PLEONEXIA – Break All Chains

Band : Pleonexia
Album : Break All Chains
Spielzeit : 46:53 min
Genre : Heavy Metal
Plattenfirma : Pure Underground Records
Veröffentlichung : 17.01.2014
Homepage : www.facebook.com/thepleonexia?

Die Turiner Heavy Metal Frischlinge PLEONEXIA nennen Ihren Stil keck „Philosophic Metal“ – oha! Da rudert selbst das Label zurück und platziert den Sound auf dem Debüt Album irgendwo zwischen klassischem (epischem) Heavy Metal und Hardrock. Da fallen natürlich spontan Manowar oder von mir aus auch Iron Maiden als Ideengeber ein. Dass die 10 Tracks des Sextetts mit einer enormen Kauz-Schlagseite (im Stile von Cirith Ungol oder Manilla Road) daherkommen, sollte allerdings ebenfalls vorangeschickt werden … das Label „Pure Underground Records“ passt wie die Faust aufs Auge.

In der Tat ist das, was uns auf „Break All Chains“ vorgesetzt wird, auf den ersten Blick so voller Widersprüche, Ungereimtheiten und, ja, diverser Schenkelklopfer, dass eine objektive Besprechung schwer fällt. Auf der einen Seite klingt das Ganze nämlich durchgehend nach Talentwettbewerb in der Schulaula (so gucken die Bengel auf den Promopics nebenbei bemerkt auch aus der Wäsche), auf der anderen Seite fällt es einfach verdammt schwer bei dem ein oder anderen Track ein breites Grinsen und/oder einen wippenden Nacken zu unterdrücken. Wie gesagt, die Grundvoraussetzung für das übliche, bestensfalls durchschnittliche Rumpel-Album sind da: die Produktion ist schwachbrüstig, die englischen Texte (sowie deren Aussprache) holprig, das Gitarrenriffing bemüht bereits 1000mal durchgekaute Stereotypen, die Leadgitarren flimmern oft gehörig neben dem Timing durch die Bude, die Drums knuppen schön gerade aber eben auch nur auf besserem Musikvereinniveau durch die Botanik und Sänger / Bandkopf Michele da Pina (der nebenbei noch Gitarre und Keyboards spielt) kann einem mit seiner quäkigen Stimme durchaus gehörig auf den Senkel gehen. Dennoch können Songs wie „Pleonexia”, “I Don’t Care” oder “All Dead To Me” zumindest kurzzeitig für Unterhaltung und, aufgrund der durchaus vorhandenen Eingängigkeit der Refrains, für Mitgröhlreflexe sorgen. Dem gegenüber steht ein  Stinker wie das völlig überflüssige „Freigeist“ oder das lachhafte „We Just Want More“. Wirklich internationales Niveau haben die Jungs beim besten Willen nicht, die Attitüde und die Richtung stimmen aber schonmal.

Besondere Erwähnung verdienen die Keyboards: ich habe selten solche unfassbar billigen, völlig aus der Zeit gefallenen Keyboardsounds gehört wie bei PLEONEXIA. Das ist eigentlich eine ruchlose Beleidigung eines jeden ernsthaften Knöpfchendrehers und Tastenstreichlers der was auf sich und seine Maschine hält und klingt wie die nächstbeste Bontempi-Orgel die unter einer dicken Staubschicht auf dem Dachboden gefunden wurde. Wenn in dem Track “ Iron Will“ das Hauptriff einsetzt (und ich will hier mal gar nicht näher darauf eingehen, dass dies einer der durchgeknalltesten, wirrsten Rip-Offs eines weltbekannten Multiplatin-Hits ist, den ich jemals gehört habe), dann bleibt kein Auge trocken. Von den in bester Mambo Kurt Tradition aufgefahrenen Fanfaren im abschließenden „We Just Want More“ mal ganz zu schweigen. Da fragt man sich schon, ist das denen ernst gemeint oder steckt da nicht doch kaltes Kalkül dahinter um den anvisierten Underground zu ködern? Im Endeffekt kann uns das aber auch geraderecht wurscht sein, denn was zählt ist, dass das Album (zumindest mir) teilweise trotz oder womöglich gerade wegen der Unzulänglichkeiten gefällt. Denn, so indiskutabel so manche Passage auch sein mag (hört euch mal den Gesang im Outro von „Everything You Said“ an, das nenn‘ ich mal mutig), die Musik erfüllt zumindest seinen Zweck als vergnügsame Unterhaltung.

Ob das allerdings reicht um als Band eine robuste Basis für die Zukunft zu legen wage ich mal dezent zu bezweifeln. Fans von kauzigem Underground Metal mit einer Prise frühem Iron Maiden Spirit und den hehren Ambitionen alter Manowar können aber mal ein Ohr riskieren.

WERTUNG:

Trackliste:

01. Pleonexia
02. I Don’t Care
03. Iron Will
04. Everything You Said
05. All Dead To Me
06. Use Your Mind
07. Break All Chains
08. We’re Not The Same
09. Freigeist
10. We Just Want More

Mario

TOBY JEPSON – Raising My Own Hell EP

Band: Toby Jepson
Album: Raising My Own Hell
Spielzeit: 23:13 min.
Stilrichtung: Rock
Plattenfirma: Townsend Records
Veröffentlichung: 25.11.2013
Homepage: www.tobyjepson.com

Hat noch jemand die LITTLE ANGELS auf dem Schirm? Na klar, da war doch was, denn spätestens mit ihrem Hitalbum „Jam“ hatten die Briten 1992 ihr Meisterstück mit Nummern wie „Too Much Too Young“, „Eyes Wide Open“ oder „S.T.W.“ abgeliefert. Dabei umfasste ihr Schaffen fünf weitere Alben, die zwischen 1989 und 1994 erschienen sind. Das ist lange her, um genau zu sein ganze 20 Jahre. Aber in der Zwischenzeit war ihr Sänger TOBY JEPSON nicht untätig und hat sich als Solokünstler, Produzent und Songwriter verdingt. Außerdem war er sowohl bei FASTWAY auf dem 2011er Album “Dog Eat Dog” als auch auf der 2005er EP “Popkiller” von GUN zu hören.

