CAPILLA ARDIENTE – Bravery, Truth And The Endless Darkness

Band: Capilla Ardiente
Album: Bravery, Truth And The Endless Darkness
Spielzeit: 47:19 min
Stilrichtung: Doom Metal
Plattenfirma: High Roller Records
Veröffentlichung: 06.06.2014
Homepage: www.facebook.com/Capilla-Ardiente

CAPILLA ARDIENTE mit der vielleicht wichtigsten Doom-Metal-Veröffentlichung seit CANDLEMASS mit „Nightfall“. Das behauptet zumindest der Promozettel. Wir lassen aber lieber mal die Kirche im Dorf und gehen neutral an die Sache ran, ohne die junge Band aus Santiago, Chile, gleich mit so einem Meisterwerk zu messen. 2006 wurde die Band gegründet, 2009 folgte dann mit der EP „Solve et Coagula“ die erste Veröffentlichung. Nun liegt mit „Bravery, Truth And The Endless Darkness“ der erste Langspieler vor.

Doom Metal und Chile? Da war doch was. Genau, 2013 begeisterten PROCESSION mit „To Reap Heavens Apart“ die Doom Metal Gemeinde. Und zwei der dort aktiven Musiker bilden auch das Grundgerüst von CAPILLA ARDIENTE: Felipe Plaza Kutzbach (Vocals) und Claudio Botarro Neira (Bass). Ergänzt werden die beiden von Julio Borquez (Gitarren) und Francisco Aguirre (Drums).

Nach einem kurzen, atmosphärischen Intro geht es dann mit „Nothing Here For Me“ zum ersten von vier epischen Doom Songs, keiner unterschreitet die 10 Minuten. Dazwischen gibt es mit „Naufragios“ noch ein kures Interlude. Schnell wird klar, für den Sound der Chilenen standen Größen wie CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS oder SOLSTICE Pate. Sänger Felipe macht eine sehr gute Figur, auch wenn zu Meistern des Faches wie Messiah Marcolin/Robert Lowe noch ein klein wenig fehlt. Wir reden hier aber nur von Nuancen.

CAPILLA ARDIENTE bieten alles was die Herzen epischer Doom Metal Fans höher schlagen lässt: tonnenschwere, schleppende Riffs, gelegentliche groovige Parts die alles unter sich begraben, einen wummernden Bass und einen starken Sänger der die Songs mit seinem emotionalen Gesang trägt.

„Bravery, Truth And The Endless Darkness“ ist keine zweite „Nightfall“ geworden aber eines der besten Doom Alben 2014 auf jeden Fall. Und wer weiß, zuzutrauen ist den Chilenen der ganz große Wurf auf jeden Fall, der aktuelle Silberling macht auf jeden Fall viel Lust auf mehr!

WERTUNG: 


Trackliste:

1. Consequence And Consequences (Intro)
2. Nothing Here For Me
3. Towards The Midnight Ocean
4. Naufragios (Interlude)
5. They Who Were Lost And Now Are Cursed
6. Into Unknown Lands

Chris

HEAVY HONEY – Crushing Symphony

Band: Heavy Honey
Album: Crushing Symphony
Spielzeit: 45:53 min
Stilrichtung: Rock/Alternative
Plattenfirma: Mig-DOTT/Sony Music
Veröffentlichung: 16.05.2014
Homepage: www.facebook.com/heavyhoney

Heavy Rock mit alternativem, aber auch sleazigem Einschlag bieten uns die aus Las Vegas stammenden HEAVY HONEY mit ihrem ersten Studioalbum ‚Crushing Symphony‘. Produziert und gemastert wurde das Album von Frontmann London Mace zusammen mit Kane Churko, der schon mit Five Finger Death Punch und Papa Roach gearbeitet hat, in den HideOut Studios in Las Vegas.
Ein Meilenstein ist das Album nicht unbedingt. Die Songs fangen größtenteils wirklich gut an, haben ein cooles Riff oder einen guten Beat, lassen einen jedoch ohne Höhepunkte sitzen. Gerade wenn man denkt JETZT geht’s los, JETZT kommt ein toller Refrain oder ein Solo, dass einen umhaut, wird man leider enttäuscht. Die Songs bilden einen immer gleichen Teppich aus relativ monotoner Soundkulisse. Auch die Backgroundsängerin, die zwar genau wie Mr. Mace eine gute Stimme hat, peppt das Ganze nicht auf, sondern geht nach kurzer Zeit eher auf die Nerven.
‚Falling‘ ist auf diesem  Album wohl mein Lieblingstrack, geht ins Ohr und holt einen ganz gut ab. Hinter ‚If I Had You Back‘ steht mit dem Tod des Sohnes von Ex-Drummer Brian DeBecker eine tragische Geschichte, die einiges an Emotionen in das Lied packt.

