder.

An die Thrasher da draußen: ab in den nächsten Plattenladen und holt euch „VI“. Ihr werdet es nicht bereuen, ein Kandidat für das Thrash Metal Album des Jahres!

WERTUNG: 

Trackliste:

01. A New World Order
02. Chaos Is King
03. Fuel For My Fire
04. Children Of The Sand
05. Slaughterize
06. 66’Fucking’6
07. Cruci-Fiction
08. Dead Man Walking
09. Enemy Of My Enemy
10. Shellshock (Bonus Track Limited Edition)

Chris

MICHAEL DES BARRES – Somebody Up There Likes Me (Re-Release)

Band: Michael Des Barres
Album: Somebody Up There Likes Me (Re-Release)
Spielzeit: 44:33 min.
Stilrichtung: AOR/Hardrock
Plattenfirma: Yesterrock
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: www.desbarres.com

MICHAEL DES BARRES dürfte für einige noch als Frontmann der schillernden Glam-Truppe SILVERHEAD bekannt sein, deren vielversprechende Karriere Anfang der 70ger nach nur 2 Studioalben und einem Livemitschnitt schon wieder beendet war. Der Brite war ursprünglich als Schauspieler unterwegs, bevor er in sich dazu entschied als Sänger in den Rockzirkus einzusteigen. Als nächstes gründete er die Band DETECTIVE, die es ebenso auf 2 Studio- und ein Livealbum brachte. In den 80gern widmete er sich seiner Solokarriere als Sänger und ab 1979 wirkte er in zahlreichen Fernsehserien sowie Kinofilmen mit. Auch einige Beiträge zu Soundtracks konnte DES BARRES beisteuern, was ihm 1987 prompt die Nomminierung für die „Goldene Himbeere“ für den schlechtesten Song im Film „9 ½ Wochen“ einbrachte.

Nur ein Jahr zuvor entstand mit „Somebody Up There Likes Me“ das zweite Soloalbum des Briten, das jetzt erneut veröffentlicht wird. Darauf wird abgrundtiefer AOR/Soundtrack-Stil geboten – das Album könnte auch leicht als Filmmusik für ein B-Movie dieser Zeit durchgehen. Der Sound ist allerdings auch auf dieser remasterten Fassung ziemlich schlecht. Auch typisch für Soundtracks dieser Zeit dumpf, ohne Druck und einfach unausgewogen präsentieren sich diese 10 Songs gewandet.

Was aber bei Weitem besser ist, ist die Qualität der Stücke an sich. Wer auf solch alte Soundtracks steht, für den sind auch Songs wie das energische „Money Don´t Come Easy“, das relaxte „Is There Somebody Else?“, das verträumte „Everything Reminds Me On You“ oder die Coverversion von JOHNNY NASH´s Hit „I Can See Clearly Now“ eine schöne Zeitreise. Auch das Cover hält mit all seinem Neon und der Skyline samt eines verschwitzten MICHAEL DES BARRES sämtliche Klischees bereit. Aber auch „Do You Belong“, das schon mal an ROD STEWART erinnert sowie das dramatische „Camera Eyes“ können gefallen.

Man muss den ganzen 80ger Kitsch schon mögen, um „Somebody Up There Likes Me“ für gut zu befinden und beim Sound gewisse Abstriche machen, aber insgesamt ist die Platte ein willkommenes Relikt eines extravaganten und nicht immer einfachen Künstlers.

WERTUNG:

Trackliste:

1.Money Don´t Come Easy
2.Do You Belong
3.Is There Somebody Else?
4.Everything Reminds Me Of You
5.I Can See Clearly Now
6.Somebody Up There Likes Me
7.Too Good To Be Bad
8.Locked In The Cage Of Love
9.Camera Eyes
10.Thinking With Your Body

Stefan

CARCASS – Surgical Steel

Band: Carcass
Album: Surgical Steel
Spielzeit: 47:01 min.
Stilrichtung: Death Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 13.09.2013
Homepage: www.facebook.com/OfficialCarcass

Ganz ehrlich, Reunions sind in 90% der Fälle komplett für den Popo. Da reformieren sich ehemals komplett zerstrittene Gruppen mit den Argumenten man sei gereift, das Feuer ist zurück oder anderen fadenscheinigen Begründungen. Am Ende des Tages geht’s aber im Prinzip nur ums liebe Geld, was im Prinzip nicht mal verwerflich ist, essen und kacken müssen wir schließlich alle.
Das Ergebnis ist meistens jedoch völlig  überflüssig, austauschbar, manchmal sogar unterirdisch.

