SNOWFALL – Cold Silence

Band: Snowfall
Album: Cold Silence
Spielzeit: 52:27 min
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 19.04.2013
Homepage: www.snowfallcoldsilence.com

SNOWFALL ist das Projekt des norwegischen Gitarristen Tore Meli sowie seines Bass spielenden Landmanns “PB” Riise für das man den britischen Sänger Lee Small (u.a. bei Phenomena und Shy in Diensten) gewinnen konnte. Solche zusammengewürfelten „Bands“, die in der Regel nur durch Emails miteinander kommunizieren und sich noch nie leibhaftig gegenüber gestanden haben sind im Melodic Rock Bereich ja keine Seltenheit und klingen meist auch leider entsprechend fake. Glücklicherweise geht’s auch anders, denn, Projekt hin oder her, „Cold Silence“ ist eine richtig geile Scheibe geworden die Freunden von Voodoo Circle oder W.E.T. dringend ans Herz gelegt sei. Besonders Sänger Small macht eine äußerst gute Figur und wildert das Öfteren in ähnlichen Gefilden wie Voodoo Circle’s David Readman, die stimmlichen und melodischen Parallelen sind wirklich verblüffend. Ein wenig scheint auch mal Eric Martin von Mr. Big („Heaven’s Not Up There“) oder Glen Hughes („Vesper Bell”) durch.

Die 11 Tracks leben von Small’s beherztem, variablem Gesang, den fetten Gitarrenparts von Tore (der ganz eindeutig in dieselbe (Whitesnake)-Schule wie W.E.T. Gitarrist Robert Säll gegangen ist) und den klasse Refrains: „Citadel Of Hope“, „I Won’t Be Lonely Anymore“, „Stampede“, „Wolf’s Lair“, … – alles schnörkellose Kracher, ohne Wenn und Aber. Eine typisch Skandinavische Note Richtung Europe ist immer vorhanden, vor allem auch durch die manchmal etwas dick aufgetragenen Keyboards („Don’t Drive Me Home Tonight“), die die fantastische Gitarrenarbeit zuweilen etwas unterbuttern.

Der einzige, klitzekleine Wermutstrophen ist für mich persönlich das etwas protzige Drumming. Laut Promo-Info hat Perra Johnson (Coldspell) auf dem Album als Special Guest getrommelt – ob sich sein Beitrag auf einen Track geschränkt oder er das gesamte Album eingespielt hat wird allerdings nicht verraten. Da einzig der Song „I Won’t Be Lonely Anymore” einen natürlichen Groove vorzuweisen hat, vermute ich, dass die restlichen Songs mit einem (zuweilen leicht wirr programmierten) Knüppler aus dem Sampler versehen wurden. Das aber nur als Randnotiz, die Qualität der Songs wischt diese Nebensächlichkeit locker vom Tisch. Ich meckere ja gerne mal rum und finde ein Haar in der Suppe, aber an „Cold Silence“ find ich partout nix dran auszusetzen – Ziemlich heißer Scheiß, dieser „Cool Rock“ (Promovideo)! Die Platte läuft bei mir (unerwarteter weise) in der Dauerrotation 🙂 Well done.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Don’t Drive Me Home Tonight
02. Citadel Of Hope
03. House Of Prayer
04. Heaven’s Not Up There
05. Jack Of Diamonds
06. Wolf’s Lair
07. I Won’t Be Lonely Anymore
08. Stampede
09. Oscillate
10. Alexandria
11. Vesper Bell

Mario

AMORPHIS – Circle

Band: Amorphis
Album: Circle
Spielzeit: 46:22 min.
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 19.04.2013
Homepage: www.amorphis.net

Um eins vorweg zu nehmen. Ich bin befangen! Ich bin seit den Anfangstagen von AMORPHIS ein Fan der Band, habe die komplette Entwicklung mit durchlebt und diese mal mehr, mal weniger für gut befunden.
Die musikalische Identitätskrise Anfang des letzten Jahrtausends, sowie die darauffolgende Trennung von Sänger Pasi Koskinnen war (nicht nur für mich) das gefühlte Ende der Band. Überraschenderweise zog man jedoch mit dem Engagement von Tomi Joutsen ein Ass aus dem Ärmel, das besser nicht hätte sein können.
Nach einigen guten bis sehr guten Alben mit Joutsen melden sich AMORPHIS mit „Circle“ zurück. Erstmals in der jüngeren Bandgeschichte greift man hierbei auf einen externen Produzenten zurück und dieser ist niemand geringerer als Hypocrisy/Pain Mastermind Peter Tägtgren.