Nichts desto trotz lässt das Album einen nicht so richtig zufrieden zurück, auch wenn die Grundideen hinter den Songs nie schlecht sind. Man kann hoffen, dass das nächste Album den fehlenden Kick von ‚Crushing Symphony‘ ausgleicht, diesmal reicht es für mich leider ’nur‘ für den Durchschnitt

WERTUNG:


Trackliste:

01. Soul Selling
02. Superlove
03. If I Had You Back
04. Falling
05. Death Delay Club
06. On My Way
07. Play In The Dark
08. My FU Smile
09. Never Let You Down
10. Overkill
11. My Hate

Lotta Craze

MORTALICUM – Tears From The Grave

Band: Mortalicum
Album: Tears from the Grave
Spielzeit: 63:38 min
Stilrichtung: Doom Metal
Plattenfirma: Metal On Metal Records
Veröffentlichung: 25.04.2014
Homepage: www.myspace.com/mortalicum

Ah die Doom Metaller von MORTALICUM halten ihre zwei Jahres Regel bei und kommen pünktlich wie die Maurer mit ihrem neuen Diskus „Tears from the Grave“ um die Ecke! Ich bin ja kein ausgewiesener Doom Experte aber irgendwie haben es mir die Schweden rund um Fronter und Gitarrist Henrik Högl angetan.
Das letzte Album „The Endtime Prophecy“ war eine gute Mischung aus melodischem Rock der Marke BLACK SABBATH, DEEP PURPLE und dem bandtypischen Doom Einflüssen. Nun auf Diskus Nummer 3 mit dem passenden Namen „Tears from the Grave“ frönt man erneut diesem Stil, hat sich aber wohl mehr dem Doom Sektor gewidmet und möchte uns hier die langsamsten, doomigsten Songs der Bandgeschichte präsentieren.
Also dann, Doom Freunde spitzen jetzt mal schön die Ohren und lauschen zusammen mit mir dem Openertrack „The Endless Sacrifice“. Typische tief gestimmte Gitarrenriffs erwarten uns direkt zu Beginn und kurz darauf setzt der charismatische Gesang von Fronter Henrik ein und man ist mittendrin in einem typischen MORTALICUM Doomsong. Die typischen Doomeinflüsse nicht verleugnen aber mit genug Melodic und Schmackes um nicht ganz einzuschlafen, das ist doch mal in gelungener Einstieg!
Wer jetzt aufschreit und ruft ich will mehr Doom haben, bitte schön kein Problem! Denn die beiden nächsten Songs „I Dream of Dying“ und „Tears from the Grave“ bieten genau das. Hier wird der Doommetal mehr in den Vordergrund gestellt ohne aber die Eingängigkeit und Melodic zu sehr zu vernachlässigen. Besonders der überlange Titeltrack ist hier lobend zu erwähnen.
Ebenfalls lobend erwähnen muss man das anschließende „The Illusion“ der einfach wieder eine absolut gelungene Mischung aus Doom Metal und Heavy Rock darstellt.
Bei „nur“ 9 Songs bewegen wir uns so langsam auf den letzten Abschnitt der Scheibe zu, auf den Weg dahin nehmen wir aber noch das melodische „I Am Sin“, das epische „Remember the Fallen“ und das richtig starke „Spirits of the Dead“ mit und schließen das Album dann mit dem ebenfalls wieder sehr gelungenen Doppelpack „The Passage“ und „The Winding Stair“ ordentlich ab.

Anspieltipps:

“The Endless Sacrifice”, “Tears from the Grave”, “The Illusion” sowie “Spirits of the Dead” sind hier absolut zu empfehlen.