Als neuestes Lebenszeichen gibt es eine EP mit 6 Songs im Semi-Acoustic Gewand. “Raising My Own Hell” nennt sich der Silberling und er enthält nicht nur “” sondern auch einen Vorgeschmack auf ein geplantes neues Album. Dazu später mehr.

Mit „Raising My Own Hell“ beginnt die EP mitreißend rhythmisch und ausgeklügelt. Immer den Aspekt im Hinterkopf, dass es sich hier quasi um Acoustic-Songs handelt, rockt das Stück dennoch ordentlich. Mit fetter Hammond beginnt „Dear Mama“ und gipfelt mit schleppendem Beat in einem gefälligen Chorus. Etwas gemächlicher ist „Patience Of A Saint“ aufgebaut. Das ruhige „Four Letter Word“ ist eine Ballade par excellance. Melodisch perfekt und mit einem gewissen irischem Charme, der von bedächtigem Akkordeon-Einsatz unterstrichen wird, für mich das Highlight dieser kurzweiligen EP. Abermals gediegen schleicht „Shoes“ aus den Boxen. Hier gibt es nur den Barden und seine Akustikgitarre zu hören. Den Abschluß bildet mit „Shadow Boxing“ ein Song, der auch auf dem kommenden Album vertreten sein wird. Und dieser fällt ziemlich aus der Reihe, ist er doch ziemlich im Swing zu Hause und wird von Bläsern unterstützt. Eine interessante Abwechslung, die die Ausrichtung des folgenden Longplayers komplett offen lässt.

TOBY JEPSON hat sich mit den LITTLE ANGELS zu Recht verdient gemacht, das waren aber andere Zeiten, in der Zwischenzeit hat er fleißig an sich und seinen Fähigkeiten gearbeitet (z. B. was seine Produzentenkarriere angeht) und nebenbei in verschiedenen Projekten seinen künftigen Weg ausgelotet. „Raising My Own Hell“ gibt einen schönen Vorgeschmack auf sein neues Album, obwohl die Reise wahrscheinlich komplett in eine andere Richtung gehen wird, zumal es sich hier ja um eine Acoustic-EP handelt. Musikalisch gibt es nichts zu meckern, der Brite macht sowohl stimmlich als auch an den Instrumenten eine gewohnt gute Figur und musiziert mit Leidenschaft.

WERTUNG:

Trackliste:

01.    Raising My Own Hell
02.    Dear Mama
03.    Patience Of A Saint
04.    Four Letter Word
05.    Shoes
06.    Shadow Boxing

Stefan

Jizzy Pearl´s LOVE/HATE – Crucified EP

Band: Jizzy Pearl´s Love/Hate
Album: Crucified
Spielzeit: 22:19 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: 20.12.2013
Homepage: www.jizzypearl.com

Anfang der 90er des vergangenen Jahrtausends fand in der Musikszene ein großer Wandel statt. Anders als heutzutage, wo nahezu alle Musikstile nebeneinander herleben und der seelenlose Plastikmüll in den Charts präsent ist, waren die 80er wohl das wildeste Jahrzehnt. Schon in der Mitte dieser Dekade gründeten sich LOVE/HATE, die zunächst noch unter DATACLAN firmierten und eher New Wave Sound machten. Nach der Unterschrift unter den Plattenvertrag 1989 wurde ihr mächtiges Debüt „Blackout In A Red Room“ veröffentlicht und traf den damaligen Zeitgeist wie ein Blitz. LOVE/HATE waren anders als die zahlreichen Sunset Strip Combos, die nicht nur alle gleich aussahen sondern oft auch komplett identische Musik machten. LOVE/HATE waren wild und hungrig, anders als die satten MÖTLEY CRÜE´s dieser Welt (die zwar zugegebenermaßen mit „Dr. Feelgood“ gerade ihr erfolgreichstes und mit bestes Album in den Regalen stehen hatten, dann aber rapide in Selbstzufriedenheit und Egoismus untergingen) und brachten neue Facetten in den Sound, der sich immer noch Hair Metal nannte.

Einen großen Anteil am Erfolg von LOVE/HATE hatte sicher deren extravagante Frontmann Jizzy Pearl, der nicht nur einen aggressiveren Gesangsstil an den Tag brachte sondern auch eine besondere Aura. Doch schon nach dem zweiten Album „Wasted In America“ (zu dessen Promotion sich Jizzy bekanntermaßen an einem Kreuz an das „Y“ des Hollywood Schriftzuges in Los Angeles hängen ließ) ging es steil bergab. Und doch versuchte man mit moderatem Erfolg, die Band mit immer neuen Mitgliedern am Laufen zu halten, bis Ende des Jahrtausends endgültig der Vorhang fiel.

Jizzy selbst war da schon lange nicht mehr mit von der Partie. Er stieg 1999 bei den L.A. GUNS ein und hat seither eine Vielzahl an Engagements angenommen. Neben der Vermächtnisverwaltung von LOVE/HATE ist er neuerdings auch bei QUIET RIOT aktiv. Jetzt hat er allerdings die Zeichen der Zeit erkannt und zusammen mit nicht näher benannten Musikern diesen 6-Tracker auf den Weg gebracht, dessen erster Song gleich die medienwirksame Aktion auf den Hollywood Hills zum Thema hat. Auch das Cover ist daran angelehnt.

