LANCER – Tempest

Trackliste:

01. Purest Power
02. Fan The Flames
03. Entity
04. Out Of The Sun
05. Tempest
06. Coruption
07. Blind Faith
08. We Furiously Reign
09. Eye For An Eye
10. The Grand Masquerade

 

Spielzeit: 51:05 min – Genre: Heavy/Power Metal – Label: Fireflash Records – VÖ: 12.08.2023 – Page: www.facebook.com/lancermetal

 

Kann man am Cover eines Heavy-Metal-Albums erkennen, ob man irgendwo während des Hörens einen Epic-metallischen Halleffekt auf den Vocals finden wird? Ich sage ja, ein weiteres Mal in meiner Theorie bestätigt. Von LANCER dieses Mal, und ihrer neuen Platte „Tempest“. Die Band, deren A im Namen man unbedingt als Ä aussprechen sollte, wenn man beim Reden darüber nicht komisch angeschaut werden will, kommt aus Schweden, hat zuvor seit 2012 schon drei Alben veröffentlicht und ist auf ihrem neusten auch mit einem neuen Drummer (Pontus Andrén) und einem neuen Sänger (Jack L. Stroem, RG-Lesern vielleicht von VANDOR bekannt) unterwegs.
Und wenn man die Band mit VANDOR in Verbindung bringen kann, dann mag man auch schon ahnen, was einen so erwartet: klassischer Heavy Metal mit korrektem, unpoliertem Sound, oldschool, melodisch und um unüberhörbare Power-Metal-Elemente angereichert.
Jap, genau das erwartet einen. Neun Songs und ein kleines Intermezzo, gefüllt mit traditionellem Heavy/Power Metal, der sich ab und an auch mal ein bisschen Prog traut, in den Refrains verstärkt Power-melodisch wird und in seiner Machart dieses gewisse Underground-Gefühl einer Band vermittelt, die genau weiß, welchem Stil sie zurecht huldigen möchte, wohl wissend, dass man damit wohl keinen Albumcharts-Thron erklimmt.
Besonders positiv hervorzuheben ist auf „Tempest“ der bei anderen Bands dieser Art oftmals fehlende Respekt vor dem Bass. Bassist Emil Öberg darf immer wieder mal gut hörbar und im Zentrum des Geschehens seine Fingerchen flitzen lassen und hilft LANCER damit, ein Fünftel einer klassischen Band auszureizen, das sonst gerne vergessen wird. Das macht er auch äußerst gut, wobei man keinem Mitglied der Truppe hier schwache Leistungen vorwerfen könnte. Gut, das ganz große Maß an Virtuosität lässt man nicht raushängen und die ein oder andere Unebenheit wurde zugunsten der Authentizität dringelassen, obwohl man sie guten Gewissens hätte bereinigen können, aber ist in dem Genre ja auch kein Drama.
Musikalisch am schwächsten sind mehrheitlich die ersten zwei Drittel der Mittelteile. Da ist „Tempest“ gefühlt am wenigsten inspiriert, fängt sich bei den schwächeren Mittelteilen gewöhnlich aber gegen Ende noch. Ansonsten ist die Platte im mindesten durchgängig oberer Durchschnitt, der manchmal einen Part haben mag, der nicht so richtig funktionieren will, dafür dann aber auch immer wieder Moves liefert, die frisch und smart komponiert sind. Sei es der Einsatz der cleanen Gitarre beim Endtrack, der coole Chorus beim Opener oder der größere Aufbau beim Titeltrack, der vom der ruhigsten Form einer Ballade bis zum feierlichen Oberes-Midtempo-Track einiges durchmacht.

Fazit:
Kleinere Mankos und Leerlaufstellen werden auf „Tempest“ durch Glanzmomente entschuldigt, die Freunden eines handgemachten Sounds und Stils abseits aktueller Trends mit Sicherheit die ein oder andere Impulsiv-Pommesgabel entlocken werden. Ziemlich leicht zugänglich mit gutem Power-Anteil, hinter dem die rohen Heavy-Metal-Facetten des Albums aber nicht untergehen, und eine authentisch-traditionelle Gesangsleistung auf ihrer neusten Platte sorgen hoffentlich – und wahrscheinlich – dafür, dass die kleine Erfolgsgeschichte der Schweden nach einer Tour mit HAMMERFALL und einem SABATON-Open-Air-Auftritt mit neuen Höhepunkten weitergeschrieben wird!

Anspieltipps:
„Purest Power“, „Tempest“, „We Furiously Reign“ und „Blind Faith“

Jannis