LISA PRICE – Priceless (Re-Release)

Band: Lisa Price
Album: Priceless (Re-Release)
Plattenfirma: Yesterrock
Veröffentlichung: 31.05.2013
Homepage: www.yesterrock.com

Anfang der 1980er ging es ordentlich rund in der kanadischen Musikszene. BRYAN ADAMS verdiente sich seine ersten Sporen mit heute total vergessenen Alben wie „You Want It, You Got It“ oder dem selbstbetitelten Debüt. Bands wie LOVERBOY feierten wie aus dem Nichts große Erfolge mit ersten Hits, aber auch Kapellen wie HONEYMOON SUITE standen in den Startlöchern. Eine Sängerin namens LISA PRICE vereinigte ein paar der mehr oder weniger erfolgreichen Künstler der nächsten Jahre auf ihrem Album „Priceless“. Musiker von Bands wie DALBELLO, WRABIT, SURRENDER oder eben HONEYMOON SUITE finden sich in der Vita dieses 6-Trackers, das eigentlich gar kein komplettes Album ist.

An fähigen Musikern mangelte es also nicht, und auch das restliche Team um die hübsche Brünette mit der schönen Stimme konnte sich sehen lassen. Da gab es z.B. den Produzenten Paul Gross, der schon für TRIUMPH, SAGA oder RUSH zuständig war oder Songschreiber wie Bernie LaBarge, der auf eine große Anzahl komponierter Stücke zurückblicken kann, ohne aber den großen Hit landen zu können.

Ähnlich verhält es sich auch bei diesem Tonträger. Bisher nur auf Vinyl erhältlich und – wie so oft sauteuer gehandelt – bietet Frau Price mit ihrer Gefolgschaft genretypisches Liedgut, das zum großen Teil hochwertig ist, alleine der Opener „Can´t Hold On Forever“ (geschrieben von Bernie LaBarge) hätte genug Potential gehabt, durchzustarten. Aber es waren schon damals einfach zu viele vergleichbare Combos unterwegs. Melodische AOR Songs mit typischen Keyboards und Mitsing-Refrains, mal zart mal etwas härter. Herausragend ist das etwas strammere „Everywhere I Go“ oder das flottte „No One´s Business“. Etwas softer geht es bei „Heartache“ zu, einem Song, der von HONEYMOON SUITE Gitarrist Derry Grehan verfasst und auch gleich musikalisch umgesetzt wurde. „Empty Hearts“ stammt eigentlich von NILS LOFGREN und das finale „Runaway“ langweilt dann doch etwas.

Was bleibt ist ein viel zu kurzes Stück Rock-Zeitgeschichte, das in weiten Teilen ganz ordentlich daherkommt, dem aber manchmal der letzte Biss fehlt um in seiner Gesamtheit in meine persönliche Hall Of Fame der vergessenen Schätze zu kommen. Potential hatte diese Konstellation aber allemal, geholfen hat es aber leider nicht viel, denn „Priceless“ war das einzige Werk von LISA PRICE.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Can´t Hold On Forever
2.Heartache
3.Everywhere I Go
4.No One´s Business
5.Empty Heart
6.Runaway

Stefan

LACRIMAS PROFUNDERE – Antiadore

Band: Lacrimas Profundere
Album: Antiadore
Spielzeit: 46:44 min
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 03.06.2013
Homepage: www.lacrimas.com

LACRIMAS PROFUNDERE sind, trotz unzähliger Besetzungswechsel und stilistischem Feintuning, eine verlässliche Institution im Deutschen Gothic-Rock Markt und veröffentlichen in regelmäßigen Abständen qualitativ hochwertigen Depri-Stoff irgendwo zwischen HIM (mehr) und Paradise Lost (weniger). Während aber direkte Konkurrenten wie Ville Valo & Co. seit gefühlten Ewigkeiten nix Relevantes mehr auf die Kette bekommen, hauen LACRIMAS PROFUNDERE unbeirrt ein starkes Album nach dem anderen raus. Nach dem Vorgänger „The Grandiose Nowhere“ aus dem Jahr 2010 macht da auch „Antiadore“ keine Ausnahme und serviert typisches Genrefutter, tief traurig und massenkompatibel auf Breitwand getrimmt. Gitarrist Tony Berger ist ebenfalls bei A LIFE DIVIDED aktiv, was sich in den hier wie dort hochklassigen Refrains bemerkbar macht, die fast allesamt Hitpotential haben. Im Gegensatz zu den deutlich softer angelegten A LIFE DIVIDED geht LACRIMAS PROFUNDERE aber um eines heftiger, bzw. metallischer zur Sache.