Es gibt wohl kaum ein Album, dem ich in den letzten Monaten mehr entgegengefiebert habe als „Circle“. Einige  Rock-Garage Kollegen waren gar der festen Auffassung, dass ich den Release des Albums vor lauter Aufregung nicht mehr erleben würde. Ob sich die Vorfreude und Aufregung gelohnt hat, versuche ich herauszufinden.

Den Auftakt macht „Shades of Gray“ und dieses macht direkt deutlich, dass AMORPHIS wieder wesentlich härter agieren, als noch auf den Vorgängern. Die Rhythmusgitarren klingen wesentlich fetter und  Tomi growlt bis der Notarzt kommt, bevor es im Refrain deutlich melodischer wird. Von der Grundausrichtung  könnte die Nummer durchaus auch auf „Elegy“ oder „Tuonela“ stehen. „Mission“ ist ein klassischer AMORPHIS-Track der neuen Ära. Stampfende Rhythmen und melodische Melancholie dominieren Strophe und Refrain, bevor mit einsetzendem Solo das Tempo deutlich angezogen wird.
„The Wanderer“  steht ganz im Zeichen des Vorgängersongs. Ein typischer AMORPHIS-Rocker mit progressiven Elementen und deutlicher 80’s Schlagseite. Gut, aber auch ein wenig vorhersehbar. „Narrow Path“  gehört zu einem der folkigsten Songs im Schaffen von AMORPHIS. Harte Gitarren kombiniert mit Flöten, Blind Guardian lässt grüßen.
Es folgt die bereits als Vorabsingle ausgekoppelte Nummer „Hopeless Days“. Der Einstieg ist recht düster und erinnert ein wenig an Hypocrisy. Der Refrain steht auch hier in typischer AMORPHIS Tradition, hoch melodisch mit einer gewissen Melancholie durchzogen.
Bis hier hin also sehr abwechslungsreich, doch der Knaller folgt auf dem Fuße.
Nach einem akustischen Vorspiel explodiert „Nightbird’s Song“ zu einer Death Metal Perle par excellence. Tomi wagt sich in stimmliche Bereiche vor, die selbst Immortal Angst machen dürften. Nach einer clean gesungenen Bridge entwickelt sich ein Refrain, der mir auch nach dem 10. Durchlauf immer noch die Pelle auf den Rücken zaubert. Sogar ein Flötensolo findet Platz. Definitiv das Albumhighlight. Erinnerungen an The Karelian Isthmus/Tales from the Thousand Lakes werden hier wach. Fett!
„Into the Abyss“ weiß mit vertrackten Schlagzeugspiel und einem großartigem Refrain zu punkten, bevor mit „Enchanted by the Moon“ erneut ein Highlight auf dem Programm steht. Death Metal Riffs, ein über alles erhabener Refrain und eine latente Hypocrisy Atmosphäre machen den Song unwiderstehlich. Großartig.
Das progressive „A New Day“ bildet den Abschluss des Albums. Hier wird nochmal aus dem Vollen geschöpft. Saxophon, Kirchenorgel und Flöten machen den Song zu einer kleinen psychedelischen Progrock Perle mit dezentem 70er Jahre Touch.

Hat sich die Vorfreude also gelohnt? Ganz klares ja. AMORPHIS bekennen sich, in Teilen, endlich wieder zu ihren Wurzeln, wenn auch nicht ganz so konsequent wie es z.b. Paradise Lost auf ihrem letzten Album getan haben. Aber das hat ehrlicherweise auch niemand erwartet.
Dafür klingt es wahnsinnig authentisch und keineswegs nach einem verzweifelten Versuch den alten Spirit zurück zu holen.
Klingt es nach „Elegy“? Nein! Klingt es nach „Tales from the Thousand Lakes“? Mitnichten!
AMORPHIS haben es geschafft, Ihren über die Jahre gewachsenen Sound durch die Integration von Elementen aus den Anfangstagen der Band zu  einem unwiderstehlichen Cocktail zu mixen, der selbst Old-School Die Hard Fans schmecken könnte. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran dürfte Peter Tägtgren haben, der der Band einen wahnsinnig organischen, fetten Sound zusammengeschustert hat.
Ob sich „Circle“ dauerhaft auf eine Stufe mit Jahrhundertwerken wie „Elegy“ oder „Tales from the Thousand Lakes“ stellen darf, bleibt abzuwarten, dafür muss es erstmal den Test der Zeit überstehen. Fakt ist allerdings, dass AMORPHIS mit „Circle“ das stärkste Album seit dem Einstieg von Tomi Joutsen und eins der besten Alben der Bandgeschichte abgeliefert haben.

