ALIGHT – Spiral Of Silence

Band: Alight
Album: Spiral Of Silence
Spielzeit: 40:34 min.
Stilrichtung: Gothic Metal
Plattenfirma: El Puerto Records
Veröffentlichung: 27.05.2018
Homepage: www.alight.it

Euer Metal muss böse sein? Er braucht Testosteron, mindestens drei Schwerter und mehr Eier als ein Bodenhaltungsbetrieb? Synthesizer sind maximal etwas, das es im Battle mit erbarmungslosem Geshredde zu bekämpfen gilt? Alle Emotionen unterhalb der kalten Entschlossenheit auf dem Schlachtfeld sind für 1live-Hörer? Bitte, das Mausrad oder das Kreuzchen ganz oben rechts ist Euer Freund. Für alle anderen gibt es jetzt was über ”Spiral Of Silence”, das zweite Album der Italiener ALIGHT um Drummer und Gründungsmitglied Mirko Montresor. Überschaubare 40 Minuten und zehn Songs lang unterhält dieses Ding mit Female Fronted Gothic Metal, der absolut ordentlich, wenn auch nicht komplett herausragend von den Marco Barusso und D’Agostino gemixt und gemastert wurde, die man beide von LACUNA-COIL-Scheiben kennen könnte.
“Spiral Of Silence”, soviel kann guten Gewissens gesagt werden, hat mit gängigem Symphonic Gothic Metal der Marke NIGHTWISH nicht viel am schwarzen Hut. Orchestrale Elemente fehlen fast vollständig, die sehr präsenten Synthesizer treten generell in Pop-, Elektro- oder Dark-Wave-inspirierter Form auf und geben der Scheibe einen modernen Grundsound. Auch Sängerin Catia Borgogno (Lediglich das geile “The Shame“ bringt männliche Vocals ins Spiel) fährt nicht die Opernsängerinnenschiene, überzeugt stattdessen mit einer sehr klaren, ruhigen Gesangsweise, deren leichte Rauchigkeit ihr einen speziellen, wunderbar mit dem Rest der Band funktionierenden Akzent verleiht. Kritik? Nu, ab und an wären ein paar zusätzliche Backing Vocals oder ein klein wenig mehr Nachdruck von Vorteil gewesen; stark, wenn vielleicht auch nicht jedermanns Sache, sind die Vocals jedoch allemal.
Musikalisch ist man primär in seichteren Gewässern unterwegs. Wirklich hart wird “Spiral Of Silence” nie. Zwar gibt’s ein paar böse Synths, wie bei “Roses In The Dusk” oder fixere Parts, beispielsweise im leicht powermetallischen “Absence Of Essence”, normal ist “Spiral Of Silence” aber eher gothisch düster feierlich und für ein Metalalbum doch eher ruhig.
Ist ja auch nicht schlimm, denn musikalisch entfaltet das Ding durchaus seine Wirkung. ALIGHT schaffen den respektablen Spagat zwischen zeitgemäßem Sound mit modern anmutenden, teils recht poppigen Synths und Melodien, die sich einwandfrei ins Oeuvre des klassischen Gothic Metal der 90er einfügen ließen. Dazu kommt, dass ALIGHT ein Händchen für einfache Melodien haben, denen es jedoch nicht an Eigenständigkeit fehlt. In Verbindung mit der vergleichsweisen Zurückhaltung hinsichtlich überladener Arrangements ergibt das ein hintergründig bemerkenswert oldschooliges Erlebnis, verpackt in zeitgemäßen Sound, das auch und gerade Freunden älteren Gothic Metals das ein oder andere mit Lidschatten angereicherte Freudentränchen über die bleiche Wange jagen dürfte. 20 Euro ins Gothicrezensionsphrasenschwein.
Bedauerlicherweise gibt es auf “Spiral Of Silence” auch ein paar Parts, die einfach nicht zünden wollen und doch leicht fehlkonstruiert wirken, wie insbesondere “Lost In The Past”, das mit seinem Vorschulkeyboardsolo und seiner seltsamen Arpeggio-Synthesizer-Line im Refrain doch eher als Lückenfüller fungiert. Aber beim zweiten Album kann man sowas schon verkraften. Den positiven Gesamteindruck beeinflusst das wenig.

Anspieltipps:
Track eins bis drei, zudem “The Shame” und “Absence Of Essence”

Fazit:
“Spiral Of Silence” ist eine willkommene Abwechslung zum ganzen Symphonic Opera Gothic Metal, der sich mit weniger als 70 Audiospuren gar nicht erst aus dem Sarg traut. Die Platte ist auf die wesentlichen Bestandteile, die zur Erzeugung eines stimmungsvollen Gesamtsounds nötig sind, reduziert, wartet mit einer talentierten Sängerin und feinen Synthesizern auf und bietet dabei noch Melodien abseits des Einheitsbreis. Nicht sonderlich hart, nicht übertrieben düster, aber: ALIGHT bringen eine frische Patchoulibrise ins Gothic-Metal-Game. Wer es auch mal eine Spur poppig-dunkler verträgt, der werfe das Ding mal in seinen Plattenspieler!

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Spiral Of Silence
02. The Portal
03. Psiche
04. Lost In The Past
05. Walk To The Line
06. Roses In The Dusk
07. The Shame
08. Look Closer
09. Absence Of Essence
10. Let Me Touch The Horizon

Jannis

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