REINFORCER Interview

Nahe meiner alten Heimat, genauer aus Paderborn kommen die Power Metaller von REINFORCER! Dieser Umstand und das Fullenght Debütalbum waren für mich Grund genug dem Lead Gitarristen der Band Niclas Stappert ein paar Fragen zu stellen.

J.P: Hallo Niclas, vielen Dank das du mir ein paar Fragen zu euch und zu eurem Debütalbum beantwortest. Zuerst, für die Leute die euch vielleicht noch nicht so kennen, stell dich und die Band doch einmal kurz vor und erzähle ein bisschen was zu eurem Werdegang?

N.S: Hallo Julian, nichts zu danken, wir stehen natürlich gerne Rede und Antwort. Wir, das sind fünf Jungs aus dem schönen Ostwestfalen-Lippe. Der Grundstein für die Band wurde 2015 von unserem Basser Marvin und mir gelegt. 2017 hatten wir allerdings erst das komplette Line-Up zusammen. Ein relativ langer Zeitraum also, bis wir nach Lasse am Schlagzeug und Tobias an der zweiten Gitarre mit Logan letztendlich auch noch den perfekt passenden Sänger gefunden hatten. Seitdem hat sich am Line-Up nichts mehr verändert, man könnte also sagen, dass sich die Geduld bei der Musikersuche ausgezahlt hat. 2018 haben wir dann auch relativ zügig unsere erste EP „The Wanderer“ rausgebracht, die schon sehr guten Zuspruch bekommen hat und ein halbes Jahr später dementsprechend vom Schweizer Label „Doc Gator Records“ nochmals auf Vinyl und Tape aufgelegt wurde.

J.P: Nach eurer Debüt EP, nun euer erstes komplettes Album. Dieses erscheint auf dem italienischen Label Scarlet Records. Gab es keine guten Angebote von deutschen Labels oder haben sie euch einfach das beste Angebot gemacht? Erzähl vielleicht mal etwas zur Labelsuche und eurer Wahl.

N.S: Unsre Labelsuche ist tatsächlich so abgelaufen, wie sich das vermutlich viele Leute so vorstellen. Nachdem das komplette Album aufgenommen, gemixt und gemastert war, haben wir die Scheibe digital oder per Post an die verschiedensten Labels in ganz Europa verschickt. Da war von den ganz Großen bis zu den ganz Kleinen alles dabei. Wir wollten einfach mal schauen, was so möglich ist und keine Optionen von vornherein ausschließen. Angebote gab es dann auch aus verschiedenen Ländern, wobei aus Deutschland tatsächlich weniger Feedback kam als aus Ländern wie Italien oder Griechenland. Bei Scarlet Records hat das Gesamtpaket dann einfach am besten gepasst. Das Label hat schon eine gewisse Strahlkraft und zeigt mit Bands wie Frozen Crown, dass sie in der Lage sind, aufstrebende Acts wirklich nach vorne zu bringen. So ist beispielsweise der Auftritt im Social Media Bereich super professionell, was nicht zuletzt ihr Youtube-Channel mit 125.000 Followern unter Beweis stellt. Zudem arbeiten sie mit den größten Distributionen zusammen und haben unzählige Kontakte. Neben all diesen Aspekten hat man auch gemerkt, dass die Jungs von Scarlet sich wirklich mit unserem Album befasst haben. In der Begründung, warum sie uns gern signen möchten, war unter anderem ein Kommentar zu jedem Song. In den weiteren Gesprächen hat sich dann auch gezeigt, dass wir eine ähnliche Philosophie verfolgen und so sind wir uns dann relativ schnell einig geworden.

J.P: Wie sind denn die Aufnahmen zu der Platte abgelaufen? Wann habt ihr damit angefangen und wie ist sie entstanden?

N.S: Nachdem Songwriting und Pre-Production abgeschlossen waren, sind wir im Mai 2020 zunächst ins Room89 Studio im heimischen Paderborn, um Gitarren, Bass und Gesang aufzunehmen. Im Room 89 hatten wir schon die EP eingespielt und produzieren lassen. Für Drums, Gitarren-Reamping, Mix und Mastering haben wir uns dann diesmal aber für das renommierte Kohlekeller Studio in Seeheim entschieden. Hier sind regelmäßig Größen wie Powerwolf oder Aborted zu Gast. Vor allem im Death Metal Bereich zählt der Kohlekeller zu einer der besten Adressen. Da hat unser Drummer Lasse dann im August fleißig bei der Arbeit mit Produzent Kai Stahlenberg geschwitzt, während Tobi und ich uns vor allem um den Grill und die Getränke gekümmert haben. Augen auf bei der Instrumentenwahl! 😀 Im September war dann schließlich alles fertig und die bereits erwähnte Labelsuche konnte losgehen. Zwischen Beginn der Recordings und Releasedate liegt also schon ein gutes Jahr.

