AVIARY – Aviary (Re-Release)

Band: Aviary
Album: Aviary (Re-Release)
Spielzeit: 37:07 min
Stilrichtung: Pomp Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 21.08.2013
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Ich liebe mein Hobby, denn es gibt doch nichts Wunderbareres als eine Scheibe zu entdecken, die einen ohne Vorwarnung plättet und mit zittrigen Händen zum Repeat Knopf greifen lässt, wieder und immer wieder. So geschehen bei dem Re-Release des 1979er Debüts der US Pomp-Rocker AVIARY, das nun dank Rock Candy den Weg in meinen Player gefunden hat.

Pomp-Rock? So mit, Fanfaren, Tralala, Queen-Gedöhns und so? Yep, kommt hin. Und dabei kann ich Mercury, May und Co. nicht ausstehen. Nicht. Die. Bohne! Auch ich bin verwirrt, ich gebe es zu. Aber wie klingt’s denn nun, das AVIARY Album? Man werfe besagte Queen, die Beatles und Styx in einen Mixer (und dann gleich noch die Beach Boys, mitsamt Surfbrettern, Jellyfish und die Hoosiers sowie den kompletten Muppets‘ Show Cast hinterher) und lasse des ganze einige wilde Runden drehen. Dann noch eine Handvoll Konfetti drüber und gut ist. Wer das verrückte, überspannte Fun-Element bei The Darkness mag, der wird AVIARY lieben, denn hier ist Bombast Programm. Es wird im ganz großen Stil geklotzt und nicht gekleckert. Wie gesagt, ich kann so was eigentlich gar nicht ab. Aber bei AVIARY funktioniert die Melange perfekt, einfach weil es handwerklich über jeden Zweifel erhaben ist und die Melodien und Arrangements stets stimmig und nicht albern sind. Der beinharte Rocker wird natürlich resignierend mit dem Kopf schütteln und sich angewidert abwenden. Aber was kann ich dafür, wenn die 9 Tracks durch die Bank weg reinlaufen wie lecker Caprisonne? Hinzu kommt, dass die Scheibe absolut rund und detailreich produziert wurde. Die im (wie bei Rock Candy gewohnt) sehr informativen Booklet getätigte Aussage, dass Alben wie dieses hier heute einfach nicht mehr gemacht werden, kann ich zu 100% unterschreiben. Hier steckt so viel Arbeit im Detail, dass es selbst beim 20. Durchlauf noch Spannendes zu entdecken. Ich übertreibe? Gut möglich. Das Material auf „Aviary“ ist aber auch dermaßen over-the-top, dass normale Maßstäbe hier nicht greifen. Der einzige Haken an der ganzen Chose ist, dass objektiv betrachtet nicht viel beim ersten Durchlauf hängen bleibt. Die Songs fegen durch die Gehörgänge, begeistern mit schier unendlichen Ideen und übereinander getürmten Schichten dass einem schwindelig wird, hinken in Sachen Hooklines der Konkurrenz aber dann doch ein wenig hinterher. Mit der Zeit entfalten Tracks wie „Soaring“, das völlig verrückte „Anthem For The U.S.A.“, das gnadenlos stampfende „Feel The Heart“ (samt geiler Schweineorgel) oder das famose Schlusslicht „Maple Hall” zwar ihre Wirkung im Langzeitgedächtnis, das muss sich allerdings erarbeitet werden.

Höchstgradig Kitschig? Indeed, my dear! Ich mag es und weiß eigentlich nicht warum. Die Platte ist im Kern wie Zuckerwatte – wenig wirklich Nahrhaftes, aber eine Menge Spaß dabei. Ich zücke jetzt mal ganz frech eine dicke Note und kann mich auf Nachfrage nicht erinnern wie es dazu kommen konnte. Eine Scheibe, die bei Melodieverrückten durchgehend gute Laune verursachen dürfte. Antesten auf eigene Gefahr.

WERTUNG: 

Trackliste:

01. Soaring
02. Anthem For The U.S.A.
03. Puddles
04. As Close As You Can Get
05. Mystic Sharon
06. Feel The Heart
07. Average Boy
08. I Will Hear
09. Maple Hall

Mario

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