NEPTUNIZE – Faltering Glamour (EP)

Trackliste:

01. All Is Vanity
02. Digital Jester
03. Gone Daft
04. Roamer In The Night
05. Fly Now Black Bird

 

 

 

 

Spielzeit: 22:42 min – Genre: Progressive Psychedelic Rock – Label: Eigenveröffentlichung – VÖ: 17.11.2022 – Page: www.instagram.com/neptunize

 

Draußen ist es kalt, draußen ist es dunkel, die Weihnachtsferien neigen sich dem Ende entgegen und angesichts all dessen ist jetzt wohl die Zeit, um noch ein zwei Tage im winterschlafartigen Ruhemodus zu verbringen. Diesen Modus kann man perfektionieren: mit einem Glühwein bei gedimmter Beleuchtung auf dem Sofa oder, je nach Blick, spät abends am Fenster – und mit der neuen EP von NEPTUNIZE in der Anlage.
Das Soloprojekt von Mert Güner aus Istanbul wurde 2015 gegründet und hat nun die EP „Faltering Glamour“ in Eigenregie rausgebracht. Soundtechnisch kann sich das Ding absolut sehen lassen. Musikalisch ist man zwischen Neo-Prog Rock und Psychedelic Pop unterwegs, was nach einer spannenden Mischung klingt und ebenjenes ist.
Gemäß der zehn Gebote der Album/EP-Veröffentlichungen ist der Opener generell von härterer Gangart. So auch aus „Faltering Glamour“, was aber nicht viel heißen will – „All Is Vanity“ ist lediglich der am wenigsten ruhige Track, der sich ein bisschen musikalisches Gezappel und ein wenig mehr Action gönnt, als der Rest des Albums. Das macht er gut und deutet schonmal an, wohin die Reise geht: viele Synthesizer, viel Sounddesign, teils Vocaleffekte, meist analoges Schlagzeug, Gitarren nicht zwangsläufig, sondern eben nur dort, wo für den Sound von NEPTUNIZE benötigt.
Ab Track 2 wird es noch etwas ruhiger. Über Midtempo kommt hier praktisch nix mehr, oftmals sind die Arrangements sehr „klein“ und zurückhaltend und meist reicht Mert ein simpler, schön umgesetzter Vierertakt, um seine Musik zu transportieren. Dann wiederum gibt es die großen, vollen Klangmomente, die ruhige, schöne Gesangsmelodien tragen, und Situationen, in denen sich das Klangbild eines Songs schleichend durch den hintergründigen Wechsel von Synths wandelt und weiterentwickelt. Deren Sounds sind wunderbar oldschool und geschmackvoll ausgewählt – kein cheesy Sound-Moment auf „Faltering Glamour“, der irgendwie nicht im Sinne des Albums wäre. Und all das – das sehr starke Sounddesign, die ruhig-hypnotischen Melodien, die längeren instrumentalen Parts, die Synthsound-Auswahl, die gute Vocal-Produktion – macht „Faltering Glamour“ letztendlich ab der ersten Minute, aber besonders ab Track 2, zu einem extrem atmosphärischen kleinen, nicht verkopften Gesamtkunstwerk, das eine melancholisch-positive Stimmung sondergleichen hervorzurufen vermag und unbedingt in gemütlicher Umgebung ohne Ablenkung genossen werden sollte.

Fazit:
„Faltering Glamour“ ist wie eine dicke Decke an kalten Tagen. Die ersten paar Minuten fühlt sie sich noch ein bisschen fremd an, etwas kühl. Doch dann ist sie auf einmal einfach nur maximal komfortabel und man würde eigentlich gerne ewig drinbleiben. Keins Anspieltipps, weil In-Gänze-hör-Platte, aber wenn man nicht genau weiß, ob man die Zeit in die Platte investieren will, starte man am besten bei „Digital Jester“.

Jannis