GEOFF TATE – King & Thieves


Band : Geoff Tate
Album : Kings & Thieves
Spielzeit :52 :07
Plattenfirma : INSIDE/OUT Music
Veröffentlichung : 06. November 2012
2012 war ein hektisches Jahr für alle Beteiligten im QUEENSRYCHE-Camp und es endet mit der unwirklichen Situation, dass es, zumindest bis zu einem klärenden Richterspruch, 2 konkurrierende Inkarnationen der Band gibt. Als Erster legt nun Sänger Geoff Tate, in Form seines 2ten Soloalbums, neues Material vor. Federführend war bei diesem Album Gitarrist und Produzent Kelly Gray, der bereits die QUEENSRYCHE Scheiben „Q2K“, „American Soldier„ und „Dedicated to Chaos“ (nicht gerade die Glanzpunkte des Bandkatalogs) betreut hatte und mittlerweile in Tates‘ QUEENSRYCHE Version den Gitarrenpart übernommen hat.
Nach den ernüchternden Ergebnissen der letzten QUEENSRYCHE Veröffentlichungen fällt auf „Kings & Thieves“ erst einmal die gelungene Produktion positiv auf. Der Sound ist druckvoll und räumlich, der Bass knurrt wie zu seligen „Empire“/„Promised Land“ Zeiten und Gray setzt immer wieder Akzente mit seinem herrlich unangepassten (Lead)Spiel. Große Experimente, wie sie zuletzt bei QUEENSRYCHE für reichlich Verwirrung bei den Fans gesorgt hatten, bleiben weitestgehend aus. TATE zieht seinen Stiefel hier konsequent durch und verfeinert weiter seine ganz eigene Vision von modernem Rock, die er auf den letzten QUEENSRYCHE Platten bereits umzusetzen versuchte. Das hat mit Metal natürlich nichts mehr zu tun und ist zu keinem Moment progressiv, vermittelt aber ein stimmiges Gesamtbild.
GEOFF TATE ist unbestreitbar ein technisch großartiger Sänger und er zeigt auf dieser Scheibe seine gesamte, imposante Stimmpalette. Dabei singt er so beseelt wie schon lange nicht mehr („Evil“) und verarbeitet, neben den gewohnt sozialkritischen Texten („Dark Money“, „Say U Luv It“), erwartungsgemäß auch einige persönliche Erfahrungen („The Way I Roll“, „Change“). Was er allerdings weiterhin nicht beherrscht, und das ist nicht nur die Krux dieses Albums, sondern auch bereits der weitgehend ungeliebten, letzten QUEENSRYCHE Veröffentlichungen, ist das Kreieren von packenden Melodielinien. Die Zeiten von Ohrwurm-Hooks der Marke „Eyes Of A Stranger“ oder „The Thin Line“ sind leider längst vorbei und so plätschern die Songs ohne nennenswerte Highlights gefällig am Hörer vorbei ohne Begeisterung zu entfachen. Kein Song ist zwingend oder beisst sich im Gehörgang fest. Lediglich die beiden abschliessenden Balladen „Change“ und „Waiting“, sowie der Rocker „Take a Bullet“ sind leichte Ausreisser nach oben.
Was bleibt ist ein zwiespältiger Eindruck, denn so überzeugend und ausgereift das musikalische Grundgerüst auch ist, so austauschbar und nichtssagend bleiben die Gesangslinien über die gesamte Spieldauer. Und doch macht mir die Platte streckenweise Spaß, nicht wegen, sondern trotz Tate’s (einfallslosem) Gesang.
Wertung:
Tracks:
01.   She Slipped Away
02.   Take A Bullet
03.   In The Dirt
04.   Say U Luv It
05.   The Way I Roll
06.   Tomorrow
07.   Evil
08.   Dark Money
09.   These Glory Days
10.   Change
11.   Waiting
Mario