Herausragende Tracks sind der Chart-taugliche, flotte Opener „My Release In Pain”, die tonnenschweren „All For Nothing” und “Still In Need“ oder das an Paradise Lost erinnernde, mit einem krachenden Riff versehene „A Sigh“. Der Abwechslungsreichtum hält sich bei dieser Musik natürlich in engen Grenzen und von den 12 Tracks hätte man durchaus den ein oder anderen streichen können („Remembrance Song“, „My Chest“). Das ändert aber nichts daran, dass man als Fan dieser Stilrichtung mit dem Kauf von „Antiadore“ absolut gar nichts falsch machen kann. Ganz nebenbei ist das Ganze handwerklich über jeden Zweifel erhaben (die perfekte Platte zum Air-Drumming) und das stimmige Artwork passt ebenfalls wie die Faust aufs tränende Auge.

Alles beim Alten also im Hause LACRIMAS PROFUNDERE. Der neue Langplayer knüpft nahtlos an die bisherigen Veröffentlichungen an und führt das bewährte Erfolgsrezept konsequent weiter. Mit „Antiadore” festigen die Bayern ihren Platz als Band mit internationalem Format die sich vor den Platzhirschen des Genres keineswegs zu verstecken brauchen. Starkes, wenn auch streckenweise etwas vorhersehbares Album.

WERTUNG:

Trackliste:

01. My Release In Pain
02. Antiadore
03. What I’m Not
04. All For Nothing
05. Dead To Me
06. Abandon
07. Still In Need
08. Deny For Now
09. Head Held High
10. My Chest
11. Remembrance Song
12. A Sigh

Mario

NICK GILDER – Nick Gilder (Re-Release)

Band: Nick Gilder
Album: Nick Gilder (Re-Release)
Plattenfirma: Yesterrock
Veröffentlichung: 24.05.2013
Homepage: www.yesterrock.com

Die Münchner Schatzsucher Yesterrock Records beglücken uns dieser Tage gleich mit zwei Re-Releases kanadischer Künstler. Neben der Mini-LP von LISA PRICE (HIER geht´s zur Rezi) gibt es außerdem das selbstbetitelte Album von NICK GILDER als Neuauflage – natürlich remastered. Geboren wurde Nick allerdings in London, bevor seine Familie Anfang der 1960er nach Kanada auswanderte. Dort gründete er 10 Jahre später zusammen mit Jimmy McCullock die Glam-Rock Band SWEENEY TODD, mit der er 1975 ein Album herausbrachte. Aus dieser Platte stammt der Hit „Roxy Roller“, der es bis auf Platz 1 der kanadischen Singlecharts schaffte. Der gleiche Song wurde auch mit einem gewissen BRYAN ADAMS am Mikro veröffentlicht, der NICK GILDER als Sänger bei SWEENEY TODD ablöste.

Seit 1977 hat Gilder 7 Solo-Alben aufgenommen, wobei das 1978 erschienene „Hot Child In The City“ aus dem Album „City Nights“ sein größter Hit war. Einige seiner Songs wurden auch in Soundtracks verwendet wie z.B. Nip/Tuk, Sex And The City oder Ed. Der Opener „Scream Of Angels“ fand sich auch in dem Kinofilm „The Wraith“ von 1986 mit Charlie Sheen und Randy Quaid wieder.

