ENFORCER – From Beyond

Band: Enforcer
Album: From Beyond
Spielzeit: 43:06 min
Stilrichtung: Heavy Metal / Speed Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 27.02.2015
Homepage: www.enforcer.se

Für das 2013er Werk „Death By Fire“ der schwedischen jungen Wilden ENFORCER (Rezi HIER) hat es hier von mir die volle Punktzahl gegeben.  Da steh ich auch heute noch zu, denn die Platte hat nichts von Ihrem Punch eingebüßt. Mit entsprechend hohen Erwartungen sieht sich die Band nun, nicht nur bei mir, konfrontiert und macht das Beste daraus: Auf „From Beyond“ bleibt sich das Quartett treu und geht den auf dem Vorgänger eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Für den abermals exquisiten Klang der mit einem superben Artwork ausgestatteten Scheibe sind erneut die beiden Brüder Olof (Gesang / Gitarre) und Jonas Wikstrand (Drums) verantwortlich, die die gesamte Produktion in Eigenregie durchgezogen haben.

Es fällt beim ersten Durchhören auf, dass die Saitenfraktion sich nochmals einen Ticken verbessert hat und die genialen Soli im Dutzend rausfeuert. Die Highlights der Scheibe sind der wahnsinnige Titeltrack, dessen simpler Refrain sich gleich im Gehörgang festbeißt, die gewohnt schnellen Abrissbirnen „Destroyer“, „Undying Evil“ und „The Banshee“ sowie das abschließende „Mask Of Red Death“. So muss eine vertonte Gruselgeschichte klingen. ENFORCER beweisen hier, dass man unheilschwangere Horrorszenarien ist bester Edgar Alan Poe oder E.T.A Hoffmann Tradition heraufbeschwören kann, ohne die übliche King Diamond Keule zu schwingen. Wie auf dem Vorgänger ist auch diesmal wieder die erste Seite des Albums stärke als die zweite Hälfte – vor allem das Instrumental „Hungry They Will Come“ lässt in der Mitte etwas Langatmigkeit aufkommen. Mit „Hell Will Follow” und dem bereits erwähnten Rausschmeißer kriegen die Jungs aber wieder elegant die Kurve.

Es tut mir leid, ihr Air Raids, Steelwings, Lancers und Strikers, aber die Speerspitze der mittlerweile schon deutlich ausgedünnten Schwemme an Retro-Metal Bands sind nach wie vor die Wikstrand Brüder und Ihre Formation ENFORCER. Wenn die Jungs mit „From Beyond” auch nicht das schwindelerregende Niveau des Vorgängers „Death By Fire“ (2013) erreichen können, so ist die neue Scheibe dennoch ein weiterer fetter Pluspunkt in der noch kurzen Vita der Band. Einen bessern Mix aus eingängigen Melodien, gnadenloser Energie, überdurchschnittlichem Handwerk sowie der richtigen Prise Authentizität (und augenzwinkerndem Humor) wird man im Moment nur schwer finden können. Pflichtkauf!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Destroyer
02. Undying Evil
03. From Beyond
04. One With Fire
05. Below The Slumber
06. Hungry They Will Come
07. The Banshee
08. Farewell
09. Hell Will Follow
10. Mask Of Red Death

Mario

TALON – Fourplay

Band: Talon
Album: Fourplay
Spielzeit: 46:56 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 20.03.2015
Homepage: www.reverbnation.com/talonofficial

Mit dem vierten Langeisen – logischerweise „Fourplay“ getauft – schließt sich der Kreis. Zumindest was das Sängerproblem bei den Amis TALON angeht, denn Michael O´Mara ist zurück am Mikrofonständer. O´Mara hat bereits das erste Album „Sacrafice“ eingesungen, bevor er das Handtuch warf und Platz für Chandler Mogel auf „Fallen Angels“ und Shawn Pelata auf „III“ gemacht hat. Neben Bandgründer Kory Voxen (guitars) zocken Jim Kee (guitars), Phil Keller (bass), John Parker (drums) sowie Eric Ragno (keyboards) auf „Fourplay“. Außerdem konnte man mit Tim Pierce und Pete Fry zwei Gastgitarristen gewinnen, die mit je einem Solo vertreten sind.