J.P: Ist bei euch das Songwriting ein Thema für alle in der Band, oder wer übernimmt diesen Job bei euch?

N.S: Bei uns entstehen die Songs grundsätzlich nicht im Proberaum. Überhaupt proben wir gar nicht regelmäßig, sondern eher intensiv direkt vor Auftritten. Die meisten Ideen stammen in der Regel erstmal von mir, wobei sich Tobi mittlerweile mehr und mehr ins Songwriting mit einbringt. Meistens schicke ich dann die ersten Riffs rum und er schickt mir gegebenenfalls seine Ideen. Immer mal wieder treffen Tobi und ich uns aber auch bei mir im Home-Studio und wir arbeiten gemeinsam an Songs. Wenn ein Track weitestgehend fertig arrangiert ist, kommt dann Logan hinzu, der den Großteil der Texte schreibt. Der hat meistens schon irgendeine textliche Idee und ich die ein oder andere Gesangsmelodie im Kopf. Die beiden Teile bringen wir dann irgendwie zusammen und am Ende steht im besten Fall die fertige Songdemo. Lasse und Marvin müssen sich dann mit dem Zeug herumschlagen, das wir uns da wieder zusammengebastelt haben. 😀

J.P: Dazu passend die Frage, gibt es eine Hintergrundgeschichte oder eine Art roter Faden, der sich durch die Songs zieht? Ist das Ganze ein Konzeptalbum oder eher weniger?

N.S: Prince of the Tribes ist kein Konzeptalbum. Jeder Song ist eigenständig und erzählt in irgendeiner Form seine eigene Geschichte. Hierbei wandern wir quer durch die gesamte Historie der Menschheit und erzählen Storys aus verschiedenen Epochen. Das fängt bei der legendären Varusschlacht im Titletrack an, führt über den allseits bekannten Piraten Blackbeard in Black Sails bis hin zum modernen Luftkampf im Song Coup de Grâce. Meistens behandeln die Songinhalte wahre Ereignisse, bei Shieldmaiden oder Hand on Heart handelt es sich aber beispielsweise auch einfach um fiktionale Geschichten, wie sie vielleicht so oder so ähnlich in der Vergangenheit passiert sein könnten.

J.P: Kommen wir jetzt mal zum Album selbst. Einzelne Songs herauszupicken viel mir sehr schwer! Die Platte ist einfach saustark und erzählt eine wunderbare, schwermetallische Fantasy Geschichte. Gibt es für dich ein paar Songs die du vielleicht hervorheben würdest oder die du als besonders charakteristisch für REINFORCER siehst?

N.S: Erstmal danke für das Kompliment. Grundsätzlich setzen wir uns keine Vorgaben, wie ein Reinforcer-Song zu klingen hat, oder versuchen irgendwelchen Schemata zu folgen. Vielleicht trägt das auch ein wenig dazu bei, dass das Album doch schon ein recht abwechslungsreiches Gesamtpaket geworden ist. Als charakteristisch würde ich auf jeden Fall „Allegiance and Steel“ nennen, einfach weil man in ihm so ziemlich alles wiederfindet, was typisch für unsere Musik ist. Viele verschiedene Riffs, zweistimmige Gitarren, mehrere Soli und ein Refrain, der live durchaus zum Mitsingen einlädt. Mit „Black Sails“ bleiben wir uns treu und haben, wie auf der EP auch, wieder einen Piratensong auf die Scheibe gepackt. Mit „Shieldmaiden“ ist diesmal auch ein etwas melancholischeres Stück dabei und beim letzten Song „Z32“ spielen wir nochmal ein wenig mit verschiedenen Tempi und Dynamiken. Der hat irgendwie eine richtig interessante Atmosphäre und gefällt uns daher besonders gut, auch wenn er beim ersten Hören vielleicht ein wenig aus der Reihe fällt. Eine richtige Ballade sucht man auf dem Album allerdings vergeblich, alles in allem geht es schon ordentlich nach vorne würde ich sagen.

J.P: Ich erwähnte es schon, ihr kommt aus der Nähe meiner alten Heimat genauer aus Paderborn. Wie ist denn so die Metallandschaft da oben? Gibt es gute Auftrittsmöglichkeiten in der Nähe und eine gute Metalszene?

N.S: Also die Metalszene im Paderborner Raum ist durchaus intakt würde ich sagen. Sowohl was Fans als auch Bands betrifft. Das Wiederaufleben der Metal-Inferno Konzertreihe in Paderborn spiegelt das sehr gut wider. Aktuell fühlt sich das ganze natürlich sehr weit weg an, aber ich denke, dass das alles nach Corona wieder richtig aufleben wird. Wirklich gute Locations für Auftritte gibt es im direkten Umkreis leider eher wenige würde ich sagen, aber das ist heutzutage natürlich generell schwer, so etwas außerhalb der wirklich großen Städte zu etablieren.