Fazit :

War für mich das letzte Album “The Endtime Prophecy” schon recht gelungen, setzen die Jungs nun bei “Tears from the Grave” nochmal definitiv einen drauf! Alles klingt irgendwie mehr aus einem Guss und kompakter ohne aber die Doom Einflüsse zu verleugnen.
Hervorzuheben ist hier auch, wie schon auf dem vorherigen Album, der Gesang von Hendrik der einfach wunderbar zu Musik passt! Der Junge ist definitiv kein Rangeshouter vor dem Herren, aber er hat einfach eine sehr charismatische Stimme die er mit viel Gefühl einsetzen kann.
Fans von melodischem Doom Metal kommen um das neue Album von MORTALICUM absolut nicht vorbei!

WERTUNG:


Trackliste:

01. The Endless Sacrifice
02. I Dream of Dying
03. Tears from the Grave
04. The Illusion
05. I am Sin
06. Remember the Fallen
07. Spirits of the Dead
08. The Passage
09. The Winding Stair

Julian

LOUD LION – Die Tough

Band: Loud Lion
Album: Die Tough
Spielzeit: 36:08 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Melodic Rock Records
Veröffentlichung: 19.05.2014
Homepage: www.facebook.com/loudlion

Dass ich das in meinem Alter noch erleben darf: LOUD LION bringen ein Album auf den Markt! Seit dem Beitrag der US-Hardrocker zum Soundtrack des Horrorstreifens „The Hills Have Eyes II“ warte ich darauf. Das war 2007 und bis auf einige weitere Songs für die Filmmusik von „Balls Of Fury“ im gleichen Jahr gab es nicht viel Neues aus dem Lager der bunten Truppe. Diese besteht übrigens neben den Hauptinitiatoren Taylor Locke (guitars, ROONEY) und Bleu McAuley (guitars, keyboards, Produktion) aus Robbie Royce (vocals), Adam Ross (guitars), Allison Robertson (guitars, THE DONNAS), Maclaine Diemer (keyboards, guitars, BANG CAMARO), John Fields (bass, ANDREW W.K.) und Dylan Halacy (drums, BANG CAMARO).

Wer bisher noch nicht das Vergnügen mit LOUD LION hatte, für den ist die Umschreibung des Sounds der Amis mit zwei Worten erklärt: DEF LEPPARD. Und zwar zu ihren kommerziell erfolgreichsten Zeiten, sprich Alben wie „Pyromania“ und „Hysteria“. OK, innovativ ist das nicht gerade und LOUD LION machen sich erst gar nicht die Mühe, eigene Elemente einzubauen, aber wer sehnsüchtig auf neue Eingebungen des Originals wartet, für den sollte „Die Tough“ der richtige Stoff sein.

Schon der Opener „Love Will Break Your Heart“ ist eine Hommage an „Poor Some Sugar On Me“, einem der größten Hits des britischen Originals. Und überhaupt ist die ganze Platte eine Verneigung vor Mutt Lange, der nicht nur DEF LEPPARD zu ihren Erfolgen verholfen hat und mit seinem Sound neue Maßstäbe gesetzt hat. Denkt nur mal an den damals revolutionären Klang von „Pyromania“ – ja das war 1983, die übrige Welt steckte immer noch irgendwo in den 70ern fest, Mutt Lange hat den Sound für ein neues Jahrzehnt geprägt. Doch zurück zu „Die Tough“: nach einem solchen Statement kann „Lion´s Den“ nicht 100%ig mithalten. Dennoch haben die Amis auch hier ganze Arbeit geleistet, denn mit seinem stampfenden Rhythmus kann auch dieser Song fesseln, wenngleich die Hitqualitäten erst auf den zweiten Blick erkennbar sind.

Etwas spritziger kommt „Lion Eyes“ daher. Leider variiert der Sound der Songs trotz des Remasterings von JK Northrup ein wenig. Das Album klingt nicht wie aus einem Guss, aber das nur mal so am Rande. Die neuen Versionen klingen definitiv besser (obwohl ich nicht alle Songs vorher kannte). „Die Tuff“ ist der Inbegriff einer LEPPARD Ballade und könnte am besten mit dem Vergleich „Love Bites“ leben. Nach dem quirligen Instrumental „Loud Lion Theme Song“ gibt es mit „Dawn Of The Dead“ noch einen bereits bekannten Song. Danach folgt wohl der (immer noch) größte Hit: „The Hills Have Eyes“ ist und bleibt unerreicht. Nicht zuletzt, weil der Song eine unbändige Power an den Tag legt und am meisten Eigeninitiative zeigt. Eine Hammernummer!