WERTUNG:  

Trackliste:

1. Shades Of Gray (5:27)
2. Mission (4:33)
3. The Wanderer (4:43)
4. Narrowpath (4:23)
5. Hopeless Days (5:08)
6. Nightbird’s Song (5:00)
7. Into The Abyss (5:36)
8. Enchanted By The Moon (5:32)
9. A New Day (6:00)

Frank

STAHLMANN – Adamant

Band: Stahlmann
Album: Adamant
Spielzeit: 40:04 min.
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 19.04.2013
Homepage: www.stahlmann.tv

Der Begriff Neue Deutsche Härte ist seit langem eigentlich unweigerlich mit Rammstein verbunden. Die Zahl der Trittbrettfahrer nach dem kometenhaften Aufstieg eben jener ist kaum in Zahlen zu fassen. Das es jedoch auch viele andere, teils ältere Kombos gibt, die diesem Stil zuzuordnen sind, wird gern mal übersehen. Ich denke da an Namen wie Ooomph! oder Die Krupps.

Auch die 2008 in Göttingen gegründeten STAHLMANN frönen der NDH. Nach einer EP im Jahre 2009 und den beiden Alben „Stahlmann“ (2010) und „Quecksilber“ (2012) erscheint jetzt die neue Platte „Adamant“.

Da mir die Vorgänger nur in Teilen bekannt sind, widme ich mich mal ausschließlich dem neuen Material.

STAHLMANN spielen Industrial-Metal mit vereinzelten Gothic und Elektroeinflüssen. Einfach umschrieben, eine relativ exakte Mischung aus Rammstein, Ooomph! und Unheilig.

Musikalisch und produktionstechnisch durchaus ansprechend, wissen auch die Songs größtenteils zu überzeugen. In den Tanztempeln dürften STAHLMANN sicherlich für volle Tanzflächen sorgen. Und dennoch wirkt mir die ganze Nummer etwas zu durch kalkuliert. Die erste Single „Schwarz“ verwurstet fachgerecht den Kinderliedklassiker „Grün, grün, grün, sind alle meine Kleider“, konsequenterweise mit Kinderchor etc.
Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Die Parallelen zu „Augen auf“ von Ooomph! sind frappierend (für Unwissende: Ooomph! benutzten in diesem Song das Lied Eckstein Eckstein, alles muss versteckt sein, auf identische Weise).
Die ruhigeren Nummern könnten wiederum durchaus auch auf den letzten Alben der Aachener Millionenseller Unheilig zu Hause sein.

Fazit: Guter aber dennoch völlig durch kalkulierter Industrial-Rock/Metal. Wer noch Platz für eine exakte Mischung aus Ooomph!, Rammstein und Unheilig im Schrank hat, darf gerne zugreifen.

WERTUNG:

Trackliste:

1. Die Welt Verbrennt (3:52)
2. Süchtig (3:21)
3. Wenn Der Regen Kommt (4:09)
4. Schwarz (3:09)
5. Leuchtfeuer (4:26)
6. Adrenalin (3:12)
7. Der Schmied (3:55)
8. Paradies (3:33)
9. Nackt (3:30)
10. Tempel Der Lust (3:22)
11. Dämonin (3:35)

Frank

HEARTIST – Nothing You Don´t Deserve

Band: Heartist
Album: Nothing You Don’t Deserve
Spielzeit: 24:04 min
Plattenfirma: Roadrunner Records
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.heartistband.com

Mit HEARTIST betritt eine neue südkalifornische Band die Bühne bei Roadrunner Records. Ihre Debüt-EP ist von den Musikern selbst produziert worden. HEARTIST haben sich 2011 ins Leben gerufen und nach einige personellen Wechseln stand das Line-up Bryce Beckley (Gesang), Jonathan Gaytan (Gitarre), Tim Koch (Gitarre),  Matt Marquez (Schlagzeug) und Evan Ranallo (Bass). Alle Mitglieder haben bereits bei anderen Bands gespielt, bevor sie sich fanden. Das Element der Liebe ist ein großes Thema in den Songs der Band, wie Sänger Bryce Beckley sagt, da sie ein wichtiger Bestandteil des Lebens sei.
Ein schönes Cover: Ein Paar, das sich umarmt, die Fingernägel der Frau sind zu sehen, ein Türkis-Amulett, dass sie in den Händen hält und eine Art schmutziges Öl läuft ihrem Partner den Rücken runter.

Soundtechnisch ist die Musik von HEARTIST eher die härtere Gangart. Beckley singt zwischen Punk und Growls. Die Instrumente könnte man als „recht wild“ bezeichnen.