THRESHOLD – March of Progress


Band: Threshold
Album: March of Progress
Spielzeit: ?? min
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 24.08.2012
Homepage: www.tresh.net
Ich glaube die britischen Progressiv Metaller THRESHOLD muss ich hier wirklich keinem mehr großartig vorstellen. Wenn doch, dann habt ihr definitiv seit 1980 nicht richtig aufgepasst, denn seitdem gibt es die Truppe.
Wer erinnert sich nicht an das Hammerdebüt „Wounded Land“ oder die Klassiker „Hypothetical“ oder „Critical Mass“. Leider hatte die letzten Jahren für die Briten nicht nur Sonnenschein zu bieten. Der langjährige Sangesgott Andrew „Mac“ McDermott musste leider aufgrund seiner schweren Krankheit den Platz hinterm Mikro räumen und mittlerweile ist der Gute leider auch von dieser Erde gegangen. Unsere Metalwelt hat dadurch, mal wieder, einen Riesenverlust erlitten, denn für manche, für mich ebenfalls, gehörte er zu einen der besten Metalsänger auf diesem Planeten!
An die Stelle von Andrew trat der Originalsänger aus den Anfangstagen der Band Damian Wilson, der zwar anders singt als Andrew und ihn natürlich nicht ersetzen kann, aber er schafft das was viele Sänger nicht schaffen, er verändert den Sound der Band ein wenig und macht in sich zu eigen. So viel sei schon mal verraten!
So kommen wir zum eigentlich Grund meines Schreibens hier, die Jungs sind nämlich mit ihrem neuen Album „March of Progress“ am Start und wollen uns auch hier erneut zeigen, das sie nichts von ihrer alten Stärke verloren haben.
Und das merken wir auch gleich beim ersten Song „Ashes“ zu dem es übrigens auch ein Video gibt. Der Song selbst wird mit schönen Keyboards eingeleitet, bevor ein genialer Groove das Ruder übernimmt und das angenehme Organ von Sänger Damian erklingt. Seine Stimme ist sehr klar und an manchen Stellen nicht so ausdrucksstark wie die vom guten Mac, aber das sind Kleinigkeiten über die sich streiten lässt. Der schon angesprochenen Groove und der super eingängige Chorus werten die Nummer richtig auf und somit ist der Opener gleich ein Knaller.
Das folgende „Return of the Tought Police“ fährt Geschwindigkeitsmäßig einen Gang zurück, dafür zeigt Damian hier alle Facetten seiner Stimme und der Chorus ist natürlich mal wieder ein wahrer Ohrenschmaus. Genau so möchte man eigentlich THRESHOLD hören, nachdenklich, mal gefühlvoll und dann wieder laut.
Und es geht eigentlich gnadenlos gut weiter, „Staring at the Sun“ ist so typisch für THRESHOLD, keine andere Band bekommt dieses Songfeeling, welches man beim Hören bekommt, so hin wie die Jungs aus England.
„Liberty, Complaceny, Dependency“, „Colophon“ und „The Hours“ alles Songs wo die Jungs von der Insel allen Nachwuchs Progbands zeigen wo der Hammer hängt und das sie zurecht, mit weitem Abstand die Sperrspitze des Prog Metal/Rock sind und auch bleiben!
Auch das erst, anders anmutende „That’s why we came“ steigert sich dann noch mal extrem und geht ebenso stark über die Ziellinie wie es auch die nachfolgenden „Don’t look down“ und „The Rubicon“ tun. Abschließend kann man festhalten das THRESHOLD mit ihrem neuen Album an ihre Glanztaten „Wounded Land“ oder „Hypothetical“ ohne Probleme anknüpfen können.
Anspieltipps:
Schwierig hier einzelne Songs zu nennen, das Album sollte man als Gesamtes genießen!
Fazit :
Was soll man über die Prog Größen von der Insel noch groß schreiben? Ich hatte ja ein wenig Sorge ob man den Ausstieg des langjährigen Sängers  Andrew „Mac“ McDermott  verkraften würde. Aber Ursänger Damain Wilson macht seine Sache, wie schon gesagt, sehr gut.
Man geht auf dem neuen Album auch ganz klar mehr in die Rock Richtung, was ich aber auch nicht schlimm finde.
“March of Progress” reicht auf jeden Fall an meine bisherigen Lieblinge „Hypothetical“ und „Critical Mass“ heran und reiht sich daher perfekt in die bisherige Diskography ein. Man fragt sich mittlerweile nur wo soll das noch hinführen? Seit Jahre liefern die Jungs ein starkes Album nach dem anderen ab, ob die Jungs auch mal einen Einbruch bekommen? Nun ja uns kann es egal sein, genießen wir einfach die aktuelle Klasse, der nach wie vor besten Prog Rock Band auf diesem Planeten!
WERTUNG:
Trackliste:
01. Ashes
02. Return of the Thought Police
03. Staring at the Sun
04. Liberty, Complaceny, Dependency
05. Colophon
06. The Hours
07. That’s why we came
08. Don’t look down
09. Coda
10. The Rubicon
Julian