Nach dem ziemlich coolen „Sunset Strip“ gibt es mit „None More Fast“ ein weiteres Instrumental. Hier zeigen die beteiligten Gitarristen was sie drauf haben. Trotzdem kommt hier nicht so richtig Laune auf. Zumal bei gerade mal neun Songs zwei Instrumentals doch etwas zu viel erscheinen. Bleiben unter dem Strich also sieben vollwertige Stücke, die es allerdings in sich haben. Schade, dass LOUD LION sich nicht dazu durchgerungen haben, ein paar weitere Songs auf die Platte zu packen.

Bleibt noch die Frage zu klären, ob LOUD LION unter den DEF LEPPARD Klonen eine Sonderstellung einnehmen können? Wer auf die vorher genannten Alben der Briten steht, wird von LOUD LION begeistert sein, oder es mit den eigenen Worten der Band zu sagen: DEF LEPPARD haben seit Ewigkeiten kein derart starkes Material fabriziert wie das hier und wenn Du „Pyromania“ und „Hysteria“ magst (zur Hölle mit Dir, wenn nicht), dann ist „Die Tough“ das richtige Futter. Ich glaube, dem ist nichts hinzuzufügen. Kleine Abzüge gibt’s für die kurze Laufzeit und den etwas unterschiedlichen Sound. Ansonsten grünes Licht zum Abrocken!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Love Will Break Your Heart
02. Lion´s Den
03. Lion Eyes
04. Die Tuff
05. Loud Lion Theme Song
06. Dawn Of The Dead
07. The Hills Have Eyes
08. Sunset Strip
09. None More Fast

Stefan

INFINITY´S CALL – Unconditional

Band: Infinity’s Call
Album: Unconditional
Spielzeit: 47:34 min
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Sonic Revolution/BOB Media
Veröffentlichung: 30.05.2014
Homepage: www.infinityscall.de

Bedingungslos soll es sein, das neue Album von INFINITY’S CALL. Doch hat das Ulmer Quartett ebendies auch erfolgreich erreicht? Werfen wir einen Blick auf die jüngst veröffentlichte Scheibe „Unconditional“ von Sänger Claus Zeller, Gitarrist Philipp Zanella, Bassist Uwe Hofmaier und Schlagzeuger Ralf Neumann, die allesamt bereits in diversen namhaften Bands ihre Kreativität zum Ausdruck brachten.

Etwas klischeehaft beginnt der Vierer mit „Stop Fooling Around“ – einem typischen Hardrock-Brecher, wie man ihn schon tausendfach gehört hat. Ähnlich verhält es sich mit dem Herzschmerzlied „Can’t Get Over You“ und der Halbballade „Unconditional Love“. Aber in diesem Genre etwas noch nie Dagewesenes zu erfinden, ist für jeden Vertreter eine riesige Herausforderung, schließlich steht bekanntermaßen nur eine begrenzte Anzahl an Tönen zur Verfügung. „Bitter Taste Of Destiny“, „Even The Bravest“ und „Emotional Evolution“ schlagen da schon eher in die unkonventionelle Kerbe und treiben mit ordentlich Geschwindigkeit voran. Die temporeichen Riffs Philipp Zanellas kombiniert mit der außergewöhnlichen Stimme Claus Zellers machen auch „The Place“ interessant und hörenswert. Brachial bahnt sich das gewaltige „Where Does Love Go“ seinen Weg: Mitreißende Gitarrenriffs, eine knallige Hookline und die konstante sowie präzise Arbeit des Rhythmusduos lassen den Song geradezu explodieren. Durch sein progressives Erscheinungsbild profiliert sich „Say What You Gotta Say“ und mausert sich zweifelsohne zum anspruchsvollsten und hörenswertesten Song der Platte. Das große Finale wird besiegelt von dem Instrumentalstück „Infinity“ und lässt die Vorfreude auf das nächste Album der Rocker aufflammen.