Das sich CARCASS nach 17 Jahren Abstinenz nochmal zurückmelden, hinterließ bei mir auch erst mal einen faden Beigeschmack. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.
Nach zwei absoluten Genremeisterwerken in den frühen 90ern (Necroticism & Heartwork), erschien 1996 das bis dahin letzte Album „Swansong“. Der Schwanengesang, allgemein als das letzte Werk eines Künstlers bekannt, polarisierte letztendlich die gesamte Fanschar. Während die einen vom kompletten Ausverkauf sprachen, gab es durchaus Sympathisanten für diese Scheibe. Zu letztgenannter Gruppe zähle ich mich, auch wenn die enthaltenen Songs nicht für jedermann nachvollziehbar waren klang sie in meinen Ohren immer noch authentisch.
Das änderte sich kurz darauf mit dem CARCASS-Nachfolger BLACKSTAR, die den auf Swansong enthaltenen Stil zwar konsequent fortführten, auf der anderen Seite aber komplett verzichtbar waren.

Unabhängig von den Beweggründen der Reunion war demnach die Frage, in welche Richtung die neuen CARCASS tendieren würden. Würden sie zurück zu Ihren Wurzeln gehen oder eher in die melodischere Ecke der Heartwork-Ära? Oder sogar den Anspruch haben was ganz neues zu versuchen?

Letzteres ist glücklicherweise nicht der Fall. Wie in alten Tagen haben CARCASS ihre Liebe zum thrash-lastigen Death Metal mit Punk und Grindcore Einflüssen wieder gefunden. Doch auch melodischere Parts, die aus der Heartwork Phase stammen könnten finden ihren Platz im Songmaterial, bei dem deutlich wird das Gitarrist Bill Steer schon immer einen großen Anteil am Sound der englischen Hobby-Pathologen mit den teils unaussprechlichen Songtiteln hatte. Jeff Walker singt angepisst wie immer, seine Stimme klingt aber um einiges reifer als Mitte der 90er. Selbst Ur-Drummer Ken Owen, der das Schlagzeug vor langem aus gesundheitlichen Gründen in die Ecke stellen musste ist als Gastsänger auf dem Album vertreten. Eine nette Geste der langjährigen Freundschaft zum ehemaligen Mitstreiter.

Die Produktion von Colin Richardson und Andy Sneap knallt wie die Hölle und verleiht Nackenbrechern wie „Captive Bolt Pistol“ oder dem monumentalen „Mount of Execution“ den nötigen Druck.

Fazit: Fans der alten CARCASS werden vor Freude Luftsprünge machen, wem alles vor Swansong zu hart war, wird mit „Surgical Steel“ nicht glücklich werden. Ich muss ehrlich sein und zugeben, dass ich einige Durchläufe benötigt habe um mit den neuen Songs warm zu werden. Haben sie die Songs aber einmal festgefressen stehen sie den glorreichen Taten in nichts nach. In dieser Form dürften CARCASS einmal mehr beweisen, warum sie zu den einflussreichsten Bands der europäischen Extrem-Metal-Szene gehören. Die höchstwahrscheinlich kommenden Nachahmer werden sich die Zähne an diesem akustischen Schlag in die Fresse ausbeißen.