Nach dem glatt polierten, ambitionierten zweiten Album mit Chandler Mogel kam der Nachfolger „III“ insgesamt etwas schwach auf der Brust daher. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es durchaus starkes Material darauf zu hören gab. Bei „Fourplay“ ist das nicht anders. Startet das Sextett aus Los Angeles mit „Spun“ noch mittelmäßig in das Album, glänzt „Sin City Sister“ mit exzellentem Riffing und kraftvollen Melodien. Gleiches gilt für den Midtempo-Stampfer „Holly Would“, der zwar einfach gestrickt ist aber einfach Spaß macht. Weitere Anspieltipps sind neben den beiden eben genannten das groovige „It´s A Fine Line Between Love And Lust“ und „Love Is Like A Drug To Me“.

Dazwischen verzetteln sich TALON manchmal in Belanglosigkeit („Set Me Free“, „Raise ´Em High“) oder kommen einfach nicht glaubwürdig rüber (z.B. „Evil“). Aber wenn die Amis das machen was aus dem Herzen kommt, sind sie nach wie vor richtig gut. Leider genügt das heute oft nicht mehr, um aus der Masse herauszustechen. Trotzdem sollten geneigte Melodic-Rocker dem neuen Album von TALON eine Chance geben. Immerhin bieten sie darauf auch einige richtig starke Songs, eine sehr gute Instrumentalisierung und mit Michael O´Mara auch einen äußerst potenten Vokalisten.

WERTUNG:


Trackliste:

1. Spun
2. Sin City Sister
3. Holly Would
4. Set Me Free
5. Tonight
6. It´s A Fine Line Between Love And Lust
7. Evil
8. I Don´t Wanna Cry
9. Love Is Like A Drug To Me
10. Raise ´Em High
11. Hole In My Head
12. There Ain´t Nothing In The World Like A Rockin´ Band

Stefan

DESTINY – Time

Band: Destiny
Album: Time
Spielzeit: 46:56 min
Stilrichtung: Melodic Power Metal
Plattenfirma:  Power Prog
Veröffentlichung: 12.02.2015
Homepage: www.facebook.com/destinybandcr

Mal wieder wird ein weißer Fleck auf der Metallandkarte geschlossen. Die Jungs von DESTINY kommen aus Costa Rica und veröffentlichen dieser Tag ihr Debütalbum „Time“ über Power Prog. Aus Costa Rica kannte ich bislang noch keine Band, schön das sich das nun ändert.
2013 gegründet eifert man den großen Vorbildern wie ANGRA, STRATOVARIUS, HELLOWEEN oder GAMMA RAY nach, heißt also wir bekommen hier europäisch geprägten Melodic Power Metal auf die Ohren.
Ob wir es hier mit einem neuen Stern am Genrehimmel oder mit einem weiteren Mitläufer zu tun haben, klären wir nun in der Rezi.
Mit dem Videotrack „Destiny“ wird die Scheibe eröffnet und direkt zu Beginn wird die Marschrichtung schnell klar, schneller Power Metal, der mit ordentlich Keyboardunterstützung daher kommt und sehr schnell an die schon angesprochenen Vorbilder erinnert. Der Gesang bewegt sich im angenehmen, hohen Bereich mit rauem Touch, der Refrain packt einen sofort und auch sonst macht man hier nicht viel falsch!
Noch ein Ticken eingängiger ist dann das anschließende „Fallen Angel“ welches sich eher im Midtempobereich aufhält und bei dem der Gesang öfters mal aus dem gewohnten Muster ausbricht und schön aggressiv aus den Boxen kommt.
Hochgeschwindigkeitsfreaks kommen dann bei „Time“ voll auf ihre Kosten. Eine Nummer die man sich auch gut auf einem frühen HELLOWEEN Album vorstellen kann.
Das folgende „I saw an Angel cry“ braucht dann zwar ein bisschen um in Fahrt zu kommen und ist auch wieder im langsamen Midtempobereich angesiedelt, zündet dann aber beim Refrain umso mehr und setzt sich relativ schnell in den Gehörgängen fest.
Gewinner des Mittelteils ist aber ganz klar das flotte, melodische und überlange „Into Black Horizon“ welches einen wunderbar unterhält und mit vielen Wendungen überrascht.
Das HELLOWEEN Cover „I want out“ gibt es natürlich schon x mal und gehört fast schon zum Standard jeder guten Metalcoverband, von daher gehe ich hier mal gepflegt drüber weg, wesentlich interessanter sind dann schon die beiden abschließenden Nummern, die Halbballade „Nothing Last Forever“ und „Fallen Angel“ welche zeigen das mit den Jungs von DESTINY auf jeden Fall in Zukunft zu rechnen ist!