Fazit: INFINITY’S CALL erfinden mit „Unconditional“ den Hardrock mit Sicherheit nicht neu – es bleibt auch anzuzweifeln, ob sie das überhaupt vor hatten. Auf jeden Fall hat das Quartett ein schnörkelloses und gleichzeitig bedingungsloses Album konzipiert, das ihm den Weg auf die europäischen Bühnen ebnen wird.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Stop Fooling Around
02. Can’t Get Over You
03. Bitter Taste Of Destiny
04. The Place
05. Where Does Love Go
06. Prelude
07. Say What You Gotta
08. Even The Bravest
09. Unconditional Love
10. Emotional Evolution
11. Infinity

Christoph

SONIC STATION – Next Stop

Band: Sonic Station
Album: Next Stop
Spielzeit: 52:19 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 23.05.2014
Homepage: www.sonic-station.com

Eine ganze Armada an (Gast-)Musikern steht auf der Creditliste des neuen Albums der Schweden SONIC STATION. Dabei ist dieses Unterfangen eigentlich das Baby von Alexander Kronbrink, der sich mit seinem Nachbarn Jonathan Fritzén (keyboards), den beiden Vokalisten Johan Boding und Marika Willstedt sowie Erik Metall (bass) und Thoreif Robertsson (drums) für dieses zweite Werk zusammengetan hat. Schon auf dem selbstbetitelten Erstling frönte man einer Mischung aus AOR, Westcoast und Rock und auch das neue Werk „Next Stop“ ist Bands wie WORK OF ART nicht unähnlich.

Abwechslung sorgt dabei die Aufteilung der beiden Sänger, wobei Johan Boding 8 Stücke eingesungen hat und die Pianistin und Sängerin Marika Willstedt „nur“ bei 3 Songs die Leadvocals übernahm. Mit „Amelia“ starten die Schweden beschwingt in dieses Album, bis der Refrain erklingt, der einige Ähnlichkeiten mit dem 2012er Grand-Prix Siegertitel „Euphoria“ der Landsmännin LOREEN aufweist. OK, so groß sind die Übereinstimmungen auch wieder nicht, aber dennoch ist mir dieser Vergleich schon beim ersten Hören durch den Kopf geschossen – muss also was dran sein. Trotzdem ist „Amelia“ eine schöne AOR Nummer im klassischen Sinne. Mehr auf Westcoast getrimmt ist „Catch Me If You Can“, genau wie “Brighter After Dark”. Wären da nicht diese großartigen Melodien und der tolle Gesang von Frau Willstedt, was dem Song eine besondere Note verleiht.

Danach darf Johan Boding wieder ans Mikro, um mit „Fool For Your Love“ eine Pianoballade vorzutragen und bei „Stopped Beating“ eine weitere Westcoast Nummer einzusingen. „Where Are You Now?“ fragt sich anschließend die hübsche Frau Willstedt. Um einiges poppiger und langsamer lebt auch dieser Song von der glasklaren Stimme der Schwedin. Technisch versiert tragen SONIC STATION auch Nummern wie das technische „Half Of My Heart“ oder das poppige „Love Clash“ vor. Richtig abheben können sie sich damit nicht, wer sein Herz aber an diese Musikrichtung verloren hat, wird dennoch entzückt sein.

“Next Stop“ ist ein perfekt umgesetztes AOR Album, das nicht zuletzt von den Gesangsbeiträgen von Marika Willstedt lebt. Ein kraftvoller Sound rundet das Paket ab, den Innovationspreis der Hardrock-Kammer werden SONIC STATION allerdings nicht gewinnen.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Amelia
02. Catch Me If You Can
03. Brighter After Dark
04. Fool For Your Love
05. Stopped Beating
06. Where Are You Now?
07. Half Of My Heart
08. Broken Man
09. Love Clash
10. Last Goodbye
11. Hide And Seek

Stefan

PERFECT VIEW – Red Moon Rising

Band: Perfect View
Album: Red Moon Rising
Spielzeit: 52:59 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 23.05.2014
Homepage: www.perfectviewtheband.com

Vor knapp 4 Jahren erschien das Debüt der Italiener PERFECT VIEW. „Hold Your Dreams“ konnte mit Leidenschaft und handwerklichem Können punkten, ließ aber Luft nach oben was Eigenständigkeit und das Songwriting anging. Freunde von TOTO, JOURNEY und Kollegen waren die Zielgruppe. Und so verschwand die Platte, die zugegebenermaßen nicht schlecht war, irgendwo im Sumpf der vielen Veröffentlichungen. Jetzt wagen PERFECT VIEW mit leicht abgeändertem Line-Up bestehend aus Max Ordine (vocals), Francesco Cataldo (guitars), Pier Mazzini (keyboards), Frank Paulis (bass) und Luca Ferraresi (drums) mit ihrem Zweitwerk „Red Moon Rising“ einen neuen Anlauf.