WERTUNG: 

Trackliste:

1. 1985
2. Thrasher’s Abattoir
3. Cadaver Pouch Conveyor System
4. A Congealed Clot Of Blood
5. The Master Butcher’s Apron
6. Noncompliance to ASTM F 899-12 Standard
7. The Granulating Dark Satanic Mills
8. Unfit For Human Consumption
9. 316 L Grade Surgical Steel
10. Captive Bolt Pistol
11. Mount Of Execution

Frank

SPARKLANDS – Tomocyclus

Band: Sparklands
Album: Tomocyclus
Spielzeit: 55:10 min
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: www.sparklands.com

Die niederländischen Gebrüder Thomas – und Robert Riekerk teilen seit ihrer Kindheit eine ganze besondere Leidenschaft miteinander – nämlich die Leidenschaft für den guten alten AOR und Melodic Rock. Von ihren Eltern musikalisch „dauerbeschallt“, wuchsen Sie mit Genreperlen wie BAD ENGLISH, GIANT und TOTO auf und speziell ihr inzwischen leider verstorbener Vater vererbte den beiden die Liebe für das Genre. Um den Tod ihres Vaters irgendwie zu verarbeiten, widmen sie ihn mit „Tomocylcus“ (übrigens benannt nach dem Boot des Vaters) ein komplettes Album, das zum einen als Hommage an den Verstorbenen, zum anderen aber auch ein Liebesbekenntnis an ein komplettes Genre darstellt.

Der überaus launige Opener „The Game“ besticht von Anfang an durch eine ausgewogene Mischung aus fetten 80er Jahre Keyboards und einer melodiösen, niemals zu hart werdenden Gitarrenarbeit, irgendwo in der Schnittmenge zwischen LIONVILLE und 80s Pop Rock Zitaten der Marke STARSHIP.

Die Keyboardsounds von„Skyline“ zitieren gekonnt die guten alten JOURNEY, „Joanne“ ist eine Halbballade, die man sich auch ohne weiteres auf jeden TOTO Album der 80er Jahre vorstellen kann und „Oasis“ ist ein feiner Rocker der „damals“ auch GIANT gut zu Gesicht gestanden hätte.

Die komplette Produktion von „Tomocyclus“ ist sehr liebevoll gestaltet und man merkt jeden einzelnen der 14 Songs ganz genau, an mit wieviel Liebe und Sorgfalt hier ans Werk gegangen wurde. Absolute Kaufempfehlung meinerseits!

WERTUNG: 
Trackliste:
01. The Game
02. Skyline
03. Joanne
04. Oasis
05. Shattered Dream
06. Afterlife
07. State Of Mind
08. The Feeling Has Gone
09. Sparklands (Instrumental)
10. Let Sparks Fly
11. Lost In Space And Time
12. Let It Out
13. Open Your Eyes
14. Tomocyclus
Marco

THE THEANDER EXPRESSION – Strange Nostalgia

Band: The Theander Expression
Album: Strange Nostalgia
Spielzeit: 45:11 min
Stilrichtung: AOR
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 20.09.2013
Homepage: www.andreetheander.wordpress.com

“Strange Nostalgia”, so lautet der Name des mir vorliegenden Albums von THE THEANDER EXPRESSION und als „nostalgisch“ kann man die Mucke tatsächlich über die komplette Dreiviertelstunde Laufzeit bezeichnen.

THE THEANDER EXPRESSION ist das Baby von Andrée Theander, einem schwedischen Sessionmusiker, der sein Handwerk von der Pieke an gelernt zu haben scheint. Die zehn Melodic Rocker auf dem Longplayer wildern sich einmal quer durch die 80er Jahre und wieder zurück, als da wären TOTO („Like A Chameleon“) , SURVIVOR („Conception Of Life“) und BAD ENGLISH („Mr. Know-It-All“) .

Sowohl stimmlich als auch instrumental gibt es da nichts zu bemängeln. Man bekommt zehn mal grundsolide AOR Kost geboten, die sicher den ein oder anderen Genrefan auch ansprechen dürften. Allerdings fehlt mir auf Dauer dann doch das „gewisse Etwas“, dass die Songs aus dem allgegenwärtigen Genreallerlei hervor heben kann. Für Alleshörer empfehlenswert, ich bleibe dann doch lieber bei anderen, hochwertigeren Veröffentlichungen die dieser Tage erschienen sind.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Conception Of Life
02. Strange Nostalgia
03. Insanity Cell
04. Like A Chameleon
05. Sanguine
06. Feelings Of Luxury
07. Mr. Know-It-All
08. Masterpiece In The Dark
09. Meet Me There Tonight
10.Champagne Wishes & Caviar Dreams