Damit dürfte wohl klar sein, in welche Richtung dieser Longplayer (im Original 1985 veröffentlicht) tendiert: klassiche Filmmusik der 1980er Jahre. Rockig, melodisch und manchmal auch etwas austauschbar. „Scream Of Angels“ ist ein toller Song, erinnert aber sehr an eine Mischung aus BRUCE SPRINGSTEEN und BRYAN ADAMS (zu den Zeiten, als das Stück entstanden ist). Auch „Footsteps“ fand in dem Streifen „Youngblood“ mit Patrick Swayze Verwendung.

Rar war dieses Album allemal – und es befinden sich ein paar hübsche Erinnerungen an die glorreichen 80er darauf. Speziell wenn man auf B-Movies steht mit dem typischen Soundtrack dieser Zeit. Große Luftsprünge macht der Schreiber dieser Zeilen dabei aber nicht. „Nick Gilder“ ist aber dennoch eine grundsolide Angelegenheit für alle Fans des Genres.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.Scream Of Angels
2.Footsteps
3.Let Me In
4.Fingerprints
5.Miles To Go
6.Waterfront
7.Rebel
8.Nowhere To Run
9.Sabotage
10.Don´t Forget

Stefan

STATE COWS – The Second One

Band: State Cows
Album: The Second One
Plattenfirma: Avenue Of Allies
Veröffentlichung: 24.05.2013
Homepage: www.facebook.com/statecows

Freunde elektrischer Gitarren dürfen hier getrost mal eine Lesepause machen. Denn der Zweitling der Schweden-Combo STATE COWS ist wieder einmal Westcoast Pop erster Güte. Nach dem recht erfolgreichen Debüt „State Cows“ von 2010 haben sich die beiden Initiatoren Daniel Andersson und Stefan Olofsson erneut zusammengetan um mit dem schlicht betitlten „The Second One“ ihren Vorlieben zu frönen. Und die liegen nunmal in der Musik von CHICAGO, DAVID ROBERTS, STEELY DAN oder TOTO.

Die Gästeliste ist ellenlang und so konnten z.B. Bill Champlin, Michael Landau, Peter Freistedt oder Sven Larsson dazu bewegt werden, ihren Beitrag auf diesem 10-Tracker zu verewigen. Auch das Cover Artwork lehnt sich an das Debüt an, wo noch ein alter Ami-Karren in der Wüste stand, voll beladen mit allerlei Getier. Dieses Mal heben die Schweden ab, und zwar mit einem kultigen VW-Bulli. Irgendwie witzig, könnte so auch bei Mel Brooks´ „Spaceballs“ vorgekommen sein zwinker

Wenn man von Westcoast spricht, regieren nicht die Stromgitarren, sondern eher sanfte Bläsereinsätze zu cleanen Gitarren und etwas Schlagzeug.  Funk, Jazz und Pop kreuzen die STATE COWS wie ihre Vorbilder und nicht nur Songtitel wie „Nineteen Eighty-One“ sind sinnbildlich für „The Second One“. Im Erföffnungs-Trio „This Time“, „In The City“ und „Mister White“ zeigen die Herren Andersson und Olofsson, dass sie zur Oberschicht des Genres gehören, denn hier wird frisch musiziert. Mit Pepp und tollen Arrangements punkten die STATE COWS auch im weiteren Verlauf das ein oder andere Mal, so zwingend wie zu Anfang gelingt das aber leider nicht mehr.

Trotzdem sollte „The Second One“ ein Highlight für alle Freunde der leichten Unterhaltung sein, die eigentlich gar keine ist. Das nordische Duo hat zusammen mit ihrer Armada an Gästen ein hochwertiges Westcoast Album eingespielt, das zu einer luftigen Cabriofahrt einlädt.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.This Time
2.In The City
3.Mister White
4.Hard Goodbye
5.Scofflaws
6.I Got Myself Together
7.Finally Fair And Balanced
8.Center Of The Sun
9.California Gold
10.Nineteen Eighty-One

Stefan

BONFIRE – Live At Wacken

Band: Bonfire
Album: Live At Wacken
Plattenfirma: LZ Records/Sony
Veröffentlichung: 31.05.2013
Homepage: www.bonfire.de