Anspieltipps:

Mit “Destiny”, “Fallen Angel”, “Time”, “Black Horizon” sowie “Fallen Angel” macht ihr hier nicht viel falsch.

Fazit :

In der Summe kann das Debütalbum der Jungs von DESTINY auf jeden Fall begeistern und ist mit Sicherheit eine lohnende Anschaffung für alle Fans des Genre die sich auch mal etwas im Underground aufhalten wollen und vielleicht nach DER nächsten aufstrebenden Band suchen. DESTINY haben dazu auf jeden Fall das Potential und starten aus dem fernen Costa Rica einen Angriff auf die Großen des Genre!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Destiny
02. Fallen Angel
03. Time
04. I saw an Angel cry
05. Forgive but not Forget
06. Into Black Horizon
07. I want out (Helloween Cover)
08. Nothing Last Forever
09. Fallen Angel (Feat. Roberto Tiranti)

Julian

WARDENCLYFFE – Control All Delete

Band: Wardenclyffe
Album: Control all delete
Spielzeit: –
Stilrichtung: Doom/Death Metal
Plattenfirma: Ván Records
Veröffentlichung: 06.03.2015
Homepage: www.facebook.com/Wardenclyffe

GRIFTEGARD dürften den meisten Doom-Fans ein Begriff sein. Gitarrist Ola Blomkvist hat seit 2011 auch ein weiteres Projekt, gemeinsam mit Robert Karlsson (Gitarre), Emil Åström (Bass), Micael Zetterberg (Schlagzeug) und Jacob Nordangård (Gesang, Gitarre) am Start. WARDENCLYFFE nennt sich diese Truppe und nun ist ihr Debütalbum „Control all delete“ erschienen. Der Bandname bezieht sich, wie auch im Logo zu sehen, auf den Wardenclyffe-Tower, ein experimenteller, nicht vollendeter und ganz aus Holz gebauter Funkturm von Nikola Tesla bei Shoreham, USA.

Nun aber genug des geschichtlichen Hintergrundes, widmen wir uns der Musik. Die Schweden haben sich dem Doom / Death verschrieben und beherrschen diesen Stilmix wirklich ganz vorzüglich. Nach einem kurzen Intro beginnt „Orcadian Dream“ eher traditionell und mit cleanen Vocals, die teilweise schon mehr gesprochen denn gesungen wirken. „Everlearning – Neverknowing“ schaltet dann zwei Gänge runter, hier wälzt sich eine düstere Melodie aus den heimischen Boxen, angereichtert durch erste Death Elemente – eine ganz starke Nummer. „Merchants Of Doom“ steigert den Death Anteil noch ein wenig und erste Growls kommen zum Einsatz. Der Refrain ist leider etwas langweilig ausgefallen, was schade ist, der Song ist ansonsten wieder richtig stark. Diese Abwechslung bleibt auch bei den restlichen drei Stücken erhalten, erhabene Langsamkeit und tonnenschwere Riffs wechseln sich mit finsteren Ausbrüchen, klarer Gesang mit tiefen Growls.

Die Produktion ist wirklich druckvoll, obwohl sie auf das Nötigste reduziert wirkt. Die Instrumente sind klar und präsent, trotzdem überlagert kein Instrument den Gesamteindruck wie es doch der Bass im Doomsektor gerne mal macht. Beim ersten Durchlauf etwas ungewohnt, mit der Zeit aber richtig gut.

Wer auf Doom / Death steht, kommt an den Jungs aus Norrköping nicht vorbei. „Control all delete“ ist ein starker Erstling geworden. Durch ein paar eher ungewöhnliche Elemente können sich WARDENCLYFFE auch klar von der Masse abheben.