Marco

HELL´S DOMAIN – Hell´s Domain

Band: Hell’s Domain
Album: Hell’s Domain
Spielzeit: 50:31 min
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Punishment 18 Records
Veröffentlichung: 23.09.2013
Homepage: www.hellsdomain.dk

Dänemark hat mit HELL’S DOMAIN eine neue Thrash Metal Band am Start, bestehend aus Gitarrist Bjørn Bihlet (ex-KOLDBORN, BOIL), Bassist Lars Knudsen (Ex-CRIONIC), Sänger Alex Clausen (MONSTAH), Drummer Anders Gyldenøhr (ex-HATESPHERE, ARTILLERY) und Gitarrist Andreas Schubert (EXMORTEN).
Ed Repka (MEGADETH, DEATH, ATHEIST, DEFIANCE, VIO-LENCE uvm.) sorgte für ein passendes Coverartwork und Tue Madsen (DARK TRANQUILLITY, HATESPEHERE) saß bei den Aufnahmen an den Reglern.

Eigentlich perfekte Bedingungen für eine Thrash-Keule erster Güte. Mal sehen ob das auch geklappt hat.

Geboten wird von der 2007 gegründeten Band Thrash Metal alter Schule in einem zeitgemäßen Gewand, Melodie und krachende Riffs dominieren auf dem selbstbetitelten Erstling der Dänen. Die Vocals von Alex Clausen sind klar gesungen, auf dauerhaft aggressive Shouts, die in letzter Zeit von der Konkurrenz besonders häufig genutzt werden, verzichtet man – die richtige Wahl bei einem so talentierten Sänger. Musikalisch erinnert die ganze Angelegenheit oftmals an ARTILLERY, einige Songs fallen nur etwas spannungsärmer und weniger eingängig aus als beim Dänischen Thrash-Flaggschiff. Als weitere Referenzen müssen auf jeden Fall noch EXODUS und phasenweise die alten ANTHRAX erwähnt werden, deren Einflüsse auf den Sound von HELL’S DOMAIN schimmern immer wieder durch, wenn auch wie bereits erwähnt nicht ganz auf diesem Niveau.

Höhepunkte bietet das Debüts aber trotz allem einige, z.B. den flotten Banger „The Walls Come Tumblin‘ Down“, die rasante Abrissbirne „The Needle and the Vein“, den Midtempo-Stampfer „Order #227“ oder das Groovemonster „Crawling in the Shadows“ welches gegen Ende das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückt. Ganz klar der beste Song des Debüts!

Was bleibt also unterm Strich übrig: ein solides, leicht überdurchschnittliches Thrash Metal Album mit dem Oldschooler sicherlich ihren Spaß haben werden. Die Band sollte man auf dem Radar behalten, ist „Hell’s Domain“ noch nicht der ganz große Wurf so deutet man doch oft genug großes Potential an.

WERTUNG:

Trackliste:

01. 100 Days In Hell
02. The Needle And The Vein
03. In The Trenches…
04. Order #227
05. The Walls Come Tumblin‘ Down
06. Crawling In The Shadows
07. Dead Civilization
08. Hangman’s Fracture
09. As Good As Dead
10. A Good Day To Die
11. Sneaking Disease (CRIONIC cover)

Chris

VANDENBERG – Heading For A Storm (Re-Release)

