One Hit Rockerz: PIERROT

PIERROT (Deutschland)

Besetzung:
Benny (vocals)
Gernot (guitars)
Summi (guitars)
Armin (bass)
Steve (drums)

Melodischer Hardrock aus Deutschland – da fällt einem auf Anhieb nur eine handvoll richtig guter Bands ein. Wenn es aber auch noch deutsche Texte sein sollen, wird es extrem eng. TANNER trieben mal ihr Unwesen oder das Duo S.O.S. wurde für die Daily Soap „Marienhof“ verheizt. In der Münchner Szene gab es da noch die Band PIERROT. Ihr einziges offizielles Album „Die Zeit ist reif“ erschien 1995 zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Für ihre Plattenfirma Long Island Records folgt bald ein schwerer Schicksalsschlag – das Jahr 1995 nutzen die Jungs aus Kissing aber noch, um eine wahre Veröffentlichungsflut hinzulegen, Melodic Rock und AOR vom Feinsten ist meist das Resultat. Bald darauf wird ihr Chef krank und stirbt an Krebs, kurz darauf meldet eines der hoffnungsvollsten Spartenlabels Deutschlands Konkurs an.

Als PIERROT´s Erstling erscheint, ist bei ihrem Label noch alles im grünen Bereich. Dennoch sind die Zeiten schlecht, besonders für klassischen Hardrock. Mit ihren teils sozialkritischen Texten machen sich PIERROT dennoch im Umkreis ihrer Heimat schnell einen Namen. Da die Masse Mitte der Neunziger allerdings andere Musik bevorzugt, bleibt „Die Zeit ist reif“ ihr einziges Album. Dennoch findet sich darauf mit „Gott hat gesagt“ ein Killersong. PIERROT haben auch die Begabung, deutschte Texte zu schreiben, die nicht platt oder gar peinlich sind (im Gegensatz zu vielen ihrer englischsprachigen Kollegen). Und so hat „Gott hat gesagt“ bis heute nichts an seiner Brisanz verloren: Kriege, Klimakatastrophen und die Gier der Menschen wurden in den letzten zwanzig Jahren um ein vielfaches schlimmer.

„Gott hat gesagt“ ist noch immer in meiner Playlist – er ist einer der besten deutschsprachigen Rocksongs. Schade, dass die Band, die sich Ende der Neunziger in HAMMERSCHMITT umbenannt hat und seither der Neuen Deutschen Härte frönt, so in Vergessenheit geraten ist.

Stefan

One Hit Rockerz: BLACK ROSE feat. CHER

BLACK ROSE feat. CHER (USA)

Besetzung:

Cher (vocals)
Les Dudek (guitars)
Gary Fergusen (drums)
Michael Finnigan (keyboards)
Ron Ritchotte (guitars)
Trey Thompson (bass)
Warren Ham (vocals)

Als Anfang der Achtziger der damalige Lebensgefährte von Cherilyn Sarkisian, ein gewisser Les Dudek, eine Band formieren wollte, war seine Geliebte natürlich mit an Bord. Immerhin hatte sie bis dahin bereits sechzehn (!!!) Platten veröffentlicht. Ihre Ehen mit Sonny Bono und Greg Allman hat sie hinter sich gelassen und das neue Jahrzehnt sollte mit einer neuen Band beginnen. Die Rede ist natürlich von CHER, die in den Sechzigern und Siebzigern große Erfolge mit SONNY & CHER feierte und jetzt nach neuen Herausforderungen dürstete. Bis dato bestand das Repertoire der Stilikone vornehmlich aus Folk, Pop und Discosounds. Für BLACK ROSE sollte auch ein Rocksong hinzukommen.

Nur acht Songs findet man auf “Black Rose”, vornehmlich poppig oder immer noch dem Discosound zugehörig. Der war 1980 aber schon lange überholt, was den geringen Erfolg des Albums erklärt. Lediglich “Julie” sticht heraus. Ein Stück, das in diversen Rock-Diskotheken wohl rauf und runter gespielt worden sein dürfte. Mit seinem stampfenden Rhytmus und seinen einprägenden Melodien war es der perfekte Anwärter auf einen Singlehit. Dagegen nimmt das u.a. von David Foster komponierte “Never Should´ve Started” in Teilen den Megaerfolg “Nowhere Fast” von FIRE INC. (geschrieben von Jim Steinman) vom 1984er Soundtrack zu “Streets Of Fire” vorweg. Die restlichen Stücke bewegen sich eher auf dünnem Eis.