Mein erster Gedanke bei der Ankündigung dieses Tonträgers war: braucht die Welt noch eine Live-CD von BONIFIRE? Erst vor zwei Jahren erschien mit „Fireworks…Still Alive!“ das letzte Live-Dokument, das allerdings – wie der Name schon sagt –  fast ausschließlich Material des Zweitlings von 1987 enthielt und im Laufe der Jahre wurden 3 weitere Live-Scheiben veröffentlicht. Aber „Live At Wacken“ ist keine normale Live-CD, denn die ersten 12 Songs wurden 1998 auf dem mittlerweile größten und wohl bekanntesten Heavy Metal Festival der Welt aufgenommen und waren bis dato verschwunden. Zusätzlich gibt es noch einen Einblick in die Rock-Oper „The Räuber“ und einiges mehr. Aber mal der Reihe nach…

„Live At Wacken“ ist also randvoll gefüllt. Auf dem 98er Gig haben die Ingolstädter nichts anbrennen lassen und einige ihrer stärksten Songs in die Wagschaale geworfen. „Sweet Obsession“, „American Nights“, „Ready 4 Reaction“, „S.D.I.“ oder „Never Mind“ ziehen halt immer. Aber auch Stücke wie „Wake Up“ vom 1997er Album „Rebel Soul“ oder das vom Kult-Soundtrack „Shocker“ bekannte „Sword And Stone“ bieten willkommene Abwechslung. Das Intro zu „The Stoke“ zelebriert man in Form von JOHNNY WAKELIN´s Klassiker „In Zaire“ und auch ein Drum Solo darf nicht fehlen. Dieses fällt aber eher mau aus. „S.D.I.“ fällt typisch für Wacken etwas härter aus als sonst. Gitarrist Hans Ziller darf sich bei „Obsessive Prelude“ ordentlich austoben, bevor der Ohrwurm „Champion“ den offziellen Teil beschließt. So weit – so stark…

Zusätzlich gibt es noch 3 bisher auf CD unveröffentlichte Songs von „The Räuber“, eine Adaption Friedrich Schillers, das auf über 50 ausverkaufte Vorstellungen im Ingolstädter Stadttheater zurückblicken kann. Zwar wurde das komplette Werk auf DVD veröffentlicht, auf CD gab es bisher aber nur die Studioversionen zu hören. Mit „Thank You“ haben die Jungs noch eine multilinguale Dankesbotschaft für ihre Fans geschrieben und die Langversion von „Hold Me Now“ (vom 2011er Longplayer „Branded“) rundet das Package ab.

„Live In Wacken“ bietet einen schönen Einblick in einen für die Band wohl größten Abende, denn das Wacken Open Air zu spielen ist einfach etwas besonderes. Und nachdem die Aufnahmen für so lange Zeit verschollen waren, war die Aufregung sicher groß. Der Sound wurde dementsprechend angepasst und von Maor Appelbaum (ROB HALFORD, SEPULTURA, THERION, QUEENSRYCHE etc.) gemastered.

Bleibt meine eingangs gestellte Frage: Braucht die Welt noch eine Live-CD von BONFIRE? Für Fans sicher interessant – Klasse haben die vertretenen Songs bekanntermaßen allemal und es ist die ein oder andere Live-Rarität dabei. BONFIRE Live zu sehen ist ebenfalls immer eine tolle Sache, den Rest muss jeder selbst entscheiden…ich tendiere aber eher zu einem „Ja“!

