LORDI – Sexorcism

Band: Lordi
Album: Sexorcism
Spielzeit: 62:45 min.
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 25.05.2018
Homepage: www.lordi.fi

Rimskin Assassin: Subst., m.: Jemand, der unter Verwendung seines Phallus/eines phallusartigen Gegenstandes ein Attentat auf eines Anderen Arschloch verübt

LORDI-Fan zu sein ist schon anstrengend. Vor jedem Album muss man fürchten, dass es doch wieder irgendwie das selbe bietet, das man eben von den Monstern kennt. Manchmal trifft das zu, manchmal kommt auch eine “Demonarchy”-Albumhälfte und wälzt erbarmungslos alles nieder. So oder so muss man allerdings wohl davon ausgehen, dass das angekündigte Album die Qualität der ersten beiden (vielleicht der ersten vier) Alben nicht erreichen wird, kann aber immerhin damit rechnen, dass man melodischen Hard Rock mit gut ACCEPT-Anleihen und jeder Menge eingängiger Cheesigkeit geboten bekommt. Nun steht “Sexorcism” in den Startlöchern, laut Promotext das wohl kontroverseste Album der Band bislang. Aus der Promosprache in normales Deutsch übersetzt: Die Texte sind stark unter der Gürtellinie, aber natürlich wird sich keiner wirklich drüber aufregen. Kennt man ja so auch schon von “Hug You Hardcore”.
Doch wie ist “Sexorcism” denn nun konkret geworden? Nun, seit “Scare Force One” ist auf jeden Fall eine schwammige Produktion im Stil von “To Beast Or Not To Beast” kein Thema mehr. “Sexorcism” ist soundtechnisch monströs orgasmisch, Ende aus. Klar, ballernd, wie man sich das wünscht. Die Musik an sich lässt sich beschreiben als eine Mischung der Härte der zweiten Albumhälfte des Vorgängers mit den typisch LORDIesken Songstrukturen und Melodieführungen. Und ein bisschen mehr, scheinen die Finnen seit ein paar Jahren doch einen neuen Kreativitätsschub bekommen zu haben.
Das offenbart sich bereits beim Opener und Titeltrack, der sich in Sachen Melodie von anderen Lordisongs deutlich abhebt und akut ins Ohr geht (Schöne “SCG1”-Referenz übrigens im Intro!). Auch textlich macht “Sexorcism” unmissverständlich klar, wo Frankensteins Hammer hängt. LORDI können nach wie vor Storytelling, haben ihren einzigartigen Humor behalten und hauen eine spaßige Geschmacklosigkeit nach der anderen raus. 80er-Schmuddel-Exploitation-Horror mit ordentlich Titten und Blut – umgesetzt als Hard-Rock-Album. Da darf man dann guten Gewissens auch den von Mr. Lordi so gerne zurate gezogene Monsterwortspielsarg aufmachen und das Publikum mit Tracks wie “The Beast Is Yet To Cum” (Och Leute bitte) und “Rimskin Assassin” gleichermaßen für amüsierte Facepalms, Headbangen und fröhliches Mitfeiern mobilisieren.
Tatsächlich wissen die Songs, nachdem die Vorgängeralben doch teils eher uninspiriert ausfielen, auf “Sexorcism” oft wieder zu begeistern. Mit hörbarer Freude lässt man sich von vergangenen Alben inspirieren, huldigt mit “Polterchrist” (Was ein Name) dem guten alten Dr. Sin oder mit “Slashion Model Girls” den “Forsaken Fashion Dolls” – durchgängig auf einem Level, das nicht auf Ideenlosigkeit und das Aufwärmen alter Songs zurückzuführen ist, sondern eher als liebevolle Referenz betrachtet werden muss. Dazu die typischen LORDI-Keyboards, Melodien zwischen Altbewährtheit und gut dosierter Experimentierfreude und ein Mr. Lordi, der sich auf die Gesangsaufnahmen augenscheinlich verantwortungsbewusst mit Whiskey, Zigaretten und Steaks vorbereitet hat. “Sexorcism” ist nicht das beste Album von LORDI, aber es ist nach “Demonarchy” ein weiterer großer Schritt aus der Stagnation der Vorgängeralben – und außerhalb des Kontextes der Band-Discographie ein auf höchstem Niveau unterhaltsames Hard-Rock-Album!

Anspieltipps:
“Sexorcism”, “Slashion Model Girls”, “Polterchrist”, “Hot & Satanned” und “Haunting Season”

Fazit:
Wer LORDI kennt und verfolgt, dem dürften einige Wendungen und Melodien nicht gänzlich unbekannt sein. Trotzdem lohnt sich ein Kauf, denn die Monster klingen so frisch und motiviert wie lange nicht mehr. Für jeden, der LORDI nicht so richtig auf dem Schirm hat: Wer sich über eine Stunde catchy Hard-Rock-Hymnen mit elendig viel Gute-Laune-Potenzial und einer saftigen Portion großartig individuellem Humor entgehen lässt, muss sich nicht wundern, wenn demnächst seine Rimskin assassiniert wird. Seid gewarnt.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Sexorcism
02. Your Tongue’s Got The Cat
03. Romeo Ate Juliet
04. Naked In My Cellar
05. The Beast Is Yet To Cum
06. Polterchrist
07. SCG9: The Documented Phenomenon
08. Slashion Model Girls
09. Rimskin Assassin
10. Hell Has Room
11. Hot & Satanned
12. Sodomesticated Animal
13. Haunting Season

Jannis

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