Band: Vandenberg
Album: Heading For A Storm (Re-Release)
Spielzeit: 50:55 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 21.08.2013
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Adrian Vandenberg ist wohl so etwas wie der ewige Geheimtipp, der Ritter von der traurigen Gestalt, dem im Moment seines größten Erfolges das Schicksal einen besonders gemeinen Streich spielte. Kaum bei den damaligen Multi-Millionen Sellern Whitesnake für den geschassten John Sykes verpflichtet, verfasste er gemeinsam mit David Coverdale das „Slip Of The Tongue“ Album, das er dann aber aufgrund einer Handgelenksverletzung nicht selber einspielen konnte. Zähneknirschend musste der holländische Gitarrenvirtuose zusehen wie Gitarrenalien Steve Vai der Scheibe mit zahnlosem, glattgebügltem Pseudo-Metal-Genudel den Garaus machte. So schlecht wie sie gerne gemacht wird ist die Platte zwar nicht, die bissigere Herangehensweise von Vandenberg hätte dem Material aber bestimmt mehr Konturen verliehen. Nach der Genesung konnte Vandenberg zwar (an der Seite von Vai) mit der weißen Schlange touren, im Zuge des Grunge-Booms war dann aber auch schon bald wieder Schluss mit den Arenen und Top-Chart Platzierungen – ein gemeinsames Album war noch drin, und dann die Luft raus. VANDENBERG besann sich auf seine Roots-Rock Wurzeln und spielte mit Manic Eden ein sehr empfehlenswertes, Blues-Rock beeinflusstes Album ein bevor er vollends in der Versenkung verschwand. Vor seinem Whitesnake Engagement, in dessen Zuge er seinen Gitarrenstil in nicht unerheblichem Maße dem US-Geschmack anpasste und dabei einige Ecken und Kanten auf der Strecke blieben, hatte VANDENBERG aber bereits mit der nach ihm benannten Band 3 beachtenswerte Alben eingespielt die, ähnlich wie Whitesnake vor dem 1987 Album, deutliche Classic Rock Einflüsse mit Stadionrock verbanden. Nachdem das Rock Candy Label die Debüt Scheibe bereits neu aufgelegt hatte, folgt nun das zweite, und für viele Fans reifste, Werk der holländischen Formation in neu gemasterter Form.

Aufgenommen in Jimmy Page’s SOL Studios besticht das Album in erster Linie durch VANDENBERGS originelle Gitarrensoli, die er wie außer Rand und Band von der Kette lässt und in denen sowohl typisch europäisch eingefärbte Klassik-Motive wie auch flüssige Blues-Rock Linien nahtlos miteinander verschmelzen. Das Songmaterial besteht aus klassischem 80er Hardrock mit Stadion-Flair (sowie reichlich platten Texten) wie dem kleinen Hit „Friday Night“ oder der Single „Different Worlds“ und bodenständigen Classic Rockern wie „I’m On Fire“ oder „Rock On“ die insgesamt stimmiger rüberkommen und hervorragend funktionieren. Ein Smasher wie die Erfolgssingle „Burning Heart“ vom ersten Album ist diesmal zwar nicht vertreten, dafür gibt’s als letzten Track mit „Waiting For The Night“ einen absolut traumhaften, originellen Song der die Scheibe kernig und mit einem Ausrufezeichen beschließt. Musikalisch agierten VANDENBERGs 3 Landsmänner (Gesang, Bass und Drums) unauffällig und songdienlich, wenn auch man Sänger Bert Heerink attestieren muss, dass er eine durchaus konkurrenzfähige Stimme von internationalem Format hatte. Rock Candy typisch gibt es bei der vorliegenden Neuauflage ein Booklet mit Linernotes zur Entstehung des Albums (ganz ok, wenn auch etwas oberflächlich) und tollen Fotos. Der eigentliche Clou sind aber die 3 Bonustracks die 1983 in Houston aufgenommen wurden und die Band ungemein energisch und hungrig zeigen. Die Power die bei diesen Aufnahmen rüberkommt lässt die Studiotracks beinahe verblassen.

„Heading For A Storm” ist kein essentielles Stück Musikgeschichte, aber dennoch ein kurzweiliger Trip in die Zeiten von grossen Melodien, lauten Amps, vollen Frisuren und textlichen Plattitüden. Wer sich die Scheibe in die Sammlung stellen will, bekommt dank der tollen Bonustracks mit der vorliegenden Fassung einen echten Mehrwert geliefert.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Friday Night   
02. Welcome To The Club
03. Time Will Tell
04. Different Worlds
05. This Is War
06. I’m On Fire
07. Heading For A Storm
08. Rock On
09. Waiting For The Night
10. Ready For You (Live)
11. Lost In A City (Live)
12. Too Late (Live)