WERTUNG: ohne Wertung

Trackliste:

1.Intro/Wake Up
2.Never Mind
3.Sweet Obsession
4.In Zaire
5.The Stroke
6.Sword And Stone
7.S.D.I.
8.Drum Solo
9.American Nights
10.Ready 4 Reaction
11.Obsessive Prelude
12.Champion
13.The Räuber/Bells Of Freedom *
14.Let Me Be Your Water *
15.Black Night *
16.Thank You (Previously Unrleased)
17.Hold Me Now (Extended Mix 2013)

Stefan

BLOODATTACK – Alphakiller

Band: Bloodattack
Album: Alphakiller
Spielzeit: 37:42
Plattenfirma: Bastardized Recordings
Stil: Metalcore
Veröffentlichung: 17.05.2013
Homepage: www.bloodattack.de

Die Koblenzer Metalcorer von BLOODATTACK bezeichnen ihren Sound selbst als „HC mit einem Metallic Touch of Bullshit“. Ergänzend dazu findet sich in den Promounterlagen noch unter dem Punkt „Facts“ die Aussage: Drink.Fight.Fuck.

Gäähn. Ja, ja, Hardcore/Metalcore muss angepisst sein. Wütend. Gegen jeden Trend. Roh. Besonders die Vocals. Was „Sänger“ Daniel da rauskotzt überschreitet regelmäßig die Grenze zum Unerträglichen. Und nein, auch wenn der Begriff „Kotzen“ mehr als passend ist, möchte ich mich nicht mit fremden Lorbeeren schmücken, dieser Aufgabenbereich wird von der Band selbst bei ihrem Frontmann angegeben.

Kommen wir zur Musik. Ungestümer Coresound, dreckig und voll auf die Zwölf. In einer räudigen Produktion rumpeln sich die 9 Songs durch die Membranen. Mal etwas mehr Hardcore, dann wieder Metalcore und gelegentlich gar Richtung Deathcore („Mastaffe“).

Ein Großteil der Songs ist auf Deutsch gesungen – ohne die Songtitel wie „Gott aus dem Viereck“ oder „Urin“ und einem beigefügten Lyrics-Zettel wäre mir das wohl entgangen.

Fazit:
Jungs, geht euren Hobbys Drink.Fight.Fuck nach, aber verschont mich mit eurem HC mit einem Metallic Touch of …. BULLSHIT. Ich leg jetzt mal eine Scheibe von Agnostic Front auf.

WERTUNG:

Trackliste:

01. My Inner Wasteland
02. Aversion
03. One Man Unity
04. Not Like You
05. Mastaffe
06. Back To The Past
07. Fall As One
08. Gott aus dem Viereck
09. Urin

Chris

IVANHOE – Systematrix

Band: Ivanhoe
Album: Systematrix
Spielzeit: 56:50 min
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 24.05.2013
Homepage: www.ivanhoe.de

Nach 5-jähriger Ruhepause kehren die deutschen Prog-Metal Veteranen IVANHOE mit Ihren neuen Werk „Systematrix“ zurück. Seit dem Weggang des langjährigen Gitarristen und Songschreibers Achim Welsch hatte Gründungsmitglied und Bassist Giovanni Soulas den Löwenanteil der neuen Kompositionen zu tragen und dass „Systematrix“ eine schwere Geburt war legt nicht nur die lange Entstehungszeit nahe, sondern scheint auch in den durchweg düsteren und unnahbaren Tracks des Albums durch.

Der Opener und Titeltrack “Systematrix” legt gleich mit einem vertrackten Riff (in bester Tool-Tradition) los und auch im weiteren Verlauf des Albums wird mit einem unheimlich fetten Sound und verschachtelten Riffwänden ordentlich auf dicke Hose gemacht. Der Haken hierbei ist allerdings, dass bei all dem Schall und Rauch die Hooklines weitestgehend auf der Strecke bleiben. Fronter Mischa Mang, der seit 2001 zur Band gehört und bereits einige Erfahrung aus dem Musical-Bereich in die Band einbringt, ist zweifellos ein fähiger Sänger der stimmlich äußerst variabel ans Werk geht und sowohl tiefe Lagen als auch metallisches Powerknurren meistert. Die Schwächen liegen aber in den viel zu selten wirklich zündenden Melodien – selbst nach unzähligen Durchläufen ist bei mir so gut wie nichts hängengeblieben. Können Songs wie „Human Letargo“ oder das über 3 Tracks verteilte, ambitionierte „The Symbiotic Predator“ noch mit teils nachvollziehbaren Strukturen und Melodiebögen aufwarten, so geht einem Großteil des Albums leider auf halber Strecke die Puste aus. Das etwas an Queensryche (zu Operation Mindcrime Zeiten) erinnernde „Madhouse“ fährt im Schlusspart einige großartige Melodien auf. Zuvor muss man sich aber leider durch einige Minuten halbgare, theatralische Spoken-word Parts durcharbeiten.