Im Grunde ist “Julie” ein erstes Anzeichen auf rockigere Songs von CHER wie z.B. “Save Up All Your Tears”, If I Could Turn Back Time” oder speziell “Bang Bang” (in der Neufassung von 1987). Die Karriere von CHER ging in eine neue Runde – die Geschichte ist hinlänglich bekannt.Die von BLACK ROSE stagnierte, das selbstbenannte Album von 1980 blieb das einzige. Auch die Beziehung von CHER und Les Dudek ging schnell in die Brüche.

Stefan

One Hit Rockerz: REGATTA

REGATTA (Kanada)

Besetzung:
Chris Smith (vocals, guitars)
Matthew Gerard (bass)
Greg Critchley (drums)

Dass Kanada speziell in den Achtzigern eine sehr vitale Rockszene hatte, ist bei Leibe kein Geheimnis. Einige der weltbesten AOR-Bands kommen aus Kanada: angefangen von LOVERBOY über HAREM SCAREM, HAYWIRE und wie sie alle heißen. Aber es gibt natürlich auch viele Bands, die nicht am Ruhm schnuppern konnten, obwohl sie vielleicht in ihrer Heimat einiges reißen konnten. Eines von vielen Beispielen ist das AOR-Trio REGATTA, das 1989 ihr einziges, selbstbetiteltes Album veröffentlicht hat – und das sogar auf einem Majorlabel.

Ihre Musik liegt irgendwo zwischen JOHN PARR, EDDIE MONEY (die Stimme von Chris Smith ähnelt ihm sehr), GLASS TIGER und GO WEST. Technischer, poppiger Adult Oriented Pop steht also an. 11 Songs bietet „Regatta“, und anfangs sind die auch richtig gut. Der sehr gute Opener „Wherever You Run“, das technische „Heartbreaker“ oder die Ballade „Matter Of Time“ sind durchaus gelungen. Aber „Is This Love“ überstrahlt sie alle. Hier haben die Jungs perfekt gearbeitet. Das Songwriting ist erstklassig, die Melodien ohrwurmmässig.

Leider konnte auch dieser Volltreffer nicht gewünschten Erfolg erzielen. Und obwohl das komplette Album einen recht hohen Standard besitzt, löste sich das Trio schon bald nach nur dieser einen Scheibe auf. Bassist Matthew Gerard stieg bei VON GROOVE ein, deren Erstling auch bei unseren Klassikern der Woche zu finden ist (Rezi HIER). Drummer Greg Critchley arbeitete sogar mit Pop-Queen Miley Cyrus. REGATTA allerdings brachten aber nur einen Hit auf die Beine, an den sich heute auch leider nur noch wenige erinnern. Dabei ist „Is This Love“ ein Song für die Ewigkeit.

Stefan

One Hit Rockerz: KATMANDU

KATMANDU (Irland)

Besetzung:
Caine Carruthers (bass)
Dave King (vocals)
Mandy Meyer (guitars)
Mike Alonso (drums)

Ähnlich wie heute war es in den frühen Neunziger Jahren schier unmöglich, die Übersicht darüber zu behalten, welche der Unmengen an neuen Bands in die erste Riege aufsteigen könnten und welche wahrscheinlich immer in der zweiten bzw. dritten Liga spielen werden. Der Markt war dermaßen aufgebläht und immer mehr vermeintliche Superstars wollten ein Stück vom Kuchen abhaben. Dabei gingen so viele der wirklich guten Vertreter unter, nur weil das Label zu müde war, um ordentlich die Werbetrommel zu rühren oder anderweitige missliche Umstände dazu führten, dass Bands wie KATMANDU nach nur einem Album für immer in den ewigen Jagdgründen verschwanden.

Dabei waren die Voraussetzungen glänzend: mit Dave King (Ex-FASTWAY) hatte man einen erstklassigen Frontmann mit aussagekräftigem Organ in den eigenen Reihen und Gitarrist Mandy Meyer war durch seine Engagements bei COBRA und nicht zuletzt bei KROKUS auch kein kleines Lichtchen mehr. Dieses Line-Up wurde durch Cain Carruthers (THE UNTOUCHABLES) am Bass und Mike Alonso (THE MEANIS) an den Drums komplettiert.