MYSTERY BLUE – Conquer the World


Band: Mystery Blue
Album: Conquer the World
Spielzeit: ?? min
Plattenfirma: Road Show Productions
Veröffentlichung: 21.12.2012
Die Geschichte der True Metaller MYSTERY BLUE reicht bis ins Jahr 1982 zurück. Dort formierte Gitarrist Frenzy Philippon die Band und schnell erarbeitet man sich damals einen Namen in der hiesigen Rock und Metalszene. Dazu trugen natürlich die beiden ersten Alben „Mystery Blue“ und „Circle of Shame“ einen gehörigen Teil dazu bei. Nach den Veröffentlichungen wurde es ein wenig Stil um die Band. 1996 reformierte Frenzy die Band wieder mit seinen neuen Mitstreitern Nathalie Geyer (Gesang), Dany Ohlmann (Bass) und Vince Koehler. In dieser Formation nahm man zwei Alben auf, bevor 2005 der Bassist weichen musste, der aber auch nur bis 2011 blieb und dann durch den aktuellen Bassist Matt Gabnai ersetzt wurde.
Bis zum heutigen Tag nahm man sechs Alben auf, die hier in Deutschland mehr oder weniger erfolgreich waren, mir war die Band bislang nicht sehr aufgefallen, obwohl man auch an der Livefront fleißig war, tourte man doch mit so Größen wie DESTRUCTION, PARAGON, REBELLON oder WOLF.
Nun sind wir in der Gegenwart und dieser Tage steht die Veröffentlichung des neuen, siebten Albums „Conquer the World“ an.
Hoffen wir mal, dass der Band mit dem Album endlich der Durchbruch gelingt. Um das festzustellen horchen wir doch gleich mal in den Opener und Titeltrack „Conquer the World“ rein. Und hier zeigt die Band gleich was die Uhr geschlagen hat! Eins A Riffs und ein sattes Drumming schlagen uns entgegen, untermalt wird das Ganze dann sehr schön mit dem kraftvollen Gesang von Fronterin Nathalie. Der Chorus sitzt, die Nummer schiebt, ein perfekter Opener und Titeltrack.
Auch beim folgenden „Innocent Crime“ macht die Band keine Gefangenen und setzt den eingeschlagenen Weg ohne Schlänker fort. Zwar ist die Nummer hier nicht ganz so zwingend wie der Vorgänger, ein guter Song ist es aber alle Male.
Richtig fliegt die Kuh dann wieder bei „Running with the Pack“ wo der PARAGON Fronter Andreas Babuschkin ordentlich mitmischt. Die Nummer geht richtig gut nach vorne und entwickelt sich zu einer der besten auf dem gesamten Album. Geil!
Auch der folgende Doppelschlag bestehen aus „Evil Spell“ und „Cruel Obsession“ kann sich absolut hören lassen.  Die Band schafft es hier ohne Probleme den Hörer bei Laune zu halten. Schöne treibende Riffs, wechseln sich mit gelungenen Melodien ab und über allen thront der Gesang von Nathalie der, so ist mein empfinden, im Verlauf der Platte immer stärker wird.
„Ticket to Hell“, „Keep on Dreaming“ und „Guardian Angel“ das sind die Nummern die einen als nächstes überzeugen können. Verschweigen möchte ich aber nicht die ein oder andere etwas schwächere Nummer, die sich mit „Road of Despair“ und „Accroche – Toi A Tes Reves“ auch eingeschlichen haben.
Anspieltipps:
Als Erste gehen hier ganz klar der Titeltrack “Conquer the World”, “Running with the Pack”, “Cruel Obsession” und “Keep on Dreaming” über die Ziellinie.
Fazit :
MYSTERY BLUE waren mir bislang kein großer Begriff. Schön das sich das jetzt geändert hat. Denn das neue Album der Franzosen kann sich wirklich hören lassen! Man schafft es schöne Melodien, mit satten Riffs zu kreuzen und hat immer den notwendigen Druck im Kessel damit das Album nicht zu langweilig wird oder man mit zu viel True Metal überfahren wird.
Im letzten Teil lassen die Mannen um Mastermind Frenzy zwar ein klein wenig nach, aber ansonsten hat man hier ein ordentliches Album zusammen geschraubt.
True Metal Fans mit einem Faible für weiblichen Gesang sollten hier auf jeden Fall mal genauer rein hören.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Conquer the World
02. Innocent Crime
03. Running with the Pack
04. Evil Spell
05. Cruel Obession
06. Ticket to Hell
07. Keep on Dreaming
08. Road of Despair
09. Behind those Walls
10. Guardian Angel
11. Accroche – Toi A Tes Reves (Bonus Track)
Julian

EDGE OF PARADISE – Mask


Band: Edge of Paradise
Album: Mask
Spielzeit: ?? min
Plattenfirma: Shredrock Records
Veröffentlichung: 2012
Die Industrial Heavy Metalband EDGE OF PARADISE war mir bislang noch vollkommen unbekannt. Das änderte sich, als mich die Frontfrau Margarita Monet anschrieb und mich bat doch einmal in ihr Debütalbum „Mask“ reinzuhören. Gesagt, getan und Minuten später war klar, diese Scheibe sollten wir besprechen und so der Band helfen auch hier bei uns ein wenig bekannter zu werden.
EDGE OF PARADISE wurden 2011 aus der Asche der ehemaligen Band BLEED des Gitarristen Dave Bates gegründet.
Aktuell besteht die Band wohl nur aus Margarita und Dave und ansonsten holen sich die zwei wohl Gast und Studiomusiker an Bord. Die beiden anderen Musiker die das mir vorliegende Debütalbum eingespielt haben sind Gregg Bissonette (DAVID LEE ROTH, Schlagzeug) sowie Bassist Tony Franklin (THE FIRM, BLUE MURDER
Für den Backgroundgesang wurde Robin McCauley (MSG) verpflichtet, der sich auch gleich mal als Co Songschreiber verdiente.
Eine Menge Chaos also, wir versuchen jetzt zumindest musikalisch mal etwas Ruhe reinzubringen indem wir dem Opener „Falling Down“ lauschen. Zum Anfang klingt die Nummer irgendwie nach einem Trash Song, aber weit gefehlt, kurz danach übernimmt der stampfende Rhythmus und der aggressive Gesang von Frontfrau Margarita das Zepter und ab geht die wilde Fahrt durch den gelungenen Opener, der Lust auf mehr macht.
Im Anschluss gibt es einen bärenstarken Doppelpack bestehend aus „Tail of the Gun“ und „Mask“ der sich im Verbund sehr gut hören lässt. Am prägensten hierbei sind die Chöre die sich richtig fest in die Gehörgänge fressen, das kann ich euch versprechen!
Nach den ersten drei Volltreffern bin ich gespannt wie es weitergeht. Mit „We breath“ kann man das Niveau der starken Vorgänger nicht ganz halten.
Das anschließende „Thrown it all away“ geht wieder voll auf die Zwölf und „Walk the Line“ weiß absolut zu überzeugen. Verantwortlich dafür sind wieder diese klasse Chöre, die für so eine junge Band echt bemerkenswert sind.
Im letzten Abschnitt der Platte lässt die Truppe noch drei instrumentale Tracks auf uns regnen bevor man dann das Ende findet. Hmm ich hätte mir hier noch den ein oder anderen richtigen Song gewünscht, so bleibt leider ein kleiner fader Beigeschmack!
Anspieltipps:
Ihr solltet euch auf jeden Fall “Falling Down”, “Tail of the Gun”, “Mask” und “Walk the Line“ mal genauer reinziehen.
Fazit :
Zum Anfang konnte ich mit dem Debütalbum von EDGE OF PARADISE noch nicht so recht anfreunden, nach und nach kam aber auch bei mir die Begeisterung durch und die Songs entwickelten sich. Viele der Songs haben ihren ganz eigenen Charakter und man merkt, dass man ordentlich viel Arbeit in das Songwriting gesteckt hat.
Der Gesang von Frontfrau Margarita ist auch ganz ordentlich geraten, obwohl es sicherlich stärkere Sängerinnen auf diesem Planeten gibt.
Die Produktion ist vermutlich nicht jedermanns Sache, zum Ende der Platte hin sind es mir zu viele instrumentale Songs und auch am Stil der Band werden sich die Geister scheiden. Ansonsten sollten moderne Metalfreunde aber hier mal einen genaueren Blick drauf werfen!
WERTUNG:


