DOMINATION BLACK – Judgement IV

Band: Domination Black
Album: Judgement IV
Spielzeit: 48:30 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Pride & Joy Music
Veröffentlichung: 17.07.2020
Homepage: www.facebook.com/DominationBlack

Wie hart kann ein Album eigentlich auf einen zurechtgeschnitten sein? Die neue DOMINATION BLACK flatterte komplett unerwartet auf meine To-review-Liste, ist nicht nur von einer Band, die ich praktisch seit Beginn meiner Metaller-Karriere kenne, da der Sänger meiner Einstiegs-Metalband LORDI einen Gastauftritt bei einem ihrer Tracks hatte, sondern auch noch keyboardlastiger Power Metal (halbe Miete), hat mit Matias Palm (MERGING FLARE) einen meiner Lieblings-Power-Metal-Sänger am Start und kommt zu allem Überfluss auch noch an meinem Geburtstag raus. Was geht.
Nun, produktionstechnisch schonmal etwas zu wenig, klingt “Judgement IV” doch generell etwas zu matschig undefiniert. Daran gewöhnt man sich aber, Druck steckt schon dahinter und die Band liefert noch einmal eine gehörige Portion dazu. Zum Stil: Ja, das ist auf jeden Fall Power Metal mit präsenten aber nicht übertriebenen Synths, aber die unkitschige Sorte, die dicht und streckenweise recht aggressiv ausfällt und mit Matias‘ Vocals dahingehend noch einmal eine Steigerung erfährt. Der Mann hat einen Dreck in der Stimme, kann herrlich melodisch keifen, absolviert dabei problemlos auch hohe Parts und gibt der ganzen Sache zusätzliche Ecken und Kanten, die einer klareren Stimme im Fall von “Judgement IV” ganz klar überlegen sind.
Die Spielzeit passt, die Songs sind nicht langatmig, noch nicht einmal der +7-Minüter “Beyond The Shadows”, der mitreißend zwischen leichtgängigen und harten Parts wechselt. Das Songwriting-Level ist generell hoch. Beim hard-rockigen “Center Of The Universe” kommt der MERGING-FLARE-Faktor deutlich durch (das ist immer gut), “The Endless Fall” kombiniert sein melodisches Riff 1A mit der Chorus-Melodie, “Master Of Deception” ist ein ziemlich synthiger Uptempo-Hit, der durchgängig mächtig Laune macht. “Empire Of Lunacy” hat so einen Überchorus, dessen feierliche Melodie die ziemlich blöd eingesetzten Drums locker wettmacht. Zwischendurch gibt es immer mal wieder leicht thrashig anmutende Humpa-Momente (die, die sich Streicherteppich-Kitschbands nicht trauen) und allgemein ist das Verhältnis aus schönen Harmonien, ordentlich Energie, einer stabilen Portion Härte und den biestigen Vocals einfach zum reinlegen. Da sieht man dann auch über besagte “Empire”-Drums oder ein zu hohes Solosynth beim ansonsten ebenfalls geilen Introtrack hinweg. Allein der letzte etwas zu unspektakuläre Track und die Produktion erfordern hier einen gewissen Punktabzug.

Fazit:
Ändert aber nichts an der Tatsache, dass “Judgement IV” ein absolut starkes Power-Metal-Album ist, dem jeder eine Chance geben sollte, der Harmonie mag, aber keinen Schmalz, der Synthesizer mag, die eher digital klingen, der sich Härte in seinem Power Metal wünscht und dazu nicht immer die gleichen Retorten-Gänsehaut-Melodien. Fettes Ding!

Anspieltipps:
“Center Of The Universe”, “Beyond The Shadows”, “Empire Of Lunacy” und “Master Of Deception”

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. The Judgement
02. Obsession
03. Center Of The Universe
04. VAT
05. Through The World Perish
06. Beyond The Shadows
07. This Endless Fall
08. Master Of Deception
09. Empire Of Lunacy
10. In The Abyss

Jannis

MERGING FLARE – Revolt Regime

Band: Merging Flare
Album: Revolt Regime
Spielzeit: 43:44 min
Stilrichtung: Power Metal
Plattenfirma: Ram It Down Records
Veröffentlichung: 10.06.2019
Homepage: www.mergingflare.om