Niemand Geringeres wie David Geffen und John Kalodner waren die Strippenzieher dieser neuen Supergroup, die ein weiteres Mal ordentlich Kohle in den Schoß der Plattenfirmen spülen sollte. Und so wurde 1991 über Epic (Sony) das selbstbetitelte Debüt auf die Menschheit losgelassen – mit dem Ergebnis, dass diese 12 Songs scheinbar sehr wenige Fans angesprochen haben.

Dabei waren nicht nur exzellente Musiker am Werk, die Produktion von John Purdell war kraftvoll und ließ dem weiten Spektrum von Funk über Blues bis hin zu hartem Rock genug Luft zum Atmen. Neben den Singles „The Way You Make Me Feel“ und „When The Rain Comes“ fiel aber vor allem ein Song auf: die Powerballade „Let The Heartache Begin“ mit seinem Hammerrefrain und den großartigen Chören.

Fairerweise muss man gestehen, dass „Katmandu“ eines der wohl hässlichsten Cover Artworks der vergangenen 16580 Jahren hatte, an der Genialität der Musik änderte das aber nichts. Leider war das komplette Unterfangen ein einziger Flop und so lösten sich KATMANDU nach nur einem Album wieder auf. „Let The Heartache Begin“ aber ist eine jener Balladen, die sträflicherweise nie auf einer Compilation wie „Metal Ballads“ etc. gelandet ist. Denn es gab noch viel mehr als die üblichen Verdächtigen, die richtig gute Musik gemacht haben. KATMANDU waren das beste Beispiel dafür.

Stefan

One Hit Rockerz: KIK TRACEE

KIK TRACEE (USA)

Besetzung:
Stephen Shareaux (vocals)
Rib Grad (bass)
Michael Marquis (guitars)
Gregory hex (guitars)
Johnny Douglas (drums)

Die Amis KIK TRACEE gehören zur dritten und letzten Welle von Sleaze Bands, die gerade noch so in die Annalen der Bewegung eingegangen sind. Und das obwohl sie bereits 1988 von Gitarrist Gregory Hex ins Leben gerufen wurde. Ihr Stil ist eine wilde Mixtur aus GUNS´N ROSES, FASTER PUSSYCAT oder den DANGEROUS TOYS und liebäugelt gerne mit Punkrock oder funkigen Elementen. Eine Mischung, die manchmal nicht ganz einfach gestrickt ist. Auch Sänger Stephen Shareaux hat ein außergewöhnliches Organ und passt eigentlich in keine Schublade. Manchmal erinnert er allerdings an einen gewissen Axel W. Rose. Eigentlich wäre diese Ausgangssituation perfekt, als das Debütalbum „No Rules“ allerdings nahte zum Zeitpunkt des Releases im Jahre 1991 bereits der Overkill und die Szene explodierte von einen Tag auf den anderen.

Ganze 14 Songs hatten KIK TRACEE auf ihren Erstling gepackt, der von SLAUGHTER´s Bassist Dana Strum produziert wurde, dessen Handschrift allgegenwärtig ist. Für diese Kollaboration hat sich die Band sogar ihren ursprünglichen Drummer Scott Donell vor die Tür gesetzt, der so manche Differenzen mit Strum hatte. Nach der Singleauskopplung des Quasi-Titelsongs „Don´t Need Rules“ war das balladeske „You´re So Strange“ an der Reihe. Eigentlich ist die Nummer keine Ballade sondern eine Punk-Ballade. Wer jetzt mit großen Augen vor dem Bildschirm sitzt sollte einfach mal in sich gehen und die Begriffe „Punk“ und „Ballade“ in Verbindung bringen. Herrlich überdrehte Melodien, eine punkige Bridge und ein über-lebensgroßer Refrain machen aus diesem Song einen Hit.

KIK TRACEE waren schon irgendwie einzigartig. Genützt hat es den Jungs leider nicht viel, denn der Erfolg ließ auf sich warten. Kaum zu glauben bei diesem beachtlichen Song. Leider kann der große Rest des Albums überhaupt nicht mithalten. Hier und da blitzen geniale Momente heraus, so richtig bekommen die Amis ihre herausragende Musikalität aber nicht mehr eingetütet. Zwar nehmen KIK TRACEE 1992 noch die EP „Field Trip“ sowie mit „Center Of A Tension“ ein weiteres Album auf. Letzteres wird aber nie veröffentlicht. „You´re So Strange“ bleibt das einzig nennenswerte Vermächtnis der Band.