Trackliste:
01. Falling Down
02. Tail of the Gun
03. Mask
04. We breath
05. Thrown it all away
06. Walk the Line
07. Shredenstein
08. I come in Peace
09. Fire
Julian

SHOTGUN ALLEY – Dying To Survive

Band: Shotgun Alley
Album: Dying To Survive
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.shotgunalleyrock.com

Die Welt ist eine Ungerechte. Das wiederfährt jedem von uns – öfter als einem lieb ist. Doch dass jetzt auch noch einer der größten Hoffnungsträger in Sachen Rock die Brocken hinschmeisst, ist echt traurig. Nach gut 3 Jahren und eben so vielen Releases trennen sich die Jungs von SHOTGUN ALLEY ganz unerwartet. Das Einzige, was uns noch bleibt, ist ihr finales Vermächtnis „Dying To Survive“, welches unlängst erschienen ist. Noch einmal verwöhnt uns der Sechser aus Neuseeland mit ihrer unnachahmlichen Mischung aus Classic Rock mit Arena Feeling und modernen Elementen. Noch einmal 10 Songs von Josh, Jimmy, Davie, Mark, Bahador und Karl, die seinesgleichen suchen. Und noch einmal gibt es das alles für lau, denn Ihr könnt Euch wie schon in der Vergangenheit, das komplette Album kostenlos und legal von der Bandhomepage downloaden.

Das sollte aber nicht die Antriebsfeder sein, Euch mit dieser Band auseinanderzusetzen. Denn „Dying To Survive“ ist – wie soll es auch anders sein – wieder einmal schön knackig produziert. Einen solchen Sound sucht man oft bei den Großen vergebens. Und wer kann schon von sich behaupten, ganz mühelos einen solchen Genremix hinzubekommen wie ihn der Opener „Back In Style“ zu bieten hat. Kräftige Gitarren, eine dröhnende Hammondorgel und eine unbändige Energie zeigen noch einmal, aus welchem Holz dieses Sextett geschnitzt ist. „Youth United“ beginnt mit Beats aus der Konserve, wandelt sich aber schon bald zum reinrassigen Rocksong mit großen Hooks und toller Atmosphäre. „Run“ könnte wohl vom Support Slot für die Briten DEF LEPPARD in Auckland inspiriert worden sein, denn der Song verbindet die Trademarks der Neuseeländer mit denen der Hardrockinstitution aus Sheffield. Und wer manchmal einen Mitgröl-Refrain bei SHOTGUN ALLEY vermisst hat, wird beim gefälligen „No!“ fündig. Aber auch Balladen dürfen natürlich nicht fehlen, dafür sorgen Stücke wie „Closer“ und „Breathing“. Im weitereren Verlauf wird aber hauptsächlich gerockt, mal härter („Escape“ und „Gunshot“) und mal softer („Test Of Time“). Das abschließende „Explode“ zieht noch mal alle Register und hinterlässt ein wohliges Gefühl, das allerdings auch von etwas Traurigkeit durchzogen ist.

„Dying To Survive“ ist leider das Finale einer großartigen Band, die so viele tolle Momente hatte. Aber die Jungs treten mit einem großen Knall ab, denn auch ihr drittes Werk ist brilliant und für jeden Fan melodisch harter Mucke zu empfehlen. Bleibt mir nur noch, den Jungs alles Gute zu wünschen und zu hoffen, den ein oder anderen in einer neuen Formation wieder zu hören. Meine tiefe Verneigung!