Bei „Disconnected“ kloppt der Bass einige Riffs aus den Saiten, der Song wirkt aggressiv und testosterongeschwängert. Nichts für Seelchen. „Nothing You Didn’t Deserve“ startet mit einer Reihe Growls, das Schlagzeug hämmert wild im Stakkato und Bryce Beckley brüllt sich die Seele aus dem Leib. Zwischendurch erkennt man einige Gitarrenriffs heraus. Der Song endet mit leichten Gesängen; klingt aus. „Where Did I Go Wrong?“ ist eher „der“ Rocksong auf der EP und unterscheidet sich von den anderen Stücken der Scheibe. Klar gesungen und enthält prägnantes Gitarrenspiel. Auch die Rhythmusinstrumente stechen hervor und man kann sie gut heraushören. Kein Growlen, sondern einfacher Gesang wirkt hier. Klingt hochinteressant aus mit einem langgezogenen „daaayyy“ sowie Gitarrenunterstützung, die an einen Schrei erinnert. Ein stilistisch typischerer Song von HEARTIST ist „Rhinestone“. Die weltberühmten Rheinsteine werden auch in good old Cali besungen, wer hätte das gedacht… Hier spielt die Gitarre sehr gute Riffs, das Drumkit wird stark gedroschen und Bryce Beckley growlt zwischen seinem Gesang. Startend mit Kirchengeorgel – „The Answer“… Hier geht es ziemlich rockig zu. Im Hintergrund geht wird wieder gegrowlt, dumpf dröhnt der Bass dazu. Als Gesamtheit ein düsteres Stück. „Part Of Me“ beginnt mit mysteriöseren Klängen, die mich an Keyboard erinnern. Hier wird ziemlich sanft gesungen und alles kommt harmonisch zum Einklang. Einprägsam ist das Stück allemal. Klingt auch mysteriös mit einer Art Keyboard aus.

Wenn man Stilmixe mag und nicht festgefahren an einer Musikrichtung klebt, ist das Album von HEARTIST sicherlich eine Versuchung. Denn gemixt wird hier ordentlich.

Anspieltipps: Nur 6 Songs auf einer EP – hört sie Euch an.

Fazit :  Geschmäcker sind verschieden und für mich ist das Album so ein Zwischending. Stilmixe sind vielleicht nicht immer „meins“. Die Musik ist nicht schlecht, aber mein Herz verschenke ich nicht.  Eher so ein Teil, das ich nicht sofort aus dem CD-Player entfernen würde, dass sich aber vielleicht nicht allzu oft darauf verirren wird.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Disconnected 4:59
02. Nothing You Didn’t Deserve 4:09
03. Where Did I Go Wrong? 3:54
04. Rhinestone 3:45
05. The Answer 4:23
06. Part Of Me 4:14

Sandra

MAYFAIR – Behind…

Band: Mayfair
Album: Behind …
Spielzeit: 29:12 min + 48:01 min
Plattenfirma: Pure Steel Records
Veröffentlichung: 05.04.2013
Homepage: www.mayfairbrigade.com

Vetrackter Prog-Metal aus bella Austria, das ist wahrlich kein alltägliches Gut. Die Debüt-Scheibe „Behind …“ der Österreicher MAYFAIR aus dem Jahr 1993 hat über die Jahre einen gewissen Geheimtipp-Status erreicht und wird nun zum Jubiläum und anlässlich der Reunion der Band über Pure Steel Records nochmals auf CD und Vinyl auf den Markt gebracht. Zusätzlich zu den 6 Tracks des original Releases gibt es auf einer zweiten Scheibe noch insgesamt 10 Bonus-Tracks zu erkunden.

Stilistisch kann man die Musik auf „Behind …“ irgendwo zwischen Psychotic Waltz, Sisters of Mercy, Watchtower und Tool verorten, was ja beileibe nicht die schlechtesten Adressen sind aber auch schon den recht diffusen Stil der Band erahnen lässt. Die genannten Bands sind aber nur grobe Orientierungspunkte, denn MAYFAIR klangen bereits auf Ihrem ersten Album äußerst eigenständig und dabei streckenweise auch leicht wirr. Dass die Platte schon einige Jahre auf dem Buckel hat hört man der Produktion, trotz neuem Mastering, ein wenig an: die Drums klackern arg künstlich und auch die restlichen Instrumente sind dünn in Szene gesetzt. Dieses kleine Manko wird durch die verqueren und originellen Songs aber wettgemacht. Aber Obacht – eigenwillig und nicht gerade alltäglich ist die Musik des Quartetts (?) definitiv, was das Ganze zwar nicht zur easy-listening Beschallung für jede Gelegenheit macht, aber umso mehr zum bewussten Abtauchen in die verschachtelten, oft mit melancholischen Gesanglinien versehenen Tracks einlädt. Die Stimme sowie ungewöhnlichen Phrasierungen von Sänger Mario sind, neben den oft eingeschobenen schrägen Instrumental Passagen, denn wohl auch das Für- oder Wider-Argument bei MAYFAIR, denn melodiöse Hooklines oder eine angenehme Stimmfarbe sucht man in den mal auf Englisch, mal auf Deutsch gesungenen Songs vergeblich. Als Anspieltipps eignen sich „Advanced In Years” und “Madame Pest” – wer hier nicht ratlos die Segel streicht, dürfte auch mit dem Rest des Materials seine Freude haben.