Stefan

One Hit Rockerz: TOXIC HEART

Toxic Heart (Slowenien)

Besetzung:
Axk (vocals)
Mike (guitars)
Rider (bass)
Mogy (drums)

Slowenien ist nicht gerade der Nabel der Welt, wenn es um Hardrock geht. Und doch gab es in der jüngeren Zeitrechnung einen recht vielversprechenden Vertreter dieser Zunft. Gab deshalb, weil es scheinbar keinerlei Aktivitäten im Bandcamp mehr gibt und die 2009 in Eigenregie erschienene Platte „Ride Your Life“ neben dem 2012er Folgealbum „Trailerpark Show“ das einzige Vermächtnis bleiben werden.  Bereits 2007 gründeten Mike (g), Rider (b) und Mogy (d) die Band und sperrten sich erst mal 10 Tage in den Proberaum ein, um zu jammen und einige Songs zu schreiben. Doch es fehlte noch das wichtigste Puzzelteil – der Sänger. Kurz darauf stieß Sänger Axl zur Band und die neue Energie wurde gleich in einen neuen Song gesteckt. Entstanden ist der Titeltrack “Ride Your Life”, eine echte Granate, die ihre positive Energie innerhalb von Sekunden freisetzt. Schon das Anfangsriff lässt eine Großtat erwarten, eine Hymne, die sofort ins Blut geht. Ein Song über Party bis zum Abwinken, über die coole Zeit des Lebens.

Der Rest des Albums krankt leider ein wenig an zündenden Ideen, wenngleich einige Stücke durchaus Potential haben (z.B. “Ticket”). Das zweite Album “Trailerpark Show” bot mehr Abwechslung und präsentierte sichtlich gereift . “Ride Your Life” ist und bleibt aber eine Party-Hymne per excellence und das stärkste, was TOXIC HEART fabriziert haben.

Stefan

One Hit Rockerz: CHAIN GANG

CHAIN GANG (Deutschland)

Besetzung:
Chris Harty (drums)
Michael D. (bass)
Markus Lechner (guitars)
Alex Mario (guitars)
Lars Svensson (vocals)

Was schreibt man über eine Band, über die man so gar keine Informationen findet? CHAIN GANG aus unserer wunderschönen Landeshauptstadt München sind so ein harter Brocken. Dennoch möchten wir Euch in dieser Rubrik ein längst vergessenes Juwel vorstellen, das das Prädikat „One Hit Rockerz“ mehr als verdient hat. Das 1994 veröffentlichte Album, das nur nach dem Bandnamen betitelt wurde, war das einzige, was dieser Fünfer herausgebracht hat – und das auch noch in Eigenregie. Dementsprechend schwer ist dieser Silberling heute auch zu bekommen. Vor einigen Jahren hatte ich zufällig Kontakt mit Sänger Lars, der mir ein Originalexemplar aus seinem Archiv zu einem fairen (handelsüblichen) Kurs überlassen hat (danke noch einmal vielmals Lars, das Teil hat einen Ehrenplatz in der Sammlung erhalten). Bei der Gelegenheit hätte man doch gleich noch ein paar Details nachfragen können, aber das hatte ich leider damals nicht auf dem Schirm – anyway.

Als „Chain Gang“ 1994 erschien, waren wohl selbst die letzten Übriggebliebenen der Münchner Rockszene ordentlich zusammengeschrumpft, denn klassischer Hardrock war out. Und mit ihm gleich die Klamotten sowie die dicke Mähne auf dem Schädel. Jetzt möchte ich den Sound von CHAIN GANG ungern als klassischen Hardrock bezeichnen, denn der Fünfer fabrizierte auf seinem Debüt eine recht eigene Version davon. Von straighten Rockern wie „Queen Of The Alley“ bis hin zu Boogie-Nummern wie „Walking On Thin Ice“ oder funkig angehauchte Nummern wie „All Or Nothing“ setzten sich CHAIN GANG so ziemlich zwischen alle Stühle. Ein Stück aber ragt weit heraus: das mit fast sieben Minuten überlange „She´s Gone“ ist dann doch ein Meisterstück. Nicht nur dass Sänger Lars stimmlich gleich zwei Ikonen der Rockwelt innehat, auch das Songwriting ist erstklassig. Tendiert Lars in cleanen Parts durchaus zu OZZY OSBOURNE, klingt er bei seinen Screams wie ein zweiter Dean Davidson (BRITNY FOX). Der Song erzeugt über die komplette Spielzeit eine enorme Spannung und wird nicht eine Sekunde langweilig. Jedes Solo, jeder Zwischenpart ist nicht wegzudenken und wenn das Teil in der Disko läuft, ist die Tanzfläche rappelvoll.