WERTUNG: 

 

 

Trackliste:

1.Back In Style
2.Youth United
3.Run
4.No!
5.Closer
6.Test Of Time
7.Escape
8.Gunshot
9.Breathing
10.Explode

Stefan

CHARM CITY DEVILS – Sins

Band: Charm City Devils
Album: Sins
Spielzeit: 38 min   
Plattenfirma: Eleven Seven Music
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Homepage: www.charmcitydevils.com
 

„Let’s Rock-N-Roll“, das war 2009 der Titel des Debütalbums der US-Amerikaner Charm City Devils. Und auch auf ihrem diesjährigen zweitem Werk „Sins“ hat diese Devise mehr denn je ihre Gültigkeit.

Die fünf Musiker aus Baltimore, Maryland wurden vor drei Jahren – damals noch namenlos – vom renomierten Rocklabel Eleven Seven Music unter Vertrag genommen und verdanken ihren jetzigen Namen niemand geringeren als Nikki Sixx, seines Zeichens Mötley Crüe Bassist und Eleven Seven Chairman.

Viele Vorschusslorbeeren also, aber werden die Charm City Devils selbigen auch gerecht? Diese Frage kann ich nur mit einem klaren „Ja“ beantworten.

Stilistisch zocken die Jungs einen launigen Mix aus eingängigem angebluesten Hardrock wie ihn z.B. Buckcherry schon seit vielen Jahren pflegen und „modernen“ Hardrock der Marke Alter Bridge /Shinedown.

Bereits der Albumopener „Spite“ drückt das Gaspedal voll durch. Hier werden dem Hörer ohne große musikalische Umwege fette Gitarren, ein druckvoller Drumsound und ein eingängiger Chorus serviert. Und das war erst die Vorspeise! „Unstoppable“ setzt locker direkt nochmal einen oben drauf, ein Rockdiscohit allererster Kajüte!

Der dritte Song auf „Sins“ sticht für mich besonders hervor. Denn hierbei handelt es sich um „Man Of Constant Sorrow“, ein fast hundertjähriges Ur-amerkanisches Traditional, dass wohl 1961 seine größte  Berühmheit durch eine Bob Dylan – Interpretation erringen konnte.  Manche von euch haben das Stück vielleicht auch vor einigen Jahren im  George Clooney Film „O Brother, Where Art Thou“ zu Gehör bekommen.

Den Jungs gelingt es spielend dem Lied ihren eigenen Stempel aufzudrücken und Sänger John Allen klingt hier stimmlich teilweise sogar ein bisschen wie eine Mischung aus Jerry Cantrell (Alice in Chains) und Scott Weiland (Stone Temple Pilots).

Ein weiteres Highlight ist „Devil Is A Woman“, ein lässiger Southern Rocker bei dem man sich stellenweise an die neueren Werke von Kid Rock und Lynyrd Skynyrd erinnert fühlt.

Nach zehn Songs die sich größtenteils im Mid – und Uptempo Bereich bewegt haben, gibt es ganz zum Schluss mit „All You’ll Ever Need“ noch eine gelungene Ballade die ich mir locker in der Heavy Rotation diverser Radiostationen vorstellen kann – falls die zur Abwechslung mal was anderes als Lady Gaga, Kesha und Konsorten spielen würden…

Fazit:

Mit den Charm City Devils wird in Zukunft zu rechnen sein. Wer auf schnörkellosen modernen Hardrock steht, sollte in die Band unbedingt mal reinschnuppern.
 
WERTUNG:

 
 

Lineup:

John Allen  : Vocals
Vic Karrera : Gitarre
Nick Kay : Gitarre
Anthony Arambula : Bass
Jason Heiser  : Drums

Trackliste:

1. Spite (3:33)
 2. Unstoppable (3:20)
 3. Man Of Constant Sorrow (3:43)
 4. Still Alive (3:44)
 5. Walk Away (3:20)
 6. Devil Is A Woman (3:31)
 7. Start It Up (3:29)
 8. Love N War (3:19)
 9. Blame (3:21)
 10. Problem (2:45)
 11. All You’ll Ever Need (4:11)
 
Marco

HELLSINGLAND UNDERGROUND – Evil Will Privail

Band: Hellsingland Underground
Album: Evil Will Prevail
Spielzeit: 44:23 min
Plattenfirma: Killed By Records
Veröffentlichung: 11.01.2013
Homepage: www.hellsinglandunderground.com

HELLSINGLAND UNDERGROUND sind eine Band, die ihrem Publikum in den letzten beiden Jahren einige Live-Auftritte geboten haben; sie sind nämlich einen Großteil der Zeit auf Tour gewesen. U. a. hatten sie die Ehre, sowohl als Schlussband beim Internationalen Filmfestival in München und auch im Hochsicherheitsgefängnis Bielefeld zu spielen. Auch aktuell stehen wieder Live-Auftritte für die Schweden an. HELLSINGLAND UNDERGROUND sehen sich als altmodische Rockband. Veröffentlicht wurden seit 2008 drei Alben. Charlie Granberg (Sänger und Harmonikaspieler) war zwar tief in der Stockholmer Rock-Szene, hatte aber erst Erfolg als Musiker, als er nach Hause, ins Städtchen Ljusdal, zurückkehrte, und dort ein ländliches Familienleben begann. Mitstreiter sind Mats Olsson (Gitarre), Peter Henriksson (Gitarre), Henning Winnberg (Klavier und Orgel), Martin Karlsson (Bass) und Patrik Jansson (Schlagzeug).
Das Cover des Albums hat einen türkisfarbenen Hintergrund und einige propere Engel darauf, die herumschweben. Zwischendurch ein paar Symbole des Bösen wie Dämonenfratzen.