Schwierig, schwierig. Richtig warm bin ich mit der Scheibe nicht geworden. Handwerklich ist das alles richtig gut, aber der letzte Funke will nicht so recht überspringen. Das liegt in erster Linie an dem gewöhnungsbedürftigen, eigenwilligen Gesang und dem Fehlen zwingender Arrangements und Melodien. Insgesamt wirkt die Scheibe zerfahren und hat mich unschlüssig zurückgelassen. Fans der Band und abenteuerlustige Prog-Metal Wühlmäuse sollten sich daher den ein oder anderen Song vor dem Kauf in Ruhe anhören.

WERTUNG:

Trackliste:

01. Systematrix
02. Human Letargo
03. Tin Cans Liberty
04. War Of The Centuries
05. Madhouse
06. Learning Path
07. Walldancer
08. The Symbiotic Predator – Seduction
09. The Symbiotic Predator – Resolution
10. The Symbiotic Predator – Late Recognition
11. Brokers Lingua Nera
12. Symbols Of Time

Mario

MY DYING BRIDE – The Manuscript (EP)

Band: My Dying Bride
Album: The Manuscript (EP)
Spielzeit: 27:21
Plattenfirma: Peaceville Records
Stil: Doom Metal
Veröffentlichung: 17.05.2013
Homepage: www.mydyingbride.net

Der behäbige, eröffnende Titeltrack ist klassischer Doom allererster Güte, überrascht mit einer eher romantischen, düsteren Atmosphäre. Großartig arrangierte Streicherklänge verleihen dem Stück eine ganz eigene Magie.

„Vår gud över er“ bietet dann eine raue und drückend düstere Stimmung. Tonnenschwere, brachiale Riffs und die tiefen Growls von Aaron Stainthorpe erschaffen ein majestätisches Stück Dunkelheit.

“A Pale Shroud Of Longing“ setzt noch einen drauf, hier bieten die Engländer ein absolutes Meisterstück. Trauriger, emotionsgeladener Doom-Metal kann nicht besser gespielt werden. Ein echter Gänsehautsong, erneut mit mächtigsten Gitarren und diesmal cleanem Gesang, der unter die Haut geht. Die gelegentlich eingesetzten Violinen bieten einen großartigen Kontrast, allein dieser Song rechtfertigt den Kauf voll und ganz.

“Only Tears To Replace Her With“ lässt die EP dann mit einer melancholischen, schwermütigen Stimmung ausklingen. Der Text wird eher gesprochen als gesungen, phasenweise nur durch Gitarren untermalt. Stark!

Die erstklassige Produktion verleiht den Songs eine enorme Wucht und Tiefe und bietet den perfekten klanglichen Rahmen für „The Manuscript“.

Fazit:
Bei knapp 30 Minuten Spielzeit mit so viel Intensität und Tiefgang gibt es diesmal auch für eine EP eine Wertung – MY DYING BRIDE liefern ihren Fans sieben Monate nach ihrem letzten Album die gewohnte Qualität und bieten eine echte Überbrückung zum nächsten Langspieler. Klare Kaufempfehlung!

WERTUNG: 

Trackliste:

1. The Manuscript
2. Vår gud över er
3. A Pale Shroud of Longing
4. Only Tears to Replace Her With

Chris

METAL LAW – Lawbreaker

Band: Metal Law
Album: Lawbreaker
Spielzeit: 62:08 min
Plattenfirma: Metal On Metal
Veröffentlichung: 19.04.2013
Homepage: www.metallaw.de

Wer die Ehre hat als erste Band von einem Label gesigned zu werden (so wie es bei METAL LAW und dem METAL ON METAL Label der Fall ist), dem wird auch mal eine Sonderbehandlung zuteil. Die schon länger vergriffene 2te Scheibe der Berliner True-Metal Truppe aus dem Jahr 2008 liegt daher nun in einer neu gemasterten und mit 3 Bonusstücken versehenen „Second Edition“ vor und macht, auch wegen dem leicht modifizierten, geschmacksicheren Artwork, ordentlich was her.

