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3.2 – Third Impression

Band: 3.2
Album: Third Impression
Spielzeit: 57:00 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 12.02.2021
Homepage: www.robertberry.com

Verdammt. Da plant man einen Einstieg in die Rezension mit einem grandiosen Flachwitz (Wo bestellt man sich geile Musik? Bei Emerson.) und erkennt dann, dass der Tod dieses einzigartigen Musikers knapp fünf Jahre zuvor komplett an einem vorbeigegangen ist. Und dann sitzt man vor mit dem letzten von Keith Emerson mitkomponierten Werk, denkt an sein erstes Rockkonzert zurück – eine starke ELP-Coverband, die “Pictures At An Exhibition” in Gänze aufgeführt hat – und muss sich für die Rezension einigermaßen zusammenreißen. Aber immerhin: Mein Bild von “Third Impression” wäre, soweit ich das beurteilen kann, auch ohne die persönliche Backstory nicht schlechter ausgefallen. Die Platte ist der Nachfolger des 80er-Albums “3” von Emerson, Robert Berry und Carl Palmer, das quasi eine melodischere, mainstreamigere Variante von ELP-Alben sein sollte. Emerson verstarb während der Arbeit an “Third Impression”, hinterließ einen am Boden zerstörten Robert Berry, der den Nachfolger zusammen mit ihm realisieren wollte – und Material in Form von musikalischen Ideen, Keyboard-Noten und Tapes aus alten „3“-Zeiten, Style- und Optik-Ideen; Material, das letztendlich seinen Weg auf „Third Impression“ finden sollte.
Optik: witzig, mit dem abgewandelten 5gum-Logo, Sound stark (vielleicht abgesehen von ein paar etwas zu lauten Solo-Synths), Performance herausragend. Was allerdings wirklich zählt: “Third Impression” ist authentisch Berry und lebt von seinem würdevollen Gesang, atmet aber ebenso Emersons Spirit, als wäre der gute Mann bis zum letzten Mastering-Moment dabei gewesen. Auf klanglicher Ebene sowieso: Sehr klar und definiert klingt “Third Impression”, sehr natürlich, sogar das Aufheben der Drumsticks ist in einem Track integriert. Dazu ist die Platte erwartungsgemäß tastenlastig, mit großartig geschmackvollen und authentisch ELPig (in poppiger) klingenden Synth-Sounds, von edlen Lead-Synthesizern bis hin zu knallenden Poly-Synths, ergänzt durch ein herrlich produziertes Klavier und eine absolute Retroorgel. Und aus allen Parts dieser Instrumente scheint der charakterstarke Stil von Keith durch, besser gesagt, tropft ihm aus jeder Pore.
Und Gott sei Dank: “Third Impression”s Entwicklungsgeschichte hat keinen hörbaren Einfluss auf die Kompositionen genommen. Man hätte das verfügbare Material in einen etwas schwermütigeren, melancholischen Kontext integrieren können, aber genau das ist nicht passiert. Im Gegenteil. Das Album hat über weite Teile eine sehr positive Grundstimmung, aber keine, die Positivität mit Kitsch-Overload verwechselt. Gut gelaunt, voller Energie, mit einer hörbaren Portion an Humor und vielen nicht zu schwulstig vermittelten Gefühlen, all das erzeugt durch starkes Songwriting, geile, zum Teil witzige Synthsounds und eine dichte Atmosphäre klassischer 70er- und 80er-Prog-Rock-Alben. Ich könnte an dieser Stelle auf einzelne Songs, all die Details, auf all die schönen Ideen eingehen, die Robert und Keith zusammengetragen haben und die Robert letztendlich zu einem großen Ganzen zusammengefügt hat, aber drauf geschissen. Hört die Platte einfach selbst, hört sie in einem durch. Kein Lückenfüller, kein Schwachpunkt, kein einziger durchschnittlicher Song.

Fazit:
Und dafür wirklich großen Respekt an Robert Berry, der in dieser für ihn zweifelsohne grausamen Zeit dieses wunderbare, leichtgängig-frisch-inspirierte Stück Musik vollendet hat, mit einem letztendlichen Gesamtergebnis, das Keith absolut würdig ist; und auch ungeachtet seiner Hintergründe einfach ein wunderbares Album für jeden, der gerne seine Laune verbessern und dabei über eine Stunde großartig unterhalten sein möchte.