Mario

FATES WARNING – Darkness In A Different Light

Band: Fates Warning
Album: Darkness In A Different Light
Spielzeit: 57:01 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside/Out
Veröffentlichung: 30.09.2013
Homepage: www.fateswarning.com

Dreikampf der Prog Metal Schwergewichte, September 2013, Runde 2: Nachdem Haken mit „The Mountain“ ganz schön vorgelegt haben, gehen die Labelkollegen und Szene-Urväter FATES WARNING mit Studioalbum Nr. 11 ins Rennen um die Herbstkrone – die Genrekönige Dream Theater halten am 20. Sepütember mit ihrer selbstbetitelten neuen Scheibe dagegen. Immerhin 9 Jahre sind seit dem letzten kreativen Lebenszeichen der Formation um Bandkopf Jim Matheos ins Land gegangen, in denen sich das Besetzungskarussell gedreht hat: neben dem zwischenzeitlich ausgestiegenen Gitarristen Frank Aresti, der nun glücklicherweise wieder zur Band gestoßen ist, ist es vor allem Neuzugang Bobby Jarzombek an den Drums (u.a. Halford, Sebastian Bach, Riot), der den Fahnenflüchtigen Mark Zonder (immerhin von 1989 bis 2004 fester Bestandteil des FATES WARNING Sounds) mehr als adäquat ersetzt und einige beeindruckende Parts beisteuert. Die Produktion von „Darkness In A Different Light” ist angenehm erdig geraten, ohne den typischen, leicht klinischen Bandstil über Bord zu werfen, und klingt räumlich und druckvoll. Die verrückten kleinen Spielereien und Fills von Jarzombek, der pumpende Bass von Joey Vera und die vielschichtigen Gitarrenspuren kommen in dem Mix bestens zur Geltung und bieten Ray Alder die perfekte Spielwiese um seine nochmals hörbar gereifte Stimme ausschweifen zu lassen.

Zwischen dem recht schwer zugänglichen, aber mit einem grossartigen Refrain ausgestatteten Opener „One Thousand Fires“ und dem vertrackten, fast viertelstündigen Opus „And Yet It Moves“ in dem von barokken Gitarrenlinien, über tonnenschwere Riffs bis zu eleganten Wohlfühlmelodien alle Register des Progmetal gezogen werden, haben FATES WARNING eine Menge Abwechslung eingestreut. „Firefly“ und „Desire“ sind recht straighte Prog Metalnummern mit immer heftigen Riffattacken. Das eindringliche, nur von Akustikgitarren verzierte „Falling“ dagegen zeit Alder mit verletzlicher, fast brechender Stimme und ungemein viel Emotionen. In „I Am“ vearbeiten FATES WARNING 90er Jahre–typische Riffwände die gar an die Smashing Punpkins erinnern. „Lighthouse“ wiederum entführt den Hörer auf eine spannende Reise jenseits der auf dem Album oft vorherrschenden harschen Metalausbüchen. Lediglich das etwas einfallslose „Kneel And Obey“ kann nicht ganz zünden, was bei so weiteren Hochkarätern wie dem sphärischen „O Chloroform“ aber ohne Weiteres zu verkraften ist. Das Album spannt einen fantastischen Bogen über eine vielzahl von Stimmungen, hat aber stets einen dunklen, nachdenklichen Grundtenor der sowohl vom Sounddesign wie auch vom Artwork (das im Netz bereits einige Diskussionen ausgelöst hat) umrandet wird.

Während Haken mit jugendlichem Verve und naiver Unbekümmertheit einen Volltreffer gelandet haben, setzen FATES WARNING ihre gesamte Routine sowie ihre beinnahe schon staatsmännische Erfahrung ein und nehmen den Hörer gleich in ihrem ganz eigenen Klangkosmos gefangen. Es klingt halt sofort und unverkennbar nach FATES WARNING und das ist doch auch schon fast die halbe Miete. Wenn dann auch noch so spannende und abwechlungsreiche Songs vorhanden sind die erst nach mehrmaligen Hören Ihre ganzen Details und Finessen offenbaren, kann der Prog Fan bei „Darkness In A Different Light” bedenkenlos zugreifen. Die Scheibe ist vielleicht nicht auf dem enormen Niveau der ganz grossen Bandklassiker anzusiedeln, stellt aber eine willkommene Rückkehr zu alter Form dar, die manche nicht mehr für möglich gehalten hatten. Welcome back.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. One Thousand Fires
02. Firefly
03. Desire
04. Falling
05. I Am
06. Lighthouse
07. Into The Black
08. Kneel And Obey
09. O Chloroform
10. And Yet It Moves