Der (Band)name ist hier wirklich Programm: METAL LAW, zu deren aktuellen Besetzung außer Bandkopf und Sänger/Gitarrist Karsten Degling keiner der auf diesen Aufnahmen vertretenen Musiker gehört, fräsen sich auf „Lawbreaker“ durch 10 Songs klassischer Metal-Prägung und nehmen dabei keine Gefangenen. Neben der charakteristischen, knarzigen Stimme von Degling fallen vor allem die (oft zweistimmigen oder sich duellierenden) Gitarrenleads positiv auf. Gut, es gibt (glücklicherweise) nur einen Yngwie J. Malmsteen, aber das Geshredder, das oft wie eine Blaupause des großen schwedischen Meisters klingt, passt hier nun mal wie die Faust aufs Auge. Dazu gibt es vor Klischees triefende Texte der Marke Manowar, gerne auch mit typisch deutschem Akzent vorgetragen und Riffing in bester Tradition der Helden Judas Priest, Iron Maiden, Accept oder frühen Running Wild. Schon alles tausendmal gehört? Aber sicher doch. Allerdings auch schon sehr oft schlechter und uninspirierter als auf dieser Scheibe. Totalausfälle gibt’s auf der Platte keine zu vermelden, lediglich „Heroes Never Die“ versandet ein wenig aufgrund von ziellosem Songwriting und dem unausgegorenem Arrangement und der ein oder andere Refrain ist etwas zu vorhersehbar. Das schreckt den klassisch orientierten Metal Fan natürlich zu keiner Sekunde ab. Als Anspieltipps sind „Crusaders Of Light“, „Lawbreaker” oder die herrlich ansteckende Band-Hymne “ Metal Law” bestens geeignet.

Die 3 Bonustracks stammen von Demos aus der Frühphase der Band (damals noch unter dem Namen REUDIG eingespielt) und klingen erstaunlich rund und fett. Musikalisch ging die Band hier noch etwas moderner und weniger Undergroundig zu Werke. Ein Songtitel wie „Metal Or Die“ macht aber klar, wo auch schon damals das Bangerherz schlug. Die 3 Songs sind keineswegs Füllmaterial sondern eine spannende und qualitativ hochwertige Ergänzung der Scheibe und für Fans natürlich besonders reizvoll.

Schön, dass man sich bei Metal on Metal dazu entschieden hat diese vergessene Scheibe wieder aufzulegen. Fans der obengenannten Bands sollten mal ein Ohr riskieren.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Legacy Of Knights (Intro)
02. Crusaders Of Light
03. Right To Rock
04. Lawbreaker
05. Between Dark And Light
06. Heroes Never Die
07. Open The Gates Of Hell
08. Metal Law
09. The Caravan
10. Heavy Metal Is Forever
11. Mirrors (Bonus Track)
12. Metal Or Die (Bonus Track)
13. Raise Your Fist (Bonus Track)

Mario

DUDLEY TAFT – Deep Deep Blue

Band: Dudley Taft
Album: Deep Deep Blue
Spielzeit: 48:35 min
Plattenfirma: Dust On Tracks Records
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.dudleytaft.com

Aufgewachsen als Junge aus dem Mittleren Westen wurden DUDLEY TAFT, wie dort üblich, bodenständige Werte vermittelt. Mit Musik kam TAFT schon früh in Berührung und gründete bereits auf der Highschool seine erste Band mit einem seiner besten Freunde. 1990 stieß DUDLEY TAFT dann zur Band Sweetwater und wurde in Seattle ansässig, von wo aus er dann auch seine Solo-Karriere in Angriff nahm, nachdem er in diversen Seattler Bands Mitglied war. In Filmen wie z. B. „The Sixth Sense“ und Shows wie „That Metal Show“ kann man seine Musik hören.
Für die Instrumente hat TAFT unterschiedliche Musiker ins Studio gebeten: TAFT selbst nimmt die Gitarre zur Hand und singt, dazu kommen John Kessler (Bass), Eric Roberts (Keyboard), Ashley Christensen (Backgroundgesang) und die Arbeit am Schlagzeug teilen sich Chris Leighton, Scott Vogel und Jason Patterson.

