GALAXY – Runaway Men

Trackliste:

01. Answers
02. Look Into My Eyes
03. Never The Same
04. In Her Head
05. Lady On Fire
06. Talk To Me
07. Gallery Play
08. Runaway Man

 

 

Spielzeit: 48:17 min – Genre: Progressive Rock – Label: Shaded Moon Entertainment/Bertus – VÖ: 27.05.2022 – Page: www.facebook.com/RunawayMen

 

Ach was war das damals für eine Entdeckung, als der Chef bei einem kleinen Label, bei dem ich ein Praktikum machte, auf der Suche nach dem nächsten Album, das man während der Arbeit hören könnte, zu IQs „Dark Matter“ griff und mich damit behutsam in die Welt des Neo Prog Rock einführte. Gut gemacht wohnt dieser Musik nicht selten etwas extrem Ausdrucksstarkes, positiv-Friedliches inne, und das Potenzial der Schönheit von Musik wird in einer Weise umgesetzt, die für mich wohl ähnlich zündet, wie ein Eichendorff-Gedicht für Leute in der Romantik. Das ist jedoch alles andere als einfach, denn viele Faktoren müssen dafür stimmen: die Produktion (nicht zu hart aber voll und klar), die Vocals (wandelbar, ebenfalls klar, mit Ausdruck), der Skill der Instrumentalfraktion (besser als für das Album akut benötigt) und vor allem das richtige Gefühl für die Musik, die entstehen soll; Ahnung, wie man das Gefühl musikalisch umsetzt, ein Händchen für vereinnahmende Arrangements und eine tiefgehende Beziehung zwischen Komposition und Lyrics.
Und damit hätte man GALAXYs „Runaway Men“ soweit beschrieben. Wie macht man sowas aber heutzutage als Debutalbum, in einer Zeit, in der Neo Prog hauptsächlich von den alten Größen des Genres am Leben erhalten wird und die Nachwuchsszene kaum existent ist? Nun, indem man das Album einfach bereits 1997 aufnimmt, nie fertig produziert, dann irgendwie mit anderen Sachen beschäftigt ist (zum Beispiel als Frontmann von KAYAK), und irgendwann hört mal wer in die Rohfassungen rein, findet, das Ding müsse veröffentlicht werden, und dann beginnt die große Suche, wo man die Songs überhaupt hat.
Die Suche hat sich gelohnt, denn hier ist es nun, „Runaway Men“ von GALAXY, das seit 25 Jahren im Keller wartende Album, das in Sachen Komposition und Spirit nicht authentischer nach herrlich positivem, Klavier-, Synth- und Orgel-angereichertem 90er-Prog klingen könnte. Die richtige Menge an unkonventionelleren Taktarten, erwartungsgemäß starke Vocals, kaum Kritikpunkte an der Produktion und vielseitig. Mal gibt es mit „Never the Same“ verstärkte AOR-Vibes, dann mit „In Her Head“ balladige Gänsehaut mit geringem Kitschfaktor, mit „Lady On Fire“ Seriosität mit nahezu QUEENSRYCHE-Feeling und mit „Gallery Play“ ein funkig-freshes Instrumental. Plus andere Songs mit eigener Identität, die als Albumeinheit bestens miteinander funktionieren.

Fazit:
Wir haben den Stil der Truppe geklärt und die Qualität des Albums. Wer von sich denkt, mit dem Stil Spaß zu haben, der betrachte diese Rezension als klare Hör-Empfehlung für ein absolut authentisches Wohlfühl-Hörerlebnis, das ein Vierteljahrhundert in perfekter Frische konserviert worden ist. Gut für die Seele, und das kann ja im Jahr 2022 nun wirklich nicht schaden!

Anspieltipps:
Einfach bei Track 1 beginnen und, falls Ermüdung eintreten sollte, ab Track 5 weiterhören!

Jannis