Und mit „Where The Wind Blows“ gelingt dem Fünfer ein guter Einstand. Die Riffs sind rockiger als auf dem Vorgänger, der Sound ist fett und die Arrangements gelungen. Ebenfalls gut ins Gehör rutscht „By My Side“ bevor das progressiv angehauchte „Room 14“ weitere Akzente setzt. Da kann das biedere „Slave To The Empire“ nicht dagegenhalten und leider erreicht man auch nicht mehr das Level der ersten drei Songs. Zwar gibt es mit „Living In Disguise“ oder „In The Blink Of An Eye“ durchaus formidables Material, aber auch dieses muss sich gefallen lassen, dass sich die Italiener nicht von der Konkurrenz abheben können. Eine tiefe Verneigung vor TOTO haben die Jungs mit der abschließenden Coverversion von „Home Of The Brave“ dennoch auf Lager – und hier merkt man auch schlagartig die Qualitätsunterschiede im Songwriting. Hier scheint die Band wie entfesselt.

Mit „Red Moon Rising“ können PERFECT VIEW auf jeden Fall einen Schritt nach vorne machen. Die Platte rockt besser, der Sound hat Biss – aber sie müssen sich im Klaren sein, dass es unzählige Bands und Projekte da draußen gibt, die ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Und so bleibt für die zweite Scheibe der Italiener ein „solide“ mit Tendenz nach oben – eingefleischte Genrefans dürfen dennoch ein Öhrchen riskieren.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Where The Wind Blows
02. By My Side
03. Room 14
04. Slave To The Empire
05. I Will Remember
06. In The Name Of The Father
07. Living In Disguise
08. Dead End Street
09. Holdin´ On
10. In A Blink Of An Eye
11. Home Of The Brave

Stefan

NOVERIA – Risen

Band: Noveria
Album: Risen
Spielzeit: 43:10 min
Stilrichtung: Progressive / Power Metal
Veröffentlichung: 10.06.2014
Plattenfirma: Scarlet Records
Homepage: www.facebook.com/noveriametal

Warum nur müssen Bands Ihrem Stil immer einen originellen neuen Namen geben – gibt’s nicht schon genug Schubladendenken in unserem liebsten Genre? Was die Italiener NOVERIA auf Album Numero Uno „Risen“ abziehen ist vom Grundanstrich her recht straighter Powermetal mit starkem Gesang, passgenau sitzenden Hooklines und einem, vor allen in den zahlreichen Highspeed-Soli spürbaren, progressiven Touch. Typisch bella Italia halt – obere Tabellenhälfte. Laut Promo Info definiert die Band Ihre Musik aber als, Obacht!, „Catastrophic Metal“! Ja, das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Ganz so schlimm, wie die schräge Selbstverortung klingt, ist das Ergebnis glücklicherweise dann nicht geraten, zumindest musikalisch …
Das Ganze ist nämlich mit einer derart knallharten In-Die-Fresse Produktion versehen (von Simone Mularoni aus den Domination Studios), dass es einem schon gleich beim Opener/Titeltrack „Risen“ die Falten aus dem Sack bügelt. Auch im weiteren Verlauf des Albums rollt das Geschehen wie eine Dampfwalze über den Hörer hinweg und hinterlässt neben der Freude über die gelungenen Songs auch Stirnrunzeln ob der groben Ballerei. Ähnliches gab es auch bei einer anderen italienischen Power/Progmetal Platte aus dem vergangenen Jahr zu „bestaunen“ (bei der Herr Mularoni ebenfalls den Sound gebastelt hatte), mit dem Unterschied, dass da die Songs leider nix taugten. Damit haben NOVERIA allerdings keine Probleme: die von den beiden DGM Mitgliedern  Andrea Arcangeli (Bass) und Emanuele Casali (Keys) verstärkte Truppe um die Powerröhre Frank Corigliano setzt mit Songs wie den mit irrwitzigen, Metalcore-lastigen Gitarrenriffs (à la Killswitch Engage) nach vorne peitschenden „Downfall“ oder „Ashes“ sowie dem toll arrangierten, abwechslungsreichen Highlight „Paralysis“ durchaus so manches Ausrufezeichen. Besonders die Gitarren- und Schlagzeugarbeit ist beeindruckend, buttert aber leider oft Sänger Corigliano unter, der mit aller Kraft gegen die geballte Rhythmusfraktion anzukämpfen hat.
Ohrenbetäubendes Geschrote oder beeindruckendes, extrem inszeniertes Hartmetall? Wer sich die Gehörgänge mit modernen Kopfhörern der Sorte Dr.Dre’s beats oder Ähnlichem plattfräst und keinen Wert auf einen ausgeglichenen, echten Sound legt, der wird mit dem unnatürlichen höher-schneller-weiter Klangbild von „Risen“ wohl keine Probleme haben. So respekteinflößend das alles handwerklich auch sein mag – ich persönlich kann mir das knüppelharte „Risen“ nur schwerlich am Stück anhören. Die Ermüdungserscheinungen sind nicht zu unterschätzen. Musikalisch bin ich aber über weite Strecken sehr angetan von dem, was die Italiener uns hier präsentieren. Wer mit dem brutalen Sound also keine Probleme hat, kann gerne noch einen Punkt auf die Bewertung draufpacken.