„Hanging Out To Dry“ ist ein etwas verrückter, flotter Song, der keine Zeit zum Atmen lässt und schon nach gut 2 Minuten sein Ende findet. Aber nach ein paar Durchgängen zeigt das Stück seine wirkliche Pracht. „Sunny Day“ kommt da schon massentauglicher daher. In zähem Tempo zelebriert Mr. Pearl, wie guter Hardrock heute zu klingen hat. „You´re Making Me Nervous“ ist ebenfalls ein recht einfach strukturierter Song, der allerdings nicht mehr so zupacken kann, wie die ersten beiden.

Jizzy Pearl will die alten Zeiten noch einmal aufleben lassen. Mit seiner Reinkarnation von LOVE/HATE, (die wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen) den Zusatz Jizzy Pearl´s trägt, muss er sich trotz allem an den beiden ersten Sahneschnitten messen lassen, die zwischen 1990 und 1992 erschienen sind. Zwar versucht er in dem wilden „Hanging Out To Dry“ genau dort anzusetzen, verliert sich aber im weiteren Verlauf der EP immer mehr in Melancholie. Vom zähnefletschenden Straßenköter ist 2014 nichts mehr übrig und Mr. Pearl wäre gut damit beraten, die alten Zeiten ruhen zu lassen und nicht noch extra in die Promo-Info drucken zu lassen, dass das Material hier an die Anfangszeiten der Band angelehnt sind. Wenn man das außer Acht lässt, rocken die Tracks ganz ordentlich und lassen auch einmal die Zeit, um Luft zu holen – in der zweiten Hälfte manchmal zu viel.

WERTUNG:

Trackliste:

01.    Hanging Out To Dry
02.    Sunny Day
03.    You´re Making Me Nervous
04.    I Don´t want To Be Your Baby
05.    Love Is All
06.    Too Late

Stefan

PRETTY WILD – Pretty Wild

Band: Pretty Wild
Album: Pretty Wild
Spielzeit: 52:14 min.
Stilrichtung: Hardrock, Hair Metal
Plattenfirma: Dead End Exit Records
Veröffentlichung: 10.01.2014
Homepage: www.prettywildband.com

Schon lange beobachte ich die Schweden PRETTY WILD. Bereits die ersten Demos kurz nach der Gründung 2006 konnten mit der absolut richtigen Ausgewogenheit aus Melodie und Härte mit einem perfekten Sänger punkten. Leider verließ Tim Pretty danach die Band aber mit Ivan Höglund wurde ein super Ersatz gefunden, der eine ähnliche Stimmlage hat. Wenig später warfen die Jungs ihr Debüt „All The Way“ auf den Markt, das allerdings nur 8 Songs plus einen Livetrack enthielt. Aber da die Songs ein weiteres Mal überzeugen konnten, war natürlich alles in Butter.

Fünf Jahre später steht nun endlich ein zweites Album in den Startlöchern. Zwischendurch dachte ich schon, dass die Hopefuls das Handtuch geworfen hätten, aber außer einem weiteren Besetzungswechsel in 2010 (Axl Ludwig kam für Krizzy Fields) und Unstimmigkeiten mit der alten Company schien alles zu fluppen. Die Vorbereitungen für das Album liefen und jetzt ist es da: prallgefüllt mit 14 Songs und stronger than ever!

Der Sound ist glattpoliert und direkt aus den 80ern importiert, die Songs sind ausgefeilt und rücken näher an Kollegen wie CRAZY LIXX, CRASHDIET oder auch H.E.A.T. heran. Die rohen Anfangstage (die mir persönlich auch gut gefallen haben) sind vorbei und PRETTY WILD laufen anno 2014 in Schienen. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Material auf „Pretty Wild“ wirklich gut ist.

„Are You Ready“ fragen die Schweden beim Opener…das ist nicht einzigartig, aber der Song kann überzeugen. „Get It On“ klingt anfangs etwas identisch, aber spätestens jetzt hat mich der PRETTY WILD-Virus wieder infiziert. Die Jungs verstehen es einfach, die perfekte Atmosphäre zu erzeugen, wenn man auf polierten 80er Hardrock steht. Trotz allem ist der Sound roh genug und Sänger Ivan Höglund hat genug Eier in der Hose, um sich diesem Bollwerk entgegenzustemmen.

Klassischer Hardrock wird in Stücken wie „Alive“, „Troubled Water“, „Wildheart“ oder „Hold On“ perfekt zelebriert und auch ruhige Momente wie „All I Want“ oder „High Enough“ sind gelungen. Hochmelodische Nummern a´la „Come Out Tonight“ oder die abschließende Bandhymne setzen weitere Duftmarken. Die Schweden sind auf jeden Fall ein gutes Stück in die AOR-Ecke gerutscht.

Einen kleinen Punktabzug gibt es dafür, dass sich manche Songs etwas gleichen, ein straffer 10-Tracker wäre hier die bessere Lösung gewesen. Aber darüber kann man echt hinwegsehen, liefern PRETTY WILD schon nach wenigen Tagen das erste Highlight im noch sehr jungen Jahr.