Mario

VIETCONG PORNSURFERS – We Spread The Diseases

Band: Vietcong Pornsurfers
Album: We Spread The Diseases
Spielzeit: 32:29 min.
Stilrichtung: Punkrock
Plattenfirma: Dangerous Rock Records
Veröffentlichung: 27.09.2013
Homepage: www.vietcongpornsurfers.com

Es gibt Bands, die fallen schon mit ihrem Bandnamen auf. Oft ist das auch schon das Beste an der ganzen Chose. Machen die VIETCONG PORNSURFERS aus Schweden da eine Ausnahme? Ihre Musik ist ein Bastard aus frühem Punk, MOTÖRHEAD und Bands wie den HELLACOPTERS oder GLUECIFER. Mit „We Spread The Diseases“ nehmen die vier Jungs aus Falun einen zweiten Langspiel-Anlauf und bieten in einer guten halben Stunde ein Dutzend neuer Songs. Alles wurde live im Studio eingespielt, ganz ohne Schnick-Schnack und doppelten Boden. Veröffentlicht wird dieses zweite Album über das bandeigene Label Dangerous Rock Records.

Die Stimme von Frontmann Tom K. Ist angenehm rotzig und tendiert manchmal auch in Richtung eines Glenn Danzig, nur eben punkig. Die Band wird komplettiert von Teddy (guitar), Affe (bass) und Rackarn (drums). Wie man schon an Pseudonymen sieht, nehmen sich die Jungs nicht zu ernst, das schlägt sich auch in den Texten nieder – sie sind augenzwinkernd und übersäht mit schwarzem Humor, manchmal auch total kirre!

Der Öffner „Marcel“ ist schon nach kurzen 1:44 min. vorbei, darin befinden sich aber eine Menge Energie und durchaus auch Melodie. Der folgende „Dead Track“ beginnt mit einer schweren Basslinie und hat ebenfalls einen gefälligen Refrain. „The Best Song“ ist das beste Beispiel für die Ironie der Band: „This is the best song in the Universe…this song is so good I can´t stand still“. Wer hier eine glattgebügelte Hitparadennummer vermutet, wird von der Geschwindigkeit und der Power erschlagen werden. Weiter im Programm geht es mit den ebenfalls gut hörbaren Stücken „First High“ (mit einer rekordverdächtigen Spielzeit von 3:33 min. der längste Song auf dem Album), „I Hate Your Band“ (wieder mal ein typischer VP-Song) und „Don´t Look Back“.

Bei „Disease“ kopieren die Schweden ganz wild das Riff von MOTÖRHEAD´s „Ace Of Spades“ und auch sonst ist der Song recht an die frühen Werke der Briten angelehnt. Nach zwei weiteren flotten Nummern („Add“ und „We Gotta Burn“) ist schon Schluß und wir nähern uns dem Resümee dieses Tonträgers:

„We Spread The Diseases“ ist ein ehrliches Album, das trotz seiner Kürze seine „Längen“ hat. Etwas mehr Abwechslung hätte hier gut getan. Immer nur auf die Zwölf wird schnell langweilig, wenngleich es einige starke Songs gibt. Für Irokesenträger ist die Platte sicher einen Durchlauf wert, ansonsten hat man eigentlich alles schon gehört, oft auch in besserer Umsetzung.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Marcel
2.Dead Track
3.The Best Song
4.Selfdestructive
5.Make You Hate
6.First High
7.I Hate Your Band
8.Just Another Crime
9.Don´t Look Back
10.Disease
11.Add
12.We Gotta Burn

Stefan