J.P: Zurückblickend auf eure EP, wie zufrieden seid ihr denn damit auch bezüglich des Verkaufes der EP? Ich glaube sie kam damals auch über Doc Gator Records raus, oder? Wäre das nicht auch eine Labelwahl für euch gewesen?

N.S: Mit der EP waren wir auch im Hinblick auf den Verkauf sehr zufrieden. Sie war ursprünglich gar nicht mit einem kommerziellen Gedanken entstanden, sondern sollte einfach dazu dienen, der Metalwelt einen ersten Eindruck von unserer Musik zu verschaffen. Umso erfreuter waren wir natürlich, dass sich direkt ein Label für uns interessiert und die EP nochmal extra in zwei tollen Vinyl-Varianten aufgelegt hat. Die 100 farbigen Exemplare waren dann auch innerhalb eines Tages vergriffen, ein voller Erfolg also für Doc Gator Records und uns natürlich. Über die Jungs von Doc Gator lässt sich auch wirklich nur positives sagen. Eine Gruppe positiv Verrückter, die allesamt mit absolutem Herzblut dabei sind. Das merkt man dann auch in der tollen Aufmachung ihrer Releases. Während die Gators ihr Label ausdrücklich nur hobbymäßig betreiben, hat Scarlet da allerdings eine völlig andere Ausrichtung. Das spiegelt sich, wie schon erwähnt, natürlich auch in den Strukturen wider und wir haben uns nun bewusst für diese Herangehensweise entschieden.

J.P: Tja, Corona ist ja nach wie vor allgegenwertig, wie geht ihr denn damit um bzw. wie hat euch das in der Arbeit zum neuen Album beeinflusst? Können sich die Fans vielleicht noch auf das ein oder andere Video zur Scheibe freuen?

N.S: Besonders bei der Arbeit am Album war natürlich, dass man sich als Band nur sehr sporadisch und eher einzeln gesehen hat. Unsere Proben mit der gesamten Truppe kann man in der Zeit auch wirklich an einer Hand abzählen. Da zahlt sich natürlich aus, dass man in der heutigen Zeit wirklich alles digital austauschen kann und jeder Einzelne sich zu Hause auf die jeweiligen Recordings vorbereiten konnte. Am 11.06., also genau heute, wenn das Interview erscheint, wird auch das Musikvideo zu „Allegiance and Steel“ auf dem Kanal von Scarlet Records veröffentlicht. Also am besten direkt mal reinschauen. Aktuell laufen die Planungen für ein zweites Musikvideo auch noch, aber da müssen wir mal schauen. Ein Video mit ordentlicher Qualität ist immer mit hohen Kosten verbunden und wir wollen da keine Kompromisse eingehen und irgendwas veröffentlichen, was uns im Nachhinein vielleicht nicht mehr gefällt.

J.P: Niclas was steht denn aktuell und in der nächsten Zeit nun für REINFORCER an? Konzertpläne gibt es vermutlich viele, aber in die Glaskugel können wir ja leider nicht schauen!

N.S: Richtig, das ist momentan alles ein wenig schwierig. Wir hoffen natürlich, so schnell und oft wie möglich wieder auf die Bühne zu kommen, das ist doch das, was das Musikerdasein so schön macht. Zwei verschobene Shows stehen auf jeden Fall schon auf der Agenda. Am 27.11.2021 geht es nach Hamm zum Ragers Elite Festival und für April 2022 ist ein Nachholtermin der Heavy Stage Night in Osnabrück geplant.

J.P: Vielen Dank Niclas für deine Zeit und die interessanten Antworten! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte an die Fans da draußen gehören natürlich dir.

N.S.: Vielen Dank, es war mir eine Freude! Wir wünschen einfach allen Metalheads da draußen eine Menge Spaß mit unserem neuen Album. In der aktuellen Zeit ist es schöner denn je, einfach eine Platte aufzulegen und den Stress da draußen ein wenig zu vergessen. Wer Interesse an Vinyl, CD oder auch Merch von uns hat, schaut gerne mal auf www.reinforcer.de in unserem Shop vorbei. Schreibt uns auch gern auf Facebook, wenn ihr irgendetwas signiert haben möchtet oder es sonstige Sonderwünsche gibt. Und dann hoffe ich einfach, dass wir uns bald endlich wieder auf der Bühne oder vor der Theke sehen!

Julian

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Eine Antwort zu REINFORCER Interview

  1. Anonymous sagt:

    Sehr gutes Interview! Die Frage wie das Verhältnis von Reinforcer zu Paderborns zweiter Hartwurst Combo ist, hat zwar gefehlt. Aber die Musik entschöädigt doppelt und dreifach.

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