WERTUNG:

Trackliste:

01.    Are You Ready
02.    Get It On
03.    Troubled Water
04.    All I Want
05.    Alive
06.    Staring At The Sun
07.    High Enough
08.    Ready To Go
09.    Wildheart
10.    Vampire
11.    Blow The Night Away
12.    Come Out Tonight
13.    Hold On
14.    Pretty Wild

Stefan

THAUROROD – Anteinferno

Band: Thaurorod
Album: Anteinferno
Spielzeit: 47:26 min
Stilrichtung: Symphonic Power Metal
Plattenfirma: Noise Art Records
Veröffentlichung: 20.12.2013
Homepage: www.thaurorod.com

2010 war DAS Jahr für die finnischen Symphonic Metaller von THAUROROD. Sie kamen mit ihrem Debütalbum „Upon Haunted Battlefields“ aus dem Underground hervor und platzierten sich mit einem großen Knall auf der Landkarte des Metals!
Was folgte war ein Siegeszug auf den ausverkauften Tourneen als Support von SABATON, SYMPHONY X und NEVERMORE.
Dabei überzeugten sie ihre Fans mit ihrer ganz eigenen Version des Epic Symphonic bzw. Power Metals und werden oft mit den Genregrößen von SONATA  ARTICA oder auch STRATOVARIUS verglichen.
Nun war es also Zeit für das zweite Album „Anteinferno“ auf dem zum ersten Mal der neue Sänger Andi Kravljaca zu hören ist, der definitiv besser zu THAUROROD passt. Denn für mich war der erste Sänger nicht für den großen Sprung auf die Weltbühnen geeignet, das sollte nun mit Andi auf jeden Fall gelingen!
Laut Promosheet kommt das neue Album direkter und kompakter aus den Boxen auch der Sound und das Songwriting sollen merklich verbessert worden sein.
Nun denn, ich war auf jeden Fall sehr gespannt auf das neue Werk und lauschte interessiert dem Openertrack „Planet X“.
Sanfte Pianoklänge leiten den Song ein, bevor die melodischen Riffs und das satte Drumming die Herrschaft übernehmen. Neusänger Andi erklingt und man ist mitten drin in einem doch recht typischen THAUROROD Song. Im ersten Moment klingt der neue Mann hinter dem Mikro zwar noch etwas verhalten, aber er steigert sich auf jeden Fall von Minute zu Minute. Der Song selbst überzeugt mit seinem bärenstarken Chorus und frisst sich so mühelos direkt in die Gehörgänge!
Das Anfangsniveau kann mit den folgenden Songs „Heart of the Lion“, „Overboard“ und „Far from Home“ locker gehalten werden. Schön zu sehen ist auf jeden Fall das die Jungs schon bei den ersten Songs zeigen das sie recht unterschiedliche Spielweisen drauf haben.
Und man lässt eigentlich auch mit den nächsten Nummern kaum nach, „Victor“ entpuppt sich als eine schnelle, melodische Melodic Metalnummer, der Titeltrack „Anteinferno“ ist ein überlanges, episches Meisterwerk geworden und „Path“ ist die perfekte Überleitung zum Abschlussburner „Riders of the Shrine“ mit dem eine bärenstarke Platte erstklassig und ohne großartige Ausfälle abgeschlossen wird!

Anspieltipps:

Es gibt hier kaum Ausfälle zu vermelden, die Songs die ein wenig hervorstechen sind hier aber ganz klar “Planet X”, “Heart of the Lion”, “Overboard”, “Anteinferno” sowie “Riders of the Shrine”.

Fazit :

Mein lieber Herr Gesangsverein! Das die Jungs von THAUROROD so stark aus ihrer kleinen Pause zurückkommen, in der sie ja noch einen Sängerwechsel zu verkraften hatten, hätte ich nicht gedacht.
Bis auf zwei kleinere Durchhänger im Mittelteil ist hier jeder Song ein absoluter Volltreffer und der neue Sänger Andi passt wie Arsch auf Eimer zur Mucke der Band.
Das Niveau des erstklassigen Debüts konnte locker gehalten werden, ich glaube aber das die Band sich auf dem nächsten Album noch steigern kann.
Das ändert aber natürlich nichts daran das diese Album eine glasklare Kaufempfehlung für Melodic Power Metalheads darstellt!

WERTUNG:

Trackliste:

01. Planet X
02. Heart of the Lion
03. Overboard
04. Far from Home
05. Victor
06. Marked for Diablo
07. For the Rose to the Grave
08. Anteinferno
09. Path
10. Riders of the Shrines

Julian

HONEYMOON SUITE – Re-Releases

Band : Honeymoon Suite
Album : Honeymoon Suite / The Big Prize / Racing After Midnight (Re-Releases)
Spielzeit : 61:19 min / 44:08 min / 35:28 min
Genre : Hardrock
Plattenfirma : Rock Candy Records
Veröffentlichung : 22.11.2013
Homepage : www.rockcandyrecords.com

2 mal Triple-Platin, einmal Doppel-Platin sowie eine Goldene Auszeichnung in Kanada. Dazu noch 15 Chart-Singles, 3 amerikanische Billboard Hits, 2 Top-Ten Alben und den begehrten Kanadischen JUNO-Award (als Band des Jahres) – wenn das mal keine Referenzen sind. Die AOR / Hardrock Band HONEYMOON SUITE aus dem schönen Ontario in Kanada ist unseren Gefilden vielleicht nicht ganz so sehr ein Begriff, in Ihrer Heimat hatten die Jungs aber einige Jahre lang den Status von absoluten Superstars inne. Das ultimative Ziel, den amerikanischen Markt zu knacken, ist trotz vielversprechender Zeichen dann zwar doch nicht in Erfüllung gegangen. Aber dennoch kann die Band, die auch heute noch aktiv ist, zufrieden auf das Erreichte zurückschauen. Rock Candy Records haben die ersten drei Alben nun neu aufgelegt und uns zur Begutachtung zur Verfügung gestellt:

Das selbstbetitelte Debüt aus dem Jahr 1984 ist ein kanadisches Phänomen: alle 4 Singles („New Girl Now,“ „Burning In Love,“ „Wave Babies,“ und „Stay In the Light“) gingen  im Heimatland der Band in die Charts und sorgten dafür, das HONEYMOON SUITE mit einem Schlag zu einer bekannten Hausnummer wurden. Das von Tom Treumuth recht unspektakulär aber sehr geschmackvoll produzierte Album klingt auch heute noch zeitlos und fährt, neben den genannten erfolgreichen Singles,  eine Menge Tracks auf die damals wie heute prächtig funktionieren. Die Band hatte bereits früh ihre eigene Stimme und Stil gefunden und der weltweite Erfolg sollte eigentlich nur eine Frage der Zeit sein. „Honeymoon Suite” ist das Album der Band, das aufgrund seiner zeitlosen Produktion vielleicht am besten gealtert ist und sowohl Klassikrock als auch AOR Fans gefallen dürfte.

Nur 2 Jahre später war die Band bereits in der Oberliga angekommen: Nicht nur das Budget sondern auch die Erwartungen waren um ein Vielfaches angewachsen. Der angeheuerte Produzent Bruce Fairbairn, ein Kanadischer Landsmann, brachte auch gleich den aufstrebenden Soundfachmann Bob Rock mit, der dem Album diesen typischen 80er Hochglanzsound verpasste. In vielerlei Hinsicht wirkt „The Big Price“ wie eine Aufwärmübung der beiden Männer im Hintergrund für die eigenen Grosstaten die noch folgen sollten: Nicht nur der Sound, auch die Inszenierung von Sänger Johnny Dee ähnelt den kurze Zeit später eingespielten Bon Jovi  Alben „Slippery When Wet“ und „New Jersey“ ziemlich genau (z.B. in dem starken „Wounded“ oder der ersten SIngle „Bad Attitude“). „The Big Price“ gilt als das stärkste und erfolgreichste Album in der HONEYMOON SUITE Diskographie und rückblickend ist die Band auch immer noch (berechtigterweise) stolz auf Ihr zweites Werk, das heute zwar ein wenig zu 80’s klingen mag aber, neben den genannten Ohrwürmern, mit  „Feel It Again“ oder „What Does It Take“ noch weitere fette Hits am Start hatte. Der Erfolg in den USA wollt sich aber dennoch nicht so recht einstellen …

Um den amerikanischen Markt dennoch zu knacken wurde 1988 für Album No. 3 Produzent Ted Templeman (u.a. Van Halen, The Doobie Brothers, BulletBoys, Steve Stevens) verpflichtet – sehr zum Leidwesen der Musiker, die lieber noch ein weiteres Mal mit Bruce Fairbairn zusammengearbeitet hätten und die mit den von Templeman eingebrachten Änderungen und Gastbeiträgen (Michael McDonald steuerte einen Text und Backingvocals bei) nur wenig anfangen konnten. Das Resultat der gemeinsamen Anstrengungen kann sich aber trotz der gemischten Gefühle auf Seiten der Band durchaus hören lassen. Es ist schon erstaunlich wie verschiedene Produzenten einer Band Ihren Stempel aufdrücken können. „Racing After Midnight“ glänzt mal wieder mit einer Handvoll an gelungenen Hooks, ganz besonders kann diesmal aber Gitarrist Dermot „Derry“ Grehan scheinen, der dank des wunderbar trockenen, harten Gitarrensounds bestens zur Geltung kommt und einige wirklich erstklassige Soli abfeuert. Trotz erneut starker Songs wie „Love Changes Everything“, „Looking Out for Number One“, „Cold Look“ und „It’s Over Now” begann der Stern von HONEYMOON SUITE nach diesem Album zu sinken und Besetzungswechsel warfen die Band aus der Bahn. Diese ersten drei Alben bleiben allerdings ein beeindruckendes Vermächtnis, dass der Fan von melodischem Hardrock gehört haben sollte.
Rock Candy typisch gibt es bei der Ausstattung mal wieder (beinahe) das volle Programm: alle drei Alben wurden einem dezenten Remastering unterzogen, die Linernotes führen unterhaltsam durch die bewegte Geschichte der Band und zumindest dem Debüt-Album hat man ganze 5 Bonustracks spendiert. Den HONEYMOON SUITE Beitrag zum Lethal Weapon Kino Spektakel, das zwischen „The Big Prize“ und „Racing After Midnight” entstanden ist, hätte man dem doch recht kurzen letzten Album gerne noch hinzufügen können. Aber auch so sind diese Re-Releases ganz feines Futter für den Nostalgie-Rocker.