WERTUNG:


Trackliste:

01. The World Sensorium Pt.1
02. Orcadian Dream
03. Everlearning – Neverknowing
04. Merchants Of Doom
05. Macroshift
06. A Journey Through The Major Arcana
07. Externalization Of The Hierarch

Chris

CRIMSON WIND – Last Poetry Line

Band: Crimson Wind
Album: Last Poetry Line
Spielzeit: 53:46 min
Stilrichtung: Symphonic Power Metal
Plattenfirma:  Pitch Black Records
Veröffentlichung: 23.02.2015
Homepage: www.facebook.com/crimsonwindofficial

Die italienischen Symphonic Power Metaller von CRIMSON WIND sind mir vor zwei Jahren mit ihrem Debütalbum „The Wings of Salvation“ schon mal unter die Augen gekommen. Darauf zu finden war Power Metal mit ordentlich Bombast und Keyboardanteil und das wird sich auf ihrem, mir nun vorliegenden, neuen Album „Last Poetry Line“ bestimmt nicht großartig geändert haben.
Etwas was sich geändert hat, ist der Sänger, denn dieser ist neu und hört auf den Namen Guido Macaione, der mir bislang unbekannt war.
Also, neue Stimme, alter Sound, horchen wir daher direkt in den Openertrack „Black Shelter“ rein. Hier schlagen einen direkt knackige Riffs und Drums entgegen und nach kurzem erklingt die Stimme vom neuen Sänger Guido. Diese wird dann wohl auch der Knackpunkt des Albums sein, denn sie ist sehr hoch angesiedelt und dürfte daher nicht jedermanns Geschmack sein. Der Track an sich ist eine flotte, Power Metal typische Midtemponummer geworden die nicht großartig auffällt, aber auch nicht komplett daneben geht.
Der folgende Titeltrack „Last Poetry Line“ ist dann von einem ganz anderen Kaliber! Melodisch, kraftvoll und eingängig zockt man sich durch die Nummer und als Sahnehäubchen hat man noch einen Ohrwurmchorus mit an Bord. So lob ich mir das!
In die gleiche Kerbe schlagen dann auch die anschließenden “Death Dwells in Sight” und “In Vain”, welche jedem Power Metaller mit einem Hang zur Symphonic zufriedenstellen sollten.
Der Mittelteil wird dann von der Halbballade “The Hills Gaze in Silence” eröffnet, kein Meilenstein der softeren Metalgeschichte, gut hörbar ist die Nummer aber auf jeden Fall und im Vergleich zu den beiden folgenden Tracks “Stil” und “The Storm” ganz klar der Gewinner des Mittelteils!
Den zweiten Ausflug in die Balladenregion “Whisper” können wir auch getrost links liegen lassen, hier reicht die Truppe nicht an die bisherige Songqualität ran.
Wesentlich besser tönt dann wieder das überlange, abwechslungsreiche “Heirloom” welches mit weiblichen Gastgesang daher kommt.
Das abschließende „Farewell is forever“ ist den Jungs dann auch wieder recht ordentlich gelungen, daher kann man hier von einer glasklaren Steigerung im Vergleich zum Debütalbum sprechen.

Anspieltipps:

Dieses Mal kann ich euch “Last Poetry Line”, “Death Dwells in Sight”, “In Vain” und “Heirloom” an die Hand geben.

Fazit :

Ich muss schon sagen CRIMSON WIND haben mich mit ihren zweiten Album echt überrascht! Im Vergleich zum doch etwas schwächeren Debüt, steigert man sich hier aber mal so richtig!
Der neue Sänger Mario macht einen guten Job, bis auf die Stimmlage die gewöhnungsbedürftig ist gibt es wenige Kritikpunkte, die Songs sind größtenteils schön griffig und gehen gut ins Ohr und auch die Produktion kann sich absolut sehen lassen.
Ein kleiner Lichtblick also im doch sehr volle Symphonic Power Metalgenre den sich Anhänger der Stilrichtung auf jeden Fall merken sollten.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Black Shelter
02. Last Poetry Line
03. Death Dwells in Sight
04. In Vain
05. The Hills Gaze in Silence
06. Still
07. The Storm
08. Whisper
09. Heirloom
10. Farewell is Forever (Bonustrack)

Julian

BLACK STAR RIDERS – The Killer Instinct

Band: Black Star Riders
Album: The Killer Instinct
Spielzeit: 46:31 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 20.02.2015
Homepage: www.blackstarriders.com