WERTUNG:


Trackliste:

01. The New Age
02. Risen
03. Downfall
04. Paralysis
05. Ashes
06. Fear
07. Fallen From Grace
08. Through The Abyss
09. Waste

Mario

KADAVAR – Live In Antwerp

Band: Kadavar
Album: Live In Antwerp
Spielzeit: 72:32 min
Stilrichtung: Retro-Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 06.06.2014
Homepage: www.facebook.com/KadavarOfficial

Die Berliner Rocker von KADAVAR sind mit ihrem 2013er Werk „Abra Kadavar“ richtig durchgestartet. Eine ausgedehnte Tour sorgte für eine weitere Steigerung des Bekanntheitsgrades und von Seiten der Fans gab es immer wieder die Anfrage wann es den intensiven Livesound endlich auch für die heimische Anlage gäbe. Also Schnitt man 2013 einige Konzerte mit und der Auftritt in Antwerpen setzte sich letztendlich durch.

Wer die Band noch nicht kennt: KADAVAR stehen für 70er Jahre Rock, angereichtet mit psychodelischen Momenten, etwas Krautrock und jeder Menge mächtiger Riffs, die sich durch die Songs wälzen. Die Einflüsse reichen von BLACK SABBATH, PENTAGRAM über BLUE CHEER, DEEP PURPLE bis hin zu HAWKWIND.

„Unser Sound auf der Bühne ist ein anderer als der auf den Studioalben“. Diese Aussage der Band ist mal keine leere Phrase, wie sie heutzutage so oft zu Promotionzwecken von den Bands getätigt werden. Die Produktion klingt nach einer absolut authentischen Liveaufnahme, ohne glattgebügelten und im Studio bearbeitetem Sound. Auch das Mischverhältnis zwischen Ansagen, Publikum und den Songs bringt den Hörer vom Sofa direkt in den Club. Die Songs sind dreckiger als auf den Studioalben, haben mehr Ecken und Kanten, was „Live In Antwerp“ einen ganz eigenen Charme verleiht.

Ob man nach zwei Langspielern bereits ein Livealbum auf den Markt bringen muss ist sicher eine Frage die man sich stellen kann. In diesem Fall beantworte ich sie mit einem klaren „Ja“ und kann eine Kaufempfehlung aussprechen, die Scheibe lohnt sich wirklich!

Zu bekommen ist „Live In Antwerp“ als Doppel-LP oder als Beilage zur „Abra Kadavar“ Special Edition, welche ebenfalls am 06.06. via Nuclear Blast erscheinen wird.

WERTUNG:


Trackliste:

01. All Our Thoughts
02. Living In Your Head
03. Doomsday Machine
04. Black Sun
05. Eye Of The Storm
06. Broken Wings
07. Come Back Life
08. Purple Sage
09. Creature Of The Demon
10. Goddess Of Dawn
11. Forgotten Past

Chris

DIE APOKALYPTISCHEN REITER – Tief.Tiefer.