WERTUNG:

„Honeymoon Suite“

„The Big Prize“

„Racing After Midnight“

Trackliste:

„Honeymoon Suite“

01. New Girl Now
02. Burning In Love
03. Wave Babies
04. Stay In The Light
05. Now That You Got Me
06. Funny Business
07. Heart On Fire
08. Turn My Head
09. It’s Your Heart
10. Face To Face
11. Stay In The Light (Remix)
12. We Got The Night (Live)
13. New Girl Now (Live)
14. Stay In The Light (Extended Version)
15. Wave Babies (Edited Version)

„The Big Prize“

01. Bad Attitude
02. Feel It Again
03. Lost And Found
04. What Does It Take
05. One By One
06. Wounded
07. Words In The Wind
08. All Along You Knew
09. Once The Feeling
10. Take My Hand

„Racing After Midnight“

01. Lookin‘ Out for Number One
02. Long Way Back
03. Cold Look
04. Love Fever
05. Other Side of Midnight
06. Love Changes Everything
07. It’s Over Now
08. Fast Company
09. Tears on the Page

Mario

MAJESTY – Banners High

Band: Majesty
Album: Banners High
Spielzeit: 51:34 min
Stilrichtung: True Metal
Plattenfirma: Noise Art Records
Veröffentlichung: 20.12.2013
Homepage: www.majesty-metal.de

Hui, ein Jahr nach ihrem letzten (Comeback)Album „Thunder Rider“ sind die deutschen Tru Metalheads MAJESTY rund um Mastermind Tarek „MS“ Maghary wieder zurück auf der Bühne und präsentieren uns dieser Tage ihr neues Album „Banners High“.
Das letzte Album war ein voller Erfolg für die Jungs und so machte man sich wohl relativ zügig daran einen gleichwertigen Nachfolger zu schreiben und dieses Mal hat sich die Band an ein Konzeptalbum gewagt. In einer eigenen Fantasygeschichte rund um ein unterdrücktes Volk leben sich die Jungs voll aus und brettern uns 10 True Metalhymmnen aufs Parkett die auch die großen Vorbilder MANOWAR wohl nicht besser hinbekommen hätten. So sagt es zumindestens das mir vorliegende Promosheet.
Wie auch immer, alle True Metalheads sollten jetzt mal schön beide Ohren spitzen, die Schwerter aus dem Schrank holen und sich bereit machen für das neue Tru Metalwerk von MAJESTY.
Dieses beginnt mit dem stimmungsvollen Intro „Judgement of the Gods“ mit dem die Konzeptgeschichte schön eingeleitet wird.
Direkt im Anschluss folgt dann mit „We want his Head“ der erste Tru Metal Nackenbrecher. Mit flotten und treibenden Riffs wird die Nummer eröffnet, ein Schrei von Fronter Tarek und los geht die wilde Fahrt in die True Metalgeschichte. Alles klingt hier extrem nach den großen True Metal Übervätern, die Nummer hätte auch auf einem alten, verschollenen MANOWAR Diskus stehen können. Ein geiler Beginn!
Das folgende „Banners High“ ist dann wieder typisch MAJESTY geworden. Der langsam Einstieg mit Oh Oh Chören und ein stetig wachsender Song bis hin zum eingängigen Chorus. Ein würdiger Titeltrack, ein absolut typischer MAJESTY Song.
Leider muss ich sagen bekommt die Scheibe jetzt einen kleinen Bruch, die Qualität der ersten zwei Songs wird in den nächsten Songs leider nicht erreicht. „United by Freedom“  zum Beispiel tönt zwar im ersten Moment ganz ordentlich aus Boxen, nutzt sich aber bei weiteren Durchläufen zu stark ab um groß im Gedächtnis zu bleiben. Der Mittelteil kann also nicht wirklich überzeugen.
Erst mit „All we want All we need“ findet man wieder zurück in die Erfolgsspur und zaubert wieder ein Lächeln in das Gesicht eines jeden True Metalheads.
Überzeugen kann man auch bei der folgenden Lagerfeuerballade „Take me Home“, die zwar auch nicht besonders originell ist, aber trotzdem ordentlich Atmosphäre und Wohlfühlfaktor verbreitet.
Abgeschlossen wir dann die Platte durch den recht ordentlich True Metal Doppelschlag bestehend aus „On a Mountain High“ und „The Day when the Battle is won“. Nach dem verklingen des letzten Tons bleibt aber ein unbefriedigendes Gefühl zurück, denn aufgrund des doch eher durchschnittlichem Mittelteil bleibt den Jungs hier eine hohe Bewertung verwehrt.

Anspieltipps:

“We want his Head”, “Banners High”, “All we want All we need” sowie “On a Mountain High” sind hier die am besten tönenden Tracks.

Fazit :

Wie ich schon geschrieben hatte, nach dem verklingen des letzten Tons der neuen Scheibe von MAJESTY bleibt ein unbefriedigendes Gefühl zurück, denn ohne den sehr durchschnittlichen Mittelteil wäre die Benotung um einiges höher ausgefallen!
So muss ich leider sagen kann das neue Tru Metal Werk trotz der coolen Konzeptstory mich nicht komplett überzeugen, da war das letzte Album “Thunder Rider” kompakter und über die ganze Länge packender. Die Enttäuschung überwiegt irgendwie, ich hatte mir mehr erhofft….
Sorry Jungs mehr als eine solide Wertung ist hier leider nicht drin!

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Judgement of the Gods
02. We want his Head
03. Banners High
04. Time for Revolution
05. United by Freedom
06. Pray for Thunder
07. Bloodshed and Steel
08. All we want, all we need
09. Take me home
10. On a Mountain High
11. The Day when the Battle is won

Julian

REBELSTAR – RebelStar II

Band: RebelStar
Album: RebelStar II
Spielzeit: 39:31 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma:
Veröffentlichung: .2013
Homepage: www.rebelstar.nl

Beim Gedanken an Hardrock von unseren Nachbarn aus den Niederlanden fallen den Meisten wohl blitzartig Kapellen wie VENGEANCE oder SLEEZE BEEZ ein. Eine Band im Stile dieser alten Garde hat es aus dem Königreich schon lange nicht mehr gegeben. Zwar halten die Recken von VENGEANCE immer noch bzw. wieder die Fahnen hoch und haben unlängst mit „Piece Of Cake“ eine neue Duftmarke gesetzt, die SLEEZE BEEZ hingegen verschwanden schon vor Urzeiten in der Versenkung – leider.