Irische Wochen bei der Rock-Garage: Nach The Answer legt mit den BLACK STAR RIDERS ein weiteres Gewächs mit irischen Wurzeln ein neues Album vor. Dankenswerterweise haben sich auch die BSR, ähnlich wie die in Kürze vorstelligen Europe (mit denen die BSR auch zur Zeit durch England touren), dafür entschieden nicht mehr mit Kevin Shirley zu arbeiten, der dem Debüt seinen gewohnten Matschsound verpasst und damit viel Potential der Band verschenkt hatte. Für das neue Langeisen wurde Nick Raskulinecz als Produzent verpflichtet, der bereits Bands wie Alice in Chains oder den Foo Fighters einen international konkurrenzfähigen Sound zurechtgezimmert hat.

Die beiden Songschreiber der BSR, Gitarrist Damon Johnson und Sänger Ricky Warwick, haben  die auf der Debüt Scheibe noch allgegenwärtigen Thin Lizzy Anleihen ein paar Stufen zurückgefahren und sich Mühe gegeben den neuen Songs ein eigenständigeres Profil angedeihen zu lassen. Natürlich nölt sich Warwick immer noch in bester Lynott Manier durch die Texte, aber das hat er ja auch schon zu Zeiten von The Almighty getan. Während einem der Opener „Killer Instinct“ mit den typischen Twin-Gitarren im „Whiskey In The Jar“ Stil noch bekannt vorkommt, lassen Warwick und Co. in dem lässigen „Bullet Blues“ oder „Finest Hour” ihre ganze Erfahrung im hart rockenden Metier durchscheinen. „Turn In Your Arms“ erinnert gar an die Großtaten der Glasgower Gun (zu „Gallus“ Zeiten). Das ist grundsolider Rock, mit eingängigen Melodien, kompetent gespielten Instrumenten  und Texten aus dem Leben die der Hörer nachvollziehen kann. Dass ausgerechnet der Kalifornier Scott Gorham einen mit traditionellen (irischen) Melodienbögen durchsetzen Song wie  das starke „Soldierstown“ aus dem Ärmel schüttelt ist ebenso interessant wie die Tatsache, dass die Truppe sich stellenweise unerwartet ruppig durch die Songs rockt („Sex, Guns & Gasoline“). Dass die Scheibe insgesamt überzeugender rüberkommt als da Debüt liegt nicht nur am deutlich besseren Sound sondern auch daran, dass die BSR ihrer eigenen Identität ein gutes Stück näher gekommen sind. Mit staubtrockenen Songs wie „Charlie I Gotta Go”, „Through The Motions“ oder der akustischen Ballade “ Blindsided“ müssen die BSR, die allesamt im der zweiten Hälfte Ihrer Karriere angekommen sein dürften,  niemandem mehr etwas beweisen.

Wer mit dem Debüt der BLACK STAR RIDERS glücklich war, kann sich „The Killer Instinct“ ohne zu Zögern in den Einkaufswagen legen. Dank der deutlich besseren Produktion und dem gereiften Songwriting ist die neue Platte dem Vorgänger in allen Belangen überlegen. Ein unspektakuläres, aber nicht minder überzeugendes Highlight des noch jungen Jahres 2015.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Killer Instinct
02. Bullet Blues
03. Finest Hour
04. Soldierstown
05. Charlie I Gotta Go
06. Blindsided
07. Through The Motions
08. Sex, Guns & Gasoline
09. Turn In Your Arms
10. You Little Liar

Mario

CRYPT SERMON – Out Of The Garden

Band: Crypt Sermon
Album: Out of the Garden
Spielzeit: 42:26 min
Stilrichtung: Doom Metal
Plattenfirma: Dark Descent Records
Veröffentlichung: 03.03.2015
Homepage: www.cryptsermon.bandcamp.com

Der Frühling drängt den Winter langsam aber sicher zurück und ebnet schließlich dem Sommer den Weg. Die Zeit für flotte Rocker und melodischen Metal. Wer das glaubt, hat die Rechnung nicht mit den Doomern CRYPT SERMON aus Philadelphia und ihrem Erstling „Out of the Garden“ gemacht. Hier wird die Dunkelheit beschworen, hier gibt es erhabene Langsamkeit und episches Songmaterial, unabhängig von der Jahreszeit.