Irgendwie hat die Arbeit bei der Rock Garage mein Leben entscheidend beeinflusst. Wie viele Alben ich in der Zeit in dem Laden kennengelernt habe, die über eine gewisse Zeit, seien es Monate oder eine komplette Jahreszeit, Soundtrack meines Lebens geworden sind. Ich habe das deutliche Gefühl, MERGING FLAREs “Revolt Regime” ist eins dieser Alben, wird mich über die Sommermonate vermutlich häufig abends an den Rheinstrand begleiten und die ein oder andere Party akustisch bereichern.
Bevor mein Hype beginnt, kurz die Fakten: Gegründet 2001, erstes Album 2011, veröffentlicht ausschließlich in Asien und in Finnland, dem Heimatland der Truppe. An der Gitarre Kasperi Heikkinen, der mal bei U.D.O./DIRKSCHNEIDER war und nun bei BEAST IN BLACK spielt. Mit letzteren hat MERGING FLARE allerdings wenig zu tun, oder sagen wir so: MERGING FLARE sind die klassischere Heavy-Metal-Variante von BEAST IN BLACK und noch nicht mal so kann man das eigentlich sagen. Eigentlich gar nicht, vergesst das. Jedenfalls ist die Produktion der Platte ordentlich fett, ohne ins allzu Gelutschte abzudriften, wie man das von BEAST kennt. Synthesizer sind präsent, aber um einiges dezenter und sehr geschmackvoll eingesetzt (Wenn ’n Song kein Synth braucht, kriegt er eben keins) und die Disco-Bumm-Zapp-Parts sind selten. Stattdessen regiert auf “Revolt Regime” ein astreiner Power-Heavy-Metal-Mix mit heftigem Wiedererkennungswert, der ab der ersten Sekunde zündet. Das Album ist eine hochgradig unterhaltsame Tour durch die verschiedenen Höhepunkte des Power- und Heavy Metal mit einer Flut an Melodien, die zwar hervorragend das Genre bedienen, dabei aber aus der Masse herausstechen. Das Ganze garniert mit hymnischen Backing-Choirs im Stil mittelalter GAMMA RAY, einem wandelbaren Sänger, der Kai-Hansen-Parts ebenso gut hinkriegt, wie ACCEPT-Parts (Generell erinnert die Stimme von Matias Palm in aggressiveren Momenten gerne mal an Mark Tornillo), stimmigen Synths und einer brutal fähigen Instrumentalfraktion, deren Talent sich nicht in fixem Standard-Geballer erschöpft.
Bereits “Trailblazers” mit seinem grandiosen Solopart und dem dienlichen Keyboard-Geschnatter im Hintergrund weiß zu begeistern. Ebenso das folgende “Alliance In Defiance”, quasi ein ACCEPT-Tribute, das allerdings wie alle Songs von MERGING FLARE mit ein paar entertainenden wie gelungenen Twists aufwartet. “Clarion Call” ist Gute-Laune-Power-Metal der feinsten Sorte. “The Abyss Of Time” kann man hingegen nicht so wirklich in Worte fassen. Ein bisschen BATTLE BEAST IN BLACK ist dabei und dazu ein so dermaßen durchgängig hohes Melodie-Niveau, dass dieser wirklich außergewöhnlich gelungene Track an dieser Stelle einfach schonmal als Anspieltipp befohlen vorgeschlagen werden muss. Mit “War Within” gibt’s zudem einen Ausflug in leicht progressive Gefilde mit ordentlich Druck hinter dem Kolben und mit “Midwinter Magic” einen Track, der ein wenig anmutet, als hätten STRATOVARIUS “Days Of December” von RAGE komponiert. Bisschen kitschig aber sauschön. Und der Rest, der hier keinen Platz mehr findet, ist auch stark, obgleich bei den letzten drei Tracks das Niveau minimal sinkt (daher der kleine Punktabzug).

Anspieltipps:
“The Abyss Of Time”, “Alliance In Defiance”, “Trailblazers” und “War Within”. Ach komm, und “Midwinter Magic”.

Fazit:
Ich hab lange nicht mehr so guten Heavy/Power-Metal in dieser Form gehört. Ordentlich Wucht, wenige Drachen und musikalisch ein hochinteressantes Ding, das auch durch seine wohlkalkulierten Stilbrüche eine fast fesselnde Spannung aufbaut. Das Ganze jedoch, ohne zu elitär oder zu poppig zu wirken, vielmehr mit einer Prise Humor, professionell und arsch-kurzweilig. Seriöse Reinhörempfehlung, Ihr verpasst sonst echt was. Ende der Rezension, muss jetzt wieder “The Abyss Of Time” hören gehen.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Trailblazers
02. Alliance In Defiance
03. Clarion Call
04. The Abyss Of Time
05. Mind’s Eye (Reaching Out)
06. War Within
07. Midwinter Magic
08. Devastator
09. Sin Against The Sinner
10. The Lucky One

Jannis