Bei Youtube existiert neben einer Liveversion, die die Band selbst eingestellt hat, noch eine Audioversion des Originaltracks – reinhören lohnt sich definitiv. CHAIN GANG sind ein ganz klassischer Fall für diese Rubrik, auch wenn den Song „She´s Gone“ relativ wenige kennen. Ein waschechter Hit ist er trotzdem!

Stefan

One Hit Rockerz: LANCIA

LANCIA (USA)

Besetzung:
Paul Lancia (vocals)
Scott Patterson (drums)
Bart Walsh (bass)
John Billings (guitars)

Was reitet einen, wenn man sich als Amerikaner nach einer italienischen Automarke benennt? Im Falle von LANCIA trügt der Schein natürlich, denn Sänger und Bandgründer Paul Lancia führt den gleichen Namen wie die mittlerweile in Vergessenheit geratene Automobilschmiede aus Turin. In Vergessenheit geraten ist sicher auch das einzige Album des Quartetts aus Los Angeles. Als dieses 1992 auf über das kleine Label AIE Records auf den Markt kommt, ist die Zeit der bösen Jungs mit dicken Haarteilen auf Kopf (und Brust) längst vorbei. Kapellen wie DOKKEN, FIREHOUSE oder WARRANT gehen bereits am Krückstock und selbst für Big Player wie VAN HALEN bricht eine schwere Zeit an. Warum ich genau diese Kollegen hier nenne? Ganz einfach, weil der Sound von LANCIA genau eine Mischung aus all diesen Combos ist.

So richtig haben LANCIA nie einen Fuß auf den Boden bekommen. Und das liegt sicher nicht nur am ungünstigen Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres gleichnamigen Debüts. Jetzt regiert weder Pomp noch große Posen sondern einfache Jungs aus der Nachbarschaft in versifften Klamotten, die Weltuntergangsmusik machen. Vorbei ist die Zeit der ellenlangen „Thank You“-Listen (auch LANCIA haben natürlich noch eine), in der sogar der Nachbarshund aufgeführt wird und Songs mit positiven Aussagen oder gar Sing-Along-Melodien haben bei der Jugend nichts mehr zu suchen. Da kommt ein Song wie „Sweet Melody“ gar nicht gut an. Für alle Fans des klassischen Hardrocks aber ist diese Nummer ein wahrer Ohrenschmaus. Zwar einfach gestrickt aber dafür mit jeder Menge Party-Attitüde macht das Stück einfach gute Laune, egal wie grau der Tag auch war.

Leider gelingt den Amis dieses Kunststück nur bei dieser einen Nummer. Zwar sind mit der Ballade „Still In Love“ oder dem Rocker „Pain Sweet Symphony“ noch ein paar weitere hörenswerte Songs an Bord, so richtig zünden kann das restliche Album aber nicht. Daher sind LANCIA das perfekte Beispiel für unsere Rubrik ONE HIT ROCKERZ, denn nach diesem einen Album war Schicht im Schacht. Die Welt verlangte nach komplett anderen Bands wie wir alle wissen. „Sweet Melody“ allerdings hat sich aber in so manche persönliche Playlist geschlichen.

Stefan

One Hit Rockerz: BOYCOTT

BOYCOTT (Finnland)

Besetzung:
Tommi Läntinen (vocals)
Ari „Hombre“ Lampinen (guitars)
Tapio Siitonen (keyboards)
Tomi Norha (bass)
Harri Seppälä (drums)

Die Finnen BOYCOTT existieren zwischen 1987 und 1993. In dieser relativ kurzen Zeitspanne bringen sie es auf vier Alben, von denen aber keines so richtig überzeugen kann. Auf ihrem selbstbetitelten Debüt findet sich mit “Gotta Rock” ein erster Minihit. Mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Rock, Bläsereinsätzen und angefunkten Beats gehen sie aber eher als typisch russische Combo durch. Doch die Finnen lassen sich nicht beirren und veröffentlichen nach ihrem Erstling 1987 mit “No!” (1988), “Lightning Strikes Back” (1990) und “Red” (1992) noch drei weitere Longplayer.