Aber es gibt eine relativ neue Band, die mit diesen beiden genannten Combos etwas verbindet, denn mit VENGEANCE hat man schon das ein oder andere Mal auf der Bühne gestanden und Andrew Elt und Chriz van Jaarsveld von den SLEEZE BEEZ gaben sich die Ehre, um bei ihrem neuen Longplayer mitzuwirken. Die Rede ist von REBELSTAR. Ihr Debüt datiert auf 2010 und seitdem hat sich an der Besetzungsfront einiges getan. Neben den Gründern Serge Naberman (vocals, guitars) und Martijn Niggebrugg (guitars) gesellen sich für das neue Album „RebelStar II“ Toine Vanderlinden (bass) und Richard van Leeuwen (drums) hinzu.

Der erste Song heißt „Big, Bang, Boom“, und wie dieser Titel passt. Das Duo Nabermann/Niggebrugg scheint eine Riffmaschine zu sein, die Rhythmussektion ist perfekt eingespielt und der Sound ist nur mit einem Wort zu beschreiben: BIG! Schon der Öffner sorgt für ungläubiges Augen- bzw. Ohrenreiben (gibt’s so was überhaupt?). Dass der Song aber keine Eintagsfliege ist, beweist das folgende „All For One, One For All“ prompt. Der straighte Beat gepaart mit Power-Riffs und dem kraftvollen Gesang von Frontmann Naberman ist eine perfekte Rezeptur. Bei „Crucify Me“ legen die Herren eine ordentliche Schippe an Härte obendrauf. Hier sollte sich jeder Headbanger angesprochen fühlen. Zwar wildern REBELSTAR immer noch in Hardrock Gefilden, aber auch hier dürfen mal die Köpfe geschüttelt werden. Irgendwie hat der Song eine schöne PRETTY MAIDS Schlagseite. „Sick M.F.“ hat einen moderne Anstrich erhalten und tönt dennoch rockig aus den Boxen. Melodischer aber nicht weniger knackig geht es bei „Everyone´s A Star Tonight“ zu.

Lockere Bläsereinsätze gibt es bei „Hollywood Creature“ auf die Ohren. Und auch sonst kann man den Jungs hier nicht vorwerfen, nach Strickmuster XY vorgegangen zu sein. „Burning Sensation“ ist wieder ein feiner PRETTY MAIDS Gedächtnis-Song erster Güte. Da leuchten die Augen. Aber ich möchte REBELSTAR nicht vorwerfen, abzukupfern. Denn eine gewisse Eigenständigkeit bewahren sich die Niederländer auf jeden Fall. Das zeigt z.B. das folgende „Look But Don´t Touch“. Eine treibende Nummer mit jeder Menge Dreck unter den Fingernägeln. Wer es etwas eingängiger mag, der ist bei „In It For The Money“ richtig. Hier musizieren auch die beiden oben genannten Jungs von den SLEEZE BEEZ. Der Song atmet die Coolness und die Atmosphäre der BEEZ, passt aber dennoch perfekt ins Bild von REBELSTAR. Wer bis hier her auf eine Ballade gewartet hat, wird mit dem letzten Song „Love Leaves Scars“ bedient.

Leider kenne ich das Debüt von REBELSTAR nicht. Das zweite Album allerdings trifft voll ins Schwarze. Hier stimmt praktisch alles: starke Songs, tolle Musiker, ein voller, mitreißender Sound. Zwar ist die Scheibe nach nicht mal 40 Minuten schon wieder vorbei, dafür bekommt man 10 erstklassige Stücke für sein Geld. Die Niederländer haben mich im Sturm erobert und ich bin mir sicher, dass es auch Euch erwischen wird, wenn Ihr auf melodischen Heavy Rock steht. Kaufen, mehr kann ich hier nicht sagen.

WERTUNG:

Trackliste:

01.    Big, Bang, Boom
02.    All For One, One For All
03.    Crucify Me
04.    Sick M.F.
05.    Everyone´s A Star Tonight
06.    Hollywood Creature
07.    Burning Sensation
08.    Look But Don´t Touch
09.    In It For The Money
10.    Love Leaves Scars

Stefan

NASTY IDOLS – Gigolos On Parole

(HSM Records / CBS; 1989)

http://rock-garage-magazine.blogspot.de/p/julian-angels-hair-care.html

Wie glücklich war ich, als ich vor gut 15 Jahren in einem Gebrauchtplattenladen das Cover der Nasty Idols LP ‘Gigolos On Parole’ gesehen und das Album sogleich ungehört gekauft habe.

Wie glücklich war ich, als mir zu Hause lupenreiner skandinavischer Melodic Rock aus den späten Achtzigern das Gehör erfreute. Und wie überrascht war ich, als mir Nasty Idols Bassist Dick Qwarfort 2002 in einem Interview verriet „Gigolos On Parole war ein Desaster“. Wohl ein Grund, warum es kein Song des besagten Albums in die Best Of Sammlung der Idole schaffte.

Dabei ist ‚Gigolos On Parole’ ein feines Werk, das Fans anderer nordeuropäischer Rocker wie Treat, den Pretty Maids oder auch Europe garantiert gefallen dürfte. Wesentlich keyboardlastiger und durchaus poppiger als die heute typischen Nasty Idols Songs, dafür aber auch wesentlich melodischer.