Anspieltipps:
Egal. Einfach irgendwo reinhören.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Top Of The World
02. What Side You’re On
03. Black Of The Night
04. Killer Of Hope
05. Missing Piece
06. A Bond Of Union
07. The Devil Of Liverpool
08. Emotional Trigger
09. A Fond Farewell
10. Never

Jannis

ARC OF LIFE – Arc Of Life

Band: Arc Of Life
Album: Arc Of Life
Spielzeit: 59:19 min
Stilrichtung: Progressive Rock
Plattenfirma: Frontiers Music s.r.l.
Veröffentlichung: 12.02.2021
Homepage: www.facebook.com/ArcOfLifeRockBand

Ist ja momentan schwer für den musikalischen Nachwuchs, sich als Band im Proberaum angemessen zu professionalisieren. Frontiers Records scheinen darauf zu reagieren, indem sie einfach die alten Legenden, die es eh drauf haben, wieder an die Front holen. 3.2 mit Robert Berry und Keith Emerson, dazu ARC OF LIFE mit Jon Davison, Billy Sherwood und Jay Schellen von YES (dazu Jimmy Haun, Ex-YES). All diese Leute sind verlässliche Typen, die mit ihrem Genre, dem Progressive Rock, bestens vertraut sind und zu denen gehören, die auch heute noch einen authentischen 70er/80er-Prog-Sound und -Spirit erzeugen können, der inzwischen traurigerweise ein Stück weit zum Randphänomen wird – mit den großen aktiven Gesichtern und vergleichsweise wenig Nachwuchs.
ARC OF LIFE ist an sich Progressive Rock durch und durch, mit Jons klarer, heller Prototyp-Stimme, hohem Anteil an Nicht-4/4er-Takt-Parts, ordentlich Tasteninstrumenteinsatz und den klassischen harmonielastigen Songwriting-Elementen. Nichtsdestotrotz ist “Arc Of Life” ein zweischneidiges Schwert, je nach Erwartungen an die Platte. Der Sound stimmt soweit, hätte ein wenig mehr Drumpräsenz und gerade beim Opener “Life Has A Way” etwas subtiler-definierten Bass benötigt, klingt aber ansonsten warm und authentisch handgemacht. Musikalisch ist ein extremes Level an Vielseitigkeit gegeben, recht wenig Wiederholung je nach Track, dafür gefühlt jede mögliche Kombination jeglicher verwendeter Klänge, viele unterschiedliche Arrangements – man mag bei einigen Tracks fast annehmen, dass sie als Train of Thoughts komponiert werden, von Leuten mit entsprechendem Talent. Dieses Talent kann ARC OF LIFE keiner absprechen, nur hätte es effektiver eingesetzt werden können. So scheinen einige Songs (unter anderem besagter Opener) bewusst auf Intellekt komponiert worden zu sein, lassen (zumindest bei den ersten Hördurchgängen) jegliche Takt-Nachvollziehbarkeit missen und sorgen dafür, dass der Song an sich zwar soweit sehr schön klingt, dabei in seiner komplexen Konzeption für einen weniger geschulten Hörer aber nahezu willkürlich. Ja, das sind bestimmt sehr intelligente Strukturen, die von Profis geschrieben wurden, aber der Effekt geht leider ein wenig verloren, wenn man dem Hörer nicht die Chance gibt, ihnen zu folgen. Ein sehr gutes Prog-Rock-Album kombiniert komplexe Taktarten mit tollen, aussagekräftigen und trotz ihrer Unkonventionalität eingängigen Melodien. Es legt einen steinigen Weg aus und trägt den Hörer dann auf weichen Kissen darüber. ARC OF LIFE malen hingegen immer wieder die Steine auf dem Weg wunderschön an und ziehen den Hörer dann auf dem Bauch liegend den Weg entlang. Aber klar, es gibt auch straightere Songs, die nachvollziehbarer ausfallen und all das hält die Platte nicht davon ab, wirklich schöne Ideen und Melodien in herrlich nostalgischer Verpackung zu bieten (Alleine “Talking With Siri” ist schon sehr ungewöhnlich und hörenswert).

Fazit:
Und damit sollte trotz des negativeren Untertons der Rezension kein Freund von Progressive Rock “Arc Of Life” unangespielt vergessen. Unter Abschaltung des Hirnbereichs, der für den Willen zum Taktverständnis verantwortlich ist, und purer Akzeptanz all dessen, was das Album für einen bereithält – kurz, darauf fest vertrauend, dass ARC OF LIFE schon wissen, was sie da machen – bekommt er doch ein in sich sehr interessantes und gutes Album, dass aber eben den Blick für eine gewisse Übersichtlichkeit, einen erkennbaren roten Faden innerhalb der einzelnen Songs einige Male verliert. Wäre “Arc Of Life” eine italienische Pizza, wäre sie gerollt: weniger leicht zu essen, das Gefühl auslösend, dass man das eigentlich anders hätte servieren können, aber eben auch immer noch verdammt lecker und zubereitet von absoluten Profiköchen.

Anspieltipps:
„Talking With Siri“, „Until Further Notice“ und „Just In Sight“

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

01. Life Has A Way
02. Talking With Siri
03. You Make It Real
04. Until Further Notice
05. The Magic Of It All
06. Just In Sight
07. I Want To Know You Better
08. Locked Down
09. Therefore We Are
10. The End Game

Jannis