Auf ihrem letzten Album “Red” findet sich dann doch noch der ersehnte Hit, der allerdings viel zu spät kommt, denn die Band liegt bereits in den letzten Zügen und für Rockmusik im klassischen Sinne hat 1992 sowieso fast niemand mehr etwas übrig. “The Edge (Heavy Cargo)” aber ist ein echter Hammer vor dem Herrn: mit den für die Band typischen funky Beats und frischem Songwriting gipfelt der Song in einem wahrlich majestätischen Refrain. Das perfekte Beispiel für die 15 Minuten Ruhm, die der Band allerdings nur im kleinen Kreis zuteil wird. Die Nummer läuft in deutschen Rockdiskotheken rauf und runter und damit geht das Kapitel BOYCOTT auch zu Ende.

Seit ihrer Trennung nach dem Release der vierten Scheibe war Sänger Tommi Läntinen als Solokünstler in seinem Heimatland unterwegs. Er hat unter anderem eine finnisch gesungene Version von “Gotta Rock” aufgenommen und bleibt auch ansonsten seiner Muttersprache treu. Die Band selbst wagte 2007 eine Re-Union, aus der die Compilation “Hits Back” resultierte. Darauf zu finden sind – wie der Name schon verrät – die Hits der Band nebst zwei neuen Songs. “The Edge (Heavy Cargo)” rangiert in der Tracklist dieser Zusammenstellung nur auf Platz 14 (von 16), im wahren Leben aber ist der Song die Essenz der Finnen.

Stefan

One Hit Rockerz: LOVETRICK

LOVETRICK (Deutschland)

Besetzung:
Frank Libal (vocals)
Andi Turzer (guitars)
Tom Henzen (drums)
Alex Jaeger (keyboards)
Holly Schultzen (bass)

Die Münchner Rock-Szene war weit über die glorreichen Achtziger hinaus sehr vital. Zu den Pionieren gehörten seinerzeit die 1983 gegründeten LOVETRICK, die es auf zwei formidable Alben brachten. Nach ersten Auftritten in der Theaterfabkrik oder im Romy´s Finest (einem wichtigen Bestandteil der Munich City Nights-Szene) machte sich der Fünfer 1987 nicht nur an ein 6-Track Demo sondern auch an eine Konzertreise durch die damalige DDR. Dieses Demo stieß bei einigen Labels auf großes Interesse, sodass 1990 das selbstbetitelte Album veröffentlicht wurde.

Darauf zu finden waren zehn zeitgenössische Rocksongs, von denen besonders der Opener „Dance All Night“ für Furore sorgte. Mit seinem Intro „Ladies And Gentlemen – You are listening to the best station in town“ und dem unwiderstehlichen Groove war die Nummer wie gemacht als Opener für eigene Live-Konzerte und Rock-Parties auf der ganzen Welt. Dass auch Songs wie „Watch Out“ oder „All Your Life“ richtig gut reinliefen, wurde fast schon zur Nebensache. Alles war auf diesen Hit fokussiert. Leider kam es einige Male zu Pannen seitens der Plattenfirma, so dass der Schwung nicht vollends mitgenommen werden konnte. Zum Beispiel versäumten es die Verantwortlichen, die Platte rechtzeitig in die Läden zu bringen und sagten Konzerte ab (z.B. in Hannover am Tag des WM Finals).

Dennoch stellten sich erste Erfolge ein, zu denen TV-Übertragungen und Features auf Samplern (z.B. „Hard & Heavy“, dem ersten Tonträger der kultigen Sendung mit Annette Hopfenmüller auf TELE 5). Nach einem weiteren Besetzungswechsel machten sich LOVETRICK 1991 daran, ein zweites Album vorzubereiten, das 1992 als „No Rest For The Boys“ das Licht der Welt erblickte.

Auch auf diesem Rundling fanden sich richtig gute Songs, man arbeitete mit Herrmann Frank und Tommy Newton (beide VICTORY) für den Sound zusammen und holte Keyboarder Chris Lausmann (BONFIRE) ins Studio. Doch die Zeiten waren denkbar ungünstig für den „alten Sound der Achtziger“. Trotz fleißiger Straßenarbeit und gutem Material lösten sich LOVETRICK 1994 frustriert auf. Im Gedächtnis aber bleibt für immer ihr Hit „Dance All Night“ eingebrannt.

Stefan