Die ebenfalls einem Remastering unterzogenen Bonustracks versammeln gut klingende Demotracks sowie bisher unveröffentlichte Aufnahmen (darunter 4 Proberaumaufnahmen, die in grottiger Qualität leider nur zum einmaligen Anhören taugen). Die Qualität der meisten Bonus-Songs ist in etwa auf dem Level des Albums zu verorten, was dem Fan der Band einen beträchtlichen Mehrwert bieten sollte.

Leicht mach(t)en es MAYFAIR dem Hörer mit Ihrer Debüt-Scheibe damals wie heute nicht, denn auf die mitunter äußerst abgefahrenen Songs muss man sich schon ganz einlassen. Wer an unkommerziellem Songwriting und eigensinnigen, aber sehr originellen Melodiebögen seine Freude hat, sollte auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren. Ich bin gespannt was das für 2013 angekündigte Comeback Album bereit hält und mit welcher Entwicklung uns die Österreicher überraschen werden.

WERTUNG:

Trackliste:

Disc 1

01. Behind
02. Advanced In Years
03. Generation Isolated
04. Madame Pest
05. Schlaflos Müde
06. Ecstasy

Disc 2

01. Daily Screams
02. Man Of Sorrows
03. Adam
04. Dear Julia
05. Tears
06. Last Spring
07. Fegefeuer
08. Individual Circus
09. Emptiness
10. Man Of Sorrows

Mario

DIVIDED MULTITUDE – Feed On Your Misery

Band: Divided Multitude
Album: Feed on your Misery
Spielzeit: 64:43 min.
Plattenfirma: Fireball Records
Veröffentlichung: 19.04.2013
Homepage: www.facebook.com/DividedMultitude

Die Norweger DIVIDED MULTITUDE existieren bereits seit 1995, was in der heutigen Musiklandschaft schon eine kleine Ewigkeit bedeutet. Nach diversen Demos und einigen Longplayern erscheint jetzt die neue Scheibe „Feed on your Misery“ via Fireball Records.

Eröffnet wird die Platte vom instrumentalen „Esperanto“. In diesem wird, wie der Name es bereits suggeriert, der spanischen Gitarrenmusik Tribut gezollt. Das Intro geht nahtlos in den Titeltrack über, der das Gitarrenmotiv des Intros in hartmetallischer Form aufnimmt. Toller Song.

In der Bandinfo werden DIVIDED MULTITUDE als Bastard aus In Flames, Nevermore und Dream Theater beschrieben, und dieser Vergleich ist durchaus passend gewählt. Instrumental dominieren progressive Powermetal-Elemente á la Nevermore, die durch modernere Elemente aufgelockert werden und besonders im Keyboard Bereich Dream Theater Parallelen aufweisen. Gesanglich liegt die ganze Geschichte im Dunstkreis von Warrel Dane oder Russel Allen, allerdings mit einem permanent vorhandenen Hardrockapproach, der sich besonders in den Refrains bemerkbar macht, die alles in allem sehr  melodisch angelegt sind.

Produziert wurde das Album in Eigenregie, der Mix stammt von Jacob Hansen. Und hier gibt es absolut nichts auszusetzen.

Fazit: Beide Daumen hoch, die Scheibe macht richtig Bock!!

WERTUNG: 

Trackliste:

1. Esperanto (0:56)
2. Feed On Your Misery (6:14)
3. What I See (6:39)
4. Scars (6:16)
5. The World Is Watching (5:06)
6. Crimson Sunset (6:58)
7. 2 4 7 (7:40)
8. Vicious by Heart (5:47)
9. Seconds (5:39)
10. Transparent (5:40)
11. Reborn (7:48)

Frank

SHADOWQUEEN – Don´t Tell

Band: Shadowqueen
Album: Don’t Tell
Spielzeit: 37 min. 
Plattenfirma: Bad Reputation
Veröffentlichung: 26.03.2013
Homepage: www.shadowqueen.bandpage.com