Band: Die Apokalyptischen Reiter
Album: Tief.Tiefer.
Spielzeit: 38:23 min (Tief) + 36:54 min (Tiefer)
Stilrichtung: Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 30.05.2014
Homepage: www.reitermania.de

DIE APOKALYPTISCHEN REITER sind eins ganz sicher nicht: langweilig und berechenbar. Musikalische Genreschranken kennen Fuchs (Gesang), Ady (Gitarre), Volk-Man (Bass, Synthesizer), Dr. Pest (Keyboards, Synthesizer) und Sir G. (Schlagzeug, Synthesizer) nicht. Von Black, Death, Thrash, Heavy, Gothic, Industrial und Folk Metal über Hardrock und Elektro wurde so gut wie jede Stilrichtung seit der Bandgründung 1995 irgendwie im Sound der REITER untergebracht. Dabei gelang es jederzeit trotzdem nachvollziehbare, stimmige Songs einzuspielen.
„Falls wir je einem Genre angehört haben, so sind dessen Barrieren endgültig überwunden.“ betont die Band. „Stillstand, Stagnation und Regeln langweilen uns. Alles ist in Bewegung. Die Welt. Das Leben. Die Gedanken.“

Nun liegt das neunte Studioalbum vor, besser gesagt zwei neue Alben. „Tief“ und „Tiefer“ warten mit insgesamt 20 Songs auf. Auch wenn auf „Tiefer“ nur zwei neue Songs vertreten sind (der Rest sind akustische Versionen alter Klassiker), die Quantität stimmt schon mal. Wie sieht es also mit der Qualität aus?

Die ist hoch, entfaltet sich allerdings auch teilweise erst nach dem 3. oder 4. Durchgang. Einige Stücke sind doch sehr poppig, ja radiotauglich – irgendwo zwischen UNHEILIG und RAMMSTEIN, wie etwa „Wir“ oder „Es wird Nacht“. Andere haben eine elektronische Schlagseite und einen tanzbaren Beat („Wo es Dich gibt“, „Was bleibt bin ich“). Gewohnte Reiterkost, falls es sowas überhaupt gibt, ist noch am ehesten „Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit“.

Die Texte wirken noch persönlicher, noch offenherziger als bisher. Phasenweise vielleicht auch ein wenig kitschig, und das ist nicht mal negativ gemeint.

Interessant war in diesem Zusammenhang auch der Auftritt am diesjährigen Out & Loud Festival vor ein paar Tagen. So ungewöhnlich die neuen Songs stellenweise auch klingen, live fügen sie sich nahtlos in das Set der REITER ein. Von daher, nehmt euch Zeit für die Scheibe und lasst die Scheuklappen auf jeden Fall daheim.

„Tiefer“ ist ebenfalls eine sehr interessante Scheibe geworden, klingen die bekannten Songs doch völlig anders als gewohnt. Besonders auffällig ist dies bei „Friede sei mit Dir“ und „Der Wahnsinn“.

Wie lautet nun das Fazit bei einem solchen Album? -„Tief.Tiefer.“ fordert. Eineiige Zwillinge. Nur scheinbar gleich. Grundverschieden. Nicht bequem und leicht. Aber aufregend und neu. – Besser kann man es nicht beschreiben, darum übernehme ich das einfach mal vom Promozettel. Wer wirklich alle Schranken hinter sich lassen kann, wird große Freude mit „Tief.Tiefer.“ haben. Wem die Entwicklung der letzten Jahre bei den APOKALYPTISCHEN REITERN schon zu bunt war, wird hier wohl endgültig auf der Strecke bleiben. Da bleibt nur eins: hört euch die Scheibe an und entscheidet selbst. Ich kann dem neuen Doppelalbum auf jeden Fall einiges abgewinnen.

WERTUNG:


Trackliste:

Tief (CD 1)

01. Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit
02. Wir
03. Wo es Dich gibt
04. Was bleibt bin ich
05. Ein leichtes Mädchen
06. Ein Vöglein
07. Es wird Nacht
08. Die Wahrheit
09. 2 Teufel
10. Die Welt ist tief
11. So fern

Tiefer (CD 2)

01. Die Zeit
02. Der Weg
03. Friede sei mit Dir
04. Flieg mein Herz
05. Das Paradies
06. Die Leidenschaft
07. Auf die Liebe
08. Der Wahnsinn
09. Terra Nola

Chris