„Singing While The World Dies“ ist ein unbeschwerter Gute-Laune-Song. Leichtlebig und eingängig, verleitet zum Mitsingen. Nachfolgend „The Lost River Band“ ist auch so ein Ding. Hört sich leicht wie Country an. Die Gitarren jammen gemütlich, das Schlagzeug und der Bass haben einen gemütlichen Takt. Zum Abschluss liefern sich Gitarre und Drums einen Wettstreit. Super! Mit nettem Pianogeklimper geht es zum dritten Stück: „Evil Will Prevail“. Man fühlt sich beinahe wie einem Western-Saloon! Eine schöne Ballade ist „Black Clouds On The Horizon“, der eine Art Momentaufnahme ist, bei dem Granberg aus dem Fenster schaut, die Sonne untergehen sieht usw. Kann man sich gut vorstellen, man sitzt dort, sieht in den Himmel und macht sich Gedanken über das Leben… Bei „You Shine The Dark Away“ war ich dann ein wenig in Gedanken. Ein netter Song, sentimentaler Titel, aber irgendwie eher so ein Ding, bei dem man abschaltet. Es folgt als ruhige und rhythmische Ballade „King Of Nothing“. Schönes Gitarrenspiel. Ein sehr kurzes Stück. Aber lieber kurz und knackig als lang und schlapp. Country-Western-Feeling wieder bei „In The Evening“. Locker, leicht und fröhlich. Lustige Piano-Einlage zwischendurch. Auch mit „Midsummer’s Wreath Meltdown“ geht es in dem Stil weiter. Sentimental wird es dann wieder bei dem desillusionierenden Song „I Just Don’t Believe In Love“. Schöne Ballade, trauriger Text… Mit hohen Gitarren und Pianospiel. Ruhig geht es auch bei dem Schluss-Stück zu – „They All Grew Old While I Grew Young“. Naja, zugegeben, manchmal fühlt man sich so… Klingt nett aus, das Liedchen…

Ja, eine altmodische Rock-Band, das sind HELLSINGLAND UNDERGROUND dann wohl. Ich hätte sie spontan in die Great Western Civilization eingestuft, nicht aber nach Schweden. Man fühlt sich zum Teil wirklich, als sei man in einem John Wayne-Film gelandet.,

Anspieltipps: „Singing While The World Dies“, „The Lost River Band“, „In The Evening“, I Just Don’t Believe In Love“

Fazit : Nicht für die ganz Harten, aber wer ein Faible für rhythmische Rock-Musik hat und sich auf ein unbeschwertes Lebensgefühl einlassen möchte, dem würde ich zum Kauf raten.

WERTUNG:

Trackliste:

1.    Singing While The World Dies 4:27
2.    The Lost River Band 5:49
3.    Evil Will Prevail 4:17
4.    Black Clouds On The Horizon 3:40
5.    You Shine The Dark Away 3:54
6.    King Of Nothing 2:26
7.    In The Evening 3:47
8.    Midsummer’s Wreath Meltdown 4:07
9.    I Just Don’t Believe In Love 4:55
10.     They All Grew Old While I Grew Young 9:01

Sandra

BOIL – aXiom

 Band: Boil
Album: aXiom
Spielzeit: 45:82 min
Plattenfirma: Vicisolum Productions
Veröffentlichung: 15.02.2013
Homepage: www.facebook.com/Axiom2013

Meer, leicht kurvige Landstraßen, Sandstrände noch und nöcher und Wiesen, Wiesen, Wiesen – und ein paar kleine Wäldchen… BOIL kommen aus dem schönen Dänemark, genauer gesagt aus der Universitätsstadt Aarhus. Gegründet wurde die Band 2004 und 2007 veröffentlichten sie ihr Debütalbum. „aXiom“ ist nun die insgesamt vierte Scheibe. BOIL bestehen aus Jacob Løbner (Gesang), Stig Nielsen (Gitarre), Kenneth Avnsted (Gitarre), Kristian Outinen (Bass) und Mikkel Ib (Schlagzeug).

Das Cover, bei dem Travis Smith seine Hand im Spiel hatte (u. a. hat er auch für Nevermore und Katatonia entworfen), ist dunkel und ein wenig düster gehalten. Düster, melancholisch… Darauf sind neben dem Band- und Albennamen u. a. ein Insekt und alte Schriftstücke zu erkennen.

Düster ist auch die Stimmung, die das „aXiom“-Album verbreitet. Zur Herbst- und Winterzeit ist die skandinavische Ecke ja auch durchaus ein Stück der Welt, zu der Einsamkeit, Mysterien und Melancholie passt.