SHADOWQUEEN sind ein Trio aus Melbourne welches mit einem Silberling auf den Markt kommt, der 11 Tracks enthält. Diese female fronted Rockband aus Dow Under legt einen Erstling hin, der es in sich hat.
Robbi Zana, Frontfrau, Voice, Bass und Pianospielerin, glänzt mit einer Stimme, die an die grossen Frauenröhren herankommt. Klar, wo es klar sein muss, schmutzig und bluesig, wo es hin passt.
„Best Of Me“ ist zwar nicht der Oberkracher, macht den Einstieg ins Album aber etwas einfacher. Auch hier zeigen sich die Qualitäten der Sängerin, vor allem in den hohen Lagen.
Der Titeltrack ist eine Rocknummer mit einer coolen Hookline, die Instrumentierung ist unspektakulär und gerade, Zana spielt mit ihrer Stimme zwischen lasziv und schreiend. Mich erinnert sie an eine JOAN JETT in den Achtzigern, ohne eine Kopie zu sein.
„What You Want“ tritt mit klarem Metalstyle an, fette Riffs, treibende Drums und Bass, die Stimme röhrig – den Track kann ich mir als Live-Kracher vorstellen, das mittelschnelle Tempo lädt geradezu zum Bangen ein…
„Prelude To Silence“ ist, was es zu sein vorgibt, nämlich ein Vorspiel von knapp einer Minute, Piano only. „Silence“ selber täuscht etwas vor. Von Ruhe ist da gar nichts zu spüren oder zu hören. Es ist vielmehr ein zwar langsame, aber ebenso druckvolle Nummer, welche irgendwo zwischen Hardrock und Heavy Metal angesiedelt ist.
Natürlich darf eine Ballade nicht fehlen. „Karma“ heisst sie in diesem Fall – und Robbi’s Stimme erinnert mich hier an eine der geilsten Rockstimmen überhaupt – MELISSA ETHERIDGE. Allerdings spielt diese ältere Dame noch immer in einer eigenen Liga. „Karma“ ist aber definitiv ein schöner Song um das Bangergenick etwas zu entspannen und die durchgerüttelten Hirnzellen wieder zu sammeln.
Dann wird aber direkt wieder verletzt und gequetscht, „Bruised“ betritt die Bühne. Ein fetziger, bluesiger Gitarrenlauf eröffnet, die Stimme steigt dann zweistimmig ein. Was folgt ist ein Track, der eine gute Spannung aufbaut, rhythmisch variabel ist und schöne, getragene Gesangsparts enthält. Hier geht auch das geilste Gitarensolo des ganzen Albums ab. Da weiss Jemand, wie man die Saiten zum Heulen bringt!
Wer noch nicht wach ist – hä? – wird nun mit „Wake Up“ dazu aufgefordert. Der Song marschiert gerade durch, Gitarrenriff und Bass/Drums ziehen vorwärts, die Stimme wandert nochmals klar zurück in die Achtziger. Diese Mischung zwischen tiefen, fast gesprochenen Parts und den gedehnten Screamings hat schon beinahe etwas von SUZI QUATTRO. Ansonsten ist es ein sauber gespielter Rock’n’Roll-Song. Und wenn du gegen Abend endlich aufgestanden bist, kannst du dich auch gleich für die Party herrichten – „Paint Your Face“ eröffnet das Ende des Albums. Frag mich nicht weshalb, aber der Song klingt für mich – abgesehen von der Stimme – wie eine SHAKRA-Nummer. Cool ist auch hier der integrierte Gitarrenlauf, kein richtiges Solo aber eine gut gemachte Line.
„Get Off“ steigt fetzig ein und bleibt tempomässig auf hohem Niveau. Musikalisch ist das einer der spannendsten Tracks, dynamisch und variabel sowohl mit der Stimme als auch im Tempo. Eigentlich eine straighte, rockige Nummer, die aber kurze Verschnaufpausen ermöglicht. Insgesamt rundet es ein gelungenes und frisches Erstlingswerk ab, das SPass macht und einmal mehr zeigt, dass Australien im Reich der harten, stähleren und steinernen Musik noch viel zu bieten hat.

WERTUNG: 

Trackliste:

1. Best of Me
2. Don’t Tell 
3. Any Other Day
4. What You Want
5. Prelude to Silence
6. Silence
7. Karma
8. Bruised
9. Wake Up
10. Paint Your Face
11. Get Off

Lineup:

Robbi Zana (lead vocals, bass guitar and piano)
Si Hopman (guitar and backing vocals)
Alex Deegan (drums).

Danny

REIGN OF THE ARCHITECT – Rise

Band: Reign Of The Architect
Album: Rise
Spielzeit: 67:03 min.
Plattenfirma: Pitch Black Records
Veröffentlichung: 16.04.2013
Homepage: www.reignofthearchitect.com

2008 als Studioprojekt gegründet, haben sich REIGN OF THE ARCHITECT mittlerweile zu einer richtigen Band entwickelt. Die Multikulti-Truppe um Amaseffer-Gitarrist Yuval Kramer setzt sich in weiten Teilen aus Musikern aus Israel, Zypern und Griechenland zusammen und veröffentlicht mit „Rise“ ihr Debütalbum über Pitch Black Records aus Zypern.