Das Cover schreit förmlich entgegen „Hier ist Blues drin“. Eine E-Gitarre vor einem Verstärker; Albentitel, Bandname. Für die – zugegeben einfache, aber wirkungsvolle – Artwork ist Shanna Marie Duncan verantwortlich. Das Album wurde in Seattle aufgenommen; produziert und gemixt in North Carolina.

Das Album startet mit einer Coverversion von „Meet Me In The Morning“ (Original Bob Dylan). Oftmals wünscht man sich ja, dass Coverversionen einfach in der Kiste gelassen würden, aus der sie gekramt wurden, aber diese hier hat Pep und Würze; ist also absolut gelungen. Auch die beiden darauf folgenden Songs „The Waiting“ und „God Forbid“ sind soundtechnisch ähnlich gehalten. Guter, solider Blues Rock. „Sally Can’t Dance“ (ebenfalls eine Coverversion, Original Lou Reed) hebt sich davon ab und ist für mich ein kleines Highlight auf „Deep Deep Blue“. Und auch der Titelsong hat seinen eigenen Charakter. Ein starkes Intro, gefühlvoller Gesang… Ladies, schmelzet dahin! „Feeling Good Now“ ist ein Song, der einem nicht wieder aus dem Ohr geht und auch gute Laune verleiht. Regelrecht vom Hocker reißt mich „Wishing Well“. Das ist so ein typischer (!) Blues-Sound, wie man ihn schon tausendmal gehört hat und nie leid wird. Wie ein guter Bekannter, den man immer wieder gern trifft und sich freut, dass es ihn noch gibt. Aller guten Dinge sind drei – und hier ist noch eine letzte Coverversion am Werke: „Palace Of The King“. Auch die Version hat ordentlich Salz in die Suppe bekommen und klingt stark. Mit „Shanks Akimbo“ ist ein geiler Schlusssong gefunden, der beinahe wehmütig werden lässt, das Album in den CD-Ständer zu stecken. Klingt ein wenig exotisch angehaucht – vielleicht auch nur wegen des Titels (?).

Ein starkes Stück Blues Rock; von beiden Anteilen soviel vorhanden, um das Album interessant klingen zu lassen und ihm Charakter zu verleihen. Hier wird man nicht mit laffen Zutaten abgespeist, sondern es ist ordentlich Salsa in der musikalischen Sauce. DUDLEY TAFT ist mit vollem Herzen dabei und liebt die Musik, das merkt man mit jeder Note, die er spielt, mit jedem Ton, den er singt. Verhältnismäßig viel Coverversionen sind auf der Scheibe, was einerseits nett ist. Andererseits bringt DUDLEY TAFT doch selbst starke Stücke zustande, so dass statt Coverversionen  eigene Songs nicht fehl am Platze gewesen wären.

Anspieltipps: „Sally Can’t Dance“, „Deep Deep Blue“, “Wishing Well”, “Shanks Akimbo”

Fazit :  Der Kauf lohnt sich…

WERTUNG:

Trackliste:

1.    Meet Me in the Morning 4:40
2.    The Waiting 3:43
3.    God Forbid 4:16
4.    Sally Can’t Dance 3:53
5.    Deep Deep Blue 6:32
6.    Feeling Good Now 4:24
7.    Wishing Well 4:09
8.    Satisfy You 4:35
9.    Bandit Queen 2:50
10.    Palace of the King 4:23
11.    Shanks Akimbo 5:04

Sandra