LIONSOUL – A Pledge To Darkness

Trackliste:

01. Continuum
02. Exile To Arise
03. Amber Of Illusion
04. Wailing In Red
05. No Beginning (Nor An End)
06. Soldier Through Time
07. Skin 2
08. A Pledge To Darkness
09. Red Flame
10. Man, Machine, Almost Rhyme
11. The Stranger

Spielzeit: 49:55 min – Genre: Power Metal – Label: Rockshots Records – VÖ: 29.04.2022 – Page: www.facebook.com/lionsoulband

 

An Herausforderungen wächst man, und eine der Sachen, für die ich LIONSOUL dankbar sein kann, ist, dass sie mich mit ihrem neusten Album vor eine ebensolche gestellt haben. Denn „A Pledge To Darkness“ ist kein Album für eine normale „Alles gut, aber nicht überragend“-Rezension. Das dritte Album der Italiener sollte stilistisch offener als die Vorgänger ausfallen, einen futuristischen Cyberpunk-Stil transportieren – und das ist schonmal sehr gelungen. Der Ansicht einiger Kollegen, dass die Platte sich in ihrer stilistischen Offenheit verliere, zu viel wolle und damit zu wenig Gesamtkunstwerk sei, kann ich mich nicht anschließen, im Gegenteil. Die elektronischen Elemente sind präsent, sorgen aber für die nötige Würze, die Schwankungen zwischen Ballade und hartem Metal mit Growls funktionieren für mich und diese Offenheit sorgt letztendlich für viele Überraschungen, die unterhaltsam sind und die Platte zu einem spannenden Hörerlebnis machen, das viel Unterschiedliches Unerwartetes zu bieten hat (inklusive einer Western-Powerballade, die ihre Macken hat, aber bei weitem nicht so hilflos ist, wie andere Stimmen behaupten). Und alleine schon diese Unverbrauchtheit an sich finde ich aufregender als ein klassisches „13 true Power-Metal-Hymnen voller Schwerter und Drachen“-Album.
Weiteres Lob für die Spiel- und Gesangsleistung, allesamt auf hohem Niveau, und noch ein weiteres für das Songwriting. „A Pledge To Darkness“ hat viele gute Melodien am Start, sogar in den Strophen, bei denen ja so manche Band denkt, man müsse sich damit keine Mühe geben. Melodien, die ins Genre passen, dabei aber Eigenständigkeit besitzen und subjektiv echt häufig zünden. Und auch Ideen wie der komplette Verzicht auf Instrumente (abseits von sporadischen einzelnen Drumhits) im Titeltrack sind Sachen, vor denen ich einfach Respekt habe, weil es kleine Kniffe sind, um den Zuhörer wirklich auf einer Ebene jenseits von „Sehr Power, sehr Metal“ zu entertainen.
Aaaaaaaaber: Vieles vom bislang Gesagten muss man mit Vorsicht genießen, denn da ist immer noch die Produktion. Und die Produktion macht „A Pledge To Darkness“ zu einem Anwärter auf eine baldige Remastered Edition. Zum Teil ändert sich der Sound doch sehr, wenn beispielsweise nach einem elektronischen Intro die Band einsetzt und solche Stellen wirken hastig zusammengeklebt. Und so gut einige (oder viele) Synth-Entscheidungen sind, kommt doch bei einigen der Verdacht auf, man habe einen Sound gefunden, der so programmiert ist, dass er von selbst lustige Dinge macht, und dann einfach unter die Musik gelegt. Dazu kommt, dass gerade die Refrains oft sehr verwaschen und überladen wirken, sodass man die geilen Melodien teils echt interpretieren muss, und das liegt insbesondere am hohen Noise-Anteil, der nicht zuletzt auf die HiHat zurückzuführen ist. Ja, ich habe in meinem Leben selten eine so störende HiHat erlebt, die als komisches, oft überpräsentes Rauschen über den Songs liegt und wirkt, als habe man sie für das letztendliche Album auf 32 kBit/s runterkomprimiert. Das stört, lenkt ab und schmälert das Hörerlebnis massiv. Auch andere Sounds kommen mit zu hohem Noisefaktor, ab und an ist bei stilleren Momenten ein hörbares Grundrauschen im Hintergrund, und das geht bei einem so Elektronik-lastigen Power-Metal-Album einfach alles nicht, das eine sauber-futuristische Produktion benötigt.

Fazit:
Hätte die Platte weniger störende Sounds und allgemein eine homogener klingende Produktion, würde sie durchaus das Potenzial haben, fast an ein Album wie EVERFROSTs grandioses „Winterrider“ heranzureichen, als cheesy-kreatives, in sich aber doch sehr ernstzunehmendes, Grenzen auslotendes und Over-the-Top-angereichertes Album. Dafür fehlt dem Sound aber die nötige Definiertheit und Einheitlichkeit, weshalb „A Pledge To Darkness“ unter spielerischem und kompositorischem Wert verkauft wird. Die Richtung stimmt absolut, gerne mehr von dieser eigenen Herangehensweise – aber bitte nicht mit einer Produktion wie dieser.

Jannis

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