„Rise“ bildet den Auftakt zu einem zweiteiligem Konzeptwerk, dessen Nachfolger später erscheinen wird. Geboten wird uns symphonischer Progressive Rock/Metal mit reichlich Einflüssen aus der mediterranen Musikwelt.

Das Ergebnis macht einen guten Eindruck. 7 verschiedene Sänger, das hat schon fast Ayreon oder Avantasia Niveau und vor diesen brauchen sich ROTA in musikalischer Hinsicht auch nicht mal verstecken. Generell dürften speziell AYREON oder BLIND GUARDIAN Anhänger, die auf ausufernde Arrangements und Bombast in Form von Soundtrack Elementen abfahren, Gefallen an den Südeuropäern finden.

Die ganze Chose ist prima produziert, richtig gut gespielt und ausgearbeitet. Die Teilnahme von namhaften Musikern wie Mike LePond (SYMPHONY X), Joost van den Broek (AYREON, AFTER FOREVER) und the almighty JEFF SCOTT SOTO spricht da eine deutliche Sprache.

Ich bin gespannt auf Teil 2 des Konzeptwerks.

Fazit: Freunde von symphonischem Prog Metal und Fans von Ayreon, Blind Guardian oder auch Pain of Salvation sollten ein Ohr riskieren.

WERTUNG: 

Trackliste:

Act I
01. The End
02. Different Heart
03. Hymn to Loneliness
04. False
05. Such a Celebration
06. Leaking Wounds
07. Distant Similarities
Act II
08. One Single Sour Grape
09. …As the Old Turns to Sorrow
10. I, the Architect
11. Secrets in the Hallway
12. Crown of Shattered Dreams
13. The Green Flame
Act III
14. We Must Retaliate
15. Hopeless War

Line-up:
Yuval Kramer (Amaseffer) – Guitars
Tom Gefen – Vocals  (The Architect)
Davidavi Dolev – Vocals (Storyteller, Father, Razor)
Nina Vouraki – Piano (on tracks 3, 11 and 13)

Mauricio Bustamante – Drums and Percussion
Mike LePond (Symphony X) – Bass (on tracks 2, 3, 9, 13 and 14)
Kyle Honea – Bass (on tracks 4, 6, 7, 11, 12 and 15)
Adva Kramer – Vocals (The Teacher, Rapture)
Grace Hannah Woolf – Vocals (The Girl)
Yotam Avni – Vocals (Ruin)
Jeff Scott Soto – Vocals (The President on track 14)
Joost Van Den Broek  (Ayreon, Star One, etc.) – Keyboard solos (on track 7)
Assaf Levy – Guitar solos (on tracks 4 and 9)
Dark Serpent – Soldiers (on track 15)

Frank

Trailer:

SPIRITUAL BEGGARS – Earth Blues

Band: Spiritual Beggars
Album: Earth Blues
Spielzeit: 50:07 min
Plattenfirma: Inside/Out
Veröffentlichung: 12.04.2013
Homepage: www.facebook.com/spiritualbeggarsofficial

Schweden muss ein sterbenslangweiliger Ort sein, oder woran sonst kann es liegen, dass die dort ansässigen Musiker der Hartwurstszene in solch beeindruckender Regelmäßigkeit (hochwertige) Platten raushauen? In immer neuen Konstellationen finden sich die Protagonisten zusammen um gemeinsam neue Musik auszuhecken und oft sind es die gleichen Namen die in den verschiedenen Line-Ups auftauchen – die üblichen Verdächtigen halt. In diesem Wust an Bands und Projekten stellen die SPIRITUAL BEGGARS rund um den ehemaligen Carcass und hauptberuflichen Arch Enemy Gitarristen Michael Amott schon ein Szene-Urgestein dar, denn das aktuelle, mittlerweile 8. Studioalbum der Band, markiert das 20-jährige Bandjubiläum und wurde in der gleichen Besetzung wie das 3 Jahre alte „Return To Zero“ eingetütet:  Per Wiberg (Ex-Opeth) macht mit seinen megafetten vintage Keyboardsounds eine zweite Rhythmusgitarre überflüssig, Amott’s Arch Enemy Kollege Sharlee D’Angelo lässt den Bass knurren, Ludwig Witt von Grand Magus legt ein tonnenschweres Drum-Fundament und der kürzlich bei Firewind ausgeschiedene Apollo Papathanasio dehnt die Stimmbänder in bester Dio Manier.