Bereits beim Opener „Temple Doors“ erkennt man eine gewisse Nähe zu Doom Größen wie etwa CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS. Der wohl größte Unterschied liegt darin, dass CRYPT SERMON mit Brooks Wilson zwar einen soliden Doom-Fronter an Bord haben, aber eben keinen Wunderknaben wie die vorgenannten Vorbilder. Musikalisch wechselt man zwischen tonnenschweren, schleppenden Doomwalzen („Byzantium“ und „The Will Of The Ancient Call“) und flotten Heavy-Krachern („Heavy Riders“, ab der zweiten Songhälfte). Das ganze wird von einer erdigen Produktion ins rechte Licht gerutscht. Um wirklich auf ganzer Linie zu überzeugen, fehlt den Songs die letzte Durchschlagkraft.

Das Debüt der Amis kann im gehobenen Mittelfeld angesiedelt werden. Doomjünger werden mit Sicherheit Gefallen an dem epischen Gebräu der Jungs finden, alle anderen sollten auf jeden Fall mal reinhören, aber (noch?) nicht den Nachfolger von CANDLEMASS erwarten. Aber solider, ehrlicher Doom ist doch ein guter Anfang, oder nicht?

WERTUNG:


Trackliste:

01. Temple Doors
02. Heavy Riders
03. Byzantium
04. The Will Of The Ancient Call
05. Into The Holy Of Holies
06. The Master’s Bouquet
07. Out Of The Garden

Chris

NIGHT – Soldiers Of Time

Band: Night
Album: Soldiers Of Time
Spielzeit: 45:02 min
Stilrichtung: Heavy Metal / Hardrock
Plattenfirma: Gaphals
Veröffentlichung: 02.03.2015
Homepage: www.heavymetalinthenight.com

Nach dem selbstbetitelten Debüt 2013 legen die Schweden von NIGHT ihren zweiten Langspieler vor. „Soldiers Of Time“ nennt sich das Werk und bietet traditionellen Heavy Metal wie er derzeit von diversen jungen Bands wieder zum Leben erweckt wird. Im Unterschied zur Konkurrenz unter den jungen Wilden wie etwa STALLION oder ENFORCER, regiert bei NIGHT aber nicht der Speed, viel mehr bieten die Jungs NWOBHM Klänge mit Hardrock-Schlagseite der etwas ruhigeren Art. Wer jetzt denkt, den Jungs fehlt es an Power, der liegt voll daneben.

Songs wie „Waiting for the time“, „Secret War“ oder „Power“ haben einen treibenden Beat und gehen direkt nach vorne. Sänger Burning Fire (Oskar Andersson), der mittlerweile ebenfalls bei SCREAMER hinterm Mikro steht, hat eine sehr markante Stimme mit hohem Wiedererkennungswert und hebt so NIGHT stark von anderen Combos ab. Mir gefallen seine Vocals ausgesprochen gut, einen Touch KING DIAMOND, allerdings eher gemäßigt ohne die ganz hohen Passagen und Screams. Bei „Across the Ocean“ füllt man sich von den Gitarren her ein wenig an DEAD LORD erinnert, eine starke Nummer. „Towards the sky“ überzeugt durch akustische Gitarren und eine leicht folkige Note. „Kings and Queens“ ist die schnellste Nummer des Albums, auch hier machen NIGHT eine starke Figur. Füllmaterial? Auf „Soldiers Of Time“ Fehlanzeige. Eine tolle Nummer ist auch das finale „Stars in the Sky“, eingeleitet von sanften akustischen Gitarren, entführt der Song in atmosphärische und verträumte Gefilde.

Aufgenommen wurde „Soldiers Of Time“ im Studio Underjord von Joona Hassinen (YEAR F THE GOAT) und produziert von Niels Nielsen (GHOST, DEAD SOUL).