Der Titel „Sphere“ ist schon sehr gut gewählt, man kann die Atmosphäre in sich aufnehmen. Dunkler Bass, dazu langsamer Schlagzeugbeat, geheimnisvoller Gesang. Das einzige, was etwas heller ist, sind die Keyboardklänge zwischendrin. Freundlicher und heller ist – eigentlich überraschend – „The Center Of Rage“. Hier singt Lobner wesentlich unbeschwerter und auch die Instrumente wirken  irgendwie leichter. Bei dem Titel hätte ich etwas komplett anderes erwartet. Gleiches gilt bei „Sever The Tie“ – gut, „unbeschwert“ nicht in dem Sinne, dass BOIL plötzlich Partystimmung verbreiten; ein Quentchen Schwermut ist eben immer mit dabei. Gut herauszuhören sind Bassklänge. Auch etwas Elektronisches ist im Spiel. Ziemlich melodisch und fast schon als eingängig zu bezeichnen ist „Moth Of The Flame“. Eine schöne und sanfte Ballade ist „Darkest“. Zarte Gitarre, sanfter Gesang… Der Beginn von „Equlilibrium“ besteht aus geheimnisvollen Worten, die leider kaum zu verstehen sind, untermalt von Bass und Gitarre. Ein wenig langweilig ist dazu der Gesang, der eher nebenbei läuft. „Heretic Martyr“ ist eher ein Mitläufer-Song. Ganz nett, aber nicht so wahnsinnig interessant. Endet ziemlich abrupt. Auch der Nachfolger „Vindication“ ist nett anzuhören – nebenbei. Er hat eine Gesamtspielzeit von fast 8 Minuten. Zwischendurch ein anfangs leises, dann lauter zu vernehmendes Zwischenspiel, das den Song quasi in zwei Songs in einem trennt. In der zweiten Hälfte hat das Stück dann mächtig „Kawumm“. Hier auch einige stimmliche Growls bis wieder auf normalen Gesang umgestiegen wird. „Ashes“ ist ein instrumentales sphärisches Stück, ruhig und melodisch, mit viel Elektronik. Es folgt ein eher gebrülltes als gesungenes „Sunbound“. Melodiöser geht es bei dem letzten Stück zu – „Almost A Legend“. Klingt langsam aus…

Interessantes Album für kältere und längere Tage, ist zumindest meine Meinung. In der Zeit werde ich immer leicht melancholisch und irgendwie passt es.

Anspieltipps: “Sphere”, “Moth Of The Flame”, “Darkest”

Fazit :  Ist ein nettes, manchmal etwas langweiliges Album. Passt gut in die dunkle Zeit des Jahres. Kann man so nebenbei gut dudeln lassen.

WERTUNG:

Trackliste:

1. Sphere 3:27
2. At the Center of Rage 3:57
3. Sever the Tie 3:57
4. Moth to the Flame 3:36
5. Blink of an Eye 3:28
6. Darkest 3:30
7. Equilibrium 5:16
8. Heretic Martyr 3:54
9. Vindication 7:51
10. Ashes 1:41
11. Sunbound 3:28
12. Almost a Legend 4:57

Sandra

ESCAPE – Unbreakable

Band: Escape
Album: Unbreakable
Spielzeit: 50 min   
Plattenfirma: Z Records
Veröffentlichung: 24.09.2012
Homepage:  www.z-records.com

AOR und Melodic Rock „von der Insel“ erfreute sich unter Genreliebhabern  in den letzten drei Jahrzehnten sicher nicht allzu geringer Beliebtheit. Zwar heisst es in regelmäßigen Abständen immer wieder, dass klassischer Hardrock in Großbritannien so gut wie tot sei, aber wenn man die musikalische Landschaft mal etwas genauer betrachtet, gab und gibt es doch immer wieder viele vereinzelte kleine und große Perlen zu entdecken.

Was wäre das Genre z.B. ohne die Klassiker der Engländer Magnum? Oder Dare? FM? Strangeways? Man könnte die Liste fast beliebig lange weiter führen und trotzdem immer wieder etwas Neues finden.

Und genau an diesem Punkt kommen Escape ins Spiel. Die segeln mit ihrem Debütalbum „Unbreakable“ nämlich ziemlich genau in den selben Gewässern wie die von mir oben genannten Gruppen.

Speziell von den Genregöttern FM und den Strangeways scheinen sich die Herren eine ganze Menge abgeschnitten zu haben. Die Stimmfarbe von Frontmann Stevie klingt wie eine Mixtur aus Terry Brock und  Steve Overland, die majestätische Tastenarbeit von Keyboarder Roland Moog (Kein Scheiss, der heisst wirklich so!) ist absolut erstklassig und auch die Drums und die Gitarrenarbeit lassen absolut keine Wünsche offen. Hier sind absolute Profis am Werk die in der Vergangenheit unter anderem bereits mit Magnum Sänger Bob Catley musiziert haben.

Der Longplayer startet mit der hymnischen Upbeat – Nummer „Still Alive“, deren dominante Keyboards in den nächsten knapp 50 Minuten absolut charakteristisch für das Album sein werden. Der erste richtige Höhepunkt – und für mich im Grunde genommen auch der wahre Albumopener –  folgt gleich darauf mit dem Titelsong „Unbreakable“.  Was die Jungs in dem Song abziehen ist britischer AOR at its Best! Vielleicht geht es nur mir so, aber ich hör hier sogar deutliche Parallelen zu FM’s „That Girl“ vom 1986er Klassiker „Indiscreet“ raus.