Der Opener ‚Gimme What I Want’ hätte mit seinen metal-orientierten Gitarrenriffs auch den frühen Pretty Maids gut gestanden. Ähnlich verhält es sich mit dem folgenden ‚Can’t Get Enough’, einem midtempo Rocker, der stilistisch irgendwo zwischen ‚Red Hot And Heavy’ und den deutschen Steeler anzusiedeln ist – natürlich versehen mit einer Ladung Keyboards.

Mit ‚No More Mr. Nice Guy’ gibt es die wohl bisher softeste, aber nicht minder interessante, Version des Alice Cooper Klassikers. ‚Shy China’ ist dann jene uptempo Nummer, für die sich Herr Qwarfort und Kollegen nicht schämen, nannte sie der Bassist doch damals als einzigen Höhepunkt des Albums.

Die übrigen Songs sind allesamt melodische Rocksongs im mittleren Geschwindigkeitsbereich mit viel Chorgesang, hin und wieder etwas härteren Riffs und dem eben skandi-typischem Keyboardeinsatz. Insbesondere ‚Must Be Love’ und ‘Lonely’ stechen dabei hervor und erinnern stark an Europe in ihrem großen Jahr 1986, während ‚She’s On Fire’ wieder eher an Treat oder eine softere Variante von Swedish Erotica herankommt. Mit ‚Don’t Walk away’ gibt es am Ende die obligatorische Ballade, die nicht wirklich erstklassig, aber garantiert eine gute Ergänzung für einen romantischen Abend ist.

CDs von ‚Gigolos On Parole’ werden bei bekannten Onlineauktionen im Bereich zwischen 70 und 100 Euro gehandelt, scheint sich dieser „Schandfleck“ in der Karriere der Schweden doch großer Beliebtheit zu erfreuen. In diesem Sinne vielen Dank für ein tolles Melodic Rock Album und einen guten Weg für den vor kurzem leider verstorbenen Sänger Andy Pierce.

Julian Angel

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Julian Angel ist Mastermind der deutschen Hair Metal Band Beautiful Beast, deren drittes Album ‚Kick Down The Barricades’ am 24. Januar 2014 erscheinen wird.
www.beautifulbeastrock.com
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LYNAM – Halfway To Hell

Band: Lynam
Album: Halfway To Hell
Spielzeit: 17:50 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: New Ocean Media
Veröffentlichung: 17.12.2013
Homepage: www.lynammusic.com

Hair Metal aus den USA ist rar geworden. Dennoch gibt es einige Kapellen, die auch im Heimatland dieser Bewegung furchtlos die Fahne in den – zugegebenermaßen beträchtlichen – (Gegen-) Wind im eigenen Lande halten. LYNAM aus Birmingham/Alabama ist so eine Combo. Sie wurde 2001 gegründet und hat seitdem 6 Longplayer auf dem Kerbholz. Mit „Halfway To Hell“ legt man nun endlich eine 6-Track EP nach, denn immerhin ist das letzte Album „Thank You Good Night“ schon 3 Jahre her. Irgendwie hat bei diesem Titel wohl niemand mehr damit gerechnet, überhaupt noch mal etwas von Jacob Bunton (guitars, vocals), David Lynam (drums), Mark Dzier (bass) und Lonny Paul (guitars) zu hören. Und tatsächlich haben nicht nur diverse Zwischenfälle dazu geführt, dass diese EP erst jetzt fertig geworden ist. Auch wurde Sänger Jacob Bunton von Ex-GUNS´N ROSES Drummer Steven Adler für seine jüngste Scheiblette „Back From The Dead“ (Rezi HIER) ausgeliehen. Auch das hat den bandinternen Zeitablauf natürlich gehörig durcheinander gewirbelt.

Aber von allen Zwischenfällen hat sich der Vierer nicht beirren lassen und tönt so kompakt wie noch nie. Ich muss gestehen, dass ich seit dem 2006er Album „Slave To The Machine“ nichts mehr von den Jungs gehört habe, aber schon der Opener „Rise Up“ ist eine echte Überraschung. Die Gitarren braten modern, die Riffs allerdings sind mehr Sleaze und Glam als jemals zuvor. Der Chorus ist melodiös und bleibt im Gehör. Direkt im Anschluß begeistert der Titeltrack mit der gleichen Rezeptur. „Dead Mans Paradise“ spielt in den Strophen mit dezenten Gothic-Einflüssen, bekommt aber zum Refrain hin perfekt die Kurve. Auch bei „Cold“ klingt der Gesang von Jacob etwas nach Kollegen wie Ville Vallo, allerdings nur in tieferen Tonlagen. Trotzdem könnte das Stück als eines der rockigen von Bands wie HIM etc. durchgehen. „Store Bought Halo“ ist dann aber wieder Rotzrock pur. Mit geballter Energie strecken LYNAM dem Hörer beide Mittelfinger entgegen. Abschließend punktet „Wrong Side Of The Grave“ mit einem Hammer-Riff. Etwas düsterer als z.B. die ersten beiden Songs lichtet sich das Dunkel aber erneut bei einem coolen Refrain. Für mich DER Hit der Platte.

Im Promo-Info is vom nächsten Kapitel in der Zeitrechnung LYNAM zu lesen. Das kann ich blind unterschreiben. Die Jungs machen einen großen Schritt vorwärts und präsentieren sich so stark wie nie. Der Sound auf „Halfway To Hell“ ist zeitgemäß aber rockig, die Songs super. Die Rockstar-Attitüde hatte das Quartett schon immer, jetzt haben sie auch den passenden Soundtrack dazu. Repekt!

WERTUNG:

Trackliste:

01.    Rise Up
02.    Halfway To Hell
03.    Dead Mans Parade
04.    Cold
05.    Store Bought Halo
06.    Wrong Side Of The Grave

Stefan