Wer mit Bands wie GHOST, PORTRAIT & Co etwas anfangen kann, sollte NIGHTs Zweitling auf jeden Fall dringend verhaften.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Waiting For The Time
02. Across The Ocean
03. We’re Not Born To Walk Away
04. Above The Ground
05. Towards The Sky
06. Secret War
07. Kings And Queens
08. Ride On
09. Wanderlust
10. Power
11. Stars In The Sky

Chris

STEVEN WILSON – Hand.Cannot.Erase

Band: Steven Wilson
Album: Hand.Cannot.Erase
Spielzeit: 65:44 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Kscope/Edel
Veröffentlichung: 27.02.2015
Homepage: www.swhq.co.uk

Nach dem (durchaus überraschenden, aber nicht minder verdienten) Erfolg der 2013er Scheibe „The Raven That Refused To Sing“ legt STEVEN WILSON nun endlich seine dritte Solo-Platte vor. Das fantastische Ensemble, das bereits den Vorgänger eingespielt und Wilson auch live bei der Umsetzung zur Seite stand ist auch diesmal wieder dabei, inklusive dem Schlagzeug Unikum Marco Minnemann und Wundergitarrist Guthrie Govan. WILSON ist klug und kreativ genug nicht die Erfolgsformel von „The Raven …“ wiederholen zu wollen und schlägt auf dem Konzeptalbum „Hand.Cannot.Erase” zwar nicht gänzlich neue, aber doch grundlegend andere Töne an. Was geblieben ist, sind die unwiderstehlichen Melodien, die zahllosen kleinen im Hintergrund versteckten Details sowie eine musikalische Darbietung zum Niederknien. Zudem ist es WILSON gelungen den bereits fantastischen Klang der letzten Scheibe nochmal zu toppen. „Hand.Cannot.Erase” perlt dermaßen formvollendet aus den Boxen, dass ein mp3 File einer Beleidigung der Musik und des Hörers gleichkommt. Egal ob die Band gerade in einem wilden Moment ein waschechtes Metal-Riff raushaut oder in sphärischen, mit Drum-Loops unterlegten Ambient Sounds schwelgt – immer trifft die astreine Produktion den Nagel auf den Kopf. Hier macht sich wohl auch die Beschäftigung WILSON’s mit dem Remix der Tears For Fears Scheibe „Songs From The Big Chair“ aus dem letzten Jahr bezahlt.

Wer den Vorgänger ins Herz geschlossen hat, wird sich auch bei „Hand.Cannot.Erase” gleich zu Hause fühlen. Allerdings ist die Platte insgesamt schwerer zu greifen und erschließt sich, trotz in sich abgeschlossener Tracks, nur als Gesamtwerk zur Gänze. Einzelne Songs hervorzuheben fällt daher schwer, zumal diese im Zusammenhang viel effektiver funktionieren als für sich allein. Die Atmosphäre ist ebenso düster wie die auf „The Raven That Refused To Sing“, was nicht nur an der zugrundeliegenden Geschichte über eine einsam verstorbene junge Frau, sondern auch an der Klangästhetik liegt, die immer wieder deutlich Ihre Verwurzelung in der britischen Musiktradition zeigt. Viele der verwendeten Loops und Sounds erinnern an Bands wie Tricky oder Massive Attack. Der klassische Prog-Rock in der Tradition von King Crimson und Co, auf dem Vorgänger immer präsent, fehlt hier völlig. Stattdessen verknüpft WILSON fragile Melodiebögen, die gekonnt über die Dauer der Scheibe platziert sind, mit seiner typischen Mischung aus vertrackten Einfällen und Soundspielereien. Neue Farbtupfer bringt die israelische Sängerin Ninet Tayeb ein, die den Songs eine weitere, dezente Facette hinzufügt und der Geschichte um Verlust, soziale Isolation und urbane Einsamkeit zusätzliche Tiefe verleiht. Wer bei Songs wie „Perfect Life”, oder dem wahnwitzige Haken schlagenden Doppelschlag „Home Invasion“ und „Regret #9“ nicht zutiefst dankbar für jede Minute dieser Scheibe den Klängen lauscht, hat den Sinn und die Magie von Musik aus den Augen verloren. Selbst grandioser Pop gelingt Wilson mit Leichtigkeit: den Titelsong hätten die Manic Street Preachers zu Ihren großen Zeiten nicht besser hinbekommen.

Völlig anders als „The Raven That Refused To Sing“ und doch (beinah) genau so schön ist sie geworden, die neue STEVEN WILSON Platte. Es dürfte schwer sein unter den aktuellen Veröffentlichungen etwas qualitativ vergleichbares zu finden – sowohl was die Songs, die musikalische Darbietung als auch die Produktion angeht. STEVEN WILSON ist zurzeit tatsächlich das Maß, an dem sich alle anderen Prog-Schaffenden zu messen haben. Der Hype ist zur Abwechslung also mal gerecht.