Die SPIRITUAL BEGGARS machten bereits staubtrockenen Retro-Rock, als die meisten Akteure der jüngsten Retro-Welle noch ihrem Schnuller hinterher krabbelten und die Band hat ihren Stil über die Jahre hinweg zwar hin und wieder ein wenig neu justiert, ist dabei den Grundprinzipien aber stets treu geblieben: gut abgehangener Hard Rock, tief in den 70er und 80 Jahren verwurzelt und immer auf Augenhöhe mit den großen Klassikern Deep Purple, Rainbow, Whitesnake, Black Sabbath und UFO. Wobei letztere natürlich vor allem in Amott‘s gefühlvollen, von Michael Schenker beeinflussten Gitarrenlinien, durchscheinen. Das Grundgerüst der Songs wurde, laut dem Gitarre schwingenden Hexenmeister, von der Band live eingespielt und das merkt man der Scheibe auch zu jedem Moment an. Rohe Gitarrenriffs, Ohrwurm Refrains und ausgedehnte Jamparts bilden die Eckpfeiler des neuesten Opus, bei dem gleich die ersten Tracks für grenzenlose Begeisterung sorgen: das packende „Wise As A Serpent“ ist der perfekte Opener, „Sweet Magic Pain“ sorgt mit seinem spannenden Aufbau und dem grandiosen Mittelpart (ebenso wie das spätere „Too Old To Die Young“) für Gänsehaut, „Turn The Tide“ und „Hello Sorrow“ sind Rocker der Güteklasse A. Gegen Ende der Platte gibt es zwar auch den einen oder anderen Füller zu hören, aber die Platte ist von der ersten bis zur letzten Minute durchhörbar und findet mit „Legends Collapse“ einen Ausklang nach Maß.

Mit „Earth Blues“ gelingt den SPIRITUAL BEGGARS zum Jubiläum ein würdiger Nachfolger zu Ihren bisherigen Erfolgen, auch wenn die Genialität von „Ad Astra“ wohl nicht mehr erreicht werden kann. Freunden von kernigem, mit dezenten Doom-Anleihen gewürzten, Classic Hardrock ist „Earth Blues“ aber wieder ohne Vorbehalt ans Herz gelegt.

WERTUNG:

Trackliste:

01. Wise As A Serpent
02. Turn The Tide
03. Sweet Magic Pain
04. Hello Sorrow
05. One Man’s Curse
06. Dreamer
07. Too Old To Die Young
08. Kingmaker
09. Road To Madness
10. Dead End Town
11. Freedom Song
12. Legends Collapse

Mario

THE PINEAPPLE THIEF – Build A World

Band: The Pineapple Thief
Album: Build A World (EP)
Spielzeit: 25:00 min
Plattenfirma: Kscope
Veröffentlichung: 28.03.2013
Homepage: www.pineapplethief.com

Die Band THE PINEAPPLE THIEF kann man getrost als Institution im britischen Indie-Wald bezeichnen, hat der Verbund doch seit der Gründung im Jahre 1999 in schöner Regelmäßigkeit bereits 9 Alben und eine Handvoll EPs vorgelegt. Nach der Scheibe „All the Wars“ aus dem letzten Jahr erscheint nun die neue EP „Build A World“ der Steven Wilson Label-Kollegen, auf der die Band 4 neue Songs, sowie einen Remix des Titeltracks, unters Volk bringt.

Besagter Song „Build A World” ist dann auch Dreh- und Angelpunkt des Scheibchens: ein lässiger, mit einem Ohrwurm Refrain ausgestatteter Rocktrack der nicht nur aufgrund des Gesangs verdammt an die Smashing Pumpkins erinnert und bereits nach dem ersten Durchlauf im Gedächtnis hängen bleibt. Ganz und gar unspektakulär, aber dennoch ein richtig guter Song. Auch der etwas forscher rockende Track 2 („You Don’t Look So Innocent”) geht ohne große Umwege direkt in die Gehörgänge und macht es sich dort gemütlich. Danach fällt die Hitdichte etwas ab und es gibt mit „What Are You Saying?“ und dem hauptsächlich akustisch gehaltenen „You Drew Blood“ zwei eher belanglose Tracks ohne Überraschungen zu hören. Zum Abschluss gibt’s den Titeltrack in einem „Dirty Hifi Remix“ zu bestaunen, wobei hier die Titelbezeichnung das Spannendste am ganzen Song ist. Von dem eigentlich guten Song ist in der mit Keyboards verunstalteten Variante so gut wie nichts brauchbares mehr übrig geblieben – nur für Die-Hard Fans und Sammler also.

5 Songs, davon 2 sehr gute, 2 etwas durchschnittliche Tracks und ein unnötiger Remix – das macht unterm Strich eine doch noch lohnende Investition für Fans und Hörer, die die Band erst mal in Ruhe entdecken wollen.

WERTUNG:

Trackliste:

01. Build A World
02. You Don’t Look So Innocent
03. What Are You Saying?
04. You Drew Blood
05. Build A World (Dirty Hifi Remix)

Mario