Weitere Highlights gibt es mit dem beschwingten „A Night To Remember“ , der an Tyketto erinnernden Nummer „Moment In Time“ und dem Rocker „Rescue Me“, der vor allem durch die geile Gitarrenarbeit punkten kann.

Fazit:

Freunde des tief in den Achtziger Jahren verwurzelten AOR made in the UK kommen an Escape nicht so einfach vorbei. Wenn die Jungs beim nächsten Album vielleicht sogar noch ein klitzekleines bisschen eigenständiger zur Sache gehen, erwarten uns von Escape in den nächsten paar Jahren noch einige große Dinge!

WERTUNG:

Lineup:

Stevie K. : Vocals
Vince Oregan : Gitarre
Andy Mills: Bass
Andy Pierce : Drums
Roland Moog: Keyboard

Trackliste:

1. Still Alive
2. Unbreakable
3. Best Of Me
4. Living On The Wrongside
5. Read Between The Lines
6. New Horizon
7. Night To Remember
8. Moment In Time
9. Bring You Down
10. Rescue Me
11. Heartbreak City (Bonus Track)

Marco

JOHN CORABI – Unplugged

Band : John Corabi
Album : Unplugged
Spieldauer : 65:24 min
Plattenfirma : Rat Pak Records
Veröffentlichung : 13.11.2012
Homepage : www.johncorabi.com

Geilomat!

(Eigentlich könnte ich die Rezension hier schon beschließen, es ist alles Wichtige gesagt. Aber der Form halber stelle ich dieses Kleinod dann doch noch genauer vor.)

Was braucht es mehr als eine Handvoll guter Songs, einen formidablen Sänger und geschmackvoll, sowie aufs Nötigste reduzierte Arrangements? Genau, gar nichts Weiteres braucht der Rockfan zum glücklich sein. JOHN CORABI, den meisten wohl bekannt als kurzzeitiger Vince Neil Ersatz bei Mötley Crüe, bietet auf seiner einfach „Unplugged“ betitelten ersten Soloscheibe 5 neue Kompositionen, sowie 7 umarrangierte Songs von den wichtigsten Stationen seiner bisherigen Karriere: THE SCREAM, MÖTLEY CRÜE und UNION. Bereits nach den ersten Takten dieser Platte fühle ich mich an die guten alten Zeiten erinnert, als TESLA mit ihrem wegweisenden „Five Men Acoustical Jam“ die Unplugged-Welle einläuteten und die alte Musikerweisheit, dass ein guter Song auch mit der Akustischen (immer und überall) funktioniert, in die Tat umsetzten.

JOHN CORABI hat sich im Laufe seiner langen und von vielen Höhen und Tiefen gezeichneten Karriere eine enorme musikalische Autorität erarbeitet, die zu jeder Sekunde dieses Albums durchscheint. Seine Phrasierungen, die nie einstudiert wirken, sondern zu jedem Moment impulsiv rüberkommen, gehen durch Mark und Bein. Mal heult er mit den Wölfen („Are you waiting?“), im nächsten Moment röhrt eine Mörderstimme durch die Boxen (MÖTLEY CRÜE‘s „Hooligan’s Holiday“) um dann gleich im Anschluss gefühlvolle Geschichten aus dem Leben zu erzählen (wie im THE SCREAM Genre-Klassiker „Father, Mother, Son“). Und genau hier liegt die Stärke dieses Albums: ich kaufe CORABI jedes Wort und jede einzelne Note ab. Nichts klingt gekünstelt oder gestellt, hier geht es einzig um die Musik und das Gefühl dahinter.

Dass CORABI mittlerweile in der Country-Hauptstadt Nashville lebt, findet seinen Einschlag in den fantastischen, mehrstimmigen Backingvocals, die seine beeindruckend souveräne Backingband beisteuert. Überhaupt gibt es an der Platte keinen einzelnen Song groß hervorzuheben oder eine Leistung besonders zu loben. Hier spielt ein sympatisches Team dermaßen locker und attitüdenfrei das runter, was ihnen am Herzen liegt, dass jeder (Hard)Rockfan mit nur einem Funken Seele im Leib feuchte Augen bekommen muss. Spektakulär ist an der Scheibe natürlich nichts und es hätten durchaus ein paar mehr neue Songs dabei sein können. Aber das sind Nebensächlichkeiten die  nichts an der Tatsache ändern, dass mich diese Scheibe bei jedem Durchgang von Neuem gefangen nimmt. Ich bin beeindruckt.

Als Bonus bietet die CD noch ein etwa 14-minütiges, unterhaltsames Radio-Interview. Es bleibt zu hoffen, dass die darin mehrmals erwähnte Neuauflage der THE SCREAM Scheibe (nebst Live-Konzert als Bonus CD) tatsächlich demnächst erscheint.

WERTUNG:

Trackliste:

01. Love (I Don’t Need It Anymore)
02. If I Never Get To Say Goodbye
03. Are You Waiting?
04. Crash
05. Everything’s All Right
06. Father, Mother, Son
07. Hooligan’s Holiday
08. If I Had A Dime
09. Loveshine
10. Man In The Moon
11. Open Your Eyes
12. I Never Loved Her Anyway
13. 2012 Interview (Bonus Track)

Mario