WERTUNG:


Trackliste:

01. First Regret
02. 3 Years Older
03. Hand Cannot Erase
04. Perfect Life
05. Routine
06. Home Invasion
07. Regret #9
08. Transience
09. Ancestral
10. Happy Returns
11. Ascendant Here On…

Mario

THE ANSWER – Raise A Little Hell

Band: The Answer
Album: Raise A Little Hell
Spielzeit: /
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 06.03.2015
Homepage: www.theanswer.ie/home

Die Iren THE ANSWER sind nun schon zu lange im Geschäft um noch als Newcomer durchzugehen. Wie satte, alte Hasen klingt das Quartett, das sich auf seinen 4 bisherigen Veröffentlichungen immer ein Stückchen weiterentwickelt hat, glücklicherweise noch nicht. Daran ändert sich auch auf Album No. 5, „Raise A Little Hell“, nichts. Nach wie vor ist Sänger Cormac Neeson das größte Kapital der Band. Ohne die gewohnt höchst energische Gesangsleistung des Ausnahmetalents wäre die Band eine x-beliebige Rockcombo ohne grundlegend eigenes Profil. So aber ist und bleibt Neeson das einprägsame Aushängeschild der ansonsten grundsoliden Truppe von der Insel. Nach dem Overkill auf der Scheibe „Revival“ (2011) wurde bereits auf dem 2013er „New Horizon“ Album der produktionstechnische Aufwand zurück gefahren. Eine Entwicklung die auch bei der Entstehung  von „Raise A Little Hell“ beibehalten wurde und der Band gut zu Gesicht steht.

Insgesamt klingt das neue Album homogen und in sich schlüssig, viele Songs klingen als seien sie in endlosen Jams im Proberaum entstanden. Diese Arbeitsweise funktioniert in der Regel bestens („Long Live The Renegades“, „Red“), bringt aber auch das ein oder andere Mal Mittelmaß hervor („Last Days Of Summer“ oder der am Ende platzierte  Titeltrack). Ihre offensichtliche Vorliebe für Aerosmith scheint bei THE ANSWER auch weiterhin durch („Aristocrat“) und Parallelen zu einer Band wie den Winery Dogs („Cigarettes & Regret“) machen deutlich, dass THE ANSWER mehr zu bieten haben als klassischen, Riff-orientierten Hardrock der alten Schule. Die beiden Smasher der Scheibe folgen weiter hinten platziert: „Whiplash“ ist ein gnadenloser Rocker mit einem eingängigen Refrain, treibenden Riffs und kreativer Gitarrenarbeit. Das grandiose „Gone Too Long“ verbindet Country und Blues Sperenzchen mit der THE ANSWER -typischen Treffsicherheit bei den Melodien. Ich vermisse ein wenig die ausgeklügelten Hooklines, die “Revival“ zu einem solch besonderen Album gemacht haben und die auf „Raise A Little Hell“ zugunsten einer lockereren Herangehensweise zurückgenommen wurden. Beides hat seine Reize und Fans der Band werden auch auf „Raise A Little Hell“ all das wiederfinden, was die Jungs bisher so interessant gemacht hat.

Mit „Raise A Little Hell” klingen THE ANSWER so, als seien sie langsam zu Hause angekommen. Das Songwriting hat sich zwischen den beiden Polen  Singer/Songwriter und Riff-Rock eingependelt und kommt dank dem trockenen, aufs Nötigste reduzierten Sound bestens zu Geltung. Unterm Strich kommt „Raise A Little Hell” knapp vor seinem direkten Vorgänger über die Ziellinie, was in erster Linie an dem schlüssigen Gesamtpaket liegt (das aber gerne noch um 1, 2 Songs hätte gekürzt werden können).

WERTUNG:


Trackliste:

01. Long Live The Renegades
02. The Other Side
03. Aristocrat
04. Cigarettes & Regret
05. Last Days Of Summer
06. Strange Kinda‘ Nothing
07. I Am What I Am
08. Whiplash
09. Gone Too Long
10.  Red
11. I Am Cured
12. Raise A Little Hell

Mario